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Gntomologisclie Zeitung.
HeraHSgej>t'l>en
von ileni
entomolog'isclieii ^^ereine
STETTIN.
Z \\ e i u 1 1 (1 f ii u t'z i s •'^ t e r J a li y s; a n o.
Stettin 1891.
l>iiick \ () II li,. ( 1 rass ai an u.
%
Kiitoiimlogii^elie Keituiis*
lKM'ausu"euel)eii
von (loiii
(iiloniolos:isclien Vereine zu üleliiii.
li c il a c t i (» II : in Conimissioii bei den LJuchhandl.
r. „ . . , ^ , ,. .^ , Fr. Fleischer in I^eipziy und R. Fried-
Di-. Heini'ich Dohm, \ oi-t^itzcnder. ... , „ „ ,^ •" ,, ,.
lander & Sonn m l>erlin.
Nr. 1-3. 52. Jahrgang. Januar— März.
Kille neue (Ihivij^eiide aus lladagaskar
(Rhynchoclaviger Cremastogastris), mit einigen vergleichenden
biologischen Bemerkungen.
^'(Ul K. lYaiüiiiaiin. .S. -J. (Prag).
(Hierzu Tafel I.).
Durch die gütige Vermittlung von Herrn Dr. C. A. Dohru
erhielt ieh von Herrn Fr. Sikora aus Madagaskar 4 Stück einer
neuen Clavigeride, die ich nacii ihrer Kopl'bikhmg und nach
ihrer Wirthsameise (Cremastogaster. Schenki For. i. 1.) Riiyii-
choclaviger Cremastogastris nennen \\iil. Zuerst will
ichSikoras Fundbericht wiedergeben, den er der Sendung
l)eifügte. dann die Thierchen beschreiben und einige ver-
gleichende l)iologiselie Bemerkungen anschließen. Für
die Bestimmung der Wirthsnmeise statte ich Herrn Dr. Aug.
Forel hiermit m(Mnen Dank ab"'').
..Fundort bei Andrangoloka, eine Tagereise zu Fuß, ONO
v<jn der Hauptstadt, am Rande des Hochplateau's, in 1600 m
Meereshohe. In den Nestern der Ameise, welche der Sendung
l)eiliegen. Die Nester sind hlos im Urwald, auf den Räumen,
meist zwischen Astgabeln angelegt:, sie bestehen, ähnlich wie
Wespennester, aus loschi)apierartigen) Material das grob und
dunkelbraun, schwarzbraun, manchmal grau ist. Ihre Form ist
rundlich, mit vielen Eingängen, von denen Jeder so überdacht
ist, daß es nicht hineinregnen kann. Das Innere birgt so
zahllose Gänge und kleine Hohlräume wie ein Termitenbau.
*) Eine unilassende Arlicil \(in {-"iii-cl iiliri' neue ^radegassisciu'
Ameisen ist im Ersciieiiien l^fgrinVui.
Stelt. euloMinl. Zeit. 1S91. J^*
Gewöfanlieh haben die Nester die GröBe ciuer Koki>>ini&:
y _ T^ ^ : dem
l>ie^-^
Xrt- _ — iV^it« Hail. vreil
t-> ni, „ ^ - - Aej4en und Lianen
hing die rem d^ Ameisen in den Bau mit cinbezi^n worden
vrar: '.- Xe*4e selb?« und auf den dai><elbe ^ützendöi
Ae^^: die Thierv sesehSfti» hin und her. Die Eer
nisdcii ^- - --- ^^len die Käfer.
Da . - - _ - dii- .«4üizenden
Ae«4e raseh ab. zerschiiis da? !Se?t am Kodeu und ^uc-h:
dabei auf hohen Si«nen oder iKihltiegenden. kngen Baum
-lämmea kauernd . flire Käfer herau>. Merkwürde: ist. daß
- - ' _ - • _ "■"»itbewegtinsr--
- _ r-- - - - -e- der närh^i-
•estäi Ameise neramtragen lassen.
Bemerkenswenh i?t auch der Um»taud. daß man in einem
fau:^taToBen Xest oft viele Käfer findet und in einem sehr
iTV'fien n _ ,en.
Di^ 1 I le April 90- alsc» zu einer Jahre^eit.
" -. : aem ^painertM Europas entspriehL-
S-;. ::.:::iriger - g.
(S. Taia 3.>.
rC'Stramm. apiee dikuato et plurideniato.
Antr _,. an. 1*. 2*. 3* minutis. quarlo brevi.
diseüormi qinnto majori eyathiformL ?esto maximo. quinqu^
- --' ■-- - - -■- _- ■ e iruneato- Tibü? medit
-ti«.. F^^mnra intermedia -j
». ül«iae ue-ii intus ante
-J in m<r. -SU i>eniei11ato
eteram generi fbvigeropäs Raffr. aflini>.
- - Ba fi^T ( Re vu, T L 1 882 p. 4 .
■ -r"- . -iah- Zahl dt-r I _ rr. Beätz der
--- - - . acfl G- -
- - - - - „ler und > - r. :- -
-"-' -riie (Taiuing an Lonunaic«eeru- Raffi-. Die Zähnt-
:. : r» !»- ?,::^~piize erinnern einige:^ '-" :'n den Rössel eine^
-- - 'Ti- bä »er<ikiss>enen Kiefer. :-av"~Be>iimmunü~-
- . -' -'-'t p. 165t
• - - - - len. Di»'
rutr ijtrutrr iraUungen liei-en yicb loiseDaermaSen kurz
Ciav^cTOpä?: Caput ttuyiaee brevioe. haiid roetratmn.
aotenoar. art. 4* oUodso. Ü* {*faec«<lentik*i^ iraii^ nailo
RhvDelyx-lavBrer: Caput thorartf paiift> loneh»^ rcrstratain.
aüt. art. 4* dL-H.-iformL -*txio pra«*dcnl8>«ie nai&- kweiore.
Diif MnndihrÜ'- kAtmi.* irf» »^r-s an cräenB iBdiridsam
■ --ijcli»rtt. Ili- OU -nd kräftie. «Mt einer
- -.'laialen. Iiatkenfönnx. ~ AnfeBiawi iM n der
>Crnc »i^kcr aeboeen. Die kirferta-^er >Hid ^ark ansesefawolexL
au dem AaieD- and InDeoraDde onelimal? sefooehiet. aa 4er
:jpnzK mit einem Bärbel fcineT Härefaea. ao der Seile ni
einer :?tärkerea Bor-«<L-. Eior- ^eoaaere Be^^ireitaK <ier Maod-
theüe kann »rr-t rors^ni.nimen wexden aaf Ormd «rfirerer
Präparate.
«s. Tat : r^ 1
Rufofiem^taeiiä. nitida:^, alato^. Ar. - - - ■-'-
quadrante k>os»>re?. Capot tborace daplr» anensira? ef i'^- '-
lonsia& latimdine pIn« da|^ VyasxtiT. ^obparalkfaim. apiee ^i^^Tü.
httoredalo et bidentato. infra •{oadridestato: eapst infim saiea
profunda looeitadinali iostrortom. Oeiüi promiBenle?. TboraiE
oonici^. btitndiDe rix lonsior. ba^Äa rer*«? vix. apievat ^ers»^
maari- ao^nMatu?. >4ilca media kneiladinafi lata et proluda =ed
marsinem ue«|iie anteriorem ne^ue pcie^teniHefli attneeme
ittirtrocto^. Qvtia thoraee doplo looi^iic*!« et pl^^ dnplo fatiora.
•-•:>Dv<exa. tvä.'^i ntrmiqne unif ' tptr«^ tnnieata. Abdo^ien
Uiär^ioatum. ba»4 profBodr: r^ra impner?e«an. maisiiie
utrimque prope b*.sim fa-sciemc» imieo päoram äaror«n EB^tnieto.
— Capm et thotax: srumlata. ^& ereet^ bj«^iop3M& dispers»?
rts4ita: elrtia taevia. pilt^ miaatc^^imi? Aavii- dfeper^ir ob^a:
abdomen laevissimam.
Ma-i- lonsr. 2 — "2. 1 mm. Fem. i2 — 2.3 mm. DÜ^remiae
-exuum Ol -^upra in de^^rripliL»ne geaeri^ notantw. Pcaeterea
elrin3nim ?utuia in ^ modice depn^^^. in 2 -^•'-tru* *ä.~s^
i-apitis in ^ »npra finecJa laevizaia.
Ton der rothselbea Farbnn? «na der aüsemeinrnj: *y^
a*nK da viaer iesiacec>, den größeren Indiridaen d^t-e. -:i
Ä- ^yr-^z-^ 2löeb.
W -r die lJe^lalt ron Kofrf' md £b>l^&4efaiU. ?«> enBne-rt
deren kömiae Skalptnr an Commatoeer«- eiesaatirie^
Räilr. Der Quereimdntek der HinletlakMi*^ i^ tief aber
ziemfieh s«famaL und die FliseideekeRFpiize ^eakt -^eb "s^uiif
nnd attnäUieb in dei^eiben hiaab.
Die Fühler (Fig. 2) sind deutlieh länger als dei' .Kopf,
letzterei- ein wenig liinger als das Halss<'hild. An den FiÜileni
ist Glied 1 knopftormig: 2 ein wenig sehmäler und kürzer.
quadratisch: 3 ein wenig schmäler als 2 ahcr «twas länger:
4 sehr kurz aber doppelt so l)i-eit als die vorigen, scheiben-
förmig; 5 etwas sehmäler als 4. becherförmig, kaum länger
als breit: fi keulenf(»rmig, vom ersten Drittel I)is /,ur Spitze
gleich breit. An der abgestutzten Spitze stehen iinierlralb des
etwas erhöhten und mit einem Saume feiner Härchen besetzten
Randes verschiedene Formen von Sinneshaaren. Die Fülder
sind mit abstehenden längeren Härchen am letzten und \'or-
letzten Gliede spärhch jtesetzt.
An den verhältnißmäßig langen Beinen sind dir Mittel-
und Hinterschienen gekrümmt, erstere stärker, letztere schwächer.
Die Mittelschenkel sind beim Männchen (Fig. 3) stark keulen-
förmig, in der Mitte der Innenseite mit einem starken und
langen, fast geraden Zahne: beim Weibchen kaum verdickt
und der Zahn nur angedeutet. Die Mittelschicnen (Pig. 3)
sind beim ^ in der Nähe der Basis außen verdickt, beim
Weibchen in der Nähe der S|)itze iimen mit einem breiten,
stumpfen Zahne (Fig. 4). Die Hinterschienen (Fig. Ii) sind
beim Männchen etwas länger als beim Weibchen. Die Tarsen
haben nur eine Klaue. Die drei Tarsengiiedev lassen sich erst
unter dem Mikroskop unterscheiden. Glied I inid 2 sind
sehr klein, fast noch in dei' Schiene versteckt, besonders das
erste; das große dritte Glied mit der eingliedrigen Klaue ist
fast das einzige, was man von der Tarse mit der Lupe sieht.
— Der zapfenförmige Fortsatz auf der Mitte der Hinterbrust
des ^ ist ziemhch lang, nach hinten und unten gerichtet und
trägt einen Pinsel gelber Härchen. Beim Weibchen ist keine
Spur von diesen Auszeichnungen zu sehen.
Vergleichende biologische Notizen über Rhynchoclaviger und
Claviger.
Die rüsselähnliche, gezähnte Kopfspitze und die breiten.
spitzen Oberkiefer legen die Vermuthung nahe, daß Rhyncho-
claviger trotz seines echten Gastverhältnisses parasitische Neben-
geschäfte treibe, und zwar in höherem Grade als Claviger
testaceus (Vgl. unten). Auch sind bei ihm die gelben
Haarbüschel im Vergleich zu unseren Claviger nur klein und
viel schwächer entwickelt, sodaß man Mühe hat, sie mit der
Lupe zu sehen. Dies deutet auf seltenere Beleckung des Käfers
durch die Ameisen, und deßhalb auf ein weniger inniges Gast-
Stett. entomol. Zeit. 1891.
verhältniß hin. Auffallend isl ferner, das Rikura nichts davon
berichtet, die Käfer würfh^a l)eim Plündern des Nestes von den
Ameisen fortüetras^ea. sondern nur. sie tliichteien sich meist
auf einer Ameise sitzend. Aiicii die.s scheint auf ein weniger
inniges Verhältniß zwisehen Rhvnchoclaviger und seinen Wirthen
liinzuweisen: (h-nn unsere C'laviger, ferner auch die Clavigerodes
lind ('lavigero|)sis (RoilVavj \a erden bei Störung des Nestes
oftmals von den Ameisen ergritl'eu und fortgetragen, ein Beweis.
daß sie denselben sehi- lieb sind.
Ferner besteht /w iseluMi Hhvut liocla\ igi'r nial Cremasto-
uaster Sehenki keine Aflmliehkeit in der Färbung, indem der
Käfer rolhgelb. die Ameise scliwarz ist: aueh die Größen-
dilVerenz ist ziendieh l)edeutend: die Wirthsamei.se ist fast
doppelt .so groß ($ circa 4 mm).
Vergleichen wir L'laviger testaceus und Verwandle mit
ihren normalen \Virlli>ameisen. so zeigt sich, daß der Gvößen-
unterschied zwischen G.i.'^i und Wirlh geringer und auch eine
mehr oder nunder große Aehnlichkeil in der Färbung vor-
handen ist: denn die normalen und ursprünglichen Wirths-
ameisen dei- eiiroi)äischeii Claviger scheinen die gelben liasius
liavus und deren ähnlich gefärbte Verwandte zu sein."'-;) Auch
hier, in der LImgegend \'(m Prag ist Claviger testaceus am
häutigsten bei L. tla\ us ( pi-imäre Wirthsameise). die ihm am
ähnlichsten i.^t: l)ei der bräunliehen L. alienus (f^ekundäre
Wirlhsameise) ist er hier zwur auch niebl selten, aber nicbl
so zahlreich wie bei jenei-. lU'i der schwarzen und größereu
L. niger endlich kommt er mir ganz ausnahmsweise vor.
Aus allen diesen («runden glaube ich. daß das Gasiverhältniß
zwischen Rhynchoclaviger und Crenuistoga.'jter Sehenki nicht
so innig ist als wie zwischen unseren Claviger und ihren
Wirtlien. Ob^\•ohl er noch wegen seiner gelben Haiirbüschel
mid seiner Mundtheile zu den echten Gästen gehört, so scheint
er sieh doch schon (lern Verliältnisse zu nähern, das zwischen
den Hetaerius und deren Wirthen besteht'"'"') (indilVer»'nle
Duldung mit parasitischen Nebenz^^• ecken). Denn bei diesen
ist in Größe und Färbung keine Aehnlichkeit zwischen den
Gästen und deren Wirthen \orhaiulen. imd erstere lassen sich
häutig auf letzleren sitzend unduM-tragen. besonders bei Störung
des Nestes. Dies erinnert auch an das zwischen den Thorictus
mid ihren Wirthen bestehende (last verhältniß. "•'"'•'■"' )
*) Sifln' iiirinr .. W'rL;liMi-liL'H(k-n Sludieir" S. (iO.
■■•"'j Vergl. Öiudicii H. hi und rJeiilscli. Eiit. Ztsclir. 188G, >S. 59.
***) L.'cit. [). 5;-? u. S. 77. Aiiui. ] -. Di-utscli. Eut. Ztschr. 1890.
S. 300 u. ibid. Tal'. II.. Fig. '2.
Stett. entomol. Zoit. 18U1.
8
Ueber die Lebensweise von Claviger testaceus
füge ich hier noch einige kurze Remerkuiigen aus meinen
Beobachtungen bei, die ich über denselben bei T/asius flavus
und ahenus und bei anderen Ameisen, zu denen ich ihn setzte,
im Sommer 1890 in Prag angestellt habe.
1. Die Fütterung von Cl. testaceus bei Las. ilavus erfolgt
viel seltener als die Beleckung; letztere ist fast unausgesetzt zu
beobachten in Nestern von L. flavus, in denen namentlich junge
Ameisenlarven vorhanden sind. Die Fütterung des Claviger
durch die Ameisen gleicht eher der Fütterung einer Ameisen-
larve als derjenigen einer Ameise. Sie entspricht deßhalb
mehr der Fütterung von Lomechusa strumosa durch Formica
sanguinea als jener von Atenieles emarginatus und paradoxus
durch Myrmica scabrinodis und Verwandte. Die AutForderung
zur Fütterung von Seite des Claviger besteht darin," daß er
die Mundgegend der Ameise beleckt und unterdessen mit leisen
Bew^egungen der Füliler die Kopfseiten der Ameise berührt.
Daß er mit erhobenen Vorderfüßen die Kopfseiten der Ameise
streichelt wie die bettelnden Atemeies thun, habe ich nie
beobachtet. Auch während der Fütterung selbst verhält
sich der Claviger mehr passiv, ähnlich der Lomechusa; die
fütternde Ameise bewegt den Kopf leise hin und her, während
der Kopf des Claviger fast bewegungslos in ihrem Munde
ruht. Eine Fütterung dauert manchmal vier Minuten, meist
jedoch nur ein bis zwei Minuten oder kürzer.
2) Oefters sah ich, wie bei plötzlicher Erhellung des
Beobachtungsnestes ein Claviger auf dem Hinterleibe einer
Arbeiterin von L. flavus sitzend mit dieser sich flüchtete,
ähnlich wie Sikora von Rhynchoclaviger berichtet. Wenn
Weibchen im Neste waren, so saßen die Claviger gern auf
dem großen Rücken oder Hinterleib derselben und ließen sich
auf diese Weise auch umhertragen.""') Viel öfter jedoch
Avurden die Claviger auf den großen weiblichen Larven sitzend.
wo ihr Lieblingsplatz ist, von den Ameisen, die jene fort-
schleppten, mitgetragen. Daß die Claviger unmittelbar von
den Ameisen ergriifen und fortgetragen werden, habe ich
zwar wiederholt beobachtet, namentlich wenn ich einen Nest-
wechsel von L. flavus veranstaltete. Aber dieser Transport
*) lu einer Ideiiieii Koloiüe xoii Htroiigyloguathus testaceus uiii
Tetramorium coespituin, in der icli 2 Claviger testaceus mehrere
Monate hielt, saß ein Claviger oft halbe Tage lang unbeweglich auf
dem riesigen Rücken oder Hinterleib der Tetranioriuni-Königin. Vgl.
„Zur Lebensweise der gelbrotlien Säbelameise (Strongylognathns tes-
taceus'') in der Zeitschr. ., Natur ii. OlTcnbaning'- 189Ü, 12. Hl\.
Öletl. enlomol. Zeit. 1891.
war selten im Vergleich zu dem obigen und bei weitem nicht
so häufig, M-ie ich nach den Beobachtungen von Müller und
anderen Autiu-en er\\artel iiatte.
3. Die Clavigcr IVessen nicht selten an den Larven (und
Puppen) der Ameisen. Besonders bei Lasius alienus und
flavus sah ich oft einen oder mehrere Claviger auf einer großen
weiblichen Larve sitzen, in welche sie ihren Kopf eingebohrt
hatten. Am liebsten benutzten sie hierzu eine bereits wunde
Stelle. Da die h» von den Claviger behandelten Larven rasch
einschrumpften.^ uiul braune oder schwarze Flecke an den
Stellen, wo die Claviger ihren Kopf einsenkten, entstanden, ist
nicht zu zweifeln, daß die Käfer an denselben wirklicli zehrten.
Somit ist auch bei den blinden Formen der Clavigeriden, die
überdies sehr große Sekretionsbüsehel besitzen und in einem
sehr innigen Gastverhältniß zu den Ameisen stehen, das Yei--
liültniß nicht so rein und von Parasitismus nicht so frei wie
ich in meinen „Vergleichenden Studien'" (S. 8(3 tV. ) glaubte.
Neben der Fütterung durch ihre Wirthe fressen auch diese
Gäste ähnlich den Atemeies und Lomechusa manchmal selbst-
ständig, und zwar auf Kosten der Ameisenbrut.
4) Bezüglich des Vorkommens von Cl. testaceus ist es
vielleicht von Interesse zu bemerken, daß ich dieselben fast
nur in Nestern fand, die auch Ameisen 1 arv e n enthielten.
Herr Otto Nickerl jun., der noch im Juli und August 90 bei
Neuhütt und Groß-Cernic (Böhmen) die Claviger bei Lasius
flavus und alienus antraf, fand sie ebenfalls nur in Nestei-n
mit Larven, dagegen nicht zugleich mit Puppen odei- geflügelten
Geschlechtern. Dies erinnert an das Vorkommen von Atemeies
emarginatus und paradoxus in den Myrmica-Nestern."'') Be-
züglich der Paarungszeit ist zu bemerken, daß ich am 31. Mai
noch zahlreiche Claviger in Paarung traf (bei Lasius flavus,
Prag), und in meinen Beobachtungsnesleju noch Paarungen
bis Ende Juni sab. Herr Nickerl fand in Paarung befindliche
Claviger sogar noch am 8. Juli (bei Neuhütt) und am 4. August
(bei Gross - Cernic ).
*) Beiträge zur Lebensweise der Gattuugeu Atemeles und Lume-
cliusa, S. 36 (278). — Es giebt natürlich aucli Ausualiiueii von dieser
Regel. Im September 1890 laiid ich bei Exaeten (b. Roermoml. Holland).
At. emarginatus und paradoxus auch in 2 Kolonien von Myrraica sca-
brinodis. die eine Anzahl geflügelter Weibchen und Männchen ent-
hielten. Ebenso iand Dr. August Forel Ende August ÜO bei Fägernäs
(Norwegen) bei Myrmica snlcinodis mehrere Atemele» [lubicollis auch
in einer Ivolunie mit gellügelten Weilichen und Männclu'n. Dafili-
daf) Herr Dv. Forel diese schönen, durch die Variationen ihrer
HalsschiidbiUhuig besonders interessanlen Atemeies mir überlielj, staltr
ich ihm hiermit meinen in-rziiclisUMi Dank ab.
Steü. cnlomol. Zeil. 1891.
10
Erklärung der^Tafel
Fifr. 1. Rliynchudaviger Crema^togastri- ^^'
g) Sekretionshaai'büscliel.
Fi.S. 2. Fühler von fleiii-t^lht'u.
Fiir. •{. Miltelbein des ^.
Fiir. 4. Miltrllicin des ^.
F'mi. .">. IliiitirlM'in <]'•< --.
SteH. entomol, Zeit. 1891.
11
Ceroj?lossus Bu(|ueti vai\ lepiHus.
licschrit'lirii mmi
A, von Mraatr.-H.oschlaii.
Im viii-i!Licii Jalirganue konnton eine neue Varietät des
Ceroiiiossio HiM[ueti [die Me: inexspeetatus) und zwei neue
\ aiietäten des Ceioglo^^sus glorios^us (die ötc: Moehae und 6te :
Teinueen^i.s) uustührlicli besehnel)en werden. Bei der damals
aus Chile erlialtenen Sendung waren indessen unter nianeherlei
Buqueli-Exemplaren noch 22 der oben benannten neuen Varietät
übersehen worden. — Dieselbe steht hinsichtlich der Größe
in der Mitte der inexspeetatus: größte 3 24, größte $ 25 mm,
kleinste j und $ 22 mm. Beide Geschlechter sind also nahezu
von gleicher Größe. Die Form ist bei beiden Geschlechtern
Tein und zierlich: Ko[il' klein mit /.iemlich vttrstehenden Augen
und leiuer dichter Punktirung: Halsschild ebenfalls klein,
oft sehr sehmal und last noch feiner und dichter punktirl:
-Alittellinie meistentheils v<un V(U'der- bis zmn Hinterrande
reichend, lein eiugeschnilten. am Hinterraude zur Leiste über-
gehend: größte Breite nahe dem Vorderrande, Hinterecken
mäßig zugespitzt. Die Flügeidee ken der sechs vorliegenden
$ durchweg schmal und fein zugespitzt, welche Form aber
auch bei j vorkommt. Sculptur ganz ebenso wie bei
inexspeetatus. also neun Längslinien mit ebenso viel Furehen;
nach dem 3. Kettenstreifen noch drei feinere Läugslinien. von
denen die letzte meistentheils aus dichten Körnern zusammen-
gesetzt ist; danach neben dieser Längslinie eine breit zusammen-
gedrückte auf der Kante stehende und noch den sehr schmalen
wagerechten Rand deckende unregelmäßige Körnerreihe. Die
beiden Außeuränder sind schwarz und nadelartig gerollt. Die
Unterseite des ganzen Körpers ist ebenso wie diejenige des
inexspeetatus fein punktirt. unter den beiden Vordertheilen
fast nur durch die Lupe zu erkennen. — Die Farben: Kopf
grün mit rothen Wischen auf den Seiten zwischen Fühler und
Augen; Halsschild auf der Seheibe grün, an den Seitenrändern
purpurn, welche Farbe von der gewöhnlichen Ränderbreite
bis nahe der Mittellinie \\ echselt. Flügeldecken von der Purpur-
farbe mit dunkelvioletten Rändern bis zum Rothgrün auf beiden
Seiten der Naht und Uebergang zu hellerem Roth nach den
Rändern hin. Bei letzteren Exemplaren ist das Halssehild
Stell, eutomol. Zeit. 1891.
12
o-ewöhnlii'h ^anz orün mit verhältnirsmäßig sclunalen nithen
Seitenräadern. — Die ganze Oberseite des Körper« zeigt nur
sehr wenig Glanz. Die ganze U nt erseit e nebst den Extremitäten
schwarz, ^lur die 7 letzten Fühlerglieder grau behaart.
Diese Varietät unterscheidet sieh von dem inexsjteetatns
durch geringere Größe, durch sehr geringen Glanz und durcii
schwarze Unterseite. Ihr Fundort ist wahrscheinlich wenig
nördlich von demjenigen des inexspectatus, also im südlichen
Theil der Cordillere pelado.
Zum lleimallis-\a(li\\ns von Ercbia ?i;larialis
Esp. und Aictia llcrvhii Fall(ni
von A. Itie!«en.
In seinem interessanten Aufsätze ..lieber den Simplou zum
Monte Rosa^^ (Stett. ent. Z. IS9(K S. Ißl) bemerkt Omar
Wackerzapp unter Anderem:
,.In Zermatt betiuden wir uns in einem wahren Schöpl'ungs-
zenlrum für Flora und Fauna, das von hier aus seine Strahlen
in benachbarte Gebiete entsendet. Ist doch der Ritl'elberg bei
Zermalt der einzige l)ekannte Fundort eines seltenen Spinner-
Schmetterlings, der Arctia Cervini! Und hat doch
auch der 930tl' hoch gelegene Gorner (irat seine Schmetterlings-
Spezialität, die Erebia glacialis! Das sind aber Erscheinungen,
die in anderen Gebieten einfach unmöglich sind."
Beschäftigen wir uns zunäclist mit
Erebia glacialis £sp.
Staudinger bezeichnet in seinem Kataloge als Ik'inialh di'i-
Ereb. glacialis die ..Summae Alpes- und als solche der ab.
und v. Alecto Hb. die ..Alpes^-, also für crstere die höheren
Alpen (über 200(1 l)is 'ioOO ui). für letztere die europäischen
Zentralalpen.
In den Beiträgen zur Kemitniß der Gattung Erebia Dalm.
von v. Gumppenberg (Stetl. ent. Z. 1888. S. 37(i) linden wir
folgende Heimathsangaben : Für Er. glacialis Esp. fAlecto Frr.).
var. Alecto Hb.'^tPer.sephone Esp.), var. Alecto Frr. die ..Alpes
summae'^ (2t»00 bis 3000 m) und für Er. glacialis var. Pluto
Esp. (Aleelo Bd\'.. 'risiphnnc Ksp.. .Morio Kirli\ ) die ..Sunmuir
Alpes'^ .
SlcIt. eiitoiiiol. Zeil. 1S'.)1.
13
\'()rHii^gt>('(/,(. daß inii dw K*'/>ci«-lininig ,.AIpt',^ siiniiniu^^'
und ..Suinrnac Alix^s- ein IJiitL'ix'liied in der Hülicidiiuo iiic'lii
augcdciilet werden .^oll. würde n;u-h v. (Tiinippenherg Kv.
iilaeialis neb.-t Varitilioueii eiid' den Alpen in H(»lie von \>\)r.
H4(H> l)is DoOO' zu Hause sein. Diesen Ausfüliruugen ents])riclit
aueh die Angabc P. C Zeller's (Slett. cnt. Z. Ts??. 8. 274.
304), wonacli Er. glacialis an den Abhängen des über 9000'
liolien Piz üerlsch und übi'rall aul" dem Geröll zwiselien der
All)ula((uelle und dem Paß zu linden ist.
Wenn nun Wackei/ai)p Er. glacialis als „Sehmelterlings-
Spezialiläl" des Gorner Grat ansprielit, so seheinI mir ihr
voi'Uommen daselbst na(-li Vorstehendem nicht grade eine Er-
scheinung zn sein, die ..in anderen Gebieten einfach iin-
ni(')g]icli ist."*
Anders verhält t's sieh Jedoch mit
Arctia Cervini Fallou.
Wackerzapp bezeichnet nach Obigem den RilVelberg bei
Zermatt, Frey (Lepidopleren der Schweiz, 1880, S. 85), außer
diesem den Gorner Grat als Fundorte der Cervini. was aueh den
Angaben des Staudinger-Katalogs insofern entspriehl. als hier der
im Zusammenhang mit dem RilMberge zu nennende Gorner-
grat als ihre Heimath aulgerührt ist. Damit wäre die Sache
als abgethan zu betrachten, wenn die Versuchung nicht zu
nahe läge, auch einmal in dem neusten aller Sehmetterlings-
werke (die Groß-Schmelterlinge Europa's von Dr. Ernst
Hotmann, Stuttgart 1887) nachzuscldagen, einem Werke, von
dem man annehmen darf und muß, daß die neueren Ergebnisse
der Forschung darin Aul'nahme gefunden haben: aber was
tlnden wir hier:
..Cervina"-') Fallou. Als Varietät der folgenden ((^uenselii)
früher angesehen, ebenfalls wie diese auf den höchsten Alpen,
wie im Eng ad i n."
Da nun der V('i-slorl)eue Zeller in seinen Beiträgen zur
Lepidopteren-Fauna der Ober-Albula in Graubünden (Stell.
ent. Z. 1877, S. 2G5 ) Cervini unerwähnt läßt, so hat Hofmanu
entweder seine Angabe aus einer, anderen Sterblichen un-
zugänglichen Quelle geschöpft, oder er hat den Gorner Grat
als im Engadin liegend sich gedacht und damit sich die Genug-
thuung verscliatVt. in seinem Werke etwas angeführt zu haben,
was im Staudinger-Katalog nicht stellt.
Königsberg i. Pr., im Januar 18i)l.
*) Den Fehler Cervhia statt Cei'viui liat .Staudinger bereits im Druck-
rehlorvorzoiehniß seines Katalogs (S. 423) berichtigt, was. iVeilicli
1() Jalire später, auch von noluiauu geschehen ist.
Stett. entouiol Zeil. IS'JI.
14
Zur syslnimlisclH'ii Slrlliiiif» von Lycacim
rohms Es|i. mid CJdiuia hadiala IIb.
v(»ii (iemsellxMi.
In dieser Zeituiiu (I8S8 Ö. 211) liul Dr. Speyer mil
Evidenz naciiiiewiesen, duß roboi'is in die GaitiiiiLi Tlieela niclil
liineingehrni und vorlaulig naturgemäßiü,'er zu Lveaena zu
stellen ?ei, sowie ferner, daß badiaia nieder ilircii aUeu Platz
unter den Cidarien einzunehmen habe
Trotzdem führt Dr. Shuidinger in seiner neusten Lepidoji-
lei'enlisle XXXIV roboris nach alter Weise unter Thecla, luid
badiata unter Scotosia auf. Auch C. Voigt beriehtet in dieser
Zeitung (1<S9() S. 23) über Thecla roboris und icli sclljer thuc
ebenda (S. 202l einer Scotosia badiata Erwähnung.
Ein solches A^erfahren ist zu mißbilligen, weil auf diese
Weise die von Speyer nachgewiesenen Irrthümer ))ei ihrem
ohnehin zähen Leben immer weiter getragen und zum Schaden der
Wissenschaft conservirt werden.
Hat man aber eine Sache {'nv richtig oder unrichtig vv-
kannt — und gegen die Spever'schen Ausführungen wird selbst
Slaudinger uold nichts Avesentliches einzuwenden vermögen
— so genügt CS meines Erachtens nicht, diese Ei-kenutniß
gemacht zu haben und dieselbe, vielleicht aus niclit ganz un-
eige)niützigen Beweggründen, für sich zu behalten, sondern
man hat auch die moralische Verplliclilung die bessere Erkenntniß
oder Einsicht im Interesse der Wissenschaft bei jeder sich
darbietenden Gelegenheit zum Ausdriu-k zu bringen.
Als») fort mit dem alten Schlendrian des deutscJK'u Michels!
Köniusberg i. l'r. im Dezember 1890.
Zur syslemaUsdieii SlHimifi (I(t lialtiiiii^
\aniaii^aua Sl^r.
vdii (leuist'llifu.
Im 49. Jahrgange dieser Zeitung beschreibt Dr. Staiidiugxu-
eine Menge neuer zentralasiaHscher Lepidoj)tcrcii und sagt
auf Seite 28:
Stett. enloiiiol. Zeit 1S91.
15
.,Nanuin^a.nii Stgi*. ii. uvn. Civlucru 8tgr. n. sp. HievAOu
.»aiidle mir Haberhauer eine kleine Anzahl Ende A[)ril wohl
in der Steppe (oder Wüste?) bei Naniangan geiangener Stücke
ein, bei denen lun- ein $ ist. Da dieselbe in keine Gattung
paßt, .-^IciJe ieli >ie in eine neue, naeli dem Fundorl benannte,
welche am beizten bei Segetia zu steilen ist. und die
äußerlich etwas an Caradrina erinnert.-
Dagegen heißt es auf Seite 52 folgendermaßen:
„Namangana Stgr. nov. gen. Mirabilis Stgr. n. sp. Von
dieser äußerst sonderbaren Art sandte mir Haberliauer zwei
nur mäßig gehaltene Pärclien. (He er Mitte Juni bei Namangan,
wohl sieher im (Jebirge liiig. Die neue Gattung, die daraus
unzweifelhaft gebildet werden muß. und die ich nach dem
Fundort Namangana nenne, paßt nirgends hin, und wird
vielleicht, wegen des Hornkammes auf der Stirn, am besten
noch bei den sonst so ganz verschiedenen Arten
il e r (i a 1 1 u n g Armada g e s e t z t.^^
Zu welcher Gattung ist nun Namangana zu stellen und
welche der beid(>u Arten, cretacea oder mirabilis. muß aus
diesem Genus wieder heraus und wohin? Oder sollten beide
Arten in der Gattung Namangana verbleiben können? Wohl
kaum, da zwischen den (jattungen Segetia und Armada nach
der Staudinger'öchen Lepidopterenliste XXXIV (U) Gattunoen
eingeschoben sind.*)
Daß eine Aufklärung hierüber im Interresse der Wissen-
schaft sehr wünschenswerlh wäre, dürfte nicht zu bezweifeln sein.
Ki'inigsberg i. Vv.. im J-.tnuur ISDl.
Lokfil-FauiiislisrlKs
von ileinsplheii.
August HofVmann leitet in dieser Zeitung (1888, S. 133)
seine vortretfliche Arl)eit „Die Lepidopteren-Fauna der Moor-
gebiete des Oberhai-zes^- mit folgendem, Aveniger vortrefflichen
Satze ein:
..Wenn wir (I) es unternehmen, den vielen Bearbeitunuen
*) Meines Eniiessens lielk' sicli am oiul'achsteii aus deiu Dilenaua
iienuirikmiuiiou. wenn an zwoitor Stelle statt Namantiana gesetzt würde
Nauiangauuiii nu<l iiiirabile statt miral)ilis; alles Ueln-ige blielie dann
bt'im Alten.
Stett. entoniol. Zeit, 1891.
in
von li()kal-F"aunoii noch eine solche üher die Faller der Moor-
gebiete des Oberhavzes hinzuzufügen, so berulen wir uns dabei
aul' den Auss]inich F. Plateaus, in dessen geistreiclier Arbeit
..Commenton devient Spccialiste"'. Uerselbe sagt: ,,Man verliere
nichl kostbare Zeit und beschültige sich mit der Fauna- nur,
wenn es sich um eine vernachlässigte (Gruppe oder um eine
Gegend handelt, deren i)hysisc]ier Charakter ein eigenthümlich
scharf ausgesprochener ist.''
Diesen Ausspruch Plateaus kann ich als maßgebend fin-
den EntomoK)gen und Forscher nicht anerkennen: ich erachte
ihn vielmelir als schädlich für die Menschheit und für die
Wissenschaft: Schädlich für die Menschheit, weil derselbe den
einen oder den anderen aus der großen Zahl derjenigen
Naturfreunde, Forscher und Sammler, welche Berufs wegen oder
aus anderen Rücksichten an ihre heimathliche Scholle gebunden
sind, davon abhalten könnte, die Umgebung ihres Wohnsitzes
in launistischer Beziehung zu durchforschen und demzufolge
dieselben veranlassen würde, auf die Bewegung im Freien und
damit auf die Wohlthat einer Erfrischung des Körpers und
des Geistes zu verzichten; schädlich für die Wissenschaft, weil
so manches Samenkorn — und in der Natur ist nichts so klein
und gering, als daß es nicht der Beobachtung werth Aväre — .
das nach der einen oder der anderen Riclitung Früchte zu
tragen berufen ist. aui' die Weise für die Wissenschaft ver-
loren ginge.
..Viele Wenig machen ein Viel"', sagt der Lahrer hinkende
Bote und die Wahrheit dieses Ausspruchs läßt sich nicht nur
in Geldsachen, sondern auch in naturwissenschaftlichen Dingen
nachweisen. Ich glaube aber mit Zuversicht annehmen zu
dürfen, daß kein deutscher Entomologe, welcher sicli mit der
Fauna seiner Gegend beschäftigt, sich allhalten lassen wird,
der ihm lieb gewordenen Beschäftigung nachzugehen, auch
wenn diese Gegend einen eigentlich scharf ausgesprochenen
Charakter im Sinne Plateau's nicht hat: die auf die Erforschung
verwendete Zeit Mar sicherlich keine verlorene und wird es
auch in Zukunft nicht sein.
Was übrigens den als maßgebend bezeichneten ..eigen-
thümlich scharf ausgesprochenen ])hysischen Charakter" einer
Gegend betrilU. so läßt sich in dieser Beziehung überhauj)!
keine schärft» Grenze ziehen: Jede Gegend hat ihren eigen-
thümliclien Charakter, die Lüneburger oder Tucheier Heide
ebensowohl als irgend eine andere Moorlandschaft oder Sand-
büchse, denn jede Gegend hat ihre eigcnthümliche Boden-
beschatfenheit, ihr Klima, ihre Flora und also auch ihre eigeu-
Sieit. entomol. Zeit. 1891.
17
thümliche Fauna, deren gründliche Erforschung für die Wissen-
schaft nicht weniger ersprießlich sein wird als die Exploration
solcher Landstriche, welche Plateau im Sinne gehabt.
Königsberg i. Pr., Weihnachten 1890.
Ein Vorschlag zur Vereinfacliimg der Bc-
zeicliiiung der Schmetlerliiigs-Varietäteii.
Von demselben.
Im 50. Jahrgange dieser Zeitung, S. 346, habe ich an
einem Beispiele gezeigt, daß die von Staudinger versuchte
Durchführung eines möglichst strengen Unterschiedes zwischen
den bloß zufälligen Abänderungen der Arten und deren Lokal-
varietäten oder Ra(,"en, sich als unausführbar erweisen dürfte.
Zur weiteren Begründung des dort Gesagten lasse ich die
nachstehenden, aus dem Lepidopteren-Katalog von Staudinger-
Wocke, 1871, entnommenen Aberrations- und Lokalvarietäts-
oder Ragen -Bezeichnungen folgen, wobei ich bemerke, daß
auch die öfters gebrauchten Ausdrücke nur einmal aufgeführt
sind :
V.?, ab.?, ?v., ?v.?, ?ab.?, v. (ab.), ab. (?v.), v. et ab.,
ab. (et V.), v. (et ab), ab. (et v.V), v. (et ab.?), v. (an ab.),
v. (an ab.?), ab. (an v.?), ?v. (an ab.?), ?ab. (an v.?), v.?
(ab.?), ab. (an hibr.?), ab. $ (et v.?) und so fort.
Aus Vorstehendem geht hervor, daß
1. Staudinger bei sehr vielen Formen im Zweifel war, ob
vor der einen oder der anderen dieser Formen „ab.'^
oder „v." zu setzen sei^
2. ein strenges Auseinanderhalten der Bezeichnungen „ab."-'*
und „V." in der Praxis also unmöglich ist und daher
3. die Doppel-Bezeichnung ein unnützer Ballast ist, den man
über Bord zu werfen pflegt.
Wenn für Aberration und Lokalvarietät der Käfer, sowie
der Insekten der übrigen Ordnungen, die Bezeichnung „var.^'-
sich als ausreichend erwiesen hat, so kann kein stichhaltiger
Grund vorliegen, für die Schmetterlinge etwas Besonderes aus-
zutüfteln. Ich schlage desshalb vor:
Was nicht als eine selbstständige Art angesehen
w^erden kann, ist als Varietät zu betrachten und mit
„var.''' zu bezeichnen.
Stett. entomo). Zeit. 1891. 9
18
Ich bin fest überzeugt, daß die meisten Kollegen auf
„die größere Bedeutung" derjenigen Exemplare, die mit „v.'- be-
zeichnet sind, mit Vergnügen verzichten werden.
Königsberg i. Pr., im Februar 1891.
Aufzäbluii^
der von Herrn Dr. Hans Meyer im Jahre 1889 im Gebiete
des Kilimandscharo- und TJgueno- Gebirges gesammelten
Coleopteren.
Von H. J. Kolbe, Custos an der zoologischen
Öammhing des Köaielichen Museums für Naturkunde zu Berhn.
Die von Herrn Dr. Hans Meyer im Jahre 1889 im
Gebiete des Kilimandscharo gesammehen Coleopteren bestehen
aus drei Collectionen. Die erste Collection umfaßt die auf
dem genannten Gebirgsstocke selbst zusammengebrachten Käfer,
die zweite die vom Ugueno- Gebirge .stammenden und die
dritte die auf der Rückreise vom Kilimandscharo nach Mombasa
aufgelesenen Käfer. Das Ugueno-Gebirge ist ein kleiner, von
dem westUchen Ufer des Jipe-Sees begrenzter Gebirgszug und
von dem Gebirgscomplex des Kilimandscharo durch das Thal
des Ruwaflusses getrennt. Die ganze Ausbeute wurde von dem
genannten Reisenden mit anerkenneuswerther Freigebigkeit dem
Königlichen Museum für Naturkunde überlassen.
Ein großer Theil der Arten stimmt überein mit den von
Professor Dr. Gerstaecker beschriebenen, vor etwa dreißig
Jahren theilweise in derselben Gegend von v. d. Decken
gesammelten und gleichfalls im hiesigen Museum befindHchen
Arten. Die Abhandlung darüber findet sich in der zweiten
Abtheilung des dritten Bandes von „Baron Carl Claus v. d.
Decken's Reisen in Ostafrika", 1873. Die Mehrzahl der
von V. d. Decken gesammelten Käfer stammt aus den Berg-
landschaften in der Umgebung des Kilimandscharo, z. B. aus
Aruscha und Moschi oder aus benachbarten bergigen Land-
strichen, z. B. von den Bura-Bergen (2" 30' südl. v. Aequ.j
östlich vom Kilimandscharo, von Endara (Ndara) an den
östhchen Abhängen der Bura-Berge, aus Tafeta (Taweita) in
den östlichen Berglandschaften des Kilimandscharo -Gebirges,
vom Jipe-See am Ugueno-Gebirge und aus Mbaramu im Berg-
lande nördUch von Usambara. Einige hier gefundene Spezies
weisen auf die abyssinische Fauna hin. Diese Anklänge an
SteU. entomol. Zeit. 1891.
19
eine nördliche Fauna scheinen auf die Bergliinder Ostafril^as
beschränkt zu sein.
Die Coleopteren des Kilimandscharo-Gebirges zeigen
nach dem vorliegenden Material im Allgemeinen jedoch große
Uebereinstimmung mit den im übrigen Ostafrika vorkommen-
den; einige Arten sind nicht außerhalb des Gebietes des ge-
nannten Gebirges gefunden, z. B. Diasteiiopalpnsjohnstoni' Ch.
Waterli., Onitis meyeri sp. n., Onfhophagus kiUmmms sp. n., Tro^^
selulosus sp. n., Trox montanus sp. n., Schi^om/cha junda sp. n.
und eine zu den Otiorhynchinen gehörige Rüsselkäferart,
welche zu keiner der bisher bekannten Gattungen gestellt
werden kann, nämlich Entypotrachehis meyeri. Von den übrigen
Arten des Kilimandscharo-Gebirges ist Aieuchus aeratus Gersl.
wenig weiter verbreitet; Anacha/cos procerus Gerst. gehört
Centralafrika bis zum Kongogebiet an. Rhysotrachehs teani
Gestro wurde vor einigen Jahren aus Schoa beschrieben.
OnüiceUus planatus Boh. kommt auch in Südafrika voi*. Weit
verbreitete Arten des Kilimandscharo-Gebirges sind Mylabris
arnpledens Gerst. (in Ost- und Westafrika), Chilomenes lunata F.
(in West-, Süd- und Ostatrika bis Abyssinien, in der mada-
gassischen und in der indischen Region), Epi/achna punctlpennis
Muls. (in Ost-, West- und Südafrika).
Einige der gesammelten Käferaiten des Ugueno- Gebirges
kommen außerdem auch auf dem Kilimandscharo-Gebirge vor,
nämlich Ateiichus aeratus (Tei'st., Schi.zonyc/ta prophiqua s}). n.,
Mitophorus semiaenem Gerst. Andere Arten sind weiter über
Ostafrika und bis in die Grenzgebiete verbreitet, nämhch
Mylabris aperta Gerst., Tefflus juvenilis Gerst., Tefflus hacquardi
Chaud. Bis Südafrika werden Ceralces natalensis Balv, Diplo-
gnatha silicea MXeay und Silpha. micans F. gefunden, üagegen
seheinen eine Alenta, ein Goiiiochihts, ein Monodielus, eine Ho-
maloplia, ein Phrynocolus und ein Exochonius auf das Gebirge
beschränkt zu sein.
Die auf der Rückreise vom Kilimandscharo nach
Mombasa gesammelten Käl'er schließen sich großenthcils be-
kannten ostafrikanischen Arten an, z. B. Tefflus juvenilis Gerst.
Tefflus hacqvnrdi Chaud., Chlaenius maxinnliani Har., Gymnodiila
squamosa Gray, Anomala kersteni Gerst., Slernocera houcardi
Saund., Amiantus caslanopterus Haag (der für die königliche
Sammlung neu ist), Sepidium nmscosum Gerst., Dinoscelis passerinii
Gerst., Microcerus annulii/er Har., Systates pollinosus Gerst.
Einige zuerst aus dem Innern und zwar aus dem Gebiete
des Kihmandscharo bekannt g-ewordene Arten, nämlich Ateudms
catenatus Gerst., Trox baccatus Gerst., Micrantereus femoratus
Stett. entomol. Zeit. 1891. . 2*
20
Gerst., Anomalipus heraldicus Gerst., Rhylidonofa gracitis Gerst.
und ventricosa Gerst., sowie Chaimoderus shipidus Gerst., befinden
sieh gleichfalls unter den auf der Rückreise (ob noch in der
Gegend des Kilimandscharo-Gebirges?) gesammelten Coleopteren.
Daneben auch Sternocera hunteri Ch. Waterh., welche im Jahre
1889 beschrieben wurde und eine neue Erwerbung für die
königliche Sammlung ist. Bemerkenswerth sind schUeßlich
noch einige neue Arten: OncocJdrus fulvescens, Schizonycha
hainata, Apogonia mediocris und Lytta viUipennis.
I. Arten vom KiliiiiaiMl^iieliaro.
Farn. Carabidae.
1. Rhysotrachelus teani Gestro.
Das einzige vorliegende Exemplar, ein Weibchen, ist nach
der von Gestro in den Annali del Mus. Civ. di St. Nat. di
Genova, Vol. XVI, 1881, S. 201 publizierten Diagnose bestimmt
worden. Es gleicht dieser Art vornehmlich in der eigen-
thümhchen Bildung der gelben Schwielen der Flügeldecken,
die sich bei keiner der w^enigen übiigeu Arten der Gattung
findet. Nichtsdestoweniger erscheint es thunlich, eine kurze
Beschreibung von dem Kilimandscharo-Käfer hier folgen zu
lassen.
Niger, paululum nitidus, antennarum articulis tribus primis
ferrugineis; plagis duabus utriusque eljtri, altera anteriore,
altera posteriore, sigiUiformibus flavis, ovatis, glabris; plaga
singula interstitium unicum tenente, vicinum autem utrimque
arcuatim protrudente; prothorace superne rudi, cicatricoso,
postice vix angustiore quam medio, anguHs posticis fere rectis,
rotundatis- elytrorum interstitiis aequalibus, fere costatis, glabratis,
striis punctatis, ceteris punctis adjacentibus irregularibus; majo-
ribus profundis; prothoracis episternis ad majorem partem
punctatis. Long. 18 mm.
Von den beiden ovalen, glatten, siegeiförmigen Schwielen
jeder Flügeldecke befindet sich die eine vor der Mitte auf dem
vierten Zwischenräume, die andere weit hinter der Mitte auf
dem sechsten Zwischenräume. Jede dieser Schwielen ist ziem-
lich groß, kurz eiförmig und ganz glatt. Sie gehört nur einem
Zwischenräume an; denn jederseits ist der benachbarte
Zwischenraum in Folge der Breite der Schwiele nicht nur
ausgebuchtet, sondern sogar derartig beeinflußt, daß er außer-
halb bauchförmig ausgebogen erscheint. Bei den übrigen Arten
bildet die geringe Erweiterung mehrerer Zwischenräume zu-
sammengenommen eine gelbe oder rothe Makel.
Stell, enlomol. Zeil. 1891.
21
2. Metaxymorphus sp.
Farn. Scarabaeidae.
3. AleucJms aeratus Gerst. Verglichen mit den typischen
Stücken aus Moschi.
4. Anachakos procerus Gerst. Verglichen mit dem typi-
schen Stücke aus Moschi.
5. Heliocopris sp.
6. Onitis meyeri sp. n. Diese Art gehört zur Crenalus-
gruppe in v. Lansberge's Monographie der Onitinae.
Oblongo-quadratus, superne modice convexus, cupreo- vel
viridi-aeneus, nitidus; carina frontali in medio interrupta; occi})ite
tuberculato; pronoto mediocriter et haud dense punctato, in
disco passim glabrato, punctis ad latera minoribus, postice
inter foveolas duas densatis, basi, medio excepto, immarginata;
elytris striato-punctatis, punctis mediocribus, transversis, inter-
stitiis irregulariter punctulatis, interstitio laterali costifornii intus
laevi; pjgidii punctis minimis dispersis, ad partem indistinctis;
metasterno punctato, medio parum sulcato.
Mas: clypeo breviore, sinuato; femoribus pedum anticorum
antice pone medium bispinosis:; tibiis ejusdem paris intus
sexdentatis, dentibus tribus inferioribus minutis; femoribus pedum
posticorum lamina vix dentata infra instructis. Long.
18—20 mm.
Femina: clypeo producto, attenuato, apice rotundato-
obtuso; femoribus tibiisque muticis. Long. 18 — 23 mm.
Diese Art ist am nächsten mit vicinus Lansb. und crenalus
Reiche verwandt.
7. OnitkeUus planaius Boh.
8. Diastellopa/pus johnstoni Ch. Waterl). (Proc. Zool. Soc.
London, 1885. S. 232. Taf. XV. Fig. 2.)
Die zu der Gattung Diastellopa/pus vereinigten Arten gehören
eigentlich zu Onlhophagus- sie sind ohne Ausnahme groß und
durch das breite, innen am Grunde winklig vorgezogene zweite
Lippentasterglied charakterisiert. Auch ist das di'itte Glied
derselben Taster deutlich, was sich aber ähnlich bei anderen
Arten von Onthophagus findet.
Dr. Hans Meyer erbeutete die Art auch bei einem
früheren Aufenthalte auf dem Kilimandscharo, und zwar auf
dem Plateau desselben in einer Höhe von 2600 m. Johnston
fand sie nach Wat er ho use (1. c.) in einer Höhe von 10000
bis 14000 Fuß.
Die vorhegenden beiden Exemplare haben eine Länge
von 22 mm.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
22
9. OnlhophujUis Iiili)»ai)i(s sp. n. $ Vividi-metallicus, ariteiinis
piceis; capite bicarinato, carina anteriore brevi, antrorsum
curvata, posteriore longiore subhorizontali, profunde angulatim
excisa; prbnbto convexo, dense punctato, antice obsolete
quadritubereulato, tuberculis duobus mediis confluentibus, dorso
medio laevi, glabro, linea longitudinali media minime profunda;
elytrorum interstitiis punctatis, tertio et quinto subelevatis;
tibiis antieis obtuse quadridentatis. Long. 11 mm.
Diese Art gebort zur Harpaxgruppe, welche in einer ge-
ringen Zahl von Arten über Ostafrika verbreitet ist und mit
j6 einer Art bis Guinea, Capland und Vorderindien reiclit.
Die nächstverwandten Arten des kUbnanus sind extensus Har.
lind lujendae Bates. Weil die neue Art nur im weiblichen
Geschlecht vorliegt, so kann ihre volle Begründung jetzt nicht
erfolgen. Sie unterscheidet sich von extensus-^ durch den bei
dieser Art gerade abgestutzten Scheitelkiel, die bräunlichen
Antennen, die viel schwächere mittlere Längsfurche des Pronotum,
den stumpfen vierten Zahn der Vorderschienen und die blau-
grünen F'ü';eldecken.
Von /ujendae-^ ist sie folgendermaßen verschieden. Der
Scheitelkiel des Kopfes ist tiefer winklig ausgeschnitten und
mehr nach vorn gerichtet; das Pronotum weniger gewölbt, die
Höcker desselben mehr abgestumpft, der glatte Mittelstreif des
Rückens reicht bis zu dem vorderen Miltelhöcker. Die Flügel-
decken sind nicht bräunlich, sondern grün metallisch, wie das
Pronotum. Der dritte und fünfte Zwischenraum der Flügel-
decken sind der ganzen Länge nach schmäler als der zweite,
vierte und sechste und schwach convex, ungefähr wie bei
exlensus. Außerdem ist /d/inmnus von den genannten Arten,
welche gelbbraune Flügeldecken besitzen, durch die metallisch-
grüne, zu Blau hinneigende Färbung unterschieden.
10. OntJiophagus pkikol/is Gerst. Verglichen mit dem
Ijpischen Stücke aus Uru.
1 1 . Hybosorus sp.
12. Trox monkvuis sp. n. Elongato-ovatus, subconvexus,
niger, nitidus, fere glaber, antennis piceo-atris; cristis frontalibus
duabus arcuatis, ealinea in transversum positis, suturae in medio
frontali anteriori conjunctis; clypeo trigono, apice impresso
detlexo; prothorace in dorso subnodoso ad marginem posticuni
rotundato, sulci discoidalis parum profundi medio interrupto;
eljtris fere parallelis, tuberculis glabris, subde})ressis^ serierum
alternarum minoribus, setulis minutis nonnullis nigris tubercula
apicalia et lateralia coronantibus; tibiis anticis parumdentatis.
Long. 13 — 14 mm.
Stctt. entomol. Zeit. 1&91.
23
Diese Art gehört in Harold's Gruppe des nasutus, horridus,
fascicularis u. A., nimmt aber wegen der glatten Oberseite und
der glänzenden Höcker der Flügeldecken eine isolierte Stellung
ein. Die Skulptur der Flügeldecken ist ähnlich wie bei
grami/ipennis der mediterraneischen Region beschafTen.
Die glänzende Oberseite ist nicht beborstet, die Höcker
der Flügeldecken sind wenig erhaben. Einzelne kurze schwarze
Borsten sitzen auf den am Ende und an den Seiten der Flügel-
decken befindlichen Höckern. Der glänzende Kopf entbehrt
auf der Stirn der sonst gewöhnlich bei den Trox -Avien vor-
handenen Borsten. Der Clypeus ist fast wie bei luridus durch
einen deutlichen, nach hinten etwas bogenförmig erweiterten,
leistenförmigen Rand von der Stirn abgesetzt, hinten der
ganzen Breite nach vertieft, vorn dreieckig vorgezogen, an der
Spitze eingedrückt und abwärts gebogen. Auf der Mitte der
Stirn erheben sich auf einer Querlinie nebeneinander stehend
zwei bogenförmige Leisten, welche mit dem erhabenen Vorder-
rande der Stirn verbunden sind. Dies ist das Kennzeichen
der oben erwähnten Gruppe, welches nur wenigen Arten
eigenthümlich ist. Alle diese Arten sind nur in der äthiopischen
Region zu finden. Der Prothorax ist breiter als lang, vorn
verschmälert, vor den Hinterecken verengt, an den Seiten und
am Hinterrande schwarz beborstet. Der Hinterrand ist in der
Mitte abgerundet. Die Oberfläche ist convex, seitlich von der
Mittellinie ungleich massig vertieft und gehöckert, die schwache
mittlere Längsfurche der Scheil)e in der Mitte unterbrochen.
Die fast parallelseitigen, gestreckten, verhältnißmäßig wenig-
gewölbten Flügeldecken haben winkHge Schultern und sind
im hinteren Drittel schwach verbreitert. Die Längsreihen
niedergedrückter glänzender Höcker sind abwechselnd stärker
und schwächer. Die Vor der schienen weisen am Außen-
rande in der Mitte nur zwei größere Zähnchen und nach dem
Grunde zu einige sehr kleine Zähnchen auf.
13. Trox setulosus sp. n. Oblongo-ovatus, convexiusculus,
opacus, fasciculis setisque rufo-ferrugineis vestitus-, fronte lineis
duabns elevatis transversis, deinceps positis, tribus cristis brevibus
]»arallelis, conjunctis, exstructa; clypeo deflexo ad apicem
impresso, insuper viso emarginato; antennis fusco-nigris , clava
ferruginea; prothorace antrorsum angustato, ad margines late-
rales denticulato; pronoti sulco integro in medio vix angustato;
margine pronoti postico ante scutellum lobato, lobo truncato;
scutello elliptico profunde impresso; elytris cateuato-tuberculatis'
tuberculis cateuarum primi ordinis rotundatis, mox elevatis,
nigris, nitidis, fasciculatis; catenis secundi ordinis tenuibus,
Stett. entomol. Z«!t. 1891.
24
tubei-culis minutis, rotundatis, numerosis; interstitiis tenuiter
eatenato-lineatis, serie tubei-culorum parvulovum apposita margini
externo anteapieali; mesosterno carinato; tibiis anticis dcnle
apicali dentibusqiie duobus externis armalis. 9i|2 mm.
Auch diese Art gehört in die erste Gruppe bei v. Harold
und ist am nächsten mit luridits aus dem Caplande ver^A'andt.
Vor allen Arten ist sie ausgezeichnet durch die drei kurzen
längsgestellten, gleichmäßig erhabenen Stirnleisten, welche die
beiden quergestellten Stirnleisten mit einander verbinden.
14. Schizonyclia propinqua sp. n. ,j^$ Cj'lindiica, lerruginea,
capite brunneo, nitida, grosse punctata, antennis rutis, clypei
margine antico leflexo integro, carina frontali arcuata, protho-
j-aeis angulis posterioribus rotundato-obtusis; pronoto punctato,
punctis profundis, grossis, irregulariter dissemiuatis, versus
latera irregulariter impresso, margine externo crenato; eljtris
antice prothorace vix iatioribus, minus fortiter punctatis, seta
punctis elytrorum inserta alba, brevi; pygidio sparsim grosse
punc'.atn; pectore villoso; tibiis anticis extrinsecus tridentatis,
dente postieo obtuso, parvo; calcaribus tibiarum posticarum
lere aequalibus, in mare fuscis et aciuninatis, in femina sub-
acuminatis, ad apieem tlavis, iinguiculis fere aequaliter fissis.
Long. 121/2 — 13 mm.
Eine Art aus der Verwandtschaft der vicina Blanch-
Dunkel gelbbraun, glänzend, Kopf und Vorderrücken dunkler^
ersterer dunkelbraun. Kopf weitläutig runzlig punktiert, in der
Mitte glatt. Vorderrand des Olypeus aufwärts gebogen, ab-
gestutzt; Stirnleiste stark entwickelt, bogenförmig. Prothorax
um die Hälfte breiter als lang, nach vorn verschmälert, die
Hinterecken stumpfwinklig, fast abgerundet. Oberseite des
Prothorax mit unregelmäßig zerstreuten groben Punkten, nach
den Seiten hin mit einigen unregelmäßigen Eindrücken; die
Seitenräiider braun gefranst. Flügeldecken vorn kaum breiter
als der Prothorax, hinten sehr wenig verbreitert, weniger grob,
aber gleichmäßiger punktiert als der Vorderrücken, jeder Punkt
mit einer sehr kurzen weißen schuppenförmigen Borste. Pygidium
glänzend, mit zerstreuten groben Punkten. Unterseite glänzend,
dunkelbraun, gelb behaart, namentlich die Brust, Vorderschienen
außen dreizähnig, der hinterste Zahn stumpf. Die beiden
Spitzen der Krallen fast gleich, die obere ein wenig schmäler.
Erstes Glied der Vorder- und Mitteltarsen etwas länger als
das zweite. Die Sporne der Hinterschienen sind nach dem
Geschlecht verschieden, beim Männchen spitz nnd dunkelbraun,
beim Weibchen am Ende gelb und stumpf abgerundet.
Sieft. entomol. Zeit. 1891
25
lo. Sckiz-onycha junda sp. n. $ Cylindrica, eastanea,
nitida, oapite j)vothovaceque fuscis, siiperne fovtiter punctata;
seta puuctis eljtrorum inserta brevi ; elypeo et fronte spavsim et
grosse punctatis, hujiis punctis hie et illic densioribus; cl^'pei
margine antico emarginato; prothoracis angulis posterioribus
rotundato-obtusis; pygidio mediocriter punctato, subnitido, punctis
densatis; unguiculis aequaliter tlssis; calcavibus tibiarum posti-
cai'um fere aequalibns, subacuminatis. Long. 17 mm.
Gleichfalls eine Art ans dem Verwandtschaftskreise der
riciiia Blanch. und der vorigen Art sehr ähnlich, aber viel
größer und durch folgende Kennzeichen verschieden : Der
Clypeus ist vorn ausgerandet; die Punkte desselben und der
Stirn sind größer und tiefer und hängen nicht zusammen,
stehen aber auf den Seiten der Stirn dichter als in der Mitte,
wo einige Stellen ganz glatt erscheinen. Der Hinterrand des
Pronotum ist beiderseits der Mitte tiefer ausgerandet und in
der Mitte mehr vorgezogen. Die Punktierung der Flügeldecken
erscheint etwas dichter und tiefer. Das Pj'gidium ist weniger
glänzend, weil es dicht, dabei aber mäßig stark punktirt ist.
Die gelbliche lange Behaarung der Brust ist bei beiden
Arten gleich; unter den längeren Haaren finden sich kurze,
weißliche, schuppenförmige Haare.
16. Trochahts sp.
17. Serica sp.
18. Anoinala lendinosa (lerst. Verglichen mit den typischen
Stücken aus Uru.
11*. Pachnoda ephippiala Gerst. Verglichen mit dem typi-
pischen Stücke aus Endara.
Fam. Lycidae.
20. Lycus constrictus Fähi".
Fam. Larapyridae.
21. Lucio/a sp.
Fam. Melyridae.
2i. llapalochrus amplipennis Har. Verglichen mit den
typischen Stücken aus Taita (Ostafrika).
Fam. Tenebrionidae.
23. Phnjnocolus ater Ch. Waterh. (Proceed. Zool. Soc
London, 1885, S. 234.) Die Beschreibung des 3Iekmohp/ms
aler Ch. Waterh. 1. c. paßt vollständig auf die vorliegenden
Stücke, welche aber wegen der ovalen Form der Augen zu
Siett. entomol. Zeit. 1891.
26
Phrijiwcolus gehöven. Auch Spuren der für diese Gattung charak-
teristischen Höcker auf dem Vorderrücken sind erkennbar.
Fairmaire, der Autor der Gattung Me/anohphiis , vergleicht
diese Gattung wegen der nahen Verwandtschaft mit Dichlha
und Distrelus- abei'die vorliegenden Käfer sind sehr verschieden
von diesen Gattungen.
Farn. Meloidae.
24. Miflahris aiiiplecteris Gerst. Verglichen mit den tjj)i-
schcn Stücken aus Wanga und Uru.
Farn. Anthicidae.
25. Macrafhrins sp.
Fam. Curculionidae.
2ß. Eiitiipotrachehts gn. nov. Oosominarum. Die Charaktere
verweisen den vorliegenden Rüsselkäfer in die Gruppe der
Otiorhynchidae. Der Habitus erinnert an Otiorhynchus ; auch
ist eine Aehnlichkeit mit Systales unverkennbar, aber das
zweite Abdominalsegment ist größer. Die Körbchen der Hinter-
scliienen sind bedeckt, wie bei Chaunoderus.
Die Gattung gehört zu der Untergruppe der Oosominen;
denn die Fußkrallen sind am Grunde verwachsen; die Flügel-
decken überragen lim Grunde nicht den Prothorax: das Scutellum
fehlt; der Intercoxaltheil des ersten Abdominalsegments ist breit
und das Köi'bchen der Hinterschienen bedeckt.
Gattungsdiagnose: Rostrum quadrangulatum, antice
jiaulo dilatatum. Scapus rostri prothoracem vix pertinens: clava
ovata, acuminata. (piadriarticulata. Pronoti dorsum depressum.
Scutellum band cons))icuum. Abdomen in parte basali Impressum.
Processus segmenti abdominalis primi intercoxalis latissimus,
obtusus; segmentum abdominale secundum segmenta tertium
et quartum sumpta longitudine aequans. Corbicula tibiarum
j)Osticarum obtecta. Unguiculi ad basin connati.
Der Rüssel ist vierkantig, vorn erweitert, etwas länger
als der Kopf, von der Stirn durch zwei schräge, in der Mitte
hinten zusammenstossende Furchen getrennt. Die Rüsselfurche
zieht sich an der Seite des Rüssels unterhalb der Kante hin.
Der Schaft der Fühler berührt kaum den Prothorax, und die
vierringelige Keide ist eiförmig und zugespitzt. Der Prothorax
ist von hinten nacli vorn verschmälert, hinten beträchtlich
breiter als vorn, auf dem Rücken niedergedrückt. Die Flügel-
decken sind am Grunde so breit als der Prothorax, aber in
den Schultern rundlich erweitert, von der Mitte nach hinten
Stett. entomol. Zeit. 1891.
27
zu vei'sfh malert, am Ende zugespilzt. Du'^ Scutelliim it^l, nicht
sichtbar. Das zweite Ventralsegment des Abdomens ist un-
gefähr so hing als das dritte und vierte zusammen und von dem
ersten Segment durch eine nach vorn bogenförmige Naht
getrennt. Das Körbchen der Hinterschienen ist bedeckt. Die
Fußkralleu sind am Grunde verwachsen.
Entypotrachelus meyeri sp. n. Ater, opacus, supra fusculus,
infra griseo-squamulatns, pronoto late depresso; elytris ad
humeros rotundate amphatis, dein attenuatis, fere acuminatis,
seriatim punctatis, prope basin tuberculatis: segmentis ventralibus
duobus ])rimis sumptis late impressis. Long. corp. rostro
incluso 13 — 15 mm.
Schwarz, oben mit graubraunen, unten mit grauweißen
Sciiuppen bekleidet. Fühler kastanienbraun, Keule weiß
tomentiert. Beine dunkelbraun, fast scliwarz, glänzend. Kopf
und Rüssel oberseits unregelmäßig punktiert. Rüssel oberscits
dach, vorn eingedrückt, in dem Eindrucke der Länge nach
gestrichelt, vorn ausgerandet. Stirn mit einem tiefen, läng-
lichen Grübchen, von dem eine vertiefte Linie sich über den
Rüssel fortsetzt. Erstes Glied der Fühlergeißel etwas kürzer
als das zweite und dritte Glied derselben zusammengenommen;
viertes, fünftes und sechstes Glied kurz, conisch, so lang als
dißk; siebentes Glied conisch, länger und dicker als die vorher-
gehenden. Prothorax auf dem Rücken tlach eingedrückt; der
Eindruck rauh, z. Th. höckerig skulptiert, vorn verschmälert
und an den Seiten von einer stumpfen Kante begrenzt; auch
die Seiten des Prothorax unregelmäßig gerunzelt und etwas
eingedrückt. Flügeldecken am Grunde mit kleinen glänzenden
Höckerchen versehen; die zwölf Reihen vertiefter Punkte sehr
regelmäßig, die Reihen i)aarweise einander etwas genähert,
also wie Doppelreihen erscheinend. Abdomen auf der Ven-
tralseite mit einem, das erste und zweite Segment einnehmenden,
an den Seitenrändern von einer stumpfen Kante begrenzten Ein-
drucke. Die letzten, von außen sichtbaren Ventralsegmente
schmal, der Länge nach von einer tiefen mittleren Rinne
durchzügeq, welche am Grunde vor dem Rande des vierten
Segments grubenartig vertieft ist. Schenkel und Schienen
unbewehrt.
27. Mitophoi'us semiaenens Gerst. (Jahresber. nalurhist.
Mus. Hamburg. I. Jahrgang 1884, S. 58.) Das Männchen hat
schmale, das Weibchen stark bauchig erweiterte Flügeldecken.
Die Art wurde von dem Autor nach S/ücken aus dem Massai-
lande beschrieben.
Stett. enlomol. Zeit. 1891.
28
Farn. Chrysomelidae.
28. Callispa Mimana sp. n. Elongata, niodice convexa,
laevis, nitida, rufoferruginea. elytris nifis, antennis oculisque
iiigris, oie brunneo: prothorace antrorsum angustato, lateribus
votundatis, superne sparsim punctato; elytris striato-punctatis.
punctis sat profundis, in dieco evanescentibus, stria sutiirali
tenui^ corpore infra nitido, ventre sternisque impunctatis. —
Long. corp. 5 mm.
J^iese neue Art ist der natalensis ähnlich, aber etwas größer
und ^'on ganz röthlicher oder gelbrother Färbung, nnr die
Fühler und die Augen sind schwarz und der Mund braun.
Ferner ist der Prothorax vorn mehr verengt und der vertiefte
Nahtstreifen der Flügeldecken undeutlich.
Farn. Coccinellidae.
29. Ckilomenes lunata F.
30. Epilachna scalaris Gerst. Verglichen mit den typi-
schen Stücken aus Uru.
31. Epilachna punctipennis Muls.
32. Ä/esia sp.
II* Arten vom Igiieiio-Cirellirge,
gesammelt in der Zeit vom 28. October bis 10. November 1889.
Farn. Carabidae.
1. Tefflus hacquardi Chaud.
2. Tefflus juvenilis Gerst. Verglichen mit dem typischen
Stücke aus Tula. 1« 6' südl. vom Aequator (Ostafrika).
Fam. Silphidae.
3. Silpha micans F.
Fam, Scarabaeidae.
4. Ateuchus aerafus Gerst.
5. Schizonycha propinqiia Kolbe.
6. Monochelus vagans sp. n. Brevis, niger, superne sparsim
fusco-nigro villosus, squamis paucis hie et illic accumulatis
albis; subtus albo-squamosus et pilosus; elytris fuscntis, lateribus
nigrescentibus, vel totis nigris; tibiis tarsisque anticis et antennis
brunneis; clypeo elongato, ad margines reflexo, lateribus pa-
rallelis, apice obtusato, angulis anticis rotundatis; pronoto vix
longiore quam latiore, antice paululum attenuato, lateribus
paruiu rotundatis, margine postico late protruso, ante scutellum
Stetf. entomol. Zeit. 1891.
29
rotundatim subangulato; elytris pone humeros prothorace
dimidio latioribus, ad apicem versus attenuatis. breviter fusco
setosis, ad basin obscure villosis, maculis binis postmedianis
squamulisque singulis sat dispersis albis,- pygidio, venire, pectore,
femoribus posticis dense albo squamosis et pilosis, femoribiis
antieis mediisque albo pilosis. — Long. corp. 4i|2 — ^^12 'i^"i,
lat. 21/2— 3 \/2 mm-
7. HomalopHa ßavofusca sp. n. Sordide tlavo-fusca, griseo
pilosa, fere nitida, mavginibus clypei et pronoti pectoreque
testaceis; antennis nigro-fiiscis , clava testaceo-flava; clypeo
reflexo, apice minime sinuato; prothorace antrorsum e medio
attenuato, angulis posticis fere reetis, margiue postico bisinuato;
elytris pone medium parum ampliatis, convexis, subcostatis,
sat dense punctatis; plagis circa scutellum, ad humeros mar-
ginesque externos nigris dilutis; tibiis antieis extus tridentatis.
— Long. corp. 41(2 mm.
8. Diptognatha silicea M'Leay.
9. Goniochilus mei/eri sp. n. $. Testaceus, nigro signatus,
nitidus, coxis pedibusque nigris; capite nigro, profunde, irre-
gulariter, haud dense puuctato; clypeo fusco, punctato, antice
sublato, fere quadrangulari, tertia parte latiore quam longiove,
angulis antieis rotundatis, lateribus paululnm rotundatis; pronoto
haud dense punctato, laevi, nigro-limbato, vitta longitudinali
media, marginem anticum et posticum attingente, antrorsum
angustata, nigra; elytrorum sutura marginibusque lateralibus
late nigris, disco sparsissime punctato; pygidio vitta longitudinali
nigra notato; prosterno et mesosterno metasternique medio,
epimeris, episternis nigris, bis testaceo plagiatis; segmentis
abdominalibus testaceis, nigro marginatis, segmentis duobiis
ultimis nigris, paenultimo bimaculato, — Long. corp. 19 mm.
Die große Aehnlichkeit, welche zwischen den beiden bereits
bekannten, von v. Harold beschriebenen Arten rufiventvis und
hicolor (Col. Hefte XVL 1879 S. 84) besteht, betrifft auch die
vorliegende Art. Doch unterscheidet sich diese von jenen
durch folgende Merkmale. Der Clypeus ist kürzer, parallel-
seitig und gröber punktiert, das Pronotum weniger dicht punktiert.
Der Prothorax ist nach hinten zu kaum verengt. Eine erhabene
mittlere Längslinie ist auf dem Pygidium sichtbar. Die Seiten
der Hinterbrust sind glänzender und nicht völlig nadelrissig,
sondern größtentheils punktiert. Unterschiede bilden ferner die
gelben Seiten des Metasternum, die gelbe Mitte der metasternalen
Episternen, die gelben, schwarzrandigen Bauchhalbringe und
das gelbe, von einer breiten mittleren Längsbinde durchzogene
Stett. entomol. Zeit. 1891.
30
Pygidium. — Bei rtißientris ist der Hinterleib und das Pygidium
roth. bei bicolor die ganze Unterseite und das Pygidium schwarz.
Farn. Elateridae.
10. Tetru/uhim >]).
Farn. Tenebrionidae.
11. Phrynocolus uudatocustatu^- sp. n. Ater, rudis. clypeo
autice incrassato, fronte modiee et rugose bicalloso, antenuaruni
artieuio tertio duobus sequentibus sumptis paiilo breviore:
pnitborace rugoso, quadrituberculato, tubereulis in transver.sum
ariMiatini positis. exterioribus niajc»ribus quam interioribus;
linea pvonoli mediana lougitudinali elevata, interrupla.^ irregulari-
elytris brevibus, prothorace fere duplo latioi'ibus, ovatis, ad
latera subrotuudatis, ante apicem callosis, carinis tribus discoi-
dalibus robustis valde flexuosis, irregularibus. Long. 12*'2 mm.
Diese Art ist von der oben erwähnten, zu PhnjnücoJns
[Melano/op/ius) ater gezogenen Art durch das Vorhaudonst-in
deuthcher Höcker auf dorn Pronotum, die längeren Flügeldecken,
die noch kräftiger ausgebildeten zickzackförmigcn Rijjpen und
das kürzere dritte Fühlerglied verschieden. Dieses ist ein klein
wenig kürzer als das vierte und fünfte zusammen: das vierte
l)is neunte Glied sind untereinander fast gleich groß, jedes
etwas länger als dick; das zehnte und elfte viel kürzer, und
nur das zehnte etwas breiter als die vorhergehenden.
12. Opatrum aequak Er. Verglichen mit den typischen
Stücken aus Angola.
Farn. Lagriidae.
13. Lagria s]>.
Farn. Meloidae.
14. Mijlalms amptectens Gerst.
15. Miilabris operta Gerst. Verglichen mit dem typischen
Stücke aus Dafeta.
Eines der vorliegenden Exemplare hat eine täuschende
Aehnlichkeit mit praestans Gerstaecker (Baron Carl Claus
v. d. Decken s Reise in Ostafrika. II. Bd. S. 206), doch
unterscheidet es sich durch die ganz schwarze Behaarung des
Kopfes, des Prothorax und der Unterseite, sowie durch die
geringere Länge des zweiteu und dritten Fühlergliedes. Praestans
erscheint wegen der niederliegenden greisen Behaarung der
Unterseite und des Prothorax und der etwas größereu Länge
des zweiten und dritten Fühlergliedes als gut unterschiedene Art.
SteU. entomol. Zcir. 189i.
31
Farn. Curculionidae.
16. Microcerus spiniyer Gerst. Verglichen mit den
typischen Stücken aus Tete (Mosambik).
17. Mitophorus semiaeneus Gerst.
18. Sy States aeneolus Har. VergHchen mit dem typischen
Stücke von Sansibar.
Farn. Chrysomelidae.
19. Aspido)norpha sp.
20. Cemices natalensis Baly.
Farn. Coccinellidae.
21. Epilachna pimctipennis Muls.
22. Exochomus sp.
23. Aksia sp.
III. I>ie auf tler Äückielse vom ttili-
iiiaiitUeliaro iiacli Moiiiliaiüa
in der Zrit vom 29. November bis 15. Dezember 1889
gesammelten Arten.
Fam. Carabidae.
1. Te/ßus hücquardi Chaud.
2. Tejjhis juvenilis Gerst.
3. Chlaenius maximiUani Har. Verglichen mit dem typi-
schen Stücke von Sansibar.
4. Orthoyonius sp.
Fam. Histeridae.
5. Saprinus spIenJens Payk.
6. Hister tropicalis Mars.
Fam. Trogositidae.
7. Gymnncliila squamosa Gray.
Fam. Erotylidae,
8. Episcapha interrupta Lacord.
Fam. Scarabaeidae.
9. Ateucitns cafenatus Gerst. Verglichen mit den typisciien
Stücken aus Arubcha und Endara.
10. Gymnop/eurus splendidus Dej. Berti •!.
11. Pedaria sp.
SIeU. ento ol. Zeit. 1891.
32
12. Catharsius peleus Ol.
13. Onthophayus sp.
14. Onthophagus sp.
15. Onthophagus sp.
16. Phaeochrous beccarü Har, Verglichen mit den typi-
schen Stücken aus Bogos (Abyssinien).
17. Ilghosonis sp.
18. 7Voa' baccatus Gerst. Verglichen mit den typischen
Stücken aus Aruscha.
19. Oncochirus gen. nov. Macrophyllinarum.
Diese Gattung ist der Gattung Lacknodera ähnlich, welche
nach Fairmai re (Stett. Entom. Zeit. 1884 S. 275) eine
Verbindung zwischen den Melolonthinen und Macroph^Uinen
vermittelt. Bei Lachnodera sind indeß die Ventralsegmente des
Abdomens miteinander verwachsen, bei Oncochirus frei beweg-
lich; deswegen gehört jene Gattung zu den Melolonthinen,
diese zu den Macrophy Ihnen. Die Fühlerkeule ist sechslilättrig;
denn das fünfle Glied des Fühlers gehört noch zu der Keule,
ist aber um mehr als ein Drittel kürzer als die übrigen Glieder
der Keule. Das Schaftglied ist kurz, am Ende ziemlich ver-
dickt und kräftiger als das erste Glied der Geißel. Der Fächer
ist ziemlich lang und ein wenig auswärts gebogen. Die beiden
vorderen Zähne der Vorderschienen sind lang und schmal; der
dritte Zahn ist sehr klein, stumpf und wenig bemerkbar.
Nur das männliche Geschlecht ist bekannt.
Charakteristik: Antennae 10-articulatae; articulo primo
claviformi, secundo brevi, angustiore, tertio tenuiore et dimidio
longiore, C(uarto dentiformi, brevissimo, ceteris 6 articulis
clavam formantibus, foliaceis, quinti folio breviore, clava sat
magna. Clypeus antice obtuse rotundatus, reflexus. Pronotum
postice dilatatum, angulis exstantibus, subrectis. Tibiae anticae
angustae, extrinsecus dentibus duobus gracilibus armatae,
denticulo tertio minuto obtuso, parum conspicuo. ünguiculi
ad basin versus dente erecto armati.
Oncochirus fulcescens sp. n. ,^. Obovatus, subconvexus,
brunneus, nitidus, pronoto, pectore, femoribus tlavovillo.sis,
capite obscurius villoso, vilhs verticis rufotlavis, clypei brunneis;
elytris obscure piceobrunneis , sparsim et l)reviter pilosis,
obsolete tricostatis, punctalis, rugis obsoletis intermixtis; pvgidio
cxiguo, minime convexo, paululum longiore quam latiore; pedibus
mediocribus, tarsis gracilibus, articulo primo longiore quam
secundo; tibiarum anticarum dente exteriore apicali gracili,
elongato, curvato, acuto, dente secundo recto, exstante, tertio
minuto, obtuso. Long. corp. VS^j^ mm.
stett. entomul. Zeit. 18!n.
33
20. Schizonycha hamata sp. u. Cjlindrica, lateribus sub-
parallelis, fere nitida, brunneot'usca, antennis piceiw, pedibus
castaneo-fuscis; capite supenie scabriiisculo, clypeo reflexo antice
inlegro, costa frontali arciiata; pronoto brevi, angulis anticis
et posticis obtusis, grosse punctato, punctis irregulär iter positis,
riigulis partim inter sc conjunetls; elytris prothorace vix latiori-
biis, dense punctatis, punctis vix minus grossis, rugulis inter
se eonjunctis; pygidio nitido, sparsim modice punctato, liuea
mediana longitudinali glabra; tibiis anticis extus bidentatis;
calcare tibiarum posticarum interiore robustulo. apice an-
gulatim incurvato, bamato^ tarsis gracilibus, articulo
primo breviore quam secundo. Long. corp. 12 mm.
Diese Art ist durch den kräftigen, am Ende hakenförmig
umgebogenen inneren Sporn der Hinterschienen ausgezeichnet.
Die Vorderschienen sind zweizähnig, wie bei Seh. rorida, capifo
u. a. An allen Füßen ist das erste Glied etwas kürzer als
das zweite. Die Stirn ist höckerig querrunzelig. Der Clypeus
ist abgerundet, vorn niclit ausgerandet, etwas aufgebogen, die
Stirnleiste bogenförmig- auch die Scheitelleiste ist deutlich.
Der Prothorax ist beinahe doppelt so breit als lang, oben grob
punktiert, die eine kurze Borste enthaltenden Punkte tief,
unregelmäßig zu einander gestellt und z. Th. durch Runzeln
verbunden. Die Flügeldecken sind weniger grob, aber gleich-
mäßiger punktiert, theil weise querrunzelig. Aus jedem Punkte
erhebt sich eine Borste. Die Kloakdecke ist glatt, zerstreut
und mäßig stark punktiert, ein mittlerer Längsstreif glatt.
Die Unterseile ist mit einzelnen, auf der Brust und den
Hinterhüften dichter stehenden, kurzen weißen Haarsehuppen
bekleidet; einzelne längere gelbe Borsten befinden sich fast
nur an allen Schenkeln und an der Vorderbrust.
21. Apogonia nwälocris sp. n. f^$. Minor, ferruginea,
glabra, nitida, punctata; clypeo brevi, lato, rotundato-obtuso,
medio marginis antici obtusato; fronte convexa, punctulata;
costis elytrorum vix distinctis; pygidio in mare tumido, majore,
sulco longitudinali haud profundo bipartito, grosse punctato,
fere rugoso, in fem in a minore, linea mediana longitudinali
impressa tenui segmentisque abdominis ventralibus paenultimis
in medio brevioribus (|uam in altero sexu; metasterno medio
longitudinaliter impresso; tibiis anticis extus bidentatis. Long,
corp. 51/2 — ßi/a Ulf"-
22. Anomala hersleni Gerst. Mit den typischen Stücken
aus Endara verglichen,
Farn. Buprestidae.
23. Sternocera himteri Ch. Waterh. (Ann. a. Mag. Nat.
Stett. entomol. Zeit. 1891. 3
34
Hist. 6. sei". 3. vol. 1889 S. 361.) 1 Exemplar, nach der
Beschreibung determinirt.
24. Sternocera boiicardi Saund.
Farn. Melyridae.
25. Melyris pumila Gerst. Mit den typischen Stücken
aus Endara und Mombasa veroHchen.
Fam. Tenebrionidae.
26. Rhytidonoia rentricosa Gerst. Mit den typischen Stücken
vom Jipe-See, Uru und den Bura-Bergen verglichen.
27. Rkyfidonofa graciUs Gerst. Mit den typischen Stücken
aus Aruscha und Endara verglichen.
28. Anomafipus heraldicus Gerst. Mit den typischen
Stücken vom Jipe-See verglichen.
29. Dinoscelis passeiinii Gevsi. Mit den tj-pischen Stücken
aus Tete (Mosambik) verglichen.
30. Ämiantus castanopferus Haag. Nach der Beschreibung
in den Coleopt. Heften 1875, 14. Bd. S. 69 determinirt. Aus
Ribe bei Mombasa beschrieben.
31. Sepidium muscosuni Gerst. Mit den typischen Stücken
aus Endara und vom Jipe-See verglichen.
32. Micrantereus femoratus Gerst. Mit den typischen
Stücken aus Endara und Mbaramu verghchen.
Fam. Meloidae.
33. Lylta vittipennis sp. n. Nigra, atro tomentosa, vitta
capitis pronotique mediana continua, elytrorum sutura, limbo
externo, vitta mediana e basi nascente, apicem haud attingente,
femorum stria superiore et inferiore, tarsorum tibiarumque
mediarum et posticarum, dorso, tibiarum anticarum latere
interiore, mesosterno, metasterno, coxis, limbo segmentorum
abdominalium postico albo-pilosis; capite paulo latiore quam
prothorace, hoc brevi, haud longiore quam latiore, lateribus
subparallelis. Long. 13 — 16 mm.
Diese neue Art ist nahe verwandt mit Lytfa velata Gerst.
von Mosambik, welche ganz weißlich behaart ist, und deren
erste Fühlerglieder röthlich sind. Auch sind das 1. und 3. Fühler-
glied etwas kürzer als bei dieser Art.
Die vorliegende Art ist schwarz gefärbt und weiß gestreift.
Der Kopf ist etwas breiter als der Prothorax, gleichmäßig
gewölbt und sehr dicht punktiert. Der Prothorax ist so lang
als breit, fast parallelseitig , nach hinten zu sehr wenig ver-
schmälert ^ vorn gerundet und stärker verengt, im vorderen
Drittel am breitesten. Der Körper, die Fühler, die Flügel-
decken und die Beine sind dicht schwarz behaart, aber eine
Slclt. entomol. Zeit. 1891.
35
Längsbinde auf dem Kopfe vom Clypeus bis zum Nacken,
der innere Rand neben den Augen, die Hinterseite des Kopfes,
eine mittlere Längsbinde des Pronotum, sowie die herab-
gebogenen Seiten, eine mittlere schmale Längsbinde auf den
Flügeldecken, von den Sehulterecken bis in das hintere Viertel,
der Spitzensaum, die Naht und der Außenrand der Flügel-
decken, der äußere Randstreif der Oberseite und die Unter-
seite der Mittel- und Hinterschenkel, die Vorderschenkel mit
Ausnahme der Unterseite, die Yorderschienen und das erste
Tarscnglied an der Lmenseite. das Sternum der Mittel- und
Hinterbrust, alle Hüften sowie der Hiiiterrand der Abdominal -
Segmente mehr oder weniger dicht weiß behaart.
Diese Art wurde auch von Hildebrandt im Hinterlande
der ostafrikanischen Küste gefunden.
Fam. Curculionidae.
34. Microcerus annu/iger Har. Mit den typischen Stücken
von Sansibar verghchen.
35. Chaunoderus stupidus Gerst. Mit den typischen Stücken
aus Endara verglichen.
36. Systates pol/inosus Gerst. Mit den typischen Stücken
aus Endara und Mombasa verglichen.
37. Peribrotus minor sp. n. Griseus, rostro dimidio longiore
quam latiore, vix sulcato; antennis robustis, funiculo ad apicein
versus sensim incrassato; prothorace mediocri, lateribus rotundatis,
dorso pustuloso; elytris parum ampliatis, simpliciter striato-
punctatis, punctis profundis. Long. corp. 5 mm.
Diese Art unterscheidet sich von P. pustulosus Gerst. durch
die Abwesenheit der schwarzen glänzenden Pusteln auf den
Flügeldecken, die kurzen, dicken Fühler und die geringere
Körpergröße, von P. variobsus gleichfalls durch die Abwesenheit
glänzender Pusteln auf den Flügeldecken.
38. C/eonus nüfis Gerst. Mit den typischen Stücken vom
Jipe-See verglichen.
Fam. Cerambycidae.
39. CeraUtes jaspideus Serv.
40. Frea subcostata sp. n. Grisea, indumento cinereo
vestita; antennarum articulo tertio vix quarta parte longiore
quam quarto, hoc duplo longiore quam quinto, sequentibus
inter se subaequalibus, sensim pauIo decrescentibus; tubere
prothorasis laterali mediocri, fere minuto, conico: elytris
punctatis, punctis humeralibus grossis, profundis, humeris
Stett. enloniol. Zeit. 1891. 3*
36
rotundatis, tribus costis obsoletis ante apieem evanescentibus.
Long. corp. 11 ','2 mm.
Fam. Coccinellidae.
41. Chilocoms disHgma Klg. Mit dem typischen Stücke
von der Prinzen-Insel im Guinea-Busen vevgiiehen.
leber den Einduss des Fuders auf die
Färbung und Zdclmung der Uaupen
des Genus Enpithecia.
V(jn Otto llabicli, Henials bei Wien.
Seit einer Reihe von Jahren beschäftige icli mich mit
Vorliebe mit der Zucht von Eu])ithecien-Raupen und war mir
da mancherlei Gelegenheit geboten, Beobachtungen über die
Wandelbarkeit derselben in Färbung und Zeichnung anzustellen.
Auffallend Wieb mir nur, daß mau im Freien verhältniß-
mäßig so selten in der Zeichnung abweichende Stücke findet.^
während bei der Zucht dies zu den häutigeren Erscheinungen
gehört.
Ich glaube den Grund hierfür in der größeren Trocken-
heit des Futters gefunden zu haben, welches die Raupen bei
der Zimmerzucht genöthigt sind zu sich zu nehmen; hierfür
sprechen auch einzelne Beispiele, welche ich an im Freien
gefundenen Raupen beobachtete.
Nicht alle Arten zeigen jedoch diese Neigung zum Ab-
ändern; die meisten der sich von Samen nährenden Arten
machen eine Ausnahme hiervon, also: Eupithecia venosata,
millefoliata, scriptaria, immundata, veratraria, trisignaria,
campanulata, albipunctata etc.
Die Färbung ist bei vielen Arten auch von der der Nah-
rungspflanze abhängig. So findet sich z. B. Eui)itliecia oblongata
auf Buphthalmum salicifolium lebhaft gelb, auf Scabiosen
bläulich, auf Peucedanum alsaticum grünlichgelb und auf
Cirsium blaßroth.
Eupithecia absinthiala auf Calluna rosenroth, auf Solidago
gelblich und auf Artemisia grünlichbraun, Avährend man wieder
auf Eupatorium cannabinum in der Zeichnung ganz abweichende
Stücke findet, braun mit Rautenzeichnung auf jedem Ringe
und mit steifen Haai-en besetzt und so von einer castigata-
Raupe kaum zu unterscheiden.
Stett. entoraol. Zeit. 1891
37
Zu den auffallendsten Beispielen in welcher Art trockenes
Futter auf die Raupen einwirkt gehören unstreitig Eupithecia
sobrinata und digitaliata.
Sobrinata findet man im Freien gewöhnlich hellgrün mit
dunkelgrüner Dorsale und weißer Laterallinie. Diese Färbung
ändert mit zunehmender Trockenheit des als Futter dienenden
Jnniperus communis von gelb bis roth ab und die Raupen
nehmen Zeichnungen an, welche man bei denselben im Freien
vergebens suchen würde.
So besitze ich ein Stück von rother Färbung mit schwarzer,
auf jedem Ringe in Winkelzeichnung aufgelöster Dorsallinie;
eine schwarze Subdorsale findet sich auch vor, die auf jedem
Ringe verdickt ist.
Durch die Verbindung beider bilden sich Querzacken
und machen die Raupe in der Zeichnung einer Eupithecia
linariata ähnlicher wie einer sobrinata.
Digitaliata lebt bekanntlich in den zugesponnenen Blüthen
von Digitalis lutea, nährt sich dort von den Staubgefäßen und
ist diesen in der Färbung ganz gleich ohne jegliche Zeichnung.
Anders wenn die Raupe in der Zucht genöthigt wird
sich von den Samenkapseln oder halbverdorrten Blüthen zu
nähren.
Die Färbung ändert dann von grün bis rosa ab und die
Raupe nimmt gleichfalls die Queizackenzeichnung der linariata an.
Ein einziges Mal gelang es mir eine derartig gezeichnete
rosa gefärbte Raupe im Freien zu finden, wo dieselbe sich
aus Mangel an Blüthen von den Samenkapseln nährte.
Auch assimilata gehört zu diesen variirenden Arten.
Im Freien hellgrün verfärben sich die Thiere in der
Gefangenscliaft in ein blasses Braun, dann treten in der Mitte
eines jeden Ringes seitlich zwei Punkte hervor und von
diesen ausgehend zwei in der Mitte des Ringeinschnittes zu-
sammentreffende Linien, so einen nach hinten offenen Winkel
bildend.
Die gelbgrüne subciliata nimmt bei der Zimmerzucht eine
rothe Dorsale an.
Ein hübsches Beispiel der Anpassung an die Nahrungs-
pflanze fand ich bei Eupithecia sextiata Mill. Die auf Thymus'
serpyllum sich von der Bliithe nährende Raupe ist gewöhnlich
grün mit scharf rother Dorsale und ähnelt so den vierkantigen
Stengeln ihrer Nahrungspflanze.
In dieser Färbung findet man die Raupen auf frisch
blühenden Pflanzen. Mit dem Verblühen derselben findet auch
ein Farbenwächsel der Raupen statt, die Thymus-Büsche nehmen
SieU. cnfomol. Zeit. 1891.
38
dann eine rothe Färbung an und auf solchen findet man auch
ineist die Raupen gleich gefärbt, rosa mit breiter dunkler rother
Dorsale, auch zeigt sich bei manchen Exemplaren eine rothe
Subdorsale.
Trotz all dieser angeführten Verschiedenheiten der Raui)eu
ändern die daraus erzogen Schmetterlinge nicht im geringsten ab.
Zum Schlüsse muß ich noch einen Irrthum berichtigen,
der mir bei meiner letzten Veröffentlichung im Jahrgange 1889
No. 10—12 Seite 348 passirt ist.
Die dort gegebene Beschreibung der Raupe von Cidaria
aqueata Hb. bezieht sich auf Cidaria incultaria H. S. und
bleibt Millieres Beschreibung der Raupe von Cidaria aqueata
sonach aufrecht.
Meuioires sur les lepidopteres
ro(lige.s par. H^. M. ItontanofF, Tome IV. und V.
llp. Seitz in Gießen.
Von Romanoff's ,.Memoires sur les Lepidopteres- ist der
4. u)id 5. Band erschienen"
Der 4. Band ist als ein selbstständiges Werk aufzufassen,
in dem CTrum-Grshimailo die Ergebnisse von Reisen im Pamir-
Gebirge mit Bezug auf die Resultate der Lepidopterologie
publicirt: die über 500 Seiten umfassenden Veröffentlichungen
brechen in der Aufzählung der Pamir-Schmetterlinge mit den
Notodontiden ab.
Ueber die Ausstattung des Werkes noch irgend etwas zu
sagen, dürfte nach den Besprechungen früherer Lieferungen'')
füglich unterbleiben: das vorliegende Buch reiht sich als Prachl-
werk ersten Ranges den früheren Lieferungen an. Die Ab-
bildungen sind Kunstwerke, der Text verräth fleißige Durch-
arbeitung und eingehendes Quellenstudium.
Wenn man außerdem auch inhaltlich dem Werke eine
hervorragende Bedeutung zuschreiben muß, so geschieht dies
zunächst im Hinblick auf folgende Punkte.
^) •'Speyer in Stettin, entom. Zeitg. 1884. \). 477 und 1»85
p. 353; Hering in Stettin. Zeitg. 1889, p. 257.
Stett. entomol Zeit. 1891
39
Erstlich führt uns der Verfasser nicht einen trockenen,
lückenhaften Sammelbericht vor.^ sondern in einem abgeschlossenen
Ganzen giebt er uns eine complette Schilderung der Lepido-
pterenfauna eines Gebietes, das unstreitig als eines der inte-
ressantesten angesehen werden muß, die sich auf unsrer Erde
finden lassen. Wie zahlreiche Beziehungen zu der einheimischen
Fauna, welche Uebergäuge! Auf jeder Tafel des Prachtwerkes
treten uns Gestalten entgegen, die als lang gesuchte Bausteine
in die Lücken hineinpassen, die uns beim üeberblicken der
europäischen Fauna so empfindlich ins Auge fallen und die
uns beim Betrachten einer noch so reichen Sammlung immer
und immer wieder das Wort „Stückwerk"' zuzurufen scheinen.
Wen der unvermittelte Sprung von den ganz beschuppten zu
den glasflügligen Macroglossen störte, dem erscheint zwischen
bombyliformis und croadca jetzt das vermittelnde Bild der
ducalis II. s, f.
Solche interessanten Beziehungen mochten wohl den Ver-
fasser veranlassen die Fauna des Pamir einmal von einem
andern als dem rein systematischen Standpunkte aus zu betrachten,
nämlich von dem phylogenetischen, und darin Hegt das zweite
Moment, das den Werth der vorliegenden Arbeit so wesentlich
erhöht: der Verfasser befleißigt sich der Vielseitigkeit. Der
Herausgeber der „Memoires" selbst hat im ersten Aufsatze in
Band I diese Behandlungsweise der Materie angebahnt; es
werden nicht trockene Beschreibungen von Mumien gegeben,
aus denen uns die Museumsluft anweht, sondern die Autoren
haben die Thiere, die sie beschreiben, auch selbst beob-
achtet; sie haben sie in ihrer Umgebung gesehen und reflectirt
über den Zusammenhang und die Wechselbeziehungen zwischen
der Natur eines Landes und der in ihm lebenden Fauna.
Romanoff ging mit dem Beispiel voran, und bevor er zur
Besprechung der Transkaukasischen Fauna schritt, widmete er
über 40 Seiten der Schilderung dortiger Verhältnisse: man
soll nicht nur wissen daß und welche Thiere dort vorkommen,
sondern man soll auch verstehen warum sie dort vorkommen.
Grumm-Grshimailo geht noch um einen Schritt weiter
als RomanofT: er zieht die Paläontologie mit in den Kreis
seiner Betrachtungen. Doch davon später. Wir können dem
Verfasser sicher keinen Vorwurf darüber machen, daß er von
dem neu geschaffenen Standpunkte mit Genugthuung spricht,
wie dies in der kurzen Vorrede geschieht. Im Gegentheil,
wir können diese Art der Behandlung des an sich trockenen
Stoffs der Entomologie nur aufs dringendste empfehlen; wir
stehen heute nicht mehr im Zeitalter Linnes, wo die Frage
Stett. entomol. Zeit. 1891.
40
des „warum'-' in der Natur verjjönt war, wo man auf die
göttliche Allweisheit verwies und das Aufsuchen eines Grundes
als eine Anmaßung verurtheilte; sondern im Zeitalter eines
Darwin, wo wir die Großartigkeit der Schöpfung nicht allein
aus der Form der Gescliöpfe, sondern auch aus dem Mechanismus
der Natur, aus dem Zusammenhange der Einzelwesen unter
einander erkennen wollen.
Grumm-Grshimailo giebt gleich in der Einleitung eine
kurze Zusammenfassung seiner Resultate bezüglich der Ge-
schichte des Pamir-Gebirges und seiner Fauna:
Am Ende der paläozoischen Zeit bildet der Thibetani^^^che
Pamir eine Insel; gegen Schluß der mesozoischen Epoche
linden große Umwälzungen statt, die sich über das ganze
Gebirge erstrecken und dessen Relief vollständig verändern;
am Ende der Tertiärzeit beginnen die den Pamir umgebenden
Meere auszutrocknen und seine Höhenzüge treten jetzt vielfach
in Verbindung mit der festen Erde. Damit beginnen auch
die Wanderungen, die in der nächsten Periode durch die
eintretende Eiszeit einen neuen Förderer erhalten. Ein Theil
der (geflügelten) Bewohner des Pamir zielit ostwärts und
erreicht über den Chingan und Japan und weiter (vielleicht
über eine jetzt verschwundene Brücke) Nord Amerika; er
theilt sich in eine Gruppe von verwandten Formen und dehnt
sich zwischen der Gletschergrcnze und den südsibirischen Ge-
birgen in einer Mittelzone aus.
In Südeuropa treffen die Ausgewanderten mit einem andern
Strom von Emigranten des Pamir zusammen, der tsich etwas
später über Klein -Asien und die Balkanhalbinsel kommend,
hier ausgebreitet hat. Ein dritter Strom ergießt sich nach dem
Altai-Gebirge und dehnt sich längs der Gletschergrenze aus,
mit der eingeborenen Fauna sich vermischend; so entsteht die
paläarkti.sche Fauna.
Inzwischen hat sich der Pamir durch vulkanische Ge-
walten zu einer sehr bedeutenden Höhe erhoben; die khmati-
schen Verhältnisse haben sich vollständig verschoben und er
bildet nunmehr eine Scheidewand zwischen den nördlich und
südlich von ihm gelegenen Districten.
Im i. Capitel giebt der Verfasser eine kritische Be-
sjjrechung der Begrenzung von Innerasien und unterscheidet
zunächst einen centralen und einen peripheren Theil desselben,
deren geologische Verhältnisse mit Vergleichung der bis jetzt
darüber erschienenen Schriften, insbesondere mit Richthofen's
prächtigem Werke, das f^ich gerade mit diesem Punkt sehr
eingehend befaßt, auseinander gesetzt werden. Im nächsten
Slcü. cntoinol. Zeit. ISOi
41
Kai)itel folgt eine pliysikalifsche Beschreibung von dem Plateau
von Pamir, von Ostbukhara und dem Himmel.sgebirge.
Eine geographische oder oreographische Beschreibung im
Auszuge zu geben, ist nicht wohl angängig. Betreffs des
Klima giebt uns der Verfasser an, daß auch im Pamir auf der
Höhe ein sehr strenger Winter herrscht, während auf dem
Südabhange (bei Kafarnigan) ein eigentlicher Winter gar nicht
mehr eintritt, d. h. kein Schnee mehr liegen bleibt; ein
Charakter wie er uns zwar bei den meisten Gebirgslandschaften,
in ganz besonders ausgezeichnetem Grade aber bei den innc'i--
asiatischen Bergzügen entgegentritt. Der Verfasser citirt hiei"
Middendorf, der das Klima des nördhch gelegenen Ferghana-
thales, mit seinem ausgesprochen continentalen Charakter
beschreibt: im Februar noch Frost und im Sommer bis 35»
im Schatten. Dann wird der Boden manchmal so heiß, daß
man fast darin Eier sieden kann. Ich wurde beim Lesen
dieser Beschreibungen lebhaft an die WiKerungsverhältnisse des
östlichen China erinnert, wo wir am I.Mai 1890 unsre dicken
Wintermäntel anzogen, während es wenige Wochen danach
unerträglich heiß war.
Im dritten Kapitel beginnt Grumm-Grshimailo mit dem
ersten Erscheinen der Insecten und speciell der Schmetterlinge
auf der Erde, Schon in der Vorrede (p. XIII) entschuldigt
sich der Verfasser, daß Zeitmangel — er arbeitete nur während
zweier Winter an seinem Werke — ihn verhindert habe, die
Litteratur voUsländig zu beschaffen, und daß (gerade dieses
3. Kapitel) weit sorgfältiger hätte gearbeitet Averden können,
wenn er sich nicht zwischen zwei Reihen befände. Wirklicli
citirt er auch bei seiner phylogenetischen Skizze hier nur
Seudder in wenigen Schriften, Oppenheim, Wallace und Brauer
(durch Druckfehler p. 43, Zeile 8 v. u., Aimierkung ,,Bauer-
genannt), wählend die recht reichliche Litteratur sonst un-
beachtet lileibt''). Gleichzeig mit dem 4. Band der „Memoires",
k
*) Um eine Orieutiruiisi' über die fossilen Insekten niid besunders
die Schmetterlinge und die ihnen pliylogenetisch uti bestehenden Foi'meu
zu ermöglichen, will ich hier einige Werke erwähnen, die hei
paläontologisclnni und phylogenetischen lietracbtungen besonders Be-
rücksichtigung verdienen :
A. Butler, in: Geological Magazine Oct. 1871;
Vol. IV, p. 387-,
Vol. V, p. 175.
Journal d. Zool. Vol. VI. p. 68.
Heer 0., Untersuchungen über das Klinui etc. des Terriär];iiides-.
Winterthur 1860, p. 135 u. a. a. 0.
Vierteljahrschrift d. Naturforsch. Gesellscli. Zürich, Heft i- p. 2*J7.
Stett, entomol. Zeit. 1891.
42.
erschien eine Arbeit von Erich Haase"'}, worin dieser nachweist,
daß viele der von Oppenheim ii. A. aufgestellte Arten zu andern
Insectenordnungen gehören; OcnerUes macroceraticus z. B. ist
eine Phryganidengruppe u. s. f. Pa/äonlina oo/itka war schon
von Scudder als Schmetterling angezweifelt und von Brauer,
wie auch der Palaeocossus jtirassicus zu den Stridulantien gestellt
worden. Was ferner den Satz betrifft, daß aus den bis jetzt
entdeckten fossilen Resten zu entnehmen sei, wie hoch das
Aller der verschiedenen vacanten InsectentApen sei, so möchte
ich dabei erwähnen, daß auf die Bestimmung fossiler Schmetter-
lingsreste, namenthch insofern sie vacanten Gattungen eingereiht
sind, nicht allzuviel zu geben ist. Die wenigen Untersuchungen,
die ich anzustellen Gelegenheit hatte, haben mich sehr miß-
trauisch gemacht, und gerade durch die vorhin erM'ähnte treff-
liche Arbeit von Haase werden fast auf jeder Seite Irrthümer
und Unrichtigkeiten in den älteren Schriften nachgewiesen,
Palaeoiitographica . Beitr. zur Naturgescli. d. Vorwelt, Bd. 12,
11. a. a. 0.
.Scilliuians Anier. Jouni. Sei. a. Arts (3) Vol. XXIV p. 161.
(joss, Introductory papers on fossil Entomology in: The Eatomol.
Mouthly Magaz. 1880.
(xoss, Fossil Lepidoptera; in: The Entomoloaist Vol. 21, (1888)
p. 66.
Lulil)ock. Ursprung der Insecten, Deutsch von Schlösser.
Helm, über Bernsteininsecten, in: Schriften iiaturf. Gesellsch.
Danzig, Neue Folge. Bd. 6, Heft 3.
Low, Verhandl. Versammlung Deutsch. Naturf. und Aerzte zu
Königsl)erg, 1860.
Preudhomme de Borre in: Ann. Soc. Entoni. Belg. 1875.
Daudet (von Aix) in: Revue et Magas. Zool. 1876, p. IrU.
Vgl. ferner :
Scudder, in: Bull. U. St. Gef)l. Survey Vol. IV, p. 510, sowie
seine Schrift: The early tvpes of insects, in:
Mem. Boston' Soc. Nat. Ilist. Vol. III, P. 1, p. 13.
Orassi, in: Bulletino Soc. Entom. Itai 18, 19, p. 52; sowie in:
Atti Acad. Gioenia Sc. Nat. Catania Vol. 19: vorl. Atti R. Acad. Sc.
Torino, Vol. 21, p. 48.
Packard, Journ. R. Microsc. Soc. London, Vol. 4, P. 2; p. 217.
Kolbe, Stammbaum der Insecten ; in : Kosmos 15, Heft 3, p. 328.
Grote, On the Origin of Insects etc. in: Proceed. Amer. Assoc.
Advanc. Sei., 22. Meet. (1873) 1874, Nat. Hist. p. 110.
Haase, die Vorfahren der In.secten, in: Sitzungsber. und A1)handl.
der Naturf. -Ge,sellsch. Isis; Dresden 1886, Abh. pp. 85—91 und in:
Entomol. Nachr. 12, p. 308.
Packard, sur la Genealogie des Insectes in: Journ. de Micronr.
Tome 7, Nov., pp. 566—571; pp. 622—628.
Außerdem vgl. die hier nicht zitirten Schriften vcm Brauer, von
Häckel, Paul Mayer, Knatz, Speyer und vielen Anderen.
*) Neues Jahrbuch f. Mineralogie etc. 1890, Band II.
Sfett. culomol. Zeit. isni.
43
f^o daß man unwillkürlich zur größten Vorsicht bei etwa zu
ziehenden Schlüssen gedrängt wird. Jedenfalls scheint die
Annahme gewagt, daß diese fossilen Reste irgend eine phylo-
genetische Thatsache ,,prouvent evidemment*', (insoweit sie die
Schmetterlinge angehen).
An diese Betrachtungen schließt der Verfasser die Frage
nach dem ursprünglichen Vaterland unsrer europäischen Lepi-
dopterenfauna an. Er citirt die früheren Schriften über die
geographischen Probleme der paläaiktischen Schmetterlingsfauna
von Speyer, E. Hofmann, Petersen u, s. w.. die in nicht miß-
zuverstehender Weise nach Osten deuteten, nach Sibirien.
Grumm-Grshimailo aber specialisirt die Gegend von der die
Schmetterlinge kamen, ganz genau; .,1a patrie de ces emigrants
ailes nous est maintenant parfaitement connue : c'est le Pamir.''
Zum Beleg dafür werden geologische Details angeführt. Den
Schluß des 3. Kapitels bilden dann Angaben über die Wege,
auf denen die Wanderungen und Verschiebungen vor sich
gegangen sind. Eine dieser Zugrichtungen wandte sich zunächst
gegen Thibet, und als Theilnehmer an dieser Emigration werden
etliche 50 Tagfalter genannt, die tlieils in ihrer charakteristischen
Art, theils in gemeinsamen Prototypen jene Wanderung voll-
führten :
Farn. Norduiunni, mnemosi/ne; Pier. Kriiperi, leucodice, irü7iica,
ddorodke; Col mjjrmidone, edusa, thisoa- Rhodoc. far'mosa; Theda
lunu/ala, sassanides; Po/ijomm. thelis, ochüims, caspius, phoenkurus •
Ta/c. Irochyhs, C/insfophi, Sieversi, Loeicii, batori, cj/lis^ paiiagaea,
aslrarche, karus, Ripartü, poseidoti, /p/^/^e///((-Gruppe, phi/l/is, uctis,
Erschoffi; VaiK egea: Melif. arduirixa, didijma var, saxatiUs ;
Arg. hecale; Melan. japygki et var.; Ereb. lekkensls ; Sat.
Sieversi, Bischofß., Geyeri; Epin. dacendra, dysdvra: Par. meriavaj
Pyrg. proto., Sfauditigeri, tessellum, sidae, orbifer.
Eine andere Gruppe führte eine Wanderung aus, indem
sie gegen das Ende der Eiszeit dt^n sicli zurückziehenden
Gletschern nach Norden oder auf die Hochgebirge folgte; von
hierhergehörigen Tagfaltern, die auch unsrer deutschen Fauna
zu eigen sind, werden genannt: napi, ca/lidice, dap/idice, beliu,
cardamines, sinapis, rtibi , thersamon , phlaeati , uegoiK argus ,
pheretes, orbitidus, aslrarc/ie, erof, eumedoti, seniiargus, minima,
cyl/arus, c-album, didyrna, selene, pa/es, lathonia, m.alcae, cornma,
die entweder in ihrer jetzigen Gestalt oder als Prototyp sich
ehemals auf die Wanderschaft begaben. Zuweilen, nimmt
Grumm-Grshimailo an, veränderte sich ein Prototyp an den
verschiedenen Zielen seiner Wanderschaft in anderer Weise,
so daß eine ganze Serie von Formen daraus entstand : so
Stell, entomol. Zeit. 1S91.
44
(Jo/ias Behrii . naslcs, Werdaiidi , jricliiios und p/iicomone aus co-
randka; paheno, inleriov und philodice aus marcopoh; heda und
Boothii aus eogene. Solche Wanderungen, von denen noch
weitere Beispiele angeführt werden, haben zum Theil noch
heute nicht aufgehört.
Für eine derartig ausführliche Behandlung, wie sie die
Pamir-Fauna hinsichtlich ihrer geographischen Beziehungen im
3. Ka]»itel erfahren hat, müssen wir dem Autor unsre vollste
Anerkennung zollen. Wenn auch dieser ganze Theil der Ab-
liandluug durchgängig auf Hypothese beruht, so haben doch
viele der geäußerten Ansichten einen hohen Grad von Wahr-
sclieinlichkeit für sich. Die Wanderungen, die man für Europa
schon lange der Eiszeit zuschrieb, betrachtet der Verfasser
nun auch in ihren Beziehungen zu Asien. Wir können wohl
sagen, daß noch keine außereuropäische Fauna in ihren
geographischen Verhältnissen einer so eingehenden Betrachtung
unterzogen wurde — auch die nordamerikanische nicht —
wie dies die Pamirfauna durch Grumm-Grshimailo erfuhr und
wir werden dankbar sein, auch w^enn wir niclit in jeder Hin-
sicht mit seinen Ideen auf phyletischem oder zoogeographischem
Gebiet harmoniven.
Im 4. Kapitel beginnt eine physikalische Beschreibung des
<iebirgssystems des Pamir und die Begrenzung einzelner Districte
wird versucht und begründet. Der vielen Details halber ist
hier ein Auszug nicht möglich, durch den der StolF nur verlieren
würde. In diesem Abschnitt werden auch die Vegetations-
^ erhältnisse der einzelnen Landschaften und die horizontale
Verbreitung der Pamir-Schmetterlinge auseinandergesetzt und
Beziehungen verschiedener Faunen durch Listen erläutert: im
folgenden Abschnitt ist dagegen die Faurra in ihrer vertikalen.
Verbreitung betrachtet. Hier werden die Momente angegeben,
denen der Pamir sein eigenthümliches Klima verdankt. Die
Schmetterlinge werden nach der ])hysikali?chen Beschaffenheit
ihres Wohnorts eingetheilt in:
L Falter der alpinen Vegetati'onszone: 4 Par-
nassier, 11 Pieriden, 15 Lycaeniden, 1 Ervcinide, 8 Njmpha-
liden, 7 Satyriden und 2 Hesperiden bevölkern diese Region,
von denen nur 11 (durch ein vorgesetztes "■') als solche bezeichnet
werden, welche auch an andern Plätzen verkommen.
IL Falter, die das unterhalb der Ali)enregion
gelegene, mit reicher Vegetation bedeckte Wald-
Wicsengebiet bewohnen.
Nur noch 2 Parnassier und f) Pieriden, dagegen 20 Ly-
caeniden, 10 Nvmphaliden, S Satyriden und 5 Hesperiden
Stclt. entüiiiol. Zeit. 1891.
45
finden sich hier. Von den 50 für dieses Gebiet angeführten
Arten sind 18 als nicht darauf beschränkt bezeichnet.
III. Schmetterlinge der felsigen Höhen, wo auf
steinigem Boden und Geröll Beifuß, Steinbrech. Fingerkräut-
chen etc. wachsen.
Nur 17 Falterarten bewohnen die buschlosen, und nur
26 die mit Büschen dürftig bestandenen Lokalitäten. Sie
gehören den Gattungen Parnassius (2 — 3), Cohas (3), Pieris (3),
Thecia (1), Polyommalus (2), Lycoena (8), PoJycaena (1),
Melitaea (2), Safyrus (6), Pararge (2), Erehia (2), Epinephek (4),
und Pijrgiis (I Form) an.
IV. Die Falter der hochgelegenen Wüsten und
V. der hochgelegenen Steppen
haben unter 21 (Wüsten-) und 34 (Steppen-) Formen 9 bez.
14 Formen mit andern Landschaften «emein, also fast die
Hälfte.
VI. Die Schmetterlinger, welche die Tliäler be-
wohen endlich belaufen sich auf über 50 Formen.
Die Parnassius und Colias sind verdrängt worden durch
die Gattungen Papilio, Hypermnestra, Pieris, Anthocharis, Zfgris.
nur noch Co/ias erafe hat sich erhalten. 21 Lycaeniden, 5
Nvmphaliden sind hier zu treffen. Unter den 8 Satyriden
iindet sich keine Erebia mehr: 8 Hesperiden vervollständigen
die Fauna.
Der interessanten Punkte, die sich aus der Vergieichuug
solcher Lokalfaunen ergeben .sind zu viele, als daß es liier
möghch wäre, genauer darauf einzugehen. Für denjenigen abei-,
der sich einen Ueberbhck über das Reich der Schmetterlinge
und über die geographische Verbreitung anzueignen gesucht
hat, ist die auf pagg. 126 bis 137 gegebene tabellarische
Uebersicht eine Fundgrube interessanter Ergebnisse.
Auf Seite 140 beginnt der specielle Theil, eine Aufzählung,
der einzelnen Arten, die mit zahlreichen kritischen Bemerkungen
versehen sind.
Von Papilio findet sich nur eine var. von mac/awn^ cen-
tralis Stauchp\, im Pamir.
Ueber die Varietäten von machaou kann uns nur eine
Arbeit orientiren, die, auf ein reichliches Material sich stützend,
genau die Generationsverhältnisse aufklärt, sowie auch die
Bodenverhältnisse in ihrer Einwii'kung auf die Färbung und
Zeichnung des Falters untersucht. Beid - Momente haben auf
machaon einen unverkennbaren Einfluß, wie wir an der var.
auranliaca sehen. Diese interessante Abart ist nicht allein auf
ein geographisch scharf begrenztes Gebiet beschränkt (bei
Stctt. onlomol. Zeit 1891.
46
rV.Tinft«dt faad ich sie faa an^nahmslos auf einem wenige
STcBen Feide^. sc-ndem de wurde (nach Speyer
r»ei der Sommei^eneradön beobachtei. HipfK'craics
ist die Sommerform des japanisehä» mackai»». dessen Früh-
liuiTsf -~" -' '"T sauz wenig von der Stammart entfernt.
Bei . is ist mir ans der Hübner'schen AbbiWuiM:
nie r - Orden. _ ich das Wesen dieser
Aber: Bei € . aus Innerehina glaube
ich iSIanehes von der zu linden, ot^leich sie doch
wieder zur r. asioüca ^i . . _. u. s, f. — Vorfäufig dürfte eine
knii>eLe Bespreehuns der »sacÄa iW-Formen der alten und neuen
Weil, ja Tief - - ^ richtige Bestimmung derselben.
eine grf«Be S: _ -
Xacb E: _ der H^-ermnestra ksliüs findet auf
,v 14-2 — oi:f^ ..riiische Bespredmng der Gattung Par-
f Piaiz. eine daakenswerthe. aber schwierige Aufgabe,
cer sk-h darin der Yerfias^sö- untoxiefal Ton den 48 Formen
dieser G-anun» kotniDT ein P'Jtreisd «uf dem Pamir vor. und
der Verf.- _raheit. diese interessanten
Tiiiere 2_ _ : __ z^ mmi er zu dem Schluß.
da^ die schon vieifiau:-h in der Utteratur besprochene Tasche
- ^ i" der Weil : -r V- Sekret vom Männchen
^verde,
; _ . . Verbreitung zieLi Grumm-
Orrh -^sanle als gerade lehrreiche
- '_ der Ausbreituns von Pamussius und der
-r. rji^-;_T 2 Orls. Auf der (p. 146) veranschau-
liebien 2eogri Skizze emanzipirt sich der Verfasser —
soviel mir bek;.r.r.; i;t. ist dies das erste Mal. daB es ge-
sehicit — ^'T'H der alten GewohnheiL vor die Formnamen bei
s^eiitgrapti- 1 :racbtungen se wissenhaß alle _var.- und
-aberr.- 2- : -:^ ... Es kann nicht genug darauf hingewiesen
"werden, wie absolut unnütz es ist bei aeosrafihischen Be-
'~ - : Enischeiduns. ob '«"ir one -gute Art"
.1- vor uns ^ben, zu suchen. Unver-
-- -.triizen ?iiid die nothwenise Folge davon.
S' - _- - - -j.- Recht, bei den Papüionea der Sarpedon-
Groppe zu schreiben: rar. teredom, rar. rrtUim, cor. thoredtm ete«
dir- ^ '-- ^ud cruärora als drei ver-
aen d«X'h niemand zweifelt.
•- - -ia-r Form sind, die sich nur aa
- _ .-n in der charakteristischen Wei>e
Terai-aen nä:»t'n' Ich kann keinen Unterschied im Reichthum
zwrirr ¥- '' ■!:-'-- '^'T'^n wenn die eine et-wa zwei _2ut«^
L
47
Arten'-. Parnasstus apoho und mnernosyne, die andere eine
^Art- und eine -Varietät-, wie etwa nomion und >:ar. smiu-
iheus besitzt.
Um nur auf eine schlimme Folge aufmerksam zu machen,
so läßt sich ja vor allem gar nicht entscheiden, vor welchen
Namen das _var.- oder _ab.- gesetzt werden soll. Lycaena
polysperckon ist zur _Varietas- herabgemindert worden dem
argiades gegenüber, umgekehrt Äraschnia prorsa der lecana ge-
genüber. Wer nun eine -,var.'^ in irgend welcher Weise für
minderwerthig halten wollte, der läßt hier die Frühlingsform
und da die Sommerform zurückstehen: denken wir an car.
bellidice (Frühlingsform) und rar. Jyllus (Sommerform). Der
entscheidende Grund für dieses Verhalten lag einzig darin, daß
diese oder jene Form zuerst aufgefunden wurde, also in
einem Zufalll Ich stehe nicht an. dieses Verfahren als ein
un'^-issenschatlliches zu bezeichnen: so unbedingt das Prioritäts-
recht Gehung behalten muß. da wo es sich um die Syno-
nvmie identischer Formen handelt, so unabweisbar muß
es zurückstehen, wo es zu Inconsequenzen oder Irrthümeru
führt. Weitere Erörterungen über diesen Gegenstand gehören
nicht hierhier: aber ich glaube es mit Vielen jedesmal als
einen wesentlichen Fortschritt begrüßen zu dürfen, wenn aus
einer Arbeit da.- Bestreben hervorgeht. Mch vom alten Zopf
zu befreien-
Von dieser Selbständigkeit im Ignoriren der Präfixe macht
aber Grumm-Grshimailo ledighch bei seinen geographischen
Betrachtung Gebrauch: in den systematischen Auseinander-
setzungen zeigt er außerordentlich deutlich die vielen Unan-
nehmlichkeiten, die durch die Subjetivität der Ansichten über
Artberechtigung hervorgerufen werden. Sicherheit in solchen
Streitfragen wird ja nur die Raupenzucht, oder eine oft
beobachtete Begattung, die eine Bastard irung ausschließt, geben
und bei geographisch getrennt lebenden Racen lassen uns auch
diese Auskunftsmittel im Stich. Die Behauptimgen über die
systematische Stellung der Parnassius -FoTmen von Grumm-
Grshimado stehen mit einer großen Auzalü von Ansraben
früherer Autoren im Widerspruch, und es fehlt nicht an harten
Vorwürfen, die seinen Vorarbeitern gemacht werden. In wie
weit der Verfasser berechtigt war, solche Veränderungen in
der Liste vorzunehmen, wie er dies »ethan hat. dies kann nur
an der Hand des von ilim benützten Materials beurtheUt werden.
Da dies aber zweifellos das reichhaltigste war. das für solche
Arbeiten existirt. so mögen wir immerhin Zutrauen zu seinen
Stett. entomoL Zeit. 1891.
Mit
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gebildet
"jr: ,, - .
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E.^^.. O.,
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von : .
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yijiks. K
Itkirtyiüci r.
iUftmiunj.
■^r^rynn<yn fassen: nm so mehr, als seinen Vor-
_..__ wie Verfasser --'>.-^ betont, oft ein äußerst dürftiges
Material zu Gebote s:
.--^ -r:! ?:ad die Panw^Äi« Formen
ö. -. :..'■ /'j. c. kttn^ ämo. Ab-
: 1. 2. lö und 21): priaceps, RomanocL
rv "■ \ r. ia/erRalis und r. iBuslri^.
-prechung: Apottotüus Ec.
j.^äMS Ee.j rhodius Hijmr., dtl-
1 -Haas. r. gigamtea St ffr.
n werden 3-4 Formen aufeefuhrt und
- -•>sen gegeben:
:i. I cema und r. man'.riHtioua,
-*, Sierersi, Staudiaperi c. panüra.
•-. aeoHdes. Wiskoiti r. separala
-- - - .:. >ij'.rfj, Ochsadteimen : sowie
'^"Oii ■- ... Ayr,erakii, Sierersi. Chr'tiioptti.
. <«, Ramautfti. regia, marcopoio (aof Taf.
E'TV? 2^: Aufoierfcsamkeit widmet der Yer-
-n einer sehr interessanten
--: -, __--„ -.-. ^-^ Zo^iwickdure der Fauna (die
im Auszug zu geben nicht gut möglich i^t) Kefert er uns eine
Srnöftsis _ " er in 13 Gruppen theflt.
Grnmm-<- verschiedene Formen aut
- -igelegt werden. Zahl-
- dem Leser, sich über
jede Form zu orientiren nod fiefem ein werthvolles
— L'j6a» dürfte eine jede genaue
- wenn sie sich auf ein großes Material stützt. Um-
- - '" ^'^- ~ zur Fo%e haben. Auf p. 253 giebt
- sehr lehrreiche Zusammenstellung der
~ ?- ^ ^ und Hagen bei ftüheren
-^ - rnmen sind: ein Blick auf
die z^igt die grundverschiedene Auf
fassu:^ ^.. ^, . _L,.. T.. i^r-- das, was ich vorhin bei
BesT»re>:-höng der Gattung J < über den Werth der Be-
--n sagte, zu illusir;r£Lu. &ann ich mir nicht versagei;
- Tabelle wieder zu geben:
Stea. rwttmtH Zes. iS9:.
49
Strecker: Hagen: Elwes:
C. palaeno. C. palaeno. C. palaeno.
C. pelidne. v pelidne. subsp. peUdne.
syn. Scudderi. C. interior. subsp. interior.
V. interior. fsyn. Edicardsi. syn. occidentalis.
syn. laurentina. syn. emiüa. syn. Edicardsi.
r. chrisdna. syn. astraea. syn. chrisiina.
C. alexandra. syn. alexandra. syn. akxandra.
r. Edirardsi. syn. Scudderi. syn. Scudderi.
C. emilia. syn. occidentalis. syn. emilia.
C. barbara. syn. christina. syn. astraea.
C. phiJodice. r. Haxfordii. v. Eaxfordii.
r. occidentalis. v. laurentina. syn. barbara.
V. eriphyle. C. philodice. r. laurentina.
C. astraea. syn. eriphyle. C. philodice.
syn. eriphyle.
Wenn ich nun diesem Referat noch hinzufüge, daß
Grumm-Grshiinailo wiederum zu einem andern Resuhat ge-
kommen ist, und daß wir, wenn wir uns in seiner Synopsis
die obigen Namen aufsuchen, wiederum eine neue Zusammen-
stellung tiuden. so wird mir gewiß zugestanden werden müssen,
daß in allen Fällen, in denen nicht Zuchtversuche oder sonst
untrügliche Experimente Aufklärung versprechen, solche Unter-
suchungen über die Zuständigkeit dieses oder jenes Präfixes
einen sehr untergeordneten Werth haben.
Vollständig außer Stande, die in der erwähnten Revision
erwähnten Co//a5-Arten zu vergleichen, möchte ich hier nur
eine Bemerkung über Colias lesbia beifügen. In meiner Samm-
lung betinden sich 'V2 Exemplare, worunter 24 Weibchen.
Diese Weibchen zeigen nun Parallelformen der verschiedensten
paläarktischen CoÜasweibchen: vom lebhaftesten rothgelbeu
Colorit bis zu der blassen Grundfarbe von hyale und helice
(rar. heliceoides') und zur graugrün bestäubten Farbe von
phicomone. Zum Theil sind diese Variationsformen ziemhch constant
und in kleinen Details mit einander übereinstimmend. Mährend
eigentliche Ueberg-angsformen zuweilen fehlen. Ich selbst
würde vielleicht auf den Gedanken gekommen sein, verschiedene
Formen vor mir zu haben, wenn ich nicht alle innerhalb dreier
Tage (19. — 22. Februar 1889) auf einem einzigen Acker
nahe bei Palermo in Aigentinieu. vielfach unter einander
copulirend. gefangen hätte.
Für so interessant ich also auch die Untersuchungen
Grumra-Grshimailo's über die Gattung Colias halte, so wenig
Stett. entomol. Zeit. 1S91. 4
50
kann ich die Acten über diese Gruppe — selbst nur insoweit
sie das bearbeitete Material betreffen — für abgeschlossen
ansehen.
Die 65 aufgezählten L^^caeniden formen gehören bis auf
3 Theclu, 2 T/iestor, 11 Polyommatus und 2 CigarUis sämmtlich
der Gattung Lycaena an. Obgleich es in den Tropen un-
geheuer viele Lycaenidenarten giebt, so spielen sie doch dort
nicht jene hervorragende Rolle., vi'ie bei uns, da ihre Individuen-
zahl sich nicht leicht so ungebührlich vermehrt, wie wir dies von
andern tropischen Faltern kennen; ich erinnere an die Acraea im
August in Rio de Janeiro, an die Anartia amaUhea in Santos,
au gewisse Danaiden und Pieriden im Osten. Die stets be-
trächtliche, aber alljährlich ziemlich gleichmäßige Zahl der
Lycaeniden paßt ganz in die gemäßigten Verhältnisse der
paläarktischen Region. So dürfen wir denn auch im Pamir
eine erkleckliche Anzahl von Ljcaenidenarten erwarten, die
uns Grumm-Grshimailo an der Hand kritischer Bemerkungen
vorführt. Neue Diagnosen finden wir dabei von: Polyommatus
L\ fulminans, Alpherakii, v. alaica; Lycaena phiala, alaina Sfgr.,
elcira Eo., dschagalai, roxane, v. rogneda, tomyris, bellona, hunza,
magnißca^ kogislana, dagmara. chrysopis.
Abgebildet sind: Polyommatus v. fidminans Gr.-Gr., sar-
thus Stgr., sultan Stgr., dimorphus Stgr. und A/pherakii Gr. -Gr..
ferner Lycuena Eversmanni Stgr., roxane Gr.-Gr..^ Oberlhüri Gr.-
Gr., loniyris Gr. -Gr., v. Haberhaueri Stgr., rutilans Stgr., iris
Stgr., venus Stgr., sarte Afph., pheretulus Stgr., kogistana Gr.-Gr.,
alaina Stgr., v. alaica Stgr.. v. carbonaria Gr.-Gr., magnißca
Gr.-Gr., v. dagmara Gr -Gr., v. melania Stgr., actinides Stgr.,
r. poseidonides Stgr., r. phylUdes Stgr., charybdis Stgr., iphides
Stgr., r. minuta Gr.-Gr.; lehanus Moore, omphissa Moore, bellona
Gr.-Gr., hunza Gr.-Gr. und phiala Gr.-Gr.
Von Eryciniden wird nur die Polycaena tamerlana Stgr.
besprochen und auf Taf X nach beiden Geschlechtern ab-
gebildet.
Die Nymphaliden (im engeren Sinne) sind nur sehr
schwach (mit im Ganzen 23 Arten) vertreten. Bezüglich der
Limenitis trivena spricht der Verfasse berechtigte Zweifel aus,
daß dieselbe, wie Fedtschenko behauptet, in der directen
Umgebung von Samarkand vorkommen könne. Die hier ein-
geschaltete Schilderung der Umgegend dieser Stadt muß jedem,
der einmal in Ost- oder Innerasien gewesen ist, bekannte
Bilder ins Gedächtniß zurückrufen. Sie paßt — außer den
Speeialaugaben — aufs Genauste auf eine ganze Anzahl von
Slett. entomol. Zeit. 1891.
51
chinesichen Städten, in deren direkter Umgebung, wie in
Samarkand, die Terrainverhäknisse für die Entwiekelung einer
reichen Tagfalterfauna die denkbar ungünstigsten sind. Wald
ist im nördlichen China nur sehr wenig vorhanden, dagegen
um so mehr vegetationslose Wüste; zwischen diesen unfrucht-
baren Strecken dehnen sich Saatfelder, die von den fleißigen
Chinesen äußerst rein von Unkräutern und Kornblumen ge-
halten werden. Nur ganz selten trifft man wenige, wohl-
gepflegte Bäume; Dickichte, kräuterreiche Futterwiesen, über-
haupt von Tagfaltern vielfach aufgesuchte Lokalitäten fehlen
gänzlich; kurz, es darf uns nicht wundern, wenn wir bei
einem mehrstündigen Ausflug zur Saison, weiter nichts von
Tagschmetterlingen wahrnehmen, als vielleicht eine Colias hyale
und ein oder zwei Exemplare von Pieris napi. Eine Anzahl
deutscher Kaufleute, die von Tien-tsin kamen, wo sie sich
lange Jahre aufgehalten hatten, erklärten mir auf eine Frage
betreffend die lepidopterologischen Verhältnisse jener Gegend
einfach, daß es in Tien-tsin „keine Schmetterlinge gäbe,^' was,
wenn es auch nicht ganz richtig ist, doch auf eine große
Armuth an diesen Insekten schUeßen läßt.
Außer Limenilis trivena wird aus dieser Njmphaliden-
Gruppe nur noch eine der Nepiis v. ludmiUa nahestehende Form
aus dem Pamir erwähnt, die aber ein auffallend schmales
Band hat.
Die Gattungen Grapta, Vanessa und Pyrameis werden hier
— wie in den älteren Werken vielfach — zusammengeworfen,
wiewohl sie jede für sich nach jeder Hinsicht hin natürliche
Gruppen bilden. Daß dies in morphologischer Beziehung der
Fall ist, ersehen wir aus den zahlreichen beschreibenden Arbeiten"; ;
indessen soweit meine Erfahrung reicht, lassen sich auch be-
züglich der Raupen in ihrem biologischen Verhalten deutliche
Grenzen ziehen. Durch Edwards sind viele Crrajote-Raupen
bekannt gewoi'den, die in ihrer Lebensgeschichte ganz mit den
europäischen Arten übereinstimmend, einsam und frei auf der
Futterpflanze leben; die P//ra?rte«VRaupen spinnen sich aus
Blatt- oder Blüthentheilen eine Art Gehäuse, wie man es nicht
allein für uu^re einheimischen Arten nachgewiesen hat, sondern
auch für fernlebende Exoten, wie z. B. Pyr. gonerlUa von
Neuseeland und P. myrinna im tropischen Amerika; Pyr.
ÄersÄatcn-Raupen habe ich in Australien selbst in ihrem Häus-
chen gefunden u. s. f.; diesen allen gegenüber leben die
FaHCssö-Raupen frei aber gesellig. Die cÄarow/a-Gruppe, die
*) Nova acta Aead. Leopold. Carol. Vol. XXVIII. y. 12 (Felder).
Stett. entomol. Zeit. 1891. 4*
52
Felder (L c.) schon morphologisch abtrennt, steht z\%ischen
Grapta und Vanessa in der Mitte: leider ist mir da* Verhalten
der Raupen unb<ekannt da mir Moores Werk*) augenblicklich
nicht zu2änglich ist. Ich möchte mich nicht dem Vorwurf
aussetzen, biologische Momente von untergeordneter Bedeutung
zu systematischen Kriterien vorgeschlagen zu haben: wo solche
aber mit systematischen oder morphologischen Unterschieden
zusammenfallen, halte ich sie für wohl werth. erwähnt zu
werden. Von fünf aus den vereinigten Ganungen aufgezälilten
Formen beschreibt Grumm-Grshimailo zwei Varietäten — (indina
und rtijca — als neu.
Wenn wir in Erwägung ziehen, daß die Gattung MelUaea
im südhchen Centraltheil des paläarktischen Faunengebietes
den Mittelpunkt ihres Verbreitungskreises hat. so werden wir
einigermaaBen erstaunen, aus dem Pamir nur IS Formen
kennen zu lernen, wovon nur 10 als _2ute Arten- angesehen
werden. Melii. pamira erhält eine neue Diagnose : von Argynnis
werden nur 8 Formen aufgeführt
Von den 44 Satyridenspecies des Pamir kommen auf
die Gattung Mdanargia 1. auf Erebia 7. auf Oeneis 1. Satyrus
20. Pararge 2. Epinepheie 10 und Coenonympha 3, die theils in
ihren Stammformen, thdls in Varietäten dort vertreten sind.
Die Präponderanz. welche die Satyriden sowohl durch ihr
Erscheinen in zahlreich auftretenden Arten (Epinepheh, Coeno-
nympha) sowie in besonders statüichen Formen (^Satyrus) zeigen,
ist für die gemäßigte Zone charakteristisch. — Xeue Formen
sind: Meian. rar. persa. Erebia varr. icelos und progne, Oenäs
hora, Satyrus rar. gultschensis^ bohrieuSj LeecM. intermedius, stherio,
die z. Th. hier mit neuen Diagnosen versehen sind. — Die
Abbildungen von Mdanargia parce Styr., tar. lucida Sfyr.. Erebia
radiam Sfor.. meto Stgr., hades Stgr.. jordana Stgr.. tar. sahib
Gr. -Gr., Saf. rar. gullschensis Gr. -Gr., rar. sartha Stgr.. boloricus
Gr. -Gr., Häbneri Fldr., Josephä Stgr., Wilkinsi Ersch.. intermedius
Gr.-Gr., paminis Stgr., Staudirigeri Bang-Eaas. stuUa Stgr., stheno
Gr.Gr., Abramowi Erseb.: Epineph. pulcKella Fldr., rar. laeta Stgr.,
nanbiden.*is Ersch.. Haberbaueri Stgr.. sowie Oeneis hora Gr.-Gr.
erläutern den Text. Mehrfach tinden sieh phylogenetische
Schemata eingestreut deren Werth nur an der Hand des dazu
benutzten Materials beurtheilt werden kann.
Den Schluß der Tagfalter bilden 20 Hesperiden aus
den Gattungen Pyrgus (= Syrichthusj mit 11. SpihUtyrus mit 2.
Pamphila mit 5 und Tbymehcus mit 2 Arten. Neu sind : Pyrg
*) Carai. Lep. Mos. E. :- - ' -.z.. p. ^9.
5:ei:. eatcm'-L Zeit. 1831.
53
rar. promet/teus, tar. dancazica: abgebildet: Pyr<i. vjr. pmme-
theus. nohilis. rar. gigantea, rar. darvrazica . Muhntus. Die Ge-
sammtzahl der aus dem Pamir anfgeführten Tagfalter arten
beträgt ^omit 200.
Die Heterocera bind im vorliegenden Bande nicht zu
Ende geführt. Von Sphingiden werden 12 Formen aufgezälilt,
davon sind Smerinthus Kindermanm tar. orhaia und Macroglnssa
ducalis Sigr. mit Diagnosen versehen und letzterer abgebildet.
Fünf Sesia (worunter Ses. sernlis neu besehriehen und. wie
auch Ses. reiformis Staudgr.. abgebildet) liefern den Beweis, daß
beim Sammeln im Pamir mit Sorgfalt und Geschick verfahren
wurde: ich hatte oft Gelegeheit. darüber zu erstaunen, wie
selten man bei dem oft nur flüchtigen und vielfach behinderten
Sammeln auf Reisen auf die schwer kenntlichen und meist
spärlichen Sesien stößt.
Z^gaeniden werden 16 aufgezählt. Die Iho- Arten sind
von Staudinger bestimmt: von den Zygaena ist Z. hissariensis
neu, diese und Z. Kaicrigini abgebildet: daran schließt sich die
Erwähnung von 2 Si/n(omi.t: S. boctrUma Er-^ch. und einer der
S. maracandica vor. cocavdica Ersch. ähnlichen Form.
Mit denBombvces schheßt der 4. Band von Romanofl"s
„Memoirqs- ab: 57 Arten werden hier aufgezälilt: 1 Xycteoh'de.
2 Lithosiiden. 18 Arctiiden. 12 Cossiden. 3 Psychiden und von
einer Ftimca. möglicherweise F. nocfurneUa Alph. wurde ein Sack
gefunden. 9 Lipariden. 7 Bombyciden und 5 Notodontiden
vervollständigen die Listen: Saturniden werden nicht genannt.
Zum ersten Mal erwähnt und mit Diagnose versehen
werden Arcfia glaphyra tar. gratiosa. A. rupicola. Holcocerus
sericeus. Phragmafoecia furia, Endagria monticofa. Orgyta tristis,
und von diesen allen (sowie von 7 andern Bombyciden) Ab-
bildungen geliefert.
Soweit reicht der 4. Band des Romauoffschen Werkes,
dem auf einer genau ausgearbeiteten Karte Grumm-Grshimailo's
Reiseroute beigegeben ist.
Nicht allein in Betreff' der vorliegenden Bearbeitung, sondern
in Anbetracht der in allen Bänden der »Memoires- angestrebten
Behandlungsweise des Stoffs, die nicht allein dem Sportsmann
und Sammler, sondern ganz besonders dem Zoologen
und Biologen reiche Nahrung für seine Studien giebt (es
M erden auch theilweise recht gute Beschreibungen und Ab-
bildungen von Raupen gegeben^ sprechen wir den schon früher
von Speyer und Hering geäußerten Wunsch aus: daß eine
lange Reihe von gleich werth vollen und allgemein interessanten
Pubhcationen sich den seither erschienenen zur Seite stellen
Stett. entomol. Zeit. 1S91.
54
möge. Was die Berücksichtigung des biologischen, phylo-
2;enetischen und des zoogeogvaphischen Elementes und deren
Verbindung mit dem klimatologischen und systematischen be-
trifft, so dürfen wir sogar hoffen, daß die VeröffentHchungen
der „Memoires'-'- geradezu als ein Vorbild dienen und daß die
ungerechtfertigte Vernachlässigung eines Gebietes wie die Biologie
dem die Zoologie, dem die ganze Naturwissenschaft die Erfolge
der letzten drei Decennien verdankt, damit ihr Ende erreicht
hat. Nicht allein die Lepidopterologie, die Entomologie und
sogar die ganze Zoologie krankt an der Einseitigkeit, mit der
nur gewisse Gebietstheile bebaut, der größte — und vielleicht
fruchtbarste — Theil der Wissenschaft aber unberücksichtigt
gelassen wird. Gerade Deutschland trifft dieser Vorwurf mit
am meisten, dessen Zeitschriften kaum noch biologischen Artikeln
ihre Spalten öftnen (von den streng wissenschaftlichen, allgemein-
zoologischen Fachschriften thun dies gegenwärtig in Deutsch-
land nur die „zoologischen Jahrbüscher"); Biologen wie Wallace,
Bates, Lubbock etc. fehlen uns, um von einem Darwin ganz
zu schweigen.
V\' villi wir die Bestrebungen der „Memoires^^ in dieser
Hinsicht bahnbrechend zu wirken, richtig würdigen, dann werden
wir auch gerne die im Vorangehenden besprochenen vielfach
allzukühnen Hypothesen Grumm-Grshimailo\s, seine wohl kaum
in allen Fällen gerechtfertigten Correcturen älterer Autoren
und seinen natürlichen und verzeihlichen Localpatriotismus für
das von ihm durchforschte Gebiet übersehen: wir werden
gerne die Litteraturnotizen ergänzen oder berichtigen, wo dies
nothwendig ist, und doch um nichts weniger gespannt der
weiteren Veröffentlichungen der „Memoires sur les Lepidop-
teres" entgegensehen.
Der fünfte Band
der ..Momoires sur les Lepidopteres'' enthält interessante Bei-
träge zur Schmetterlingsfauna des paläarktischen Gebietes und
zwar aus den Faunen: Teneriffa, Süd-Rußland, dem Kaukasus,
dem Achal-Tekke-Gebiet. dem Pamir, aus Thibet, der Mongolei
und China; also von der ganzen Süd-Grenze des paläarktischen
Bezirks, außer Afrika"').
Den Anfang macht p. 1 — 58 ein Aufsatz von H. Christ 0})h.
*) Diese Lücke wird gewissermaßen ausgefüllt durch die im
Jahre 1890 erschienene 1,8. Lieferung von Oberthür's „Etudes d'Ento-
mologie", welche auf pagg. 20 — 33 Beiträge zur Fauna von Algier
bringen.
Ste(t. entomol. Zeit. 1891.
55
I. Löpidoptera aus dem AchaHekke-Gebiete IV. Theil.
Zum Verständuiß desselben muß die vom gleichen Ver-
fasser in Romanoff Memoires etc. Tome I, p. 93 — 98 gegcljene
Beschreibung des betreffenden Gebietes, sowie die dort gelieferte
Liste der von Christoph selbst gesammelten Lepidopteren nach-
gelesen werden. Wie dort die Landschaft geschildert wird,
dürfen wir keine allzugroßen Erwartungen bezüglich der
lepidopterologischen Ausbeute hegen ; immerhin trifft man des
Interessanten genug.
Die Liste der Papilioniden'') jener Gegend sind um
2 Formen vermehrt: zu machaon treten noch ahxanor und hefns.
Papilio machaon wird als var. centralis aufgeführt. Slau-
dinger hatte letztere als Sommerform zu einer dem gewöhnlichen
machaon ganz gleichen Frühlingsform gezogen*''); indessen glaubt
Grumm-Grshimailof), es sei keineswegs erwiesen, daß Staudinger
in seiner centralis einen Angehörigen der Sommergeneration
vor sicli habe. Sollte dies dennoch so sein, so bestünde hier
eine Analogie mit der japanischen Form, wo gleichfalls die
Sommerform als hippocrates in eigenthümlichem Gewände auf-
tritt, während die Frühlingsform im Allgemeinen die Merkmale
des normalen machaon trägt. Letztere unterscheidet sich nur
durch eine beträchtliche Größe (8,2 mm Spannweite, 4,8 mm
Flügellänge), und auch darin kommen ihnen Stücke aus Hankow,
die ich der Güte des Cap. Jankowsky verdanke sehr nahe:
8,0 — 4,65 mm, während ein nordchinesiches Stück, daß ich
vor mir habe, 7,8 — 4,5 mm mißt. Wie ich bereits oben, bei
Besprechung des IV, Bandes erwähnte, bedarf die machaon-
Gruppe zunächst einer monographischen Bearbeitung, bevor
in Generations-, Variations- und Verbreitungsfragen ein ent-
scheidendes Wort gesprochen werden kann.
Papilio alexanor kommt in einer nach orienfalis neigenden
Varietät vor. Zwar sagt Christoph, daß die Aehnlichkeit sich
auf die Erweiterung des blaubestäubten Submarginalbandes der
Hinterflügel beschränke; aber darin liegt ja gerade das Haupt-
charakteristikum , das der var. orientaHs ihre Existenz sichert.
Außer der blauen Bestäubung der correspondirenden Binde der
Vorderflügel möchte die Erweiterung der Submarginalbinde vor
dem Analwinkel vielleicht sogar das einzig sichere Unter-
scheidungsmerkmal sein. Bei 17 südeuropäischen aleccanor, die
ich vor mir habe (wobei leider auch kein Grieche), variirt
*) Im engeren Sinne.
**) Stettin, entomol. Zeitung, 47. Band, p. 193.
t) Vgl. RomanoiY, Memoires, IV. Band, p. 14:0.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
56
die Breite der schwarzen Binden sehr, ebenso die Zahnung
der Hinterflügelbinde nach innen, und was die Größe betritYt,
80 messe ich bei einem französischen Stück sogar 41 mm
Flügellänge, also noch mehr, wie bei orientalis. Die Breite
der Hinterflügelbinde aber erreicht bei keinem Exemplar 7 mm
an der Stelle, wo sie, bei orienfalis 11 mm mißt. Ich glaube
also, daß für die von Christoph aufgeführte Form der Name
orientaUs stehen könnte.
Daß indeß hier von einer rar. orkntufis Chr., in Band I
(}). 41) der „Memoires''' von einer rar. orienfalis Rom. die
Rede ist, führt leicht zu Mißverständnissen.
Wie wir oben auf die Schwierigkeiten aufmerksam machten,
die bei der Frage entstehen, welcher Generation man den
Gattungsnamen, und welcher die Bezeichnung „var."-' vorsetzen
soll, so könnte man auch hier fragen, ob nicht richtiger die
innerasiatische Form als Stammart, und die im Allgemeinen
ja wohl etwas kleinere und weniger lebhaft blau gezeichnete
Mittel meerform als „var." zu bezeichnen wäre. Was die Große
anbetrifft, so ist ja zunächst liegend die Annahme, daß die
größere Form Stammart, die kleinere Varietät ist, resp.
Kümmerform, veranlaßt duix-li hemmende klimatische Einflüsse,
mangelhafte Nahrung etc. Wir bissen durch Bernard*'), daß
die den Vanessa /o-Raupen ungewohnte Nahrung der Brenn-
nesselblüthen, die kleinere var. ioides hervorbringt; besonders
trockne Sommer, bei denen die Vegetation nur laugsam und
unvollkommen sich entwickelt, zeitigen auch bei Schmetter-
lingen ganz besonders viele Zwergformen ""*"'*) und Möbius macht
bei Seethieren Temperaturschwankungen für das geringere
Wachsthum an gewissen Lokalitäten verantwortlich f). Jeden-
falls würden wir dann bei einer Synopsis irgend einer Gattung
die größere vollkommener erscheinende Form als die ursprüng-
Hche, als die phylogenetisch ältere, als die Stammform ansehen
müssen und dann schreiben: Satyrus allionia, var. statilinus;
cordu/a^ var. actaea u. s. f. und consequenter Weise Pap.
orienfalis, var. alexanor.
So sehr wir indeß auch eine Revision des Systems in dem
Sinne der neuen Richtung der Naturwissenschaft wünschen, so
sind doch die Sehwierigkeiten in diesem Augiasställe gegen-
wärtig noch zu groß, als daß jemand sich könnte verleitet fühlen,
die Riesenarbeit — die ihm noch nicht einmal gedankt würde.
*) Entomolog. Nachricht. 1883, p. 27.
*'0 Vgl. darüber: The Entomologist, Vol. 20, p. 288.
-1") Aeußere Lebensverhältnisse der Seethiere, p. 3.
Sfett. entomol. Zeit. 1891.
57
auf seine Schultern zu nehmen. So möge denn die Logik dem
Althergebrachten gegenüber schweigen, wie sie seither ge-
schwiegen.
Man möge sich bei dem Gedanken beruhigen, daß die
großen Formen keineswegs immer primär sein müssen, daß sie
ja ganz gut aus der Anpassung einer an spärlicher Futter-
pflanze lebenden Art an eine andere, reichlich vorhandene
Nahrung entstanden sein könnten, wie das Große überhaupt
aus dem Kleinen entstanden ist.
Bei der dritten Papilioniden-Art helios sei bemerkt, daß
die Gattung Ilypermnestra Sien, heißen muß, da der Name
Lsmene mit dem einer schon 1820 errichteten Hesperiden-
Gattung collidirt.
Von Pieriden werden 6 Formen aufgezählt: Pier.'.s rar.
vepahnsls, Anthocharis loniyriSj eine sehr merkwürdige Form
mit unten einfarbig gelbgrauen Hinterflügeln, Colas era'e mit
zwei und aurorina mit einer Varietät. Die Lycaeui den sind
mit 8, die Satyriden mit 8 Arten vertreten, Nymphaliden
flnden sich nur 3 : Vanessa xantho)»e/as, der einen der grüßten
Verbreitungskreise aller Paläarktiker besitzt'-'), ferner V. CGrapla)
e<jea und eine Lokalform der Argynms niobe. 8 Hesperiden
machen den Schluß, worunter gleichfalls weitverbreiteter Arten,
wie Syr. carthami und v. serratiikie, Hesperia thaumas und Uneola;
im Ganzen werden also 36 Rhopalocera aufgeführt.
Sphingiden werden 4 genannt: je eine Art aus den
Gattungen Dei/ephila, Smerinthns, Plerogon und Macroglossa. Die
letztere Gattung ist durch unsere sfeliatarum dort vertreten, die
von den atlantischen bis zu den japanischen Liseln (also um
die halbe Erde) geht. Bei dem ausgebildeten Flugvermögen,
das dieser Schwärmer besitzt, kann eine solche Ausbreitung
nicht wundern, um so weniger, als dies hier mit einem regen
Wandertrieb gepaart ist**).
Mit je einer Form sind die Zygaeniden und die Syn-
tomiden vertreten; beide neu. Die Gattung Ino hat seit ihrer
Bearbeitung durch Staudinger schon manche Erweiterung er-
fahren müssen; vorzüglich aus den Grenzgebieten der paläark-
tischen Fauna; indeß scheint das Verbreitungscentrum noch
nach Europa hereinzufallen, nämhcli in die Gegenden von
Ungarn und Südrußland.
*) Vanessa xanthomeJas geht östlich bis an die pacilische Küste
(Korea) und südlicli bis Indien.
**) Macroglossa stellalartim findet sich liiiiifig auf den ScliilTen
ein, wenn diese sich auf hoher" See beiluden.
S(e(t. entoniol. Zeit. 1S91.
S8
Unter den Bombyces tritt uns besonders die Gattung
Ilolocerus entgegen, da von den 9 Spinnerarien, die aufgefühi-t
werden, 4 zu dieser Gattung gehören, wenn nicht noch cam-
pico/a Ev. mit zu dieser Gattung gestellt werden muß, was
Christo])!! nicht für unmöglich hält. Den Rest der Spinner
bildet eine Species und eine Varietät von den Arctiiden, eine
Bomhyx und eine Uarpyia. Die letztere Gattung spielt über-
haupt im Osten eine weit größere Rolle als bei uns; ich fand
im östlichen China oft die Alleebäume (Weiden) mit Gabel-
schwanzgespinnsten übersät, und oft gelang es mir, aus einem
Stamm mehrere lebende Puppen auszuschneiden, ganz zu
schweigen von den vielen verlassenen Gehäusen.
Aus der Unterordnung der Noctuen werden im Ganzen
61 Arten genannt. Von den 18 Agrolis-Kvi&n^ welche auf-
geführt ^^'erden, überschreiten nur 10 die deutsehe Ostgrenze
und nur 7 sind in Mitteldeutschland zu treffen: Agr. pronuba,
orbona, candelisequa, exc/amafionis, vifta^ segetum und die kos-
mopolitische iipsilo». — • Unter den noch restirenden Noctuen
ist eine neue Cnlocala aus der pMer/)em-Gruppe als eine vor-
zügliche Schönheit hervorzuheben.
Von Geometriden sind im Ganzen nur 15 Arten auf-
geführt, die ergänzend zu den 23 früher aufgezählten hinzutreten;
als meistvertretene Gattungen sind hier Gnophos und Acidalia
zu nennen.
Die 23 Microlepidoi)tera endlicli vertheiie icii folgen-
der maaßen :
Pyralidae 10, Chilonidae 1. Phycitidae 2,
Tortricidae 4. Tineidae 1, Gelechiidae 3, Pteropho-
ridae 2.
Von den bei der durch Christoph bearbeiteten Parthie
befindlichen neuen Formen sind bereits in der Stettiuer entom.
Zeitung 1887 p. 162 ff. vorläufige Diagnosen erschienen; in
der vorliegenden Arbeit sind mit solchen versehen Colias r.
transcaspica; Po/yommaius r. scintillans, Satyrus v. laeta; Ina
•l'aitpera, Naclia r. parvigut/afti , Ardia v. reficula'a, Ho'ocervs
inspersus, Agrotis arvicola, indigna, g/aucesceris, Hei ophobus unc'us,
Aedophron venosa, Palpangula imilalrix, Caiocaki lesbia, Eucrostis
petdaria, Hemerophda Ledert, Lithosfege /ena'a, Ilypotia atomaKs,
Otobena vagabunda/is, Myelo's nigripcdpeda, Te/eia partite/fa.
Bei den andern Arten sind Bemerkungen über Häufigkeit,
Variation, Uebergänge und Beziehungen zu andern Formen etc.
angehängt. Neu aufgestellt werden drei Eulengattungen: Cen-
fioptis, Rhahinopteryx und Phleboeis. Taf. I — III enthalten die
dem Texte beigegebenen Abbildungen, die soweit man dies
stet», entoraol. Zeit. 1891.
59
olme Vcigleichung der Tyi)en sagen kann, in allem Wesent-
lichen tadellos ausgeführt scheinen. Ahgebildet sind fast alle
oben angeführten, mit neuen Diagnosen versehenen Arten: es
fehlen davon nur Saiynis r. laeta, ho paupera, Arctia v. reticula'a\
dagegen linden sieh noch die Figuren von Erehia c. tckkeiisi.s
Stgr.. Ilesperia ahriman Chi'., P/ioebophilus cersicolor Stgr., Ph/e-
boeis Peicrsi Chr., Centropus scripiurosa Ev., Liiperina siri Ersch.,
Rhabinopteryx turanica Ersch. (auf Taf. II als Ischnopteryx
bezeichnet), Phisia be/la Chr., Otnia viola Stgr., Pencyma profe.sln
Chr. und Pandesma terrigena Chr. abgebildet.
II. Lepidopteres rapport^s du Thibet par le General
Przewalsky.
par. !$. Aiplieraky.
Auf pp. 60 — 89 werden 27 Maerolepidoplera auf-
gezählt und mit kritischen Bemerkungen versehen, die sieh
aber im Wesenthchen nur auf diagnostische Unterschiede
beziehen und deßhalb nicht Avohl im Auszuge wiedergegeben
werden können. Bei Erwähnung des Pap. machaoH werden
die varr. as'atica Mcn. und sikkimeiisis Moore bes])rochen und
die Formen hospilon, caäfoniica und sphyrus zur Vergleich ung
herangezogen. Ueber den Pap. var. sphyrus dürfte überhaupt
noch Unklarheit herrschen. Während einige Autoren die rost-
gelben Kegelflecke auf der Unterseite der Hinterflügel als
dasjenige Moment ansehen, an dessen mehr oder minder starker
Ausbildung machaon und .sphyrus erkannt werden könnten, so
charakterisirt Staudinger"*) den sphyrus als ..mit breiterer
schwarzer Binde und sehr großen blauen Flecken auf den
Hinterflügeln''^ Was das Vaterland dieser Form betrifft, so
lebt er nach Einigen auf Sicilien; Staudinger schreibt: ,,Eur.
mer. etc." und — wenn ich mich recht erinnere — giebt
Speyer in seiner „Geographischen Verbreitung der Schmetter-
linge Deutschlands und der Schweiz" an, daß er überall unter
den typischen machaon vorkommen könne.
Und jetzt erst, wenn die Amerikaner mit in Betracht
gezogen werden, wie Alpheraky dies mit Erwähnung der
caUfornica thut! Nach dieser Richtung hin geht die Uebersicht
der n?f/c/;aott- Gruppe ganz verloren. Hier geht es über zolicaon,
aliaska, umericus nach asterias, dort über u/exanor nach (urnus,
eurymedon, rutulus, pilumnus und daunus; über das /wnn/.s-Weib-
*) Catalag der Lepidopteren d. europ. Fauneng", p. 1.
SIett. eutomol. Zeit. 1891.
60
clien gimcus nach Iroi/us und andern Formen- bis gegen den
philennr und dann wieder über ca/chns nach andraemon, ma-
chaovides, Itomerus ii. s. w.
Schon oben glaube ich genugsam Ivlargethan zu liaben,
daß sich die Auseinandersetzung der m(ich(toii-Gvu\^\)e und die
Anweisung eines Platzes i'iir sie im System nicht auf einigen
Seiten abmachen läßt, indessen lallen mir jedesmal, wenn ich
auf diese Formen stoße, neue Confusionen ein.
Mit den ParnasHiern scheint es nicht viel besser zu stehen,
als bei den Papi/io der n?r/c/u/Ort-Gruppe, nur hat man in ihnen
eine ganz abgeschlossene Gruppe vor sich, die sieh nicht wie
die vorerwähnten nach allen Seiten hin in die Nachbargruppen
verläuft; aber mit dem Aufstellen von guten Arten, dem Zu-
sammenziehen von Varietäten, Lokalformen etc. ist man ziemlich
willkürlich — wenn auch nach bestem Wissen — verfahren.
Alpheraky führt den Parn. Przewahhyi (dessen Diagnose in
Band III erschienen ist) hier ein und stellt die Unterscheidungs-
merkmale von den nächstverwandten Arten zusammen. Andere
interessante Erscheinungen sind die kleine Aporia pehria^ die
in nicht allzuweiter Entfernung von einem Lande aufgefunden
wurde, wo eine Aporia von ganz außerordentlicher Größe
vorkommt"), (die aber so viel ich weiß noch nicht be-
schrieben ist).
Von Pyramei.s cardui wird erwähnt, daß der sonst roth-
gelbe Fleck, der die Discoidalzelle schließt, in einem thibe-
tanischen Exemplar blaß und etwas transparent sei Ich con-
statiere dasselbe bei einem ganz IVischen Weibchen, das ich
in Portugal gefangen habe; bei einem Stück, das ich aus
China mitbrachte, fällt mir diese Eigenthümlichkeit sogar
weniger auf.
Die von Alpheraky hier aufgeführten Schmetterlinge ver-
theilen sich, wie folgt: Papilionidae 3, Pieridae 8, dabei
3 Co/ias; Lycnena 2; Nymphalidae 3 und Satyridae 2. Die
Heterocera setzen sich zusammen aus 3 Sphingidae, 1
Spi/osoma, 1 Hepiaks und 4 Noctuen, worunter 1 Caloca/a.
Diagnosen erhalten: Pieris var. debi/is, Ctilias rar. arida,
Oeneis var/? lama, SpUosoma var. pulverulenta. Hcpia/u.s »ebidosus.^
Agrotis rattus.
Abgebildet sind: Parn. Prz-eicalskyi, Aporia pe/oria Ileic,
Pieris Roborowskyi.^ (hlias v. Slolizkana Moore, Lycaena prosecusa
V. duplex, Mein, sindura Moore, Goenonympka Semenovi.
*) Provinz Hu-Pe in Ciiiiia.
Stell, entomol. Zeit. 1891.
61
In einem Schlußwort meldet, der Verfasser den beklagens-
werthen Tod des kühnen Reisenden Przewalskj.
III. Lepidopteres rapportes de la Chine et de la
Mongolie par. G. N. Potanine.
pai-. 1$. Alplieraky.
Der auf Seite 94 — 123 gegebenen Aufzählung inner-
chinesischer Tagfalter ist eine kurze Angabe der von der
Expedition zurückgelegten Reiseroute vorgesetzt.
Die Expedition verließ im Mai 84 Peking"') und zog
zunächst nordwestlieh nach Kuku-Koto, dann an den Wang-ho
nach der Landschaft Ordos, von da an die thibetanische Grenze
nach Si-ning; im Süden der Provinz Kan-su wurden bei Lau-
tschiu Winterlager bezogen, wonach die Expedition im nächsten
Frühling über Amdo nach Süden zog bis zur Stadt Lung-ngon-fo;
sie drang südlich in der Provinz Se-tschwen vor, und erreichte
hier bei 32 'Ij'' den südlichsten Punkt. Auf dem Rückwege
wurde unweit Si-ning zum zweiten Mal überwintert und dann
der Heimweg am Kuku-nor vorüber, durch die Wüste Gobi
bewerkstelligt; im Oktober 86 kam die Expedition in
Kiachta an. —
Gleich bei der Betrachtung der P apilio nid ae, von denen
fünf aufgezählt werden, fällt uns auf, daß wir es hier bei der
nachfolgenden Liste mit einer sonderbaren Vermischung zweier
Faunen zu thun haben: der paläarktischen mit der indischen.
Ich füge (aus meiner Erfahnmg) hinzu, daß ich die Grenze
beider auf die Wasserscheide zwischen Wang-ho und Yang-tse
verlege; an den Ufern des ersteren treffen wir ächte Paläarktiker
in Ueberzahl, wie Pap. machaon, xuthus; Seridnus- und Par-
nassius-Avten-^ dann die Gattungen Rhodocera, Co/ias, viele
Lycaena u. s. f.; am Yang-tse dagegen lebt der PapiHo prolenor,
sarpedon, der eigenthümlich gestaltete Pap. Elwesii (ein großer
schwarzer Falter mit über 1 cm breiten Schwänzen), Thau-
mantis howqua- Arten der Gattungen He/cyra, Eup/oea,
KoIUma u. s. w.
*) Ich erlaube mir, da der Originalaufsatz in frauzösischer
Sprache geschrieben ist, die angegebenen Lokahtätsnamen so in ilirer
Orthographie zu verändern, daß sie — deutsch gelesen — riclitig,
d. h. so ausgesprochen werden, wie ich selbst sie in China von Chinesen
und Europäern aussprechen hörte. Die feineren Unterschiede, wie
sie im Chinesischen besonders durch TonfaU und Stimmlage hervor-
gebracht werden, und die nian etwa durch Accente wiedergeben
könnte, habe ich natürlich, als nicht wesentlich, weggelassen. Dr. S.
Stett. entoraol. Zeit. 1891.
62
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn die Schmetter-
linge von Se-tschwen gesondert zusammengestellt worden wären;
sie nehmen sich im allgemeinen ziemlieh fremd in der Liste
der Paläarktiker aus, wie z. B. Jummia orithyia^ Pyrameis indica,
Athijma orienfa/is, Papi/io prolenor etc.
Gehen wir zur Betrachtung der Vertheilung der einzelnen
Arten auf verschiedene Gattungen über, so stoßen wir zunächst
auf 3 Papilio: einen Paläarktiker machaon und einen Indier
pro'enor; der dritte, dem Grenzgebiete eigen, mehr aber zur
paläarktischen Fauna gehörig, ist xutims. Ein Parnassius (nomion)
vom Wang-ho, der sich etwas von den sibirischen Stücken
imterscheidet, sowie Serichms telamon vervollständigen die Liste
der Papilioniden. Die Sericlnus — eine ausschließlich chinesische
Gattung ■ — fliegen autTallender Weise im Juni, wo es in
Peking zuweilen schon ganz entsetzlich heiß ist; ihre Ver-
Avandten fliegen bekanntlich sehr früh im Jahre; Thais rumina
fing ich in Spanien schon im März, und Luehdorßa Pufziloi
flattert bei Wladiwostock schon auf den Bergkuppen herum,
bevor noch der Schnee völlig weggethaut ist.
Die Picriden beginnen mit der Gattung Aporia, die in
4 Arten dort vertreten ist. Die Gattung ist wahrscheinlich noch
viel reicher, als wir heute annehmen, aber sie hat ihr Ver-
breitungscentrum, wie z. B. auch die Gattung Hekyra, in
denjenigen Gegenden, von denen wir noch am wenigsten
wissen, daher die erwähnten Gattungen noch sehr unvollkommen
bekannt sind. Von den restirenden 13 Weißlingen gehören
7 der Gattung Pieris selbst an. 2 Colias und 1 R/iodoccra sind
von den nördlichen, eine Eurema hecabe (indisch) von den
südlichen Fangplätzen mitgebracht worden. Eine Leiicophasia
sinapis unterscheidet sich nur wenig von Thian-schan-Stücken;
von einem ^n/Äoc/,am-Weibchen bleibt unentschieden, ob es
zu cardamines oder zu bambusarum gehört''')
Von den Lycaeniden werden 3 Thecia genannt; eine
Polyommatus, eine CigarUis und 9 Lycuena. Die ostasiatischen
Thecia gehören vielfach jener eleganten Gruppe mit smaragd-
glänzenden Männchen an, die sich würdig den Amerikanern
zur Seite stellen, wiewohl doch an Artenzahl und Mannig-
faltigkeit die Gattung Thecia in der neuen Welt die glänzendsten
Triumphe feiert.
Die Nymphaliden sind nur durch 12 Arten repräsentirt :
davon gehören 5 zur Limeuitis-Gnip^e (1 Athyma, 1 Limemtis
und 3 Neptis) und der Rest bis auf 1 MeUtaea zur Fa«es6-a-Gruppe.
*) Bambusaruui hat fast ganz einfarbig ruthe VorderiUigel.
Stett. entomol. Zeit. 1391.
63
Araschnia slrigosa Btl. ist im September in zwei Exem-
plaren erbeutet worden.
Ist es oft bei gewissen Falterarten schwer sieh über ihre
Verbreitung und die Zusammengehörigkeit der Formen klar zu
werden, so wird die Sache durch den Saisondimorphismus
noch weiter complicirt. Die Species levana-prorsa ist ziemlich
constant; als Variationsfbrm gehört hierzu, wie Dorffmeister,
Weismann und von Reichenau nachgewiesen haben, poriina.
— Das ist Alles, was wir bis jelzt mit Sicherheit über Araschnia
sagen können. — Sodann finden wir eine Anzahl von anderen
Formen in der Litteratur: vor allen zwei Levana-Formcn :
burejaim und davidis und zwei prorsa-Formen: fallax und slrigosa.
Levana-prorsa kommt auch am Amur vor, und zwar nur sehr
wenig von den hiesigen (deutschen) Stücken verschieden: als
Hauptunterschied derjenigen ostasiatischen Stücke, die ich
augenblicklich vor mir habe, hebe ich die Stumpfheit des
Hinterflügelzahnes hervor und die bei prorsa rein weiße Binde.
Ob burejana überhaupt eine prorsa-Form besitzt, ist bis jeizt
noch unbekannt: Bremer giebt'^) „Mitte Mai bis Mitte Juli"
als Flugzeit an. Ob wir am Amur nochmals eine H.
Generation — die dann in den September fallen würde —
rewarten dürfen, ist mir sehr fraglich. Indeß nehme ich an,
daß burejana auch noch weiter südlich vorkommt und zwar
größer und als Levana-Form, die im Sommer noch eine prorsa-
Form hervorbringt. Wenigstens sandte mir Jankowsky eine
sehr große prorsa-Form (44 mm, 24 mm FlügellängeO die
ich sonst nicht unterbringen kann; eine Beschreibung und
Diagnose derselben will ich mir für eine andere Gelegenheit
aufsparen. Es ist mir gar nicht unwahrscheinlich, daß meine
prorsa-Form die Sommergeneration von Oberthürs t/aivW/s'"*)
und beides Südformen der burejana sind.
Nach Erwähnung der in fast ganz Nordchina gewöhnlichen
Grapta c-aureum und zweier Vanessa bespricht Alpheraky ein-
gehender die Pyrameis indka, die er als Varietas zu atalanta
zieht. In einem späteren Aufsatz (p. 220) spricht er sich
dahin aus, daß indica die Stammform, atalanta die abgeänderte
nordische und vulcanica zur ursprünglichen Färbung zurück-
gekehrt sei, also einen Fall von Atavismus vorstelle; eine
Frage, die vor der Hand offen bleiben muß. — Als letztes
*) Lepidopteren Ostsibiriens etc. in: Memoires de l'Academie
Imperiale de St. Petersbourg. Serie VII. Tome VIII. (1865) p. 16.
**) Lepidopteres de Chine in: Etudes d'Eutomologic, XIII Livr,
(1890) p. 38, PI. 9, flg. 102.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
64
Glied dieser Gruppe wird ein in Se-tschwen gefangenes Weib-
chen von Junonia oritkyia L. aufgeführt.
Die 13 Satjriedn vertheilen sieh auf die Gattungen
Melanargia, CaUerebia, Yphfhima, mit je einer, Epinepkele, Satyrus,
und Parargc mit je 2 und CoenonympJia mit 4 Arten, und
den Schluß machen 6 Heperiden.
Im Ganzen sind 67 Tagschmetterlingsarten, die auf einer
2i|2Jährigen Reise gesammelt wurden, recht wenig, und sie
beweisen, daß die Jagd nur sehr en passant betrieben wurde;
sonst hätte das reiche Gebiet von Se-tschwen mehr liefern
müssen.
Diagnosen tinden wir bei: Thec/a inßantmata, Lycaena
Potamd, Athyma var. constricla, Satyrus var. exlrema, Satyrus
var. paupera, Coenonympha var. ordossi, rar. evauescens, pavonina.^
sinica. ■ —
Abgebildet sind: Aporia Martineti Oberth., Theda inßam-
maia Alph., Lycaena Potanini Alph., Aruschnia strigosa Btl.,
Coenonympha pavonina Alph., sinifa Alph. —
IV. Le Pamir et sa faune lepidopterologique II.
par. Alplteraky (Noctuelites).
Die Eulen hat (als Foi'tsetzung des Grumm-Grshimailo-
schen Werkes in Bd. IV der „Memoires'') Alpheraky in ähn-
licher Weise behandelt, wie er die bereits besprochenen Themata
im V. Bande bearbeitet hat. Die Diagnosen sind schon früher
in der Stettiner Zeitung erschienen und werden nun, der
Vollständigkeit halber, wiederholt.
Es sei nur hier gestattet, einige Worte über die Auf-
stellung dei' Diagnosen zu sagen. Es giebt eine Menge von
Autoren, welche ängstlich vermeiden, innerhalb der Diagnosen
Beziehungen zu andern Arten zu erwähnen. Dadurch werden
natürhch die Diagnosen endlos lang; ich erinnere an Felder,
bei dem sie zuweilen eine ganze Seite einnehmen. Ich halte
diese Behandlungsweise für außerordentlich unpraktisch und
sowohl für den Verfasser derselben, als auch für den späteren
Benutzer für sehr erschwereud. Allerdings ist es ja störend,
wenn zu Vergleichobjecten wenig bekannte Arten gewählt
werden ; man mag aber immerhin annehmen, daß, wer sich
mit Bestimmen von zoologischen Gegenständen abgiebt, doch
über das Reich, dem diese angehören, einen Ueberblick hat.
Jedenfalls ist es für die meisten, welche sich nach der Diagnose
richten wollen, äußerst umständlich, sämmtliche Häkchen und
Linien auf dem Flügel angeführt zu lesen, wo vielleicht nur
stell, entomol. Zeit. 1891.
65
eines derselben charakteristisch ist. Unsrer unmaßgebHchen
Ansiclit nach ist Kürze die wichtigste Eigenschaft für eine
Diagnose; sollten sich dann bei weitern Entdeckungen Zweifel
herausstellen, welche Art der Autor vor sich hatte, so sind
ja Jeder Diagnose nochmals detaillirte Beschreibungen angehängt,
die in solchen Fällen Auskunft geben; in den meisten B'ällen
wird man schon nach der Diagnose — vorausgesetzt, daß sie
das charakteristische Merkmal getroffen hat — das Thier er-
kennen und kann nachher die übrigen Bemerkungen überschlagen,
anstatt sich aus einer endlosen Diagnose mühsam das Ent-
scheidende herauszuklauben.
Um nur ein Beispiel anzuführen : auf p. 286, III. Bandes
der „Memoires" giebt Fixsen eine ISzeilige Diagnose einer
Lycänide; darauf folgen die Worte:
„Diese Lycänide könnte in Kürze so charakterisirt werden:
Oben, doch mit markirter Zeichnung, wie L. arion L., unten,
doch mit stärkeren Makeln, wie L. orion Fall.'-'
Daran schließt sich nochmals eine Reihe von unterschei-
denden Merkmalen in Deutsch. Da nun gewiß 90o|o aller
derjenigen, welche nach der Fixsen'schen Arbeit bestimmen,
arion und orion als Mumie oder in effigie zur Hand haben, so
werden sie ganz gewiß auf den Genuß der vorstehenden Diagnose
verzichten und sich der Bemerkung von 1^/2 Zeilen bedienen.
Obgleich wir das Erscheinen eines „Sammelwerkes der
Diagnosen" für nicht gerade bevorstehend halten, so möchten
wir einer Abschaffung der lateinischen Diagnosen doch nicht
das Wort reden. Trotzdem möge immer festgehalten werden,
daß sie nicht mehr von so großer Wichtigkeit sind, als zu
jener Zeit, wo Lateinisch die wissenschaftliche Umgangssprache
war. Sind die der Diagnose folaeuden Bemerkungen und
Erklärungen in russischer oder ungarischer Sprache abgefaßt,
so mag eine ausführliche Diagnose noch am Ersten Be-
rechtigung haben; sind aber die weiteren Ausführungen in
französischer Sprache abgefaßt, so daß sie für 99<'/o (wenigstens
für ebensoviel als das Lateinische der Diagnosen) verständhch
sind, so möge man bei der Diagnose berücksichtigen, daß der
Leser sich im Falle eines Zweifels als Folge von Kürze im
Nachfolgenden Raths erholen kann. Gewiß ist es weniger
rücksichtslos. Einen der kein Französisch oder Englisch versteht
über einen Punkt im Zweifel zu lassen, als die gesammte
Gelehrtenwelt mit endlosen Diagnosen zu plagen.
Zudem sei hier bemerkt, daß von der berühmten „Schärfe
der lateinischen Sprache" oft in den Diagnosen recht wenig
zu bemerken ist. Nicht jeder — besonders wenn er sonst
SteU. entomol. Zeit. 1891. 5
66
mit dem Lateinischen nicht viel in Berührung kommt — ist
ein gewandter Diagnosenschreiber, und nicht selten sind die
zahllosen Ablative zu einem solche Knaul zusammen gewirrt,
daß man zu jedem Adjectiv erst das zugehörige Substantivum
mit Mühe hervorsuchen muß.
Wenn wir uns indessen den Vorschlag erlauben, mit
Rücksieht auf eine nachfolgende eingehende Beschreibung die
Diagnose nach Kräften zu kürzen, so sind wir doch weit
davon entfernt, irgend ein Maaß angeben zu wollen. Nichts
ist verderblicher in der Zoologie, als der Versuch, zu schema-
tisiren. Eine Acidaha wird stets einer längeren Diagnose be-
dürfen, als eine Sphinx; eine Erebia oder Lycaena, als eine
Vanessa; darüber kann kein Zweifel herrschen.
Was nun die von Alpherak}' in der vorliegenden Arbeit
aufgestellten Diagnosen betrifft, so halten sie sich durchaus in
den zulässigen Grenzen. Sie sind freilich etwas lang, man möge
aber auch bedenken, daß es gerade die Noctuen sind, welche
hier behandelt werden und die bei einem constanten Habitus
meist nur subtile und wenig zuverlässige Unterschiede dar-
bieten, deren zur Charakterisirung eines Thiers eine größere
Summe nothwendig ist.
Die 150 Formen aus der Unterordnung der „Noctuae*-' die
Aipherakj aus dem Pamir aufführt vertheilen sich wie folgt
auf die einzelnen Familien:
Acronyctidae 5. Cleophanidae 1. Noctuophalaenidac 6.
Agrotidae 38. Cucuhidae 7, Ophiusidae 16.
Orthosiidae 21, Plusiidae 8. Catocalidae 3.
Hadenidae 30. Heliothidae 5. Toxocampidae 4.
X3'linidae 2. Aeontiidae 3. Deltoidae 1.
Dabei wird die Gattung Comophorus (vgl. Stett. Zeitg. 1887
p. 168) präcisirt und auch die von Christoph aus dem Achal-
Tekke-Gebiet beschriebene Phleboeis Peiersi wieder erwähnt.
Abgebildet sind:
Raphia approximafa, Acronyda eJaeagni, rumicis v. turanica,
Agrotis rar. e/utior^ rar. plumbea, var. varia, citillus, var. rossica,
junonia Stgr, lasciva, Stgr , Mamestra spalax, Comophorus villosus,
Polia ab. asiatica, chamaekon, lenvicornis, Miselia cortex, Hadena
armala, Hydroecia ochreola Stgr., HipleHa Grumi, Cosmia subtilis
Sfgr., Dyschorista pleheja Sigr., Pnlcheria cafomelas, CucuUia amota,
EucHdia regia Slgr., calocalis Sigr., Hydrdla cinerea^ Phoebophilus
amoenus Sfgr., Leucanitis obscura/a Stgr., Spiniherops v. maculij'era
Stgr., Isochlora var. maxima Stgr., Thalpochares viridis Stgr.
stett. entomol. Zeit. 1891.
67
V. Neue Lepidopteren aus dem Kaukasus
von H. Chrietopli.
Es werden 5 Schmetteilingsarten beschrieben, mit Diagnosen
versehen und abgebildet, uämHch: eine große schöne Colias-Avi
(chlorocoma), eine Zygäne (tamara), eine große Hepialus (schami/I),
eine einfarbige Cosside (Endagria bipundata) und eine Craieronyx
(BalUoniJ. Angeführt ist eine Beschreibung der Pentophora var.
caucasica, von Heylaerts.
VI. Zur Lepidopterenfauna von Teneriffa
von §. Alplieraky.
Mit einem Vorwort von Dr. G. Sievers.
In dieser Einleitung beschreibt Dr. Sievers die Reiseroute,
über Spanien (Cadix) nach Santa Cruz, und von da über La
Laguna nach Orotawa. — Der Weg und die Vegetation der
Canaren werden geschildert.
Wie aus der Ausführung des Dr. Sievers hervorgeht, war
erst die Reise über Portugal projectirt und wurde später ab-
geändert. Wenn es mir als Referent gestattet ist, hier eigene
Erfahrungen zuzufügen, so glaube ich versichern zu können,
daß um diese Jahreszeit (September) die entomologische Aus-
beute in Portugal eine verhältnißmäßig geringe gewesen sein
würde. In den cultivirtesten Gegenden von Estremadura ent-
wickelt sich die Vegetation im März, und gegen Ende dieses
Monats beginnen auch die ersten Schmetterlinge zu fliegen, als
deren häufigste Ptem-Arten (rapae, heUidke) zu bezeichnen
sind. Neben überwinterten Pyrameis und Vanessa erscheint
ganz besonders zahlreich Pohjommalus phlaeas. — Schon Mitte
Mai wird es in Portugal heiß und sehr trocken. In der Serra
de Cintra, wo ich im Juni 1888 sammelte, war der Boden
vielfach zerrissen und vor Sprödigkeit geborsten. Dann be-
ginnt schon die Vegetation zu verdorren. Wähi-end vorher,
bis etwa April sich unter den Steinen zahlreiche Käfer finden,
besonders Cossyphus Hoffmannseggii und Melosomen der
Tentyria-Gruppe in Menge vorkommen, so sind jetzt die Platten
so heiß, daß sich die darunter campierenden Thiere verzogen
haben.
Von Schmetterhngen sind jetzt besonders anzutreffen:
Pieris daplidicej Rhodocera cleopafra, Colias edusa, Papilio machaon,
Pijrameis cardui, (1888 in großer Menge) Epinephek v. hispul/a,
ida; Polyommatus v. eleus und verschiedene Lycaeniden, einige
Hesperiden u. s. w.
Stett. entomol. Zeit. I89l. g*
68
Auch für Teneriffa ist der September nicht eben günstig,"'')
weil es dann dort zu wenig regnet, und Alpheraky giebt in
dem mir vorliegenden Aufsatze eine Anzahl von Schmetter-
lingen an, die er nur im feuchteren Innern fand, die ich aber
zu besserer Jahreszeit auch an der Küste, selbst in den Straßen
von St. Cruz antraf, wie Pieris rapae, cheiranthi etc.
Was den Stoßseufzer von Dr. Sievers betrifft (p. 205),
daß ihn nämlich die Seekrankheit verhindert habe, die Reize
der Ueberfahrt von der iberischen Halbinsel nach den Canaren
wahrzunehmen, so kann ich ihm die tröstliche Versicherung
geben, daß auch ich noch nichts von solchen gemerkt habe,
obwohl ich bereits lOmal — und zwar ohne Seekrankheit —
das zweifelhafte Vergnügen hatte, diesen wenig interessanten
Weg zurükzulegen.
Bei Erwähnung der Pieris cheiranthi meint Alpheraky
(p. 215) wir könnten mit Sicherheit annehmen, daß P. brassicae
früher nach den Canaren, als nach Madeira gekommen sei.
Ich glaube, daß diese Annahme noch weiterer Begründung
bedarf Daß P. brassicae von der gegenüberliegenden Küste
Afrika's nach den Canaren gekommen scheint mir nicht wahr-
scheinlich; daß brassicae bei Cap Juby vorkommt, ist mir nicht
bekannt; dem Aussehen der afrikanischen Küste nach sollte
man es nicht annehmen. Wenn aber die Einwanderung von
Europa aus erfolgt ist, so würde ein Nord-Ost-Wind die
Emigranten zunächst nach Madeira bringen.
Ganz besonders dankbar müssen wir für die prachtvollen
Abbildungen sein, die uns in den „Memoires^' die Fauna von
Teneriffa vor Augen führen. Die schöne Rhodocera c/eobu/e
zeigt uns ganz orangefarbene Vorderflügel. Nach Norden und
Osten zu blaßt die Farbe mehr und mehr ab. Bei Rhod.
maderensis zeigt der Vorderflügel bereits einen citrongelben
Rand, bei ckopalra zeigt sich nur noch ein orangerother Fleck
im Discus, bei rhamni ist der ganze Vorderflügel citrongelb und
bei der östlichen aspasia wird der Vorderflügel an den Rändern,
und der stets blassere Hinterflügel völlig weiß.
Ein anderes Beispiel, wie das Weiß mit der Farbe im
Kampf zu liegen scheint, tritt uns in Danois rar. akippus ent-
gegen. Ich habe okippus niemals auf den canarischen Inseln
fliegen sehen; vielleicht war es Zufall, vielleicht geräth er auch
nicht afle Jahre. Alpheraky selbst nennt ihn seltener als die
Stammart. Siücke von der Guineaküste, die ich vor mir habe.
'')Al3 Vermutlmng spricht dios Alpheraky ani Ende des Auf-
satzes aus.
StcU. enlomol. Zeit. 1891.
69
zeigen betiüehtllch mehr Weiß als die Abbildung (Taf. XI,
Fig. 3); besonders in der Mittelzelle der Hinterflügel.
Die canarisehe Form von Epinephele janira, die sciion
früher beschrieben war, wird von Alpherak}' mit dem Namen
var. fortunata belegt; gewiß mit Recht, denn man hat unter
den Pieriden bei noch viel geringerer Abweichung eigene
Namen angewandt. Wenn aber Alpherakj sagt, daß foiitti dta
ebenso zu einem Namen berechtigt sei, wie hispulla, so geht
er entschieden zu weit.
Man könnte nämlich daraus den Schluß ziehen, daß /,/<?-
puda nicht weiter von janira verschieden sei, als fortnuala und
dies ist, der Abbildung nach zu schließen, niciit richüg.
Die zwölf hispuUa-W eihchen^ die ich hier vor mir habe,
habe ich alle am 25. Juni 1888 auf einem Berge bei Belim
am Tejo-Strande gefangen. Bei allen ist die schwarze Zeichnung
auf der Oberseite sehr reduzirt; bei einigen zeigt der Vorder-
flügel nur eine knapp 3 mm breite dunkle Randbinde und
hinter der Mitte des Vorder- und Innenrandes einen schwarzen
Fleck, kaum von der Größe des Auges selbst. Die Ober-
seite zeigt also bei hispuVa viel mehr Rothgelb.^ besonders da
auch die Hinterflügelbinde lebhafter gefärbt ist. Auf der
Unterseite meiner liispuHa kann ich bei allem Suchen keinen
wesenthchen Unterschied constatiren, höchstens daß sie bei
hispulla einen leichten Stich in's Gelbe hat und ein wenig
mehr braun berieselt ist; die Farbencontraste sind in eben
dem Maaße vorhanden, wie bei der Abbildung in den ,,Memoires.'"
Forlunala steht also bezüglich der Färbung zwischen _/((???>«
und den portugiesischen hispulla in der Mitte, kaum mehr zu
diesen, als zu jenen neigend; allerdings ist sie größer als beide.
Die hispulla aber kommen ihr doch sehr nahe; bei einer
meiner hispulla messe ich 27* '^ mm Flügellänge, gegen 30 der
Abbildung Alpherakys. Bei einigen janira aber messe ich
nur 20 — 22\l2 'i^"i Flügellänge, gegen 26 mm gleicher Stücke
von der Nordseeküste; also die Größen schwanken sehr bei
dieser Art.
Im Ganzen werden 57 Schmetterlinge aufgezählt, wovon
38 Makrolepidoptera. Den sehr wenigen Noctuenarten nach
zu schließen hat ein methodisches Ködern nicht stattgefunden.
Die folgenden Arten sind die bekannteren von denen, die
durch den fürstlichen Herausgeber der Memoires und Alpheraky
erbeutet wurden:
Fieridae: Chciranlhi, rapae, daplidice, edusa^ cleobulc.
Lycaenidae: phlaeas, baetica Webbianus, lysimon.
Nymphalidae: vulcanica^ Cßrdui, lathonia, pandora,.
Sfett. entomol. Zeit. 189;.
70
Danaidae: chrysippus^ akippus, erippus.
Satyridae: fortunata, ociphioides.
Sphingidae: batatae (jconvohuU) tithymali, celerio, stel/a/arum.
Bombyces: pukhella.
Noctuae: algae vor., innuba, spirdfera, jwnagriokles , tn-
partifa, armiger^ erosa und zwei Hypena.
Von diesen 30 genannten Species sind uns die meisten
bekannt als mit einem außerordentlich weiten Verbreitungs-
kreis ausgestattet.
Drei davon kommen in allen 5 Welttheilen vor: cardui,
erippus, armiger- weitere 4 in 4 W^elttheilen: bae'ica, chrysippus,
ce/erio, pukhella, und eine Menge der übrigen in 3: rapae,
daplidice, edusa, pandora, conrokuli, slellatarum^ pronuba. — Es
giebt dies ein sehr schönes Bild einer Inselfauna und zeigt
deutlich ihr Zusammengesetzsein aus wanderfähigen Arten.
Zuletzt sei noch die neu eingeführte Art, Acidalia guan-
charia erwähnt; sie ist Taf. XI, lig. 6 abgebildet.
Die letzten 8 Seiten des V. Bandes der „Memoires" sind
gleichfalls von einer Arbeit Alpherakys ausgefüllt:
VII. Sur quelques Lepidopteres de la Russie meridionale.
Neun Nachtschmetterlingc werden besprochen und in der
bekannten künstlerisch und wissenschaftlich vollendeten Manier
abgebildet. Außer der Mamestva implexa Hb. sind alle neu
benannt: nämlich i/ac/6«a Chrislophi, Ih/penodes balneorum, Boarmia
maeoUcaria, Crambus caucasicus , Salebria marmorata, Sciaphila
Orientana, Micropleryx maschuhella, Ahicita synnephodactyla.
Es wäre überflüssig, wollten wir nach dieser Besprechung
die erwähnten Bände der „Memoires*-' noch besonders empfehlen.
Aus dem Umstände, daß die Kritik nur Vorschläge und Wünsche
bringen kann, da wo bei andern Werken Verbesserungen und
Ermahnungen nothwendig sind, geht der Werth dieses Buches
zur Genüge heil^or; in der Vielseitigkeit der Behandlungsw^eise
des Materiales hotien wir, daß es bahnbrechend wirke, und
wir wünschen von ganzem Herzen, daß die hohe Protection,
die solches zu Stande bringt, unsrer Wissenschaft der Lepi-
dopterologie noch lange erhalten bleiben möge.
Sielt, entoniol. Zeit. 1891.
71
Zwei duftende RleiiisclinieUeiiiiige.
Vorläufige Mittheilung von Dr. C Ilfiineberg.
Als ii'h Mitte Juli des vergangenen Jahres eine Anzahl
am Tage vorher eingesammelter Kleinschmetterlinge präpariite,
nahm ich plötzlich einen auflallenden Duft, dem der Orangcn-
blüthen tauschend ähnlich wahr. Nach der Quelle dieses äußerst
angenehmen Duftes forschend, machte ich die für mich
interessante Entdeckung, daß derselbe von den 2 — 3 männ-
lichen F'altern von Melissobhptes anelhis S. V., v. hipuiic-
taiius Gart, herrührte, die ich kurz vorher präparirt hatte.
Die Behälter, in welchen diese Falter seit Nachmittag des
vorigen Tages also 18 — 20 Stunden sich befunden hatten,
dufteten stark, aber auch an den Faltern, welche schon ge-
tödtet auf dem Spannbrette standen, konnte ich deutlich den
erwähnten Duft wahrnehmen, dagegen war derselbe an den
circa 5 — 6 Weibern, welche sich noch lebend in den Fang-
gläsern befanden, nicht im geringsten zu verspüren. Da die
Fangstelle dieser Kleinfalter nur circa 5 — 10 Minuten von
meiner Sommerwohnung in Klein Glienicke-Babelsberg entfernt
war, so ging ich noch an demselben Tage, um die so eben
gemachte Beobachtung noch weiter auf ihre Richtigkeit
zu prüfen, dorthin, wo sie zu Tausenden zu linden waren.
Ich konnte nun leicht konstatiren, daß sämmtliche Männer,
vorausgesetzt, daß dieselben noch frisch und nicht allzu
abgeflogen waren, den Orangenblüthenduft ausströmen ließen,
dagegen niemals die Weiber. Derselbe war so stark, daß
es nicht nöthig war, die Thiere erst in ein Fangglas ein-
zusperren, ich konnte ihn vielmehr beim Riechen an den
im Netz meist ruhig daliegenden Thieren deutlich wahr-
nehmen. An windstillen Spätnachmittagen oder Abenden
war er sogar wenn auch nicht stark, so doch deutlich zu
bemerken, wenn ich in die Gras- oder Artemisienbüschel
hineinroch, in welchen oft ein Dutzend oder noch mehr
Männer die Flügel auffallend hin und her bewegend saßen.
Als einen Beweis dafür, wie intensiv und anhaltend der Duft
dieser Thierchen ist, möchte ich die Thatsache anführen, daß
selbst die Spannbretter, auf welchen ich einige derselben prä-
parirt hatte, und welche dann 14 Tage in einer trockenen
Siett. entomol. Zeit. 1891.
72
heißen Bodenkammer frei gestanden hatten, beim Entfernen
der präparirten Falter sehr stark ja ein bis zwei Tage
später noch deutlich wahrnehmbar dufteten. Waren die
männlichen Faitel* dagegen schon abgeflogen, waren also seit
der Entwickelung derselben aus der Puppe schon mehrere Tage
verstrichen, so war der Geruch an ihnen kaum noch und
schließlich gar nicht mehr zu konstatieren.
Auf die Frage nach dem Zweck dieser eigenthümlichen
Erscheinung erscheint mir die naheliegendste und wohl auch
zutreffende Antwort die zusein, daß die Männer dieser Art mit
Hülfe des Duftes die Weiber, welche nach meinen Beobachtungen
nur in relativ sehr geringer Anzahl vorhanden zu sein scheinen,
zur Copula anzulocken bestrebt sind.
Es wäre nun wohl vor Veröffentlichung dieser Beobachtug
meine Aufgabe gewesen, das Organ resp. die Drüse, in welcher
der Duft von den männlichen Faltern hergestellt wird , aufzu-
suchen und näher zu l)eschreiben. — Bei den Großschmetter-
lingen ist das Duften der Männer schon häufiger beobachtet
worden, und sind darüber auch anatomische Studien gemacht
und veröllentlicht, welche Mittheilungen mir leider bis jetzt
noch nicht zugänglich waren; allein ich habe mich auch
noch niemals mit der Anatomie resp. Histologie der Falter
beschäftigt., eine Versäumniß, die icii in nächster Zeit nach-
zuholen mir vorgenommen habe. Doch möchte ich die Ver-
(iffentlichung der obigen interessanten Beobachtung nicht hinaus-
schieben, um bei der beginnenden Sammelsaison die Aufmerk-
samkeit von Mikrosammlern auf diesen Punkt zu lenken. Falls
ich in Zidiunft in anatomisciier Hinsicht etwas festgestellt,
werde ich es demnächst veröffentlichen, gestatte mir aber für
jetzt noch einige Mittheilungen in Bezug auf das Verhalten
unseres Falters in der freien Natur zu machen, wie ich es im
letzten Jahre und auch schon früher zu beobachten Gelegen-
heit hatte, und das von dem Verhalten anderer Falter wesent-
lich abweicht, jedoch durch die Eigenschaft des Duftens der
Männer seine Erklärung findet. Im Allgemeinen gilt es wohl
als Regel, daß die Weiber der Falter ruhig, meist sogar ver-
steckt sitzen, die Männer dagegen umherfliegen und dabei die
Weiber aufzusuchen bestrebt sind, ein Fall, welcher z. B. bei
unsernHepialus-Arten, denPsychiden und namentlich bei Bombyx
(Gastropacha) rubi L. jedem nur einigermaßen auf das Ver-
halten unsrer Kleiuwelt aufmerksamen Laien in die Augen
springt. Anders bei unserer Art. — Die Männer pflegen
wenigstens zum Beginn der Erscheinungszeit der Falter und in
den ersten Tagen ihres Lebens als vollkommenes Insekt ruhig
Stett. entomol. Zeit. 1891.
73
im Grase oder in den Büschen niederer Pflanzen zu sitzen oder
dort umberzukrieclien und Nachmittags, namentlich gegen Abend
in eigenthümlicher und autVallender Weise mit den Flügeln zu
fächeln. Diese vibrirende Bewegung der Flügel dient nun
nicht etwa zur Vorbereitung des Forttliegens; denn wenn man
sich den Faltern nähert, hören sie damit auf, fliegen aber nicht
davon. Nähert man sich ihnen noch mehr oder berührt gai-
die Pflanze, an welcher sie sitzen, so lassen sie sich gewöhn-
lich zu Boden fallen und bleiben einige Zeit regungslos liegen;
verhält man sich jedoch ruhig, so beginnen sie wieder mit
der charakteristischen Bewegung ihrer Flügel. Die Weiber
dagegen sieht man kurze Strecken (circa 2 — 3 Fuß über dem
Erdboden) umherfliegen. Erst melir gegen Ende der Er-
scheinungszeit der Falter, wenn der angenehme Duft nicht
mehr oder kaum noch von den Männern ausgeströmt wird,
sieht man auch diese in ähnlicher Weise wie die Weiber
umherfliegen. Ist nun nicht dies eigenthümliche Verhalten der
Männer bei Berücksichtigung der Fähigkeit des Duftens sehr
leicht erklärlich, ja gerade das zweckendsprechendste? Denn
beim Umherfliegen würden sie viel von dem duftenden Stoff
in der mehr oder weniger leicht bewegten Luft unnütz auszu-
geben gezwungen sein, bei dem ruhigen Sitzen im Grase jedoch
und beim Umherkriechen auf der engbegrenzten Stelle können
sie nach einiger Zeit ihre Umgebung, welche durch Stengel
und Grashalme dicht über dem Erdboden gegen Luftzug ge-
schützt ist, allmählich immer stärker mit dem Duft erfüllen,
so daß selbst das menschliche, in Bezug auf Feinheit jedenfalls
tief unter dem der Insekten stehende Geruchsorgan, denselben
wahrzunehmen im Stande ist. — Die eigenthümliche und auf-
fallende Bewegung der Flügel steht sicherlich in engem Zu-
sammenhange mit der Fähigkeit des Duftens, sei es nun, daß
die Herstellung des Duftes oder das Ausströmen desselben aus
den Drüsen oder andern Organen dadurch begünstigt wird,
sei es, dass die Falter ihn dadurch in der sie umgebenden
Luft besser zu verbreiten vermögen. Daß ein solcher Zusam-
menhang besteht, wurde mir zur Gewißheit, als ich vor einigen
Tagen die Fälligkeit des Duftens bei den männlichen Faltern
eines zweiten Kleinschmetterlings entdeckte, der dem ersteren
systematisch sehr nahe steht. Ich bemerke hier zunächst
für Leser dieser Mittheilungen, welche nicht Kleinschmetter-
lingskenner sind, daß Melissoblaptes anellus S. V. und v. bi-
punctanus Gurt, zur Familie der Zünsler gehören und zwar zur
Gruppe der Gallerien, und daß diese im paläarktischen Faunen
gebiet nur eine geringe Zahl von Arten enthält, welche sich
Stett. entomol. Zeit. 1891.
74
auf fünf unter sich nahe verwandte Gattungen (Galleria F.
Aphomia Hb., Melissoblapt.es Z., Corcyra Rag. und Achroea Hb.)
vertheilen. Galleria bietet als einzige Art die bekannte Honig-
motte G. mellonella L., Aphomia zwei Arten: sociella L.
(,^, cülonella L. $) und spoliatrix Chr., letztere von Wladi-
wostok; Achroea wieder nur als einzige Art die Wachsmotte
A. gi'isellaF.; Melissoblaptes außer zwei mehr südlichen Arten
(Ibedellus Z. und oeconomellus Mn.) unsern anellus S. V. und
var. bipunctanus Curt. Zu Corcyra Rag. gehört die eine, süd-
liche Art cephalonica Stt., welche als vermuthlich eingeschleppt
aueli in England gefunden wurde.
Die Raupe von Galleria mellonella und Achroea grisella
kommt in Bienenstöcken vor, erstere vorwiegend von Honig,
letztere von Wachs sich nährend, die Raupen von Aphomia
sociella leben in Hummel- und Wespennestern, die von Me-
lissoblaptes anellus an Ptlanzenwurzeln in senkrechten seidenen
Röhren in der Erde. Nach Büttner (Stett. ent. Ztg. 1880
p. 396) ließ sich die so gefundene Raupe mit getrockneten
Schmeltcrlingen (Notod. dromedarius) groß züchten. Raupen
von Achroea grisella F. hatte ich seit einigen Monaten in
Zucht, um die Falter meiner Sammlung, welche noch aus
meinen ersten Sammeljahrei» herrührten, sich auf weißen
Nadeln befanden und daher durch Ansatz von Giünspan gelitten
hatten, überhaupt nicht mehr meinen jetzigen Anforderungen
hinsichtlich Präparation entsprachen, durch neue zu ersetzen.
Als sich nun vor einigen Tagen — ich war gerade im Be-
griff diese Mittheilung niederzuschreiben — die ersten männ-
lichen Falter entwickelten, bemerkte ich an denselben die
nämliche lächelnde Bewegung der Flügel beim ruhigen Sitzen
wie bei den Männern von Mel. anellus und es kam mir daher
sofort der Gedanke, auch diese Falter könnten die Fähigkeit
besitzen Duft auszuströmen. Ich hatte mich nicht getäuscht.
Zwar war der Duft der Männer von Achroea grisella nicht
so angenehm wie der von Melissoblapt. anellus, auch nicht so
intensiv, aber er war doch für das menschliche Geruchsorgan
deutlich wahrnehmbar. Er ähnelt dem der Ameisensäure.
Ich habe nun in den letzten Tagen, soweit das Material es
gestattete, einige Versuche und Beobachtungen gemacht, die ich
hier zum Schluß kurz mittheilen möchte: An den Weibern
von Achroea grisella ist durchaus kein Duft warzunehmen,
ebenso wie an denen von Mel. anellus; an den Weibern beider
Arten konnte ich auch niemals die vibrirende Flügelbeweguug
bei ruhigem Sitzen beobchten. Der Duft der Männer der
Wachsmotte ist im Fanggiase meist nur deutlich wahr-
Sfeft. cntomol. Zeit. 1891.
»
75
nehmbar, wenn sie vorher die Flügel in die fächelnde Be-
wegung gesetzt haben,- bei kühler Temperatur läßt er sieh
nicht wahrnehmen, auch hören die Männer dann auf zu fächeln.
Nach einmaliger Copula eines frischen männlichen Falters
scheint die Fähigkeit des Duftens kurze Zeit geringer zu sein,
auch pflegt derselbe während dieser Zeit ruhiger zu sitzen
und nicht zu fächeln.
Nach zweimaliger Copula mit je einem unbefruchteten
Weibe konnte ich circa 24 Stunden lang an dem Manne keinen
Geruch wahrnehmen, auch während dieser Zeil die Flügel-
bewegung nicht beobachten; nachher trat allmählich zugleich
mit der Flügelbeweguug auch der Duft wieder ein. Mehr-
malige Befruchtung desselben Weibes von verschiedenen Männern
habe ich nicht beobachten können. Dies ungefähr die Resultate
meiner Beobachtungen in den letzten Tagen. Es würde nun,
meine ich, von Interesse sein zu prüfen, ob auch die Männer
der beiden andern hier vorkommenden Species der Gallerien:
Aphomia sociella und Galleria mellonella die Fähigkeit des
Duftens besitzen. Falter ersterer Art habe ich hier nur sehr
vereinzelt finden können; sie sollen sich zahlreicher da linden,
wo z. B. in Rebbergen zerklüftete Mauern den Wespen, als
deren Gäste sie leben,, eine bequeme Gelegenheit bieten, ihre
Nester in den Spalten anzulegen. Von mellonella hoffe ich
jedoch Raupen in gröi^erer Zahl zur Zucht einsammeln zu
können und werde dann später darüber berichten.
Potsdam, Anfang April 1891.
Einiges über Wintersclilaf und Winterlager
der oslpreussisclien Carabicinen.
Von A. Riesen.
Wenn man bedenkt, daß die größeren Carabicinen als
ausgebildete Formen die Hälfte ihres Lebens im Winterlager
zubringen, so erscheint die Kenntniß des letzeren für die Natur-
geschichte dieser Insekten nicht unwesentlich.
Unter Winterlager verstehe ich diejenige Lokalität, in der
der Käfer den Winter verschläft, zum Unterschiede von dem-
jenigen Lager, in dem das Tliier auch während des Sommers
zeitweilig sich aufhält. Im Winterlager ruhen die größeren
SteU. entomol. Zeit. 1891.
•76
Carabicinen bekanntlich oft gesellschaftlich. Dr. C. A. Dohrn
wurde bei Hökendorl" Ende October oder Anfang November
durch den Anblick von etwa anderthalb Dutzend P^xemplare
dicht nebeneinander gekauerter dunkler Bestien — Procrustes
coriaeeus, Megadontus violaceus, Melancarabus glabratus, Carabus
urvensis und Cychrus rostratus — überrascht, welche unter
der Rinde einer alten Kiefer kameradschaftlich hausten. Eine
noch größere Anzahl, über 30 Winterschläfer fand ich im
April 1888 bei Cranz ebenfalls unter der Rinde eines morschen
Kiefernstumpfes gesellig bei einander; es waren dies Cychr.
rostratus, Megad. violaceus, Car. clathratus, Car. granulatus,
Cur. arvensis und Car. convexus. Die drei letzteren traf ich
meist beisammen, dagegen habe ich den Car. clathratus nur
selten in Gemeinschaft mit anderen Carabiden gefunden.
Ueberrascht man eine größere Anzahl der Winterlagerer, so
sind die Thiere so verschlafen, daß sie mit aller Ruhe einzeln
ergriffen werden können und ist ein Fluchtversuch nicht zu
befürchten. Haben die Käfer aber eine Sommerwohnung inne
— Cjchr. rostratus, Meg. violaceus, Car. granulatus und arvensis
wurden von mir bei Cranz noch im Juni und Juli im faulen
Holze von ßaumstubben gefunden — so muß man sehr schnell
zugreifen, wenn man sich die Beute nicht entgehen lassen
^^■ill, doch sah ich in diesem Falle nie mehr als höchstens zwei
Plxemplare beisammen und meist waren es Weiber.
Was die Zeitdauer der Winterruhe betrifft, so bezog Dr.
NickerFs Chrysoc. auronitens sein Lager in der zweiten Hälfte
des October und verließ dasselbe Anfang April. Diese Zeit-
dauer kann aber wohl nur als eine durchschnittliche angesehen
werden, insofern bei den Carabiden der südlichen Gegenden"'')
die Winterruhe eine kürzere, bei denen der nördlichen Länder
eine längere sein wird. Da wie ich bei Cranz zu beobachten
Gelegenheit hatte, Orinoc. hortensis von Mitte September an
den Köder nicht mehr aufsuchte und nach dieser Zeit wohl
keine Nahrung mehr zu sich genommen haben dürfte, so
schließe ich hieraus, daß dieser Käfer spätestens Anfang
October sein Winterlager beziehen wird. Cychr. rostratus,
Meg. violaceus, Car. oranulatus und Car. arvensis fand ich noch
*) Nach Vincenz Gaiger (Stett. ont. Z. 1887 S. 208) kommt
Car.abiis Weisei Reitter in Dalmatien am Ufer der Adria nur in den
Wintermonaten vom November bis Februar vor, vi'o er sich von allerlfi
Angeschwemmtem ernähren soll. C. Weisei würde hiernach überhaupt
keine Winterruhe bedürfen und vielleicht den hei(5en Sommer zu ver-
sclilafen vorziehen. Sollte aber dieser Käfer auch in Central- und
West-Bosnien, wo er nach Edmund Reitter ebenfalls heimisch zu sein
scheint, den Winterschlaf entbehren können?
Siett. entoraol. Zeit. 1891.
77
am 13. April, Car. clathratus sogar noch am 22. April im
Winterlager; für Ostpreußen dürfte daher die Zeitdauer von
6\l2 bis 7 Monaten nicht zu hoch gegriffen sein. Wenn jener
Chrysoc. auronitens nur etwa 51/2 Monate winterschlief, so ist
dabei zu berücksichtigen, daß derselbe den Witterungseinflüssen
nicht ausgesetzt war und denke ich mir, im Freien wird
auronitens wohl auch mindestens 6 Monate der Ruhe pflegen,
wenn nicht abnoime Temperaturverhältnisse hierin Modiflcationen
herbeiführen. Uebrigens braucht sich der Carabus des üm-
standes, daß er die Hälfte seines Lebens verschläft, nicht zu
schämen, macht es doch Homo sapiens nicht viel anders.
Wende ich mich nunmehr zu den Winterlagern der ost-
preußischen Carabicineii, so müssen sich meine Mittheilungen
auf wenige Arten beschränken, da ich außer der näheren
Umgebung von Königsberg nur die Gegenden von Neuhausen,
Metgethen, Gr. Raum und Cranz in den Wintermoiiaten
untersuchen konnte.
Es fanden sich im Winterlager:
Cychrus rostratus L, unter der Rinde von Kiefern-
slümpfen (Cranz) und in faulem Holze von Kiefern-,
Fichten- und Erlenstubben (Cranz, Gr. Raum);
Orinocarabus hortensis L. nur unter Moos (Cranz);
Megadontus violaoeus L. unter der Rinde von Kiefern-
stümpfen und in verfaulten Kiefern- und Erlenstubben
(Cranz, Gr. Raum);
Carabus clathratus L. nur unter der Rinde von Kiefern-
stümpfen und in verfaulten Kiefernstubben (Cranz);
Carabus Menetriesi Fisch, in Erdlöchern unter Steinen
(am Pregelufer: nach Künow);
Carabus granulatus L. unter der Rinde von Kiefern-
und Birkenstümpfen (Cranz, Königsberg), in ver-
fauUem Holze von Kiefernstubben (Cranz, Metgethen),
von Erlenstubben (Gr. Raum), sowie unter Steinen
und in verfaulten Eicheustubben (Neuhausen);
Carabus arvensis F. unter der Rinde von Kiefern-
stümpfen und im faulen Holze von Kiefern- und
Erlenstubben (Cranz);
Carabus caneellatus 111. nur im faulen Holze von Eichen-
stubben (Cranz, Neuhausen);
Carabus convexus F. unter der Rinde von Kiefern-
stümpfen und im morschen Holze von Kiefern- und
Erlenstubben (Cranz, Gr. Raum).
Stett. entomol. Zeit. 1891.
78
So häufig Carabus nemoralis Müll, im hiesigen Festungs-
Glacis und bei Cranz im Frühjahr anzutreffen ist, so habe ich
denselben doch niemals im Winterlager gefunden. Ich denke
mir. daß dieser Kerf unter Rasen oder unter Steinen in Erd-
löchern überwintern wird. Carabus nitens L. ist im Frühjahr
sowohl in Gräben der sandigen Gegend bei Metgethen, auf
lehmigen Waldwegen bei Gr. Raum, als auf den Moorwegen
des Fichtenhains bei Cranz anzutreffen, aber nie im Winter-
lager von mir gefunden. Procrustes coriaceus L. ist im Sommer
auf lehmigen Waldwegen bei Warnicken zu finden; daß er
unter der Rinde von alten Kiefernstämmen überwintert, hat,
wie wir oben gesehen, Dr. C. A. Dohrn nachgewiesen. Da
aber die W'arnicker Forst hauptsächlich aus Laubhölzern be-
steht und in der näheren und weiteren Umgebung der Stelle,
wo ich coriaceus in Mehrzahl traf, keine alte Kiefer vorhanden
ist, so muß das Thier auch noch andere Winterlager beziehen.
Megadontus marginals F. wird nicht selten in Masuren gefangen
und soll nach Lentz (Catalog der Preußischen Käfer. Königs-
berg 1879} in Kiefernwäldern unter alten Baumwurzeln im
August zu finden sein (Osterode), aber über sein W^interlager
ist noch nichts ermittelt. Auch ist bei uns in Ostpreußen noch
nichts über die Art der üeberwinterung vom Chaetocarabus
intricatus L. (Kahlberg), Melancarabus glabratus Pk. (in Laub-
wäldern nach Lentz"), Mesocarabus catenulatus Scop. (Osterode),
ChrA^socarabus auronilens Fab. (Osterode. Metgethen) und
von Carabus auratus bekannt geworden. Ebensowenig weiß
man hier etwas über den Wintei-schlaf der Vertreter aus dem
Genus Calosoma. Inquisitor wird nach Lentz von Bäumen,
besonders Eichen, auf denen er Nahrung suchen soll, herab-
geklopft, kommt aber auch auf dem Strande bei Cranz vor;
Cal. sycophanta L. ist bei Warnicken, Schwarzort und Ro-
thenen gefunden, Cal. sericeum F. bei Neuhäuser und Cranz,
Cal. investigator 111. bei Tilsit und Cal. reticulatum in der
Fritzen'schen Forst. —
Aus den mitgetheilten Beobachtungen glaube ich im All-
gemeinen den Schluß ziehen zu dürfen, daß, abgesehen von
den Repräsentanten der Gattung Calosoma, über die ich mir
in fraglicher Beziehung kein Urtheil erlaube, die Waldthiere
unter der losen Rinde von alten Baumstämmen, in faulem
Holze von Baumstubben und unter Moos überwintern, die
Land. Streicher unter Rasen, Steinen, in Erdlöchern das Winter-
lager aufschlagen, während die Haideläufer Sand- oder
Moorlöcher an oder unter Wurzeln zur üeberwinterung vor-
Slett. entomol. Zeit. 1891.
79
ziehen; dementsprechend dürften die Gebirgsbewohner in
Felsenspalten oder in Erdlöchern unter Steinen, die Sumpf-
liebhaber (Hygrocarabus?) in Erdlöchern an Wurzeln oder gar
im Schlamme überwintern.
Warum aber Orinoc. hortensis, der im Walde bei Cranz
im August und September dutzendweise am Köder angetroffen
wird, nur unter Moos und nicht auch in faulem Holze und
unter Rinde überwintert, ist nicht erklärlich; ebenso unerklär-
lich ist es, weßhalb Car. nitens nicht unter Rinde oder in
faulem Holze winterlagert. Mit der Entgegnung „'t is niet
anders" lasse ich mich nicht abfertigen. Und wenn Chlaenius
caelatus Web. unter Moos den Winterschlaf schläft, Chi. qua-
drisulcatus Ill.'\) aber nicht, so hat dies gewiß seine Gründe
und die Ermittelung dieser Gründe wäre im Interesse der
Naturkunde der Erforschung nicht unwerth. Jedenfalls dürfte
es nicht zu bezweifeln sein, daß irgend eine Carabus-Natur-
beschreibung; die über die Art der Ueberwinterung des Käfers
keine Auskunft giebt, eine mangelhafte genannt werden muß.
Die Menschen sind so ziemlich gekannt und mag es deßhalb
gleichgültig sein, ob dieselben die Hälfte oder fast die Hälfte
ihres Lebens im Bett, auf dem Heuboden oder in der Hänge-
'") Dr. C. A. Dohrn bemerkt (Stett. eiit. Z. 1886 S. .893), daß
„dieser Chlaenius nicht wie seine Vettern im Winter die Wiesen
verläßt, lim Schlaf zu halten, sondern höchst wahrscheinlich dazu
die höheren Stellen der Wiesen, namentlich die Baumwurzeln der
Erlen in den großen Brüchen benutzen wird, wo er in o-ewöhnlichen
Jahren vor hohem W^asser geschützt, ruhig bis zum Frühjahr aus-
schlafen kann." Auf dem Strande östlich von Cranz sammelte ich
im Frühjahr 1888 an einer Stelle, wo Claenius sulcicoUis nicht selten,
Chi. holosericeus hiiufig, Chi. nigricornis sehr häutig vertreten waren,
auch eine geringe Anzahl von Chi. quadrisulcatus. Da diese Stelle
von den nächsten (Beek-) Wiesen wohl eine halbe Meile entfernt ist,
so werden die Strand-Quadrisulcaten hier jedenfalls nicht überwintern,
vielmehr vermuthe ich, daß ihre Ueberwinterung, wie die der anderen
Strand-Chlaenier, an oder unter den Wurzeln der Dünengräser (Ammo-
phila arenaria) in Sandlöchern erfolgt. Leider konnte ich bei meinen
Winterexcursionen der Sache nicht auf den Grund gehen, v>'eil das
Betreten der Dünen verboten ist und daher ein Ausrupfen der mühsam
gepflanzten Gräserbüschel, sowie ein Abheben der an einzelnen Stellen
befindlichen Moospolster unterbleiben mußte. Zwischen Tang und
Muscheln umherlaufend traf ich auch Anfang Juni Calosoma sericeum
in einem Exemplar, Cal. Inquisitor in größerer Anzahl. Unter der
letzteren befinden sich zwei Männern, deren Untertlügel so wenig
sorgfältig zusammengelegt waren, daß ihre Flügeldecken hinten weit
auseinanderklafften, wohl ein Beweis, daß diese Inquisitoren nicht
wie die Chlaenier per pedes, sondern im Fluge hierher gekommen waren,
vielleicht angezogen durch den penetranten Geruch, den das den
Sonnenstrahlen ausgesetzte Angeschwemmte verursacht.
Stett. entoiuol. Zeit. 1891.
80
matte versclilafea ; die Carabicinen aber sind noch niclit so
genügend gekannt, daß die Kenntniß ihrer Winterlager entbehrt
werden könnte. —
Köuigsberii' im März 1891.
L i 1 e r a 1 i s c li e s
von C A. Dolirn.
Palermo, 24. Februar 1891. Aus E. Ragusas Bibliothek
liegt mir der sieben und zwanzigste Band des Jahres 1889 — 1)0
der Annali del Museo Civico di storia naturale di Genova
vor. Reichhaltig wie seine 26 Vorgänger bringt er auf 780
Seiten mit 13 säubern Tafeln auch viele schätzbare Artikel
über Käfer, von denen ich einzelne besprechen kann, soweit
dies ohne Benutzung meiner Sammlung thunlich ist.
R. Gestro behandelt S. 5 — 72 die von G. Doria und
0. Beccari auf einer Reise nach Assab im rothen Meer vom
16. November 1879 bis 25. Februar 1880 gesammelten Käfer.
Er übergeht die im Beginn der Fahrt auf Zante gesammelten
Arten, als zur griechischen Fauna gehörig und beginnt S. 19
mit Cicindela aulica Pag. von Assab, in der Note bemerkend,
daß er für die systematische Anordnung den Catalogus coleop-
terorum von Gemminger und Harold adoptirt. Daß er auch
die bedauerlichen Irrthümer Gemminger's in dessen vermeint-
lichen Verbesserungen (S. 17 und 18 Hopatrum, Hopatrinus,
Hopatroides) angenommen hat, mache ich ihm nicht zum
Vorwurf, aber ich darf meine Verwunderung aussprechen, daß
der sonst so correct scharfsichtige Autor auf S. 16 zweimal
und nachher noch auf S. 23 Lyonichus hat stehen lassen,
während er auf S. 24 ganz richtig dreimal Lionychus schreibt.
Bei Zuphium olens (S. 22) ist G. ungewiß, ob die zwei
ihm vorliegenden Exemplare aus Assab nicht eine besondere
Art ausmachen. Sie sind kleiner und anders gefärbt.
Bei Lionychus sulcatus Chaud. (S. 23} wird bemerkt,
daß das von Chaudoir in Rev. et Mag. de Zool. p. 877 als
im Museum von Genova befindhche Stück bezeichnete nicht
der ächte L. sulcatus gewesen sein könne, da das Museum
die Art erst 1880 von Assab erhalten habe. Das von Chaudoir
irrig als sulcatus gedeutete Stück wird als Beccarii von Gestro
beschrieben.
SlcU. entomol. Zeit. 1891.
81
S. 30 sind die Hj'drophilidae irrig zu Hydropbylidae ge-
worden.
S. 46 wird zu Phloiocopus tricolor Guer. in der Note
gesagt :
A proposito di questo nome lo Spinola (Monogr.
Cler. p. 336, nota) osserva: ,,Si ce nom etait k refaire,
il faudrait ecrire Puheocopus. Mais pour nous, il ne
l'est pas et il restera tel qu'on Ta fait. I/excessive
facilite de toutes ces mutations ortliograpbiques n'est
pas le moindre de leurs inconvenients."
Gestro fügt hinzu :
Worte, welche diejenigen beherzigen sollten, welche heut-
zutage von der Wuth besessen sind, in der entomologiscben
Nomenelatur ein Chaos zu schaflfen.
Mir als altem Verfechter der „Stabilität der Namen'' ist das
natürlii-h aus der Seele geschrieben, und ich behaupte noch
heute (wie vor fünfzig Jahren), daß Incorrectheit der Namen
zwar ein bedauerlicher Fehler, Instabilität aber ein schhmmerer
und tiefer eingreifender ist.
Daß mein E'i-eund und Landi-mann Faust bei Gelegenheit
des Ocladius Sapeti {S. 66) von Gestro zum Doctor Faust
creirt wird, hat ihn sicherlich überrascht.
Zu dem Artikel von Gestro ,.Sopra alecuna Cetonie dell'
isola Nias etc.'' S. 95 habe ich in BetrefT der Behauptung des
Verfassers :
„daß entweder die Heterorhina Dohrni Lansberge als
Local-Modification zu H. imperatrix Mohnike gezogen
werden, oder die letztere nicht als eine Varietät angesehen
werden müsse"
zu bemerken, daß ich für meine Person die H. Dohrni nicht
für eine selbstständige Art, sondern nur für eine Local- Varietät
der H. imperatrix halte.
Einen historisch berühmt gewordenen Namen ererbt zu
haben, kann man schwerlich für ein unbedingtes Glück achten
— es ist eben menschliche Art (oder Unart), von den Erben
eines Hervorragenden wiederum Außergewöhnliches zu ver-
langen. So, um es an einem Beispiele klar zu machen, wurde
mir glaubhaft mitgetheilt, daß ein Sohn Schiller's, ein ehren-
werther Amtsrichter, sich recht von Herzen beklagt hätte,
daß ihm im bürgerlichen Leben der Ruhm seines Vaters
unzählig oft bitteren Verdruß bereite, denn auf die Bejahung
Stett. entoraol. Zeit. 1891. ß
82
der Frage: „ein Sohn von dem berühmten Schiller?-' eiiolge
regelmäßig ein mehr oder minder deuUiches Verwundern.
Um so erfreulicher ist es mir, in dieser vorwiegend
realistischen Zeit an einem schlagenden Beispiel zu constatiren,
welch idealer Segen sich an einen all berühmten Namen knüpfen
kann. Mir ist zwar nicht bekannt, in wieweit die Aehnlichkeit
der schönen Mai-morbüste des Seehelden Andrea Doria im
Palazzo Pamtili-Doria in Roma verbürgt ist, noch weniger
würde ich es phrenologisch wagen, auf dem prächtigen alten Kopfe
eine Andeutung zu entdecken, daß Andrea irgend eine Vor-
neigung für Naturgeschichte gehegt habe — gleichviel! Der
Ruhm des alten Heros in seiner Genova la superba ist noch
heute so mächtig, daß er es seinem Nachkommen, Marchese
Giacomo Doria ermöglicht hat, in dem Museo Civieo eine
Stiftung für wissenschaftliche Natnrstudicn zu gründen, welche
dem liberalen Municipio (Stadt-Verwaltung) zur höchsten Ehre
gereicht und einzig in ihrer Art ist. Es ist hier nicht der
Ort, von den localen Schwierigkeiten zu reden, die nur der
ermessen kann, der Genova's amphiteatralischen Felsenkessel
kennt, aber hier muß noch besonders accentuirt werden, daß
es nächst den Schwierigkeiten der Gründung eben so sehr,
wenn nicht noch mehr auf die Auswahl der Hülfsarbeiter ankam.
Marchese Doria hatte gleich bei seiner ersten Reise, die er
mit de Filippi nach Persien antrat, und nachher nach Borneo
fortsetzte, das Glück, mit dem ausgezeichneten Botaniker Beccari
sich zu verbinden, der später so erfolgreiche Explorationen
der Molukken und Nord-Afrika's aasführte. In der Person des
Dr. R. Gestro fand er einen unermüdet fleißigen Ordner und
Verwalter der überreichen entomologischen Ausbeuten. Und
der Assistent des Museo Civieo L. Fea hat bereits aus Birma
prachtvolle Sendungen Übermacht, v(m welchen mehrfach in
dem vorliegenden Bande der Annali die Rede ist.
Gestro behandelt in seinem Artikel „Viaggio di Leonarde
Fea in Birmauia" Primo studio delle Cidndele die birmanischen
Arten (S. 77) und macht bei C. interrupto-fusdata Schmidt-
Göbel mit Recht darauf aufmerksam, daß der Name schlecht
gewählt ist, da es sich nicht um Querbinden (fascia) sondern
Längsbinden (vitta) handle. Obendrein fänden sich Exemplare,
in denen die Längsbinde nicht unterbrochen wäre. Als neu
beschreibt G. die 4 Arten: Andcrsonii, Spinolae, Feae, Davisonü.
H. W. Bates bespricht (S. 100—111) 34 Arten aus
Fea's birm. Ausbeute, darunter als neue Galtungen Lampro-
phonus lucens, Liodaptus birmanus, Feanus spinipennis,
Pirantillus Feae. Außerdem als neue Arten Epicosmus
Stett. entomol. Zeit. 1891.
83
Feae, Anoplogenius ruii/ans, Stenoloplius cyane/lus, fionidius,
Abacetus bisignatus, ampHcoUis, Loxandnis birmaniis, Drypta
aeneipennis, Braehinus caligahis (englisch).
Martin Jacob j behandelt (S. 146 — 237) die von Fea
gesammelten birmanischen Phytophagen, 168 sp., darunter als
neue Gattungen Nephus femoratus (Eumolpidae), Orthaea
viridipennis. (Haltieinae), Aphthonella bhamoensis (Halti-
cinae), Sastreides birmanica (Gattung zwischen Malaxia und
Menippus), Taphinella nigripennis (Galerucinae). (englisch).
M. Regimbart bespricht (S. 256 — 268) Hydrocantharen
und Gyriniden der Exploration Südamerikas (Argentinien, Monte-
video, Brasil) durch Prof. Balzan. Es werden 14 neue Arten
beschrieben (französisch).
Martin Jacoby behandelt (S. 278—287] Phytophagen,
welche Modigliani auf Sumatra und Nias gesammelt hat, er-
richtet die Gattung Niasia, beschreibt 6 neue Arten und giebt
eine Kupfertafel mit 12 Arten (englisch).
J. Bourgeois bildet (S. 289) Calochromus chalgbeus als
neue Art ab und bespricht die Lyciden C. glaucopterus Guer.
aus N. Guinea, Guerini M. Leay und distinguendus Fairm. aus
Somerset, omatkotUs und sumatrensis Bourg. aus Sumatra,
(französisch).
Hierauf folgen drei neue Sylphiden aus Ligurien, Bathyscia
ligurica, Bath. Robiati und Catops fuhms, beschrieben von Edm.
Reiter (deutsch).
Einen neuen Histeriden, Phelister Bah-anü aus Argentinien
(Resistencia) beschreibt S. 112, J. Schmidt (lateinisch).
Das sind die Coleopterica dieses Bandes. Er enthält
außerdem Artikel von Emery über Ameisen, von Selys
Longchamps über Odonaten, von Bergroth über Hemipteren,
von Thorell über Arachniden, von Parona über Trematoden
und Helminthen. 0. Tiiomas und G. Doria geben die
Diagnose eines birmanischen neuen Cervuhis Feae, Modigliani
schreibt über die Erpetologie von Nias und beschreibt als neu
Aphaniotis acutlroslris mit Abbildung, die er auch von dem
seltenen Goniocephalus grandis Gray giebt. üeber Regenwürmer
von Nias und von Punta arenas schreibt D. Rosa (S. 125
bis 146). Modigliani bespricht (S. 238—245) die Säuge-
thiere von Nias, Boulenger (S. 246) die Batrachier von
Resistencia (Argentinien). Ganz interessant ist der Bericht des
Professor Parona über eine Spinne Meta Merianae Scop.,
welche ihrem Gewebe durch Hineinweben eines Stückchens
Erde das nöthigc feste Gleichgewicht gegeben hatte. (S. 250,
Tafel 6). A. Perugia giebt (S. 269) ichthyologische Notizen
Siett. entomol. Zeit. 1891. g*
84
über Nias und Sumatra. Tapparo ne berichtet über die
Süßwasher-Conchylien Birma's von Fea. (S. ^^95, Tafel 7—9),
Latzel über böhlenbewohnende Mvriapoden Italiens (S. 360}
Salvador i über birmanische Vogel (S. 369 — 438).
Band 28 des Jahrganges 1889 — 90 der Annali del Museo
Civico di Genova wird ganz von einer Arbeit T. ThorelTs
über malaiische und papuanische Spinnen ausgel'üllt. (419 Seiten,
keine Tafeln).
In Band 29 (1889—1890) linden sieh folgende eoleop-
terisclie Artikel: Abeille de Perrin: Description de denx
nouvelk's cspeces de Malaciiiides (Anthocomus (ijiü/odiroides
Astrabad, Hypebaeiis Gestroi Pei-se sept. — A. Grouvelle:
Viaggio di Fea in Birmania, Nitidulides (S. 120) Carpophihis
Feae, Huptonenia ditbilabi/ia, Ax3"ra Feae, Idaethina humeralis,
Aethina argus, Amphicrossiis phiqlcüus Cryptarcha dubia. Der-
selbe Autor beschreibt (S. 127) Teleplianus armalus von
Madagascar.
Vielleicht wiid die ehrenwerthe Gens lepidopterophilica
darob die Nase rümpfen, daß auch in diesem dritten Bande
(594 Seiten) für ihre Lieblinge keine Zeile übrig gewesen:
eher hätten sie dem Hen-n D. Carrazzi erlassen, in Seite 33
bis 58 weitläufig zu besprechen, ob die Urbewohner der Gi'otta
dei Colombi auf der Insel Palmaria bei Spezia Kannibalen ge-
wesen oder nicht: jedenfalls werden die Ichthyologen D. Vin-
ciguerra Dank wissen, daß er (S. 129—362 mit Taf. 7— 1 i)
ihnen birmanische Fische ans Messer geliefert bat. Nicht zu
vergessen Dr. P. Magretti, der (S. 522) syrische Hjme-
iioptera, darunter als neue Arten Gasteruption Sc///e^/ere/7, Elampus
Medanae, E. Mof/retiii, Clnysis Magrettii^ Prosopis damatcena,
Osmia Medanae, Megachile Doriae beschrieben hat.
Ich aber will schließlich nach Herrn R. Gestro meine
besonderen Gratias ausspi'echen, daß er so gut als italienisch
möglich sich alle ersinnliche Mühe gegeben hat, die fremden
geographischen Namen im gleichlautenden Oiiginal wieder-
zugeben. Nomina propria sind nicht neutrales Allgemeingut,
das man beliebig verstümmeln kann, und die zoologische
Geographie hat keinen Vortheil davon, wenn erst gefragt
werden muß, ob das französische Vienne oder das deutsche
Wien als Vaterland gemeint ist. Aus Leghorn Livorno, aus
Rafisbonne Regensburg errathen zu sollen, ist eine unbillige
Zumuthung. Die vielen deutschen Erzieherinnen, die ich in
neuster Zeit hier in Welschland, namenthch in Sicilien tretfe,
werden ihren Pfleglingen den wesentlichen Unterschied zwischen
Stett. entomol. Zeit. 1891.
85
dem kunstreichen Miivclen und der absohculiclien Spielhölle
Monaco hoÜ'entlich beibringen.
Palermo, 28. März 1891. Annales de la Soc. Entom. de
France 1890. Troisieme trimestre. In diesem Vievteljahrshefte
giebt Herr A. RalTray (S. 297) eine meisterhafte Arbeit über
die von M. E. Simon auf seiner Reise 1887 in Venezuela
gefundenen Pselaphidcn, und verleiht ihr dadurch einen be-
sonderen Werth, daß er nicht nur die von Simon erbeuteten
39 Arten be^-pi'icht, sondern auch die ihm aus jener Gegend
überhaupt bekannten oder beschriebenen. Er beginnt mit der
Gattung Pselaphomorphus Mots. und beschreibt als neue
Arten P. m c-op ilhahmis (Abbildung) und P. mulicxs. Darauf
folgt die neue Gattung Jubomorphus Simoni (Abbild.), dann
Sebaga centralis (Abb.), darauf Jubus Schauf. tefratomus Reitt.
nnd aus dieser Gattung cuvicentris ^ abhreviafus, lalicoliis, punc-
Uiküus und heliis. Der neuen Gattung Neodalmus ist die
neue Art cannafus, der neuen Gattung Xerhius die n. sp.
cordicullis (Al)b.) beigeiügt. Dann folgt die Gattung Eurhexius
Sharp mit n. sp. crassicnniis und die neue Gattung Anar-
modius RalVr. mit hilorentus n. sp. Ueber das Genus Batrisus,
Subgenus Arthmius Leconte macht R. die Bemerkung, daß
dies, ausschließlich americanische Subgenus zahlreich vertreten
sei, aber entscliieden einer neuen Bearbeitung bedürfe. Auf-
fallend genug, daß Herr Simon von dieser im tropischen und
südlichen America so verbreiteten Untergattung nur 3 Arten
gefunden habe, e'ecutus^ /awel'dtus, /onc/ipermis alle drei neu.
Zur Gattung Euphale])sus Reitt. gehört rugipes n. sp. ,9/06«-
pemüs Reitt. und crtiruhs n. sp. Darauf folst Bryaxis Lehasi
Aube, callnsii, Auhcana, Es/chanensis n. sp. Von der Gattung
Cryptorhinula Schauf. ist als n. sp. Invgkeps beschrieben,
zu GlobaRaifr. fi'cricDrni.s, zu Barada Raflfr. miicronafa. Der
von Leconte 1889 errichteten, von Noi'damerica bis Brasil
verbreiteten Gattung Pselaptus ward ca/caratus n. sp. gesellt;
er unterscheidet sich von Ps. (Xybaris) polltissimus Reitt.
durch verlängerte Form, düimere Fühler und weniger an der
Basis eingebognen Thorax. Der von Reitter errichteten Gattung
Dalmodes wird cnsijicfi zugelügt und bemerkt, sie gehöre
nicht zu den Euplectini sondern zu den Bythinini, weil die
Hinterhüften nicht conisch sondern globulos sind. Die aus-
schließlich americanische Gattung scheint selten an Arten zu
sein. Ein Vergleich der Tv])en beweist die Synonymie von
Dalmodes mit Batrisobryaxis Schauf. D. ensipes unterscheidet
Siett. entomol. Zeit. ISOl.
86
sich von den übrigen D. durch die Abwesenheit der Quer-
furche auf dem Prothorax.
Von der Gattung Goniacerus Motsch. (Et. entom. 1835)
sagt Raflraj^, sie sei mit Mefopioides Schauf identisch, zwar
nur summarisch beschrieben und grob abgebildet, aber doch
kenntlicli und keineswegs einerlei mit Goniastes Westw. wie
Reitter irrig vermeint, denn eine habe sochs, die andre nur
fünf Antennenglieder. Von dieser Gruppe waren nur wenige
Arten bekannt und sie schien äußerst selten, Herr Simon hat
aber das Glück gehabt, acht Exemplare einer neuen Art
(perforatus) zu erbeuten und R. kann demnach constatiren, daß
er früher im Irrthum war, als er glaubte, alle Individuen dieser
Tribus hatten wie die Of/mocerus Raffr. nur 3 Artikel an den
Maxillarpalpen — Goniacerus hat entschieden 4, der erste ist
im rechten Winkel gebogen. Die Abdominalsegmente zeigen
nur in der Mitte, nicht an den Seitenrändern Spuren von
Nath, Uebergang zu der folgenden Gruppe Cyathiger. Sechs
Exemplare (,^$) stammen aus Caracas, zwei ($) aus Esteban,
aber ihre geringere Größe und etwas hellere Farbe giebt keine
Artberechtigung.
Apharus Reitt. arntipes n. sp. Raffr. Caracas ,^$ ist
deswegen interessant, einmal weil er die Gültigkeit der Gattung
Apharus außer Zweifel stellt, sodann weil er unwiderleglich
beweist, daß in der Gruppe Hamotus der Sporn der Hinter-
tibia nicht ausschließliches Kriterium der ,^ ist: bei dieser Art
ist das $ gespornt. Die typische Art A. Mü/'en Reitt. aus
Brasil ist ein Männchen mit spornloser Hintertibia. Auf der
Abbildung in der Deutsch, ent. Zeitung ist der Scheitel irrig
mit drei Giübchen dai-gestellt — es sind nur zwei.
Hamotus Aube Ann. J844. Simon hat aus dieser im
centralen und südlichen America reich vertretenen Gruppe eine
Reihe schöner Arten gesandt, so daß auf Venezuela 18 kommen.
Da die Gruppe ziemlich gleichzeitig von Reitter Deutsch, ent.
Z. (37 Arten) und von "Schaufuß^ Berl. ent. Z. (43 Arten)
bearbeitet ist, so ergicbt sich daraus manche Verwirrung.
RatTray kennt ungefähr 65 Arten, beschränkt sich vorliegend
aber wesentlich auf die aus Venezuela vorliegenden. Reitter
hat darin geirrt, daß er den Sporn der Hintertibia für Eigeu-
thümlichkeit des ,^ gehalten. In H. lateritius Aube haben
beide Geschlechter den Sporn und dies hält Raffray für die
allgemeine Regel. Bei H. auricapilius Reitt. scheint nur das
Weibchen den Sporn zu haben, bei H. robustus Schauf. (der
identisch mit H. frater Schauf. und mit bryaxoides Schauf ist,
während H. bryaxoides Aube eine ganz verschiedene Art ist)
Sieit. cntoniol. Zeit. 1891.
87
haben die .j den Sporn, die $ nicht. In dem ächten H. bryaxoides
Aube sind beide Geschlechter ohne Sporn.
RafFray beschreibt als Hamotus crassipalpus eine neue
Art, die dem H. fuscopilosus Reitt. sehr ähnhch, aber kleiner,
länglicher, mit kürzerer mehr hegender Behaarung, hellerer
Färbung ist: das Mittelgrübchen des Prothorax ist kleiner, das
letzte Glied der Palpen ist kürzer, äußerlich besonders an der
Spitze gerundeter, gänzlich gefurcht; bei H. fuscopilosus ist die
Furche abgekürzt.
H. soror n. sp. hat Simon nicht gefunden. Sie stammt von
Caracas.
H. cavipalpus n. sp. Caracas, S. Esteban hat noch größere
und tiefer gefurchte Palpen als H. soror, gleicht dem H. setipes
Sharp, ist aber kleiner, seine Behaarung ist weniger lang,
besonders auf den Füßen, und dunkler; die Glieder 9 und 10
der Antennen sind weniger dick, 1 1 im Gegentheil ist dicker
und länoer; das erste Abdominalsegment ist kleiner, die Palpen
sind größer und mehr ausgehölt.
H. iaterüius Aube hat Reitter noch einmal unter dem
Namen fenuicornis (1882) beschrieben, sein Typus ist dem von
Aube in der Sammlung von Reiche gleich. Simon hat ihn
nicht in Venezuela gefunden, RafTray besitzt ihn aus Columbia
und Venezuela. Männehen und Weibchen dieser Art besitzen
an der Hintertibia einen geraden, ziemlich starken, abge-
stumpften Sporn. Bei den Männchen sind die vordem Trochanteren
an iiu'em Ende durch einen langen, starken Dorn verlängert,
der schief abgeschnitten endet. Dieser Charakter, die allgemeine
längliche Gestalt und die absonderliche Form des mittleren
prothoracischen Grübchens machen diese Art leicht kenntlich.
H. jronta/is Reitt. (Venezuela), H. globifer Reitt. (Venezuela),
H. resicuHfer n. sp. Cumana. Simon hat diese Arten nicht
erbeutet.
H. hßalus n. sp. ist dem H. transversaUs Reitt. sehr ähn-
lich, aber durch die Abdominalsegmeute, die Antennen und
duvcli längern Kopf und Prothorax verschieden.
H. aurkapillus Reitt. dessen gespornten Typus der Autor
für ein Männchen hält, erklärt RafFray, gestützt auf 2 $ und
1 ,^ der Simon'schen Ausbeute für ein Weibchen, während
as Männchen keinen Sporn hat.
H. robustus Schanf. Von dieser Art, welche Simon nicht
erbeutet hat, Raffray aber aus Columbia und Venezuela Caracas
besitzt, sind die Männchen gespornt, die Weibchen nicht.
H. frater und bryaxoides Schauf. non Aube sind damit
synonym. Der Irrthimi, den Sehanfuss begangen, erklärt sich
SleU. entomol. Zeit. 1891.
88
zum Tlieil daraus, daß ihm Chevrolat einen H. robustus (ohne
Sporn) als brijax ides liesandt hatte.
H. barhutiis Schaut", ist von Simon in S. Esteban gefunden
worden. Nicht abei- H. rldvicnnns Reitt. von dem RallVay
nur den Tjpus aus Venezuela kennt.
H. br(ja.ri>i(]c< Aube, welchen Reitter nocli einmal als
subpunctalus bci-chrieben hat. Simon hat ihn in S. Esteban
gefunden, das Tliier .'-cheint nicht t-elten, Raffray hat es aus
Columbia, Caracas und Venezuela.
Schaufuss hat in seiner Arbeit (Berl. ent. Z. 1887} von
Hamotus noch die Gattung Hamotoides abgezweigt, welche
RafFray liöchsten.-» als Untergattung gellen lassen will, da sie
im Wesentlichen nur darauf beruht, daß die Grübchen des
Prothorax durch eine Furche veibunden sind. Zu dieser
Untergattung gehöi-en :
H. liekJtei, u. sp Cumana. S'mon hat sie nicht gefunden.
H. ßuv<-pi'osti.s n. sp. S. E-^teban.
H. mirans Reitt. Simon hat .'-ie nicht gefunden. Ralfray
besitzt die T>'pen aus Venezuela und Columbia.
Arhytodes. Diese Gattung ist eigentlich als Rhytus
von Westwoo'* auf einen merkwü;digen Käfer aus Brasil er-
richtet, aber der Name von Reitter wegen gleichnamiger
Collision in derselben Familie geändert worden. Der Typus
seiieint in Biasil nicht selten zu sein, war al)er lange Zeit
allein bekannt. Jetzt ist eine Ai't vom Amazonenstrom ge-
kommen, und zwei von Simon aus Caracas imd S. Esteban.
RatlVay beschreibt A. OLer//i/ni{Am-dz.]^)H(irgaiikice'is (S. Esteban)
und rubripen i'i. Zu res i/us Westw. bemerkt er, daß in der
Beschreibung nicht erwähnt ist, daß hei dem Männchen die
Vorderschenkel an der Mit e der Untei-seite einen stumpfen
Zahn und daß die hintern Trochanteren ein Dörnchen am Ende
haben. Bei den Weibchen ist nur das Trochanterendörnchen
noch geblieben.
Die zu dieser Abhandlung von Raffray's eigner Hand
gelieferten musterhalten Zeichnungen sind von Migneaux in
bekannter Meisterschaft gestochen. Sie liefern P^elai)homorphus
mici-ophthalmus, Jubomorphus Simoni, Sebaga centralis, Neodal-
mus carinatus, Xerhius coidicollis, Arthmius elevatus (KopfJ,
Euphalepsus cruralis (Mittelfuß), Barada mucronata und die
Antennen von Arythodes Oberthüri, vestitus, margaritaceus,
rubripennis.
Stett. enlomol. Zeit. 1891.
89
Die folgende Abhandlung ,,Malacliides d'Enrope et paj-s
voisins'- von A beule de Pevrin ist zum Aus-zuge nicht ge-
eignet, da ihr Anfang schon im ersten Vierteljahrsheft der
Annales 1890 steht, und sie S. 420 dieses Heftes noch nicht
abgesclilosfen ist.
Die Lepidopterologen werden erfreut sein, daß E L. Ragonot
S. 435 einen „Essai sur la Classilication des Pyralites^- l)eginnt,
welcher S. 472 bis zur Gattung Acrodegmia Rag. reicht.
S. 421 bringt einen Nekrolog über Abbe de Marsenl
den berühmten Monographen der Histeriden aus der Feder
des Herrn de la Perraudiere. Ein Verzeichniß der entomol.
Arbeiten des Entschlafenen S. 424 — 428 und sein Bildniß sind
beigelügt.
S. 429 folgt ein Nekrolog von Felicien Buciuet verfaßt
von C. E. Leprieur.
Der Rest des Vierteljahrsheftes (C'XXIX— CCVHI) wird
von den Bulletins der Sitzungen (Juli — November lb90) aus-
gefüllt.
Sai8oi)(liiuor|)]ii8nius und ungelöste llätlisel
bei der (ialtung Graeilaria llw.
Von Major Cd. Hei'iiig;.
Das Beispiel meiner werthen Freunde, Dr. C. Hinne-
berg in Potsdam und Oberlehrer G. Stange in Friedland i. M.
veranlaßt mich, durcb die nachfolgenden Notizen bei Beginn
der Sammelsaison zu ferneren Beobachtungen namentlich die-
jenigen Collegen anzuregen, welchen günstige lokale Verhält-
nisse die Ausführung derselben gestatten. Der unvergeßliche
Zell er pflegte uns bei gebotener Gelegenheit zu sagen, er
glaube nicht, daß ein Thier absolut selten sei: „es komme
nur darauf an, daß man zur rechten Zeit an die geeigneten
Lokalitäten komme und die für die Existenz einer Art zweck-
mäßigsten Lebensbedingungen derselben — selbstverständlich
in Betreff ihrer ersten Stände — ergründe.'-' Allerdings
haben unsre Thiere, meist in direktem Zusammenhang mit den
erwähnten Lebensbedingungen, sehr ,.ihre Jahre*-', sei es daß
die klimatischen und Temperatur-Einflüss-e oder, wie hier im
Bfett. entomol. Zeit. 1891.
90
Oderthal, die alljährlich verschiedenen Inundationsverhällnisse
oder endlich die Ueberhandnahme und das spätere Wiederab-
nehmen der Parasiten für ein oder mehrere Jahre das zahl-
reichere oder spärlichere Erscheinen der vollendeten Formen
bestimmen. Von notorisch, jetzt oder ehemals, sehr seltenen
Arten in unserer Specialität wie z. B. ISeric. Tiedemanniara,
Oec Borkhamenü j Grac quadrisif/vel/a, Orn. caudu/afe'/a, CiL
antennariel/a, Cosm. Lienigie/fa und Scribaiella hat die Erfahrung
längerer Sammelpevioden gelehrt, daß sie doch immer an be-
sonders günstigen Lokalitäten alljährlich in einiger Anzahl ge-
funden wurden, oder in einzelnen Jahren häufiger auftraten
oder endlich daß es nur der Entdeckung ihrer ersten Stände
bedurfte, um j^ie zahlreicher zu beobachten. Ich gebe dem
von mir zu besprechenden Thema absichtlich eine von seinem
Inhalt einigermaßen abschweifende Einleitung, um für die weitere
Beobachtung auf conkretem Gebiet anzuregen.
Was nun den Saisondimorphismus der Gracilarien betrifft,
so habe ich einen solchen seither bei drei Arten zu beobachten
Gelegenheit gehabt, nämlich bei :
Grac.fidella Rtli., lahoinpemieUa Ilh. und phasianipemtel/a Hb.
1. Grac. fidella Etti.
Meines Wissens giebt Dr. Staudinger als Erster in den
Horae Soc. Ent. Ross. T. XI, (1879 p. 354 und 355) eine
Bemerkung darüber, daß G. onusleffa Hb. die Sorflmergeneration
dieser Art sein könne. Er sagt bei Besprechung der letzteren
Art: „Diese Oimsle/Ia soll, nach einer mir gemachten Notiz,
die Sommergenei'ation von fideJIa sein. Ich fand im September
im Ardeche-Departement Raupen, die mir Mitte Oktober ganz
ächte /ü/e//a lieferten ; vielleicht ist dies eine dritte Herbst-
generat ion.*-^ ■"■)
Möglich, daß die Notiz von Profes sor H. Frey herrührte
weicherinden „Lepidop teren der Schweiz"-' (1880 p^ 387
und 388) beide Arten erwähnt und bei onustel/a Hb. sagt:
„R. an Hopfen, bisher nur von derselben Stelle, welche G.
fidella lieferte.
F. im Juni und Juli. "'■'"'') Ich bekenne otTen, auf den
Verdacht hin, eine mikrolepidopterologische Ketzerei zu begehen,
daß ich hier an einen sogenannten Saison-Dimorphismus denken
möchte.'^
■'•') Diese Vermuthung Icann icli nicht tlieilcn, glaube vielmehr,
daß dies ledighch Spätlinge der Herbstgeiieration waren, wie sie
auch bei uns vorkommen.
*'•') Der Falter von ßdella 1. c. „im Frühling. Bisher nur von
Bremgarten an einer engt-", begrenzten Stelle der alten Stadtmauer."
Stett. entomol. Zeit. 1891.
91
Kössler in seinen wunderlich langirten „Schuppen-
flüglern'-' (1881 p. 303) bespricht nur die Herbstgeneration
ßdella Rtfi.; er hat die Frühgeneration zwar gekannt, sie jedoch
nicht unterscliieden.
Dr. Steudel ,,Würtembergische Kleinschmetter-
linge'-' (1882 p. 209) scheint nur eine Herbstgeneration
beobachtet zu haben.
Dr. Sorhagen in den „Kleinschmetterlingen der Mark
Brandenburg'^ (1885 p. 267) thut nach Maßgabe des Zwcks
seines vortreiniehen Buclies nur Erwähnung von Grac. ßdella.
Anton Schmid, Lepidoptere nfauma der Regens-
burger Umgegend (1885/86 p. 102) kennt wie Rössler
die Frühgeneration, ohne sie besonders zu cbarakterisiren.
Erstderals Sammler hochverdienstliche Jos. Mann in seinen
Beiträgen zur Kenntniß der Microl. -Fauna d. Erz-
herzogthum Oesterreich etc. (1885 p. 197), welche
freilich in Folge von Nichtbeachtung der einschlägigen Literatur
eine j große Zahl unrichtiger biologischer Notizen enthalten,
unterscheidet wieder beide Thiere unter Angabe ihrer richtigen
Nährptlanze. Auch hier wie vielfach sonst verwirrt die
Nennung von Eiche und Nesseln als derjenigen Pflanzen, von
welchen er vermuthlich das vollendete Insekt gefangen hat.
Hoffentlich dürfen wir aus der berufenen Feder des Herrn Dr.
Rebel einmal eine revidirte und vermehrte Neuausgabe des
durch seine reiche Artenzahl frappirenden Werkchens erwarten.
Ich habe nun während der Jahre 1883 bis 1886 all-
jährlich sowohl Grac. ßdella wie onuste'la in Mehizahl namentlich
aus den weitausgedehnten Hopfenplantagen bei Hagenau i. E.
züchten können und dabei die Vermuthung von Dr. Stau-
dinger und Prof. Frey durchaus bestätigt gefunden, so zwar, daß
G. ßdella die zahlreichere und dunkler gefärbte Herbst generation
ist, — mit Costaldreieck von schmutzig weißem Untergrund, der
durch eingestreute dunkle Schuppen stark getrübt wird, —
von welcher der Falter gern in Häusern, Schuppen u. dgl. über-
wintert und so — aber auch wohl nur so — der Frey^schen
Angabe entsprechend im Frühling anzutreffen ist''), während
""■) An eine besondere Frülilingsgeiieration, wie sie z. B. ganz
siclier G. alchimiella Sc. (Swederella Tklg. et Aii(/lo7\) aus stets über-
winternden Puppen in Deutschland aufweist, kann icli niclit glauben,
da ich niemals aus dergleichen ein Resultat erzielt habe. Drei
Generationen, wie Dr. Staudingce sie 1. c. für jidella anzunehmen
scheint, besitzt in Deutschland, (wie auch in England,) wohl nur Gr.
oniissella Stt. Doch halte ich es für äußerst schwierig zu entscheiden,
ob nicht auch bei ihr eher zwei Generationen von sehr langer
Dauer anzunehmen seien.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
92
G. onusfel'a die spärlichere Sommeroeneration von leblmfleren
Farben mit rein messingaelhem Coloi-it de:^ Costaldreiecks
repiäsentii-t. Raupe, Ranpenwohnunu und Puppengespinnst
beider Formen sind duicliaus gleicl.aitig. Die Raupe beider
durchlebt drei verschiedene Entwickelung>stadien und zwar:
als Minirerin in einem zulelzt durchseheinenden, weißlichen
Gla.sfleck, wie ihn A. Schniid trcHend charakterisirt. Au
dem gleichen Blatt wird sod.t nn eine klcineie Blaltspitze nach
Art der Ornix-Wohnungen umgebogen und mi'hr oder minder
skelettirt, später dtuieben oder an einem Nachbarblatt eine
grössere Blattspilze kegeltöimig umgebogen und wieder von
Innen skelettirt, dvv Koth bei beiden Wohnungen in dem
scharfen Winkel angehäuft. Oft findet man alle drei Stadien
an einem Blatt, bei der nimsle'ld Fo-m entsprechend dem
Wachslhum der Pfkinze niedriger an derselben (etwa bis 1,
höchstens 1^ ■; m Höhe) bei fiddla fast immer höher hinauf,
jedoch nur selten so diiß man sie nicht ablängen könnte. Das
fast rein weiße, glasige Puppenkokon mit deutlichem Längs-
kiel findet sich voi'wiegend an den unteisten, mehr oder
minder verdorrten und durchlVessenen Blättern der Nähr-
pflanze, selten an dem vorher bewohnten Blatt,
Es ist kleiner, aber meist etwas breiter als das sonst
sehr ähnliche von Grar. rnfipetine/d Hb. von Bergahoi-n und
kommt hierin dem von ln'm<dartv'e''u (an A<-er jise/idnp/utanus
und /aciiiiitlii) am nächsten"'').
Einen völlig reinen Saisondimoiphismus konnte ich bei
fidcVa-onus.eJIa nicht constatiren, in sofern als die Sommer-
generation auch einzelne typische /?"r/(7''((-Exemplare, namentlich
zu Ende ihrer Erscheinungszeit pi'oduzirle und entgegengesetzt
die ersten, in gewöhnlichen Jahi-en um Mitte August erscheinenden
Falter der Herbstgeneration einwandfreie o////s/e//a-Formen in
geringer Zahl lieferten.
Die Frage, welcher Foim die Benennung als Sfammart
welcher die als var. (bez. aberr.) zusteht, hat unser sehr ge-
schätztes Mitglied Dr. A. Seitz in diesem Heft wiederholt, nament-
lich pag. 56 und 57, berührt. I<h würde mich mit ihm daiür
entscheiden, zu schreiben G. fidil/a Ri i. und cur. ouanleUa Hb.,
*) Ich i^anii mich von (kn- Arteudifferenz der ü. hetnidactylella
F. und fii/cif/eiisis P'ritzsche nach mehreren Hundert von mir
erzogenen Exemplaren beider Arten nicht überzeugen. Beide Formen
variireu in sicli und gehen iu einander über; die Farbe des Kokons
ist gleichfalls variabel und am Inten.>jivaten gelb gefärbt, wenn die
Raupe sich nicht an einem Blatt, sondern an Papier versponnen hat.
Möglicherweise liegt auch hier ein Saisondimor[ihismu,s vor.
SieU. entomol, Zeit. 1891.
93
trrotzdem der letzteren die Prioi-ität zukommt. Zweifellos ist
die später benannte die zalilreieliere, kräftiuere, und mehr die-
jenige Form, welche als die arterhaltende angesehen
werdi'n kann.
2. Grac. falconipennella Hb.
Bei Rastatt in Baden giebt es ein Terrain, die Ost- und
Nord-Lii-ieve des Niederbühler Waldes, auf welchem ich im
Jahre 1884 von Ende September an Orac. inlonii] emieUa in
Mehrzahl gefangen hatte. Die ganze Lisiere bestand damals
aus etwa zweimannshohen Bäumen von Alnus glutinosa, aus
denen die Falter gegen Abend leicht zu klopfen waren; sie
flogen in lanüsamem und steligem Flug, aber dabei schwer
sichtbar, ziemlich senkrecht nach unten und setzten sich an
Grashalme, dürre Zweige u. dgl. Mich interessirte die Art
ganz besonders wegen ihrer unaemeinen Variabilität, welche
der von G. semifascia fast gleichkommt. Aus keinem unserer
Autoren hattte ich bisher einen sicheren Anhalt über das Vor-
handensein einer Sommergeneration des zierlichen Thieres
schöpfen können, die ich aber nach Analogie aller übrigen
mir damals biologisch bekannten Grac/f(iriei vermuthen zu
können glaubte."') Da ich überdies von Mitte August bis
Ende September von meinem Wohnsitz abwesend sein mußte,
so suchte ich schon am 10. 1 7. 85 den Fangplatz auf und war
nicht wenig erstaunt, als mir aus denselben Erlenzweigen,
welche im Herbst fal(o>ripe>ii e'^a geliefert, ein prachtvolles
Exemplar der mir noch ganz unbekannten Gr. one<-ale'la Üb.
ins Netz fiel. Einige Tage später folgten noch mehrere, nur
theilweise noch frische Falter und ebenso im Sommer 1886,
dem letzten, den ich in Rastatt erlebte. Da ich damals schon
die Zusammengehörigkeit von G.fideHa und on/isfe"(i kannte, so
lag es mir nahe, in einem Briefe an Heirn Dr. Wocke eine
analoge Vermuthung für G. falconij enve"a und or erafe'/a aus-
zusprechen. Dr. Wocke antwortete mir, daß ich damit zu
dem gleichen Resultat gekommen sei, wie — gleichfalls nur
nach Fangresultaten — der verstorbene Büttner in Grabow
a. 0. Er selbst neige zu unserer Ansicht, die sich aber wohl
*) Auch heute kenne ich nur eine Art, G. IlofmnnvieUa Schleich,
mit nur einer Generation: die Rpe. Mitte JuU, der Fltr. Mitte Mai.
G. im^ieiialella liat nach unseren neueren Beobachtungen eine bisher
übersehene und wohl erheblich spärlichere Sommergeneration, von
welcher wir Anf. Juli vorigen Jahres frische Minen (bax uns nur an
vS. mph: tum') konstatirten, nachdem ich am 15 /8. 87 einen noch in
meiner Sammlung befindlichen Falter gefangen hatte, der zu dieser
Entdecliung Veranlassung gab.
SteU. entoniül. Zeit. 1891.
94
nicht anders als durch Zucht erweisen lasse. Ich habe mich
in Folge mehrjähriger störender äußerer Verhältnisse nicht in
der zur Lösung derartiger Probleme unerläßlichen Stabilität
des Wohnorts befunden , habe freilich auch durch mir
befreundete gewiegte Beobachter trotz wiederholter Anregung
dazu, kein positives Resultat gewonnen, erwarte jedoch ein
solches, namentlich von England aus, nach Publikation dieser
Zeilen. Sehe ich aber meinen heutigen Sammlungsbestand in
beiden Arten an, — es sind noch immer 24 G. fahonipenneUa
und 7 or,era!ef/a — so kann ich allein schon aus ihm durch
zweifellose Uebergänge von beiden Formen her die Zusammen-
gehörigkeit ad oculos demonstriren. Dies nun ganz analog wie
bei ßdel'a-onuste'la d. h. die Spätexemplare der Sommer- und
die Frühexemplare der als Falter (und zwar besonders zahl-
reich) überwinternden Herbstgeneration bilden die Brücke
beider Formen, während die erst gefangenen onerateUa einen
ganz verschiedenen Eindruck geben. Die typische onerateUa
hat bei erlieblich robusterem Bau und gut um ein Viertel
größerer Flügelspannung einen etwas matteren, nur von der
Flügelmitte nach dem Analwinkel zu metallisch iridisirenden
Grundton im Vergleich mit der ihr äußerlich am nächsten
stehenden oimsiella. Der Costalfleck ist nach der Flügelspitze
hin scharf (fast senkrecht) abgeschnitten, während er bei
onusfeUa schräg und mit einem convexen Aussprung der
Flügel-Grundfarbe verläuft. Die Farbe des Costalflecks ist bei
beiden Arten die gleiche: reines Messinggelb.
OnuHieJIa scheint aber ebenso wie ihre Herbstform ungleich
constanter zu sein als die variable falconipennella bez. onerateUa.
Bei letzterererscheint die Grundfarbe leicht durch trübe Schuppen
verdunkelt und, wenn ich so sagen darf, „schraffirt". Neben
dem Costalfleck findet sich nach der Flügelspitze zu öfters
ein mehr oder weniger deutlicher und in der Größe wech-
selnder zweiter Fleck. Endlich hat der größere Fleck
nach der Flügelbasis hin eine sehr variable Form und Ab-
grenzung. Vorderrandhäkchen, die meist von der Spitze bis
auf ^Ig^ sogar ^\^ des Vorderrandes nach der Basis zu
sichtbar sind, fehlen nur einem meiner Exemplare. Charakte-
ristisch ist für die Oneratella-Fovm auch noch der Umstand,
daß bei ihr das Basalfeld gar keine Verdunkelung der Grund-
farbe zeigt, während sie selbst bei meinen dunkelst gefärbten,
anscheinend ganz kastanien- oder dunkelrauch braunen falconi-
/)e/(«e//rt-Exemplaren deutlich erkennbar bleibt.
Falconipennella habe ich mehrfach aus im September und
selbst noch Anfang Oktober gefundenen Gespinnsten erzogen.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
95
Letztere, fast schneeweiß, liegen stets unter einem kurzen,
scharf umgeknitften Stück des unteren Bialtrandes und sind
keinenfalls schwierig aufzutinden. Von denen der 6rrac.
ehnge'la-Form von Aln. gkitinosa""') sind sie sofort, allein schon
*) Ich bin geneigt, die Birkenform von G. elon(/ella L. als con-
stante oder doch constantere var. unter dem anscheinend paradox
Idingcnden Namen inconslaus Sit. (non H. S.) abzuzweigen. Diese
Form ist ungleich variabler, als die von Elsen, meist kleiner, von
der Grundfarbe des polirten Nußbaumholzes in allen Nuancen, mit
auffallend mehr Zeichnung und mit anderer Raupenwohnung. Die
Elsenform repräsentirt — um den Vergleich fest zu halten — mehr
eine Mahagouigrundfai'be von Hellgelb bis zu gesättigtem Dunkel-
braun, gröliei", mit weniger Zeichnung und lockerer, das halbe Blatt
occupirender Raupen wohiumg.
Eine Bemerkung meines hochverehrten Freundes A. Schmid
(p. 103 s. Territoriafauna) daß -M- Jur/landel/a Mit. nicht von eloiigella L.
zu trennen sein dürfte" hat mich aus so competenier Feder einiger-
maaßen überrascht. Ohne Frage können beide Arten in den
imagines sehr ähnlich, ja zum Verwechseln ähnlich sein; kennt man
aber die Differenzen in der Biologie und hat eine grössere Zahl
erzogei«2r Exemplare zum Vergleich vor sich, so ergiebt sich, dass in
beiden Richtungen genügende Anhaltspunkte gegeben sind, beide Arten
auseinanderzuhalten. Huscipeiiiiclla Z. (der Name juylaitdella Hin. sollte
allmählig ganz als synon. weichen, cfr. Wk. Heinm. p. 633 Önell
Vlind. p. 769,) hat als imago durchaus andere und ganz constante
Variabilitätsformen, als elotif/eUa-iiiconstans. Die Grundfarbe der einen
Form ist ein sich sehr gleichbleibendes, mattes Braun — etwa das der
mittleren A\nu.s-elo»u/ell(i — , die der anderen eine constante helle
und etwas glänzende Rehfarbe. Ich unterscheide letztere als var.
puncHcoslelfa HS. Charakteristisch für die Art, also auch für ihre
beiden Formen sind die von der Flügelbasis bis etwa Va zur Flügel-
spitze reichenden sehr gleichartigen Vorderrandhäkchen , welche
augenscheinlich die HS'sche Namengebung veranlaßt haben. Sie
treten bei clongella nur selten, dann auch nicht continuirlich und in
gleicher Größe auf, sondern kleinere und größere unter einander,
während die Flügelwurzel (ich vergleiche 40 Exemplare elongella-in-
conslans mit 31 roscipcrineUa-punclivoslclla meiner Sammlung) bei elon-
gella stets davon frei bleibt. In b ei den Formen ferner (derbraunen
sowohl wie der grauen) zeigt eine Minderzahl von Exemplaren auf
der Grundfarbe über den ganzen Flügel zerstreut feine schwarz-
braune Punkte , wodurch anscheinend der Grund farbenton alterirt
wird. Niemals tritt sonst bei roscipennella und ihrer var. eine
Flügelzeichnuug auf wie bei dongeJa. Endlich sind bei roscipennella
die Schienen aller Fußpaare, namentlich die, die Gattung charakterisi-
renden verdickten Mittelschienen — durch welche die gra-
ziöse Ruhestellung der Falter bedingt wird — im Allgemeinen
dunlder, bei elongella lebhafter gefärbt, während bei elongella die langen
Schienen sämmtlicher Beinpaare heller, meist fast rein weiß, bei
roscipennella niemals SO, sondern stets schmutzig lehmfarben
sind.
Biologisch verglichen, ist roscipennella durchaus monophag, elon-
gella gleichmässig biphag. Wären beide Arten identisch, so gäbe es
wohl keinen Grund, warum nicht die Wallnussart, welche meines
Stett. entomol. Zeit. 1891.
96
durcli die Wahl des Vevpuppungsplatzes, aber auch durch
Größe, Form und Farbe zu unterscheiden. Vermuthhch wird
es mir gelingen, hier bei Stettin, wo ich im Juh v. J. ein
verflogenes Exemplar der G. orneruiella fing, zu einer definitiven
Bestätigung zu gelangen.
3 Grac. phasianipennella Hb.
PhasianipenneHit Ilh. hat gleichfalls eine besondere Sommer-
form in G. guadrnfifef/a Z. Ich kann die Bezeichnung des
Wocke'schen Katalogs ab. aurogutle'ki S/eph. darum nicht gut
heißen, weil schon die zweitnächste Art in demselben Genus
(No. 2343) G. auroguUella Steph. heißt. Was für eine bona
species nicht zulässig ist, sollte auch nicht dui'ch den Zusatz
— sei es nun ab. oder var. — Giltigkeit gewinnen. '•'') Zeller
hat diesen Fall wohl nicht urgiren mögen, weil er sich dabei
selbst als „a merged-one^' fühlte und in puncto des Mihi-
Bacillus stets eine besondere Feinfühligkeit bewies.
Auch bei dieser Art kann ich keinen reinen Saison-
dimorphismus constatiren, dies Jedoch in etwas anderer Modi-
fikation als bei der vorigen. Die Sommergeneration ist von
Wissens als nönllichste Pvnikte Blankenliurg a. Harz (Hptm. Herms)
und Breda in Holland erreicht (efr. Siiell. 1. c), auch in ganz Nord-
deutschland vorkommen sollte, was aber nicht der Fall zu sein scheint.
Die enniophagen Gracilarim sonst sind es auch überall, wo sie voi*-
liommen; G. syriiiriella z. B. wird überall an Syringa, Fraxinus und
Ligustrum, Cor. cuculipenvellum an den beiden letztgenannten Pflanzen
anzutreffen sein. Noch sei hier einer biologischen Merkwürdigkeit
der (j. 'roscipennellu gedacht. Die zur Verpuppung reife Raupe hat
zum Schutz gegen die vielen Feinde, welche sie in den Ameisen, einer
Wanzenart und namentlich dem gemeinen Ohrwurm (Forficnla aiiricu-
leria) besitzt, die Fahiglceit, in unglaublich kurzer Zeit ihr Puppen-
gehäuse anzufertigen. Ich riss im Juli 1885 eine bewcjhnte Blattdüte,
etwa 500 Schritt von meiner Wohnung entfernt, auf um zu sehen, ob
nicht ein Ohrwurm schon darin geräubert hätte, was aber nicht der
Fall war. Die Zeit zum Nachhausegehen (also etwa 5—6 Minuten)
hatte der Raupe genügt, um sich fest einzuspinnen. Ich habe andern
Tags das gküche Experiment mehrfach mit gleichem Resultat wieder-
holt und dabei constatiren können, dass solchergestalt gestörte Raupen
ihr Cokon unweigerlich innerhalb der Raupenwohnung anlegten, was
von den Nächstverwandten nach meiner Kenntniss sonst nur noch G.
populelorum fast regelnrässig und — in einem spindelförmigen, an die
Bucculatrix-Cokons erinnerndem Gehäuse — noch Coris. cucidipen-
nellum stets thut. An elcinje/la, deren Raupe ebenfalls viele Feinde
besitzt, habe ich die gleiche Eigenschaft noch nicht feststellen können.
*) Ahei-dings bin ich auch der Ansicht, dass Namen wie Depr.
aspersella Coust. und Depr. adspersella Kollnr im gleichen Genus nicht
bestehen bleiben dürfen, denn „Cicero braucht beides" wie der Apo-
theker sagt; adsperr/o und aspergo müssen für unsere Namenbildung
als identisch angesehen werden.
Stctt. cntooQol. Zeit. 1891.
97
Herrn Hauptmann Herin s wiederholt in Mehrzahl von Poly-
gonum persicaria erzogen worden und hat ihm ausschHeß-
lieh die var. ' rjuadruj le/la gehefert. Wir Stottincr haben
bisher nur die Herbstgeneration — von Polyg. bistorta, persi-
caria, Rumex hydrolapafhum mid sogar Lythrum salicaria —
erzogen und dabei einen sehr geringen Prozentsatz von
fjuadriiphlla erzielt. Es hat hiernach den Anschein, als ob
die Sommergeneration ausschließhch quadrupIeHa^ die herbst-
liehe nur ausnahmsweise diese Form, der Mehrzahl nach phasia-
nipenrie'/u liefere. Ich will aber noch bemerken, daß Herr Her ms
mir als Fundstelle seiner quadrupk'la-Düie.n einen relativ
hoch gelegenen, mit der Nährpflanze durchwachsenen Kartoffel-
acker zeigte. Es ist also möglich, daß die Trockenheit des
Standortes beeinflußend gewirkt hat. Jedenfalls sind auch
hier weitere Beobachtungen sehr zu wünschen.
Wenn ich noch zwei Gracilarünen (Gracilaridae olim
d. h. ehe die Endungseonfusion für uns Lcpidopteristen ihren
Anfang nahm) zur Besprechung heranziehe, so geschieht es
aus der Erfahrung, daß nicht nur .,Gesetz und Rechte^'' sondern
auch irrige biologische Notizen sich wie eine alte Krankheit fort-
erben können. Von der einen Art, Gr. gi«idrisi(/nella Z.,
vermuthe ich das nur, freilich im Einvernehmen mit unserm
hochverehrten Micro-Senior in Breslau, und zwar so, 'daß
ich glaube, die Notizen über die ersten Stände derselben
sind uns geradezu ein Hinderniß, auf die richtige Fährte zu
gelangen. Bei der anderen Art, Consc. sidphureUum Hw., bin
ich den von mir angezweifelten Citaten, soweit irgend möglich,
nachgegangen und habe dabei wenigstens die subjektive Ueber-
zeugung gewonnen, daß mit aller Wahrscheinlichkeit statt
fünf verschiedener und zum Theil heterogener Pflanzen nur
die Eiche ihre Nahrung sein wird. Leider wurde G. quadri-
signeUa im hiesigen Faunengebiet noch garnicht constatirt und
C. sulphurellwn tritt bei uns wie fast überall in Deutschland so
äußerst selten auf, daß es auch mit ihr uns schwerlich gelingen
wird zu absoluter Klarheit zu gelangen. Um so mehr fühle
ich mich aber veranlaßt , zu entsprechenden Beobachtungen
dorthin anzuregen, wo beide Arten überhaupt oder zahlreicher
als bei uns auftraten.
Wende ich mich hiernach zu 6. ftua drisignella Z. so
kann ich nur kurz sagen: „Niemand will es gewesen sein.^'
Zell er hatte in seiner Monographie bei Besprechung der Art
als Euspilopferyx quadrisignella., Linnaea H ]). 357 (1847)
Stett. entoiuol. Zeit. 1891.
98
gesagt: ..Diese schöne Art wurde bis jetzt blos um Glogau
gefunden, wo sie sehr selten ist. Ich ting beide Geschlechter
im Mai an Hecken neben Laubwaldungen; einmal (am 8. Mai)
drei Exemplare nach einem lauen, kurzen Regen, längs einer
Hecke um Rliamnus frangula. Dr. Wocke im Verzeichuiß
der Falter Schlesiens (1874 yi. 75) bemerkt: Sehr selten, im
Mai bei Glogau an Hecken, ich Ihig bei Breslau drei
Exemplare an Rhamnus cathartica." Aus diesen Notizen
nun macht A Hartman n. Die Kleinschmetterlinge (1880 p. 95):
R. d, Rhamnus frangula, in Minen. E. Hfm., eine Angabe,
die jedenfalls von Herrn Professor Dr. Plofmann in der
Würlembergischen Fauna nicht bestätigt werden konnte, da die
Art dort fehlt. Sein Raupenwerk über die Kleinsclimetterlinge
ist mir nicht zur Hand; dagegen erinnere ich mich einer
brieflichen Kotiz von ihm, welche diese Angabe iür nicht
erwiesen erklärte. Wir haben es also mit zwei authentischen
Angaben und einer augenscheinlich inkorrekt nachgeschriebenen
Notiz zu thun, da auch die Angabe im Wcke.-Heinm. in Kürze
nur sagt, was oben „die Falter Schlesiens'-'' bringen. Mann
in seinen „Beiträgen u. s. w.'' kennt .5, 6 als Flugzeit,
mehrere Fundplätzc um Wien, und giebt Prunus spinosa
und Crataegus als die Sträuche an, auf denen er die Falter
fing. Bei Brussa hat er sie im Mai auf Eichen gefangen. —
Wir dürfen also nach Allem avoIiI aus Schlesien oder von
Wien her einmal die weitere Aufklärung erwarten.
Als Züchter von einiger Erfahnmg meine ich allein
nach dem Anblick meines einzigen Glogauer Exemplars:
Die Angabe, dass die Raupe in Minen an Rhamnus. sei es
frangula oder cathartica lebe, bedarf durchaus der Bestätigung,
um glaubhaft zu erscheinen. Vorläufig vermuthe ich mit
Dr. Wocke,'") daß das Thier an niederen Pflanzen lebt, etwa
wie G. onohidis Z, pcn-nnieUa Z. u. A. m. —
Für Corisc. sulphurellum liegen die Chancen wesent-
lich günstiger. Dies prachtvolle und zierliche Tiiier ist in
manchen Gegenden keine so ausgesprochene Seltenheit, wie
die bisher besprochene, seltene und nur auf drei Territorien
gefangene Art. Sn'phweihon soll in England, in Südfrankreich,
bei Riga und noch anderwärts dnrcliaus nicht selten sein.
Ich habe vor langen Jahren hier bei Stettin in einem tief-
gelegenen Eisbruch etwa 4 — .5 überwinterte Exemplare gefangen;
Eichen standen, weniger geschützt, in der Nähe. Dr. Schleich
fing sodann eiin'ge wenige Exemplare der Herbstgeneration ;
*) brieflich.
Stolt. cnfomol. Zeit. 1819
99
die er aus Eiclicii aui'sclieuclite. Hei Kaslatt. klopfte ich in
einem gemischten Walde aus einer Weide am 28.14. 84 ein
gutes, iiberwintertes Exemplar; bei Hagenau i.'E. fand ich
am 11. |7. 85 ein ganz frisches Stück auf dem Blatt einer
etwa mannshohen Eiche sitzend und in charakteristischer
Gracilarünen-Avt mit den langen hellen Fühlern wedelnd.
Die weitverbreitete Art wurde u. A. auch von Dr. Stau-
dinger bei Amasia, von Mann bei Brussa gefangen. Nun
die Zuchtangaben :
Nolken in seiner noch heute höchst werthvollen Fauna
von Estland u. s. w. (1870) sagt pg. 631 und 632: Zwischen
dem 17. /4. und 26.j'5. klopfte ich ein Paar Jahre hinter ein-
ander einige offenbar überwinterte Exemplare aus einer Fichte
und am 24. Juli 1862 erhielt ich ein Exemplar aus einer
nicht näher beachteten Raupe. Diese lebte, wenn ich nicht
irre, an Erlen u. s. w. (Folgt eine kurze Raupenbeschreibung).
Der englische Tineiden-Altmeister, Mr. Stainton gab
seinem letzten Jahresheft des Ent. Annual als Farewell ein
werthvoUes Artikelchen auf den Weg: „Our utter ignorance"
(1874 p. 48). In demselben findet sich folgende interessante
Stelle p. 50.
Coriscium sulplmrellum. There is something mysterious in
the larva of this species still escaping the Observation of all
the Micro-Lepidopterists of Europe.'"'
Wocke, (1. c. p. 76) sagt nur: ,,Sehr selten, ich habe
den Falter zweimal im Spätherbst und zweimal im April bei
Breslau gefangen": in Anbetracht der langjährigen Erfahrungen
des Autors gewiß ein Beleg dafür, daß die Art im nordöst-
lichen Deutschland wesentlich seltner sein muß, als anderswo!
Nach diesen eignen und sonst von competenten Autoreu
gemachten Erfahrungen mußte es mich frappiren, als ich bei
A. Hartmann (1. c. 1880 p. 95) die Notiz fand: C. sul-
phure'kün Hw. R. 5.|7. 8 Alnus, Lonicerae (.-kl) in dütenförm.
Blattenden Nlk. F. 5. 6./8. 9. Hier mußte also das auf-
geführte Nolkensche Citat, bene auctum. herhalten, um für
Raupe und Falten sowohl die Erscheinungszeit wie mehrere
Nährpflanzen zu liefern! Dazu wollten mir zwei so heterogene
Pflanzen, wie Erle und Gaisblatt durchaus nicht in den Sinn.
Bei Röösler (1. c. 1881 p. 305 fand ich das Thier als
nur einmal Anfang Juli in der Nähe von Erlen gefangen
auf, dazu als biol. Notiz die Nolkensche im Auszug mit dem
Zusatz: „nach E. Hofmann an Loniceren.^
Im Steudel-Hofmann (1. c. 1882 q. 211) Avird dem-
entsprechend denn auch die Bemerkung geboten: R. im Mai
Stell, entomol. Zeit. 1891.
100
in diitenförmioen Blaltendeii von Lonicera. Ich kann liierzu
nur constatiren, daß mich nach MaaBgahe der großen Cor-
rektheit, deren sicli gerade diese Territorialf'auna in iiiren
Angaben befleißigt, diese Bemerkung sehr stutzig machte und
zu einei" Correspondenz veranlagte, deren Ergebniß denn doch
eine un erwiesene Vermuthung bildete.
Mann (1. c. 1885 ]>. 198} versetzt nach AufFührung
mehrerer Fangplätze bei Wien die „Raupe auf Acer in
Blattminen.''
Ziemlich gleichwerthigmit dieser Angabe dürfte -wenn auch
an sich wahrscheinlicher, die von Milliere,Catal. raisonne 1876
p. 350 sein 5 „Octobre, Cannes; dans nos bois de ebenes
ordinaires, dont la chenille doit (sie!) lier les feuilles au
printemps. Mr. de Peyerimhof a obtenn ex larva une va-
riete constante, nommee aber, auranüellum. Diese var.
beschrieben und abgebildet in den Ann. d. 1. See. ent. de
France 1872 p. 200., PI. 9 iig. 10, ist beiläufig identisch
mit der Zelle rschen var. b. (Linn. II. p. 372).
In der So rhagenschen Fauna (1886 p. 270) wird
anscheinend nur die Hartman nsche Angabe wiederholt und als
fraglicheNäiirpflanzenoch (Ulmus?) liinzugebracht. Ich darf wohl
als sicher annehmen, dS der besonders sorgfältige Beobachter
nicht in der Lage gewesen ist, hier Eigenes hinzuzufügen.
Nun endlich nach der einzigen in dieser längeren Reihe
von Angaben verläßlichen Nolkenschen eine ebensolche,
wenn nicht verläßlichere von dem erfahrenen Regens-
burger Forscher!
A. Schmid (1. c. 1886 p. 105) giebt an: „Höchst
selten; früher einmal im Mai im ehemaligen botanischen
Garten ein sicherlich überwintertes Exemplar gefangen; ein
zweites erhielt ich dagegen durch Zucht den 30. Juni 1883
von Buscheichen, woran die Raupe in geschlossenen, cylia-
drischen Blattrollen (6 an der Zahl) lebte."-
Nur weil ich es auch für Andere als lehrreich erachte,
einer speziellen Frage auf biologischem Gebiet einmal gründ-
lich nachgespürt zu haben, veröffentliche ich diese an sich
troknen Citate. Man kommt dabei nicht allein zu einem
sachlichen Resultat, sondern auch zu richtigen Urtheilen über
den Mehr- oder Minderwerth der einzelnen Angaben.
Nachdem sich die Nährpflanzcn fast schon wie Falstaffs
„Steifleinene" vermehrt hatten, nachdem Nolken seine anschei-
nend correkte Angabe doch mit einem — wie ich glaube, nicht
unberechtigten — „wenn ich nicht irre" einschränkte, haben
wir hier endlich festen Grund und Boden unter den Füßen.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
101
Mir will es fast scheinen, ab dürften wir eine Bestätigung
der Schmidt'schen Angaben am ehesten von dem erfolgreichen
südfranzösischen Forscher, Mr. Constant in Cannes erwarten.
Ich erhielt im vergangnen Winter von ihm drei sehr schöne
Exemplare (darunter eines die var. auruntieUum Peyerimk.')
unsrer rarissiitia avis im Tauseh. Wenn mir nun auch
die liebenswürdige Liberalität des geerthen Collegen seit
Jahren bekannt ist, so glaube ich doch annehmen zu dürfen,
daß das Thier in seinen terrains de chasse nicht allzu selten
sein muß. Ich glaube ferner für gewiß annehmen zu können,
daß dort wie überall das Thier monophag an Eiche, vielleicht
noch — aber nicht wahrscheinlich, da mir nicht eine Analogie
dafür bekannt ist — an Alnus, keinenfalls auch an Lonicera
gefunden werden wird, es müßte denn sein, daß das
something mysterious an der Raupe (cfr. Stainton) sich dahin
auswiese, daß dieselbe in Bezug auf ihre Freßwerkzeuge als
bimorph bezeichnet werden müßte, was denn wohl schwer-
lich zu erwarten steht.
Zum Schluß nun noch zwei Gracilarien-Gespenster!
Das eine ist G. taxi HS., das andere G. pundkoslella
(auctorum), erstere von Herrn Bremi „Anfang August auf
Taxus entdeckt-^ letztere (cfr. Frey, Tineen und Pteroph.
der Schweiz p. 236 und an mehreren andern Orten), angeblich
von Herrn A. Schmid bei Frankfurt a. Main „vielleiclit von
Chenopodium^' erzogen. Nachdem beide Arten weidlich
in unserer Literatur herumgespukt haben, hat sich erstere als
Sj'non. zu Zelkria heparieUa Stf. ausgewiesen, deren Raupe
aber nicht an Taxus, sondern an Fraximis excelsior zu
suchen ist, letztere ist jedenfalls als richtige Wallnußfresserin
von ihrer Jugians regia auf den darunter wachsenden, weniger
königlichen Gänsefuß zur Verpuppung herabgekrochen, wahr-
scheinlicher gefallen, und hat dann gedacht : ^^Faute de
mieux et crainte de pire!" Herr A. Schmid theilte mir brief-
lich mit, daß ihn die vor vielen Jahren von ihm ausgesprochene
Chenopodium- Angabe seitdem durch ihre ermüdende Wieder-
holung schon oft geärgert habe.
Stettin im April 1891.
Sfett. cntomol. Zeit. 1891.
102
Vereins-Angelegenheiten.
In (lei- Versammlung" vom 18. April wurden alu noue Mitglieder
vorgesflila<,'-en und in den Verein aufgenommen:
1. Herr Dr. mad. C. Hinneberg in Potsdam.
2. „ Dr. Adolf Fritze in Tokyo, llongoku, Japan.
<"5- )) I''"- J^ii'- ^- l^ebel in Wien.
4. „ Dr. Ludw. Sorhagen in Hamburg.
5. „ Erich Wittkugel, Naturalist in San Pedro Sula,
Rep. Honduras.
C. „ F. öikora, Naturalist iu Annanarivo, Madagascar.
Unser Mitglied, Herr August Hoff mann, bisher in Hannover',
bat um Aufnahme der Notiz für seine Correspondeuten, dass er seinen
Wohnsitz nach Eutin (Holstein) verlegt habe.
Dr. H. Do hm.
Notiz
Auf Anregung hiesiger Lepidopterologen bittet Unterzeichneter
ihn freundHch.-^t wissen zu lassen, welches Modell von Lampen oder
Laternen für den Nachtfang^ als l)esonders zweckmässig erprobt
worden ist und woher dasselbe zu beziehen sei.
Die Lampenfabrik von C. F. Dietrich in Lndwigsburg (Würtem-
berg) annoncirt als „Militär-Feldlaterne" ein ansclieinend Vtrauchbares
Instrument -von 620 Gi'amm Gewicht zum Preise von 4 Mk. 50 Pfg.,
Emballage 10 Pfg. Major Ed. Hering.
Madag^ascar! Preisliste meiner Insecten gegen 20 Pfg. in
Marken. Coleopteren 60 "/n, Lepidopteren 50 "/» Rabatt bei Abnahme
grösserer Parthien, sonst SS'/s "/n- Alles richtig bestimmt; Porto wird
für die Sendungen nicht berechnet. Auch lebende Orchideen sowie
andere Naturalien. F. Sikora, Naturalist, Annanarivo, Madagascar,
via Marseille.
Inhalts- Verzeichniss.
Eine neue Clavigeride aus Madagaskar von E Wassmann. S. 1.
— Ceroglossus Buqueti var. lepidus von A. von Kraatz-Kosclilau.
S. 11. — Zum Heimaths-Nachweis von Erebia glacialis und Arctia
cervini von A. Riesen. S. 12. — Zur systematischen Stellung von
Lycaena roboris und Cidaria badiata, von demselben. S. 14. — Zur
systematischen Stellung der Gattung Namangana Stgr., von demselben.
S. 15. — Ein Vorschlag zur Vereinfachung der Bezeichnung der
Schmetterlings-Varietäten, von demselben. S. 17. — Aufzählung der
von Herrn Dr. Hans Meyer i. J. 1889 im Gebiete des Kilimands(diaro
und Ugueno-Gebirges gesammelten Coleopteren von H. J. Kolbe.
S. 18. — Ueber den Einfluss des Futters auf die Färbung und Zeich-
nung der Raupen des Genus Eupithecia von Otto Habicli. S. 36. —
Memoires sur les Lepidopteres rediges par. N. M. RomanotY, Tome IV
und V, besprochen von Dr. A. Seitz. S. 38. — Zwei duftende
Kleinsclmietterlinge von Dr. C. Hinneberg. S. 71. — Einiges über
Winterschlaf und Winterlager der ostpreussischen Cara!)icineu von
A. Riesen. S. 75. — Literarisches von Dr. C. A. Do hm. S. 80.
Saisondimorphismus uud ungelöste Räthsel bei den Gracilarien von
Major Ed. Hering. S. 89. — VereinsangeleEcenheiten. S. 102. — Notiz.
S. 120. — Madagascar. S. 102. — Inhalts- Verzeichniss. S. 102. —
Stett. entomol. Zeit. 1801.
Tufc'l I.
Eiitotiiologi^ehe Xeiluug*
herausgegeben
von dem
cii(oiiioloffisclicH Vereine zu Stettin.
Redactioii: In Coiumissioii bei den Buclihandl.
,, TT • • V, Tx v. \T -i j Fr. Fleischer in Leipzig und R. Fried-
i>r. Heinrich Dohm, Vorsitzender. ... , . c v. • u i-
lander & Sohn in Berlin.
Xr. 4—6. 52. Jahrgang. April— JlUli 1891.
Ilevricks Pvralidinen Classification.
Beriprochen von Dr. M. Kebel.
In den Trans, of tlie Entom. Soc. London 1890 p. 429—92
PI. XV. ersfhien im September v. J. eine Arbeit von Edw.
Meyrick, betitelt ..On the classiüeatioii of the Pyralidina ol' tbe
European fauna'-', welche bereits in anglo-americanischen Fach-
Ivreisen als eine hervorragende Leistung anerkannt und von
einer bedeutenden Autorität geradezu als ein „masterlj paper*-'
bezeichnet wurde (Fernald M. M. 1890 p. 323), so daß eine
liesprechung derselben in einer deutschen Facbschrilt ebenfalls
geboten erscheinen dürfte.
Meyrick's Pyralidinen Ciassitication gewähi't auf den ersten
IJlick einen so verschiedenen Inhalt und eine so veränderte
Reihenfolge der Genera, daß man zu dem Glauben verleitet
sein könnte, dieselbe beruhe auch auf ganz anderen Eintheilungs-
principien als die bisherigen S3^stematischen Arbeiten, wozu die
Aufnahme der Pterophoriden und Orneodiden unter die Pyra-
lidinen, endlich eine ganz veränderte generische Nomenclatur
noch hinzutreten.
Obschon sich nun bei näherem Eingehen herausstellt, daß
Meyrick nur mit den alten Waffen kämpft, d. h. daß auch
seine systematische Arbeit ausschließlich auf anatomischen
Merkmalen der Imagines beruht, so ist hier doch durch den
consequent durchgeführten Gedanken, die genealogische Ver-
Avand^chaft der Formen unter Bei'ücksichtigung eines reichen
exotischen' Materials zum Ausdrucke zu bringen, eine Arbeit
entstanden, welclie — wenn auch im Einzelnen gewiß nicht
Stelt. entomol. Zeit. 1S91. 8
104
fehlerfrei uud uugeküustelt — docli im Ganzen .schon wegen
dieses leitenden Grundgedankens als eine bedeutende Ver-
besserunü der cegenvv artig noch herrschenden Lederer"sclien
Anordnung aui'zuiassen ist.
In wie weit es Meyrick damit wirklich gehingen ist, sich
der Darstellung der natürlichen Verwandschaft im genealogischen
Sinne zu nähern, müssen allerdings erst weitere Forschimgcn
lehren, welche aber gewiß nicht auf einseitig anatomischer
Untersuchung eines Entwickelungsstadiums (imago) beruhen
dürfen, wenn ihre Resultate mehr als subjective Hypothesen
werden sollen.
Vorderhand verdient Meyrick's Arbeit schon für ihren
dem Wesen der modernen Systematik entsprechenden Charakter
volle Anerkennung.
In Ausführung des erwähnten Grundgedankens ordnet
Meyrik innerhalb jeder systematischen Kategorie die Formen
derart an, daß er diejenigen, welche ihm gleichsam als Aus-
gangspunkt der Entwickelung erschienen (also im Meyrick'schen
Sinne die genealogisch Aeltesten) in die Mitte zu stellen sucht,
jene Formen aber, welche er sich als Endpunkte einer Ent-
wicklungsrichtung denkt, an den Anfang oder das Ende der
systematischen Reihe rückt, was l^eim Vorhandensein von mehr
als zwei Eiitwicklungsrichtimgen innerhalb einer systematischen
Kategorie, allerdings nur durch erläuternde Bemerkungen
ersichtlich gemacht wird, sich aber in der Folge durch Buch-
stabenbezeichnung aufi'aUender zum Ausdrucke ])ringen ließe.
In dieser Methode liegt ein unverkennbar(^r Fortschritt
gegenüber den bisherigen Anordnungen, welche noch alle mehr
oder weniger von dem linearen Grundgedanken beherrscht
■werden, und aus derselben läßt sich auch der größte Theil der
systematischen Veränderungen in Meyrick"s Arl>eit erklären,
welche aus der nachfolgenden Uebersicht zu entnehmen sind.
In nomenclaiorischer Hinsiclit bietet nun Meyrick's Arbeit
womöglich noch gWißere Verändei-iingea als in systematischer.
Eine große Zahl alter (namentlich Hübner'scher) Genus-
Namen wird recipirt und zwar wie Meyrick in der Vorrede
mittheilt, zu Folge des jetzt allgemein (?) angenommenen Grund-
satzes, daß der Name als Genus-Name angenommen werden
müsse, unter welchem eine Art des Genus zuerst publicirt
wurde, ausgenommen, wenn dieser Name in einem verschiedenen
Sinne bereits vergeben wurde, z. B. sei der Name Botys Tr.
""rect« Botis) unzulässig, da bereits Latreille ein (rcnus Botys
'fgestellt habe, \Aelches zwei Arten umfaßt(Lythria purpurariuL.
"tett. eatoraol. Zeit 1801.
105
lind Hydroc. iiympliaeata L.); nur einer dieser beiden Ävleu
gebühre das Genus Botjs Latr.
Hierauf nur kurz iblgendes : Ausgehend von dem Grund-
salze, daß nur derjenige als Autor irgend einer systematischen
Kategorie (All, Genus oder Familie etc.) anzusehen ist, welcher
dieselbe in ihrer natürlichen Abgrenzung erkannt und zuerst
entsprechend benannt und bekannt gemacht hat, kann kein
Zweifel bestehen, daß z. B. die bloße Vereinigung mehrerer Arten
unter einem gemeinsamen Namen (wie dies bei den Hübner'-
schen Genus-Namen des „Verzeichnisses'-' ausschließlich der
Fall ist), nur dann zur Begründung eines Genus genügen kann,
wenn sämmtliche dadurch vereinigte Arten auch ein natürliches
Ganze bilden; und da man ferner bei einer derartigen Genus-
begründung nur auf dem Wege der Schlußfolgerung zum ver-
mutheten (>enus-BegrifV des Autors gelangen kann, so muß ein
solches Genus nothwendigerweise auch die generellen Merkmale
aller darin zuerst vereinigten Arten beibehalten und es
geht durchaus nicht an, eine oder die andere Art willkürlich
aus dieser Vereinigung herauszugreifen und ihr allein (oder
mehreren) den ursprünglich allen zugedachten Genus-Namen
unter der alten Autorschall zu ertheilen und einen modern
deiinirten Inhalt zu substituircn. Entspricht eben eine solche
alte Vereinigung in ihrer Totalität keinem natürlichen Ganzen
(was wohl meistens der Fall sein wird), so ist auch niemals
durch eine solche Zusammenstellung ein Genus erkannt nnd
begründet worden und es kann von einer ursjirünglichen
Autorschaft auch keine Rede sein.
Daß gerade neuerer Zeit in America vielfach gegen diese
Ansicht gehandelt wird, ist bekannt; wahrscheinlich wurde
auch Meyrick von dort aus beeinflußt; auf dem Continent hat sich
ei-st kürzlich eine Autorität wie Snellen gegen dieses mißver-
standene Prioritätsprincip ausgesprochen, indem er (Tijds. XXXII
p. 34) lebhaft bedauert in seinen Vlind. v. Nederland das
Genus Mesographe Hb. statt des wissenschaftlich begründeten
Genus Pionea Gn. angenommen zu haben.
Was weiters analoge Fälle, ^^'ie den von Meyrick erwähnten
des Genus Botys Latr. anbelangt, wo zwar ein Genus-
Inhalt gegeben wird, aber so weit, daß sogar Arten darin Platz
finden, welche bereits in einer viel höheren systematischen
Kategorie (Familie) zu trennen sind, so kann auch hief nicht
von einer Uebertragung des Genus-Namens auf eine der Arten
allein die Rede sein, denn um correct zu sprechen, das sog.
Genus Botys Latr. besteht aus jenen Merkmalen, welche der
(Lythria) Purpuraria L. und der (Hydrocam])a) Nymphaeata L,
Stett. entcmol. Zeit. 1891. 8*
106
gemeinsam sind, und da diese beiden Avten nach unseren
heutigen s3-stematischen Kenntnissen ganz verschiedenen Lepi-
doptereu-Famihen angehören, so darf folgerichtig das Genus
Botys Latr. auf keine der beiden Arten allein Anwendung-
linden; dadurch erscheint aber auch der Name Botys nicht
vergeben und Treitschke war zum mindesten so gut berechtigt,
den Namen in einem anderen Sinne zu gebrauchen, als es
Meyrick mit den Hübnerischen Namen thut.
In beiden Fällen (Hübner's und Latreille's) hätte sonst
die Autorschaft bei einem Genus nur den zweifelhaften Sinn
einer mehr oder weniger unbegründeten ersten Namengebung,
nicht aber die analoge Bedeutung wie bei dei- Art: des ersten
Erkennens und Abgrenzens einer natürlichen systematischen
Kategorie.
Der Stil vorliegender Pyralidinen Classitication ist ein
autoritativ gedrängter. Meyrick giebt für die FamiHe, Sub-
faniilien und Genera Diagnosen und synthetische Bestimmungs-
tabellen, macht hierauf kurze Bemerkungen genealogischer Art
oder die geographische Verbreitung betreffend, und führt
endlich bei jedem Genus die dahin gehörigen x^rten nominell
auf. — Literatur-Citate werden nirgends gegeben.
Die anatomische Terminologie wird durch Unterscheidung
zwischen Genital- und Anal-Busch bereichert; unter Ersterem
versteht Meyrick einen au den Genitalien des ,^ liegenden,
ausstülpbaren, äußerlich sonst nicht wahrnehmbaren Haarbüschel,
wie er sich z. B. bei Margaronia ,j findet; unter Analbusch
liingegen die gewöhnliche, äußerliche, büschelartige Haar-
bekleidung der Ilinterleibsspitze des ,j.
Was das der Arbeit zu Grunde gelegte Faunen-Gebiet
anbelangt, so hat Meyrick trotz des unpassenden Namens einer
europäischen Fauna, doch die Grenzen des sog. palaearktischen
Gebietes eingehalten und nur die Labrador- Arten ausgeschieden,
welche Prof. Fernald in seine systematischen Arbeiten ein-
zubeziehen gedenkt.
Die der Arbeit beigegebene Tafel (PI. XV.) l»ringt anato-
mische Details (Geäder und Palpen) in selir exacter Weise
zur Darstellung.
Im Nachfolgenden gebe ich eine summarische Uebersicht
der Meyrick'schen Anordnung. Diejenigen Genera, bei welchen
keine Arten angeführt werden, sind in dem in Wocke's Cat.
1871 angenommenen Umfange zu verstehen, oder die dahin
gehörigen Arten sind größtentheils aus den erwähnten Genus-
Sj'nonymen zu entnehmen.
Stett. entoinol. Zeit. ISO!.
107
Pyralidina.
Eine namentlich durch den Verlauf der Ader 8 der
Hinterflügel charakterisirte Familie, welche keine unmittelbare
Verwandtschaft mit den Noctuen oder Geometriden, noch viel
weniger aber mit den Tortriciden oder Tineiden zeigt; ihr
Ursprung ist vielmehr von einer früheren Foi'm der Bombyciden
abzuleiten. Die älteste Form der PyraHdinen sind die im
palaearktischen Faunengebiete nicht vertretenen Siculodidae.
Me^^rick nimmt 8 scheinbar gleichwerthige Unterabtheilun^^en
an, die er Familien nennt, welche aber besser — wenigstens
bezüglich der ersten 6 — als Subfamilien zu bezeichnen sind.
I. Pyraustidae (= Botyden Hein. Snell.)
Die ältesten Formen dieser Subfamilie sind durch Scoparia
und Hehothela repräsentirt; von diesen aus lassen sich zwei
Hauptentwicklungsrichtungen unterscheiden, die eine durch
Titanio, Loxostege, Pyrausta und Notarcha zu Margaronia,
die andere durch Metasia, Hydrocampa und Schoenobius zu
Acentropus.
Wie schon erwähnt liegt die Begründung für diese und
alle nachiblgenden genalogischen Ansichten Meyrick's nur in
der von ihm gegebenen systematischen Anordnung der Genera,
wofür }ilso im genealogischen Sinne gewiß kein hinreichender
Beweis erblickt werden kann.
Bezüglich des Genus Acentropus waren Speyer und Andere
bisher wohl mit mehr Begründung der Ansicht, daß man darin
eine der ältesten Pyralidinen-Formen zu suchen habe.
Die von manchen Systematikern angenommenen Subgenera
der Acentropodidae und Chilonidae hat Meyrick mit den
Pyraustidae vereinigt.
1. Margaronia Hb.
Ein Indo-Malayisches Genus, mit welchem Margarodes
Gn., Glyphodes Gn. und eine Anzahl Ledererscher Exoten-
genera vereinigt werden.
2. Paratalanta n. gen.
Ussurialis Brem.
Heterogenalis Brem.
3. Omiodes Gn.
Tristrialis Brem.
Quadrimaeulalis Koll.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
108
4. Hymenia Hb.
Enthält die Genera Zini-kenia Z. und Coptobasis Led.
5. Agrotera Schrk.
6. Satanastra n. gen.
Argyria Butl. (Ostsibirien).
7, Notarcha Meyr.
Hierher gehört ein von Meyriek noch nicht gekanntes
Genus-Svnonvm : Haritalode-«^ Warren Ann. & Mag. of Nat.
Hi.4. Lond. 1890 p. 47f).
Multilinealis Gen.
RuraHs Scop.
Paleacealis Gn.
8. Pleuroptya n. gen.
Aurantiacalis F. R.
9. Eurrhypara Hb.
10. Perinephela Hb. (nicht Perineplieh').
11. Algedonia Led.
12. Sclerocona n. gen.
Acutellus Ev. (diese seUene Art wurde auch in Kärnten
und bei Triest gefangen).
13. Phlyctaenia Hb.
Mit diesem Genus macht Meyriek den Versuch die heute
im Genus Botys vereinigten Arten in zwei Hauptmassen:
Phlyctaenia Hb. und Pyrau.sta Schrk. aufzulösen. Der Unter-
schied zwischen diesen beiden Genera liegt hauptsächlich darin,
daß bei Phlyctaenia die äußeren Mittelsporen auf den Hinter-
tschienen des .^ „obsolete*-', beim $ 1/2 so lang als die
inneren Sporen sind, bei Pyrausta Schrk. aber in beiden Ge-
schlechtern '.'3 — 2|g (selten nur ^j^} so lang als die innern sind.
Darnach darf man diesen Theilungs-Versuch Meyricks
wohl als vollständig mißlungen bezeichnen; denn nicht genug,
daß das zur Trennung verwendete Merkmal im Genus Phlyctaenia
mn- in einem Geschlehhte (,^) verwerthbar, varirt dasselbe im
Genus Pyrausta bereits sehr bedeutend. Trotzdem schiebt
Meyriek 4 Genera zwischen Phlyctaenia und Pyrausta ein !
Stett entomol. Zeit. 1891.
109
Die l)ier anzuführenden Arten Mären Cilialis Hb. und von
Accülalis Z. ab mit einigen Ausnahmen (wie Terrealis Tr.,
Diftusalis Gu., Staehydalis Zk. etc.) die bei Wocke bis Pandaiis
Hb. augci'ührten Botys-Arten.
14. ÜTomophila Hb.
15. Metaxmeste Hb.
Eni hält Cathavia Led, und die Abtlieihing A. des Genus
Hereyna Tr. im Sinne Lederers. Nach Meyrick eine alpine
Entwicklung von Pyrausta und nicht von unmittelbarer Ver-
wandschaft mit den übrigen Arten des Genus Hereyna.
16. Isocentris Meyrick.
Laetalis Stgr.
17. Psammotis Hb.
Enthält ganz aurtallendcr Weise die generische Ver-
einigung von:
Pulveralis Hb. und
Hyalinalis Hb.
18. Pyrausta Schrk.
Enthält die Hauptmasse des beutigen Genus Botys.
19. Microstega n. gen.
Identisch mit Abtheilung A. a. 3 des Genus Botys bei
Lederer, der es nicht für iiölhig erachtete, eine neue Gattung
zu bearünden. Nur:
Pandaiis Hb.
Polygonalis Hb.
20. Mecyna Stph.
21. Cornifrons Led.
Ulceratalis Led.
Isatidalis Dup. (bisher bei Orobena).
22. Loxostege Hb.
Eine Vereinigung von Eurycreou L^d. Phlyctaenodes Gn.
und Ephelis Led.
23. Titanio Hb.
Eine Veinigung der Genera Aporodes Gn.. Nocluomorpha
Gn., Threnodes Gn., Noctuelia Gu, Emprepes Led., Anthophi-
loxies Gn., Tegostoma Z. and Aeschrenion Led.
6!c!t. entomol. Zeit. l&ni.
110
Nach Mevrick lial die Variabilität des Frontal-Vorsprunge.s
und der (iesiciit>doruen howie der Länge der Maxillar-Palpea
zur Schöpi'img einer Menge kleiner Genera gedient, welche
nach einer Gesammtübersieht unhaltbar .sind.
Trotz dieser Begründung bleibt Titanic) Hb. in diesem
Umfange ein titanisches Mischgenus, welches nachfolgende
Systematiker zweifellos wieder auflösen werden. Zum Mindesten
hat Mevrick hier den Genus -Begrill" viel weiter gefaßt als
z. B. bei den Genera 18 — 20.
24. Cynaeda Hb. (= Odontia Du]».)
25. Pelaea Led.
26. Heliothela Gn.
27. Scoparia Hw.
Ein cosniopolitisehes Genus, welches seine größte Ver-
breitung in Neu Seektnd erreicht.
28. Orenaia Dup. (— - llcrcviui Ti-. ]>i-. p.)
Ein Zwischenglied zwischen Scoparia und Evergestis. (?)
Alpestralis F.
Ku])estralis Hb.
Helveticalis HS.
29. Evergestis Hb. {=^ OroJjena Gn.)
30. Mesographe Hb. (= Pionea (hl.^
31. Prochoristis n. gen.
Riil)icapralis Led.
Capparidis Clir.
Öimplicialis Breni.
32. Cybolomia Led.
Verwandt mit Evei'gestis, den Ci'ambiden namentlich durch
den Falpenbau ähnlich. Mit richtigem Bhck hat Mevrick hier
auch einige bisher im (Jenns Botys gestandene Arten vereint.
? Monialis Ersch.
Fractilinealis Chr.
Nemausalis Diip.
Dulcinalis Tr.
Siccalis Gn.
Lutosalis Mu.
Boitadalis Led.
Sfett. entoraol. Zeit. 1891.
111
33. Hellula Gn.
34. Metasia Gn.
Dci^ Gesicht mit blasenartigem, lioruigen Vorspning, weldieu
LedeiTv merkwürdigerweise imerwälmt gelassen hat.
35. Nacoleia Wlk.
Fenestralis Chr. (Agrotera).
36. Diasemia Hb.
37. Duponchelia Z.
38. Ischnurges Led.
Hier rereiuigt Meyriek abermals generiseh zwei habituell
sehr verschiedene Arten :
Bniguicralis Dui) (Steaia).
Difl'usaUs Gn. (Botvs).
39. Stenia Gn.
Womit Amaurophanes Led. und Arnia (in. vereinigt werden.
40. Hydriris Meyr.
Synonym mit Spanista Led. (vergeben bei denHy menoptereu).
41. Antigastra Led.
Catalaunalis Dup.
Virgatalis Chr.
42. Naiisinoe Hb.
Eine Vereinigung von Syuclera Led. mit einigen Exoteii-
Oenera.
Traducalis Z.
Bleusei Oberth.
43. Euclasta Led.
44. Hydrocampa Latr.
Dureh die Sonderun«' der Rippe i) der Vdtlgl. von Kippe
10 unterscheidet sich dieses Genus von dem folgenden. (Bei
Lederer und Hein, heißt es unrichtiger Weise: Rippe 9 und 10
der Vdfl. aus 8.)
Arundinalis Rv.
Nymphaeata L.
Rivulalis Dup.
Stelt. eutomol Zeit. 1391-
112
45. Nymphula Schrk. (Parapoynx Hb.)
Rippe 9 und 10 der Vdfl. entspringen aus 8. Mejrick
stellt, hierher aueli Stagnata Don.
46. Cataclysta Hb.
47. Donacaula n. g.
Namentlich Avcgen der bekannten Abweiehung im (ieäder
«ler Vdfl. (Rippe 0 und JO aus 8j erriehtet für: ^
Mucronella SV.
48. Schoenobius Dup.
49. Scirpophaga Tr.
50. Acentropus Curt.
Naeh Meyriek zweilellos eine Entwicklung von Scirpo-
phaga; bisher nur aus Europa bekaimt. Sehr mit Unrecht
führt Meyriek abermals 3 Arten an:
Niveus Oliv. (Garnonsi Curt: Hansoni Stph).
Latipennis Mschl.
Newae Kol.
II. ifliisotiiitiilae.
51. Musotima Meyr.
Wahrscheinlich gehört hieri)er die naehfolgende ostsibirische
Art, welche aber Meyriek nicht in natura vergleichen konnte:
Colonalis Brem. (H^drocampa).
III. I*yralEfliclae.
Die älteste Form dieser Subfamilie ist nach Meyriek die
Slericla-Gruppe (früher von Meyriek als Epipaschiadae ab-
getrennt); diese Subfamilie ist f\\st cosmopolitisch, fehlt aber
in Neuseeland.
52. Acropentias n. gen.
Obtusalis Clir. (Ost Sibirien).
53. Endotricha Z.
54. Synaphe Hb. (= Cledeobia Dup.)
55. Mnesixena n. gen.
Pectinalis HS. C'ribellalis Ersch.
Colchicalis HS. Russulalis Chr.
Massilialis Dup. Concatenalis Led.
S])eciosalis Chr.
Stetf. cnlomol. Zeit. 1893.
113
56. Lepidogma n. gen.
Tamaricialis Mn. ? Obatralis Chr.
57. Hypotia Z.
Corticali» Z. ,
Proximalis Chv.
Infulalis Lcd.
58. inotricha Led.
59. Stericta Led.
Inimica Bull.; Amuvensis Stgr.
60. Craneophora Chr.
Ficki Chv.
61. Xestula Snell.
Miraculosa Öoell.
G2. Pyralis L. (= Asopia Tr.)
Mit Stemmatophora On. vereinigt.
63. Aglossa Latr.
IV. riiycltidac.
Von dieser und der nachfolgenden Subfamilie g^ebt^^^;^^^
Un Hinbück auf die bevorstehende Pubhcat.on der Bearbeitung
Ragonots keine Genus-Diagnosen.
V. Cilalleriatlae.
VI. Craml»i«lae.
Das ältere Glied dieser Subfamilie dürfte Diptychophora
.ein Eine Entwicklungshnie geht durch Talis zu Ancylolom.a,
die andere durch Euchromius zu Crambus.
64. Ancylolomia.
65. Talis Gn.
Namentlich in Australien verbreitet, wo es das Genus
Crambus vertritt. ,. ..jßijtioe
Ragonot hat bereits vor cni.g^r Zeit '«^"f °!^ ^^If^^^t
Stellung\les Genu.. Talis bei den Crambiden aufmerksam gemacht.
Siett. eiitomol. Zeit. 1891.
114
66. Diptychophora Z.
Exsecldhi Chr.
67. EuchromJus Gn. (= Eromene Hb.)
Der Nann' Eroinenc Hb. kann diesem Genus niebl ver-
bleiben, da Hübner selbst, den Namen im selben Bande liereits
an ein Noetiiiden-Genus (Thalpoehares Led.) vergeben liat.
68. Chilo Zk.
69. Platytes Gn.
Nainentlieli nur durch anderen Verlauf der Rippe 7 der
Vdtl. von Crambus verschieden. (Die Unhaltbarkeit dieses
von Heinemann als Thinasotia beibehaltenen Genus hat Z.
Stett. e. Z. 1867 p. 192 auso-esproehen).
70. Crambus.
Wahrscheinlich das artenreichste Genus der ganzen Gruppe,
nur in Australien, fehlend.
71. Calamotropha Z.
Das Vorhandensein von Ocellen wurde bisher bei dit'.sem
Genus übersehen.
TU. Pteroiiliorhlae.
Durch die Aufnahme unter die l'yralidinen haben die
Pterophoriden zweifellos eine richtigere Stellung im System
erlangt. Diese höchst anerkennenswerthe systematische Neuerung
hat Meyrick bereits in seiner Pterophoriden- Classification
(Trans. Ent. Soc. 1881 p. 1 ft") ausgesprochen. — Die austrahschen
Oxychirotidae stellen sich geradezu als Zwisclienformen zwischea
den Pterophoriden und Pyralidinen dar.
Die Entwicklung der hier in Betracht zu ziehenden Ptero-
phoriden-Formen geht in zwei Richtungen von Agdistis aus:
die eine durch Platyptilia und Oxyptilus zu Trichoptilus. die
andere durch Stenoptilia, Alucita und Crasimetis zu Pterophorus.
72. Trichoptilus Wlsm.
Ein zweifellos gut begi'enztes Genus:
Siceliota Z.
Paludum Z.
73. Oxyptilus Z.
Slett. entomol. Zeit. 1891.
115
74. Platyptilia Hb.
Vereint mit Amblyptilia Hb. und Caaemiddphorus
(Eiicnemidophorus) Walliir.
75. Agdistis Hb.
76. Stenoptilia Hb.
Enthält die Arten des heutigen Genus Mimaeseoptilus
Wllgr. von Miantodactvlus Z. ab.
77. Alucita L.
Enthält eine Vereinigunii' der Genera: Oedematophorus
Wallgr. Pterophorus Wallgr. und Leioptilus Wallgr. (letzteres
mit Ausnahme der Arten: Microdactylus Hb. und Brachy-
daetjlus Tr.)
78. Marasmarcha Meyr.
Ein-enbergiana Z. Trimmatodactyla Chr. Microdactyla Hb.
Agrorum HS. Phaeodactyla Hb.
Riiypodactyla Stgr. Cinnamomea Stgi-.
79. Gypsochares n. gen,
Baptodaetyla Z.
80. Crasimetis n. gen.
Meyrick hat übersehen, daß bereits Wallgr. Tidskr. H.
p. 96 hierfür das Genus Pselnoi)horus errichtet hat.
Brachydactyla Tr.
Amurensis Christ.
81. Pterophorus GeofFr.
Enthält die Arten des Genus Aciptilia Hb. mit Aus-
nahme von Paludum Z., Siceliota Z. und Baptodaetyla Z.
VIII. Orneociiciae (= Alucitina Z.j
Da sich ein directes Verwandschaftsverhältniß mit den
Pterophoriden nicht nachweisen läßt, bleibt diese Subfamilie
Meyricks noch sehr unvermittelt stehen. Meyrick faßt sie als
eine Parallelform zu den .,very distinct'^ Pterophoriden auf.
— (Richtiger dürfte der systematische Werth dieser und auch
der vorigen Abtheilung ein höherer als der von Meyrick
angenommene sein.)
Nur ein Genus :
Stell. enloMiuI. Zeit. 1891.
116
82. Orneodes Latr. (= Alucita Z.)
Arten sind aus allen Welttheilen bekannt.
Faßt mau in Kürze noch einmal die Gesammtbedeutung
vorliegender Arbeit ins Auge, so wird man ohne Verkeunung
der hierdurch gesehaffenen werthvollen Neuerungen, welche
namentlich in einem leitenden genealogischen Grundgedanken
und der Aufnahme der Pterophoriden unter die Pvralidiueu
zu suchen sind, doch sagen müssen, daß sich vorderhand eine
unveränderte Annahme der Meyrick'schen Arbeit, abgesehen
von otlenbaren Mißgritl'en schon deßhalb nicht empfehlen
würde, weil die durchgeführten nomenclatorischen Ansichten
erat der Zustimmung außerhalb der anglo-amerieanischen Fach-
kieise bedürfen.
Möge eine bevorstehende neue Catalogsauflage auch rück-
sichtlich der generischen Nomenclatur eine wünschenswerthe
Einheit beobachten. —
Wien, Anfang April 1891.
Nachwort
von Major Kd. Herin;;.
Es ist gewiß eine interessante Thatsachc, daß zwei hervor-
ragende Forscher auf einem speziellen Gebiet, wie Mr. Meyrick
in England und Mr. E. Ragonot in Paris bald nach einander
den gleichen Gegenstand, wenn auch in verschiedenem Umfang,
einer Bearbeitung unterziehen, wie es mit einer neuen Classi-
fikation der Pyralidina kürzlich geschehen ist. Die Meyrick'sche,
in Vorstehendem von Herrn Dr. H. Rebel besprochene Arbeit
ist im September vorigen, von der Ragonotschen Ende Februar
des laufenden Jahres der Anfang veröffentlicht worden.
Die Meyrick'sche Arbeit wurde sofort im Dezemberheft
1890 des Monthly Magazine von Professor Fernald mit Enthusias-
mus begrüßt: über die Ragonot'sche stehen die Urt heile noch
aus. Die eine beschäftigt sich auf dem Hintergninde einer
weitumfassenden Kenntniß der Pyralidinen der ganzen Erde
ausschbeßlich mit denen des paläarktischeu Fauuengebiets, die
andere mit den Pyralidinen in ihrem ganzen Umfang, doch
so, daß aus Mangel an hinreichendem Vergleichsmaterial die
Botydinen bez. Pyraustidinen als Unterfamilie nur im Ganzen
Sletl. entomol. Zeit. 1891.
117
charakteriHirt und dem System eingefügt wei-deii, eine CUaf^.si-
likatiou ilirer Gattimgeu dagegen unterbleiben soll.
Von beiden Autoren kann wohl gleicherweise gesagt
■werden, daß ihre Anf^ichten auf „moderne Prinzipien begründet^-'-
sind: ein Prädikat, welches Meyrick der bahnbrechenden
Lederer'schen Arbeit vom Jahre 1863 kurzweg abspricht.
Wäre der allzeit streitbare und hochverdiente Wiener Forscher
noch am Leben, so dürften wir einer Auseinandersetzung,
seinerseits mit H. Mejrick darüber gewiß sein, ob nur moderne
Prinzien aliein wissenschafthche, und ob nicht auch 1863 schon
die ihn leitenden Anschauungen sowohl modern als auch
wissenschaftlicho gewesen seien.
Wie schon H. Dr. Rebel erwähnt hat, bietet H. Meyrick
in der Einleitung zu seiner Arbeil einen historischen Theil nicht,
so wenig zwar, daß Namen wie die von Herrich-Schaeffer,
von Heinemann, Zeller, Wallengreen und Snellen neben dem
kurz abgefertigten Lederer kaum oder überhaupt nicht genannt
werden : im Anfang war der Sauerstoff und dann kam diese
Classifikation! Das mag original erscheinen, widerspricht aber
unsern wissenschaftlichen Grepflogenheiten. Um so dankens-
werther ist das von H. Ragonot auf diesem Gebiet Gebotene
(Ann. Soc. Ent. d. France 1890. III Trim. pag. 435— 440j.
Allerdings -vvird auch hier Lederer unter Hervorhebung des
Verdienstlichen seiner Arbeit ein Vorwurf gemacht, den, wenn
ich nicht irre, schon früher H. P. C. T. Snellen als berechtigt
aufgeführt hat, daß nemlicli seine dichotomische Tabelle
nicht hinlänglich eoi-rckt durchgearbeitet sei und keine klar»^
Vorstellung von der der Ciassilikation zu Grunde liegenden
Idee biete.
Schon gleich nach ihrem Ersclieinen hat die Meyricksche
Arbeit mich, wie vermuthlich manchen Mikrolepidopterophileu
lebhaft interessirt. Im BegrilV, eine Besprechung derselben für
unsre Zeitung zum Abschluß zu bringen, wurde ich durch
Zusendung derjenigen aus der Feder des H Dr. Rebel angenehm
überrascht und hätte die nieinige nun ganz bei Seite uelegl,
Avären nicht einerseits ihr u. A. werthvolle briefliche Notizen
der Herrn Snellen und Ragonot eingefügt gewesen und hätte
nicht andererseits die erst kürzlich in meine Hände gelangte
Ragonot'sche Arbeit neue Anregungen geboten. Mit freund-
licher Einwilligung des H. Dr. Rebel erlaube ich mir des-
wegen, in diesem Nachwort einige, vielleicht willkommene
Ergänzungen zu ihr zu bieten. Freilich muß ich sofort voraus-
•schicken, daß ich seine vorwiegend günstige Beurtheilung der
Meyrick'schen Arbeit nicht überall und in gleichem Maaße zu
Stctt. cntouDl. Zeit. 1891.
118
theilen verma;;. Je mehr ieh mich mit dem Gegenstande
beschäftigt habe, um so mehr bin icli zu der Ueberzeugung
gekommen, daß in der vorliegenden Arbeit das Neue nicht
immer gut. das Gute niclit eben neu sei wenn das auch bei
der ersten Betrachtung den Ansehein haben sollte. Ich muß.
in diesem Sinne gesprochen, mich damit getrösten, daß z. B.
auch H. Snellen in seiner neuesten größeren Publikation
_A catalogue of the Pyrahdina of Sikldm etc. Trans. Ent.
Soc. London. December 1S90- keine Veranlassung genommen
hat. sich mit dem von Prof. Fernald inaugurirten Enthusiasmus
in die neuen Bahnen zu begeben und andrerseits H. Ragonot
sich nicht hat abhalten las.«en. für die längst allein schon durch
den enormen Zuwachs an seit 1863 neubeschriebenem Material
schwebende Frage einer neuen Auflage des Katalogs der ,
paläarktischen Lepidopterenfauna in Konkurrenz zu H. Meyrick
zu treten und da.s einsclilägige Material um einen beachtens-
werthen Baustein zu vermehren.
H. Dr. Rebel hat den interessirten Lesern einen klaren
und zweckentsprechenden Auszug des wesentlichsten Inhalts
der Meyrick'schen Classifikation zum Vergleich mit der bisher
in Geltung gewesenen Lederer-Heinemannschen geboten. Ich
möchte, daran anknüpfend, einige Bemerkungen geben.
Durchaus brauchbar und einwandfrei, wenn auch vielleicht
allzu allgemein gehalten, erscheint in der Einleitung der Arbeit
dasjenige, was der Verfasser über die Pnnzipien seiner Classi-
fikation (pag. 430) und über den Werth der Genitahenbildung
für die Systematik ausspricht. Seine Definition des Familien-
begriffs -Pyralidina- ist dagegen, wie auch H. Snellen mir
bestätigt, so allgemein, so wenig als Glied eines die ge-
sammte Fah erweit umfassenden Ganzen gehalten.^ daß danach
die heterogeasten Arten, wie Cymatophora fluctuosa. Drep.
i'alcataria. Grat, taraxaci und selbst Sphinx convolvuli zu den
Pyraliden gezählt werden könnten. So wie Lederer die
Familie s. Z. abgrenzte, war sie überall gut limitirt, nur hätte
er die Sicuhden noch näher untersuchen und in Betracht ziehen
sollen. Von einer guten Begrenzuns ist dagegen bei H. Meyrick
keine Rede und bat ei* auf diesem Gebiet seinen A'orarbeiter
nicht erreicht geschweige denn übertrotTen.
Wa.« die von H. Mevrick gewählte Anordnung in der
Reihenfolge der Unterfamihen und der Gattungen in denselben
betrifft, deren leitendes Prinzip H. Dr. Rebel uns dahin klar
gelegt hat. daß in beiden Kate!_'orien (L'nterfamilien und Gattungen)
die als Ausgangspunkte der Entwicklung angesehenen Formen
in die Mitte der Reihe gestellt werden, so maci in dieser
Stett entomol. Zeit. 1891-
119
Auordmmg. theoretisch betraclitet. ein Fortschritt anerkannt
werden können. Praktisch beurtheih bietet seine Methode
aber zu trewichtigen Einwänden Veranlassung. Die ganze
Meyrick'sche Descendenztheorie, welche hauptsäelüich wenn
nicht ausschließhch zu ihrer Befolgung angeregt hat. ist einst-
weilen noch lediglich graue Theorie und unerwiesene Hypothese,
der zu Liebe nun etwas Bestehendes, Festeingelebtes total auf
den Kopf gestellt wird. Man muß stark novarum reruni cupidus
>ein. um etwas möglicherweise Tollkommneres an die
Stelle des Vorhandenen zu setzen, unbekümmert um die end-
losen Inkonvenienzen. die daraus für die Praxis sich ersehen.
Der harmlose Sammler ist doch sozusagen auch ein Mensch,
auf den aerücksichtigt werden müßte, bildet beiläutig sogar
die große Menge, aus welcher -die ragenden Gipfel" der
wissenschaftlichen Welt sich allmähhch erhoben haben. Ihm
wird nun zugemuthet, seine mühsame Arbeit lanser Jahre
innerhalb der Sammlung wie ein Kartenhaus zusammenzuwerfen,
nur weil die moderne Reihenfolge dem Ideal um Etwas näher
kommt. Ich sage ausdrücklich ^um Etwas." Könnte H. Meyrick
die von ihm als Ausgangspunkte angesehenen Formen beider
Katcuorien als Mittelpunkte von Kreisen etabliren. ja als Kusel-
centren und die Endpunkte auf Kreis- bez. Kugelradien, so
winde auch diese Anordnuna immer noch ein unvollkommenes
Bild der Affinitäten und Entwicklungsrichtuugen bieten, wie
sie sei es thatsächhch vorhanden sind, sei es seinen Descendenz-
anschauungen entsprächen. Aber wo bhebe dabei die Möghch-
keit. einer praktischen Darstellung in der Form eines Katalogs
(•der innerhalb der Sammlungen, für welche ein für alle Male
nur eine lineare Form mit allen ihren Unvollkommenheiten
sieh als zulässig und anwendbar erweist? Daß es auf diesem
Gebiet schon vor H. Meyrick denkende Menschen gegeben hat.
beweist u. A. die vor mehr als dreißig Jahren zwischen
Herrich-Schaeffer und Lederer ventilirte Controverse über lineare
((der sonstige Reihenfolge in der Anordnung. Im Raum werden
sich die Dinge, in den Sammlungen speziell die präparirten
Imagines als zu eng bei einander liegend immer stoßen, wenn
ihnen nicht eine Reihenfolge, sei es nun nach Lederer oder
Meyrick gewährt wird.
Wenden wir uns hiernach zur Betrachtung der Details
beider Classitikationen. so steht H. Meyrick. wie schon in der
vorstehenden Besprechung erwähnt wird, für die Angehörigen
der paläarktischen Fauna acht angeblich gleich wertliige Unter-
familien (cfr. pag. 1071 auf. während H. Ragonot als nächste
Gliederung seiner Pyralidina nach Analogie der Lederer'schen
Ststt. entomol. Zeit. ISfll. Q
120
Anordnung und auf Grund des von diesem aufgestellten Unter-
scheidungsmerkmals (Vorhandensein oder Fehlen dicliter Haar-
büschel auf der Medianader am hintern Rand der Htllglzelle)
zwei große Familien bietet, nämlich I. Pyralidae, IL Crambidae.
In denselben werden die Unterlamilien (von welchen ich für
den bequemeren Vergleich die ausscliließlich exotischen, also
nicht im jjaläarktischen Gebiet vertretenen, in Klammern ein-
schließe), wie folgt rangirt:
1. Pyi*aliflae.
1. Pyraustinae. 2. Scopariinae. 3. Schoenobiinae. 4. Hy-
drocampinae. 5. Acentropodinae. (6. Homophysinae). 7. Mii-
sotiminae. (8. Tineodinae. 9. Chrysauginae). 10. Endotrichinae.
11. Pyralidinae. (12. Epipaschiinae).
II. d*aiiil»Bclae.
(13. Oxychirotinae). 14. Crambinae. 15. Ancylolominae.
16. Phycitinae. 17. Galleriinae.
Sowohl Ragonot wie Snellen sprechen sicii positiv gegen
die Hinzurechnung der Pterophorina und Alucitina (Orneo-
didae JVleyr.) als gleichwerthige ünterfamilien zu den PyraHdi-
nen aus, der eine mehr aus biologischen Gründen, der andere
auf (irund wesentlicher, von H. Meyrick unbeachtet gelassener
Abweichungen im Adernsystem.
Ragonot sagt (1. c. pag. 442 und 443) hierüber Folgendes:
I)ei)uis quelque temps, plusicurs auteurs ont ci-u devoir
rapprocher les Pteropliorina des Pyralidina au lieu de les
placer apres les Tineina. On trouve, en eifet, des espcces
parmi les Pyralites (genre Lineodes. Tineodes, Scoptonoma et
Steuoptycha), qui ressemblent beaucou}) aux especes du genre
Agdistis des Pterophores- cette ressemblance est si grande (jue
ZeUer, (}ui faisait peu attention a la nervulation, a compris
ses genres Scoptonoma et Steno})tveha dans la tribu des
Pterophorina. M. Meyrick va plus loin encore en considerant
les Pterophores comme une iamille de Pyralites n'ayant pas
plus de valeur (|ue ses Musotimidae, Tineodidae, Pyraustidae
etc.: mais j'estime qu'il depasse le but, car, (fuoiqu'il en dise.,
il est impossible de confondre les chenilles lourdes, molles et
lentes, plus ou moius i)oilues, d'un Pteroi)hore avec les chenilles
rases, plus ou moins fermes, vives, avan^ant et reculant avec
agilite, des Pyralites vivant entre les feuilles, formant des
cocons et s"y transformant en chrysalides lisses et luisantes,
pendant q-ue les chenilles des Pterophores vivent habituellcment
a decouvert, se transformant de mOme, la chrysalide ditlerant
SteU. entomo). Zeit. 1891.
121
peil en apparence de la chenille, attachee par des tils de soie
a la plante nourriciere a peu pres comme im Diuine."
Öuelleii hat schon in seinen „Vlinders, Microlepidoptera'-^
pag. lOOcS und 1009 auf die große Aehnlichkeit der vorerwähnten
exotischen Gattungen mit dem Pterophorengenus Agdistis hin-
gewiesen und die Stellung derselben hinter den Pvrahdina als
zweckmäßig angedeutet. Ueber das Me.3]-ick'sche Verfahren
spriclit er sich brieflich wie folgt aus:
„Die Beschreibung der Vorderrandrippe (R. 8) der Htflgl.
bei den Pterophoren ist falsch; sie ist dort frei und es existirt
kein Uebergang zwischen Pterophoren und Pyrahden. Bei
Stenoptyclui Z. kommt R. 8 der Htflgl. aus 7 und ist R, 5
der Vdtlgl. näher an 4 wie an 6; R. 6 — 11 verlaufen überdies
last wie bei Hydrocampa. Somit betrachte ich Stenoptyclui
als ein achtes Pyraliden-Genus, naheverwandt mit Lineodes.
Bei Agdistis steht R. 5 der Vdflgl. in der Mitte zwischen 4
und 6.^ —
In Betretf der Meyrick'schen Anordnung der Pterophoriuen
.sagt derselbe gewichtige Autor noch :
,,Zeller's und Wallengren's Arbeiten sind mit keiner Silbe
erwähnt und die Zeller"sche Nomeuktatur der Genera über-
haupt ist gänzlich über den Haufen geworfen. Hierin bin ich
außer Stande, H. Meyrick zu folgen. ■•'■
Es hat nach dem Gesagten wohl eine Berechtigung, wenn
wir für eine Neuredaktion des Staudinger-Wocke'schen Katalogs
den Wunsch hegen, die Pterophorina und Alucitina als den
Pyralidina, Tortricina und Tineina gleichwerthige große FamiHeu
beibehalten zu sehen, sie jedoch nicht an ihrer bisherigen Stelle,
sondern hinter den Pyralidina einzufügen.
Der Vergleich der Ragonot'schon Eiutheilung mit der
Meyrick'schen ergiebt nun, abgesehen von der Gliederung des
Ganzen in zwei Hauptgruppen und nach Beiseitelassung der
Pterophorina und Alucitina, daß Ersterer genau die doppelte
Anzahl von Unterfamilien aufstellt und zwar die folgenden als
Zuwachs: Scopariinae, Schoeuobiinae, Hydrocampinae, Acen-
tropodinae, Endotrichinae, Ancylolomiuae. In der Meyrick'-
schen Classitikation erscheinen die ersten vier derselben lediglich
als Gattungen seiner Unterfamilien der P3'ralididae, die fünfte
als Gattung der Pyraustidae, die letzte als solche der Crambidae.
Ich muß es berufneren Federn überlassen festzustellen,
welcher von den beiden Classitikationen nun auf diesem Gebiet
der Vorzug zugesprochen werden soll : derjenigen welche den
Begriff der Unterfamilien weiter faßt oder der ihn enger
umgrenzenden.
Stett. entomol. Zeit. 1891. Q*
122
Daß H. Mevrick im Allgemeinen der Tendenz liukligt,
namentlich auf dem nunmehr zu besprechenden Gebiet der
G a t tu n g e u liedeutende Zusammenziehungen bisher bestandenev
in nur eine eintreten zu lassen, hat schon H. Dr. Rebel hervor-
uelioben und wird auch durch den Vergleich seiner mit den
bisher bestehenden bestätigt. Ob er damit einen
ulückliclien Grill' gethan hat, ob seine Ansicht von dem Werth
oder Unwei-th der gattungbildenden Merkmale seiner Vorgänger
wie der eignen sich als unumstößlich erweisen wird, scheint
einstweilen noch sehr zweii'ellial't. H. Snellen bemerkt mir
])i'u'flich auf diesem Gebiet:
..Als erster Theilungsgrund l'ür die Genera sind die so
hinfälligen Hinterbeine und sogar nur jene des q benutzt.
Wo diese fehlen oder nur ein $ vorhanden ist, können wir
sogleich nicht weiter. Dann ist es nicht zutrelfcnd, daß die
Grenzen zwischen Verkümmerung und Entwicklung"') des ,,outer-
middle-spui— sich so scharf ziehen lassen. Bei Botys cespitalis
,^ sind beide Mittelsporen gleich lang, bei B. octomaculata der
outer-spur '-^Ij, bei B. stachytalis ^/g. bei B. incoloralis ^|4, bei
B. croeealis ist er zwar sehr kurz, aber noch sichtbar. Bei
den Weibchen von B. crocealis und octomaculata sind beide
Sporen gleich lang. Auch die sonstigen entscheidenden Kenn-
zeichen sind meist nur sexuell oder undeutlich (z, B. Antennae
4;'5 — 1 = 80 bis 100 oder ^j^ (= 75) „or less-'- der Länge
dei- Vdllgl.) oder bisweilen auch geradezu unrichtig; die Neben-
l)alpe)i von Mecvna polvgonalis und Pyrausta nubilalis z. B.
(lifferiren nicht!^'"
Gegen das eigne Prinzij) scheint es mir sodann zu ver-
stoßen, — man vergleiche hier nur die Motive zur Aenderung
des Namens Bot^'s Latr. bez. Tr. in Pyrausta Schrank — ,
wenn A'erf für sein Gattungskongiomerat Titanio Hb. einen
vakanten, wissenschaftlich aber nicht begründeten Namen
wählt, statt unter den „merged genera'- dasjenige als Namens-
träger der Gattung auszuwählen, welches entweder in Meyrick'-
schem Sinne den ,,Typus'' des neuen repräsentirt oder besser
dasjenige, welches unter ihnen als ältestes nach wissenschaft-
lichen Grundsätzen autgestellt war.
In BetrelV der Zulässigkeit Hübner'scher Namen mit dem
Anspruch auf Priorität ist schon so viel gest-hrieben worden,
daß es geradezu wunderbar erscheinen muß, wie n(.»ch immer
auf dieselben zurückgegritfen werden kann. Mit vollstem
■•■) Bei Aceulr(i|nis Icaiin überhaupt von ,.(l('\('ln]im(_'iii'" von Sporen
nicht die Rede sein.
Stet(. enlomol. Zeil. ISOl.
123
Recht Ihut auch H. Dr. Rebel im Vorstehenden (pag. 105)
dieses Umstandes Erwähnung, desgleichen H. Snellen in seiner
schon genannten Arbeit über die Sikkim-Pyrahdeu, wo er
sich auf Zeller's Autorität beruft, welcher dem Hübner'sehen
Verzeichniß lediglich den Wertli eines ..Namen-Magazins - beläßt.
(Trans. Ent. Soc. London 1890, IV. p. 609). Beiläufig darf
auch nicht vergessen werden, daß das Hübner'sche Buch, wenn
es sonst auf wissenschaftlichen Werth irgendwelchen Anspruch
erheben könnte, an demselben dadurch stark verlieren muß.
daß es in manchen Parthien bedeutend antedatirt erscheint, da
z. B. auch Tellearis Hb. Zutr. darin citirt wird , während die
Zuträge erst im Jahre 1822 publicirt worden sind.
Unter ..Phlvctaenia Hb.^' hat H. Dr. Rebel schon den an
sich gewiß sehr berechtigten Meyrick'schen Versuch, das Genus
Botys Led. in kleinere aufzulösen, als vollständig mißlungen
bezeichnet. Selbst die Abtrennung von ß. ruralis und multih-
nealis als Notarcha Meyr."") kann nicht l)estehen bleiben, sobald
man die exotischen Arten untersucht. Lederer, der das sehr
wohl gethan hatte, trennte denn auch weislich seine Unter-
abtheilung A, b nicht generisch von Botys. Auch Eurycreon
V. Hein.. Snell. wird sich kaum noch vertheidigen lassen, wie
dies H. Snellen gleichfalls bestätigt.
Das Genus Margaronia Hb. (Margarodes Ld.) als erstes
der Meyrick'schen Classifikation kann in seiner Zusammen-
setzung schwerlich bestehen bleiben.
Nur M. Unionalis und nigropunctalis gehören als Paläarktiker
Jiinein. Qiuidrimaculalis Bremer und melaleucalis müssen als
Glyphodes in dieser gut haltbaren Gattung bestehen bleiben,
während expictalis eine Botys A, b, Ld. ist. Desgleichen
ist Om. quadrimaculalis Kollar — mit ganz normalen Seh ulter-
decken — keine Omiodes, sondern eine Botys.
H. Meyrick bleibt uns eine Erklärung schuldig, warum
er zwei gut begründete Gattungen, wie Zinkenia Z. und
Coptot)asis Ld. einfach kassirt hat zu Gunsten eines Hübner"-
schen Machwerks wie Hymenia, dessen ganze Definition lautet:
,.Die Flügel mit fast durchsichtigen weißen Streifen bezeichnet.'-
Unmöglich kann doch irgend Jemand diese unübertrefflich
inhaltlose Charakterisirung einer Gattung, welche beiläufig —
wenn man von der Bedeutung des modernen Begriffs „Gattungs-
typus" einmal absehen will — auf mehr als ein Dutzend
exotischer Genera besser als auf Zinkenia und Coptobasis
■•") Beiläuiig' wäre hier auch in Meyrick'schem Sinne der Hillnier'
seile Name Epicorsia als älter aiiszni:^rai)en gewesen!
SIeU. entomol. Zeit. 1S91.
124
zutrifflt, für eine wissenschaftliche Detinition ausgeben, es sei
denn, daß ihm daran gelegen ist, an Stelle des Stabilen ver-
änderungshalber etwas Anderes zu setzen.
Schwerlich wird es auch begriuidete Nachahmung linden,
wenn H. Meja-ick seine Gattung 28, Orenaia Dup, mit den
Arten alpestralis F., rupestralis Hb., helveticalis HS., so weit,
wie geschehen, von den naheverwandten Hercyna trennt,
welche er. als Gattung 15 mit Catharia Led. vereinigt, unter
dem zungenbrecherischen Hb'schen Namen Metaxmeste aufführt.
Bei der Galtung 32, Cybolomia Ld. bleibt zu bemerken,
daß es wohl zweckmäßiger gewesen wäre, wenn Verf. für
monialis Ersch., welche er mit ? zu dieser Gattung stellt mit
den Zusätzen „( j^ not seen)^' und „The first species is abnorme
and perhaps should not be included,'' bis zur detinitiven Ent-
scheidung dieser Frage die in lit. vorhandene Gattungs-
bezeichnung Snellenia des Staudinger'scheu Preisverzeichnisses
angenommen hätte. Dies Verfahren M'äre um so gerecht-
fertigter ge\A^esen, als Verf. sieh (cfr. pag. 432 s. Classilikation)
zu dem in seinen Consequenzen nicht unbedenklichen Schritt
entschlossen hatte, unpubhzirte Arten jenes Verzeichnisses in
seine Classilikation aufzunehmen, sie somit zwar ihrer Gattung
nach, nicht aber auch als S[)ezies zu charakterisiren. Es muß
hiernach jedem späteren Autor überlassen bleil)en, wieweit er
von dieser Einfügung in eine wissenschaftliche Arbeit als Citat
Gebranch machen will oder soll, oder wieweit nicht.
In Betreff der Gattungen 54, 55 und 62 macht H. Ragonot
mir brieflich folgende Bemerkung:
„Den Adernverlauf von brunnealis und honestalis kann
H. Meyrick einer Untersuchung nicht untei'zogen haben; er
würde sie sonst von Cledeobia trennen müssen. Ich behalte
den Namen Cledeobia (für Synaphe Hb., Meyr.) bei.
Sein Genus Mnesixena enthält heterogene Arten und!
müßte auf alle Fälle den Namen Consta ntia Rag. tragen. Noch
heterogener erscheint seine Gattung Pyralis, die er schlecht
durchgearbeitet hat. Sie kann so unmöglich bestehen bleiben.""
Genus 60 Craneophora Chr. hat Christoph selbst später
wegen allzu großer AehnKchkeit mit Craniophora Snell. (Vlind.
V. Nederl. p. 262) in Cerasphora abgeändert.
lieber das Genus 67, Euchromius Gn. (= Eromene Hb.)
giebt der Verf als Grund der Namensänderung an, Hübner's
Name Eromene könne nicht bestehen bleiben, da Hübner selbst
Stett. entomol. Zeit. 1891.
125
den uleiehon Namen schon IVüher in dem gleichen Bande für
ein Noetuinen-Genus (= Talpoehares Ld.) vcrwerthet habe.
Zugeoeben nun, daß Ledeier, dem für die Erkenntniß der
DupHcität dieser Namengebung doch wohl die Priorität gegen-
über H. Meyrick zugesprochen werden muß, den Irrthum
begangen habe, nicht dem älteren sondern dem jüngeren, aber
last gleicJizeitig gleich benannten Genus den Namen Eromene
belassen zu haben, so meine ich doch daß die Annahme des
Meyrick'schen Verfahrens lur uns ein Chaos inauguriren würde
und zwar auf einem Gebiet, wo nichts so wünschenswerth
erscheint, als die thunlichste Stabilität einmal vorhandener
Verhältnisse und avo namentlich wie ein früher angeführtes
Beispiel beweist, der Werth der Hübner'schen Publikation
in Bezug auf die Daten ihrer Publikationstermine auf so un-
sichern Füßen steht. Dementsprechend scheint es geboten,
wie bisher zu sehreiben: Talpoehares Ld. (= Eromene Hb.)
und Eromene Hb. (= Euchromius Gn.).
Da die Meyrick'sche Classifikation doch augenscheinlich
mit dem Anspruch veröffentlicht wurde, einen Ueberblick über
die gesammten Pyralidina des paläark tischen Faunengebiets
zu gewähren, so war es wohl angezeigt, einerseits über den
Verbleib mehrerer Gattungen, auch wenn sie in die Kategorie
der ..merged genera'' gehören einen Vermerk zu liefern, andrer-
seits alle seit Herausgabe des Stdgr.-Wocke'schen Katalogs
V. J. 1871 als neu veröffentlichten Arten bez. die seitdem
richtig gestellten Prioritäten anzufühi-en. Ich will auf diesem
Gebiet nur Einzelnes als nicht auffindbar herausgreifen: von
Gattungen z. B. außer der schon erwähnten Constantia Rag.
und Snellenia Stgr. i. 1. die Ragonotschen Actaenia, Libya und
Dattinia (Ann. Soc. Ent. d. France 1887 Bull. pag. CXXXVII),
Araxates Rag. (Ann. S. E. Fr. 1888 pag. 28l)"Elethyia Rag.
(ibid.) Die nicht aufgeführten publizirten Arten hier vollzählig
herzuzählen, würde über den Zweck dieser Besprechung
hinausgehen; es hat mich in Folge der völligen Umgestaltung
der Classifikation und der vielen Namensveränderungen schon
recht erhebliche Mühe gekoi^tet, die nachfolgend genannten
ohne das hier schwer entbehrliche alphabetische Verzeichniß
zur Meyrick'schen Classifikation zu excerpii'en.- Ohne Anspruch
also auf Vollzähligkeit führe ich denn an:
Cledeobia berytalis Rag. Ann. Soc. Ent. de Fr. 1888 p. 276.
Dattinia syrtalis Rag. ' , 1887 Bull. p.
cxxxvn.
Constantia syrticolülis Rag. ., ., .. ., .. ,,
., ocelliferalis Rag. ., ., „ .. ., „
Stett. cntomol. Zeit. 1891.
126
llvpotia atoma!i8 Chr. Mem. V. 1S89 ]). 51.
Aglossa Brabaiiti Rn<x. Ann. Soc. Eni. de Fr. 1884 Bull. p. VI.
Anaeülis aruentalis Chr. Moni. III 1887 p. 106.
Talis'dilataii.s Chr. Mem. 111 1887 p. 100.
,. arenella Rau'. Ann. Soc Eiit. Fr. 1887 Ball. ]).
CX XX VIII.
Sfoparia conHpicualis Hodok. Ent. M. M. XVIII p. 134.
scolioa Buch. Wiiitc ,, ., ,, VIII p. 169.
obsoleta Stör. Hör. S. E. R. 1879 p. 163.
Hercyna expan.^alis Ev. (Cat. Stdur.-Wkc. p. 205).
Amphiliolia pvraustoides Ersch. Hör. S. E. R. XII ]>. 340.
(Die nach Snelleu keine Phycitide i.'-t).
Botvs auritlioi-acalis Chr. Mem. II 1885 p. 42.
„' designatalis Romlf. Mem. III 1887 p. 28.
„ vaslalis Rom ff. ,, ,, „ j). 33.
,, peroc'hrealis Romlf. ., ,. ,. p. 35.
Chilo concolorelhis Chr. Mem. II 1885 p. 149.
terrestrcllns Chr. Mem. 11 1885 j). 151.
Ancvlolomia hii)ponella Rau. Rai;. Ann. kS. E. d. Fi-. 1888
p. 279.
Crambu8 iumipalpcUiis Mn. Verli. z. b. G. 1871 ]). 75.
„ eaueasiens Al})h. Troudy 8. E. R. X.
trislriuellus Raü'. Ann. S. E. d. Fr. 1875 Bull.
p. LXXI.
oxybiellus Mill. Tc. III p. 284.
grammicnlellus Gn.
graphellus Const. Ann. S. E. d. Fr. 1884 p. 207.
aroenlish-igelhisRag. ,, ,. ,, 1888 p. 279.
Agdistis staticis Mill. Cat. III 1876 p. 375.
lerinsis Mill. ,. ,. p. 3 76.
ingens Chr. Mem. 111 1887 p. 124.
Amblyptilia calaminthae Frev Stell, e. Z. 1886 p. 1(5.
moerens Snell. TijdM-h. 1884 p. 182.
Oxyptilus lantoscanus Mill. Ann. ,^. Linn. 1882 j). 177.
„ celeusi Frey Stett. e. Z. 1886 p. 18.
,. leonuri Stange ,. ,, 1882 \). 514.
MimeHCoptihis emarginatus Snell. Tijdsch. 1884 p. 193.
launu^s Mill. Cat. III 'l87(i p. 380.
])uloher Chr. Mem. II 1885 p. KU.
Hedemanni Snell. Tijdsch. 1884 j). 184.
vacillans Snell. ,. ,. ji. 187.
eaesius Snell. ^, ,. p. 189.
liiteocinereu8 Snell. „ „ p. 191.
Stc(t. eiitoniol. Zeit. 1S91,
127
Lioplikis innocens Siiell. Tijdscli. 1884 j). 195.
cinerariae Mill. Je. III PI. 152.
clirvsocomae Rag. Ann. S. E. d. Fr. 1875 Bull,
■p. LXXIV.
Ac'iptilia taganrogensis Alplier. Troiuly S. E. K.
apollina Mill. Ann. S. Linn 1882 p. 177.
Alueita synnephodactyla Al})h. Troudy S. E. R. X
In Betreff' der Synonyme endlicli möchte ich nur folgende
■wenige Bemerkungen hinzufügen:
Botys octomaculata F. hat nach Schöyen, Stett. e. Z. 1879
]). 396 der Priorität von ß. funebris Ström (1708) zu weichen.
Botys dotatalis Chr. ist gleich tithonialis Z.
,, labutonalis Led. ist der jüngere Name für
eultralis Stgr. (vide Romff. Meni. III 1887 p.
Wir wollen nach allem bisher Gesagten H. Meyrick gern
die ihm von Prof. Fernald vindizirte ,,boldness worthy of an
Enghshman in sweeping away so many of the old landmarks^-
als berechtigte Eigenthümlichkeit gönnen, wenn wir auch auf
wissenschaftlichem Gebiet sonst gewöhnt sind, diese Kühnheit
mehr im Aufbauen als im Niederreißen zu suchen und dann
auf die Landsmannschaft billiger Weise kein besonderes Gewicht
legen. Hätte H. Meyrick auch nur im Niederreissen alten
Gerumpels durchweg oder vorwiegend eine glücklichere Hand
bewiesen, als nun thatsächlich der Fall war, so müßten wir
Nichtengländer uns dessen erinnern, daß z. B. auch Zeller im
Jahre 1839 mit seinem „Versuch zu einer naturgemäßen Ein-
theilung der Schaben"'' manche alte Landmarken weggefegt
hat und gleichwohl noch heute mit vollstem Recht als der
Vater der Tineinen-Classifikation genannt wird. Auch M-ird
wohl Niemand, der sich auch von fern nur mit so mühevollen
Arbeiten wie derartige Classitikationen es sind, beschäftigt hat,
einen Anstand nehmen, das wahrhaft Gute in der Meyrick'-
schen Arbeit anzuerkennen und entsprechend zu verwerthen;
immerhin aber glauben wir zu der Ansicht berechtigt zu sein,
daß in der Form, wie sie uns geboten wird, diese Classifikation
bei einer Neuredaktion des Dresdener Katalogs schwerlich zur
Annahme gelangen dürfte. Die dagegensprechenden Gründe
sind noch einmal kurz zusammengefaßt, die folgenden:
1. Die Aenderungen gegen das bisher Bestehende sind auf
rein formalem Gebiet zu tiefgreifende, während ihr positiver
W^erth nicht im Verhält niß steht zu den mit einem so un-
vermittelten Liebergang verknüpften Inkonvenienzen.
stett. entomol. Zeit. 1801.
128
2. Die große Zahl von Namensändenuigen entbehrt einer
sticlihaltigen Begründung und kann nur in wenigen Fällen auf
positive Annahme reclmen, die dann auch wohl niclit aus-
bleiben wird.
3. Der Versuch, viele Ijisher bestandene Gattungen zu
wenigen größeren zusammenzuziehen muß fast durchweg für
ebenso verfehlt bezeichnet werden, als der andere, das bisher
bestehende Genus Botys in eine Anzahl kleinerer Genera zu
zerlegen.
4. Die Pterophorina und Alucitina können nicht als
Unterfamilien den Pyralidina zugerechnet werden, sondern
müssen als ihnen aleichwerthioe eiuene Familien Ijestehen bleiben.
Welsche Plauderei
von
C A. Dohrn.
Palermo, am 1(1. April 1891. Heute wie alle diese
letzten Tage hier ist heftiger Scirocco, graue dünne Wolken, ab
und zu durch leichte Sonnenblicke durchbrochen, Temperatur von
14 — 15 R. Wiirme imd lästige Staubwolken. Immerhin er-
träglich, wenn man damit wie billig vergleicht, was die Briefe
aus Deutschland und Franki-eich, England besagen, wo Schnee-
gestöber und abscheuliches Wetter ihr Unwesen treiben, während
wir hier doch Grün aus dem Fenster und im Gai-ten sehen,
Cercis sihquastrum mit hellrothen,^eine Mimosa mit goldgelben
Blüthen über und über bedeckt ist, und in den Villen Dutzende von
Orchideen, Chrysanthemum und Anemonen ihre phantastischen
farbig lachenden Blumen zur vollen Geltung bringen. Es war
auch nicht mehr als billig, daß wir durch die schönen März
und April Tage für die unfreundliche Zeit im Dezember bis
Februar entschädigt wuiden. Freilich war ich invalider Acht-
ziger nicht mehr im Stande wie in früheren Jahren durch
Selbstsammeln mich von dem A^ndiandensein oder Fehlen der
Insecten auf der üppigen A^'egetation zu überzeugen; und mußte
es wie eine artige Aufmerksamkeit ansehen, wenn ein vor-
überfliegender Papilio Machaon oder Colias rhamni mir die
Visitenkarte abgab. Horaz giebt in seinem bekannten ,.Beatus
ille'''- dem von ihm besungenen Glücklichen ..ein Paar Ochsen'-'
Stet». eiUomol. Zeit. 1891.
129
zn Eiueatluun — mein Optimismus muß ihn offenbar durch
seine liesolieidenheit besehämen, da mir schon ein Paar vor-
beisteuernde Sehmetterhnge zur Zut'riedeuheit ausreichen.
Napoli,2. Mai 1891. Nach acht oder neun Sonnentagen,
wenig und angenehm unterbrochen durch etliche kurze Regen-
schauer und Gewitterabkühlungen werden wir wohl berechtigt
sein, dem unliebenswürdigen, launenhaften Winter lür diesmal
Valet zu geben und uns des seither mit Macht eingetretenen
Lenzes zu erfreuen.
Es war ein leidiger Trost, daß von nordwärts der Alpen
die Zeitungen auch von nichts als schlechtem Wetter und
Schneeunfug zu berichten hatten; somit hatte ich eher noch
von (tIücIv zu sagen, daß mir Coccinella septempunctata L.
den handgreiflichen Beweis lieferte, die Insecten seien bei dem
höchst unpassenden „Schnee um Palermo^' nicht sämmtlich
elend erfroren. Mögen die Paar vom Herrn Failla entnommenen
Sehmetterhnge meinen Stettiner Collegen wenigstens beweisen,
daß ich ihrer freundlich gedacht habe.
Ein derb unhöfliches aber unbestreitbares Öpriichwort
besagt: „wer nicht alt werden will, muß sich jung hängen
lassen*-' ! mithin darf ich nicht beklagen, wenn Einer nach dem
Andern meiner entomologischen Collegen vor mir aus der
Reihe tritt. Ich darf mich aber um so herzlicher freuen, Avenn
mir von einem der liebsten der wenigen noch übrig gebliebenen,
meinem alten erprobten Freunde Leon Fairmaire liier in Napoli
der briefliche Beweis wii'd, erstens daß er mir von den
käferischen Meerwundern, die Herr Guillot ausbietet, die wün-
schenswerthen besorgen will (Coplotabrus pustulifer, der chinesi-
sche Carabus ist darunter, den vor vielen Jahren Dr. Schaum
mir als ein kostbares aber unerreichbares Juwel rühmte) und
zweitens, daß sein Befinden, das in der letzten Zeit besorgniß-
erregend wa,r, sich soweit gebessert habe, daß er holFe, Mitte
Mai wieder zu einer Alpen -Excursion das Zeug zu haben.
I^ehine ich dazu aus dem Briefe meines lieben Wiener Freundes
Hofrath Steindaehner die erfreuliche Nachricht, daß College
Ganglbauer ihm versichert habe, in der Sendung aus Persien
seine Arten an das Wiener Museum gekommen, deren dui)la
mir gewiß coleopterische Freude machen würden, so ist doch
nach der langen entomologischen Pause schöne Aussicht für
die nächste Zeit in Perspective. Wahrscheinlich werde ich
vor vielen Jahren mit der Behauptung das Richtige getrofl'en
haben, daß die Entomologie bei ihren vielen Vorzügen doch
einen Nacht heil hat, nehmlich den, daß sie ihren Liebhabern
den Tod erschwert — sie Mcrden daher oder dorther irgend
Stett. entomol. Zeit. 1891.
130
t'iiie Sendung erwarten, nur diese möchten sie noch gerne
sehen, nur das nu'iehten sie gern noch erleben! Aber ars longa,
vita brevis, es ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den
Himmel wachsen.
Am 4. Mai erfuhr ich auf dem Bahnhofe in Napoli bei
der Abreise nach Roma zu meinem herzlichen Bedauern, daß
Ferdinand Gregorovius, der römische Ehrenbürger in München
dahingeschieden, wo ich ihn noch vor einem Jahre begrüßt
hatte. Er war nicht Entomolog, hat aber in einer seiner
Schriften bei der Schilderung einer Besteigung der vesuvianischen
Somma eine allerliebste entomologische Anekdote eingeflochten,
indem er erzählt, daß einer seiner Begleiter, ein sechzigjähriger
französischer Arzt plötzlich mit dem Jubelruf „voila la Cleopatre.
voila la Cleopatre I^' hochgeschwungenen Netzes hinter dem
Schmetterlinge herläuft. Gregorovius fügt schalkhaft hinzu,
daß die Cleopatren auf antike und moderne Antonius gleiche
Anziehunu verübten.
Von 1S34, wo ich zum ersten mal das römisehe Weichbild
betrat, bis heute 1891 sind sieben und fünfzig Jahre. Damals
war Bunsen noch preußischer Gesandter im Kirchenstaat, Gregor
der Sechzehnte Pontifex. Damals lebte in der Via Sistina
Thorwaldsen noch, dessen Bekanntscha'ft ich durch Bildhauer
Emil Wolf machte, und etwas später leitete Horace Vernet
die französische akademische Stiftung im Palazzo Medici am
Pincio. Als Curiosum darf ich hier wohl einschalten, daß ich
eines Abends in den Empfangssaal gewiesen wurde, doi't aber
(so schien es) noch allein war. Aber als ich an den Kamin
trat, in welchem helles Feuer bi'annte, lag auf dem wilden
Sehweinsfelle davor Horace Vernet in seiner Hausjacke zu-
sammengekauert, schlafend. Als er erwachte, bat er lachend
um Entschuldigung, die Müdigkeit habe ihn hinterlistig über-
fallen, vertauschte die Jacke mit einem Hausrocke und ließ
seine schöne Tochter, die Braut des zum Besuche aus Paris
gegenwärtigen Malers de la Roche rufen. Darauf wurde Musik
gemacht, ich trug den Erlkönig nach Loewe's Composition vor:
in der Discussion, ob Loewe oder Schubert den Charakter des
Gedichts besser getrotFen, gab Horace der Loewe'schen Auf-
fassung den Vorzug, während Fräulein Vernet und ich uns
für Schubert erklärten.
In jener Zeit wurde auch unter den in Roma hausenden
Deutschen ein Herr Kestner als „Werther's Lotten Kind'' be-
zeichnet, dessen Neile, ein junger Hanoveraner mir interessant
Stell, entomol. Zeit. 1891.
131
wurde. El- bekümmerte sich viel und iiründlich um Volks-
lieder, ein auch mir seit langer Zeit befreundetes Kapitel, und
hatte hier unter den deutschen Künstlern einen achtbaren
Männergesangverein zu Stande gebracht; mir sind davon noeli
die Maler Volz und Haushofer im Gedächtniß erinnerlieh.
Da ich nun hier wieder mit Dr. Hermann Frank zu-
sammentral", den ich schon 1831 in Paris durch Felix Mendelssohn
als tüchtigen Klavierspieler hatte kennen lernen, so erwuchsen
daraus im Jahre 1837, wo ich über ein halbes Jahr auf
Trinita de Monti wohnte.^ musicahsche Sonnabende in folgender
Form. Ich ließ durch Nazarro vom spanischen Platz das
nöthige Animalische an Essen und Trinken für die Theilnehmer
herauf besorgen, lud Meister Thorwaldsen persönlich ein (der
auch unfehlbar erschien) und trug Sorge für das unentbehrliche
Kauchkraut , Avobei natürlich für den ,,alten Löwen'^ ein be-
sonders feiner Glimmstengel und ein besonders bequemer
Großvaterstuhl parat gehalten wurde. Dann wurde das Tonfest
mit einer von Frank und mir vierhändig gespielten Symphonie
von Mozart oder Beethoven eröffnet. Darauf Männeiquartett;
zum Schluß noch eine Symphonie.
Daß ich in Roma weder damals noch si)äter ansässige
Entomologen getrolVen, habe ich wohl anderweit schon erwähnt'').
Daß ich aber hier mit meinem lieben Freunde Pirazzoli dem
Imolaner glückliche entomologische Tage verlebt habe, das
bezeugen meine Artikel über die mit ihm gemeinsam aus-
geführten Excursionen nach Palos und nach Albano.
Leider ist die angeblich ,.non intellecta senectus- diesmal
ACrständlich genug und bringt mich zu der schmerzlichen
Einsicht, daß ich bei dem Verlassen der „Stadt der
Städte''' nicht wie sonst ,,a rivederci- (auf Wiedersehen),
sondern auf Nichtwied ersehen scheiden werde. Die jetzige und
zumal die spätere römische Generation wird sich bald genug
an die vandalischen Neubauten der letzten Jahre gewöhnt haben,
die uns allmählich aussterbenden Alten die „Roma von früher'-"
so wiederwärtig verzerrten: Roma ist und bleibt unverwüstlich.
Hoffentlich wird mir von meinen langmüthigen Lesern
verziehen, daß ich der welschen Plauderei einen nichtwelschen
Epilog als Schluß beigebe, da er etliche entomische Data
enthalten soll. Nach glücklich absolvirter Fahrt über Bologna,
*) Es ist mir eine erfreuliche Plliclit, hier berielitigeml ein-
zuschalten, daß ich an des verehrten Herrn Senators Prof. Todaro' s
Assistenten, dem Herrn Zoologen Dr. Pio Mingazzini einen Jangen
Römer kennen gelernt liabe, der sich mit Coleoptereu wissenschaftlich
l)ei!cliäftigt.
Stett. enlomol. Zeit. 1891.
132
wo ich im Voibeirahreu Professor Einer v bes, rußte, traf ich
in Wien ein, wo mich der Museumsdireetor Hofrath Steindachner
in aher Freundschaft emi)fing, wo mich Assistent Gangibauer
mit ijersischen duphs, namenthch Julodis erfreute und wo mir
vergönnt war, einen (wenn auch nicht bedeutenden Theil, weil
die überwiegend größere Masse un])reparirt Avar), der von
Dr. Hohib aus Süd-Afrika mitgebrachten Käfer-Ausbeute flüchtig
zu mustern. In Prag war zu meinem Bedauern Freund Nickerl
verreist. Bei meiner Heimkunft in Stettin begrüßte mich mein
Sohn Dr. Heinrich D. mit dem edlen Cevlonesen, Paussus
(Cerapterus) latipes und mit einem Javaner Paussus, den ich
noch nicht kenne, der meiner Sammlung jedenfalls noch fehlt.
Das war ein erfreulicher Abschluß meiner Wiuterreise.
Biologische Xolizcn
über einige Microlepidoptera
von (»herlelirer G, ^tang^e,
Friedland i. M.
Graph, tetraquetrana Hw.
Am 24. August fand ich an diesjährigen Trieben von
Alnus ghitinosa, wo dieselbe in recht üppigen Büschen wuchs,
Anschwellungen mit einer jungen Tortricidenraupe. Sie be-
fanden sich meist da, wo ein Blatt am Zweig saß und hatten
ein Loch zum Auswerfen des Kothes unmittelbar über dem
Blattstiel. An diesem und den nächsten Tagen sammelte ich
eine große Zahl solcher Anschwellungen, war aber nicht wenig-
erstaunt, als nach und nach sämmtliche Raupen ihre Woh-
nungen verließen, obwohl sie noch Nahrung genug darin
gefunden hätten, und sich zwischen den Blättern verspannen.
Sie fraßen dann noch eine Zeit lang weiter, verpuppten sich
noch im Herbst und lieferten im nächsten Jahi-e Lira],)!!, tetra-
quetrana, wie mir schon geahnt hatte, als ich die Puppen
sah. Daraufhin untersuchte ich im nächsten Frühjahr Birken-
ruthen und fand richtig auch an ihnen nur natürlich viel kleinere
Anschwellungen mit einem Loch in der Mitte, die vermuthlich
ebenfalls der tetaquetrana-Raupe zum Aufenthalt gedient hatten.
Es scheint mir aus dieser Beobachtung hervorzugehen, daß
tetraquetrana ursprünglich nur an Birken gelebt hat. Weil
SteU. entoniol. Zeit. 1891.
133
aber die AnfcliMcllun^on der Birkeni'uUien zu diiuue waren,
um der Raupe wälirend ihres ganzen Lebens Nahrung zu
bieten, mußte sie wolil oder übel ihre Wohnung verlassen
und sich von Blättern nähren. Diese Gewohnheit behielt sie
dann bei, als sie sich an ein neues Futter, nämlich Alnus
glutinosa, gewöhnte, obwolil es dort wegen der größern Stärke
der Triebe und des dadurch bedingten Umfanges der Galle
nicht nuthig gewesen wäre.
Graph, immndana F. E.
Die Raupe lebt hier im Oktober in den Kätzchen von
Alnus glutinosa und verpup[)t sich durcli\^-eg uocli im Herbst
grade wie tetraf(uetrana.
Graph, scopariana HS.
Die Raupe der gemeinen Art scheint noch wenig beob-
achtet und die Nachrichten darüber weichen sehr von einander
ab. Ich fand sie in Menge schon ziemlich erwachsen am
7. Juni in versjtonnenen Keimen jung aulschießender Büsche
A'on Sarothaninus.
Helioz. Hammoniella Sorhagen.
luden entomologischen Nachrichten von Karsch XI. p. 338
(kürzer wiederholt in den Kleinschmetterlingen der Mark
Brandenburg \). 337) liefert Herr Dr. Sorhagen eine sehr ge-
naue Beschreibung und Abbildung von der Mine einer Heliozela,
die zunächst in einem etwas verdickten jungen Birkenzweig,
dann im Stiel eines der obersten Blätter miniert und sich schließlich
ihren Sack aus dem Blatt selbst ausschneidet. Er schlägt den
Namen Hammoniella für die neue Art vor, scheint sie aber
nicht gezogen zu haben, weil er seitdem nichts darüber ver-
öffentlicht hat. Dieselbe Mine beschreibt Herr John Wood im
E. M. M. 1890 p. 261 ebenfalls sehr sorgfältig, so daß ein
Zweifel über die Identität nicht aufkommen kann. Zugleich
giebt er selbst aber eine Beschreibung der Raupe, Stainton eine
solche des Schmetterlings nach 5 Exemplaren unter dem Namen
Tinagma betulae. Welcher von den beiden Namen anzunehmen
ist, wage ich nicht zu entscheiden, da Herr Dr. Sorhagen nur
die allerdings sehr charakteristische Mine, nicht das Insekt
selbst in irgend einem Zustande beschrieben hat. Richtet mau
sich aber nach dem Beispiel, was Stainton selbst bei Antisp.
Rivillei gegeben hat, so würde die Art Hammoniella zu heißen
haben. Staintons Beschreibung lautet folgendermaßen: Tinagma
betulae exj). al. Sijo — 3 Linien. Vorderflügel dunkelgrau mit
Stett. entomol. Zeit. 1891.
134
leichtem Broiu-eulüiiz, ein weißer Fleek auf" dem Innenrand
naiie d(r Wurzel (öfters undeutlich), ein großer weißer Fleek
auf dem Innenrand hinter der Mitte; der Analwinkel der
Vorderfli'mel scheint mehr voi'uezogen, als bei den verwandten
Arten und deshalb ist der Hinterrand viel weniger schräg.
T. grisescens aus Palästina unterscheidet sich dadurch, daß die
Vordertlügel nicht glänzend und mit zahlreichen weißen Atomen
bedeckt sind.
Nach einer größern Anzahl in diesem Jahre gezogener
Stücke habe ich dazu zu bemerken, daß mir die Vorderflügel
breiter luid der Vorderrand von der Wurzel an mehr gebogen
erscheint, als bei der sehr nahe stehenden resplendella (grisescens
kenne ich nicht). Die Farbe der Vorderflügel ist, wenn mau
das Thier direkt von oben betrachtet, fast ebenso dunkel, wie
die von resplendella; aber sie haben einen viel stärkern, dunkel
flaschengrünen Glanz. Sonst stimmt Hammoniella in der Größe,
der etwas kupfrigen Farbe des Thorax, der auffällig hellen
Bauchseite und allen andtirn Köpertheilen, so weit ich sehen
Ivann, mit resplendella überein.
Die Minen fand Sorhagen Ende September meist schon
verlassen, Wood in der Grafschaft Hereford vom 11. Juli bis
Ende des Monats, ich in großer Menge auf einem Moosmoore
am .']. September; doch waren bei weitem die meisten Minen
schon verlassen, so das die geeignetste Zeit zum Suchen Ende
August sein dürfte. Die Beobachtung Woods, daß die Raupe
trotz ihres Mangels an Brustfüßen es vermag sich an der
platten Glaswand in die Höhe zu arbeiten, habe ich zwar
nicht bei Hammoniella, aber bei resplendella gemacht, jedoch
ebenso, wie Wood, aus diesen oben im Behälter sitzenden
Säckchen keine Falter gezogen, sondern nur aus den an der
Erde licüenden.
April 1891.
Steft. eotümol. Zeit. 1891.
135
Ergiinzungeii und Bericlitigungen
zu F. O. Büttner*» Poniiuerselien Hikrolepidopteren
(Stett. ent. Ztti'. 1880 pag. 383 -i73).
Die Büttner'sche Territoiiallauna erschien vor eilf Jahren
fast unmittelbar vor seinem Tode als eine später oft citirte
Uebersicht des von ihm imd seinen Mitarbeitern auf diesem
speziellen Gebiet bis dahin Geleisteten.
Ueber den Werth von Loital- bez. Territorialfaunen an
und für sich, über den Werth der ihnen zu Grunde lieoenden
Terrains und über die Art ihrer Nutzbarmachung für die Wissen-
schaft ist schon Manches auch in unsrer Zeitung gesagt vi'orden.
Man sollte meines Erachtens bei ihrer Beurtheilung namentlich
nicht die Erwägung außer Acht lassen, daß sie in erster Linie
für den Liebhaber geschrieben sind, für denjenigen, der in
der Beschäftigung mit der Entomologie eine Erholung sucht
von abspannenden BerutVgeschäften, in ihr ein Mittel sieht,
auf wenig kostspielige Weise und ohne ein großes Rüstzeug
wissenschaftlicher Vorkenntnisse in bescheidenen Grenzen der
Naturerkenntuiß näher zu treten. Für die Wissenschaft und
deren Zwecke besitzen sie danach zunächst nur einen mittel-
baren Werth. bedingt durch die Individualität des Darstellers
und durch die Form der Darstellung, und sind für sie gleich-
wohl auch so von Bedeutung, sofern sie nicht lediglich Namens-
verzeichnisse auf Grund wenig umfangreicher Beobachtungen
bieten. — So wenig die Wissenschaft und deren Vertreter
den Sammler und Liebhaber entbehren können, so wenig
können letztere ohne Lokalfaunen und ohne das Interesse für
dieselben existiren. Das Vorhandensein derselben ist schon
für Manchen Veranlassung gewesen, sich mit der in ihnen
behandelten Spezialität zu beschäftigen und ihm damit zur
Quelle reiner und unerschöpflicher Freuden geworden, wie sie
sonst kaum die dilettirende Ausübung einer Kunst, geschweige
denn irgend welche andere, meist kostspielige sogenannte Passion
gewährt.
Es giebt schwerlich ein schöneres, treffenderes und wahreres
Wort in diesem Belang, als dasjenige, welches unser Aller
Meister am 26. 4. 1784 seinem fürstliehen Freund und Zög-
ling über die Naturlehre und die Beschäftigung mit und in
stett. entomol. Zeit. 1891. \Q
1 Sp-
ill 1- sehriel). Wie weai,ue vci-dieiite e.s, als Motto naJiirwisscn-
^ic•haftliche^ Zeitseiirii'teu verwerÜiet zu werden, um ^-o ('ine
monunientale Bedeutung lür die Leser zu gewinnen :
,.Diese Wis.sensehait liotleieh soll ihm (Knebel) v<ui großem
Nutzen f^ein. Sie iwt sicher, wahr, mannigl'altig, lebendig; man
■man viel oder wenig in ihr Ihun, !-ieh an einen Theil halten
oder aufs Ganze ausgehen, leicht oder tief, zum Scherz oder
Ernst sie ti-eiben, immer ist sie befriedigend und bleibt doch
immer unendlich. Uer Beobachter und der Denker, der Ruhige
und Streliende, jeder tiudet seine Nahrung. Im Anlang kam
sie ihm fremd vor, jetzt aber wird ihm nach und luich der
Sinn aulgeschlossen, mit dem man die alle Muller verehren
muß."
Das ist groß gedacht wie empfunden, läßt bei voller
Behcrziguug nimmer zu, daß der Große den Kleinen gering-
schätzig über die Achsel ansieht, nicht auch in ihm einen
Mitarbeiter anerkennt an dem großen Bau der Naturerkemitniß
und der Naturwissenschaft.
Schwerlich wird der verstorbene Büttner dies goldene
Goetiie'sehe Wort gekannt haben; nach dem, ^\•as unser Herr
Ehrenpräsident uns darüber mitgetheilt hat, vermuthlich auch
nicht sein ihn .so weit überragender Exkursionsgenosse, Brofessor
Zeller. Ich stelle beide in ihrer Art wcrthvolle Männer
absichtlich zusanmien, weil es mich bei größter Hochschälzung
Zeller's verdrossen hat, als ich bald nach seinem Hinscheiden,
in seiner Corresi>ondenz mit einem beiderseitigen Freunde über
Büttner's Fauna ungefähr folgenden Passus fand:
..Als ich das gelesen hatte, was B. über Gnu-i/aria -si/riii'
(jdki und ihre Naturgeschichte zu berichten weiß, halle ich
genug von der ganzen Arbeit und hielt es nicht iür tler Mühe
werth, sie noch weiter anzusehen.'"
Unwillkürlich tief mir beim Lesen dieser unliebsam-kalhe-
drisehen Abfertigung jenes herrliche und milde Goethe sclie
Wort ein. Was würde unser unübertretflicher Tineinen-Professor
von deren Härte haben zurückstecken müssen, hiitte er es als
Maaßstab für ihren Werth gekannt, hätte er gewußt und
empfunden, was Jener empfand, dem auf so vielen und
mannigartigen Gebieten der Geringsten Keiner zu gering war! —
Büttner so gut, wie unser jetziger Mikro-Senior Schleich,
wie ferner die vor Zeiten erfreulich große Zahl hiesiger Beob-
achter der Kleinfalter, waren jahrelang nocli des unschätzbaren
Vortheils theilhaftig gewesen, in Zeller "s Gesellschaft Ausflüge
zu machen, dessen weitumfassende Kenntniß, Erfahrung , und
kritischen Blick auf unserm Gebiet anregend und fördernd auf
SteU. entomol. Zeit. 1S91.
137
sicli wirken zu lassen; ich möchte behaupten, daß man fast
auf jed?i- Seite der Fauna die Wirkung hiervon verspüren
kann. Leider ist aber aueh bemerkbar, daß aus gewissem
Ursachen })ersönlicher Natur, wie sie schon in dem angeführten
Urtlieil angedeutet liegen, Zeller's direkte Hilfe dem Werkchen
so gut wie ganz gcfelilt hat, wie denn auch schon auf dem
Titel sein Name nicht genannt wird. Büttner, als Sammler
von einer fast unbegreiflichen Rührigkeit, wenn man weiß,
wie eingeschränkt für ihn die Mußestunden waren, war be-
dauerlicher Weise nur Sammler, dem es darauf ankam, im
Verlauf der Saison möglichst viel Exkursionen zu machen mid
•auf denselben — ,.lür seinen Schacher-, wie Zeller es nannte
— so viel Exemplare gangbarer Arten', als nur immer möglicti
zu ge^\•innen und in musterhafter Weise für Tausch und Ver-
kauf zu präpariren. Sein spontanes Interesse an biologischen
Beobachtungen wie jedwede sonstige, mehr wissenschaftliche
"Auffassung der entomologischen Thätigkeit wurde diesem Haupt-
zweck durchaus untergeordnet. Das ttber war Zeller'n höchst
unsympathisch, seinen eignen Tendenzen schnurstracks wider-
sprechend und hat ihm öfters sarkastische Bemerkungen entlockt
z. B. wenn B. wunderlicher Weise lädirte Faltci- auch der
seltensten Arten, die ihm ins Netz gekommen waren, brevi
manu lödtete, nur um nicht noch einmal von ihnen aufgehalten
zu werden, oder wenn er zum großen Kummer des Entdeckers
ihres Fundplatzes, Schleich, eine Art wie Lioplihis inukie Z.
recht eigentlich „mit Stumpf und Stiel-'- d. h. mit der Futter-
pflanze so gründlich auszurotten im Stande war, daß das Thier
seitdem noch nicht wieder von uns aufgefunden werden konnte.
Immerhin l)leibt es zu bedauern und zu beklagen, daß Zeller aus
diesen und noch anderen Motiven seine Mitarbeiterschaft an
der Arbeit so ganz versagt hat. Zweifellos würde der Nutzen
derselben für die Wissenschaft und ebenso für spätere Sammler
ein wesentlich höherer geworden sein. Die Erfahrung hat
uns aber auch gelehrt, wie schätzenswerth selbst in der von
Büttner gewählten knappsten Form eine derartige faunistische
Zusammenstellung für die Nachlebenden werden kann, wie
unentbehrlich sogar als Anhalt und Nachschlagewerk für die
Auswahl der Exkursionen u. dgl. mehr. Diese Erkenntniß
u. A, gab mir die Anregung, sie im Nachstehenden zu ergänzen
und, soweit uöthig, einige Berichtigungen zU liefern.
^ Die gewiß stattliche Zahl von beinahe 300 seit 1880 der
Fauna als neu hinzugetretenen Arten motivirt an sich schon
pin derartiges Unternehmen, wenn auch die, alljährlich sich
wiederholende Erfahrung, daß wieder jede Saison eine;, oder
Stett. entomol. Zeit. 1891. \Qt-
138
mehrere Novitäten einbringt, noch auf Zurückhaltung hinweisen
möchte. Wer kann aber sagen, wann jemals der geeignete
Moment für die Veröffentlichung gekommen sei?
Daß ich die Umgebung von Friedland in Mecklenburg
mit in unsere Fauna einbezogen habe, wird schon dadurch
gerechtfertigt, daß die dortige Gegend nach Klima, Boden-
beschatTenheit u. s. w. der hiesigen durchaus conform ist, ganz
abgesehen von dem unwesentlicheren Umstand, daß von den
durch H. Oberlehrer Stange dort durchforschten Terrains gerade
die interessantesten noch auf Pommerschem Gebiet liegen.
Die Gesammtzahl der in unserm Faunengebiet aufgefun-
denen Mikrolepidopteren ist nach Hinzurechnung der seit 1880
aufgefundenen 281 Arten auf 1198 gestiegen.
Es dürfte von Interesse sein, die Zahlen der einzelnen
Familien mit denen anderer Territorialfaunen zu vergleichen,
soweit das nach Maßgabe der Verschiedenartigkeit der dabfei
mitsprechenden Faktoren überhaupt zulässig ist. Diese Faktoren
im Einzelnen zu erörtern, möchte über den Zweck dieser
Zusammenstellung hinausgehen. Ich erwähne daher nur, daß
einerseits unserm Gebiet alle Gebirgs- und submontanen Formen
fehlen und daß andrerseits dasselbe seither gründlicher nur in
der Umgegend von Stettin — Alt Damm und Friedland durch-
forscht wurde, zeitweise in der von Misdroy und Gartz a. 0.,
daß im Uebrigen mehr oder weniger sporadisch hei Swine-
münde, Stralsund, auf der Insel Rügen und in der ganzen
östlichen Hälfte des Gesammt - Territoriums gesammelt
worden ist.
Es wurden zum Vergleich herangezogen:
1 . Die Wiener Gegend nach den „Beiträgen zur Kenntniß
der Mikrolepidopteren-Fauna der Erzherzogthümer Oesterreich
ob und unter der Enns und Salzburg von Josef Mann, 1885.
2. Verzeichniß der Falter Schlesiens von Dr. M. F.
Wocke; II Microlepidoptera, 1874.
3. Die Lepidopteren-Fauna der Regensburger Umgegend
mit Kelheim und Wörth von Anton Schmidt.; II Microlepi-
doptera, 1886.
4- Verzeichniß Würtembergischer Kleinschmetterlinge
von Dr. W. Steudel und Dr. E. Hofmann, 1882.
5. De Vhnders van Nederland, Microlepidoptera, syste-
matisch beschreven door P. C. T. Snellen, 1882.
6. Die Kleinschmetterlinge der Mark Brandenburg von
Dr. Sorhagen, 1886.
Stctt. cnto toi. Zeit. 1891.
139
Die Zahlenvergleiche stellen sich -folgendermaßen:
Fauna :
Pyrali-
diua
Pteropho-
rina
Aluci-
Uaa
Tortri-
cina
Tiaeina
Micropte- '
rygina
SuDipia
J. Mann ....
233
41
5
396
871
11
1557
Dr. Wocke .
170
37
2
338
778
11
1336
A. Schmidt.
138
33
4
288
663
10
1136
Dr. Steudel.
124
31
5
292
665
11
1132
Snellen
130
28
1
244
507
8
918
Dr. Sorhagen
170
35
3
309
634
12
1167
Büttner und
Nachträge.
149
35
1
305
698
10
1198
In Betreff der Systematik bin ich im engsten Anschluß
an die von Büttner geM-ählte äußere Form dem Katalog von
1871 gciblgt. habe deswegen auch die zum Theil schon von
H. Dr. Wocke redigirten Abänderungen, welche sich in den
Kleinfaltern des von Heinemann'schen Werks sowohl in der
ß-eihenfolge der Unterfamilien und Gattungen wie in ihrer Ab-
grenzung unter einander vorfinden, außer Acht gelassen.
JP y 1* a 1 i «I i II a.
Asopia Tr.
34. Coslalis F. Wurde als Novität für unsrc Fauna in
einem Exemplar von Hptm. Herms Ende Juni bei Alt Damm
erbeutet. Sie war
beobachtet worden.
bisher am weitesten nördlich bei Berlin
Enflotrielia Z.
40. Flammealis S. V. Am 2. 8. 87 fing ich ein ver-
flogenes Exemplar dieser bisher bei uns noch nicht aufgefun-
denen, aber schon in der Mark häutigen Art auf der An-
schüttung am Dunzigkanal, wo weitherum keine Eichen stehen.
Hptm. Herms hat sie dann 1888 Ende Juni bis Mitte Juli
zahlreicher bei Alt Damm erbeutet.
Seoparpa Hw.
48. Zelleri Wk. Wurde auch von Hptm. Herms bei
Alt Damm Ende Juli und Anfang August gefangen.
64. Sudetica Z. War Ende Juli und Anfang August
1890 zugleich mit Gel. continuella zahlreich bei Alt Damm
in der Nähe der sog. Hammermühle zu finden. Die var.
livonica fand sieh spärlicher darunter. Die hiesigen Exem-
plare sind im Allgemeinen größer, dunkler und lebhafter ge-
Stett. entomol. Zeit. 1891.
140
zeiclmel als die Gebirgsform und vergleichen sicli am besten
mit solchen von Sylt, die ich vom verstorbenen Amtsgerichts-
rath Friedrich in Oppeln erhielt. Am mattesten und kleinsten
sind meine Exemplare von Cauterets in den Pyrenäen, welche
H, Seel)old doi-t im vergangnen Jahr gefangen hat.
Ileliotliela Cm.
78. Atra/iü Hb. Erst in diesem Jahr Mitte Juli von
Hptm. Herms als Falter an einer sonnigen und geschützten
Stelle bei Alt Damm aufgefunden. Bisher war Berlin als
der nördliehste Fundort derselben bekannt.
■; ■ Oiloittia Dup.
10(1. Dentalis S. V. Der Falter ist in unserem Faunen-
gebiet weiter verbreite! , als nach Büttners Angabe vermuthet
#erden könnte. Wir fingen ihn bei Torney neben den Schieß-
ständen auf dem ehemaligen Pionierübungsplatz: Hptm. Herms
et'hielt ihn bei Alt Damm zahlreich du.rch Zucht aus Raupen,
die Anfang Juni erwachsen in den untersten Blättern A'on
Echium vulgare brandige Blasen minirten; so namentlich an
der alten Massower Landsti-asse;
Botj^s Tr.
112. Funebris Stri'nu. (Octomaculata F.) führt Dr. Sor-
liagen in seinen ..Kleinfaltern''' ]). 17 als in Pommern vor-
kommend auf. Büttner fehlt sie, ebenso ist es uns bisher
nicht gelungen, das schöne Thier hier aufzufinden, an dessen
Vorkommen ich jedoch nicht zweifeln möchte.
113. Nifctemera'is Hb. wurde seit Büttners Zeit öfters
Ende Juni und Anfang Juli gefangen, aber nur in einem
Exemplar von Vaccinium vitis idaea erzogen. Sic kam am
ztihlreichsten 1884 bei Misdroy vor, ferner sehr lokal im
Juli 1885 bei Hohenkrug und spärlicher bei der Kellerbecker
Mühle sowie bei Podejuch hinter der Waldhalle. In einzelnen
Jahren häufiger, scheint sie im Allgemeinen doch eine seltnere
Art zu seil:.
127. Saiujiiinal/s L. Nach Büttner nur einmal in hiesiger
Gegend gefunden. Wurde auch von H. Gust. Schulz, jetzt
in Stralsund, einmal am Sandsee, sodann und zwar Ende Juni
von Hptm. Herms bei Alt Damm und 1887 und 88 von Schleich
Anfang Juli bei Misdroy am Spitzberg und am Cafeberg auf-
gefunden.
;.. i'59 Perhicidahs Rh. hat Hptm. Herms in 4 E.xcmplaren
ini Juiii bei Alt Damm gefangen.
SIctf. cntomol. Zeit. 1891.
141
180. Stac fiijdaJis Zk. -\vmde uiicli auf dem rechten
Odenifer von Hptm. Hernis bei Forstluiiis Biichliolz am Rande
der sog. Teufelswiese und am Bahvenbaeli in der Mülilen-
becker Forst den Juli liindin-eli gefangen. Im Gartzer Scln-ey
seheint die Art nieiit mehr vorzukommen, seit das von Büttner
erwähnte Elsbrueh als Viehweide benutzt wird.
1-S2. Verhafte alis S. Y. ^Yurde gleichfalls in einem
Exemplar von Hptm. Herms bei Alt Damm erbeutet. Ebenso
fiUiit sie das Samniluugsvcrzeichniß des H. Stange als bei
Friedland vorkommend auf
188. Riihifiiiialls Hb. Wieder in einem hlxemplar bei
Alt Damm von Hplm. Herms gefunden. Die Sori.agen'schea
.,KIeinschmetterlinge" eitiren die Art als in der Mark vor-
kommend, allerdings mit dem Bedenken verursachenden Zusatz
..im Mus. Moritz.'' Denn sehwerlich können Arten wie Her':* v na
alpestralis F., Botys manualis Hb., Eurvcreon aeruginalis Hb.
turbidalis Tr., sulphuralis Hb., Metasia ophialis Tr., Seirpo-
phaga praelata Se. und aehnliehe mehr von Moritz in der
Mark erbeutet worden sein.
234. Limbata L. wurde von Hptm. Herms als Zuwachs
unsrer Fauua einmal am 25. Juni bei Alt Damm gefangen,
sonst am Nördlichsten bei Berlin (Kliewer) und Potsdam (Dr.
Hinneberg).
Aeeiiti*o]tii!i$ ('urt.
292. Nlveus Olivier. Hptm. Herms fing noch am 17. 8.
1890 vier ganz reine Exemplare in seinem Garten an der
Lampe, weitab vom Dammsclien See. Auch bei Swinemünde
wurde diese Art gefangen.
Cranibu^i F.
362. IhringieUus HS. Diese sehr intermittirend auf-
tretende Art, welche zuletzt in unserm Faunengebiet 1871 ge-
fangen worden war, haben wir seitdem erst Ende Juli v. J.
(1890) wieder in einiger Zahl und zwar bei JMisdfoy und.
Alt Damm gefangen. Das schöne, sehr düster gefärbte Thier
markirt sich im Fluge leicht durch seine fast schwai'zen Unter-
flügel, fliegt nicht eben schnell, entschwindet aber gleichwohl
dem Auge leicht. Die Jagd wird hierdurch zu einer sehr
spannenden, ebenso dadurch, daß der Falter im Sitzen, wenn
man nicht die äußerste Vorsicht beobachtet, sich bei Annäherung-
leicht fallen läßt, dann auf dem Rücken liegend im Haidekraut
Ibrtsehnellt und wenn überhaupt noch, kaum jemals un-
verletzt erlangt wird. — Wir haben versucht, eine größere
Zahl befruchteter Eier in einer Kiste mit ausgeschnittenem
Haideboden von der einen Fangstelle zur Entwickelung zu
fielt, entcmo!. Zeit. 1S91.
142
bringen. Bis Anfang Juli d. J. hat sich nocli kein Resultat
ergeben. Hptm. Herms erwähnt noch, daß der aiifgeseheuchte
Falter sieh gegen die Gewohnheit der Crambiden mit Vorliebe
an Banmstämme setze und dann vermöge seiner Barbung an
ihnen kaum zu entdecken sei.
332. Nen)ore//us Hb. wurde in einem Exemplar Ende
Juni von Hptm. Herms bei Alt Damm erbeutet.
342. FaheUus S. V., bisher hier sehr vereinzelt gefaDgen,
wurde von uns aus einem alten Rohrdach auf dem ehemaligen
Pionierübungsplatz bei Torney, Anfang August 1890 in Mehr-
zahl erzogen und gleichzeitig mit verspäteten Exemplaren der
Gel. fumatella Dgi. und Bryotr. domestica Hw. gefangen.
380. Contaminellus Hb. wurde bisher nur in 2 Exemplaren
Ende Juli an der Massower Landstrasse von Hptm. Herms
erbeutet.
382. Genkuleus Hw. wird von H. Stange als bei Friedland
vorkommend aufgeführt, wie auch Sorhagen bestätigt. Sonst
sind Hannover, Braunschweig und Schlesien seine nördlichsten
Fundterrains.
IVeplio|itei*yx Z.
438. Argyrella S. V. Wurde sicher von uns in früheren
Jahren in hiesiger Gegend gefunden, doch vermag ich nicht
mehr anzugeben, wann und wo? —
myelois Z.
573. Ceraloniae Z. Mehrfach aus Johannisbrodfrüchten
erzogen und in einem besonders großen Sf am Fenster einer
Delikateßwaarenhandlung sitzend gefangen.
Eusopitera Z.
598. Tercbvella. Zk. Diese von Büttner nicht aufgeführte
Art besitze ich in mehreren hiesigen, von Zeller im Februar
1872 erzogenen Exemplaren. Bei Berlin und Potsdam ist sie
keine Seltenheit.
HonioeoHOina Curt.
618. CrelaceUa Roessl. (-== senecionis A^augh. Vergj.
Eppelshm. Stett. e. Z. 1890 p. 54), wui-de auch in hiesiger
Gegend gefangen und von H. Stange bei Friedland erzogen.
Ebenso kommt ihre var. saxkola Vauffh. dort wie hier vor.
619. Bvmerel/a E.h.^ von Büttner niclit aufgeführt ; wurde
bei Stettin und Misdrov mehrfach als Falter erbeutet.
634a. Kühniella Z. In schädlicher Menge vor einigen
Jahren in Alt-Damm aus Mehlvorräthen erzogen. An anderen
Lokalitäten unsres Wissens noch nicht aufgefunden.
SteU. entomol. Zeit. 1891.
143
T o F t r i c i II a.
Teras Tr.
Schon Zeller macht darauf aufmerksam, daß die Teras
arten neutrius generis aufgeführt werden müssen. Dieselben
besitzen nach unsern Erfahrungen eine Eigenthümlichkeit, die
sie von den anderen Tortricinen unterscheidet. Man kann es
namentlich bei der zweiten Generation erleben, daß Arten wie
T. maccanum , lipsianum und rufanuni au einem schönen
Späth erbsttage reichlich fliegen, während am nächstfolgenden
auf der gleichen Fundstelle und unter anscheinend ganz gleichen
Witterungsbedingungen kaum ein einziges Exemplar zu linden ist.
651. Jjmhranum Hb. Von dieser wohl überall recht seltenen
Art klopfte Schleich am 14. 11. 1886, also sehr spät, ein
tadellos frisches Exemplar aus gemischten Weiden- und Erlen-
büschen des feuchten Bruchs zwischen dem Forsthaus Wussow
und dem Glambecksee zugleich mit einigen interessanten
Varietäten von T. hastianum. Wir glauben bemerkt zu liaben,
daß bei den stark variirenden Teras-Arten die spätest erscheinen-
den Exemplare fast immer die schönsten Varietäten liefern.
• — Beiläufig erscheint es kaum durchführbar, bei Arten
wie hastianum die verschiedenen Varietäten mit Namen aus-
einander zu halten, weil sie sämmtlich mit den schönsten
Färbungs- und Zeichnungs-Combinationen und Permutationen
in einander übergehen. Ueberdies haben Hübner, Wood,
Herrich-Schäffer, Fischer von Roeslerstamm u. s. w. sich bei
der Auswahl der abzubildenden bezw. von ihnen benannten
Exemplare augenscheinlich nicht an den Grundsatz gebunden,
nur die besonders oder einigermaßen Constanten Formen
festzuhalten. Die älteren dieser Autoren hatten nicht einmal
eine Vorstellung davon, daß die verschiedenen von ihnen
gelieferten Abbildungen nur Varietäten desselben Thieres
repräsentirten, sondern hielten sie sämmtlich für gleichberechtigte
Arten. So ist denn durch diese Namengebung weitaus mehr
Unheil d. h. Verwirrung gestiftet worden, als dadurch Klarheit
geboten würde. Ich bekenne offen, daß ich nicht zu sagen
vermag, welche hastianum-Form als die Linuesche Grundform
anzusehen sei. Dr. Wocke charakterisirt dieselbe in seinen
„Faltern Schlesiens"' nicht, während er es bei cristanum
gethan hat.
6.53. Abietanam Hb. Hptm. Herms hat bei Alt-Damm
von Weiden ein Thier erzogen, welches ich nach Maaßgabe
der vorhandenen abstehenden Vorderrandschuppen für diese
Art ansehe. Ich bemerke jedoch, daß ich nach meinen etwa
Stett. entomol. Zeit. 1891.
144
80 SammliingsexempUireii des T. liastianiim auch dieses einzig
füi- sicher angesehene Unterscheidungsmerkmal beider Arten
nicht constant finden kann. Es finden sicli einzelne hastianum
Exemplare mit solchen Schuppen in verschiedener Länge
ebenso haben wir unter hastianum fast alle von F. von Roes-
lerstamm abgebildeten abietanum-Formen. Snellen Vlind.
p. 173 Anm. 1 sagt: ..Zoo kan umbrana Hl), wel eene
varietcit zijn von liastiana, en ahietana eveneens.^- Umbranum
glaube icli nach Zeichnungsanlage und Flügelschnitt als
besondere Art unlerscheiden zu können, gebe aber zu, da&
einzelne Exemplare sein- wohl stutzig machen können.
665. Niveanwn F. H. Disque theilt über die Lebensweise
dieses Teras zur Veröffentlichung Folgendes mit:
..Obwohl man als sicher annehmen durfte, daß die Raupe
dieser Art auf Birken lebt, so war sie doch l)isher kaum be-
kannt. Ein glücklicher Zufall ließ mich Anfang April J890
ein überwintertes aber noch sehr gut erhaltenes $ von einer
Hirke schütteln, das ich für einen Zuchtversuch mitnahm.
Nach zwei Tagen lieferte es, in ein Grlas mit einem Birken-
zweig gestellt, 12 auf die Blätter zerstreut gelegte Eier. Am
1. 5. krochen die Raupen aus und gediehen derart, daß sie
am 28. 5. erwachsen waren. Sie leben entweder zwischen
zwei aufeinander gelegten Blättern oder in einem umgeschlagenen
Blattrand und fressen nur das Blattgrün. Verpuppung innerhalb
der Wohnung.
Die Raupe ist gelblich-weiß mit durchscheinend-grünem
Rückengefäß, auf jedem Ring vier kleine Wärzchen von der
Körperfarbe. Kopf und hellgetheiltes Nackenschild schwarz,
letzteres nach vorn etwas heller; Afterklappe von der Körper-
farbe. Krallenfüße schwarz.'-'
666. Eoscidaniim Hl). Der Sammlungskatalog des H.
Stange bezeichnet diese an Zitterpappeln vorkommende Art
als bei Friedland gefunden. Sorhagen führt sie für Berlin und
Havelland auf. Der Falter soll besonders aus den oberen
Zweigen mittelgroßer Bäume im September durch Klopfen
zu erlangen sein. Ich zweifle nicht, daß er auch in unserer
Gegend auf dem Julo und bei Alt Damm, wo sich noch
größere Bestände von Populus tremula finden, wird auf-
gefunden werden.
671. Rufanw» S. V. Büttner hat Unrecht, wenn er die
Flugzeit dieser Art nur auf Ende October verlegt. Sie
wurde, wenn auch spärlich, seit seiner Zeit, schon Anfang
October von H. Gust. Schulz-Stralsund gefangen. Ich besitze
ferner ein bei Berlin schon am !(>. 9. 1889 in der Jungfern-
Stett. entomol. Zeit. 1801.
145
Iiaide gefangenes Exemplar, sowie überwinterte uns der Lieben-
seele bei Misdroy vom 2. 4. 85. Hptm. Herms fing das Thier
vereinzelt in der Miihlenbecker Forst.
fi78a. Cnmariaiuiii) Z. Snellen, Vlind. p. 188, 189 ver-
einigt unter Schalleriana L. als deren Varietäten außer com-
parana Hb. auch eotnäriana Z. und proteana Hb. Ich hätte
hiergegen nichts einzuwenden, wenn mir jemals unter den
hier gefundenen Schalleriahum-Exemplaren eines vorgekommen
wäre, welches der kurzgesprochen .,zeichnungslosen" Form
comarianum Z. entspräche, wenn ferner comaiianum nicht bei
uns eine lokal sehr häufige, Schallerianum dagegen eine ziem-
lioh seltne Art wäre, von der wir nur die Herbstgeneration,
nicht auch die erste kennen. Schallerianum ist bei uns durch-
schnittlich halbmal so groß als comarianum und bietet auch
andere Zeichnungs- und Variabilitätsformen. Immerhin könnte
aber die Aon Snellen vorgenommene Zusammenziehung nach
einem zahlreicheren Zuchtmaterial von Schallerianum sich als
berechtigt herausstellen.
678. SekisamimKh. wurde hier mehrfach mit (juercinanum
und ferruganum von Eichen und Birken erzogen. Ich glaube,
daß Snellen Vlind. p. 184 mit Recht lithargyranum HS. und
selasanum HS. mit ferruganum S. V. vereinigt. Ich besitze
Uebergänge aller drei Arten. Quercinanum dagegen, welche
wir liier in zwei Generationen, Anfang Juli und im Herbst
finden, ist eine eigene Art.
Torti'i!«^ Tr.
(i86. Podana Sc. var. Sauberiana Sorh. Gleichzeitig mit
der Raupe von Prays Curtisellus nahmen wir Ende Mai, Anfang-
Juni d. J. von Fraxinus excelsior aus dem Wäldchen südlich
des Güterbahnhofs von Stettin verschiedene Wicklerraupen mit,
welche uns Ende Juni neben gewöhnlich gefärbten T. ribeana
ausschließlich die prachtvolle var. Sauberiana in violettschwarz-
brauner Färbung lieferten. Bemerkens werth erscheint e.s, daß
diese sehr gleichmäßigen Varietätsexemplare seither ausschließ-
lich von Syringa vulgaris (Sauber in Hamburg) und Fraxinus
excelsior, also zwei unter sich nahe verwandten Pflanzen aus
der Gruppe der Oleaceen erzielt wurden. Uebergänge zu dieser
sehr dunklen Varietät fing Schleich 1889 und" 1890 bei
Misdroy, doch erreichen sie nicht den fast schwai'zen Ton
der Sauberiana. —
Als Curiosum sei noch die ganz abnorme Lebenszähigkeit
der erzogenen Thiere, namentlich der $$ erwähnt. Mit
Stett. entomol. Zeit. 1891.
146
Schwefeläther betäubt und mit vergifteter Nadel (lOPjoge
Arseniklösung) gespießt, lebten dieselben noch 5 — 6 Tage auf
den Spannbrettern, lockerten zum Theil die sehr festen Spann-
streifen von Pausseleinwand, allerdings auf dickem Kork-
belag und M-iderstanden erneuten Aetherbetäubungen, so daß
nur übrig blieb, zum Chloroform zu greifen. Fast alle Ex* m-
plare zeigten denn auch mehr oder minder erhebliche A'er-
letzungen der Flügel durch das Reiben an den Spannstreiien.
689. Crataeparm Hb. ist bei uns eine seltene Art. Sie
wurde am 20. 6. 84 in einem Exemplar bei Misdroy und
Anfang Juli von Hptm. Herms bei Alt Damm erzogen. Auch
für Friedland finde ich sie notirt. In Süddeutschland ist die
Art keineswegs selten.
702. TJumetana Tr. führt H. Stange, Stett. e. Z. 1882
p. 517 ohne nähere Angabe als bei Friedland vorkommend
auf Bei ims wurde sie bisher nicht aufgefunden.
713. Unifasciava Dup. war im Juli 1887 als Falter an
einer Ligusterhecke bei Kalkofen (Insel Wollin) keine Selten-
heit. Auch bei Alt Damm hat H. Hptm. Herms sie wieder-
holt Anfang Juli erhallen. Die hiesigen $$ zeigen zum Theil
eine sehr dunkle, fast schwarzbraune Färbung.
719. Po/« to»a Hw., die Büttner 1876 in zwei (lenerationen
sehr zahlreich bei Carolinenhorst gefunden hat, wurde von
uns noch nicht wieder aufgefunden, trotzdem wir alljährlich
gerade ihretwegen das genannte Terrain aufsuchten. Letzteres
scheint in Folge allmähligen Austrocknens der früher feuchten
Torflager von Jahr zu Jahr sich in seiner Bedeutung für die
Entomologie zu entwerthen. Auch andere dort ehemals häufige
Arten z. B. Serie, metallicana, Phthor. motacillana, Trichopt.
paludum sind neuerdings so gut wie verschwunden.
Nachträglich theilt Hptm. Herms mir mit, daß er Anfang
Juli von Vaccinium vitis idaea aus der Stutthofer Forst bei
Alt Damm ein Exemplar erzogen habe.
724. Oxyacanihana HS. Je ein Exemplar dieser seltnen,
vielleicht aber auch öfters als Sciaph. Wahlbomiana-Varietät
verkannten Art ist mir aus hiesiger Gegend bekannt, das
eine von Hptm. Herms bei Alt Damm gefangen, das andere
am 3. 7. 89 aus einer unbeachteten Raupe von Kalkofen
(Insel Wollin) erzogen. Ich besitze sonst nur ein Mann'sches
Exemplar aus Istrien.
738. Vihurmana F. Bei uns anscheinend selten und wenig
verbreitet. Meine beiden Pommerschen Exemplare wurden
Mitte Juli 1885 von Schleich auf der Insel Wollin bei Warnow
und bei Mokratz gefangen. Hptni. Herms hat den Wickler
stett. entomol. Zeit. 1891.
147
Ende Juni aus Lotus corniculatus vom Damm der Eisenbahn
Alt Damm-Stargard erzogen. Sie machte sich durch Zu-
sammenballen der Blätter kenntlich.
763. Prodroinana Hb. Wir haben den hier seltenen
Falter in einigen wenigen Exemplaren durch Zucht, angebhch
von Salix und aus Umbelliferen-Samen, erhalten. Ich m()chte
die Raupe eher an niederen Pflanzen z. B. Hieracium, Potentilla
vermutlien. Am 6. 4. 90 fingen Schleich und ich je ein ,^
nördlich der Wasserheilanstalt Eckerberg auf dürrem Sand-
boden, ersterer ein q am 7. 5. 91 bei Carolinenhorst, Hptm.
Herms erhielt ihn bei Alt Damm, H. Stange bei Friedland.
Sciaphila Tr.
779. Chrysanthearia Dup., die Büttner vermutlilich nur
nicht als eigne Art von Wahlbomiana L. unterschieden hat,
wurde von uns an verschiedenen Lokalitäten um den ersten
Juli alljährlich gefangen und erzogen.
Olindia Gn.
793. Hybridana Hh. va,v. Albu/anaTv. führt das Staiigesche
Verzeichniß als bei Friedland vorkommend auf. Sorhagen
besitzt ein märkisches Exemplar. Ich möchte das in Süd-
deutschland häufigere Thier mit von Heineniann als eigene
Art ansehn, da mir Uebergünge zur angeblichen Stammform
nicht bekannt sind, so wenig wie das Vorkommen beider neben
oder unter einander.
C«9neliylis Tr.
852. Hartmanniana Cl. Da die Art hier auf dem Julo,
bei Bergquell und an andern Orten im Mai und Juni keinen-
falls selten ist, kann ich nur annehmen, daß Büttner ver-
gessen hat, sie aufzuführen.
859. Sanguinana Tr. Stange führt diese auch in der
Mark (Sorhgn.) auf Torfwiesen vorkommende Art als seinem
Gebiet angehörig auf. Die Raupe lebt nach Treitschke im
Juli im Stengel von Eryngium campestre. Dasselbe gilt für
860. Frand'Iana F. Beide Arten fehlen in unsrer Gegend.
884. Roseana Hw. Der schöne Falter wurde neuerdings
von Schleich alljährlich Mitte JuH an einer beschränkten Stelle
bei Misdroy am Fuß des Kafeberges nahe dem Strande ge-
fangen. Dipsacus silvestris wächst dort nicht, dagegen Linaria,
welche außerdem noch als Nährpflanze aufgeführt wird.
89 L Mussehliana Tr. tritt bei uns immer nur spärlich
auf, während sie nach Stange (Stett. e. Z. 1882 p. 513), der
sie aus Samen von Pedicularis erzog, bei Friedland in zwei
Generationen häufig ist. —
Sfett. entomol. Zeit. 1891.
148
81)3. Matn/iaiia F. K. Hi)tin. Herms giebt bei Alt Damm
Ende Mai und Ani'ang September als Flugzeit für diese von
Büttner nicht autgeiührte, narh Sorliagen in Norddeutsoiiland
weitverbreitete Art an.
895. GUvkomana Z. wurde Ende Juni bis Mitte Jiüi
von H])tm. Herms aus Solidago virgaurea von der Finkcu-
walder Hfilie erzogen.
Phtlieocliroa Stph.
1)1(1. Soda/iidia Hw. (Amandana HS.) Hittm. Herms hat
das piachl volle Thier einmal am 2. 5. 85 aus einer unbeaehteten
Rau})e erzogen. Die Raupe soll nach enghsehen Angaben an
Rhaninus eathartica lel)en. An einer Hecke dieses Strauches
ling H. Dr. Hinneberg den Falter in Mehi'zahl bei Potsdam.
Er kommt nach Teich am Nürdliehslen bei Riga vor. Nach
einer mündlichen Mitlheilung von H. von Hedemann ting der-
."-elbe am 29. ß. 91 ein nicht mehr reines Exemplar an einem
Heckenzaun bei Swinemünde. —
Retinia (ni.
914. Piiiiaini HS. lührt llptm. Herms in seinem Samm-
lungsverzeichniß als von ihm Ende Mai, Anfang Juni bei
Alt Damm gefangen auf. Auf dem linken Oderuler haben wir
die Art 80 wenig wie anders wo im Faunengebiet aufgefunden.
917. Vosticana Z., eine mir in natura nocli unbekannte
Art, wird von H. Stange uls bei Friedland vorkommend
aufgeführt.
Pc'ntliiMa l'r.
920. tichreheriaiia L.. welche nach Zeller (Yerh. Z. b.
G. 187v> p. 265; Anm.) nicht zu Penthina geluirt, wurde von
Schleich in einem geringen Exemplai'e vor Jah)'en auf dem
Mölln gefangen. In Schlesien scheint sie nicht gerade selten
zu sein.
940 — 48. Unsere Beobachtnngen aus den letzten Jahren
zeigen wesentlich andere Resultate als die Büttnersehen:
Roseoinacuiivia HS. tritt bei un^ sehr lokal und keinenialls
häulig auf, Avurbe auch von den außer Pyrola minor ange-
liihrten Arten, sowie von Pyrola uniflora bei Carolinenhorst
(nach einer Notiz von H. Gust. Schulz-Stralsund) erzogen.
Hptm. Herms fand sie in der Forst am Wege, zwischen Dorf
Hohenkrug und der gleichnamigen Eisenbahnstation.
Lediana L. können wir nur als eine hier seltnere Art
bezeichnen. Auch ist die Zucht dadurch sehr erschwert, daß
Stcit. cntomol. Zeit. 1891.
149
(lio in ziij^ammeiigeöponnenen Lcdum-öpilzen gefundenen, ^-elu-
lebliat'leu Puppen sich beim Tiunsporl und in den Zuelit kästen
leicht aus ihrem Lager herauswinden und dann regelmäßig zu
Grimde gehen.
Pijrohuia WU. chigegen ist neuerding.,- als av eilverbreitet
und als die häuligste der drei Arten constutirt Avordeu, so
namentlich bei Misdrov, Alt Damm, Carolinenhorst. Man
findet von ihr wie von roseomaculana die erwachsene Raupe
vorwiegend in schotenförmigen Blattdüten unter der Pflanze
am Boden liegend. Wie es scheint, nagt die Raupe selbst
das bewohnte Blatt am Stiel von der Pflanze ab.
97!'. ßoisd/ira/iana Dup. führe ich auf die Autorität
von Heinemann hin (II. 1 p. 120) als unserer Fauna zugehörig
auf. Er sagt 1. c. ..Pommei'n : Ende Juni: die Raupe
vermutldich auf Pinus abies." Weder Büttner noch uns kam
dieselbe bisher voi'.
9SH. Lnciva(fuini Z.. von Büttner nicht aidgeführt wurde
von Hptm. HeruT^ und uns von Anfang Juli bis Ende August
gefangen.
990. F/aripa/pana HS., als Art von Snellen Vlind. ]>. 289
Avohl mit Recht angezweifelt, wird auch bei uns mit cespitana
zusammen auf besonders trocknen Terrains gelangen. Cespi-
tana ist nach meinen Beobachtungen eine stark variirende
Art; ihre Variabilitätsformen scheinen durch die Beschali'enheit
der Lokalität bedingt zu sein.
991. Bifuyciuiui Tr. haben wir außer am Sandsee
(Büttner) noch bei Misdrov sowie neuerdings am Glambeck
und in einiger Anzahl am 6. 7. !)1 bei Alt-Damm gefaiv-ien.
Bei Cannes wurde die Art von H. Constant in Exemjdaren,
die von den hiesigen nicht abwciclien, von Pinus pinaster
erzogen. Auch bei Eriedland kommt sie vor.
991a. iJisso/ulaiia Stange. Diese V(jn Zeller benannte,
jedoch erst von Stange, Stett. e. Z. 1886 p. 282 beschriebene
Art ting Schleich 1885 um den 1. Juli in 3 Ex. bei Misdrov
in der Liebenseele; sie kam sonst noch l)ei Alt-Damm und
Friedland vor, scheint aber weitverbi-eilet zu sein, da sie auch
bei Riga von H. Teich gefangen wurde.
999. llercyniana Tr, wurde von Hptm. Herms im
Dohrn'sehen Park in Hökendorf in der Tannenschonung am
Bach zwischen Unter- und Mittelmühle Anfang Juni w'ieder
aufgefunden.
Apltelia iStepli.
10 11. Furfnmna Hw. fing Schleich am 5. 7. 69 bei
Stett. eulomol. Zeit. 1891.
150
Wollin und 1884 bei Misdroy in je einem Exemplar, Hptm.
Herms erzog 1 $ aus einer unbeachteten Rpe bei Alt-Damm.
Sie lebt nach Sorhagen in Juncus glomeratus und Scirpus
lacustris. Lanceolana erhielten wir aus diesen sowie aus
Carex riparia-Stielen.
Cynioloinia Ld.
1026. Hartif/iana Rtzbg. Den Falter der schönen und
ziemlich variablen Art fingen wir Ende Juni, Anfang Juli
1800 in Finkenwalde in Mehrzahl an einer vernachlässigten
Gartenhecke von Rothtannen, die auch sonst noch manches
Interessante geliefert hat. Im Mai 1891 klopfte Schleich
ebenda eine Raupe, welche am 21. 6. den Falter lieferte.
Eecoiisiis Z. (rect. £x.artenia Clem. Z )
1027. Lalifasc-ana Hw. Schleich konnte die Angabe
von A. Schmidt bestätigen, wonach die Raupe in röhrenförmigen
Gängen zwischen Baummoos lebt. Er fand bei Misdroy im
Juni 1889 au einem Buchenstamm einen aus dem Moos her-
vorragenden, etwa 1 cm langen, von feinen Moospartikeln
gefertigten Sack angesponnen, der äußerlich große Aehnlich-
keit mit dem der Talaeporien hat. Am 3. 7. 89 erschien
daraus der Falter. Diese Art hat jedenfalls eme große Ver-
breitung, wird aber nirgendwo besonders häufig sein. Ich
besitze 5 selbstgefangene Exemplare aus der Umgegend von
Rastatt, eines von Pegli bei Genua. Sie kommt auch bei
Friedland vor.
CrrasBliolitlia Tr.
1048. Aemulana Schi, fand Hptm. Herms als Falter Mitte
Juli außerordentlich häufig auf der Finkenwalder Hr)he um
Solidago virgaurea.
1064. Nigricann HS. Bei Stettin von uns bisher noch
nicht aufgefunden. H. Stange fing und erzog sie im Juni
und Juli bei Friedland von Weißtannen.
1067. Proximana HS. Weitverbreitet, aber wohl oft
mit der gemeinen tedella Cl. verwechselt, wurde diese Art
von mir u. A. im Mai und Juni 1885 bei Eberswalde, aber
noch nicht in hiesiger Nähe gefunden. Dagegen findet sie sich
gleichfalls bei Friedland.
1090. Rosaecolana Dbld. hat Hptm. Herms bei Alt Damm
Anfang August durch Fang erhalten.
1121. Incana Z., von Büttner nicht aufgeführt, haben
wir an verschiedenen Lokalitäten als Falter und Raupe auf-
Stett. entomol. Zeit. 1891.
151
L;efunclen, so namentlich auf den Schvvalbenbergen bei Gartz a.O.,
auf dem ehem. Pionierübun2,splatz bei Torney und bei Rosen-
garten südlieh der Chaussee Alt Damra-Stavgard, vor dem
genannten Dorf.
1139. Syi-cedana S. V., welche Büttner kurz als von
mir vor vielen Jahren gefunden bezeichnet, wurde neuer-
dings alljährlich bei Finkenwalde, in der Warsower Vorhaide
und namenthch nicht selten bei Nemitz in und bei der dortigen
Kirschenplantage gefangen. Die Raupe wird auf diesen Fund-
plätzen in den unreifen Schoten von Sarothamnus scoparius,
am zweitgenannten Ort vielleicht auch in denen von Genista
pilosa zu suchen sein.
1142. Servillana Dup., die Büttner mit der kurzen Notiz
,,bei Tantow im Juni gefangen (Hering)'' versieht, ist hier
auch sonst weitverbreitet und keinenfalls eine besondere
Seltenheit. Die Raupe macht in den letztjährigen Zweigen von
Salix caprea leichte Anschwellungen, in welchen sie sich
zur Puppe verwandelt. Sie war bei Alt Damm in den
Weidenanpflanzungen beiderseits der Eisenbahn nach Stargard
in den letzten Jahren zahlreich vorhanden. Auch auf dem
Mölln, der Anschüttung am Dunzig-Kanal und auf der grünen
Wiese wurde sie von uns gefunden. Die im April einge-
8ammelten Anschwellungen lieferten den Mai hindurch den
dann auch im Freien gefangenen Falter.
1144. Sfrohilelia L. haben wir nach Büttners Zeit aus
Zapfen von Tannen wiederholt bei Stettin und Alt Damm
erzogen.
115(1. Cosmop/iorana Tr. Erst in diesem Frühhng
wurde die hier an verschiedenen Orten gefundene aber nicht
häufige Art in einiger Anzahl erzogen. Sie lebt in den vor-
jährigen Harzgallen der Ret. resinella. Die bewohnten Gallen
machen sich dem geübten Auge durch ihr gesundes Aussehen
kenntlich. Sie werden am Besten Ende März und Anfang
April eingesammelt; die frischen Wohnungen der Retinia be-
finden sich dann noch in einem Entwicklungsstadium, welches
garnicht an die spätere Form (Ende Mai und Juni) ei'innert;
sie charakterisiren sich so als ein schwacher weißlich grauer
Harzaustluß, der meist neben dem frischen Trieb liegt. Es
ist daher leicht gemacht, die vorjährigen von den neuen Gallen
zu unterscheiden. Bei der Zimmerzucht erscheinen die Falter
gut um 14 Tage früher, als im Freien. Dieselben erreichen
oft kaum die Größe mittlerer Elachisten und sind selbst im
Zuchtgefäß schwer zu entdecken, lassen sich auch beim Be-
rühren ihres Ruheplatzes gern fallen und erschweren damit
Stett. entomol. Zeit. 1S91, Jl J[
152
sehr das Einlaimcn. Diesem Eigensehaften mögen die Ursuclio
sein, daß das Thier eine anscheinend nicht erliebhche Ver-
breitimg hat.
1151. Coniferai/a Ktzbg. Wird von uns alljährhcli in
einzehien Exemplaren von Mitte Jnni bis naeli Mitte Juli bei
Misdrov-, AU Damm und am Glambecksee aus jungen Kiefern
gekloplt. Bisher ist es nicht gehingen, an den Fundorten des
Faltei's die Raupe aufzutinden, welche in dem Rindenbast der
Kiefern leben soll.
1157. Rußlana Wlk. (niclit Wk., wie Büttner schreibt)
war schon während meiner ersten Sammelperiode, etwa
1859 — 1S62 als Falter auf dem jetzt in Gemüsegärten ver-
wandelten Thcil der grünen Wiese, östlich der Chausse naeli
Bredow, keine Seltenheit. Neuerdings erliielten wir ihn zahl-
reicher von der Aufschüttung am Danzig-Canal aus Peucedanum-
Samen, welchen die Raupe, ähnlich wie die von C. dipoltella
die Achilleaköpfe, röhrenförmig zusammenspinnt. Die im
September und October eingesammelten Raupen lieferten erst
Ende Juni die Falter. — H. Stange theilte mir von Friedland
Exemplare mit, welche noch im gleichen Jahr im October
erzogen Maaren.
IIGO. .4'^m)?a F., nach Büttner nur bei Meilen in Hinter-
pommern autgefunden, wurde neuerdings von Hptm. Herms
auch bei Alt Damm in der Nähe der sog. Hammermühle,
sehr lokal aber nicht selten Ende Juli und Anfang August
gefangen. Der Falter sitzt auf den Umbelliferenblüthen und
schwärmt gegen Sonnenuntergang mit Vorliebe um den Spitzen-
zweigen jüngerer Elsenbäume. Bei uns scheint die var. aunui-
ticu/n Koll. häufiger als die Grundform zu sein. Auch bei
Friedland wtii'den Iseide Formen von H. Stange gefunden.
C»r|>4»4'ii|>sa Tr.
1172. Lcyuminuna Z. Ende August einmal von lli)lni.
Herms bei Alt Damm gefangen.
1174. Orobaiui Tr. wurde von Hptni. Herms Anfang-
Juli bei Alt Damm gefangen.
1182 Grnssana Hw. Nach Eppelsheim's auf zahli-eiche
Zuchtergebnisse begründeten Beobachtungen ist grossana nicht
von der bei Dürkheim zahlreich in den Früchten der Edel-
kastanie lebenden Reaumurana Hein, zu trennen. Auch nach
hiesigen Beobachtungen kann ich bestätigen, daß wir unter
grossana einzelne Exemplare erhielten, die von Reaumurann,
nicht zu trennen sind. Reaumurana wird daher kaum anders,
denn als var. bestehen bleiben können
SfeU. eatomol. Zeit. 1S91.
Pliiltoi'ohlastiH L<1.
1187. Fmbriand Hw. wurde neuerdings von H. Stang'e
bei Friedland erzogen; ich besitze 1 Exemplar dorther mit
dem Zuchtvermerk 25. 1. 90. Die Karlsruher Sammler
zoüeu das Thier früher zahlreicher aus morschen Zweigen alter
Eichen, die nach Stürmen im Februar und März abgebrochen
unter den Bäumen lasen.
1189a. Tomima Z. Tijdsch. 1868 p. 8.^). Snell. Vlind.
p. 37J>. — - Am 3. 6. 88 llng ich am Ostrand der Warsowef
Yorhaide, eben im BegritV mit Schleich aus dem Wagen zu
steigen, noch in demselben, ein Exemplar eines recht
unsclu'inharen Wicklers, den ich im ersten Augenblick für
Gr. funei)rana hielt: nui- wollte mir das Terrain, auf dem es
weit und breit keine Ptlaumenbäume oder Schlehen giebt, so
wenig wie die Erscheinungszeit zu dieser Art passen. Die
genauere Untersuchung ergab denn auch, daß das Thier durchaus
mit der Snellen'schen Beschreibung der Zeller'schen Art über-
einkommt, in welcher die scheinbare Verwandtschaft mit
funebrana er-wähnt wird.
1194. Ju/iana Ciui. H. Dr. Sorhagen unterscheidet in seinen
vortretriichen ..Kleinschmetterlingen''' nimbana HS. als beson-
dere Art. während der Wke'sche Katalog letzteren Namen bei
juliana als Synonj-m aufführt. Eine Begründung dieses Ver-
fahrens wird nicht geboten, was um so mehr bedauert werden
kann, als auch sonst in dieser Gattung einige Unklarheiten über die
ihr angehörigen Arten bestehen. — Ein unbezetteltes Exemplar
der Art aus hiesiger Gegend befindet sich in meiner Samm-
lung, weswegen ich außer Stande bin, weitere Angaben hinzu-
zufügen. Dagegen hat Hptm. Herms sie Anfang Mai bei
Alt Damm und Anfang Juni v. J. auf der Insel Rügen gefangen.
119.5. MotacUltwa Z. In Betreff dieser Art scheint bei
uns die gleiche Erfahrung Gi-ltigkeit zu haben, welche Dr'.
Sorhagen p. 123 seines W^erks von Phtli. argyrana Hb. mit-
theilt. Büttner sagt: .,in manchen Jahren nicht selten fliegend. "•'
Wir haben nun seit Anfang der 80er Jahre noch keines erlebt,
in welchem von- uns trotz alljährlicher eifriger Suche auch
nur ein Exemplar des schrmen Thiers an den Carolinenhorster
Birken gefunden wäre.
1200. Populana F. Büttner's Bemerkung: ,,in nächster
Nähe noch nicht beobachtet 'S ist nicht mehr zutreffend. Wir
fangen das Thier alljährlich Ende August, Anfang September
bei Alt Damm auf den nordwestlich der Stadt am Damm'-
schen See liegenden Wiesen. An windstillen Abenden sitzt
der Falter dann zahlreich ganz still auf den Blättern der Salix
Stett. enloraol. Zeit. 1S91. -tl*
154
caprea-Büscbe und läßt sich so bei einiger Vorsielit direkt
mit dem Glase ablangen. Die Angabe, daß die Raupe auch
an Prunus spinosa lebe, dürfte auf einer Verwechslung mit
Phth. spiniana beruhen. Auch Quercus und Eupatoria canna-
binum erscheinen unwahrscheinlich.
1204. Trauniana S. V. Büttner bemerkt, daß diese Art
hier bisher nicht gefunden sei, von welcher A. HofTmann in
unsrer Zeitung 18<S5 p. 310 ausführhch die Lebensweise mit-
theilt. Ich glaube, daß wir dies Thier so wenig wie etwa
Grac. semifascia Hw. in hiesiger Gegend erwarten dürfen, weil
die Nährpflanze, Acer campestris bei uns nur äußerst si)ärlich
als Gartenstrauch, wild wachsend aber meines Wissens über-
haupt nicht vorkommt.
1208. 6fen??a/-ö??a (Germmana) Hb., von Büttner noch nicht,
dagegen von Plötz in Neuvorpommern und von Stange bei
Friedland aufgefunden, erhielt ich am 29. 5. und 1. 6. 91 in
4 Exemplaren an der Fundstelle von Cymol. Hartigiana durch
Beklopfen junger Pflaumenbäume; in deren Früchten nach
A. Schmid im September die Raupe leben soll.
1208a. Äurandana Stgr. Berl. e. Z. 1870 p. 286. Snell.
Tijdsch. 1879 p. 129. Id. VI. p. 379. V\^ir verdanken die
Entdeckung dieser schönen und interessanten Art in unserm
Faunengebiet H. Hptm. Herms. Derselbe erhielt den Falter
Mitte Juli 1890 in einiger Anzahl aus Bäumen des Blutahorn
(Acer pseudoplatanus var. purpurea) in einer Allee, welche
auf der Besitzung unsres Vereinspräses in Hökendorf aus dem
Park in den Buchenwald führt. Der Fang wurde dadurch
sehr erschwert, daß der Falter sieh nur an den oberen Zweigen
der etwa 25 — 30 Jahr alten Bäume aufhält, durch Steinwürfe
aufgescheucht, im Herabtliegen leicht dem Auge entschwindet
und im Grase sich so verbirgt, daß er nicht wieder auf-
gefunden werden kann.
Die Raupe glaubten wir an denselben Bäumen nach Ende
September v. J. in größerer Zahl in den Flügelfrüchten entdeckt
zu haben. Leider ergaben dieselben aber nur Phth. regiana,
merkwürdiger Weise aber erst etwa« 4 Wochen später, als
aus Gespinnsten, die hier bei Stettin wie alljährlich unter der
Rinde gewöhnlicher Ahornbäume gefunden waren. Verinuth-
lich lebt danach die aurantiana-Raupe nicht in den Flügel-
früchten, sondern etwa in jungen Trieben.
Steganoptyclia HS.
1213. Neglectana Dup., von Büttner nicht aufgeführt,
kommt sowohl bei Friedland als auch in hiesiger Gegend vor.
Snellen will sie nicht als eigne Art gelten lassen (Vlind.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
155
pag. 323, 324) so wenig als alnetana Gn., i-ccoiiditana HS:
und obscurefasciana Hein., die er sämnitlicli mit incarnana
H\v. vereinigt.
1216. Simp/ana FR. eine wohl überall seltne Art. erzog
ich am 1. 5. 1884 aus einer überwinterten Puppe von Crat.
oxyacantha.
1222. Opprcssanu Tr. Ueber die Lebensweise dieser
Art theilt H. Disque Folgendes mit:
„Die Raupe lebt im März und April in den noch ge-
schlossenen Knospen von Populus pyramidalis. Mitte April
ist sie erwachsen, hält sich dann nicht mehr lange in der
Wohnung auf und verpuppt sich zwischen Moos am Fuße des
Baumstammes. Während ich am 16. 4. 90 noch eine Menge
Raupen in den eben aufspringenden Knospen gewahrte, fand
ich 2 Tage später kaum noch eine. . Sie ist graubraun, auf
jedem Ring mit 6 kaum sichtbaren Wärzchen; Kopf weiß,
getheiltes Nackenschild und Afterklappe schwarz."
122G. Signafana Dgl. wurde von Schieich Ende Mai und
Anfang Juni 1886 in 2 Exemplaren von Prunus padus erzogen.
1227. Rußmitrana HS. Mitte Juli von H. Stange um
Weißtannen gefangen und davon erzogen, wurde von uns
bisher noch nicht aufgefunden.
1228. RatZ'eburgiana Rtzbg. Ich besitze Exemplare dieser
Art, welche der verstorbene Amtsgerichtsrath Friedrich im
Juli auf der leider nur zu wenig durchforschten Insel Rügen,
vermuthlich wohl bei Saßnitz, gefangen hatte.
1235. EriceUma HS., von Büttner nicht aufgeführt.^ Avurde
von uns bisher nur spärlich nach Mitte Mai in der Warsower
Vorhaide, zahlreicher von Hptm. Herms bei Alt Damm sowie
von H. Stange bei Friedland gefangen.
1242. Granitana HS., welche Snell. nicht zu Stegano-
pt3^cha sondern zu Semasia bei citrana Hb. stellt, wnirde erst
in diesem Jahr als Novität unsrer Fauna aufgefunden. Am
29. 5. fing ich 1 Exemplar, am 31. 5. und 2. 6. Schleich,
Frau Diederichs und ich zusammen etwa ein Dutzend des
seltnen Thiers durch Beklopfen der bei Cymol. Hartigiana
erwähnten Rothtannen. Die Falter waren fast durchweg frisch,
scheinen sich aber leicht in den Tannenzweigen zu verletzen.
1247. Rubiginosana HS. Büttner hat vergessen, die Flug-
zeit dieser Art zu verzeichnen; meine von der erwähnten
Fangstelle bei Misdroy herrührenden älteren Exemplaren sind
nicht mit einer Datumsangabe versehen. Dagegen besitze ich
deren von Oppeln, welche dort im Mai gelängen wurden sowie
erzogene von Friedland mit der Bezeichnung 1. 5. und 18. 5. 1890.
Stett. entoiuol. Zeit. 1891.
156
Hj)tm. Herms tiiiii' eleu Falter; Ende Mai bis Mitte Juni auf
dei- Finkenwalder Höhe am Waldsaum' östlich Toepfers Park
und an der Massower Landstraße.
Nach briefliehen Mittheilungen von H. Stange spinnt die
junge Raupe etwa drei Nadeln ihrer Nährptlanze, Pinus
silvestris, zusammen und frißt sie so aus^, daß sie bleich werden
und dadurch die bewohnte Stelle leicht kenntlich machen.
Die ältere Raupe hingegen benutzt Anfang Oetober ein
ganzes Büschel Nadeln — etwa 6 — 8 — , derart als Wohnung,
daß sie dieselben zu einer Röhre zusammenspinnt, und dann
mehr die Spitzen ab-, als dieselben ausfrißt, wobei die be-
wohnte Stelle schwer sichtbar bleibt. Ueber die mir zu-
gesandte Raupe habe ich folgende Notiz gemacht:
9 — 11 mm lang, hellgrünlichgelb mit lebhafter grün
durchscheinendem Darmkanal; auf jedem Segment oben 4
paarige graue Wärzchen, von denen das vordere Paar enger,
das hintere weiter (also trapezoidal) gestellt ist; nur auf dem
z\\eiten und dritten Segment stehen alle vier in einer Reihe
neben einander, auf dem vorletzten dagegen in regulärem
Rechteck hinter einander. Auf den Seiten über und unter
den Stigmen je eine Reihe solcher Wärzchen, welche sämmtlich
mit je einem hellgelben Haar besetzt sind. — Kopf hellbraun,
Freßwerkzeuge, Vorderrand und Freßkaual dunkelbraun gesäumt;
Nackenschild, deutlich getheilt, dunkelgraubraun, am Vorderrand
am dunkelsten gefärbt. Krallenfüße grünlich-gelbbraun, an den
Spitzen dunkler. Bauchfüße und Nachschieber von der Körper-
farbe, der Saugekranz dunkler grau.
1249. Minulaua Hb. Außer an den von Sorhagen \k 132
aufgeführten Pa])pelarten fanden wir von Ende Mai bis Ende
Juni 1890 die Raupe am Rande des Gehölzes längs des Güter-
bahnhofes auch an Populus monilifera. Die hieraus erhaltenen
Falter variiren sehr erheblich in Größe, Färbung und Zeichnungs-
aulage. Ich erhielt aus f>ilbao von H. Seebold Exemplare
unter dem Namen var. paediscana (?Rag.), die erheblich kleiner
sind, als der Durchschnitt der hiesigen und darin mit solchen
aus Cannes von H. Constant übereinkommen., in Färbung und
Zeichnung aber einzelnen von uns erzogenen vrillig gleichen.
I*lios.o|iteryx Tr.
1251. Ohlumma Hw., welche Snellen, Vlind. ]>. 240 nicht
zu Phoxoptervx, sondern zu Paedisca stellt, wurde von Hptm.
Herms Anfang Juni auch bei Damm gefangen. Sie scheint
bei Potsdam keine Seltenheit zu sein.
Stett. entomol. Zeit. 1S91.
15 7
1252. Upnpana Hb. Diese prachtvolle Art wird in vielen
Gegenden als Imago noch übersehen worden sein, weil sie
sich anscheinend sehr zu verbergen \\eiß. Dagegen ist die
Raupe im Herbst leicht aufzuiinden und liefert ohne Schwierig-
keit den Falter. Sie lebt zwischen zwei flach über einander
gelegten Ulmenblättern, ähnlich wie die von Sti'ophedra flexana Z.
zwischen Buchenblättern. Nachdem wir sie nach H. Disque's
Anleitung tinden gelernt hatten , \\ urch', sie bei ßodenberg,
Hohenkrug und All Damm mehi- oder minder zahlreich
autgefunden.
1254. Tineaua Hb. Hptni. Herms macht in seinem mir
vorliegenden Sammhmgskatalog auf die Thatsache aufmerksam,
daß unter den Sorhagenschen Nährpflanzen dieser Art Betula
alba fehlt, von w^elcher wir das Thier mehrfach und zwar in
besonders großen Exemplaren erzogen. Allei'dings fehlt ebenda
auch Pyrus malus, wovon ich sie wiederholt aus Speyer a. Rh.
erzog. Populus tremula möchte ich dagegen anzweifeln.
1255. Curcana Z., die nach Büttner von PlcUz in Vor-
pommern gefunden sein soll, lebt ganz ähnlich wie Upupana
an Crataegus oxyacantha. Anfang October 1889 fand ich
an einer Weißdornhecke des alten Kirchhofs von Stettin
zweifellose aber schon verlassene Raupenwohnungen derselben.
1256. Biarcuana Steph., A^'elche Snellen als Geminana Don.
aufluhrt, ist bei uns erheblich weiter verbreitet, als Büttner an-
giebt. Sie ist auf der grünen Wiese keine Seltenheit, ebenso bei
Damm, auf dem Mölln, bei Misdroy. Ein schönes Exemplar
fing ich Anfang Juni d. J. auf der Finkenwalder Höhe, wo
i'ingsumher die Nährpflanze (Salixarten) nicht zu iinden war.
Die var. Suharcuana Dgl. erzog Schleich in Anzahl, nicht
auch die Grundform, von SaHx rosmarinilblia aus überwinterten
Puppen.
Kliopobota Lil.
1268. Naevana Hb. und
1258a. Geminana Steph. Ich bin mit Dr. Sorhaaen
der Ansicht (cfr. Berl. e. Z. 1882 p. 142 bez. 1885 p.^85
und Kleinschmetterlinge p. 136), daß beides gute Arten sind,
von denen geminana ausschließhch auf Vaccinien, naevana
polyphag, namentlich auf Apfelbäumen lebt. Mir sind Ueber-
gänge von der einen zur andern noch nicht vorgekommen.
Geminana ist hier eine häutige .4rt und wurde von uns viel-
fach erzogen, naevana dagegen, die in Süddeutschland häufig
zu sein scheint, ist hier recht selten. Ich fing sie erst einmal
in einem Obstgarten in Finkenwalde.
Stett. entoiiK.I. Zeil. 1891.
158
Dieltrorhampha Cm.
Die sehr geringe Zahl der von Büttner aufgeführtea Arten
dieser Gattung läßt vermuthen , daß er sich mit den meist
imscheinbaren und unter einander oft sehr ähnlichen, gleichwohl
interessanten Thieien nur wenig befaßt haben muß. Ihre
Zucht, welche von H. Stange mit Vorliebe betrieben wird, ist
recht ergiebig, aber insofern schwierig, als die Raupen in den
unteren Stielen und den Wurzeln der Nährpflanzen leben ohne
sich äußerlich zu verrathen. Bei der großen Aehnlichkeit
der Arten nun, sowie bei der großen Menge der Exeni{)lare,
in welcher sie aufzutreten pflegen, ist ihre Unterscheidung beim
Fang sehr erschwert. Dieser allein aber scheint in Folge des
Fehlens äußerer Spuren an der bewohnten Pflanze zur ergiebigen
Zucht zu führen. In der Nomenklatur dürften noch vielfach
Unsicherheiten und Irrthümer herrschen. Man braucht nur die
sehr sorgfältigen Snellen'schen Notizen auf diesem Gebiet (Vlind.
p. 399 — 407) mit den Angaben des 1871er Katalogs zu ver-
gleichen, um diese Ansicht bestätigt zu finden. Beiläufig ver-
Avirft Suellen hier, wie auch sonst noch, als unzweckmäßig
die Lederer'sche Gliederung des Genus in zwei Unterabtheilungen,
A. Dichrorhampha und B. Lipoptycha. weil das unterscheidende
Merkmal (Vorhandensein oder Fehlen des Vorderrand Umschlags)
nur bei dem einen Geschlecht, dem männlichen, vorkommt.
Ich kann nicht umhin, meine Unsicherheit über einzelne Arten
dieser Gattung zu betonen.
1273a. F/avkhrsana Knaggs. E. Ann. 1867 p. 148,
Plate f. 5. — Unter diesem Namen erhielt ich von H. Stange
Exemplare, die aus Tauacetum erzogen waren und mit solchen
von hier, ebenfalls von Tanacetum erzogen, übereinkommen.
Sie sind von erheblicherer Durchschnittsgröße, als Petiverella,
viel lebhafter gefärbt als diese, zeigen in dem lebhaft gelben
Anflug des ganzen Vdflgs. mehr Verwandschaft mit alpinana,
als mit Petiverella und sind breitflügliger als beide. Wie ich
glaube, ist dies Thiei- identisch mit Snellen's Nr. 2 (Vlind. p. 402),
Quaestionana Mn. i. 1. — SneUen citirt bei quaestionana die
Knaggsche Art mit?, nach deren Abbildung und oberflächlicher
Beschreibung er in ihr keine unterscheidbare Art anerkennt.
1274. H. Stange hat aus Achillea millefolium ein Thier
von constantem Habitus und Färbung erzogen, welches ich
von ihm, vermuthlich auf die Autorität von Barielt hin (E.
M. M. 9 (1872) p. 25) als Poläanu Rh. erhielt, ein Name der
aber, wie Snell. (Vlind. p. 403) kurz bemerkt, nicht besteht.
Snellen verweist Politana Gn. mit ? als Synonym zu quaestionana,
politana Stf. und Barrett als solches zu alpinana. Mir will
Stett. ento'iiol. Zeit. 1891.
159
es scheinen, als ob das Stange'sche Thier eine gute eigene Art
sei, schmalflügliger als alpinana, von ausgesprochen braunem
Ueberflug, statt des dort gelben, mit mehr verloschnem und
sehr schräg gestelltem Costaltleck.
1276. Simplmana Hw., eine leicht unterscheidbare, bei
uns übei-all häutige Art, führt Büttner nicht auf. Wir erhielten
das Thier Ende Juli Anfang August v. J. zahlreich aus un-
beachteten Raupen, die mit denen von Ex. AUisella eingesammelt
waren.
1277. A(/ilcma Tgstr. Auch diese der subsequana Hb.
nächstverwandte Art wurde von uns aus Tanaeetum-Wurzeln
vom Mölln, ebenso von H. Stange bei Friedland erzogen.
Hptm. Herms fing sie bei Alt Damm.
1282. Distiiidana Hein. Nach Stange, Stett. e. Z. 1882
p. 717 in 1 Exemplar bei Friedland gefangen, ist eine Art,
über die ich nach wenigen mir vorliegen Stücken keine
Klarheit gewonnen habe. Ich kann sie so von der nächst-
folgenden nicht unterscheiden.
1282a. Tanaceti Stt. Wurde von H. Stange alljährlich
im Mai aus Tanaeetum-Wurzeln erzogen.
1284. Subsequana Hw. wurde bei Alt Damm ein Mal
Ende Juni von Hptm. Herms gefangen. Büttner kennt nur
die Plötz'sehe Angabe für Neuvorpommeru.
Till ei 11».
Siinaetliii« LfarU.
1308. Diana Uh. Frau S. Diederichs hat unsre Fauna durch
den Fang eines Exemplars bei Misdroy im Juli oder August 1889
um diese Art bereichert. Der Falter ist bei Keinerz im
Riesengebirge im August, um Heidelbeeren tliegend, niclit eben
selten., wie mir Amtsgerichtsrath Friedrich s. Z. mitt heilte.
Ich besitze ihn sonst noch aus dem Schwarzwald, dem Wallis,
ferner aus Finnland und von Petrosawodsk Gouv. Olonetz.
DifiloiloEaia Z.
1349. Marginepuncfella Steph. Hat nach unsern Bcol)-
achtungen eine Aveitaus größere Verbreitung, als nach Büttners
Notiz angenommen werden könnte. Wir fanden Sack oder
Falter namentlich in Kieferwäldern fast auf allen unseren
Terrains, besonders zahlreich aber bei Misdroy. Messenthiu
und Carolinenhorst.
BlabopliaiiesB Z.
13H5. Imella Rh. Die wohl überall seltnere Art wui'di-
Stett. cntombl. Zeit. 1891.
160
in unserer Gebend aucli bei All Damm (Hptm. Herms) sowie
Eude Juni und Anfang Juli hei Misdroy im Freien angetrofFen.
Das Tliier scheint erheblich zu variiren, die $$ constant
dunkler zu sein, als die ,j,^. Ich besitze ein fast schwarzes $
mit kaum noch bemerkbarem bräunlichen Antlug; bei diesem
wie noch bei zwei anderen fehlt die dünne hellgelbe Linie
des Vorderrandes gänzlich, bei dem einen auch der Glasfleck.
Ein besonders helles ,^ dagegen, im Besitz von Frau Diederichs,
hat den Dorsalrand deutlich rehbraun bis zum Analwinkel und
in den dortigen Franzentlieil autgehellt, während auf der
dunkleren Flügelspitze vom Glasfleck ah weißgraue Punkte
von verschiedener Größe eingestreut sind.
13(58. Liberiel/a Z. führe ich hier nur an, weW sie von
Zeller in Stettin aus exotischen Aflenfellen erzogen wurde und
sich m(')glicherweise eingebürgert haben kann.
Tinea Z.
1372. Fidrimitrella Sodof., von Büttner nicht aufgeführt,
wurdi' seliou am 25. 5. 1865 in einem Exemplar von dem
verstorbenen Kaufmann A. Mifler auf dem Mölln erbeutet und
wird sich vermut blich noch in dessen leider nicht w-eiter
fortgeführten Sammlung beiinden. Hptm. Herms ting die Art
neuerdings in der Mühlenbecker Forst bei Colow an auf-
geklaftertem Buchen und Eichenholz in der zweiten Hälfte Mai.
1375. Arce/fa F. Im Mai 1891 fanden war die Raupe
zahlreich au einem abgestorbenen Zweig von Alnus incana
Itei der Lübschen Mühle, wo wir Anfang Juni v. J. den Falter
in einigen Ex. erbeutet hatten. Sie minirte nicht in dessen
lodtem Holz, sondern in der Rinde, aus welcher sie hellgelbes,
leicht in die Augen fallendes Mehl in langen Gängen an der
Oberfläche ablagerte. Die Puppengespinnste werden in diesem
Mehl angelegt, aus welchem die Hülsen nach dem Ausschlüpfen
hervorragen. Es erschienen uns verhältm'ßmäßig nur sehr
wenige Falter.
1376. CorÜcel/a Gurt. Haben wir in früheren Jahren
mehrfach aus Buchenscliwämmen vom Julow erzogen. Neuer-
dings erhielt Hptm. Herms bei Alt-Damm den Falter aus
Raupen, die ganz ähnlich wie die von arcella F. unter der
Rinde von Kiefei'uholzpfosten eines Drathzauns minirten. Auch
bei Friedland wuixle die Art gefunden.
1379. Ai-cnaleUa Stt. Während wir diese Art fast
alljährlich in Mehrzahl aus Schwämmen von Kirschbäumen
erhielten, hat Hptm. Herms sie bei Alt Damm zahlreich aus
solchen von älteren Kiefernstämmen erzogen. Wie die Mehr-
zahl der in Schwämmen lebenden ächten Tineen variirt sie
Stett. entoniül. ZeU. 189!.
161
ungeirnein io der Gröfje. Man erhält bisweilen ,^q., die kaum
ein Drittel so groß sind, als die größten $$.
Gleichzeitig mit arcuatella fanden wir bei Frauendorf an
den dort besonders zahlreichen Schwämmen der Kirschbäume,
niclit in ihnen, sondern unter einem weitausgedehnten, zarten
und silberglänzenden Gewebe eine ungemein schlanke und sehr
bewegliche graue Tineen-Raupe. Sie erinnert an die von Oen.
Y tlavum. Schon Zeller hat, wie Schleich sich erinnert,
cbendort diese Raupe gekannt, aber ebenso wenig wie wir
aus ihr ein Zuchteraebniß erhalten können.
1385. Graneila L. 1386. Chacella Hw. Nach den
mehr als 50 Ex. meiner Sammlung bin ich ebenso wie
Büttner der Ansicht, daß diese beiden Arten nicht zu trennen
sind, vielmehr nur die Extreme der in Pflanzensamen einerseits,
andererseits der in faulem Holz und Schwämmen lebenden
Form repräsenliren. Wir erzogen den Falter im vergangenen
Jahr besonders zahlreich aus Seeale cornutum, dem sog.
Mutterkorn und 7ax\x\- ausschließlich in der granella-Form, wie
sie auf Kornspeichern schädlich auftritt. Zu vielen Tausenden
war der Falter gleichzeitig in allen Formen und Uebergängen
an den Elsenstämmen des Wäldchens am Güterbahnhof sowie
an den Holzhöfen längs der Möllnwiesen zu finden. Von
beiden Orten erhielten wir ihn aus abgestorbenem Holz, aus
Eisen und Kirschenschwämmen. Der Feuchtigkeitsgehalt dieser
letzteren Substanzen scheint das Zustandekommen der Cloacella-
Form zu begünstigen. Immer aber fanden sich auch Exem-
plare der andern Form unter ihnen. An alten, fast abgestorbenen
Apfelstämmen findet man sehr helle und lebhaft gezeichnete
Ex., die aul" den ersten Blick an die hier seit vielen Jahren
nicht mehr gefundene nigralbella Z. erinnern.
1389. CaprimulgeUa HS. Ein aus meiner ersten Sammel-
zeit stammendes Ex. meiner Samndung, welches mit solchen
aus England völlig übereinstimmt, habe ich nach meiner
Erinnerung aus Gebüsch auf dem Glacis des jetzt verschwun-
denen Fort Preußen geklopt.
1390. IgnkomeUa HS. Ebendaher und aus derselben
Zeit stammt ein gleichfalls unbezetteltes Exemplar dieser Art.
Hptm. Herms tiug sie von Mitte Mai bis Mitte Juni im
Hökendorf'er Buchwald. Anfang Juli d. J. haben wir einige
Ex. aus Kiefern an der Massower Landstrasse geklopft. Die
Art scheint danach recht variabel zu sein.
1399. Avgusiipenms HS. Diese weitverbreitete, aber
wohl überall sehr seltene Art, welche durch ihre erhabenen
Sciuippenbüschel an eine Läverna erinnert, fing ich Anfang
Stett. entomol. Zeit, 1891.
162
der 60er Jahre im Juni an einem Pflaumenbaum sitzend.^ in
einem Garten von GotzloM'^ Schleieh erhielt am 21. 7. 87
ein prachtvolles großes $ aus Kieferngebüsch, ebenso Hptm.
Herms am 30. 6. 87 ein Ex. bei Ali-Damm. Zwei Ex., von
denen mir eines entwischte, saßen Anfang Juli 1883 bei
Hagenau i. E. an alten Kiefernstämmen des Schießplützparks.
1404a. Pallescenlella Stt. Nach Dr. Rebel, Vei h. Z. b.
G. 1889 p. 304 soll Herr Em. Pokorny ein Ex. dieser Art
unter einem andern Namen aus Stettin (ich vermuthe vom
Prof. ür. Hering) erhalten lial)eu.
1405a. Columbariella Wk. Diese erst vor einigen Jahren
beschriebene Art, deren Artrechte mir nicht völlig sicher
vorkommen, erhielt Hptm. Herms bei Alt Damm aus Tauben-
nestern durch Zucht. Unsere, gleichfalls aus Taubennestern
von Neuhaus bei Greitenhagen gewonnenen Exemplare vermag
ich nicht von pellionella zu unterscheiden.
1427. Arrieufimacu/el/a Stt. Das zierliche Thiei' A\urde
ausschließlich, jedoch in Mehrzahl, Ende Juni und Anfang Juli
1889 und 1890 bei Misdroy an Kiefernstämmen sitzend auf-
gefunden und nur durch Anprellen der Stämme zum Abtliegen
veranlaßt. Meines Wissens ist dies das nördlichste Vorkommen
der Art, von Mclcher ich seither annahm, daß sie nur in Ge-
birgsgegenden an Felsen und alten Mauern vorkommen könne.
Pliylloporia Hein.
1428. BisIrigeUa Hw. Wurde seit Büttners Zeit von uns
auch in der Liebenseele bei Misdroy. sowie von H. Stange
bei Friedland constatirt.
liaiaipronia Stopli.
Snellen (Vlind. p. 475) vereinigt diese Gattung mit der
nächstfolgenden (Incurvaria Hw.). Büttners Vermuthung. daß
die Zukunft dieses Genus noch um einige Arten bereichern
werde, hat sich schnell genug bestätigt.
1441. F/a»w??>e//a Hb. "führt Stange, Stett. e. Z. 1882
p. 517 als bei Friedland vorkommend auf In unserer nächsten
Umgebung hat Hptm. Herms die Art bisher nur als sehr selten
Mitte Mai bei der Puhermühle gefangen.
1442. RedimileUa Z., am 21. 5. 89 einmal in einem
Garten bei Stettin gelangen.
1443. TrimacuJeUa HS. Wurde als Seltenheit von Hptm.
Herms in den Brüchern der jMühlenbeker Forst am Babrenbach
Mitte Juli gefangen.
1444. Lu-cIIa Hb. Bei uns anscheinend eine seltne Art;
ich ting Anfang Juli 1887 bei Carolinenhorst ein Exemplar,
stett. entnmol. Zeit. 1891.
163
desgleichen ein zweites ziii- gleichen Zeit 1890 bei Messenthin
in Laubwald.
UfeiHOtois Hl).
1517. DumeriHellus Dup. Büttner vergißt bei Aufführung
dieser Art zu bemerken, daß sie nur um Veronica spicata fliegt,
nicht auch um V. ebamaedr3's. Auch wir haben das Thier
bisher nur an den Schwalbenbergen bei Gartz a. 0. gefangen,
wo die in Pommern sehr lokal auftretende Pflanze reich-
lich wächst. *
Oelii^enlieiniei'ia HS.
1521. BisonteUa Z., von uns noch nicht aufgefunden,
wurde für Friedlaud von H. Stange constatirt: cfr. Stett. e. Z.
1882 pg. 517. Vielen der Mikrolepidopteristen scheint die
Stainton'sche Beobachtung entgangen zu sein, daß die wun-
derhchen Thiere dieser Gattung nur im heißesten Sonnenschein
Mittags von 12 — 2 Uhr fliegend anzutreffen sind, vorher und
nachher aber sich tief im Grase verbergen.
Aerolepia Chirt.
1526a. VahrieJla Snell. Dr. Sorhagen giebt zutreffend
zwei Generationen dieser noch wenig beobachteten, aber gewiß
weitverbreiteten Art an. Ich besitze Exemplare, die ich Ende
August 1888 aus schwarzbraunen großen Fleckenminen von
Inula dyssenterica erzogen habe. Ich fand dieselben nicht
selten am Rande des Wiesengrundes unmittelbar neben dem
Tegeler Schloßpark bei Berlin, gegenüber der sog. Humboldt-
mühle, nahm jedoch nur wenige davon mit, um zu erfahren,
was sich aus ihnen entwickeln würde. Ebenda flog auch der
Falter häufiger, als neuerdings hier auf der Grünen Wiese,
auf der Dunzigkanal-Anschüttung und bei Alt-Damm.
Roeslerstainntia Z.
von Büttner nicht erwähnt, wurde nachträglich in beiden
Arten von uns aufgefunden:
1538. Erxlebella F. Erhielt Hptm. Herms durch Zucht
Ende April bei Alt Damm. Sie kommt auch bei Friedland
vor. Dr. Hinneberg hat die Art wiederholt und in größerer
Anzahl bei Potsdam in beiden Generationen von Linden
erzogen. Die glasig-durchsichtige Raupe soll nicht leicht an
der Fraßstelle zu entdecken sein, sondern vorwiegend durch
letztere ihre Anwesenheit erkennbar machen.
1539. PronubeUa S. V. Bisher nur in einem Exemplar
von Hptm. Herms aus der Raupe von Pyrola minor bei Alt
Damm erzogen. Hptm. Herms ist aber selbst nicht sicher, ob
stett cntomol. Zeit. 1891.
164
nicht die Rpe. zur Verpiippuuu lediglich au der geiiaunten
Pflanze ,,aufgekrochen^^ sei, fügt deswegen noch, hinzu, daß
es auf dem bez. Fundterrain keine Linden, sondern nur
Buchen, Eichen, Kiefern und Erlen außer niederen Ptlanzen gäbe.
Hygioiionietita Z.
1548. S'anite/his Thnbg. Nach Mittheilung des Hptm.
Hernis ting er am 25. 5. bei Alt Damm ein Exemplar,
welches in Größe luid Färbung l)edentend vgn s(ii<'heii aus
dem Harze abweichl.
1550. Plftmhelhis S. Y. Ich fand bei Rastatt i. 15. die
Raupe dieser Art ^^•iederholt bei der Suche von Gracilarien-
minen nicht gesellig; sondern einsam unter leichtem Gespinnst
auf der Blattunterseite von Acer ])seudoplatanus lebend Ende
Juni. Die Falter erschienen im Juli. Hier vermuthe ich die
Raupe auch an Corylus avellana.
1551. Irmre'lus Hb. wurde Mitte August von Hptm'.
Herms bei Alt Damm gefangen. Nähere Angaben fehlen. Ich
glaube Anfang der sechziger Jahre den Falter bei Stettin
gefangen zu haben, besitze aber aus damaliger Zeit keine
Exemplare mehr.
■■■•ays III..
1571. CartiseUm. Ist neuerdings Mitte Juni als Falter
in dem Wäldchen längs des Güterbahnhofs keine Seltenheit.
Wir erhielten denselben zahlreich aus Raupen, w^elche dort
Mitte Mai d. J. gefunden waren. Wenn auch das Thier
variirt, lialjen wir doch so wenig Uebergänge zu rusticm
Hw., als diesen selbst durch Zucht erhalten. Dagegen fing
ihn Hptm. Herms bei Alt-Damm schon Mitte Juni und im
August mit der Stamm art.
Ateiiielia HS.
1574. Torqiia'c/la Z. Wurde von uns, wie schon Hptm.
Herms Stett. e. Z. 1888 ]>. 8l erwähnt, nach Büttners Zeit
ausschließlich an jungen Birken, nicht auch an Ulmen gefunden.
Ai'g-yrestliia Hli.
15b8. Spiiiiella Z. Diese schöne und ansehnliche Art,
die überall eine Seltenheit zu sein scheint, wurde von Hptm;
Herms vor zwei Jahren in wenig Exemplaren von Prunus
padus erzogen. Anfang August 1&90 fingen wir sie in Anzahl
auf einer engbegrenzten Stelle an der Hammermühle bei Alt-
Damm auschließlich wieder an Prunus padus - Sträuchern,
stett. entomol. Zeit. 1891.
165
welche dort ein trockenes, auf der einen Heile von düncn-
urligen Sandliügeln umgebenes Wiesenterrain einfassen. leli
glaube danach, daß P. padus bei uns die ausschließliche Niihr-
piianze i'^t.
Das Thier variirt in Ftü-bmig und Zeichnung recht
erheblich. Namentlich haben wir ganz dunkelgefärbte Exem-
plare erhalten, bei denen die weiße Dorsalstrieme kaum bis
auf i'g von der Basis bis zum Analwinkel reicht und bei
welchen der chai-akteristische diuikle AraTresthien-Dorsalfleck
gänzlich in der Grundfarbe verschwindet. Es sollte micli
nicht wundei'n. wenn ganz ausnahmsweise auch Exemplare
ganz ohne Weiß gefunden würden! Ebenso variabel erscheint
auch die Zeichnung des Costalrandes.
Nach meinen beiden englischen, von Dr. Staudinger
erhaltenen Ex. der Arr/. semifuiica Hw. spreche ich mit
Bestimmtheit die Identität beider Arten aus, wonach denn
semifusea die Piiorität gebührte. Ich lasse dahingestellt sein,
ob nicht auch pukhella Z. lediglich eine Form von semifusea
sei. Nach der Beschreibung Zellers kann ich keine stichhaltigen
Unterschiede linden.
1594. Gki/iciiiel/a Z., von mir schon um das Jahr 18(>0
Knde Juni an den Stämmen alter Eichen in der Hohenleeser
Forst unweit der Herzogseiche in wenigen Exemplaren auf-
gefunden, wurde auch von Hptm. Herms im vergangenen Jahr
auf seinen Terrains in einem sehr schönen Exemplar erbeutet.
I(i09. Laerif/afel'a HS. von H. Stange bei Friedland
erzogen, wurde auch von Schleich bei Misdroy und neuerdings
von mir bei Finken walde erbeutet, desgl. von Hptm. Herms
bei Hökendorf.
1613. lUiMiiinateUii Z. kommt nach H. Stange ebenfalls
bei Friedland voi-. Wir fanden in hiesigei- flegend die Art
noch nicht auf.
Ex.aei*etia Steph. .
1680. Unmöglich kann Büttner diese Art selbst gezüchtet
haben, wenn er berichtet, daß sie in den Wurzeln und unteren
Theilen der überwinterten Stiele von Artemisia vulgaris lebe.
Das thut sie nach Schleichs gewiß competenten langjährigen
Erfahrungen niemals. Nur Graph, foenella, die in den
Wurzeln der Pflanze lebt, verpuppt sich in den stehen-
gebliebenen Wu.-zelstöcken und verspinnt deren Ende auf
leicht kenntliche Weise mit einem hellgelben Gewebe. Allisefla
lebt zweifellos in den Jungen Trieben, ist auch erst wesentlich
später erwachsen als die foehella-Raupe erster Generation.
SteU. entomol. Zeit. 18;>1.
16C
lleprei^saria H\v.
1705. Subpropirnjue/la Stt. kommt hier aucli als var.
thoracica Ld. (= rhodochrella HS) vor. Ich klopfte ein
hierher gehöriges Exemplar Anfang August v. J. aus einem
Strohdach. Dagegen fehlt bei uns die rolhhch überhauchte
var. Hiinmighofene/Ia welche ich nur aus Südfrankreich besitze.
1719. Yealiana F., eine wohl überall seltene oder seltnere
Art, welche auch bei Friedland vorkommt, hat Dr. Wocke
nach einer mir gemachten brietlichen Mittheilung vor einigen
Jahren mehrfach bei Misdroy Ende September aus über-
hängendem Moos- und Haidekraut-Gestrüpp an einem Wald-
wege sowie an der Grube einer früher vom Sturm entwurzelten
Kiefer hervorgeräuchert.
Schleich hat sich als Nichtraucher lür diese Fangmethode
einen höchst einfachen und praktischen Apparat construirt,
der auch den Rauchern unter unsern CoUegen empfohlen
werden kann, zumal denjenigen, welche eine gehaltvolle
Jmportirte den Vierradener und Pfälzer Gewächsen vorziehen
und sie nicht lediglich den Kleinfaltern zu Liebe verqualmen
wollen. Er entfernt aus einer Kautschukballonspritze, wie sie
für die Verstäubung des Insektenpulvers gebräuchlich sind,
das hölzerne Rohr und ersetzt es durch irgend eine wild-
gewachsene Cigarre. Angezündet giebt dieselbe bei fortgesetztem
Druck des Ballons als Blasebalg einen sehr zweckmäßigen
Qualm zum Ab- und Ausräuchern von Lokalitäten wie die
beschriebenen, von Stroh- und Rohrdächern, überwinterten
Heuhaufen, Juniperusgebüsch, Fensterrizen der Gartenhäuser,
Kegelbahnen u. s. w., u. s. w. — Allerdings ist es bei dieser
Methode sehr angebracht, das Räuchern als Jäger nicht selbst,
sondern durch sonst Jemand besorgen zu lassen.
1724. Purpurea Hw., von mir früher alljährlich bei Fort-
Preußen überwintert gefangen, neuerdings in Mehrzahl aus
dem verwitterten Rohrdach eines Schuppens auf dem ehemaligen
Pionierübungsplatz bei Torney im Herbst und Frühling
hervorgeräuchert, haben Hptm. Herms bei Alt-Damm und wir
Hiesigen von Finkenwalde aus Raupen erzogen, welche Ende
Juli an Torilis anthriseus gefunden waren. Büttner kennt
nur ein von ihm gefangenes Exemplar.
1725. LiUtref/a Hb. (hypericella Tr.) Wieder eine Art,
bei der es wunderbar erscheinen muß, daß Büttner als eifriger
Jäger von langjähriger Praxis sie nicht aufgefunden hat. Sie
ist hier jedenfalls keine Seltenheit, wenn auch nicht so gemein.^
wie in Südwestdeutschland, aber kaum anders als durch
Zucht erlangbar.
Stett. entornol. Zeit. 1S91
167
1726. Conterminella Z. haben wir neuerdings alljährlich
in etlichen Exemplaren zugleich mit der von Büttner nicht
aufgeführten Gel. nororculella an Weiden vom Mölln, beide
aber nur dorther erzogen, darunter auch helle und sehr lebhaft
gefärbte Exem])lare, die denn, wie Büttner hervorhebt, merk-
würdig von unserer gewöhnlichen dunklen Form abweichen.
Das Thier variirt freilich auch noch in andern Richtungen.
1727. Iwpurella Tr. wird alljährlich von Hptm. Herms
bei Alt Damm erzogen und ist so eine prachtvolle Art. Er
tindet die Rpe an engbegrenzter Stelle nicht selten Ende
August auf Hypericum perforatum. Sie legt die imteren Blätter
der Pflanze zu einem röhrenförmigen Umschlag nach imten
zusammen. Ihr Vorhandensein wird daher am Leichtesten
erkannt, wenn an einem sichern Fangort des Falters die
Pflanzen ausgei-issen und von der Wurzelseite her betrachtet
werden. Ein überwintertes Exemplar fing ich Ende Mai d. J.
in Finkenwalde.
1730. GiUeUa Stt. hat Hptm. Herms bei Alt Damm als
Raupe Ende Juli Anfang August an Umbelliferen gefunden.
1733. Capreolella Z. In früheren Jahren mehrfach in
überwinterten Exemplaren Ende April in den ehemaligen
Festungswerken von Stettin gefangen, wo die Hauptnähi'-
pflanze Pimpinella saxifraga zahlreich wuchs. Neuerdings
von Hptm. Herms bei Alt Damm gleichfalls überwintert
gefangen.
1767. Albipundella Hb. Wurde in wenigen Exemplai'cn
bei Alt Damm und Misdroy erbeutet, und aus Daucus carota
und Torilis anthriscus vom Bahrenbach hinter Neu-Rosengarten
erzogen. : ;; . :.•;;. ::.'.-:
1771. Pukhernme/Ia Dgl. sah ich iti-einem • am : 12. 8.
gefangenen Exemplar des Hptm. Herms von Alt Damm. Er
erzog die Art auch Mitte August von Pimpinella saxii'raga.
Gelechia Z.
1794. CuneateJ/d Dgl., die Büttner ohne Datumsangabe
als sehr selten in der Weidenallee von Nemitz nach dem
Sandsee anführt, haben auch wir dort in nur wenigen Exemplaren
Anfang August 1890 und mehr oder weniger stark geflogen
am 1, 9. 1889 gefangen. Der Falter ist ganz besonders
scheu und verbirgt sich namentlich in den Ritzen hinter vor-
stehenden Rindestücken.
1795. Rhombella S. V. von Büttner nur in 1 Exemplar
gefangen, war in früheren Jahren schon von Schleich im Schrey
— vermuthlich in dem Garten des Forsthauses — , neuerdings
Stell, eutomol, Zeit. 1S91. .. \2
168
von ims wiederholt m Gärten von Stettin und Fiukenwalde
gefangen worden.
1796. RliombeUijormis Stgr. wird für un^;er Territorium
zuerst von Hptm. Herrn?, Stett. e. Z. 1888 p. 82 erwähnt.
Sie wurde bei Stettin von Schleich und Frau S. Diedericlis
schon 1886. am zahlreichsten dann 1887 von Mitte August
bis Mitte September, jedenfalls später als die größere pin-
guinella Tr. gefangen und zwar bei uns ausschließhch an
Populus nigra. Dr, Wocke hat sie bei Breslau von derselben
Pappelart auch erzogen. Bei Berlin fing ich sie auf dem
Lehrter Güterbahnhof am 12. 8. 89 in Mehrzahl von den
Stämmen einzelner aher Popuhis nigra. Das Thier variirt
nicht unerheblich: auch von uns wurde der rosa Anhauch
der Franzen sowohl wie der Vordertlügel. namenthch bei
einzelnen frischen ^j bemerkt, welchen 1. c. Hptm. Herms
erwähnt.
1799. Albicans Hein., die ich bisher nur aus der Wiener
Gegend besaß, hat Hptm. Herms in diesem Jahr in 1 Ex. bei
Alt Damm an Sahx gefangen.
1803. Incompte/Ia HS., deren Biologie A. Schmid in
seiner Regensburger Fauna liefert, erhielt H. Stange bei
Friedland in diesem Jahr aus Raupen, die er im September
V. J. von Salix-Büschen eingesammelt hatte.
1808. DisimdeJJa Z. Ist nach meinen Beobachtungen
eine stark variirende Art: ilire Variabilität scheint sich namentlich
an die Lokalität zu binden, so zwar, daß die gleiche Lokalität
auch ziemlich conform getarbte Exemplare liefert. Die hellste,
braune und lebhaft gezeichnete Form besitze ich von Ra,statt,
wo ich sie nach Mitte Juli in großer Zahl aus einer gemischten
Crataegushecke scheuchte und antanglich annahm, daß sie an
Crataegus lebe. Hier in Pommern habe ich sie dann durch
Fang und Zucht auch in fast einfarbig schwarzen, an Gel.
inferuahs HS. erinnernden Exemplaren kennen gelernt, unter
denen sich solche finden, welche die sog. typischen Punkte
besonders scharf ..weiß aufgeblickt", wie Heinemau:) es nennt,
zeigen. Ein einziges hierher gehöriges Ex. mit fast rein
weißer Stirne kommt ganz mit Heinemann's Beschreibung
der Gel. alhifaciella überein.
1813. Mgrkans Hein. 1814. Oppktella HS. Halte ich
«lach uusern vorjährigen Erfahrungen für die gleiche Art.
welcher nach Snell. Vlind. p. 632 als ältester der Name
fumaieUa Dgl. gebührt. Wir fingen beide vorgenannte Arten
unter einander auf einer dürren, mit jungen Kiefern und Juni-
perussträucheu besetzten, spärlich mit Cladonieu und Haidekraut
Stctt. eatomol. Zeit. 1891.
lf)9
bewachsenen Kiefernschonung unweit der Hammermühle bei Alt
Damm von Mitte Juli bis Anfang August. Ein aus früheren Jahren
stammendes sehr geringes Exemplar hatte mir Zeller noch von
Meseiitz aus als conspttrcalelfa Hein, bestimmt. Typische, von
von Heinemann anerkannte nigricans, die ich von hier und von
Friedlaiid an Dachmoos gefangen oder davon erzogen besitze,
sind etwa,s größer und dunkler gefärbt als die Mehrzahl der
von der genannten Fangstelle herrührenden. Doch giebt es
von beiden Seiten her Uebergänge und sogar extreme Exemplare.
so daß die Unterscheidung zweier Arten danach nicht mehr
als zulässig erscheint. Wir fanden das Thier sonst nur noch
spärlich bei Misdroy und räucherten es aus dem bei Depr.
purpurea erwähnten Kohrdach bei Torney.
Bei 3Iisdroy wurde die typische nigricans-Form in einigen
wenigen Exemplaren von Schleich und Frau Diederichs erzogen.
Die nicht unterschiedene und beschriebene Raupe lebte in
Gespinnströhren im Dünensand unter Stauden von Artemisia
campestris, ihrer dortigen Nährpflanze, zugleich mit der von
Lita psilella im Juni. Sie fertigte zur Verpuppung ein größeres,
ovales und flaches Gespinnst au.
1817. ScufiNc/la HS. haben wir Mitte Juni 1860 bei
Stettin nicht eben selten an Ulmenstämmen sitzend gefangen,
Hptm. Herms neuerdings in der Mühlenbecker Forst an Eichen.
1818. SororcuJella Hb. Wurde zum ersten Mal im
vorigen Jahr Ende Juni aus Raupen erzogen, die wir Ende
Mai auf dem Mölln an Salix viminalis gefunden hatten. Eben-
daher erhielten wir in diesem Jahr die Art wieder in einigen
Exemplaren.
1830. LentkiinoseUa Z. mit deren Auflindung als Raupe
auf dem Julo uns Mr. Stainton persönlich vor langen Jahren
bekannt machte, wurde neuerdings ebenda an Genista tinctoria.
von HiUm. Herms ebenso bei Hornskrug und an Sarothamnii.-
auf der Finkenwalder Höhe gefunden.
1833a. Es ist bemerkeuswerth, daß Büttner in seiner
Fauna gerade unter dieser Bezeichnung im Ms. eine Lücke
gelassen hat , in welche Gel. Stangei m., beschrieben Stett.
e. Z. 1889 p. 299 hineinpaßt. Sollte er das Thier auch
von hier besessen und sich damit keinen Rath gewußt
haben? In unsrer Gegend ist das stark variable Thier bisher
noch nicht aufgefunden worden, so daß einstweilen Friedland
und Artern in Thüringen die einzigen bekannten Fundterrains
desselben bleiben.
1839. Galliaiiella Z.. bei Büttner nur von einer
Fundstelle notirt. auf welcher sie merkwürdiger Weise
stett. entoraol. Zeit. 1891. J^O*
170
noch nicht wieder gefunden wnvde, kam im vergangnen Jahr
in Mehrzahl bei Misdroy vor; Hptm. Herms hat sie dann
Anfang Jiüi d. J. noch hei Hohenkrug gefangen. Jedenfahs
ist die Art. wo sie hier vorl^ommt, lokal ganz besonders
eingeschränkt,
1842 des Catalogs, eognatella Hein, kommt als synon.
zu 1807, holosericella' HS. in Fortfall (cfr. Zeller. Stett.'e. Z.
1878 p. 134 Frey etc.).
1843. Nebulosella Hein. Itlt-ibt nur als Gebirgs-var. der
nächsten No. bestehen. (Zeller Stett. e. Z. 1872 \). 1073.
1844. ConfmneUa Z. Von Büttner ,.äußerst selten''' bei
Nemitz angetrotfen; wird seit einigen Jahren den Monat Juli
hindurch an der bei fumatella Dgl. erwähnten Stelle von uns
zahlreich gefangen. " .'
181^1. Ochrisignella Nolk. Wurde vöiii verstorbenen
A. Miller bei MisdrO}', von Zeller bei Nemitz an den bei G.
ciineätella erwähnten Weiden angetrotfen. H. Stange berichtet
(Stett. e. Z. 1881 p. 116 und 182 p. 517) daß er im Juli
die Art aus Moos von feucht stehenden Gartenzaunplanken in
einigen Exemplaren erzogen habe.
BraetiiMia Hein.
1871. MouJfeleUa Ö. V. Der Name dieser Art muß zu
Confusionen Veranlassung geboten haben. Ich finde im Sor-
hagen p. 221, daß die schwarze Raupe von Hypat. binotella
Thbg. (= Mouffetella Hb., non S. V.) nach einer Notiz in
Kalisch's Sammlung wicklerartig an Lonicera lebt. Dem scharf-
sichtigen Verf. scheint entgangen zu sein, daß hier nur eine
Namensverwechslung vorliegt. Die Hypatima ist mit Bestimmt-
heit nicht an Lonicera zu suchen, sondern an Kiefern, Avohl
aber, wie Büttner richtig hervorhebt, die Brachmia Mouffetella.
1875. Nigricostella Dup. Büttner erwähnt nur eine Ge-
neration. Das Thier fliegt aber auch schon zahlreich in der
ersten Hälfte Mai auf den Schwalbenbergen.
]ll*;^0tl*0|)lia Hein.
1880. Terrella S. V. In der Gattung Bryotropha stecken
wohl noch manche Mysterien, denen von neueren Autoren
kritisch besonders H. Snellen (in den Anmerkungen j)ag. 623
und 624, sowie im Text pag. 643 seqq.) näher getreten ist.
Mysteriös ist schon bei der ersten sichern Art. terrella S. V.
die Biologie, insofern die verläßlichen Nachrichten über die
ersten Stände äußerst spärlich sind im Vergleich zu der großen
stett. eiitomol. Zeit. 1891.
171
Häufigkeit der weitverbreitelen Art, welche Snellen, beiläutig
bemerkt, für die Griindform nachfolgender Varietäten hält:
1878. Latella HS. aus Oesterreich.
1879. Alpicolella Hein, aus den österreichischen Alpen.
1881. Capnella Const. aus Südfrankreich.
1882. Figulella Stdgr. aus Südfrankreich und Spanien.
1884. LutescensConst. aus Südfrankreich und Deutschland.
1885. Plebejella Z. aus den drei Mittelmeer-Halbinseln.
1886. Imperitella Stgr. aus Andalusien.
Die in dieser Zahlenreihe fehlende:
1883. Decrepidella HS. (decrepitella Hein.) hat derselbe
Autor schon ohne Bemerkung unter die Synonymen von
terrella gestellt. Von einer andern Art:
1889. Deserte/la Dgl. bemerkt er: „Vielleicht nur eine
Varietät von terrella, hervorgebracht durch den dürren Dünen-
boden, der wahrscheinlich auch die Ursache der lichteren
Grundfärbung der Vorderflügel ist, wie dies bei einer Anzahl
auf Sandboden lebender Lepidopteren der Fall ist, u. A. Emydia
eribrum und Agrotis corticea. — \
Mir sind von allen voraufgeführten Arten nur die beiden
ersten aus Oesterreich sowie ächte plebejella nicht in natura
bez. in von den Autoren selbst herrührenden Exemplaren
bekannt und in meiner Sammlung vor Augen, Danach bin
ich mit H. Snellen der Ansicht, daß alle, einschließlich desertella
als terrella zusammengehören. Capnella z. B. unterscheidet
scheidet sich von tigulella nur durch den mehr aschgrauen
Ton; alles Uebrige i.st variabel. Figulella, die ich in 10
Constant'schen und Ragonofschen Exemplare vergleiche, kann
ich absolut nicht von 6 solchen trennen, die ich von H. Constant
als decrepidella aus Corsica besitze.
Unter 30 terrella (von hier, aus Baden, Ungarn, der
Lombardei, von Bilbao) befinden sich Uebergänge sowohl zu
decrepidella (18 Exemplare verschiedener Provenienz) wie zu
desertella (9 Exemplare aus Pommern und der Mark Branden-
burg). Die Differenzen in den Erscheinungszeiten von terrella
und decrepidella einerseits, terrella und desertella andrerseits
sind nicht für alle Gegenden stichhaltig. Bei Stettin z. B.
erscheint terrella durchaus gleichzeitig mit decrepidella, nicht
um 8 — 14 Tage später, wie Büttner meint.
Ueber die Lebensweise von terrella hat H. Dr. Sorhagen
mit gewohnter Gründlichkeit pag. 190 alle ihm bekannten
Notizen zusammengetragen. Es fehlt nur die Snellen"sche, die
ich deshalb und in der Voraussetzung, daß das Sorhageu'sche
Stett. entomol. Zeit. 1891.
172
Buch sich in den Hunden aller interessii'ten Leser befindet,
hier übersetzen will:
,,Raupe grüngraii, mit drei undeidlichen dunkleren Tiängs-
linien, schwarzen Punkten und Kopf. Halssehild schwarz,
gelb getheilt und gerändert. Ich fand sie in Ges])innstr(")hren
auf denn Boden zwischen Gras, wovon sie die Halme von
unten her abnagte. Wahrscheinlich lebt sie auch auf dieselbe
Weise von auf dem Boden üiiinenden Moosen. "-^ —
Ich bin überzeugt, daß in den hiesigen Sammlungen außer
den besprochenen und den von Büttner aufgeführten Bryotropha-
Arten bei genauerer Prüfung sich noch einige als einheimisch
würden feststellen lassen bez. daß die Pommersche Fauna deren
noch bei eingehenderer Beachtung der unscheinbaren, sehr
gleichartigen Thierchen bieten wird. Ich denke hier namentlich
an fulginosella Snell., similis Sit. (= obscurecinerea Nolk.)
flavipalpella Tgstr., glabrella Hein., minorella Hein. u. dgl. mehr.
Als positiv neu für die Fauna sind schon jetzt zu nennen:
1898. CineroseJ/a Tgstr., von H. Stange bei Friedland
mehrfach gefangen (Stett.'e. Z. 1881 p. 177 und 1882 p. 517).
1905. Domeslica Hw. Flog den ganzen Jidi 1890 hin-
durch zahlreich an dem unter Depr. purpurea erwähnten
Rohi'dach, dessen ungemein üppiger Moosbelag der Raupe als
Nahrung dienen wird. Mitgenommene größere Stücke desselben
lieferten uns seither kein Zuchtresultat. — Ich hege mit H.
Snellen Zweifel, ob die Art spezifisch von basaltinella Z. ver-
schieden sei. Die Stellung der typischen Punkte zu einander
ist jedenfalts bei beiden Arten nicht so constant, wie es für
die Unterscheidung noth wendig sein müßte.
liita Tr.
1908. Inustella HS. Zwei Exemplare, bezeichnet: ,,F.
5. H. H9, Schwalbenberge^', aus Schleichs erster Sammelperiode
herrührend, befinden sich als einzige hiesiger Gegend in
unserer gemeinschafthchen Sammlung. In Schlesien wurde die
Art nach Wocke nur von Zeller bei Glogau gefunden. Eine
Zeitangabe fehlt.
1911. Psileiht HS. besitzt zwei Generationen, von denen
wir die zweite (Falter den Juli hindurch) alljährlich zahlreich
erzogen haben. Die Rpe lebt, wie schon bei Gel. fumatella
Dgl. erwähnt wurde, im Juni bis Anfang Juli in langen und
lockeren Gespinnströhren unter der Nährpflanze, Artemisia
Stett entomol. Zeit. 1891.
173
campestri.s zu Anfarm' vermuthlich an der Pflanze selbst. Zinn
Fressen begiebt sie sich in das äußerste, an die Klättev der
Pflanze angesponnene Ende der Röhre, benutzt auch zur
Verpuppung ein Stück derselben, welches sich von der übrigen
Röhre loslöst. Ganz ähnlich, aber doch durch gewisse Merk-
male unterscheid! )ar, leben am Seestrande unter Artemisia
campestris noch Nyct. aehatinella, Tortr. cinctana und Sophron.
humerella. Ich möchte aber besonders hervorheben „am See-
strande". Denn es wurde von uns die Erfahrung gemacht,
daß von einzelnen dieser Arten die Lebensweise sich binnen
Lands durch die andersartige Beschafrenheit des Untergrundes,
— dort ganz lockerer Seesand — wesentlich moditizirt. Ein
Thier, das ich in 2 Exemplaren aus dem Wallis als perfluella
Frey, nicht diffluella desselben Autors, von Anderegg besitze,
vermag ich nicht von der variablen psilella zu trennen, kann
auch nicht herausfinden, ob und wo dasselbe beschrieben ist.
1922. Obsolelella FR. Ich besitze 3 hiesige Exemplare,
welche wesentliili von meinen ungarischen und südfranzösischen
abweichen. Eines davon hat Schleich 1888 aus der Puppe
erzogen die er in einem unserer Vorstadtgärten unter der
Rinde eines Birnbaums gefunden hatte. Es fand sich todt im
Zuchtgefäß vor, so daß über die Erscheinungs-Zeit nichts
berichtet werden kann. Die übrigen ting ich gleichzeitig am
17. 5. 90 auf dem Mölln, am Zaun eines Holzhofes sitzend.
Das erzogene Exemplar hat Dr. Wocke beurtheilt als „nächst-
verwandt mit obsoletella und halymella, vielleicht aberr."--
Alle drei sind merkhch größer, als obsoletella, von matterer
Grundfarlie, dafür mit stark hervortretenden lauggezogenen
typischen Punkten, wie sie keine meiner ächten obsoletella von
hier oder sonstwoher besitzt.
1942. Acum'mateUa Sirc. findet sich Aveit verbreitet in
zwei Generationen bei Stettin und Alt Damm. Wir erhielten
sie im Zimmer aus überwinterten Puppen von Ende Februar
bis in den April, dann im August aus verschiedenen Cirsium-
Arten, welche die Raupe minirt.
1940. Montzella Hb. ist wieder eine von Büttner nicht
aufgeführte Art, die in weiter Verbreitung schon seit den
sechziger Jahren bei Stettin, Nemitz, Misdroy, Alt Damm vor-
kam. Wir finden die Raupe alljährHch in großer Zahl au
Lychnis dioica. Daß sie jung gesellig lebe, wie Dr. Sorhagen
berichtet, konnten wir nicht anders bemerken, als daß an
einer Pflanze vielfach mehrere Rpen. leben, und zwar in den
Blüthen. Zum Wechseln der Blüthe spinnt die Rpe. die bisher
bewohnte an eine neue ah und verräth sich dadurch sehr
Stett. entomol. Zeit. 189).
174
leichl dem Aiig-e, Erwachsener findet sie sich nach Maaßgabe
des Abblühens der Lychnis in den Früchten. Der Falter
erscheint in sein- langausgedelmter Flugzeit von Anfang August
an. Er wurde noch im November frisch gefangen, liat ferner
mit den Depressarien die Eigenschaften gemein, sich einerseits
sehr A'^erborgen zu halten, andrerseits in wunderl)arcr Erhaltung
zu überwintern. Wir haben noch bis Mitte Mai ganz tadellose
Exemplare aus Roin-dächern hervorgeräuchert. Ich bin daher
noch geneigt, die im Juni gefangenen Exemplare, welche Dr.
Soriuigen erwähnt, für überwinterte anzus})rechen.
195:1 Kmt</!/siel/a Stf., von IL Stange Stett. e. Z. 1882
p. 517 als bei Friedland vorkommend erwähnt, wurde auch
bei Alt Damm von Hptm. Herms Ende August in 1 Exemplar
erbeutet.
1954. Macu/ea Hw. Für diese Art kann ich noch
Friedland und mich 6 in meinem Besitz befindlichen Exemplaren
die Insel Rügen (Amtsgerichtsralh Friedrich) als Fundorte
angeben.
1962. Jundella Dgl. hat Hptm. Herms Anfang Mai in
der Mühlenbecker Forst, unweit Alt Damm als Novität unsrer
Fauna aufgefunden.
1964. Marmorea Hw. Kommt nach Dr. Sorhagen bei
Friedland vor. Ich erinnere mich bestimmt aus meiner ersten
Sammelperiode, das Thier in hiesiger Gegend gefunden zu
haben, erkannte es danach auch sofort wieder, als ich 1883
Exemplare davon in großer Zahl an den Stämmen alter
Kiefern sitzend im Park des Schießplatzes bei Hagenau i. E.
wiederfand. Daß das Thier beträchtlich variirt, beweist mir
der Vergleich dorther stammender Exemplare mit solchen von
Helgoland, die durch das Verschwommene und Verblaßte
ihrer Färbung und Zeichnung einen bemerkenswerthen Contrast
bilden.
1970. Fischerella Tr. Rpe in den Trieben von Sapo-
naria officinalis in großem Knäuel bei Alt Damm in der Hecke
des städtischen Kirchhofs. Falter Mitte Juli. '> ■ui-)i';
1974. Levromelanella Z. wurde in einzelnen Exemplaren
auch bei Misdroy und Alt Damm gefangen, bei Friedland von
Dianihus carlhusjanorum ei'zogen.
IVaniiodia Hein.
2004. Slipella Hb. Hüttner erwähnt als bei uns vor-
kommend nur die var. naeviferella Dup, Wir haben in neuerer
Zeit auch die Stammform durch Zucht und Fang, wenn auch
weitaus spärhcher und nur von besonders geschützt liegenden
Siett. entcmol. Zeit. 1891.
175
Lokalitäten erhallen. Die var, findet sich ebenso wie Herman-
nella F. bei nns weitverbreitet und in großer Menge.
PtoelteuuHa Hein.
2013, Es will mir nicht einleuchten, daß inopella Z. und
paupella Z. nicht zwei verschiedene Arten sein .sollen. Ich
zog in der letzten Augu.sthälfte 1885 bei Rastatt in Mehrzahl
Exemplare aus den Blüthen von Inula dysenterica, die von
den hier Ende Mai und im Juni aus Helichrysum arenarnim
erhaltenen eonstant durch Größe, Färbung und Zeichnungs-
anlage so stark abwichen, daß ich mich von der Zusammen-
gehörigkeit als eine Art nicht zu überzeugen vermag.
Hier in Pommern kam bisher jedenfalls nur die eine,
kleinere Form mit dunkelgraubraunen Zeichnungen vor. Die
Süd westdeutsche erlieblich größere, hat viel schärfer abgegrenzte
goldgelbe Zeichmmg.
Paraiiia Dup.
2016. PaudpimdeUa Z., welche bei Friedland noch nicht
aufgefunden würde, findet sich bei uns außer am Gartzer
Schrey noch bei Frauendorf-Bergquell und auf der Finkenwalder
Höhe. Die bewohnten Blüthenköpfe sammelt man am Besten
im Februar und März ein.
2022. Carfinelhi Stt., von Büttner für die hiesige Gegend
noch nicht aufgeführt, wurde von Schleich im Juli 1886 in
Mehrzahl aus Köpfen von Carlina vulgaris erzogen, die ohne
Auswahl nach der Ueberwinteruug aus einem Hohlweg bei
Zabelsdorf mitgenommen waren.
Xystopliora Heiu.
Da v. Heinemann selbst noch (Analytische Tabelle p. 6
Anm.) den schon mehrfach sonst vergebenen Namen Doryphora
in Xystophora abgeändert hat, so sollte ersterer für unsre
Gattung auch definitiv ausgemerzt sein.
2031. Palveralel/a HS. Zwei im vergangenen Jahr nach
Mitte Mai von mir auf dem Julo gefangene ,^,^ kommen
völlig mit solchen von meinem Freunde Eppelsheim, die er
am Hohenfels bei Grünstadt gefangen hat, überein; sie difleriren
aber mit einem Pärchen, das Schleich in früheren Jahren von
Mann aus der Wiener Gegend erhielt. Mein Material in dieser
schwierigen Gattung ist zu gering, um mir ein sicheres Urtheil
zu gewähren.
2041a. n. spec. Was Büttner mit dieser ohne
jegliche Beschreibungsbeigabe werthlosen Bezeichnung gemeint
Stett. entomol. Zeit. 1891.
176
hat,^ wird wohl kaum iioeli zu ermitteln sein, falls nicht die
Heinemannsche Sammlung Aufklärung bietet, in welcher sich
nach B.'s Angabe 2 Exemplare befinden. Meine bez. Anfrage
bei Herrn Bnng-Haas wurde freundlichst dahin beantwortet,
daß er die hierher gehörigen noch in der ehemals Büttnerschen
Sammlung A^orhandenen Exemplare nicht von servella Z. unter-
scheiden könne.
2044. Serrcf/a Z. Ich besitze ein von Schleich erzogenes
$, etikettirt: „Z. 20. (1 ()7. Pyrus malus Wollin-', das Zeller
selbst für seine Art erklärt hat. Mit einem nordrussischen
und einem von Prof. Frey als seine Gel. ferrea von Zermatt
erhaltenen i^ stimmt dasselbe nur schlecht; doch scheinen die
Geschlechtsditferenzen in dieser Gattung recht erheblich zu sein.
2047. PaluslreUa Dgi. Meines Wissens wurde diese
große Art (Größe von Gel. distinctella) nur von H. Gust.
Schultz - Stralsund, auf den ('hemah'gen Möllnwiesen ge-
fangen. Ein von ihm herrührendes Exenijjlar, etikettirt:
„F. 20. 8. 69, Mölln, Sz.'' befindet sich in meiner Sammlung.
2050. Morosa Mühlig. Nach H. Stange bei Friedland.
Die Raupe dort im Mai in den Trieben von Lysimachia vul-
garis, sich in den Stengel einfressend; nach A. Schmid schon
im Herbst in den Blattspitzen.
2056. Ämndinetella Stt. führt Hein. ]•. 306 als bei Stettin
vorkommend, auf, nicht auch Büttner. Ich ting meine drei
Exemplare Ende Juni 1884 bei Rastatt auf einer reichlich
mit Carex i'iparia, der NährpHanze, bewachsenen Lichtung des
Niederbühler Waldes an zwe\ windstillen Abenden. Das
winzige Thier — kaum so groß wie rumicetella Hfm. und
dieser nächstverwandt — wurde mir von Mr. Stainton als
diese Art bestätigt.
2059. Suffnsella Dgi. Ein Exemplar von Hptm. Herms
Mitte Juli bei Alt Damm erbeutet; auch H. Stange führt die
Art als bei Friedland vorkommend auf
Dactylota Sir 11.
Der Gattungsname wird weichen müssen, da er männlichen
Geschlechts schon bei den Curcuhoniden vergeben war.
2060a. Kinkerella Snell. Tijdsch. 1875/76 p. 23. Id.
Vlind. p. 689. — Wocke, Zeitschrift 1" Ent. Breslau 1879 p.
75. Das Fehlen dieser Art in Büttner"s Verzeichniß ist mir
unerklärlich, weil er sie von hier nicht nur gekannt, sondern
auch als Erster den Falter gefangen, dagegen sich wiederholt
vergeblich nach der Rpe bemüht hat. — Ihre Naturgeschichte
hat Dr. Wocke schon vor dem Erscheinen von Büttners Fauna
Stett. entoinol. Zeit. 1891.
177
1. e. mitgetheilt. Nacli ihm haben wir die Mine fast alljährh'ch
von Mitte August bis Anfang October an Ammophila arenaria
bei Misdrov, Swinemünde, Ahlbeck und Heringsdorf aufgefunden,
niemals jedoch so zahlreich, wie Dr. Wocke mir brieflieh
mitllieilte, daß er sie bei Misdrov gefunden habe. Frau S.
Diederiehs, welciie alljährlich die letzten Septemhertage auf
der Besitzuno- ihrt's Sehwie2,ersohns, unsers Vereinsmitoliedes
H. Nordahl, dort zuzubringen pflegt, brachte als Ausbeute
emsigen Suchens vor zwei Jahren etwa 100 gesunde Minen
heim, die den Falter in größerer Zahl lieferten. Die Rpe ist
von Parasiten stark heimgesucht, so daß man wohl ebensoviel
schlechte wie gesunde Minen findet; erstere kennzeichnen sich
sofort dadurch, daß sie weniger convex sind, ein entfärbteres,
weniger frisches Aussehn haben und stets ein feines Loch in
ihrem oberen Theil, etwa wie von einer Nähnadel ver-
ursacht, aufweisen. Die Zucht aus den als gesund aus-
geschiedenen Minen haben wir nicht besonders schwierig
gefunden. Immerhin ist die Art eine seltene, deren Falter
außer Büttner noch Niemand von uns gefangen hat. Derselbe
zeigt eine nicht unerhebliche Geschlechfsdillerenz: die .^ sind
durchweg merklich größer, haben gestrecktere Flügel von
wesentlich stärkerer dunkelgrauer Bestäubung, als die lichter
gelblichen' kurzflügligeren $, bei denen noch der recht lange
und scharf zugespitzte weißlich gelbe (beim ,^ dunkler graue)
Leib mit brauner Legeröhre auffallt.
Aiiaeaiiip!«i!ü Curt.
2082. Ligiilella Z. Wurde von Hptm. Herms durch
Zucht von Lotus corniculatus in der zweiten Junihälfte am
Eisenbahndamm beim Traindepot in Alt Damm erhalten; der
Falter fliegt dort gleichzeitig und bis in den Juli hinein.
2083. Vor/ice/ki Sc. erhielt derselbe Beobachter ausschließ-
lich von Genista tinctoria durch Zucht Ende April während der
Falter Mitte Juni flog, und zwar an der Chaussee von Alt Damm
nach Gollnow vor Hornskrug.
Die Angaben über die Nährpflanzen beider Arten gehen bei
den verschiedenen Autoren sehr durcheinander.
Snellen, Vlind. p. 675 stellt ligulella Z. als var. zu vorficella
Sc. und möchte auch cincticulella HS. als solche dazu rechnen.
2086. Sarolhamnella Z. kommt fast überall auf unsern
Terrains, wo Sarothamnus wächst, als eine häufige Erscheinung
vor, deren Raui)e wir im Mai in den Blüthen dieser Pflanze
finden; ihre Anwesenheit verräth sie durch die Fraßspuren.
Eine mir kürzlich zugegangene Notiz von H. Eppelsheim,
Stett. entomol. Zeit. 1891.
-178
wonach er die Raupe im Juni zwischen zusamnienaesponnenen
Blättern derselben Pflanze fand, möchte ich im Verein mit
seinen Bemerkungen über den daraus erhaltenen Falter fast
auf eine andere Art, etwa captivella HS. deuten.
Tacliyptilia Hoinm.
2109. PopuJella Ol. Büttner drückt sich nach meinen
Erfahrungen nicht zutreffend über die Variabilitätsformen dieser
wohl überall sehr häufigen Art aus. 36 durchweg mit Zucht-
vermerk versehene Exemplare meiner Sammlung lassen erkennen,
daß Birke und Eiche die buntesten, schwarzweißen Exemplare
liefern, Populus tremula vorwiegend die gezeichneten dunkel-
grauen, P. nigra und pyramidalis besonders die fast einfarbig
und zeichnungslos braunen, Sorbus aucuparia die dunkel-
farbigsten. Eine wunderliche var. besitze ich in 4 Exemplaren
von Anitsgerichtsrath Friedrich, der sie auf Sjlt von Salix
repeus zog. Sie ist kaum halb so groß, wie hiesige Exemj)lare.
fast hellaschgrau mit sehr wenig Zeichnung und macht so
einen ganz fremdartigen Eindruck.
2093. Temerella Z. führt H. Stange, Slett. e. Z. 1881 p.
117 als von ihm im zweiten Julidrittel aus der Raupe
erzogen, an. JCr fand letztere zwischen dütenförmig zusammen-
gesponnenen Blättern in Gesellschaft der Raupe von Phth.
populana Anfang Juni.
Mitte August 1889 sah ich zahlreich bei Finkenkrug auf
einer trockenen Moorwiese halbwegs zwischen dem Bahnhof
und der Waldrestauration gleichen Namens verlassene derartige
Düten an Salix repens, während ich um Gentiana pneumo-
nanthe Sten. plagiodactyla Stf. iing. Zweifellos kommt die
Art auch in hiesiger Gegend an genannter Weidenart z. B.
zwischen dem Glambecksee und Polchow vor. Auch möchte
ich Tach. subsequella bei uns an Prunus spinosa vermuthen.
Ceratophora Hein.
2105. Lineolella Z. War Anfang October 1885 als
Raupe an einem Dünenabhang unmittelbar östlich Misdroy in
größter Zahl zu linden. Wir nahmen ca. 200 besetzte Gräser
in einem offenen Blechcylinder mit, dessen Insassen aber schon
während der Wagenfahrt nach Wollin auf unsern Kleidern
u. s. w. mobil wurden und verhältnißmäßig sehr wenig Falter
lieferten. An dieser Stelle ist das Thier seitdem so gut wie
verschwunden. Dagegen fängt es Hptm. Herms alljährlich in
Mehrzahl im Mai bei Alt Damm an der Massower Landstraße
in ganz reinen Exemplaren. Auch auf dem Julo habe ich am
16. 5. 00 den Falter spärlich angetroffen.
Slett. entomol. Zeit. 1891.
179
Cleodora. Ciu-t.
2128. Cytisella Curt. In unserer Gegend bisher nur
Ende Juli alljährlich zahlreich an einer Stelle zwischen Misdroy
und Warnow um Pteris aquilina (Adlerfarrn) gefunden. Die
dorther stammenden Exemplare sind merklicli dunkler gefärbt,
als meine bei Hagenau i. E. und bei Schweigmatt im südlichen
Sehwarzwald gefangenen. Die hellsten besitze ich von Mr.
Constant aus Corsica. — Die Angabe, daß die Raupe an
Cytisus nigricans lebe, muß ich bezweifeln. Dem Eiter und
der Geschicklickkeit von Frau S. Diederichs verdanken wir
die sichere Feststellung ihrer Lebensweise. Sie kannte dieselbe
schon im vergangenen Jahr, ohne aber ein Resultat zu erzielen,
fand dann die Ranpe zahlreicher Ende Juni d. J. an der
bezeichneten Stelle in den frischen, nicht also in den über-
winterten vorjährigen Stielen des Adlerfarrn. Die bewohnte
Stelle markirt sich als leichte Anschwellung mit einem schwarz-
gefärbten Kothauslaß. Bisweilen finden sich mehrere Wohnungen
in einem Stiel, einzelne da, wo die unteren Stengel der
Blattschirme sich abzweigen, andere auch in solchen Theilen.
welche sich durch Wendung der Pflanze der Sonne zu, scharf
gedreht haben. Da die Entdeckerin vielfach verlassene Woh-
nungen neben ganz frischen fand, so vermuthet sie, daß die
Raupe leicht die Wohnung wechselt. Dies wird auch dadurch
bestätigt, daß die Raupe außerhalb der Mine lebhaft zu kriechen
im Stande ist, wenn auch nicht so geschickt, wie die Melirzahl
der Gelechien-Raupen. — • Von einem mir zugesandten Exemplar
derselben habe ich folgende Beschreibung aufgenommen:
9 — 10 mm. lang, schlank, Kopf und Aftersegment scharf
zugespitzt; glasig durchschimmernd, dunkelroth; in den Seg-
menten von sattgelber Färbung, am breitesten in den vorderen.
Vom 4. his zum Aftersegment jederseits eine Reihe großer,
milchweißer Punkte über den Stigmen. Ueber dem 4. und 5.
Segment noch je zwei, im Ganzen also vier Punkte in einer
Reihe. Rückenlinie sehr fein, matter gelb als die Segment-
färbung. — Kopf klein, herzförmig graubraun, Freßzangen
dunkler gefärbt. Halssegment (2.) sattgelb, darauf ein getheilter
schwarzbrauner Schild. — Krallenfüße und Nachschieber
dunkelbraun, die Afterklappe am dunkelsten, Bauchfüße matt-
gelb. Unterseite sattgelb mit verschmälert umlaufenden rothen
Ringen. (26. 6. 91.)."—
Die hiernach sehr buntgezeichnete Raupe verpuppte sich in
einer flachen Höhlung, welche. sie in den Korkpfropfen des langen
Glaseylinders gemacht hatte, noch halb in dem zum bessern
SteU. enfoniul. Zeit. 1891.
180
Abschluß darüber betindliehen Seidenpapier. Der Falter erschien
nach 15 Taaen.
ir|ii^Oloi»lius F.
2135. Vduldlax F. Wieder ein Tliier, welciies vua mir
etwa im Jalire 1859 oder I8G0 um die Mitte des Juni im
Gartzer Sehrev, auf einem Haselblatt sitzend, gefangen wurde
und seitdem in hiesiger Gegend nicht wieder beobaclitet wurde.
jVoihri^ 111).
2148. SahineHa Z. Wurde im vergangenen und im
vorvergangenen Jahr als Novität unserer Fauna aufgefimden.
Schleich und Frau Diederichs lingen am 9. 7. 89 auf dem
Spitzberg bei Misdroy je ein frisches Exemplar, Hptm. Herms
und ich vom 7. bis 20. 8. einige mehr oder weniger stark ge-
tlogene ^ nördlich der Massower Landstraße auf dem su-
detica- und ( ontinuella-Ten-ain. Wir klopften .sie dort aus
freistehenden Juniperus-Eüschen.
Harpella Schrk.
2246. Bradelki L. Büttner giebt nur den Mölln als
Fundort an. Sie wurde seitdem auch bei Alt Damm in einem
Erlengehölz hinter dem Militärkirchhof vom Hptm. Herms, und
bei Finkenwalde von mir in dem schon erwähnten Garten in
einem Exemplar beobachtet. Die Art ist danach Ijci uns
wenn auch selten, so doch Mciter verbreitet. Dagegen ^^•urde
Das Oliviella F. seit 18ni noch nicht wieder in hiesiger
Gegend aufgefunden.
OecMipliora Z.
Es ist wohl mit Sicherheit zu erwarten, daß künftige
Systematiker dies incohärente Genus noch weiters, als es bis-
her, auch durch H. Snellen geschehen ist, trennen werden.
Letzterer unterscheidet (Vlind. }). 716 sqq.) Lampros Tr. mit
den kurzgesprochen schlankeren, glänzenderen Arten mit mehr
lanzetttlich zugespitzten Htflgin. und entsprechendem Adern-
system, läßt diesen dann Oegoconia, Endrosis, Pancalia und
schließlich als Oecophora Latr. minutella (in Unterabtheilung
Borkhausenia Hb), und flavifrontella, Panzerella (in Unterab-
theilung Oecophora sensu proprio) folgen, welch letzterer er
als vermuthlich zugehörig, anreiht: detrimentella Stgr., filiella
Stgr., pulverosella Hein, cotui-nella Mn. Vergleicht man z. B.
nur tripuncta Hw. mit ihren breiten, Gelechidenförmig ge-
schnittenen Hnttlgln., dicken und ])lumpen Fühlern und schwach
entwickelten Palpen und Borkhausenii Z. oder Jourdheuillella
Kag.. welche die schärfst zugespitzten Htflgl., scharf geringelte
feine B'ühler, stark entwickelte feine und buntgezeichnete
Stett. entomol. Zeit. 18 9X.
181
Palpen liabeo. so wird mau veranlafat eher miiuitella imd
tripuncta zusammenzubvinLten als die vorhin genannten. Auch
die zierlichen und sehr eharaUteristisch buutgezeichneten Vor-
derbeine (bei tripuncta und minutella wieder gleicherweise
einfarbig und indifferent geibrmt) geben meines Erachtens ein
zweckmäßiges Üntersclieid ungsmerkmal.
Seit Büttner sind eine größere Zahl Arien als Zuwachs
zu verzeichnen:
2265. Pseudosprele//a Sit, In je einem Exemplar von Frau
Diederichs und Schleich gefangen, letzteres am 9. 8. 89 in
einem Hause in Stettin, ersteres an einem Pappelnstamm sitzend.
2266. Fusce.scens Hw. (nach Fuchs, Stett. e. Z. 1882
p. 517 mit hiridicomella HS. von Zeller für identisch erklärt).
Schleich erzog ein Exemplar aus einem Vogelnest aus Ziegenenort
am HafF. Hptm. Herms fängt die Art alljährlich in einiger An-
zahl im August um Sonnenuntergang aus einem längere Jahre
lagernden Strauchhaufen, an einem Eiskeller (Blaurocksmühle),
aber auch frei fliegend (Hammermühle). Sie kommt auch l)ei
Friedland vor. Hptm. Hernis ist neuerdings nach alljährlich
in Mehrzahl erhaltenen Exemplar geneigt, zwei Arten zu unter-
scheiden. Ich vermag mir bei einem nur mäßig zahlreichen
Vergleichsmaterial und ohne Zuchtergebnisse hierüber kein Ur-
theil zu bilden.
2277. AiH/iistel/a Hb. wurde bisher nur bei Alt Damm
Mitte Mai an Pappeln von Hptm. Herms angetrotfen.
2278. Slroemelhi F. Besitze ich in zwei, von Schleich
am 5. 7. 67 gefangenen Exemplaren von der Insel Wollin.
Bei Berlin fing ich zwei Exemplare an einer halbholen Eiche
im Park von ^Schloß Bellevue am 18. und 20. 6. 88.
2282. Tripuncta Hw. Frau Diederichs hat diese für
Pommern neue Art am 26. 6. d. J. unmittelbar am Jordansee
bei Misdro.y zahlreich von Buchenzweigen geklopft, jedoch nur
noch etwa 8 Exemplare aus Mangel an Fanggläsern mitnehmen
kruinen. Sie kam H. Stange auch bei Friedland vor.
2283. Borkhausemi Z., von Büttner nur in einem Exem-
plar Anfang Juli an einem Kiefernstamme gefangen, fanden
Schleich und ich am Glambecksee am 9. 7. 90 nach warmem
Regen in ca. 12 Exemplaren an Kiefernstämmeu sitzend: an
zwei späteren Tagen äußerst spärlich. Bei Damm hingegen
fingen Hptm. Herms und wir sie noch bis Anfang August in
zum Tlieil reinen Stücken an der sudetica-Stelle. Anders als
die Nächstverwandten fliegt der Falter ziemUch leicht bei un-
vorsichtiger Annäherung, namentlich gegen Abend ab. Kurz
vor Sonnenuntergang scheint er freiwillig zu fliegen. Wir
StcU. cntouiol. Zeit. 1891.
182
Wir vevmuthen die Raupe etwa wie die von 0. Jourdheuillella
in abgestorbenen Trieben von Pinus sylvestris, baben sie aber
seitber ebenso wenig linden können, als H. Eppelsbeim bei
Dürkbeim die von der genannten, pracbtvollen Art.
2285. FortiioseJla S. V. ist hier weiter verbreitet, als
nach Büttners Mittbeilnng zu vermutben wäre und muß u. A.
auch in Elsen-, Pappel- und Apielbaumrinde leben.
2286. Lwiaris Hw. neuerdings bei Stettin keine Seltenheit.
Wir fanden sie gleichzeitig mit Borkhausenii, aber ganz still
an den Stämmen sitzend, an Kiefern, ferner an Populus nigra,
Robinia sowie in altem Sarothamnus-Gesträuch statt der ei*-
hoff'ten lambdella Don.
2290. Hchaefferella L. ist ebenso wie procerella S. V.
mulhmaßlich poljphag. Ich erzog erstere aus alter Uhnenborke,
fand sie ferner an alten Pappeln und Weidenstämmen, vor-
zugsweise freilich an Obstbäumen: ganz ähnlich auch die
letztgenannte Art, diese auch an Pflaumenbäumen.
OejBTOConia Ott. .,,, ,
2298. (^uadripuncta Hw. muß ähnlich wie 'Oec. fus-
cescens leben. Sie wurde Anfang Juli bei Misdroy in
Häusern, aber noch bis in den September hinein von Hptm.
Herms in der Nähr der Hanimerniühle alljährlich in einiger
Zahl gefangen. Icli besitze englische Exemplare und solche
aus Catalonien und von Sarepta, die sämmtlich viel mehr Gelb
in der Zeichnung zeigen als hiesige. Als die Art in Baden
noch garnicht gefunden war. sah ich an einem Juliabend im
Gasthofzimmer in Rothenfels (Murgthal) a tempo drei Exem-
plare davon vor mir; aber o Graus lür den Sammler: das
eine war in mein Biergias gefallen und schviamm muthig im
Schaum umher, das zweite klebte an dem für Entomologen
so lieblichen ausgeschwitzten Petroleum des Glasballous der
Lampe fest. Nur das dritte konnte ich noch. rechtzeitig vor
einer vielleicht noch traurigeren Art des Vergehens, fiu- die
Sammlung meines verehrten Freundes Reutti salviren. Ver-
gebens wartete ich an späteren Abenden vor peinlichst gesäu-
berter Lampe auf mehr: „es,. wäi:V. zu ^chön.: gewesen'' sagt
der Badische Dichter. . m: u'/jjjlqui-iy.-I i'i jr.
Crl^pliifiteryx IIb.
2306. Bergstraesserel/a F. Wurde nur von H. Stange
bei Friedland Ende Mai angetroifen,
2312. Haivorthana HtG\)h. Von Büttner nur bei Grambow
gefangen. Hptm. Herms hat die Art alljährlich zahlreich er-
Stett. entomol. Zeit. 1891.
183
zogen: die Puppe findet sieh noch bis in den April in der
Wolle von Eriophorum vaginatum bei Damm und Carolinen-
horst. Sie bevorzugt die unter Bäumen oder zwischen Haide-
kraiit geschützt stehenden Pflanzen.
23 1(^. Fiseheriella Z., von Büttner nicht aufgeführt, war
uns schon Ende der fünfziger Jahre als eine weitverbreitete
jiäufige Art bekannt, die in zwei Generationen als Falter im
Juni und Ende September erscheint. Wir erziehen dieselbe
alljährlich aus überwinterten Stengeln von Dactvlis glomerata,
die das Vorhandensein der Raupe bez. Puppe durch ein feines
Bohrloch verrathen. Nach Stainton muß die zweite Generation
wesentlich anders leben. Auch ist seine Raupenbeschreibung
abweichend von der, welche ich aufgenommen habe. Aller-
dings befand sich die von mir beschriebene Raupe schon
in einem leichten Gespinnst, innerhalb der Halmröhre.
Sie war 5 — 6 mm lang, matt und hell blaugrün geßirbt, von
Elachistenartigem Habitus; Kopf schwarzbraun, Aftersegment
und ein feiner Querstreif des vorletzten oberseits braun, die
Unterseite ebenso wie sämmtliche Fußpaare mit dem Körper
gleichfarbig. Das Halssegment zeigt ein dunkelbraunes, wenig-
scharf begrenztes, fein getheiltes Schild, welches nach dem
Kopf zu fast geradlinig abschneidet. Rückengefäß deuthch
hellbraun durchschimmernd. Auf jedem Segment je zwei
Reihen feiner warzenförmig erhöhter graubrauner Punkte, das
erste hat außerdem noch seitlich je einen größeren, nicht er-
höhten Punkt. (25. 4. 89).
Graeilaria Z.
Einige hierher gehörige Arten habe ich ausführlicher im
letzterschienenen Heft unsrer Zeitung besprochen.
In Betreff der G. oneratella Z. kann ich noch hinzufügen,
daß dieselbe von Hptm. Herms auch bei Alt Damm vereinzelt
hinter Rosengarten gefangen, aber noch nicht eizogen wurde.
2330. PopuJelorum Z. Zeller gab dieser Ai-t, wie
einigen sonst von ihm benannten, ihren Namen auf die
Vermuthung einer Futterpflanze hin. Ich erinnere nur an
Platypt. farfarella, Lith. fraxinella u. A. Es ist ihm mit
diesen wie noch anderen passirt, daß seine Vermuthung sich
später als irrig erwies. Mir will es so scheinen., als sei das
auch mit G. populetorum der Fall. Ich habe wenigstens diese
von mir in großer Zahl erzogene Art niemals anders als an
Betula gefunden, so daß sie zutreffender hätte betuletorum
getauft werden müssen. In früheren Jahren, ehe ich diese
Erfahrung gemacht, habe ich in großer Zahl bewohnte Düten
Stett. entomol. Zeit. Ifi9l. -j^ß
184
von Populus tremula in Erwartung von populetorum einge-
sammelt, aus iimen aber stets nur stigniatella F. erhalten.
2348. Hofmanmella Schleich. Wir tinden die Raupe
dieser Art noch alljährlich in großer Zahl erwachsen um die
Mitte des Juli (nicht Ende Juni, wie Büttner sagt,) auf dem
Julo, so namentlich von 1888 bis incl. 1891. Sie ist in der
blasig aufgetriebenen Mine merklich lebhafter als die von
impcrialella, färbt sich überdies wesentlich früher wie jene in
Roth um, also nicht unmittelbar vor der Verpuppung. Ich
habe schon in dem unter dem Gattungsnamen citirten Artikel
erwähnt, daß wir von ihr bisher nur eine Generation
festgestellt haben. Noch vor Ende Juli sind sämmtliche Minen
verlassen, wie ich bestimmt behaupten kann. Auch haben
wir niemals gelegentlich des Einsammelns von Minen der Cosm.
Schmidiella an der gleichen Nührpllauze Spuren von später
auftretenden Raupen bemerken können.
€'oi*i!«C'iu»t Z.
2354. CucjilipeuneUuni Hb. Wurde von Hptm. Herms bei
Ali Damm als Rau})e Ende Sc])tember an Liguslrum vulgare
aufgefunden.
Ich hatte die Art mehrere Jahre nach einander zahlreich
sowohl von Ligustrum wie auch von Fraxinus excelsior er-
zogen. Besonders häutig war die Raupe in Ligusterhecken
bei Kehl-Üorf unweit Straßburg i. E. zu finden. Wie Kalten-
bach richtig bemerkt, theilt sie mit Gr. i'oscijjennella die
Eigenschaft, als Wohnplatz an Fraxinus die Wurzelsehößlinge
und sog. Wasserreiser zu bevorzugen. Salix und Betula
werden meiner Beobachtung nach irrthümlich als Nährpllanzcu
genannt. Das? in Dr. Sorlrag(>n's Territorialfauna j). 270.
betreffend Verwandlung in der Wohnung glaube ich im vorigen
Heft dahin erledigt zu haben, daß cuculipennellum ausnahmslos
nicht nur in dem Blattkegel verbleibt, sondern aueh innerhalb
desselben zur Verpuppung ein spindelfcirmiges, geripptes und
fast rein weißes Kokon, an die der Bucculatrixarten erinnernd,
anlegt. Ich hielt anfänglich, ehe mir diese Verwandlungsform
geläutig war, das Kokon für ein mir noch fremdes Parasiten-
gespinnst. — Trocknen während der Puppenruhe die Blatt-
kegel zu sehr ein, was bei der Zimmerzucht auch in Blechkapseln
leicht passirt, so findet man den vollentwickelten Faltei-
meist todt innerhalb des Kegels vor.
2355. Sulphurellmn Hw. Meine Vermuthuug, daß Mr.
Constant über die Zucht dieses Thiers würde Auskunft geben
können, hat mir bald genug eine briefliche Mittheilung von
Stett. entomol. Zeit. 1891.
185
H, Eppelsheim bestätigt, wonach Mr. Constant thatsächlick
seine ihm mitgetheilten Exemplare von zwei Arten südheher
Eichen erzogen habe.
Oi'iiix Z.
2365. CarpweUa Frey. Wurde aus der Herbstgeneratiou
wiederholt von uns und bei Alt Damm von Hptm. Herms
erzogen. Für die Selbständigkeit dieser als Imago von fagivora
Stt. wohl kaum unterscheidbaren Art scheint der Umstand zu
sprechen, daß die Raupe nach meinen Beobachtungen schon
gut vierzehn Tage früher als fagivora ihre Mine zur Verpuppung
verläßt. Ich fand i^uufang October bisher immer sämmtlichc
<'arpinella-Minen verlassen, während fjjgivora noch gegen Ende
des Monats zu linden ist.
2366. AmjUcella Stt. fanden wir ausschließlich als Raupe
an Crataegus oxyacantha, niclit auch an Prunus spinosa, in
hiesiger Gegend und bei Alt Damm. Betula und Hippophae
muß ich stark anzweifeln; nur linitimella Z. scheint gleiclier-
weise an Schlehen und Weißdorn vorzukommen. Bei letzterer
muß ich aber auch Corvhis als Nährpflanze anzweifeln.
2374. Änf/uUferelfa Z. Auch diese, leichler kenntliche
Art besitzt meines Wissens nur eine sichere Näln-pllanze,
nämlich Pyrus communis. Alle sonst nocli angefüln-ten er-
scheinen mir zweifelhaft. Sie hat mit petiolella die Eigenschaft
gemein, das Kokon auf der Blattoberscite an der Mittelrippe
anzulegen; das von petiolella an Pyrus malus ist orangefarbig,
das A'on Anguliferella hingegen schneeweiß.
Wir fanden Minen dieser Art bisher. nur einmal an einer
Stelle und zwar oberhalb Gotzlow am Aufgang zu dem sog.
Weinberg, erhielten jedoch aus dem charakteristischen Kokon
kein Zuchtresultat.
CJuleopliora Z.
2378a. AntennarieUa HS. Diese bisher wohl überall
seltne, als Falter sehr früh erscheinende Coleopliora haben
wir in den beiden letzten Jahren durch Fang mid Zucht zahl-
reicher erhalten.
Hptm. Herms entdeckte den Sack in der Mühionbecker
Forst an engbegrenzter Stelle und zwar schon zur Verpu]jpung
aufgekrochen in den ersten Apriltagen 1800 an Buchenstämmen,
während wir den Falter am 30. 4. 90 nic-ht eben selten in
der Hohenleeser Forst nahe der Herzogseiche ilngen. 1891
wurde dann an beiden Lokalitäten der Sack wieder zahlreich
iiufgefunden. Er wird auf der glatten Seite der Buchenstämme
bis höchstens 1 m hoch an' der Rinde angeheftet und ist so
Stett. entomol. Zeit. 1891. j^.'5''
186
trotz seiner Kleinheit nicht schwer aufzufinden. Auf der be-
moosten Seite des Baumes spinnt er sich gern in und zwischen
den Moosspitzen an, wo er sich dann natürhcli leichter dem
Autfinden entzieht. H. Stange, dem ich von unserm Fund
Mittheilung gemacht hatte, fand danach bei Friedland eben-
falls den Sack auf., dort aber auch an Kiefern und Eschen.
Wir trafen ihn am Zahlreichsten immer da an, wo Luzula
pilosa-Ptlanzen nahe an den Baumstämmen wuchsen.
Der nur 3 — 4 mm lange Sack ist ein „Samensaek'-^
und wird aus den HiUsen von Luzula pilosa gebildet,
denen er auch so sehr gleicht, daß damit allein schon seine
Beschreibung gegeben ist, namentlich auch der Umstand einbe-
griffen, daß er stark variirt, bald ganz hell bald fast schwarz
erscheint. Es mag kein Zufall, sondern eine Anpassung für
den Schutz sein, daß man ihn fast immer an einer Stelle
angesponnen findet, die in ihrer Färbung der seinigen entspricht.
Die Falter erschienen wie die einiger anderer Coleophoren-
Arten fast alle innerhalb 2- — 3 Tagen ohne Nachzügler, in
diesem Jahr um den 1. Mai.
2396. IdaeeUa Hof 2397. G/Hz-ella Hofm. Beide von
Büttner noch nicht aufgefundene Arten wurden als Raupe bei
Misdroy und bei Alt Damm im April an Vaccinium vitis
idaea, aber nur spärlich angetroffen. Die Falter erschienen
von Mitte Mai an.
2412. Frischelhi L. Mr. Bankes (E. M. M. XXV pag.
1 sqq.) hat nachgewiesen, daß melilotella Scott mit dieser Art
identisch sei. Bei uns ist sie von allen ehemals als Metallo-
setien ausgeschiedenen Coleophoren die weitaus häufigste,
sowohl als Falter wie als Raupe. Ersterer erscheint in der
Regel nicht vor Anfang Juh an verschiedenen Lokalitäten,
wo die Nährpflanze, Melilotus alba vorkommt, so namentlich
bei Alt Damm in Nähe des Traindepots und, vielleicht noch
zahlreicher auf dem Pionierübungsplatz bei Torney. 1890,
als nach einem abnorm frühen und günstigen Frühhng
die sonst giltigen Kalendernotizen sich als nicht stichhaltig
erwiesen, fingen wir den prachtvollen Falter ganz frisch schon
Mitte Juni.
Die Zucht dieser Art, wie all derjenigen Coleophoren,
deren Raupen erwachsen überwintern, ist höchst schwierig.
Ich erinnere nur an C. gallipennella und tanaceti. — Auch
die Erscheinungszeit der Raupe war im vergangenen Jahr von
der des Falters beeinflußt. Während wir sonst den Sack noch
bis in den October hinein zahlreich auffinden konnten, war
er damals schon Mitte September so gut wie verschwunden,
Stett. entoiuol. Zeit. 1891.
187
d. h. zur Winterruhe verkrochen. — ^ Seine Anfangsstadien
kennen wir nicht; erwachsen ist er ein ächter „Samensack'',
so zwar, daiä in der Regel drei, seltner vier Samenhülsen an
ihm aufeinander gestülpt erscheinen, die sich, so lange die
Raupe noch Nahrung zu sich nimmt, deutlich abgesetzt an
ilim unterscheiden lassen. Wären ihrer bei der Größe des
Thieres nicht mehrere, so möchte es schwer halten, die be-
wohnten Säcke zu unterscheiden. Sie sind im Allgemeinen
schwarzbraun, wie die Samenhülsen, stark runzlig und rissig.
Ganz anders erscheinen dieselben nach der Ueberwinterung.
Die Samenhülsen-Theile haben sich abgestreift; sie zeigen als
„Röhrensiicke*" von gedrungener, fast plumper Form eine wenn
auch rissige, im Ganzen doch glatte Außenseite und wesentlich
hellere, ausgebleichte Farbe : ein mattes Graubraun. Man findet
sie so äußerst selten, meist an Grashalme angesponnen im
Mai und kann dann fast sicher sein, daraus den Falter zu
erhalten. . .
,^ und $ diflferiren constant in der Färbung und sind
dadurch schon im Sitzen und selbst im Flug erkennbar. Das
meist größere, stets schlankere ,^ hat eine mehr flaschen-
grüne Grundfarbe mit bläulicher Farbenbeimischung, und nur
im Spitzendrittel braungelben Messingglanz. Das $ ist intensiv
messinggelb strahlend, das Spitzendrittel und oft die Spitzen-
hälfte purpurn überflogen, am intensivsten die Spitze selbst.
Nur an erzogenen Stücken kann ich, wie als Dämpfung
dieser glühenden Farbe, aufgestreute glanzlos weiße Schuppen
an dieser Stelle erTvennen. Auch die Verdickung der Fühler-
basis ist in beiden Geschlechtern different, scheint aber,
namentlich beim ,j^, sehr bald beim Fliegen zu leiden und
modiflzirt sich dadurch wesentlich in ihrer Form. '
2415. Fahricie/la Vill. Der Falter hat bei uns ziemlich
die gleichen Fundplätze, Avie der von Frischella, und erscheint
zur gleichen Zeit mit ihm. Dagegen ist die Raupe, deren
Sack sich an TrifoHum arvense zwischen der BlüthenwoUe
versteckt findet, in gewöhnlichen Jahren schon Ende August
erwachsen.
2418. Ghalcogrammella Z. ist eine in hiesiger Geeend
weitverbreitete, überall aber spärlich auftretende Art, so z. B.
in Dohrn's Park, auf der Finkenwalder Höhe, in den Gräben
der Pasewalker Chaussee, in einer Schlucht oberhalb Züllchow.
Man findet oft Dutzende der leicht erkennbaren Fraß-
spuren, ehe man auf einen Sack trifft. Die Zucht desselben
erscheint nicht schwierig, der Falter von Anfang Juli bis in
den August hinein.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
188
: 2423 a. Die unter dieser No. von Büttner olme Nameii'
aufgefiilirte Art hat Rößler (Schuppenllügler pag. 307j Büttneri
benannt.
2427. ZeUerieUa Hein. Wurde bei uns seither nur voa
Hptm. Hern IS auf den Dammschen Seewiesen Ende Juni bis
Anfang Juli angetroffen.
2428. JSemorutn Hein. Ebenfalls nur von Hptm. Herms
bei Alt Damm von Mitte Juni bis Mitte Juli gefunden.
2433 a. Serpylleiorum Hering. Diese von mir Stett. e. Z.
1889 p. 305 beschriebene neue Art wurde im vergangenen-
Jahr nur noch äußerst spärlich an ihrer ersten Fundstelle
bemerkt, weil letztere, ein in nächster Nähe der Vorstadt,
unweit der ehemahgen Zellerschen Wohnung belegener
Hohlweg der zahlreichen Jugend der Fabrikarbeiterbevöl-
kerung als Spiel- und Tummelplatz sehr paßlich erschienen
war. Zufällig hat Schleich nun, wenn auch nicht mehr
oculatissimus, wie sein Epitheton in Staintons Tiiieiuenwerk
früher lauten durfte, so doch immer noch oculatiorum unus,
im vergangenen Juni einen andern, vor Allem gesicherteren
Fundplatz, die bei chalcogrammella erwähnte Schlucht ober-
halb Züllchow aufgethan und dorther einige Dutzend zum
Theil schon angesponnene Säcke heimgebracht. Nach unsern
diesjährigen Beobachtungen muß ich noch bemerken, daß der
Falter merklich später (gut 14 Tage bis drei Wochen), als
virgatella erscheint.
2436. Coronil/ae Z. wird als Augehörige unsrer Fauna
wohl einstweilen zu streichen sein. H. Gust. Schulz-Stralsund
bemerkt nämlich zu Büttner's schon zweifelhafter Notiz :
,.Zeller erklärte die von Coronilla varia, von den Schwalben-
bergen bei Gartz a. 0. erzogene Coleophora für sichere
Serenella."
2437. GalHpennelhi Hb. Die ansehnliche Art wurde
nach Büttner's Zeit noch aufgefunden : bei Hohenkrug und
in der Mühlenbecker Forst am Pflanzcamp Glien (Hptm.
Herms), bei der Pulvermühle, unweit Hökeudorf (Gust. Schulz),
bei Misdroy am Spitzberg (Schleich, Frau Diederichs).
2438. Vn/nemriae Z. Als Falter wiederholt Anfang-
Juli von Schleich auf dem Cafeberg bei Misdroy gefangen,
Avo AnthylHs vulneraria in Menge wächst. Ebendort zugleich
mit der Raupe von Epischn. Boisduvaliella gefundene Säfcke
lieferten bisher kein Zuchtresultat.
2443. Ditella Z., von Büttner nicht aufgeführt, ist als
Raupe und mehr noch als Falter an verschiedenen Lokalitäten
unserer Gegend keine Seltenheit; der Sack an Artemisia
Stelt. entoinol. Zeit. 1891.
189
eampestris und Helichrysiim arenariurn im Mai und Juni, der
Falter Ende Juni und Anlang Juli. So namentlich Alt Damm,
auf der Finkenwalder Höhe, bei 'J'orney, Mi&droy.
2445. Viblcigerella Z. führt Hptm. Herms von Alt Damm
als von Tanacetum erzogen an. Ich möchte deswegen mehr
an Roessleri Wk. (= tanaceti Roeßl.) denken, habe die Falter
jedoch nicht verglichen.
246S. Ochrea Hw. Wurde bisher als Seltenheit von
Hptm. Herms nur von Hökendorf Anfang August erzogen.
Die Futterpflanze Helianthemum vulgare kommt hier leider
nur lokal und ziemlich spärlich vor, weswegen denn auch
die verschiedenen ihr eigenthümlichen Kleinfalter bei uns
noch garnicht beobachtet wurden.
2482. Discordella Z. wurde von Schleich im Zabels-
dorfer Hohlweg (welcher zuerst serpylletorum lieferte), von
Hptm. Herms bei Alt Damm am Bahndamm der Stargarder
Eisenbahn als Raupe Mitte Juni an Lotus corniculatus auf-
gefunden. Der Falter erschien nach Mitte Juli. Immerhin
scheint die Art in unserm Faunengebiet erheblich seltener zu
sein, als in anderen, mehr südlichen.
2485. Arenariella Z. Bisher nur an einer Stelle von
Hptm. Herms aufgefunden, dort aber alljährlich sehr zahlreich.
Er fand den Sack, Mitte Juni erwachsen, an den Böschungen
einer Sandgrube in Nähe des Judenkirchhofs bei Alt Damm,
wo die Nährpflanze, Astragalus arenarius häufig vorkommt
Der Falter erscheint von Ende Juni ab bis in den Juli hinein .
Wir konnten bei dieser Art, wie bei manchen an-
deren, die Beobachtung machen, daß sich die Raupe mit
Vorliebe da aufhält, also auch am zahlreichsten zu linden
ist., wo die Nährpflanze nicht besonders üppig und zahlreich
zu finden ist, mithin an den einzeln stehenden, verkümmerten
Exemplaren derselben.
2490. Niveicostella Z. Wurde früher mehrfach bei
Frauendorf, Finkenwalde, Alt Damm von Mitte Mai an
in langausgedehnter Flugzeit gefangen. Gelegentlich der Suche
auf Col. serpylletorum gelang es Schleich, den Sack an
Thymus serpyllum höchst spärlich aufzufinden, da die
Raupe sieh sehr versteckt hält und nur wenig Fraßspuren
hinterläßt.
2491. AlbicosteUa Dup. Gefangen Ende Juni, Anfang
Juli von Hptm. Herms bei Alt Damm. Den Sack hat
H. Stange bei Friedland während der letzten zwei Jahre
wiederholt an Potentilla angetroffen und daraus den Falter
erzielt.
Stett. entomol, Zeit. 1891.
190
2515. Lineolea Rw. Bisher nur auf dem rechten Oder-
ufer von Hptm. Herms in der Mühleubecker Forst an der
gleichen Stelle, die ihm auch C. autennariella lieferte, fast
erwachsen im Spätherbst (October), dann wieder im April
und Mai als Raupe an Stachys silvatica aufgefunden. Einen
Falter fing ich am 3. Juli v. J. bei Finkenwalde. Bei Fried-
land nicht selten au Ballota.
Säcke, die Schleich im Mai d. J. au den überwinterten
Stengeln von Stachys silvatica angesponnen in Mehrzahl im
Schrey bei Gartz a. 0. fand und die eine uns fremdartige
Form zeigten, lieferten nur die hier sehr gewölndiche
C onosmella.
2520. ApiceUa Stt. H. Stange fand den Sack, stellen-
weise häufig im Juli jung in den Samen, später an den
Blättern von Cerastium triviale (Sorhagen p. 258).
2521a. FUaginella Fuchs. Die Raupe fand Hptm. Herms
bei Alt Damm Anfang September erwachsen auf alten Brach-
äckern an Filago arvensis.
2527. Silenella HS., von Büttner früher nur gefangen
und zwar an den Außenbergen des Schreys, wurde von
Hptm. Herms bei Alt Damm Ende August erwachsen an
Silene nutans am Waldsaum westlich der Chaussee nach
Stargard vor Rosengarten aufgefunden.
2530. Milhfolü Z., eine Art, die wohl überall sonst spär-
licher auftritt, fanden wir als Sack sehr zahlreich an den
sog. Lebbiner Bergen, wo Achillea millefolium in gauz be-
sonderer Menge und üppiger Entwicklung gedeiht. Nur die
schon fest angesponnenen Säcke lieferten um den 1. August
mit Sicherheit den Falter, die früher eingethanen gehen fast
mit Sicherheit zu Grunde.
2537. Tanaceti Mühlig. Den zweifellos dieser Art an-
gehörigen Sack hat H. Gust. Schulz bei Stralsund in den
letzten Jahren wiederholt in großer Zahl gefunden und un«
zur Zucht übersandt. Nach den bezüglichen Mittheilungen
des Entdeckers der Art war es mir nicht eben befremdlich,
daß wir kein Resultat aus denselben hatten. Die Zucht
ist wohl eine der schwierigsten, die es in dieser Gattung
giebt und soll nach H. Müliligs Erfahrungen nur dann
Aussicht auf Erfolg bieten, wenn das Thier so zu sagen
keine Ahnung davon bekommt, daß es sich in Gefangen-
schaft befinde.
Hptm. Herms hat den Sack auch in größerer Nähe bei
Buchholz, Finkenwalde und Seholwin-Messenthin Ende August
aufgefunden.
Stett. entoniül. Zeit. 1891.
191
2559 a. Ahsmlhii Wk., von Büttner noch als Art ohne
Namen unter No. 56 der Coleophoren aufgeführt, wurde
■außer bei Misdroy bei uns seither noch nicht aufgefunden.
2541. Arlemtslae Mühhg. Der Samensack tindct sich
weitverbreitet im Herbst bei Alt Damm an Artemisia campestris.
Den Falter erhielt Hptm. Herms dort durch Zucht um den
Anfang August und fing ihn gleichzeitig an der Nährpflanze.
2541 a. SimiUmeUa Fuchs wurde von H. Stange bei
Friedland als Raupe im Octobei", viel seltener als Artemisiae,
au Artem. campestris gefunden und Anfang Juni erzogen.
2548. F/avagiiielfa Z. tindet sich weitverbreitet bei
Stettin und Alt Damm als Falter Ende Juli und Anfang
August. Erzogen wurde die Art von uns bisher noch nicht.
€liaulio«lus Tr.
2561. InsecureUus Stt. Wird von Hptm. Herms als Ende
Juni, Anfang Juli in der Mühlenbecker Forst bei Colow
gefangen aufgeführt. Heinem. p. 410 sagt nur „auch in
Norddeutschlaud.'' — Die Raupe würde vermuthlich an einem
Thesium zu suchen sein. Meine aus Südfrankreich stammen-
den erzogenen Exemplare tragen die Bemerkung: Z. Thesium
divaricatum.
Ijaveriia Curt.
Auch bei diesem Genus in seinem ehemaligen Umfang
ist der Zuwachs seit 1880 ein sehr beträchtlicher und gleich-
wohl noch zu vermuthen, daß Arten wie Heinemannia
Laspeyrella Hb. Psacaphora termineila Westw., Tebenna mis-
eella S. V. noch im Faunengebiet werden aufgefunden werden.
Die hinzugekommenen sind bis jetzt :
2572. ConturbateUa Hb. Das schöne Thier, sonst mehr
den Gebirgsgegenden eigen und schon im Harz keine
Seltenheit, wurde in den OOger Jahren von Schleich in
einem Exemplar in der Hohenleeser Forst vor der Herzogs-
eiche gefangen, später von Hptm. Herms wieder in 1 Exemplar
Anfang Juli bei Colow.
2573. Proplnquella Stt. Nach Stange, Stett. e. Z. 1882
]). 517 in einem Exemplar bei Friedland gelangen; in unserer
Gegend noch nicht aufgefunden.
2574. Lacleella Stepli. hat Hptm. Herms Ende Juni
erzogen und Anfang Juli bei der Hammermühle gefangen.
2576. S'ephensi Stt. Wieder von Hptm. Herms in einem
Exemplar Ende Juni an der Massower Landstraße erbeutet.
Bei Berlin, von wo Dr. Sorhagen die Art noch nicht
aufführt, fand ich den Falter 1888 und 1889 ziemlich zahlreich,
Stett. entomol. Zeit. 1S91.
192
aber sehr lokal an alten Eichen an und in dem Park von
Schloß Bellevue von Mitte Juni bis Anfang August, in den
Ritzen der Stämme verborgen sitzend. Neben einem ganz
frisch entwickelten Exemplar fand sich ein festes, graues
Cocon, ähnlich dem von Solen, pineti Z, aber etwas kleiner,
aus welchem die noch feuchte Puppenhülse hervorragte. Ich
würde es vermuthlicli ohne letztere nicht entdeckt haben, da
es fast ganz unter der Rinde verborgen angesponnen saß.
2579. Ochraccelki Curt. wurde bei Alt Damm Ende
Juli und Anfang, August von Hptm. Herms in einigen
Exemplaren gefangen. H. Stange erzog die Art alljährlich bei
Friedland cfr. Stett. e. Z. 1882 p. 513.
2581. Schrankeila Hb. wieder von Hptm. Herms Ende
Mai bei Colow gefangen.
2582. Decorella Steph. War in früheren Jahren spärlich
in hiesiger Gegend auf der Grünen Wiese und am Dunzig
gefangen worden. Hptm. Herms fand dann bei Alt Damm
an den Plönewiesen eine engbegrenzte Stelle auf. wo Epilobium
hirsutum in sehr üppigen Exemplaren wächst. Hier trifft
man die Raupe alljährlich in gröJaerer Menge Anfang August
in Anschwellungen der Seitenstengel. Die Puppe ruht in
einem weißen Gespinnst, welches sich äußerlich aber nicht
markirt. Nur das unterhalb des Puppenlagers befindliche,
versponnene Bohrloch verräth außer der Anschwellung des
Stengels deren Anwesenheit. Der Falter erscheint den
September hindurch, verhält sich aber in den Zuehtgefäßen
nach dem Ausschlüpfen so still und verborgen, daß seine
Anwesenheit nur bei gründlichem Aufrühren der vorhandenen
Stengel erkannt wird.
2583. Subbislrigel/a Hw. Wurde bisher immer nur in
einzelnen Exemplaren von uns und von Hptm. Herms Anfang
September bei Vogelsang und an der Plöne bei Alt Damm
gefangen. Die Zucht aus den Samenschoten von Epilobium
hirsutum ist uns bisher nicht gelungen.
Clirysoelista Stt.
2589. Linneella Cl., von Büttner nicht aufgeführt, ist
keine Seltenheit in der Lindenallee der Pölitzerstraße,
auffallender Weise jedoch nur alle zwei Jahre, während
sie in den zwischenliegenden Jahren kaum bemerkt wurde.
Auch bei Alt Damm wurde sie an einer Lindenallee, wenn
auch nur als seltene Erscheinung, constatirt. Der Umstand,
daß der Falter auf beiden Stellen sich nur an den Stämmen
kerngesunder jüngerer Bäume mit fester, glatter Rinde findet,
stett. entomol. Zeit. 1891.
193
l&j&t wohl vermuthen, daß die Raupe anders leben muß, als
in dem Splinte kranker Bäume. Der Falter erscheint Ende
Juli, Anfang August.
Chr. aurifrontella dürfte der hiesigen Fauna kaum fehlen,
wurde bisher aber noch nicht aufgefunden.
Aeeliinia Stt.
2594. Dente//a Z. Fand sich hier bisher nur an einer
Stelle bei Alt Damm, nämlich in dem Erlenbruch hinter dem
Militairkirchhof und zwar die Raupe Anfang August in den
Samen von Angelica silvestris, der Falter durch Zucht Anfang
April. Bei Friedland war die Raupe schon am 16. Juli
gemein an Aegopodium podagraria.
Tina^iiia Z.
2596. BaUeohlhim F. R. Früher einzeln alljährlich von
mir in den nun verschwundenen Festungsgräben von Fort
Preußen gefangen, wurde der Falter am 18. 5. 1891 von
uns in Mehrzahl auf dem ehemaligen Pionierübungsplatz bei
Torney wieder angetroffen, das $ merklich seltener als der ,^ ;
auch bei Alt Damm hat Hptm. Herms ihn Anfang Mai
gefangen, ebenso H. Stange bei Friedland.
Lieber die ersten Stände vermag ich Nichts anzugeben.
Dou^Iasia Stt.
2602. Ocnerostomella Stt. Wurde hier wiederholt erzogen
und ist bei Stettin, Alt Damm und Friedland weitverbreitet,
wo die Nährpflanze, Echium vulgare wächst.
Hptm. Herms hat Stett. e. Z. 1888 p. 82 die Lebens-
geschichte kurz mitgetheilt. Durch einen Druckfehler ist
dort sein Name mit dem meinigen verwechselt worden. Ich
füge noch hinzu, daß sich das Vorhandensein der Raupe bez.
Puppe in den bewohnten Stengeln nicht verräth. Man muß
daher auf gut Glück an den Flugstellen die Stengel abbrechen
und sich durch Aufschneiden einzelner von dem Vorhanden-
sein des Thiers überzeugen.
Heydenia Ilofm.
2609. FuMguttella Z. wurde als einzige bei uns
aufgefundene Art dieser Gattung in früheren Jahren
mehrfach Anfang August auf der Grünen Wiese um Um-
belliferen gefangen.
As^yelina Stt.
H. Snellen, Vlind. p. 843 hält für modestella Dup. den
Stott entomol. Zeit. 1891.
194
Gattungsnamen Asyehna' als den älteren gegen Metriotes HS;
fest, welcher im Heinem. p. 530 dafür adoptirt wird, während
aeratella Z als Augasma HS. bei Heinem. p. 526 eine eigne
Unterfamilie Aiigasmidäe bildet. Dem Zweck dieser Zusammen-
stellung entsprechend, lediglich eine Ergänzung zu Büttners
Fauna zu bieten, folge ich auch hier dem 1871er Katalog.
2611. Modesle/'a Dup. wurde bisher nur in einem
Exemplar von Frau Diederichs bei Misdroy gefangLU ; bei
Friedland ist der Falter Anfang Mai nicht selten. Stellaria
holostea als Nährpflanze wächst in nächster Nähe von Stettin
so spärlich, daß wir das Auffinden der Art wohl erst auf
ferner abliegenden Terrains erwarten dürfen.
Nta^inatopltora HS.
2621. Serratella Tr. Muß bei uns eine recht seltene
Art sein. Ich besitze nur ein hiesiges, von Schleich (ohne
Datumsangabe) etwa 1861 am Rande der Hohenleser Forst
vor der Herzogseiche gefangenes Exemplar.
Ein sehr schönes erzogenes mit der Bezeichnung:
Z. 16. 5. 69 stammt von Mödling bei Wien, wo Schleich
eine einzige Raupe im Juli durch Ausreißen von Stengeln
der Linaria genistifolia fand. Sie wurde dann zum Abbilden
mit Aether betäubt, wieder in den Stengel gethan und
lieferte trotzdem den Falter. Die Abbildung, von H. Gust.
Schulz angefertigt, beiindet sich noch in unserm Besitz.
Butali)^ Tl.
Es ist wohl bemerkenswerth, daß weder Hptm. Herms
noch wir Hiesigen seit Büttners Zeit einen einzigen Zuwachs
an Arten erlebten, ja selbst außer B. palustris und d-er überall
häufigen chenopodlella Hb. auch nur einen Falter aus dieser
Gattung wieder gefangen haben. Nur B. siccella Z. ist in
früheren Jahi-en von Schleich und Schulz wiederholt zugleich
mit Stagm. pomposella aus Helichrvsum arenarium erzogen
worden. Das Gleiche gilt trotz aller Bemühungen danach
von Amphisbatis incongruella Stt.
Pancalia Cure.
Ist eine im System vielfach umhergeworfene Gattung. Im
1871er Katalog zälilt sie noch zu den Elachistidae, im Heinem.
p. 390 zu den Gelechidae; Snellen, der eine Scheidung der
Tineinafamilien nicht für ausführbar erklärt, stellt sie zwischen
Endrosis und Oecophora, Frey zu den von ihm als Unter-
familie abgezweigten Oecophoriden.
Stett. entomol. Zeit. 1891-
195
Snellen läßt nur noch eine A\i, Leuwenhoekella L.,
bestehen, stellt Latreillella Cuit. und nodosella HS. als Syno-
nyme dazu.
Ich bin im Stande für die weitere Erforschung der
bisher gänzlich unbekannten Lebensgeschichte einige Finger-
zeige zu bieten.
Im vergangenen Sommer fragte H. Stange bei mir an,
was ich von einer Raupe hielte, die er unter Viola tricolor
am 22. 6. in dürrer Kiefernschonung in röhrenförmigem Ge-
spinnst lebend gefunden habe und ob ich eine Butahs kenne,
die so lebe? Er fügte noch hinzu, daß die Röhre da, wo sie
zwischen den Pflanzenstielen ausläuft, weißseiden sei, in ihrem
liintern Theil dagegen dicht mit Sand bekleidet, sehr ähnlich
der von But. variella.
Da mir aus früheren Jahren bekannt war, daß Panc.
Leuwenhoekella bez. Latreillella hier immer nur an solchen
Stellen gefangen wurde, wo Viola tricolor wuchs, so legte mir
diese Erinnerung den Gedanken nahe, daß wir es mit dieser
Art zu thun hätten, zumal da mir die Gattung Pancalia stets
als nahverwandt mit Butalis gegolten hatte. In der That be-
stätigte das Erscheinen eines Falters von Latreillella am 18. 7.
meine Annahme. Daß Zebe die Raupe in der Rinde von
Lärche gefunden haben solle, hat mir nie einleuchten wollen.
Ich kann noch Büttners Angabe bestätigen, daß nodosella
Mn., aber nur in weiblichen Exemplaren von mir in früherer
Zeit unter zahlreichen Latreillella gefangen wurde und bin
daher geneigt, sie für die weibliche Form in ganz frischen
resp. solchen Exemplaren anzusehen, bei denen die dem weib-
lichen Geschlecht eigne Fühlerverdickung sich besonders stark
entwickelt zeigt. Bei den ;^ habe ich sie nicht bemerken
können. Leider scheint die Art in hiesiger Gegend ganz aus-
gestorben zu sein. Frau Diederichs fing sie spärlich bei Misdroy,
Hptm. Herms bei Colow in der Mühlenbecker Forst. —
Nclftreekensteinia Hb.
2705. FestaVeUa Hb. Ich erwähne diese von Büttner
aufgeführte Art nur deswegen weil er und einige andere
Autoren die Lebensgesehichte des Thierchens nicht selbst ge-
kannt zu haben seheinen, die uns wohlbekannt ist. Es
ist in hiesiger Gegend häufig und weit verbreitet, so namentlich
bei Misdroy, Messenthin, Hohenleese, am Saudsee, in der Buch-
haide. Die freilebende, durchscheinend grüne Raupe, welche
in ihrem Habitus an diejenige freilebender Pterophorinen
erinnert, lebt jung auf der Unterseite der Blätter und zwar
Stett. entomol. Zeit. 1891.
196
vorwiegend von Riibiis idaeiis, Nvesentlicli yeltner an denen
der Brombeeravten, wo sie beschattet und geschützt unter
Bäumen stehen. Sie ist selbst nicht leicht zu sehen, verräth
ihre Anwesenheit aber durch die weit sichtbare Art, in welcher
sie die Blätter skclettirt. Oft iindet man 3 — 6 Raupen gesell-
schaftlich, namentlich an den jüngsten und weichsten Blättern.
Ist die Raupe gut halberwachsen, so skelettirt sie nicht mehr,
sondern frißt sich nach der Blattoberlläche durch und lebt nun
auf dieser wegen der völlig conformen Färbung ihres Kleides
und des Untergrundes noch schwerer sichtbar, und jetzt mehr
vereinzelt. Auch muß sie in diesem Stadium öfters die Blätter
wechseln, da man nun viele frisch benagte Blätter l>emerken
kann, ehe sich eine Rau})e antrelfen läßt.
Kaltenbach führt drei Generationen (Mai, Juli, September)
auf: wii' können für unsre Gegend nur von einer sprechen,
deren Raupe frühestens Ende Juni erscheint, je nach der
Lokalität aber bis Ende August, in Spätlingen sogar bis in deii
September anzutreffen ist.
Die Verpuppung findet in einem netzartigen, ziemlich festen
Gespinnst ähnlich dem von Eid. Messingiella oder Acrol.
pygmaeana statt.
Die am frühsten verwandelten Raui)en liefern in der
Gefangenschaft nocii im Herbst einige Falter: im Freien haben
wir solche jedoch noch niemals angetroffen. Die in über-
wiegender Mehrzahl überwinternden übrigen Puppen bringen
nur einen mäßigen Prozentsatz von Faltern zur Entwicklung,
vermuthlich weil unsre Art der üeberwinterung noch keine
zweckmäßige ist.
Die allein bishei' im Freien beobachtete Faltergeneration
ist zahlreich im Mai und Anfang Juni anzutreffen.
Co«iiniO|iteryx JH».
Daß sämmtHche im Wke'schen Verzeichniß aufgeführte
Arten seit Büttners Zeit in uQserm Faunengebiet aufgefunden
wurden, erwähnte ich schon gelegentlich der Beschreibung von
C. Hermsiella, kann auch zu seinen Notizen einige nicht un-
wesentliche Ergänzungen liefern.
2709. LienkfieUa Z. Das prachtvolle Thier wurde von
Schleich schon Ende der sechziger Jahre wiederholt erzogen,
blieb auf unsern Terrains aber immer eine Seltenheit, vor-
wiegend wohl deshalb weil die Raupe im Gegensatz zu der
von Scribaiella durchaus solche Rohrpflanzeu bevorzugt, welche
einen feuchten Standort auf sumpfigem Terrain, zwischen Ge-
Steft. entoraol. Zeit. 1891.
197
büsch von Salix caprca etc. haben. Derartiges Terrain ist
al)er bei den im Oderthal sehr häutigen Herbs-t-Ueberschwein-
miingen immer sehr schwer zugänglich. Bei Friedland tindet
sieii das Thier \^'citaus häufiger als hier.
Die Lebensweise dieser und der folgenden Art hat Hptm.
Herms Stett. e. Z. 1888 p. 82 kurz beschrieben und in den
Unterschieden beidei- charakterisirt.
2710. Sn-ihaiella Z. ist bei uns wohl die häutigste Cos-
moptervxart, die als Raupe namentlich auch da anzutrellen
ist, wo Rohrptlanzen an Waldrändern geschützt auf trocknem,
sogar sandigem Untergrund noch vorkommen.
Eine von mir im vergangenen Frühling vorgenommene
Massenzucht, die über 200 Falter lieferte.^ bot auch nicht ein
der C. Hermsiella ähnliches Exemplar oder einen Uebergang
zu ihr. Die dazu iienutzten Minen waren ausschließlich dem
Terrain bei Alt Damm entnommen, welches vor Jahren die
beiden einzigen Hermsjella geliefert hatte. Die Frage, ob
letztere var. oder eigen Art sei, ist damit ihrer Lösung meines
Erachtens nicht näher gerückt worden.
2712. Schmidiella Frey lebt nach unsern Beobachtungen
weder, wie Büttner sagt, ausschließlich an Orobus niger noch
ist die Raupe schwer zu finden. Wir haben sie nur sehr
lokal an einer Stelle auf dem Julo Mitte September angetrotfen,
wo Vicia sepium zahlreicher als Orobus wächst und wo sie
an ersterer mehr als an letzterer Pflanze anzutreflen und sogar
leicht aufzufinden ist. Nur scheint sie ihre Jahre zu haben.
1889 fand icli die Raupe dort zahlreich, 1890 trotz längereu
Suchens auch nicht ein Exemplar.
2714. Dninje//a Z. (= 2713. Orichalcea Stt.) wurde
für unsre Gegend von Schleich Anfang der HOer Jahre auf
dem nun cultivirten Theil der Grünen Wiese zwischen der
Chausse nach Bredow-Frauendorl und dem Oderfluß als Falter
zahlreich gefangen und ebeudorther auch erzogen. Die Falter
pflegen im warmen Sonnenschein, nach Art der Mücken
schwärmend, ihre Liebestänze aufzuführen. Eine zweite Fund-
stelle, wo die Raupe auch jetzt noch zahlreich zu finden
ist, war dann der sog. „Prews*", die moorige Wiesensenkung
westlich des Vietziger Sees welche sich, von der Swinemünder
Chaussee durchschnitten, bis an Misdroy heranzieht. Sie hat
nur den einen Fehler, von hier aus schwer erreichbar zu sein.
In bequemerer Nähe wurde vor einigen Jahren nach Schleichs
Anweisung das Thier von Hptm. Herms bei Alt Damm auf
und an den Wiesen aufgefunden, welche zwischen der Stadt
und dem Dammschen See sich nordwestlich weithin ausdehnen.
Stelt. entomol. Zeit. 1891.
198
Sie lebt erwachsen um den 1. September, namentlich Ende
August an den erst nach dem Abblühen des Grases wachsenden
sehr langen Wurzelblättern von Hierochloe odorata in leicht
sichtbarer weißer, lauger Mine, die sich von denen der
Elachisten sofort durch das Fehlen von Koth unterscheidet.
Dieser wird durch eine Oeffnung- in der Mine ausgestoßen.
Batrarlied i*a 8tl.
2175. Praeangusta Hw. Lebt in unsrer Gegend auch aii
den bäumebildenden Salix- Arten z. B. S. vitellina, cinerea
u. s. w. ohne davon erhebliche Varietäten zu liefein. Die
dunkelsten Exemplare mit scharfer Zeichnung erhielten wir von
Silberpappeln (Pop. alba).
HeliMzela HS.
2721. Sericie/'a Hw. Vormals von mir (ifters in der
Hohenleser Forst gefangen, neuerdings am 26. 4. 1890 ebenda in
1 Exemplar von Frau Diederichs. Bei Friediand Anfang Mai
an Eichen.
2724. RcspleiuleVa Stt. findet sich weitverbreitet bei
Misdroy, Alt Damm, Nemitz.
2724a. IlamimmieVa Sorhagen. Ausführlich beschrieben
von H. Stanue als bei Friedland vorkommend in diesem Heft,
Stett. e. Z. 1891 p. 133.
C:iac*lii««ta Stt.
Die Gattung Elachista wurde von uns seit der auf
biologischem Gebiet bahnbrechenden Logan'schen Entdeckung
der Raupen als Grasminircrinnen mit Vorliebe beobaclitet,
was sich denn auch in der Zahl der im Faunengebiet über-
haupt und seit Büttner's Zeit aufgefundenen Arten, nicht minder
aber auch, wie ich glaube behaupten zu dürfen, in der Ver-
läßhchkeit der durchweg eignen Erfahrungen zum Ausdruck
bringen mag.
Seit den größeren synoptischen und monograi)hisclien
Arbeiten von Stainton und Frey scheint in der Kenntniß der-
selben ein gewisser Stillstand eingetreten zu sein, nicht so zwar,
daß seitdem nicht noch eine erhebliche Zahl guter neuer Arten
aus verschiedenen Gegenden publizirt wäre, namentlich von
Frey aus der Schweiz, von Staudinger aus Kleinasien, von
V. Heinemann- Wocke aus dem deutschen Faunengebiet u. s. w.
— aber es ist seitdem verhältnißmäßig wenig zur Klärung
schwieriger Fragen auf dem Gebiet der Biologie und der
Synonymie beigetragen worden, was gerade in dieser Gattung
stett. entomol. Zeit. 1891.
199
meines Erachtens noththäte nach Maßgabe der Schwierigkeiten
welche sie bietet, sowie dessen, daß anlanghch augenscheinlich
ohne ein lünlängliches Vergleichsmaterial aus verschiedenen
Gegenden und auf Grund zahlreicher Zuchtergebnisse pubhzirt
worden ist.
Vielleicht wird es mir vergönnt sein, über kurz oder
lang, jenachdem ein solches Vergieichsmaterial aus weiteren
Territorien und ausgiebigere eigene Beobachtungen neben
schon vorhandenen Notizen, Abbildungen u. s. w. mir zu
Gebote stehen werden, eine Revision der Elachisten vor-
zunehmen. Einstweilen möchte ich mich aber auf die nach-
stehenden ausführlicheren Notizen beschränken, die sich vor-
wiegend auf die in unserm Faunengebiet bisher gefundenen
Arten und daran geknüpfte Bemerkungen von allgemeinerem
Interesse beziehen.
Mit H. Snellen bin ich zunächst der Ansicht „dat de
afscheiding door von Heinemann von eenige soorten onder den
Herrich-SchaefFerschen naam Poeciloptilia even overbodig
is, als de vroegere van E. argentella Gl. onder den genericken
naam Cycnodia.'' (Vhnd. pag. 870). Diese Ausscheidung
der Poeciloptilien , die nur eine bedingte Berechtigung hat,
zerreißt in einer an sich besonders homogenen und natürlich
abgegrenzten Gattung die Zusammengehörigkeit der allernächst
Verwandten nnd liefert dadurch allein sclion ein unnatür-
Hches Bild.
Büttner führt 19 Arten als hier aufgefunden an; war
haben seitdem erheblich mehr als die gleiche Zahl neu hinzu-
gefunden, ohne damit auch nur einigermaßen zum Abschluß
gelangt zu sein, schon deswegen, weil mehrere interessante
Höhen- und Schluchtenterrains einstweilen noch ganz unerforscht
blieben, die aber sicher noch manches Neue enthalten. —
2728. Trapeziella Stt. War hier stets eine recht seltne
Art, die auf dem Julo allmählig auszusterben scheint, dafür
aber lokal in einiger Anzahl in der Mühlenbecker Forst wieder
auftritt. Die Raupe hat in den vorjährigen, meist unter Laub
verborgenen Blättern von Luzula pilosa eine verhältnißmäftig
lange Erscheinungszeit, von Ende März bis nach Mitte Mai.
Sie leidet ungemein an Parasiten, wie sonst noch E. Diede-
richsiella, apicipunctclla und triatomea. — Hptm. Herms
erzog davon vor zwei Jahren einen prachtvollen Albino,
der auf den ersten Anblick einen ganz fremdartigen Eindruck
liefert. Bemerkenswerth ist hier wie bei vielen Elachisten-
arten die erhebliche Geschlechts-DifFerenz in Größe und
Zeichnung.
Stelt. entomol. Zeit. 1891. -^^
200
2731. Magnijkel/a Tgstr. i.st an Luzula pilosa aly Raupe
von Ant'ane, Mai bi.s Ende Juli, vielleicht aucli noch t>päter,
besonders da zu finden, wo unter hohen Kiefern der Boden
einen gewissen Feuchtigkeitsgehalt behält; so nameutlieh bei
Alt Damm in der Nähe der Massower Landstraße, jedoch
nirgendwo bei uns auch nur annähernd so häufig, als bei
Rastatt an der Elisabethenquelle von Rothenfels in Luzula
silvatica Gaud. (maxima DC.) den ganzen Sommer hindurch
ohne bestimmt abgegrenzte Generationen.
2732. Nobilella Z. war mir bisher mit Sicherheit nur als
häufigere, oft erzogene Gebirgsart bekannt. Frau üiederichs
fing am 26. (i. 91 etliche sicher hierher gehörige Exemplare
am Jordansee bei Misdroy. Die Raupe wird dort nach Maß-
gabe des rauheren Ostseeklimas nach Mitte Mai an einer fein-
blättrigen Grasart (Festuca oder Agrostis) zu finden sein.
2733. GhicheneIJa F. erhielten wir zuverlässig bisher nur
von Luzula pilosa und Carex silvatica. namentlich vom Julo,
aus der Hohenleeser und der Mühlenbecker Forst. Bei Rastatt
war sie besonders häufig 2 — 3 Wochen früher als die Raupe
von E. serricornis Stt. an Carex silvatica im Park von Favorite
zu finden.
2734. Apicipmclel/a Stt. Im Mai 1886 zuerst als Falter
in einem nicht mehr tadellosen Pärchen von Frau Diederichs
in der Liebenseele bei Misdroy gefangen, später zahlreich vom
Julo und aus der Mühlenbecker Forst am Bahrenbach von
Milium etfusum und Festuca gigantea erzogen. Die Raupe
überwintert erwachsen in der Mine. Man kann sie im October,
am besten an milden schneefreien Tagen noch bis Ende No-
vember einsammeln. Die im März und April gefundenen liefern
fast ausnahmslos Parasiten.
2735. Albifroniella Hb. findet sich in weiter Verbreitung,
namentlich in der Hohenleeser Forst, bei Hohenkrug, Carolinen-
horst, auf dem Julo, bei Messenthin, fast ausschließlich
an Holcus moUis und mit Vorliebe an solchen Pflanzen, die
an Büschen und unter Bäumen geschützt und auf feuchtem
Untergrund wachsen.
2738. Lulicomella Z. liebt ebenfalls feuchten Untergrund,
wo sie au Dactylis giomerata, Festuca gigantea und Milium
efi'usum als Stilminirerin bis in die "Wurzel hinein bohrt. Die
bewohnten Pfianzen kennzeichnen sich leicht durch ihr welkes
Aussehen und dadurch das an einem oder einigen Blättern der
Rand in bedeutender Länge wie weggefraist erscheint. Letztere
Eigenthümlichkeit theilen auch die von monticola bewohnten
Carexpflanzen. In der Gefangenschaft verpuppt sich luticomella
S(elt. entoniol Zeit. 1831.
201
mit Vorliebe in einem dichten, mit Saud überltleideten Kokon.
Die Zucht Hefert — ebenfalls wie bei montieola — große
Differenzen in der Flügelspannung der Exemplare; die kleinsten
sind kaum ein Drittel so groß als die grüßten.
2740a. Diederkhsiel/a Hering, beschrieben Stett. e. Z. 1889
pag. 313. Zu den dort genannten Fundorten treten neuerdings
noch hinzu: Die Forst auf Stubbenkammer, besonders die
Umgebung des Herthasee's (Hptm. Herms) und die Umgegend
von Breslau (Dr. Wocke).
2742. lühmmeUa Stt. ist für uusre Fauna zu streichen.
Dafür hat einzutreten:
2742a. Montkola Wk. Büttner giebt an, daßE. Kilmuuella
Stt. alljährlich im Mai und Juni auf den Wiesen bei Boden -
berg gefangen sei. Hier liegen zwei Irrthümer seinerseits vor:
zunächst ist die Art nicht Kilmunella Stt., die meines Wissens
nach einer brieflichen Notiz Mr. Staintons bisher aur
in Schlesien gefunden sein soll. Zweitens kann diese anggb-
liche Kilmunella schwerlich schon im Mai gefunden worden
sein. Ich besaß noch alte Exemplare der montieola aus Bütt-
ners Zeit., die wir bei Bodeuberg bestimmt nicht vor Ende
Juni gefangen hatten. —
Die Art ist hier weitverbreitet; wir fingen Anfang August
1887 einzelne Exemplare bei Grambow, fanden die Raupe
noch bei Hohenkrug, bei Hökendorf im Dohrn'schen Park, am
häufigsten aber sowohl Raupe wie Falter, letzteren 1889 noch
Anfang September in dem feuchten Wäldchen südlich am Güter-
bahnhof von Stettin. Bei Rastatt erzog ich vor Jahren schon
ein Exemplar aus dem Park von Favorite.
Die Raupe ist Stielminirerin in Carex riparia und acuta und
ibietet in ihrer Lebensweise manches Eigenthümliche, was die
kurze Angabe von von Heiuemann nicht vermuthen läßt, der die
Raupe im Juni auf dem Oberharz im Stiel von Carex fulva (Form
von C distans L.) fand. — Sie minirt anfangs mit sehr feiner und
außerordentlich langer, etwa 5 cm von der Blattspitze be-
ginnender, dunkelbrauner und mäßig geschlängelter Mine das
Blatt, und zwar meist die Blattmitte, sehr oft aber auch dessen
Rand, welcher dann ganz wie bei E. luticomella wie gefraist
erscheint. Diese oft auf unerklärliche Weise in 3 — 6 cm
Länge intermittirenden, bisweilen auf einem andern Blatt sich
fortsetzenden und trotz ihrer Feinheit leicht sichtbaren Minen
erreichen, eine Länge von durchschnittlich 20 cm, andere aber
auch die von einem Meter! Im Verhältniß hierzu wird später
der Stiel selbst nur auf eine kurze Entfernung, meist unter
10 cm Länge bis auf die Wurzel hinunter minirt, ohne daß
Steü. entomol. Zeit. 1S91. 14*
202
dabei ein Welkwcrdeii der Mittel triebe besonders bemerkbar
würde. Je länger bez. tiefer und frischer die Mine wird, um so
heller und erklärlicher Weise auch breiter wird sie. Der Koth
ist in einzelnen braunen und nassen Klümpehen unregelmäßig
verstreut in der Stielmine abgelagert, der letzte vor der Ver-
wandlung ist durchsichtig hellgelb und besonders naß.
Die Raupe wird über 1 cm lang, ist sehr schlank, hinten
und vorn stark zugespitzt, glanzlos hellbeingelb mit einem Stich
ins hellolivenfarbene opahsirend. Darmkanal und Rückengefäß
schimmern hellröthlich-lederbraun durch. Kopf klein, schlank,
zugespitzt, glänzend hellbraun, die Ränder allseitig scharf
dunkel gesäumt.
Am 16. 6. 90., als ich schon einen Falter im Freien be-
merkte, fanden wir die Mehrzahl der Minen noch besetzt, jedoch
nirgendwo eine Puppe. In der Gefangenschaft warteten wir
wochenlang vergeblich , daß die Raupen ihre allmählig einge-
trockneten Stiele verlassen sollten. In der Befürchtung, daß sie
vertrocknet seien, wurden nun sämmtliche Stiele geöffnet. Die
völlig erwachsnen Raupen lagen gesund, aber in träger Ei--
starrung, zum Theil mit Koth bedeckt an dem Minenende,
krochen darauf langsam umher und verwandelten sich nun
erst an passenden Stellen. Nur 5^ — 6 Raupen hatten sich schon
vorher freiwillig an Blattstengeln verpuppt.
Die Puppe hat mit der von El. cerusella eine überraschende
Aehnlichkeit in Form und Variabilität, ist also robust und
plump, scharfkantig, nur mit der Analspitze befestigt, meist
hellrehbraun aber nuancirt bis dunkelbraun, mit zwei breiten
Rückenstreifen, die sammetartig se])iafarben, seltner hell- oder
dunkelbraun und sehr selten tiefschwarz erscheinen, die Ränder
meist scharf abgesetzt aber mit zerrissener Randbegrenzung, auf
dem Thorax ein ovaler gleichfarbiger Fleck.
2744. Holdeuella Stt. ist mit Bestimmtheit eine gute eigne
Art, was Mr. Stainton als ihr Urheber, mir gegenüber brieflich
in Zweifel zog, indem er sie als eine Form von E. albifrontella
ansehen wollte. Eher möchte ich die nach nur 1 J aufgestellte
E. helvetica Frey, allerdings ohne Kenntniß des Originals, zu
Holdenella einbeziehen, deren r^ beträchtlich variirt, während
das $ konstanter ist, dem von E. albifrontella allerdings nahe
kommt, stets aber nur eine hellere Stirn, nicht auch deren von
oben betrachtet kreideweißen Kopf (mit Stich ins gelbliche)
zeigt, den sonst nur noch E. stabilella ähnlich besitzt. Ent-
scheidend ist für die Artberechtigung namentlich auch die
Lebensweise. Holdenella wurde bisher nionophag nur an
Melica nutans gefunden und überwintert als erwachsene Raupe.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
203
Der Falter muß danach gewiß um 3 — 4 Wochen früher er-
scheinen als der von E. albifrontella. Wir fanden das Thier
bisher im Herbst und in zweiter Generation Ende Juni
auf dem Julo und in der Mühlenbecker Forst bei Buchholz,
sowie im Gartzer Schrey. —
2745. Poae Stt. ist bei uns die frühste von den im
Frühling noch miuirenden Arten. Sie ist durchaus ein Sumpf-
thier, wurde hier ausschließlich an Glyceria spectabilis (=: Poa
aquatica L.!) gefunden und liebt besonders die in zugewaehsnen
Gräben stehenden Ptlanzen. Schon Anfang April, ist die Raupe
erwachsen und verpuppt sich fast immer an dem zuletzt
minirten Blatt oder in dessen nächster Nähe unter wenigen
Fäden, welche dem weichen Blatt einen leichten Kniff geben.
Durch letzteren und ihre Größe sowie die glänzend schwarze
Farbe springen die Puppen leicht ins Auge, während die noch
bewohnte röthliche Mine trotz ihrer Größe sich wenig markirt.
Oft findet man Blätter, die noch den Kniff und die ihn ver-
ursachenden Fäden zeigen, während die Puppe fehlt. Kleine
Wiesenvögel, wie Meisen und Bachstelzen, aber auch Haus-
hühner aus benachbarten Gehöften waren ebenso eifrige Poae-
Jäger wie wir und erklärten uns in flagranti die Ursache
unsrer „blanks".
2746. Pomerana Frey. Neuerdings fast garnicht mehr
von Poa fluitans, sondern von Poa pratensis erzogen, so
namentlich von der Grünen Wiese, der Aufschüttung am
Dunzig-Kanal, aus dem Wäldchen am Güterbahnhof, bei Alt
Damm von den Plöne-Wiesen und bei Friedland. Büttner's
Angabe von Calamagrostis als Futterpflanze muß auf einem
Irrthum beruhen; dagegen kommt sie selten noch an Phalaris
arundinacea vor. Mir ist bisher keine Raupenbeschreibung
bekannt geworden.
Die Mine ist durchaus „Spitzenmine^' ; meist in der äußersten
Blattspitze beginnend, seltner ein Stück derselben stehen lassend,
dehnt sie sich anfangs über die ganzen Spitzenbreite aus; bei
größer werdender Breite des Blatts minirt die Raupe dann
den einen Blattrand entlang oder in der Mitte desselben etwa
3 bis höchstens 6 cm lange, 2 — 3 mm breite Gänge. Der
Koth, anfangs gekörnt und über die ganze Mine zerstreut,
wird später in einer continuirlichen Linie abgesetzt; er ist alt
intensiv schwarz, frischer dunkelgrün-schwärzlich. Die Farbe
der Mine ist ein helles Gelbgrün, der älteste Theil erscheint
bräunlich gefärbt.
Die Raupe ist breit und robust, mattgelb, weißlich über-
gössen. Der Darmkanal ist dunkelgTaugrün durchscheinend,
Stett. eutomol. Zeit. 1891.
204
der Kopl" hellbraun, nur die Ränder fein dunkler gesäumt,
das erste Segment eckig, wie gestaucht, mit wenig dunkleren
verschwommenen länglichen Parallelflecken statt der sonst
üblichen Hufeisenzeichnung.
Die Verpuppung erfolgt in einem dichten Gespinnst, das
die Puppe eben noch durchscheinen laßt.
2747. Airae Stt. (= 2748. perplexella Stt.), weitver-
breitet und nicht selten in sumptigen, lichten Erlenbnichern
oder wo sonst die Nährptlanze, Aira cespitosa, beschattet und
feucht steht. Die hellgelbe Raupe erscheint in gelblichweißer
Spitzenmine bedeutend früher als die von E. cinctella, welche
sonst die gleichen Standorte desselben-Grases bevorzugt, schoa
Anfang bis Mitte April und wieder Ende Juni. Unsre nord-
deutschen Exemplare erreichen in keiner der beiden Genei-ationeu
die Gr('>ße der von Prof. Frey erhaltenen schweizerischen;
letztere scheinen, nach den wenigen mir vorligenden Exem-
plaren zu urtheilen, im männlichen Geschlecht nicht so zu
variireu, wie hiesige.
2747a. Opposiiel/a Hein, möchte ich nur für eine mehr-
fach durch Zucht erhaltene dunkle und zeichnungslose Varietät
des airae-,^ halten, bei welcher die Binde ganz verschwunden
ist. Ich fing zwei dergl. Exemplare im August 1889 bei Tegel,
wovon ich eines H. Stainton zur Ansicht mittheilte; er hielt
dasselbe gleichfalls für diese besonders benannte Form, welche
von Heinemann allerdings von Luzula pilosa erzogen hatte.
2749. Subnigrella Dgl. lebt äußerst lokalisirt auf einer
trockneren Stelle der Grünen Wiese und bei Alt Damm am
Bahrenbach in den jungen Trieben von Avena pubescens in
leicht sichtbarer kurzer, meist röthlich oder violett geiarbter
Mine. Die sehr variable Puppe wird fast ausnahmslos im
Blattwinkel des minirten Halms angeheftet. Ein Exemplar fing
Schleich Ende Mai d. J. bei Lienken, an der Chaussee nach
Pasewalk.
275(1. Amle//a Hein. (r= pullella HS., ineertella Frey,
consortella Frey, Tin. (nonStt.j Gregsoni Stt. ? nigrella Hw., Tr.),
Die Bezeichnung als nigrella Hw. oder Tr. wird wohl
ein unentwirrbarer Collektivbegrifi" etwa wie der von Ornix
meleagripennella bleiben und dann aridella Hein, der älteste
die Art kennzeichnende sein. H. Snellen rechnet auch E.
exactella HS. und stabilella HS. als Synonyme hierher, die
aber beide unterscheidbare gute Arten sind, letztere sofort kennt-
hch an dem wie bei albifrontella Hb. kreideweiß gefärbten
Kopf. — Cotisorlella Stt. (non Frey, Tin.) glaube ich mit
Sicherheit von H. Stange in Exemplaren vor mir gehabt zu
Stett. emomol. Zeit. 1891.
205
haben, die am 22, 8. 88 bei Seefeld in Tirol gefangen waren.
Die nach Stt.'s Besclireibung sehr charakteristische Art (Sy-
nopsis pag. 17^ Ins. brit. pag. 256) gehört zur Verwandschaft
von E. serricornis Stt. und vermuthhch auch Juliensis Frey.
Es läßt sich nicht verkennen, daß nach der Lebensweise ver-
schiedene Formen von aridella sich unterscheiden ließen. Wir
haben das eine Reihe von Jahren hindurch versucht und als
Produkt dieser sorgfältig getrennten Zuchten besitze ich etwa
80 Falter von hier und aus verschiedenen Gegenden Deutsch-
lands von verschiedenen Nährgräsern und Lokalitäten, deren
Minen- und Raupenbeschreibungen ich notirt habe. Auch
möchte es nicht allzu schwer sein, nach gewissen extremen
Exemplaren mehrere vermeintliche Artentypen auseinander zu
halten. Handelt es sich aber um das, was eine brauchbare
Artenbeschreibung doch vor allem leisten soll und muß, nemlich
imi ein Einbegreii'en der Variabilitätsgrenzen der Art in ihre
Definition, so zerfließen jene vermeintlichen Unterschiede und
es ergiebt sich damit die Unmöglichkeit einer weiteren Trennung.
Das hat auch wohl Prof. Frey nach zahlreichei'er Zucht im
Sinne gehabt, als er seine E. incertella ausdrücklich wieder
als eigne Art in Frage stellte. Was Büttner von hiesigen
Formen mit „2757. Nigrel/a Hw." bezeichnet, ist die durch-
schnittlich kleinste von Poa triviaHs und von feuchten Wiesen,
welche daher auch fast ausnahmslos sich in der Gefangenschaft
oberhalb der Nährpflanze verpuppt. Seine ,,5752 Gregsoni Sit}^
lebt hier namentlich in Buchenwäldern an Poa nemoralis,
wo sie an und auf den Stämmen der Bäume geschützt ^A•ächst,
mit bemerkenswerth kurzer Erscheinungszeit der Raupe, die
sich zur Verwandlung regelmäßig unten an der Nährpflanze
oder am Boden verspinnt. Eine dritte Form, welche nach
Größe und durchschnittlicher Färbung der Falter mit denen
aus Süddeutschland übereinkommt, findet sieh an Poa annua
in Gebüschen, besonders auf dem alten städtischen Kirchhof
von Stettiu.
Endlich hat Hptm. Herms Stett. e. Z. 1888 p. 83 noch
eine in Koeleria cristata von ihm an ganz dürren Kiefernwald-
rändern in zwei Generationen gefundene Form nach ihrer
Lebensweise ausgeschieden, welche besonders lebhaft gefärbte
und in der ersten Generation so große Falter liefert , wie ich
sie sonst nur aus Süd- und Mitteldeutschland kenne.
2754. Exadelhi HS. ist merklich kleiner als aridella;
sie wurde alljährlich bei Misdroy in zwei Generationen von
Aira flexuosa erzogen. Die eine davon ist als Raupe Mitte
Juni bis Anfang Juli zu finden und hefert den Falter Ende
Stett. CDtomol. Zeit. 1891.
206
Juli und im August. Von der andern lebt die Raupe
Anfang October und verpuppt sich noch in diesem Monat.
Die Flugzeit derselben im Freien konnte noch nicht festgestellt
werden. Frau Diedericlis theilte mir folgende Zuchtbeobach-
tungen über diese Art mit: ,.Am 9. 7. 88 fand ich bei Misdroy
an den Abhängen zwischen Spitzberg und der neuen Försterei
zahlreich besetzte Minen au Aira flexuosa, deren Raupen sich
schnell verpuppten. Am 30. 7. kam der erste Falter; es
erschienen danach nur noch wenige, während die übrigen
Puppen gesund aussehend blieben. Dies veraulaßte mich sie
aufzubewahren und bis Februar im Freien zu überwintern.
Zu meiner Ueberraschung erschien dann am 24. 3. 89 wieder
ein Falter, dem in den nächsten Tagen noch neun folgten.
Dies Resultat war für mich um so merkwürdiger, als ich am
6, 10. 88 von der gleichen Stelle und Futterpflanze Raupen
mitgenommen hatte, die nach kurzer Zeit verpuppt und ge-
trennt von den vorerwähnten, aber in gleicher Zeitdauer im
Freien überwintert, schon am 16. 2. 89, also 36 Tage vor
jenen den ersten Falter lieferten.^' —
2767. E/egavs Frey. Ich besitze ein am 25. 5. 86 von
Schleich aus Milium eifusum erzogenes ,^, welches ich ohne
Kenutniß Frey scher Originale zu dieser Art stelle. Auch Mr.
Stainton, dem es zur Begutachtung vorlag, bestätigte meine
Ansicht.
2763. Bedellella Sirc. Sichere Exemplare dieser Art habe
ich bisher nur am 18. 5. 90 auf den Schwalbenbergen bei
Gartz a. 0. gefangen, wo auch die Nährptlanze Avena pratensis
spärlich wachsen soll. Vier erzogene Explare von H. Medizinal-
rath 0. Hofmann-Regensburg tragen den Zuchtvermerk:
Festuca ovina.
2765. PuUkomeUa Z. lindet sich weitverbreitet, aber
nirgendwo häutig, auf dem Julo, bei Hohenlese, auf der
Clrünen Wiese, am Zabelsdorfer Hohlweg, auf dem Pionier-
übungsplatz bei Torney, dem Grrabower Kirchhof. Die Raupe
scheint polyphag zu sein. Sicher ist Pou pratensis ihre Nähr-
pflanze, vermutlilich auch Poa annua.
2766. Humilis Z. ist eine im männliclien Geschlecht
derartig variable Art, daß ich nacli einigen fünfzig von mir
erzogenen Exemplaren kein Bedenken trage, sie mit E. obscurella
Sit. zu vereinigen und sogar geneigt bin, E. urundinella Z. als
die dunkelste und am Schärfsten gezeichnete Form dazu zu
stellen, was Snellen außerdem noch mit decolorella Wk. thut
(Vlind. pag. 887). Das durchaus andersartige $, von Stt.
ehemals als eigne Art pulchella beschrieben, und dem von
Stell, entomol. Zeit. 1391.
207
pomerana am ähnlichsten, ist sofort an den schneeweißen,
glänzenden Gegentlecken (bei pomerana gelbUch) und an der
charakteristischen Stellung und Form derselben, sowie dem
dunkel aschgrauen — dort schwarzgrauen — Kopf zu erkennen.
Das ,^ dagegen kommt aus der gleichen Zucht in fast
einfarbigen, zeichnungslosen hellgelbgrauen Exemplaren durch
alle Nuancen bis bräunlich dunkelgrau, selten auch schwarz-
grau mit und ohne scharfe Binden- und Fleckeuzeichnuug vor.
Ebenso kann der Kopf, namentlich bei den hellsten Exem-
plaren, fast rein weiß, gelblich und im Extrem wieder von
der Flügelgrundfarbe erscheinen. Im Allgemeinen stammen meine
hellsten Exemplare in beiden Generationen von ganz trocknen
Terrains, die dunkelsten vorwiegend von feuchten Wiesen.
Mit Sicherheit fanden wir die Raupe Mitte April gleich-
zeitig mit der von pomerana an einer feinen, mit Poa pratensis
untermischt wachsenden, aber noch nicht unterschiedenen Poa-
Art an engbegrenzter Stelle der Grünen Wiese und auf der
Anschüttung am Dunzig-Kanal. Bei der großen Aehnlichkeit
beider Minen und Raupen hielt es sehr schwer, die von ob-
scurella mit Sicherheit von pomerana zu trennen.
Die 3 — 4 mm lange Raupe ist matt gelbgi-au mit einem
Stich ins Grünhche. Kopf hellbraun, Vorderrand und Freß-
kanal dunkler gfesäumt, die Zeichnung des ersten Segments
zwei nach vorn convergirende Längsflecke mit verbreiterter
Basis. Ihre Erscheinungszeit ist eine sehr kurze, kaum
acht Tage.
Die kleine, scharfkantige und zierhche Puppe ist hellbraun
mit helleren Kanten. Bei Alt Damm fand Hptm. Herms die
Raupe in dem Kiefernwald gegenüber dem Schützenhause an
Agrostis arvensis, den Falter in zweiter Generation Anfang Juli.
2770a. Baltka mihi. Ich habe in früheren Jahren nach
sehr geringen gefangenen Exemplaren von Reuttiana Frey diese
neue Art für letztere gehalten, bis H. Medizinalrath Dr. Hof-
mann mich durch Zusendung erzogener Reuttiana-Exemplare
und der Herrich-Schaeflerschen Originalzeichnung der bez. Tafel
eines Besseren belehrte.
Baltica wurde bisher ausschließlich bei Misdrov angetroffen
und zuerst von Schleich und Frau Diederichs im August 1887
aus Minen von Koeleria cristata, später auch aus Festuca
arenaria erzogen. Die Falter von letzterer Pflanze fallen im
Ganzen etwas größer aus, als die von Koeleria. Es erscheint
bemerkenswert!!, daß die Minen noch unmittelbar am Strande
gefunden wurden, wo sie bei Sturm und Hochtluth oft unter
Wasser stehen. Eine Folge hiervon scheint die zu sein, daß
Stett. eutomol. Zeit. ia91.
208
die Raupe sich zur Verwandlung ein außergewöhnlich festes,
pergamentartig weißgraues Gespinnst anfertigt, das an beiden
Enden nacii Art der Lyonetia-Hängematten an zwei langaus-
gezogenen Zipfeln befestigt wird. An Koeleria, die höher auf
den Dünen wächst, fällt das Gespinnst merklich lockerer, aber
doch ähnlich dem eben erwähnten aus.
Die Raupe ist kleiner, als die von aridella an Poa nemo-
ralis, dunkler schmutzig citronengelb, der Kopf stärker eingezogen,
die Zeichnung des ersten Segments geschlossen hufeisenförmig,
nicht wie bei jener in der Mitte meist durchbrochen.
Der Falter kommt in der Grundfarbe beider Geschlechter dem
von Reuttiana am Nächsten; sie ist bei baltica aber entschieden
mehr hell aschfarben, auch die Körper- und Kopffarbe erheblich
heller als bei jener, die Zeichnung regelmäßiger, weniger ..zer-
rissen'-- ; das Basalfeld fast immer -- ich vergleiche über50 erzogene
Exemplare — gegen die übrige Flügelgrundfarbe merklich heller
abgesetzt. Die Gegenflecke stehen bei baltica nicht schräg,
sondern senkrecht gegenüber. An Stelle des liei Reuttiana
fast immer als Verbindung beider Gegentlecke vorhandenen,
nach der Spitze zu ausspringenden feinen imd hellfarbigen
Winkels zeigt baltica, ähnlich wie aridella, aber schärfer
markirt sowie länger und schmäler, einen die Franzenlinie
durchbrechenden weißen Spitzentleck. Die Gegenflecke sind
bei baltica durch einen sich von der aschgrauen Grundfarbe
scharf abhebenden schwarzen Längswdsch getrennt, der bei
Reuttiana ganz fehlt, bei aridella sich nicht auf der dunkleren
Grundfai-be markirt. Ein cliarakteristisches Merkmal bildet
bei baltica endlich noch im Basalfeld die deutliciie perlartige
Längslinie von dunklen Schupjjen in der Flügelfalte, welche
sich von der Flügelbasis an bis fast an die Binde ausdehnt.
2777. Cingil/el/a HS., welche als erste der bandirten Arten
bisher lun- in Süddeutschland vorkam, hat H. Stange aus
erwachsen überwinterler Raupe, vermuthlich von Milium effusum,
im vergangenen Jahr bei Fiiedland erzogen. Dem erfahrenen
Elachistenzüchter ist es wohl erklärlich, daß bei erstmaliger
Zucht die Raupe nicht von den gleichfalls erwachsen über-
winternden von E. apicipuaictella getrennt Avurde. Das mir
übersandte ,^, bezettelt „exd. 12. 2. 90^' ist zweifellos diese
durch geringere Größe, — ■ utwa die von großen chrysodesmella
Z. — schlankere Flügel, ger.ade und feine Binde von cinctella
unterschiedene Art.
2780. Cmdella Z. (= 2781 adscitella Stt., die Büttner
auft'ührt) ist eine recht variable Art sowohl in Grundfarbe wie
Slett. eniomol. Zeit. 1891.
209
Zeichnung, welche beide überdies con?tant in beiden Geschlechtern
differiron.
Wir erzogen sie zahlreich, aber ausschließlich von Aira
cespitosa. Sorhagen führt auch Sesleria coerulea. Brach jpodium
silvaticum und Carex acuta als Nährptlanzen an, A. Schmid
noch Carex muricata und ornithopoda. Die nächstverwandte
Art, Megerlella Stt., welche bisher ausschließhch in England
gefunden wurde, lebt dort an Melica uniflora, Brachypodium
silvaticum. aber auch, nach Wilkinson, an Aira cespitosa.
Nach sieben von Mr. Stainton selbst erhaltenen Exemplaren
von Megerlella vermag ich kein constantes Unterscheidungs-
merkmal aufzufinden. Ich besitze Norwegische, Ungarische
und hiesige einet ella von reichlich ebenso dunkler Grundfarbe:
die Form der Binde ist so wenig constant, daß ich z. B.
cinctella-,^f^ mit unterbrochener Binde besitze, sowie solche
mit ganz grader wie convexer, andere mit durchweg gleich-
breiter wie mit am Dorsalrande verbreiterter Binde. Es wäre
wünschenswerth, die Minen beider Arten an den gleichen
Gräsern genau zu vergleichen, weil erfahrungsmäßig schon
von derselben Art die Mine an verschiedenen Gräsern recht
verschieden ausfallen kann.
2783. Taeniatel/a Stt., von Hptm. Herms einmal bei Alt
Damm gefangen, von Schleich als Raupe Ende September
1889 fast erwachsen im Gartzer Schrey an Brachypodium
silvaticum in geringer Zahl aufgefunden, erhielt ich in erzogenen
Exemplaren von H. Stange. Ungemein häufig fand ich die
Raupe Ende September 1884 am Schloßberg bei Freiburg i. B.
2785. GangaheUa Z, Alljährlich von Schleich bei Misdroy
zahlreich am sog. Müllerstein, östlich etwa 3 km. des Badeorts
an der See gelegen, um den 1. Juli gefangen, dorther aber
noeh nicht erzogen. Hptm. Herms fing die Art schon Anfang"
Juni 1890 bei Alt Damm. Diese Zeitdifferenz auf Grund
khmatischer Ursachen wurde für Misdroy auch sonst öfters
von uns beobachtet.
2786. Zonariella Tgstr. ist als Raupe bei Misdro,y an
Calamagrostis epigeios weitverbreitet und häutig, ebenso bei
Alt Damm und bei Friedland. Die Falter erschienen Ende
Juli, Anfang August.
2788. Serriconiis Stt. wird als hiesige Art schon in der
Nolkenschen Fauna erwähnt, was Büttner übersehen haben
muß. Ich fing den Falter etwa Mitte Juni 1860 in der
"Warsower Vorhaide; ebendaher hat ihn Schleich später aus
Carex erieetorum PoU. (=^ ciliata W.) erzogen. Neuerdings
fand ich ihn am 23. 6. 90. (1 ^) bei dem dortigen Luft-
Stett. entomol. Zeit. 1891:
210
kurhaus; Hptm. Herms erhielt ihn Mitte Juni durch Zueht von
der Finkenwalder Höhe. Zahh-eich habe ich den Faher früher
erzogen und von Rastatt aus manche Sammhing mit dem auf
dem Continent noch sehr sporadisch aufgefundenen, auch in
England wohl seltnen Thier, versehen. Der noch vorhandene
Rest meiner Exemplare stammt dorther. Die Raupe lebte
anders als in hiesiger Gegend, nicht auf trockenem Haidebodeu,
sondern an feuchtstehenden Pflanzen von Carex silvatica unter
alten Tannen und Buchen, ziemlich zahlreich aber sehr lokalisirt
im Park von Favorite zwischen dem Dörfchen Förch und der
Castellanswohnung. Wenn E. Gleichenella an demselben
Grase schon meist erwachsen war, fand ich die Rau[)e in ihrem
Jugendstadium, in welchem sie an dem überwinterten Blatt
eine feine, rostroth gefärbte lange Mine anlegt, die Aorwiegend
durch ihre Farbe ins Auge fällt. Halberwachsen vertauscht
sie dieselbe, meist schon in einem frischen Blatt mit einer
wesentlich andern Mine, die gleichfalls ziemhch lang, aber
erheblich breiter als die frühere ausfällt und schmutzig gelb
gefärbt erscheint. Immerhin ist sie schmaler und gestreckter
als die von E. Gleichenella, beginnt auch vorwiegend am unteren
Theil des Halms, nicht an der Halmspitze.
Die erwachsene Raupe ist schlank, etwa 4 — 5 nmi lang,
graugrünlich glänzend mit hellerer weißlicher Dorsallinie und.
den charakteristischen Seitengrübchen der Elachistenraupen.
Kopf hellbraun, dunkler gesäumt. Die beiden Paralleltlecken
des ersten Segments sind nicht scharf abgegrenzt, von der
Farbe des Kopfes. Das 2. und 3. Segment zeigen 4 sich
gegenüberstehende, paarig durch einen weißlichen Strich ver-
bundenen Pünktchen. Krallenfüße bräunlich mit dunklen
Spitzen.
Die Falter erschienen bei Rastatt ziemlich so wie hier,
von Mitte Juni bis in den Juli hinein; ob bei dieser späten
Erscheinungszeit noch eine zweite Generation vorkommt, konnte
ich nicht feststellen. Schwerlich auch geht ihr eine solche,
etwa aus erwachsen überwinterten Raupen vorauf: dafür
erscheint die junge Raupe allzufrüh (iVnfang April) und über-
dies würde sie mir bei mehrjährigen Frühexkursioni'n wohl
kaum haben entgehen können.
Serricornis wird in einer Rangirung der Gattung
Elachista wohl mit juliensis Frey, consortella Stt., occidentalis
Frey und je nach den dabei obwaltenden Prinzipien vielleicht
noch mit cinereopunctella Hw. in eine Gruppe (neben die
paludum-rhynchosporella-Gruppe) zu stellen sein, wozu voraus-
sichtlicii noch eine der serricornis nächstverwandte, unbe-
Slett. eiitoiiiol. Zeit. 1391.
211
schviebcne und t^elir kleine Art hinzutreten müßte, welche H.
Martini bei Sümmerda entdeckt hat.
Keinenfalls kann ich mich mit Prof. Frey's Bemerkung
(Stett. e. Z. 1885 p. 106) einverstanden erklären, wenn er,
von seiner oecidentalif< ausgehend sagt:
„Diese Art ist mit E. juliensis Frey verwandt, aber leicht
zu unterscheiden. Die Verwandtschaftsverhältniße zu E. serri-
cornis kenne ich nicht näher und Heinemann's Vereinigung
der E. serricornis (welche er kaum gesehen haben dürfte)
mit E. juliensis (welche er sicher niemals gesehen haben
dürfte) machte mir einen komischen Eindruck.^' — Da Heine-
mann serricornis thatsächlich gekannt hat (cfr. Heinm. p. 434),
Frey aber nicht, so liegt das Komische doch wohl darin, daß
Hein, der Frey'schen Beschreibung soviel Werth zutraute, um
nach ihr eine Beurtheilung der ihm in natura unbekannten
Art dahin eintreten zu lassen, daß er sie für identisch mit der
ihm bekannten serricornis ansah. Eine Entscheidung wird nur
der geben können, welcher in der Lage ist, beide Arten in
der Sammlung zu vergleichen. Das ist aber in erster Linie
der jetzige Besitzer der Frey'schen Sammlung, Lord Walsingham,
zumal da dieselbe seit 1887 auch E. serricornis jdurch mich
enthalten haben muß, welche von Mr. Stainton selbst als seine
Art anerkannt waren.
2789. Cerusel/a Hb., in zwei Generationen (Ende Mai
und Ende August) hier weit verbreitet und als Falter keine
Seltenheit. Die Mine ist an Phragmites communis und Phalaris
arundinacea keineswegs leicht zu linden, obgleich sie recht
groß ist. Sie entfärbt die Blätter sehr wenig und ist fast
immer nur recht versteckt, Ende April in den untersten Wurzel-
blättern der Nährpflanze zu linden.
2790. UtoneUa Frey wurde mit Sicherheit bisher nur bei
Misdroy von Mitte Juni bis Anfang Juli auf einer trocknen
Moorwiese gefangen, nicht auch erzogen. Sie flog untermischt
mit rhynehosporella und eleochariella, wodurch denn die Unter-
scheidung ungemein erschwert war.
2792. RhynchospoTella Stt. Vielfach von uns erzogen,
was für die Artunterscheidung sehr nöthig ist, da sie stark
variirt und in gewissen Formen der E. paludum recht nahe
kommt. Die Raupen dagegen differiren erheblich, noch mehr
aber die Puppen, an denen sich beide mit Sicherheit unter-
scheiden lassen. Beide leben bei uns in den Blättern von
Carex riparia und acuta, E. paludum meist schon vierzehn
Tage früher; doch kann man auch erwachsene Raupen beider
noch gleichzeitig in einem Blatt linden. In den Stielen von
Steif, entomol. Zeit. 1891.
212
Scirpiis cej^pitosus wurde liier noch nie eine Raupe gefunden
sowenig als au einer Heleocharis-Art. — E. paluduni scheint
mehr polyphag zu sein, da sie auch an Festuca- und nicht
unterschiedenen anderen Carex- Arten außer den beiden genannten
vorkam. Die pahidum-Raupe schimmert stets dunkler durch
die Mine hindurch als die merklich hellere und gestrecktere
von E. rhynchosporella, welche auch lokalisirter auftritt.
Die Mine der letzteren ist lang und schmal, beginnt last
immer in der äußersten ßlattspitze und wird 5-6, öfters auch
10, selbst 14 cm lang, ist mehr oder weniger rein weiß, je nach
dem Alter auch grau^elb und durchscheinend. In der ursprüng-
lichen, bis zuletzt beibelialtenen Mine geht die Raupe stets von
oben nach unten. Ausnahmen hiervon linden sich nur nach
einem stattgehabten Minenwechsel. — Sie ist eine der größten
der Gattung, durchschnittlich 7 — 8 mm lang; in einzelnen
weibhchen Exemplaren kann sie über 1 cm Länge erreichen,
ist schlank, erwachsen hellgrün mit einem Stich ins hellgraue,
seltner grüngrau. Die Hufeisenzeiclmung des ersten Segments
matt graubraun, nach dem glänzend schwarzgrauen Ko])f zu
dunkler gefärbt.
Die außerordentlich schlanke und fein getbrmte Puppe ist
je nach dem Geschlecht 5 — 7 mm und noch mehr lang, hell
lederfarben ohne Glanz, scharfgekielt, dreikantig mit besonders
scharfem Rückenkiel. Anfänglich schimmert das Dorsalgefäß
rothbraun durch; ebenso markiren sich die halbkugelförmigen
Augen. Anheftungsfäden sind nur in Nähe der Schulterdecken
und der Afterspitze bemerkbar. Hinter letzterer, etwa 5 mm
zurückgeschoben, erscheint die Raupenhülle als schwarzes
Häufchen. Nach einigen Tagen tritt eine dunklere Färbung
ein, welche die Längskiele noch schärfer hell hervortreten läßt.
— Puppenruhe 14 — 15 Tage.
2793. Paludnm Frey. Hier häutiger als die vorige und
in zwei Generationen weitverbreitet; in Größe und Zeichnung
variabel, meist kleiner und dunkler als die vorige, mit geringerer
Differenz beider Geschlechter, die $2 meist größer, heller und
schärfer gezeichnet.
2794. Eleochariella Stt. ist die kleinste der Ebengenannten,
gleichmäßiger braun gefärbt und weniger scharf, also ver-
schwommener gezeichnet, sonst einzelnen Exemplaren der
Vorigen sehr nahe kommend; bisher nur bei Misdroy, wo die
Mine an Eriophorum gefunden \^'urde. Die Falter daraus wie
im Freien Ende Juli.
279G. Pollinanelkt Z. ist auf den verschiedenartigsten
Terrains und an verschiedenen Gräsern die verbreitetste und
Stett. entomol. Zeit. 1891.
213
häuligste hiesige Art. Aehnlieli wie argentellu bevorzugt sie
feine, trocken stellende Pflanzen von Festuea-Arten, darin
leicht dadurch kennthch, daß die Stelle, wo die Raupe sich
aufhält, blasig aufgetrieben ist. In reinen, erzogenen Exemplaren
ist die Art leicht kenntlich, im Sitzen von Fern schon an den
aufgerichteten Franzen des Anahvinkels. Geflogene, dagegen
geben leicht zu Verwechslungen mit dispunetella, triatomeu
und der größeren disertella Veranlassung. Letztere, von
Nolken für identisch mit unsrer Art angesehn, lebt an Brachy-
podium silvaticum in lithoeollelisartig gebauschter und gefalteter,
der von E. gangabella ähnlicher, kürzerer Mine. Den Falter
unterscheiden in reinem Zustand leicht die scharfmarkirten,
perlartigen Schuppeuanhäufungen auf weitaus lebhafter hervor-
tretenden, dunkleren und schärfer abgesetzten Binden, besonders
die größte auf der Mittelbinde am Dorsalrande.
Auch snhocellea Steph., welche ich in badischen, von H.
Reutti bei Geisingen (auf der Baar) gefangenen Exemplaren
besitze, scheint eine gute Art, der E. disertella am Nächsten
verwandt zu sein, nicht wie Mr. Stainton neuerdings glaubt
es ansehen zu müssen, nur das eine Geschlecht von polhnariella.
Sie hat eine reinere Grundfarbe als erstere, die lebhafter als
die von polhnariella erscheint, breitere und gestutztere Flügel
als letztere, M^enigerSchuppenperlen als disertella und namentlich
einen bis zur Flügelmitte dunkel geflirbten Kostalrand, wie
die uächstlblgende.
2797. Collitel/a Dup. Diese gute und leicht kenntliche
Art wurde bisher nur in einem $ Ende Juni von Hptm. Herms
bei Alt Damm gefangen. Bei Sömmerda scheint sie weniger
selten zu sein.
2800. Lufidunensis Yvey. Bisher nur von H. Stange bei Fried-
land in einigen Exemplaren gefangen, nicht auch in unsrer
Gegend. Ich kenne sie sonst von Zürich, Karlsruhe, aus der
Pfalz und von Sömmerda. Rudectella, die sicher nur
in Süddeutschland., nicht auch nördlicher, dagegen im südlichen
Europa weiter verbreitet vorkommt, muß — auch nach neueren
Mittheilungen über die Fundorte beider Arten von H. Ep})elsheim
— eine besondere Art sein.
2805. Anserinel/a ,Z. wurde hier von Hptm. Herms in
einigen sicheren Exemplaren Mitte Mai an engbegrenzter Stelle
am südlichen Saume der Müblenbecker Forst bei Colow^ sonst
noch von H. Stange bei Friedland gefangen.
2807. Triatomea Hw. Büttner hat in seinen Angaben
Verwirrung angerichtet, vermuthlich weil er selbst nicht hin-
längliche Klarheit gewonnen hatte. Unter tria,tomea hat er
Stett. ontomol. Zeit. 1891.
214
mit Wahrscheinlichkeit dispilella gemeint; die von ihm als
dispiuictella aufgeführte Art ist die echte triatomea. Vielleicht
hat er auch dispunctella besessen, nicht aber wie er angiebt,
als Schleicir und Schulz'sches Zuchtprodukt von der Grünen
Wiese, da diese Art wohl überall, wo sie vorkommt, an ganz
trockne Terrains in sonniger Lage gebunden ist, und auch
hier spärlich so gefunden wurde.
Triatomea nun ist durchaus ein dem Moorterrain ange-
höriges, in reinen Exem})laren nicht allzuschwei' kenntliches
Thier. Leider aber ist es so nur durch Zucht zu erlangen,
die Raupe selten und i-echt schwer zu linden. Ich
kenne bisher nur die Grüne Wiese und die Gegend von
Friedland als ganz sichere Fundorte. — Die Raupe minirt
hier an engbegrenzter Stelle die langen und feinen Halme von
Festuca ovina var. tenuifolia, wo sie geschützt an und in
Saalweidengebüschen wächst, frühestens (1890) um den
20. 5., in gewöhnlichen Jahren Ende Mai, Anfang Juni.
Die Mine ist, wenn bis zuletzt beibehalten, stets Spitzenmine,
derart daß die Raupe von der Blattspitze aus 5 — 7 cm weit
nach unten minirt. Hat sie das Blatt gewechselt, was leicht
zu geschehen scheint, so beginnt die neue Mine fast immer
weiter unterhalb, auch minirt die Raupedann wohl wie die mancher
andern Arten im gleichen Fall, nach der Blatt spitze zu. Die
Mine ist frisch dunkelgelbgrau mit violettem Schimmer, älter
und verlassen fast weiß, daher dann leicht bemerkbar. Die
Raupe, erwachsen fast 4 mm lang, schlank, glänzend inid ein-
farbig graugelb mit einem Stich ins Olivengrüne, hat einen
hellbraunen, vorn dunkler geränderten Kopf, das erste Segment
fast von der übrigen Körperfarbe, nur unmerklich heller, mit
zwei parallelen, nicht zum Hufeisen geschlossen gelbbraunen
Längsstreifen. Aftersegment und Krallenfüße dunkelbräunlich.
Sie ist stark von Parasiten heimgesucht; fast ein Drittel der
gefundenen Zahl erwies sich jedesmal als gestochen.
Der Falter hat nicht ganz die satt gelblichweiße Grund-
farbe frischer dispilella-Exemplare und keinenfalls die bläulich-
Aveiße von dispunctella, woran letztere auch in stärker geflogenen
Stücken sofort, sowie beim $ an den gleichgefärbten Unter-
Hügeln unterschieden werden kann. Von den beiden Punkten
liegt der erste stets auf der Flügelmitte, bei dispilella etwa aiü*
3/5. nach der Spitze zu, ebenso ist der zweite nicht so weit
in die Spitze vorgeschoben, als bei dispilella. Das Spitzen-
drittel des Flügels ist mit dunklen Schuppen überstreut, die sich
gegen die Spitze hin häufen. Als dritter Punkt, welcher gerade
den Artnamen begründet, muß eine nicht immer vorhandene
stell, eiitomol. Zeit. 1891.
215
Anhäufung derartiger Schuppen am Analwinkel bezeichnet
werden, die aber diesem Charakter entsprechend nicht eigentlich
als Punkt angesehen werden kann, es sei denn daß man mit
genau gleicher Berechtigung auch noch einen vierten Punkt in
der Flügelspitze selbst anerkennen wollte. Die Franzentheilungs-
linie — bei dispilella immer fehlend — ist bei triatomea sehr
deutlich und stai-k vorhanden, scheint aber beim Fliegen bald
zu verschwinden. Die ünterflügel sind beim ,^ rein dunkel
grau, beim $ so wie bei dispilella ausgesprochen gelbgrau,
fast weiß.
Distigmatella Frey kann ich nicht für eine haltbare Art
ansehen; es sind eben erzogene dispilella, wie ich deren etwa
80 Exemplare vor mir gehabt habe, völlig einbegriffen in deren
Variabilitätsgrenzen.
2807a. Dispilella Z., hier weit verbreitet und in zwei
Generationen aus Festuca ovina zahlreich erzogen, kommt auf
den Schwalbenbergen, bei Torne}^, auf dem Julo, bei Alt
Damm an und in Kiefernwäldern, als Falter im Mai und
Juli vor. Leider fehlt mir die Raupenbeschreibung.
2809. Dispunclella Dup., in der Hauptsache schon unter
triatomea von dieser und dispilella unterschieden kenne ich
aus dem Faunengebiet mit Sicherheit nur von Alt Damm und
Friedland, sonst aus der Pfalz, von Hagenau und aus der
Gegend von Rastatt, leider aber nur in gefangenen, mehr oder
weniger stark geflogenen Exemplaren. Nach Steudel ist die
Raupe im April ebenfalls an Festuca ovina und duriuscula
zu finden. Der Falter hat in den besterhaltenen Exem-
plaren mit der erheblich größeren poUutella HS. die reihen-
weise gestellten, nicht unregelmäßig verstreuten, über die ganze
Flügellänge sieb hinziehenden schwarzen Punkte gemein, welche
sich an den gleichen Stellen wie bei dispilella noch zu zwei
stärkeren Punkten zusammenhäufen. Eine Franzentheilungslinie
scheint zu fehlen. Die Unterflügel sind, wie schon bemerkt,
beim $ rein bläulich weiß, beim (^ merklich dunkelgrau.
2815. FestiicicoleUa Z. habe ich vor laugen Jahren öfters
bei Alt Damm nach Mitte Juni gefangen und damals von
Zeller bestimmt erhalten. Neuerdings ist sie von Hptm. Herms
ebenda unter dispilella fliegend angetroffen, aber anscheinend
noch nicht spezieller unterschieden worden. Von H. Eppels-
heim besitze ich sie nach Mitte Juni gefangen. Ich glaube
nicht, daß sie hier auch früher vorkommt, wie Hptm. Herms
annimmt.
Stett. entomol. Zeit. 1891. 15
216
liithueolletis« Z
Dieser Lieblingsgattuug mikrolepidopteristischer Aniänuer
ist bei Stettin von Alters her die Zuneigung der Sammler
zu Tlieil geworden. Ich erinnere nur an die zu ihrer Zeit
(1851) hochbedeutende Arbeit des früh verstorbenen Grafen
Nicehi. Trotzdem kann hier noch eine Anzahl übersehener
oder nicht unterschiedener Arten aufgefühi-t werden, wodurch
die Büttnersche Gesammtzahl von 42 Arten sich auf 54
steigert.
2828. Sy/vel/a Hw. wurde in den Gärten von Misdroy,
bei Alt Damm, Henningsholm und im Dohrn'schen Park
(Hökendorfj an Acer pseudoplatanus aufgefunden.
2828a. AcerifoUella Z. (= geniculella Rag.), die ich nach
vorhandenen Uebergängen mit Snellen nur für eine var. der
vorigen ansehen kann, erhalten wir vorwiegend von Acer
platanoides aus den hiesigen Anlagen und von Misdroy. —
Pseudoplataniella Rag., von der ich ebenso wie von Geni-
culella Ragonot'sche Originale vergleiche, wurde hier bisher
nicht gefunden.
2842. InsigniteUa Z. tindet sich besonders häufig bei
Misdroy an einzeln stehenden Kleepflanzen hart östlich des
Orts unterhalb des Cafeberges zugleich mit Grac. ononidis Z.,
fernei- bei Alt Damm an der Chaussee Rosengarten-Hohen-
krug, sowie bei Friedland.
2846. Cavef/a Z. als Mine am zahlreichsten Ende
September, Anfang October in der Liebenseele bei Misdroy,
ferner am Eisenbahndamm bei Alt Damm. Hiesige Exem-
plare sind merklich größer und lebhafter gezeichnet, als solche,
die ich von Hagenau i. E. und aus der Umgegend von Rastatt
in beiden Generationen erzog.
2849. Salidelhi Z. wurde bei Stettin, Alt Damm und
Friedland erzogen. Büttner erwähnt diese und die nächstfolgende
Art nicht.
2850. Didnle/h Z. erhielten wir ebenso, aber seltner an
den drei genannten Orten.
2856. var. MahakhcJla Mühl. kommt in der Umgegend
von Stettin überall an Prunus mahaleb A^or. Die Raupe über-
wintert ebenso wie die von cerasicolella HS. unverwandelt,
wodurch die Zucht erschwert wird.
2858. Padella Glitz. ist gleichf\ills bei Stettin, ferner bei
Henningsholm an feucht stehenden Bäumen von Prunus padus,
Stett. entomol. Zeit. 1891.
217
"besonders an deren Wurzelschößlingen als Raupe keine
Seltenheit.
2865. Distentella Z., wohl überall eine seltnere Art, habe
ich nur bei Rastatt in mehreren Exemplaren erzogen. Die
Mine ist durch ihre besondere Größe unter denen der übrigen
Eichenminirerinnen leiclit erkennbar, etwa wie die von L.
Froehchiella Z. an Erlen. Hierauf besonders aufmerksam ge-
macht, fand Schleich sie im Herbst 1889 im Gartzer Schrey
auf, wo auch roboris Z. und Amyotella Z. sowie hortella F.
durchaus nicht selten sind.
2868. LanfaneJIa Schrk. 'Trotzdem Viburnum lantana
hier vielfach als Zierpflanze in Gärten cultivirt wird, habe ich
an ihm noch nie eine Mine gefunden, sondern nur an Viburnum
opulus, namentlich an den wildwachsenden Sträuchen. In
SUddeutschlaud hingegen, wo auch lantana wild wächst, lindet
sich die daran erheblich größere und andersartige Mine mit
Vorliebe an diesem. Ganz besonders große Minen fand ich
einmal Mitte September auf der Ruine Neuenhewen im Hegau,
unmittelbar am sog. Juniperus-Thurm. Die Zucht des Thiers
ist ziemlich schwierig- die Raupe übei-wintert un verwandelt.
287ri. QuinquegafteUa Stt. Die unterseitig an Salix repens
lebende Raupe der stark variirenden Art fanden wir früher
auf der grünen Wiese, dann auf der Colberger Münde, am
zahlreichsten seit einigen Jahren bei Alt Damm in der Weiden -
plantage an der Stargarder Eisenbahn.
2882. Staintoniella Stt. Diese im Schwarzwald überall
häufige Art, wo immer Genista pilosa wächst, besaß ich von
hier schon seit Jahren in wenigen zweifelhaften, weil schlecht
erhaltenen Exemplaren. Erst Ende Mai d. J. fing Schleich
ein ganz reines und zweifellos hierher gehöi'iges ,^ an der
genannten Pflanze in der Wussower Vorhaide, unmittelbar bei
dem sog. Luftkurhaus. Im Schwarzwald ist die Mine conti-
nuirhch von Ende März bis Anfang October zu finden. Es
möchte schwer halten, dort besondere Generationen — - etwa
drei — auseinanderzuhalten.
2883. Connexella Z. habe ich hier und in Baden von
verschiedenen Salix-Arten (fragilis, alba, bab3'lonica u. dgl.)
sowie von populus pyramidalis und nigra erzogen. Sie ist bei
Stettin weitverbreitet, aber nicht eben häufig, desgleichen bei
Alt Damm am Eisenbahndamm gefunden worden.
2884. Vmümella Stt. kann ich mit Snellen (Vlind. p. 927)
nach zahlreichen Zuchtergebnissen nicht von salictella Z.
trennen. Ich besitze unzweifelhafte Uebergänge sowohl von
hier wie auch von Rastatt.
Stett. enfomol. Zeit. 1891. \j^i-
218
2885. Corylifoliella Hw. wurde bei Alt Damm einmal
von Hptm. Herms gefangen. Auch in der Mark scheint die
Art nur spärlich vorzukommen, während sie in Südwestdeutsch-
land häufig ist. Sehr zahlreich traf ich die Mine im October
1870 während der Cernirung von Metz in den Parks der
Dörfer östlich der Festung an der Seille an Apfelbäumen,
und später bei Thann im Elsaß an Crataegus oxj^acantha.
2886. Betulae Z. Ist bei uns ebenfalls nur eine spärlich
vertretene Art, deren oberseitige Minen an Birken in der Liebeu-
seele bei Misdroy sowie bei Alt Damm am Eisenbahndamm
gefunden wurden.
2897. TristrigeUa Hw. Wurde von mir einmal im Winter
1866/67 aus einer bei Fort Preußen an Ulmen gefundenen
Raupe erzogen. Der Falter ist mir später abhanden gekommen.
2902. Agilella Z. findet sich als Raupe im September
•bei der Lübschen Mühle, am häufigsten bei Hohenkrug im
Park von Henningsholm.
2908, Compare/la Z. Die Mine, an Populus alba auf
dem alten Soldatenkirchhof von Stettin im September 1887
von mir gefunden; seitdem nicht wieder beobachtet.
Tiiselteria Z.
2911. Dodonaea Hejd. Wurde bei Alt Damm in der
Mühlenbecker Forst von Hptm. Herms aufgefunden. Des-
gleichen von H. Stange bei Friedland.
2911a. Decidua Wk. Gleichzeitig mit der vorigen Art
und an derselben Lokalität von Hptm. Herms gefunden.
C^einioi^tonia Z.
2925. Susinella HS., von Büttner nicht aufgeführt, ist
bei uns weitverbreitet und häufig an Populus tremula und
nigra; so namentlich bei Eckerberg, Nemitz, auf dem Julo.
bei Alt Damm, Swinemünde und Misdroy.
2932. Scifella Z. Die schon verlassenen Minen traf ich
vor einigen Jahren an Apfelbäumen der Gärten von Gasthaus .
Liebeseele und der Försterei Warnow bei Misdroy an.
2033. Lustratella HS. Die Raupe lebt bei Alt Damm
auf Sandboden an der Massower Landstraße ziemlich häufig
an Hypericum perforatum.
4
Bucculatris.. Z.
2943. Boyerella Dup. Vereinzelt bei Stettin und Friedland
gefangen.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
219
Opostega Z.
2963. Salaciel/a Tr. und deren var. ReUqueflaZ. wurden all-
jährlich bei Torney, Alt Damm und auch sonst vereinzelt auf
trocknen! Boden von Ende Juni bis in den Juli hinein gefangen-^
JVepticula Z.
Büttner konnte mit Recht voraussehen, daß die Zahl der in
unserem Faunengebiet vorhandenen Arten sich noch wesentlich
steigern würde. Er fUhi-t i. J. 1880 nur 20 Arten auf, wäh-
rend der Wockesche Katalog von 1871 schon 100 europäische
enthält, zu welchen seitdem noch etwa 25 hinzugetreten sind.
Allerdings hat Büttner s. Z. einige als einheimisch bekannte
Arten, auch solche, welche als hiesige im Heinemannschen
Werk aufgeführt waren, nicht berücksichtigt. Das Hauptver-
dieust an der bedeutenden Vermehrung der Artenzahl gebührt
dem Hptm. Herms, welcher sich die Zucht der Nepticula
in den letzten Jahren besonders hat angelegen sein lassen.
Da die Lebensweise der Thiere in der darüber vorhandenen
Literatur sehr ausführlich behandelt worden ist, so be-
schränke ich mich vorwiegend auf eine Herzählung der hin-
zugetretenen Arten. Es sind dies:
2976. Aeneella Hein. Raupe im October an Pyrus
malus.
2977a. Uniformis Hein. p. 730., von Schleich erzogen.
Raupe an Salix caprea.
2978. Samiatella HS. Raupe im October an Quereus
pedunculata.
2979 AtrkapiteUa Hw. Das ,^ zu ruficapitella Hw.^ Raupe
wie bei letzterer.
2980a. Stettinensis Hein. p. 731. Raupe von Schleich
an Pyrus communis-Sträuchen in den Anlagen vor dem Königs-
thor gefunden. Neuerdings noch nicht wieder erhalten.
2981. Basiguttella Hein. Raupe an Quereus robur und
pedunculata; Alt Damm, Hptm. Herms, Friedland.
2983. RhamneUa HS. Raupe an Rhamnus cathartica.
Alt Damm, am Güterbahnhof, bei Friedland.
2987. Viscerella Stt. Die leicht kenntliche Mine fand
ich verlassen Anfang October 1889 in den Anlagen vor dem
Königsthor an Ulmen.
2988. Aucupariae Frey. Raupe schon im September'
an Sorbus aucuparia. Sandsee, Alt Damm, Friedland.
2989. Mbmscuklla HS. Raupe an P3a-us communis. '•
2993. Pyri Glitz. Raupe an Pyrus communis, sehr
häufig in den Anlagen vor dem Königsthor, Ali Damm, Friedland.
Stett. entemol. Zeit. 1891.
220
2994. OxyacantheUa Stt. Raupe an Crataegus oxya-
cantha und Pyrus malus. Weitverbreitet und polyphag.
2998. Aceris Frey. Verlassene Minen Anfang Oetober
in Misdroy an Acer pseudoplatanus.
3000. Regiella HS. Raupe im Oetober an Crataegus
oxyacantha. Friedland, Alt Damm
3002. Aeneofascie/Ia HS. Von H. Stange bei Friedland
erzogen.
3003. Fragariel/a Heyd. Raupe im Oetober an Fragaria
vesea. Alt Damm, Fried land.
3004. TormenHUeUa HS. Bei Friedland von H. Stange
gefunden.
3007. Splendidissimella HS. Raupe an Rubus fruticosus.
Am Sandsee, bei Alt Damm, Friedland.
3008. Aurella Stt. Von Zeller am Sandsee gefunden,
Raupe an Rubus fruticosus.
3012. Ulmivora Hein. Raupe im Oetober an Ulmus
campestris bei Alt Damm, Friedland.
3013. Prunelorum Stt. Raupe an Prunus spinosa und
cerasus. Alt Damm, Nemitz, Misdroy, Friedland.
3014. MargmcokUa Stt. Raupe Anfang Oetober bei
Alt Damm an Ulmen, ebenso bei Friedland.
3017. Acefosae Stt. Nach dem Stangeschen Sammlungs-
Verzeichniß bei Friedland vorkommend.
3018. Alnetella Stt. Raupe im Oetober an Alnus glutinosa.
Alt Damm imd Güterbahnhof.
3025. Betulkoki Stt. Raupe im Oetober an Betula alba.
Alt. Damm, Friedland.
3027a. JJlmariae Wk. Raupe Anfang Oetober an Spiraea
ulmaria. Alt Damm.
3028. Plagkolella Stt. Raupe an Prunus domestica im
Oetober. Alt Damm Friedland, Julo.
303 J. Geminel/a Frey. Raupe Ende September an Sangui-
sorba ofticinalis. Vom Mölln.
3033. Distinguenda Hein. Raupe an Salix caprea. Alt
Damm.
3035. Glutinosae Stt. Raupe im Oetober an Alnus
glutinosa. Alt Damm, Friedland.
3036. Luteella Stt. Ebendaher von Betula alba im
Oetober.
3037. Sorbi Stt. Raupe schon Anfang September an
Sorbus aucuparia bei Alt Damm, dem Sandsee. Friedland.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
221
3040. Argentipedefla Z. Raupe weitverbreitet an Betula
alba. Liebeseele bei Misdroy, Diinzig-Aufst-hüttung, Güter-
bahnhof, All Damm.
3042. Tiiyrella Stt. Raupe im October an Fagus silvatica.
Misdroy, Alt Damm, Hohenleese.
3043. Freijeila Heyd. Nur einmal die Mine der Sommer-
generation am Güterbahnhof an convolvulus sepium von Schleich
gefunden.
3044. Mak'ki Stt. Raupe im October an Pyrus malus
bei Alt Damm, Friedland.
3045. Agrimomella HS. Raupe im September an Agri-
monia eupatorium. Alt Damm.
3048. AnguEJascklla Stt. Raupe im October au Rosa
canina bei Alt Damm, Friedland.
3050. 'Arcualel/a HS. Nach dem Stangeschen Verzeich-
niß bei Friedland.
3053. MyrülleUa Stt, Raupe Anfang October an Vac-
cinium myrtillus und uliginosum. Alt Damm , Warnow bei
Misdroy, Liebeseele.
3057. Carpinella Heyd. Raupe im October an Carpinus
betulus, weitverbreitet bei Stettin, Alt Damm.
306 L Diversu Glitz. Raupe im September an Salix
viminalis. Alt Damm, Friedland.
3065. Catharikella Stt. Raupe Ende September, Anfang
October weitverbreitet bei Stettin, Alt Damm, Misdroy.
3066. Intimella Z. bisher nur bei Alt Damm und Fried-
land gefunden (Sorhagen p. 309). Die Raupe fand Hptm.
Herms im October an SaHx caprea.
3068. Serkopez-a Z. Bei Alt Damm Anfang Juni an
Ahornstämmen die sehr variirenden Cocons.
307L TrimaculellaHw. Die Raupe in zwei Generationen
an Populus nigra und pyramidalis. Am Sandsee, Alt Damm,
bei Friedland.
3074. Albifascklla Hein. Raupe im October an Quercus.
Stettin, Alt Damm, Friedland.
3079. Turbidella Z. Raupe Ende October an Populus
nigra und besonders alba. Stettin am alten Soldatenkirchhof,
Alt Damm.
]fMici*0|>tery^ina.
Mieropteryx Hb.
3086. rar. Isobasel/a Stgr. führt Hptm. Herms als bei
Alt Damm Anfang Juli von ihm gefangen an.
Siett. entomol. Zeit. 1S9X.
222
3088. ArunceUa Sc. Vereinzelt von mir bei der Lüb-
schen Mühle zugleich mit Adela fibulella, von Herrn Stange
bei Friedland gefangen.
3099. AureatelJa Sc. Ende Mai von Hptm. Herms in
der Mühlenbeeker Forst an Buchenstämmen gefangen.
Pteroplioriiia.
Agcli«$tis Hb.
3114. Adachjla Hb. Seit dem Jahre 1887 ist der Falter'
hier nur noch äußerst spärlich trotz eifrigem Suchen nach ihm
gefunden worden, so daß vveitere Beobachtungen über diö
Raupe (cfr. Stett. e. Ztg. 1889 p. 318) nicht stattfinden konnten.
Namentlich ist es mir 1890 nicht gelungen, auch nur einen
Falter zu finden. Ich erhielt von Dr. Hinneberg Exemplare,
die erst um den 1. August 1890 gefangen waren, während
die Art bei uns Anfangs Juli zu erscheinen pflegte.
Platyptilia Hb
3122. Bertrami Roessl. Büttner sagt: „Ohne Zweifel
mit ochrodactyla identisch.^' Seine Ansicht steht sehr vereinzelt
da. Von neueren Autoren, die auf Grund von mehr oder
weniger zahlreichen Zuchtergebnissen beide Arten trennen,
nenne ich vor Allem H. Snellen, der sonst gewiß keine Be-
denken he2t, Arten von zweifelhaftem Werth zu vereinisen,
ferner Dr. Sorhagen und H. Stange (cfr. Sorhagen pag. 2).
Ochrodactyla wurde von uns mehrfach aus Tanacetum
erzogen; bei Stralsund soll sie ungewöhnlich zahlreich vor-
kommen (Gust. Schulz), was bei Stettin neuerdings nicht der
Fall ist.
Bertrami erhielt Hptm. Herms bei Alt Damm aus Achillea
millefolium und Ach. ptarmica. Wir fingen den Falter nicht
eben selten bei Misdroy Ende Juni am Müllerstein, wo Tanacetum
nicht wächst.
3123. Monociaclyht. Hw. hat nach Snellen die Priorität
vor dem Bastardnamen similidactyla Dale. Der Falter erscheint
iii zwei durch Größe und Färbung unterschiedenen Generationen
bisher nur bei Friedland (cfr. Stett. e. Z. 1882 p. 514).
3125. FarfareUa Z., in unserer Gegend weitverbreitet,
auch bei Friedland, sonst noch bei Berlin auf den Rehbergen
vor Tegel von mir gefunden, lebt in zwei Generationen als
Raupe Ende April Anfang Mai und den August hindurch in
den Herztrieben bez. in den Ansätzen der Seitentriebe und in
den Blüthen von Senecio vernalis und viscosus.
Stett. entoinol. Zeit. 1891.
223
Amblyptilia Hl).
3130. Acantl/odactyki Hb., welche Büttner als sein- selten
aufführt, lebt als Raupe seit Jahren Ende Jtili zahlreich in der
Liebenseele bei Misdroy an Vaccinium oxycoecos, deren zier-
liche Blüthen sie ausfrißt. Die Falter erschienen im Zimmei- von
Anfang August bis Anfang September. Im Freien fingen wir
sie zahlreich noch Anfang October an der genannten Stelle;
sie sind merklich kleiner und wesentlich dunkler gefärbt, als
solche, die ich bei Dürkheim in der Pfalz und bei Barr im
oberen Elsaß fing und kommen in einzelnen Exemplaren der
A. calaminthae Frey nahe.
Die breitflügligere und variablere A. cosmodactyla Hb.
kommt bei uns nicht vor. Ich besitze ein erzogenes, sehr
matt gefärbtes und gezeichnetes Exemplar derselben von Bergen
in Norwegen, bei dem das charakteristische Costaldreieck kaum
noch sichtbar erscheint.
Oxyptilus Z.
3133. Trislis Z, Der Falter wurde außer auf den von
Büttner erwähnten Schwalbenbergen bei Gartz a. 0., wo er
alljährlich in zwei Generationen, Anfang Juni und Mitte August
zahlreich fliegt, von Hptm. Herms einzeln bei Alt Damm, von
mir bei Nemitz in der Kirschenplantage gefangen. Die Raupe
fanden wir in der 1. Generation Mitte Mai alljährlich an
Hieracium echioides und fallax; an den beiden letzgenannteu
Stellen kommt nur Hieracium pilosella vor. Da ich keine .Be-
schreibung der Lebensweise habe auffinden können, gebe ich
dieselbe nachstehend.
Die bewohnten Pflanzen machen sich durch die im Herz-
trieb zusammengezogenen Filzhaare kenntlich, zwischen denen
sich Kothspuren zeigen. Auf ein früheres, noch nicht beob-
achtetes Lebensstadium der Raupe als Minirerin deutet der
Umstand hin, daß ausnahmslos — sofern nicht ein Pflanzen-
wechsel stattgefunden hatte — ■ eines der Wurzelblätter sich
auf ca. 1^|2 cm Länge abgestorben und dunkel graubraun
markirt. Auch zwischen dem Pflanzenstiel und einem
Seitenblatt kann sich die Raupe, stets aber tief versteckt in
Filzhaaren vorfinden.
Sie ist erwachsen mattgrün, ohne buntgefärbten Rücken-
streif, nur mit einer kaum merklich dunkleren Rückenlinie.
Auf jedem Segment neben letzterer je eine größere mit drei
hellgelblichen Haaren besetzte Rückenwarze, darunter — nach
den Stigmen zu — je zwei kleinere weiße, mit einem schwarzen
Punkt in der Mitte, denen paarige weij^graue Haare entspringen.
Stett entomol. Zeit. 1891.
224
Der ziemlich eingezogene kleine Kopf ist glänzend schwarz.
Aui' dem ersten Segment zwei dunkelgraiie Parallelstriche,
beiderseits derselben ein größerer schwarzgrauer Punkt. Krallen-
l'tiße schmutzig graugrün, an den Spitzen dunkler; Stelzenfüße
von der Köperfarbe. Analsegment dunkler als der Körper,
graubraun, der After kurz, aber stark borstig behaart.
Halberwachsen ist die Raupe hellgelbgrau gefärbt,
ohne Rückenwarzen, auf den Segmenten mit regelmäßig ver-
tlieilten feinen schwarzen Punkten, aus denen lange glänzend-
weiße Haare entspringen; Kopf glänzend schwarz, erstes Seg-
ment schmutzig grau, das ZM^eite mit zahlreicheren Punkten
versehen, als die übrigen. Krallenfüße kaum merklich dunkler
als der Körper.
Puppe. Sie ist nach dreitägiger Ruhe fertig, wird fast
ausnahmslos auf der Oberseite eines der Wurzelblätter, etwa
2 cm vom Blattstiel entfernt frei angeheftet, wodurch sie
sofort von der pilosellae-Puppe zu unterscheiden ist, die man
auf der Blattunterseite ganz unter dichtem Filzflaum verborgen
lindet. Sie ist ca. 8 mm lang, scharfkantig, mäßig sclilank,
anfangs durchweg lichtgrün, aber schon nach 24 Stunden mehr
gelbgrün, der Rücken schmutzig röthlich grau, während die
Flügelscheiden dunkler graugrün erscheinen. An den zu-
künftigen Körpersegmenten auf dem Rücken finden sich
paarig stark erhabene und zugespitzte dunkelrothe Warzen,
die in kurze hellgelbe Borsten endigen, aus denen glänzend
weiße Haare entspringen. Seitlich schließen sich an die be-
dornten Rückenwarzen je zwei reihige, flachere dunkelgraue
an, zwischen denen ebenfalls mäßig lange, glänzend weiße
Haare erscheinen.
Die Schultern und der scharf hervortretende Stirnkegel
dunkel rothgrau, die Stirn rauli und stark beschuppt. Nur
das Analsegment wird an die Pflanze angeheftet. Puppen-
ruhe ca. 10 Tage.
3134. Distans Z. hat bei gleichen Erscheinungszeiten wie
der vorige gleichfalls zwei Generationen, von denen ich die
erste Anfang Juni fing. Die Raupe der zweiten fand Hptm,
Herms Ende Juni bis Anfang Juli im Park von Hohenkrug
an Crepis tectorum L., deren Blüthe sie ganz so wie 0. didactjius
die von Geum rivale verzehrt. Sie ist schmutzig graugrün,
heftet sich ähnlich der ebengenannten frei an Blättern, Blüthen
und Stengeln an und liefert nach höchstens 10 Tagen den Falter.
3137. Hieracii Z., von Büttner nicht erwähnt, haben
wir bei Hohenleese und Finkenwalde Ende Juli und Anfang
Stett. entomol. Zeit. 1891.
225
August mehrfach^ gefangen, aber noch nicht erzogen. Auch
bei Friedland kommt die Art vor.
3139. Erketorum Z. ist bei uns eine seltnere Art, die
am häufigsten in der Warsower Vorhaide, sonst einzeln
bei Messenthin, auf dem Prews bei Lebbiu., bei Alt Damm
vorkam und ■ auch bei Friedland nicht fehlt.
3140. Didady/us L., dessen Raupe Schleich vor langen
Jahren seit Linne's Zeit zum ersten Mal wiederfand, ist in
unserem Fauneugebiet erheblich weiter verbreitet als Büttner
angiebt, aber nirgendwo mehr so häufig, wie damals auf der
({rünen Wiese. Er findet sich auch bei Alt Damm auf den
Plönewiesen, auf der Dunzig-Auschüttung, bei Eckerberg in
den feuchten Schluchten, wo Geum rivale wächst, bei Torney
sowie bei Friedland.
3141a. Leonuri Stange, beschrieben von H. Stange Stett.
c. Z. 1882 pag. 514, wurde bisher nur hei Friedland vou
Leonurus cardiaea erzogen. Es scheint mir fraglich, ob die
Treitschkesche Angabe dieser Nährpflanze sich nicht auf diese
von ihm noch nicht unterschiedene Art bezieht. Ebenso
möchte ich glauben, daß die Angabe von Teucrium scorodonia
als Futter von 0. hieracii (cfr. Sorhagen pag. 4) sich auf den
ihm nahe verwandten 0. tencrii Jordan bezieht, welcher vor
einigen Jahren im Haardwalde bei Karlsruhe in Baden auf-
gefunden wurde.
3143. ObscurusZ. (?parvidactylusHw.) wurde von Hptm.
Herms Anfang Juli auch von Helichrysum arenarium erzogen,
wonach die Art erheblich polyphag ist.
3145. Bohemcmni Z. Nach- Snellen's Beschreibung (Vlind.
p. 1028) möchte ich ein von mir am 16. 6. 90 von Hiera-
euim pilosella aus dem Gartzer Schrey erzogenes $, das vou
obscurus erheblich ^abweicht, zu dieser nur in Nordholland
und Schweden gefundenen Art stellen.
Hiineseoptilus Wallgr.
3158. Plagiodactylus Stt. Ich erwähne dieses von Büttner
als fragliche neue Art pneumonanthes Schleich aufgeführte Thier
deswegen, weil, wie Snellen (Vlind. p. 1038) hervorhebt über
ihre Artunterschiede von graphodactylus nicht die wünschens-
werthe Uebereinstimmung bei unsern Autoren herrscht, wie denn
z. B. Dr. Sorhagen die hier in Frage kommende Form von
Gentiana pneumonanthe als graphodactylus aufführt, Büttner
dagegen als plagiodactylus. Ich fing die Art nach Mitte August
1888 in Mehrzahl bei Finkenkrug, wo Gentiana pneumonanthe
auf einer trocknen Moorwiese wächst. Um Klarheit über die
Art zu gewinnen, schickte ich Exemplare davon an Mr.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
^26
Stainton und an Dr. Woeke. Ersterer erklärte dieselben für
seinen plagiodactylus, letzterer für graphodactylus. Ich kann
nach dem mir vorliegenden Vergleichsmaterial nur constatiren,
daß meine aus der Schweiz und aus Oesterreich stammenden
graphodact^ylus eine andere Art sind als die norddeutschen
Thiere, denen zwei von Graf Turati aus der Lombardei
erhaltene Exemplare am Nächsten kommen. H. Snellen sagt
(Vlind. p. 1030) über das Verhältniß beider Arten zu einander;
„dagegen kommt es mir vor, daß plagiodactylus Zeller, Frey
und Wocke zu graphodactylus Treitscldie, einer meines Erachtens
nicht ausschließlich alpinen Art, gehören oder wenigstens damit
vermengt sind, wäin-end man bei plagiodactylus Stainton
durchaus nicht von braungefärbten Vorderflügeln sprechen
kann. Sie sind beinahe wie bei coprodactylus Stainton ge-
färbt, doch von dunklerem Ton. Mir scheint, als ob grapho-
dactylus Tr. und plagiodactylus Stainton nicht spezifisch ver-
schieden sind, sondern der letztere eine blaugraue Varietät des
ersteren. Der von Wocke angegebene Unterschied in der
dunkleren Zeichnung der Wurzel der Hinterrandsfranzen ist
kein konstanter und deutet sicher keinen Artunterschied an."-'
PterO|»lioi'US Wallgr.
3167. Monodactylus L. Hptm. Herms erzog den Falter
Ende Juli in großer Zahl von der Gartenwinde, Convolvulus
tricolor, in den verschiedensten Varietäten von Hellaschgrau
bis Dunkelbraun, wie sie namentlich diese zweite Generation
liefert. Daneben stehende Pflanzen von C. arvensis schienen
unberührt gebheben zu sein. — Sollte die Raupe auf Cheno-
podium (cfr. Sorhagen pag. 6) nicht lediglich zu Verpuppung
aufgekrochen gewesen sein?
lieiföptilus Wallgr.
3168. Scarodactylus Hb. findet sich überall, wo die Nähr-
ptlanze, Hieracium umbellatum, in Mehrzahl wächst- besonders
zahlreich bei Vogelsang und bei Alt Damm.
3169. Lienigianus Z., scheint bei uns nur eine Generation
zu besitzen, wovon die Raupe erwachsen bis Mitte Juni zu
finden ist, der Falter Anfang Jidi erscheint. Bei Rastatt fand
ich zwei bestimmt getrennte Raupengenerationen im Mai und
Juli; die Falter der zweiten waren erheblich kleiner als hiesige.
Sie kommt hier außer im Schrey au'^h bei Alt Damm, bei
Torney sowie bei Friedland vor,
3170. TepkradadyJus Hb. hat bei uns eine weite Ver-
breitung. Der Falter findet sich vereinzelt im Eisbruch bei
Stett. entomol. Zeit. 1891.
227
Nemitz, liäufiger bei Vogelsang\ Alt Damm. Die Raupe fand
Hptm. Herms Ende Juni an Solidago virgaurea auf der Finken-
waldei- Höhe.
3171. Distindus HS. wurde bisher nur in der Mülilen-
becker Forst Mitte Juli gefangen, zur gleichen Zeit auch bei
Misdroy. H. Stange (Stett. e."z. 1882 p. 514) erzog die Art
wiederholt aus erwachsen überwinterten Raupen von Gnapha-
lium silvaticum.
3178. Brachi/dactijlus Tr., bei Friedland häufiger, erseheint
bei uns als eine spärliche Art. Die erwachsene Raupe fanden
wir Mitte Mai an Lampsana communis in der Mühlenbecker
Forst an der Diederichsiella-Stelle, sowie zur Verpuppung auf-
gekrociien im Sehrey an Eichenstämmen.
Aciptilia Hb.
3180. GaJactodaciyla Hb. Die Raupe wurde erst neuer-
dings bis Mitte Juni an Arctium lappa im Park von Hohen-
krug, in der Mühlenbecker Forst, bei Putbus und Stubben-
kammer auf Rügen, sowie bei Stralsund, früher schon alljährlich
bei Friedland von H. Stange aufgefunden. Der Falter er-
schien Anfang Juli.
3202. Paludum Z. hat bei uns zwei Generationen, deren
Falter um den Anfang Juni und von Ende Juli den August
hindurch in manchen Jahren zahlreich fliegen. Die Lebens-
weise wurde bisher von uns nicht ermittelt. Schwerlich hat
dieselbe aber etwas mit Ledum palustre zu thun, wie nach
Büttners Angabe geglaubt werden könnte.
Stettin, August 1891. Major Ed. Hering.
Bemerkungen
zu einigen Stellen des vorigen Heftes dieser Zeitung.
Von Dr. O- Stauelinger
Auf Seite 14 des letzten Heftes dieser Zeitung macht
Herr Oberstheutenant A. Riesen mir den Vorwurf, daß ich
in meiner neuesten Lepidopterenliste XXXIV „Roboris" nach
alter Weise unter Thecla, und Badiata unter Scotosia" auf-
führe und sagt am Schluß : „Also fort mit dem alten
Schlendrian des deutschen Michels !"
Herr A. Riesen hat zunächst übersehen, daß diese Liste,
sowie eine Anzahl der früheren Listen nicht von mir, sondern
von der „Handelsfirma Dr. 0. Staudinger & A. Bang-Haas"
stett. entomol. Zeit. 1891.
228
lierau.sgegebea i^t. Sie ist ferner ja eine bloße Preisliste, und
hat als solche weder den Zweck, noch die Verpflichtung,
wissenschaftliche Irrthümer nachzuweisen oder zu ver-
bessern. Die Arten werden in diesen Listen, aus nahe
liegenden, praktischen Gründen, in der Reihenfolge der letzten
Auflage des Catalogs der Lepidopteren des europäischen
Faunengebiets von Dr. 0. Staudinger und Dr. Wocke
(1871), aufgeführt. Diese Catalogs-Ausgabe, oder ein Auszug
derselben, ist in den Händen der meisten Sammler, und sollten
alle Veränderungen und Verbesserungen, die zu dieser Aullage
nöthig sind, in die Preislisten eingeführt werden, so wäre
dies sehr unpraktisch, da viele Sammler die betreffenden, aus
ihren früheren Gattungen entfernten Arten, schwer, oder gar
niciit. linden wäirden. Wenn meine Gesundheit es mir er-
möglicht, hofte ich eine neue, so dringend nothwendige Auflage
dieses Catalogs in höchstens zwei Jahren fertig stellen zu
können. Nach dem Erscheinen dieser Auflage werden die
Arten in den Preislisten der Firma Dr. 0. Staudinger & A. Bang-
Haas, in der darin angenommenen Reihenfolge, gedruckt werden.
Abgesehen davon, daß eine Preisliste durchaus keine
wissenschaftliche Arbeit ist, wie Herr A. Riesen dies anzunehmen
scheint, sind es also nur Rücksichten auf diejenigen, welche
dieselbe benutzen, daß die Arten in unsrer Liste nach der
letzten Auflage meines Catalogs gedi-uckt werden. Wenn
daher Herr A. Riesen noch sagt, daß dies „vielleicht aus
nicht ganz uneigennützigen Beweggründen" geschehe
(mir ist es ganz unklar, welche eigennützige Beweggründe
dafür bestehen sollten !) so überlasse ich eine solche Bemerkung
dem Urtheile eines jeden Lesers. Ebenso mag Jeder sich
sein Urtheil über die „moralische Verpflichtung" und, „den
alten Schlendrian des deutschen Michels'-^ (dem ich also huldigen
soll,) bilden.
Zum Schluß bemerke ieh noch, daß der Papilio Rohori-s
Esp. trotz der nackten Augen, fast ebenso wenig in die Gattung
Lycaena, wie in die Gattung Thecla paßt. Auch hat nicht
zuerst Dr. Spejer in dieser Zeitung 1888 S. 211 „mit
Evidenz'" nachgewiesen, daß diese Art nicht zu Thecla gehöre,
sondern Dr. Rambur hat dies schon 30 Jahre früher, in
seinem Catalogue Systematique des Lepidopteres de l'Andalousie
(1858) S. 33 gethan, und für diese Art die Gattung Laeofiopis
aulgestellt.
Wenn Herr A. Riesen mir etwa den weitern Vorwurf
machen sollte, daß ich ja dann in meinen beiden bisherigen
Catalogs-Ausgaben, diese Art von Thecla hätte trennen sollen,
Stctt. cntomol. Zeit. 1891.
229
so bemerke ich, daß es nicht meine Absiclit war, cineu
.systeniatischeu Catalog zu schreiben, sondern daß ich die
Systeme andrer Aiitoreu möglichst unverändert annahm. Herr
A. Riesen hat wohl kaum eine Ahnung von der außerordent-
lichen Schwierigkeit einer guten systematischen Bearbeitung
der Lepidopteren. Es ist dies vielleicht die schwierigste Auf-
gabe in der ganzen Zoologie, welche jetzt, wo wir, meiner
Ansicht nach, erst eine sehr niedrige Stute der großen wissen-
schaftlichen Zukunfts-Leiter erstiegen haben, überiiaiipt nur
sehr ungenügend gelöst werden kann.
Herr Oberstlieutenant A. Riesen wünscht weiter eine
Aufklärung über die von mir zweimal in dieser Zeitung 1888
S. 29 und S. 53 aufgestellte Grattung Namam/ana Diese
Aufklärung ergiebt leider mein jetziges sehr schlechtes
(--fedächtniß, das die Folge eines etwa füntjährigen nervösen
Herzleidens, und der mir dagegen von den Medicinern ver-
ordneten Gifte (Digitalis etc.), welche ich auch früher nahm,
ist. Als icii die betreffende Arbeit für die Stettiner entomologische
Zeitung schrieb in mehr oder weniger großen, durch meinen
körperlichen Zustand bedingten Pausen, hatte ich bei Aufstellung
der Namangana Mirabilis (S. 52) völlig vergessen, daß ich
schon früher den Gattungsnamen Namangana für eine andere
Art, Cretacea (S. 29) gebraucht hatte. Natürlich muß der
Gattungsname für Mirabilis geändert werden, und ändere ich
denselben hiermit in ,.Sartha" um.
Ich bin Herrn Oberstlieutenant A. Riesen übrigens dankbar,
daß er mich öffentlich auf diesen argen „lapsus calami*', den
mein armes Gedächtniß mir gespielt hat, aufmerksam macht,
und mir Gelegenheit giebt, den zweiten Namen Namangana
in derselben Zeitschrift, wo ich ihn „gesündigt habe'"", in
Sartha umzuändern. Mein Schwiegersohn Bang-Haas hatte
mich schon längst darauf aufmerksam gemacht, und würde
ich den zweiten Namen Namangana später in der neuen Auf-
lage des Catalogs umgeändert haben.
Was den ,,Vor schlag zur Vereinfachung der
Bezeichnung der Schmetterlings- Varietäten" von Herrn
A. Riesen betrifft, so scheint es mir, daß der Herr Oberst-
lieuteuant das von mir im Vorwort meines Catalogs Gesagte
(von ihm in dieser Zeitung 1889 S. 346 theilweise citirt)
nicht richtig aufgefaßt hat. JedenfaUs hat er kein Verständniß
für die große Zweckmäßigkeit und den wissenschaftlichen
Nutzen, den die eingeführte Trennung der früher nur stets als
Varietäten bezeichneten Formen, in Lokal- und Zeit-
Varietäten und Aberrationen (zufälligen und dimorphen)
Stett. entomol. Zeit. 1891.
230
gewährt. Hätte er das, so würde er sicher nicht zu „dem
ahen Schlendrian des deutschen Michels", den er einige Seiten
vorher selbst verurtheilt, zurückkehren wollen.
Es ist doch ein gewaltiger Unterschied zwischen
Formen, die sich entweder aus Lokalitäts- oder Zeit-
ursachen stets in derselben oder doch ganz ähnhchen Weise
wiederholen, oder solchen, die aus uns unbekannten Gründen
zufällig zwischen dei' gewöhnlichen Form auftreten!
Daß diese aus so ganz verschiedenen Ursachen entstandenen
Formen in einem Catalog durch verschiedene Praefixe ver-
schieden bezeichnet werden, halte ich nicht allein für sehr
zweckmäßig, sondern für nothwendig. Das ist keine „Doppel-
Bezeichnung" und „unnützer Ballasf-, sondern das ist
eine nothwendige Trennung früher zusammengeworfener, ganz
verschiedener Formen, also eines Wirrwarrs, den der Herr
Oberstlieutenant bestehen lassen möchte. Und weshalb?
Weil ,,Dr. Staudinger bei sehr vielen Formen in Zweifel war,
ob vor denselben ab. oder v. zu setzen sei und ein strenges
Auseinanderhalten derselben, deshalb in der Praxis unmöglich
ist". Staudiuger weiß überhaupt sehr wenig, besonders weiß
er nur, daß wissenschaftliche Zoologie nocli nicht anderthalb
Jahrhunderte getrieben wird und deshalb seiner Ansicht nach noch
theilweise in den Windeln liegt. Das würde Herr A. Riesen
vollständig einsehen, wenn er 1 — 2000 Jahre später geboren
wäre. Wir schleppen jetzt erst das Baumaterial zusammen
und bereiten den Grund vor zu einem Fundament, auf dem
es viel späteren Generationen möglich sein wird, ein an-
nähernd gutes naturwissenschaftliches Gebäude zu errichten.
So wenig wie wir heute von vielen Formen wissen, ob
sie getrennte Arten oder nur Modifikationen einer Art (Va-
rietäten) sind, so wenig ist es in manchen Fällen festzustellen,
ob gewisse Formen Aberrationen oder konstante Lokalformen
sind. Es kommt auch sehr häufig vor, daß ein und dieselbe
Form beides sein kann und beides ist, jedoch nur an ver-
schiedenen Lokalitäten. Zwischen den Stücken einer von der
sogenannten Stammart durchaus verschiedenen Lokalform tritt
plötzlich das eine oder andre Stück, fast genau wie die
Stammart auf, oder auch umgekehrt. Von solchen |oft
eklatanten Beispielen habe ich eine große Anzahl in meiner
Sammlung und habe ich wiederholt, besonders auch in meiner
nächstens erscheinenden Arbeit über die Lepidopteren des
Amurgebietes manche Beispiele davon angeführt. Uebrigens
ist dies den Naturforschern ja schon längst als sogenannter
„Atavismus" bekannt.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
231
Grade deshalb, weil viele Formen zugleich (aber nur an
verschiedenen Orten) var. und ab. sein können, ist es nocli viel
wichtiger diese Begriffe, so genau es uns eben jetzt möglich ist,
auseinander zu halten. Wenn ich den Lokalformen oder Racen
(var.) eine viel größere Bedeutung beilege, als den zufälligen
Aberrationen (oder dimorphen Formen, deren wissenschaftliche
Bedeutung ich ja durchaus anerkenne) so mag Herr A. Riesen
auf deren größere Bedeutung „mit Vergnügen'-^ verzichten,
aber er sollte doch nicht so fest überzeugt sein, daß die
„meisten Kollegen'-' auch mit ihm darauf verzichten.
In Zusammenhang mit dem oben gesagten, sehe ich mich
noch veranlaßt, auf die Aeußerungen des Herrn Dr. Seitz
im vorigen Hefte S. 46, 47, 56 und 57 einiges zu erwiedern.
Herr Dr. Seitz, der mir als Kollege zuerst durch seine hoch-
interessante „x\llgemeine Biologie der Schmetterlinge^' auf das
vortheilhaf teste bekannt geworden ist, hat vollkommen Recht,
wenn er meint, daß es gar nicht zu entscheiden ist, welche
der vorhandenen Formen, die ursprüngliche (frühere) war, die
sogenannte Stammform, oder die Varietät, und daß die letztere
durchaus nicht in Bezug auf die erstere minderwerthig ist.
Mir sind die Varietäten (Lokal- und Zeitformen) sogar meist
weit interessanter und wissenschaftlich werthvoller, als neue
Arten. Ich bin ebenso völlig mit ihm darüber einverstanden,
daß es nicht nur bei geographischen Betrachtungen, sondern
auch überhaupt, „absolut uunütz'- ist, nach einer Entscheidung
darüber zu suchen ob wir eine gute Art oder „Lokalvarietät"-
vor uns haben. Dies hängt nicht nur von der subjektiven
Ansicht des betreffenden Forschers ab, sondern derselbe Forscher
ändert seine Ansichten nicht selten, wenn ihm später ein größeres
Material (Uebergangsformen), genauere Beobachtungen etc. zu
Gebot stehen. So bin ich längst zu der Ansicht gekommen,
daß die in meinem Katalog 1871, als besondere Art aufgeführte
Pieris Cheiranthi Hb. von den Canaren, &ne Lokalform der
Brassicae L. ist. Dahingegen ist Pier. Crucivora Boisd, aus
Japan, die Herr Dr. Seitz, auch (mit Boisduval) als eine Lokal-
form dazu rechnet, bestimmt eine Lokalform der Pier., Rapae L.
Die mir bekannte östlichste Verbreitung der Pier. Brassicae ist
das russische Centralasien und Nord-Indien; im Amurgebiet
und Japan ist diese Art nie gefunden, sondern es kommt dort
nur eine große Form von Rapae vor, die Boisduval für eine
Brassicae var. ansah.
Herr Dr. Seitz hat aber nicht Recht, wenn er sagt „es
ließe sich nicht entscheiden, vor welchem Namen das „var.''
oder „ab." gesetzt werden soll" oder wenn er vielleicht gar
Stetf. entomol. Zeit. 1891. ^Q
232
meinen sollte, daß diese Praefixe überhaupt in einem Cataloge
■ganz überflüssig seien. Als „Catalog-Maelier'' habe ich mich
seit länger als ein Menschenalter sehr eingehend mit allen hier-
auf bezüglichen Fragen befaßt und mit manchen Zoologen die-
selben besprochen. Natürlich sind auch hier die Meinungen
in einzelnen Punkten verschieden, und bin ich weit entfernt
meine Ansichten als die absolut richtigen hinstellen zu wollen,
aber zur Erlangung einer feststehenden Nomenklatur
ist die strengste Befolgung des Prioritätsprincips
d u r c h a u s not h \\- e nd i g.
Wenn die Namen, aus irgend welchen Rücksichten, etwa
weil sie sprachHch falsch gebildet, unpassend, direkt ihrem
Sinne widersprechend, nicht der Stammart angehörend etc. etc.
verändert oder versetzt werden sollen, so kommen wir nie
zu einer stabilen Nomeuclatnr. Ich bin indessen bisher noch
der Ansicht, daß wissenschaftliche Namen lateinisch oder
latinisirt sein, und anders gegebene Namen latinisirt werden
müssen, eventuell ungültig sind. So hat Oberthür vor kurzem
einen neuen Parnassius nach dem Herzog von Orleans, Par-
nassius Orleans genannt; hier muß ein i angehängt und
der Name in Orleansi umgeändert werden, sonst könnten
mit demselben Recht Arien bloß Oberthür, Müller. Schulze etc.
genannt werden. Auch Namen wie ..Hobomock Harr., Egeremet
Scudd., Massaoit Scudd., Panoquin Scudd., Raphael Oberthür,
Michael Oberth. etc. etc. halte ich mindestens für sehr bedenk-
lich und könnten dann auch Arten Carl, Gustav, Tseng, King
und wer weiß wie genannt werden. Ich bin auch der Ansicht,
daß, wenn eine Art mit einem Namen benannt ist, dieser in
Verbindung mit dem Namen der Gattung, zu welcher dieselbe
jeweilig gesetzt wird, nur diese Art bedeutet und deshalb
wie jeder Vorname bei den Familienamen des Homo sapiens
am Besten groß geschrieben wird. Ich weiß recht gut, daß
ich mit dieser Ansichl ziemlich isolirt dastehe und daß fast
überall die naturwissenschaftlichen Artnamen jetzt klein ge-
schrieben werden. Mir scheint es aber besser, von ihrer ur-
sprünghchen, adjektiven oder Substantiven Bedeutung völlig
abzusehen, und sie wie alle Vornamen groß zu schreiben.
EinPapilio hector kommt mir ebenso unnatürlich geschrieben
vor wie der Homo sapiens leider sehr häufig stupidus, stolidus,
insanus etc. ist; während bei der Schreibart Homo Sapiens
die adjektivische Bedeutung weniger hervortritt.
Um nach dieser Abschweifung, auf das Prioritätsgesetz
zurückzukommen, so unterliegt es mir nicht dem geringsten
Zweifel, daß danach von -den verschiedenen Formen einer
Stett. entomol. Zeit. 1891.
233
Art, diejenige zuerst im Catalog aufgeführt werden muß,
M'^elche zuerst benannt wurde. Dadurch ist sie ebensowenig
die Hauptfbrm, als die anderen, als Varietäten oder zuweilen
als Aberrationen davon aufgeführten Formen im Vergleich mit
ihr minderwerthig sind. Es wird bei den verschiedenen Formen
einer Art vielleicht niemals mit absoluter Gewißheit ents-chieden
werden können, welche die ursprüngliche (erste) war. Vielleicht
keine, da alle sich von längst untergegangenen Formen, die
in der Gegenwart keine Spuren hinterlassen haben, abzweigten.
Ist es nicht auch möghch, daß gleiche oder sehr ähnliche
Formen an verschiedenen Stellen unsers Planeten, durcii die-
selben Ursachen hervorgegangen, entstanden sind? Es kommt
ja auch häutig vor, daß eine Form, welche an der einen
Lokalität die seltnere (Aberration) ist, in einer anderen als
die vorherrschende Hauptform, auftritt. Auch von den Zeit-
formen einer Art muß die zuerst beschriebene, unbedingt
zuerst im Catalog aufgeführt werden, sollte es auch die der
zweiten Jahresgeneration sein. Dadurch daß ein Name, was
doch unbedingt nöthig ist, zuerst im Catalog gedruckt wird,
ist die darunter bezeichnete Form weder die Haupt- noch
Stamm-Art der anderen folgenden Namen wie dies vielfach
angenommen zu werden scheint. Es bleibt jedem Forscher
überlassen, welche er als die älteste ansehen will; wenn er
danach den Namen derselben in einem Catalog zuerst setzen
wollte, so wäre je nach den verschiedenen Ansichten, niemals
eine Stabilität möglich.
Mag Satyrus Allionia Fab. die phylogenetisch ältere Form
des Statilinus Hufn. sein, in einem Catalog muß letztere
Form als zuerst beschrieben, stets zuerst gesetzt werden.
Mag Gracilaria Fideila Reutti die zahlreicher vorkommende,
kräftigere ,, arterhaltende^- Form sein, Onustella Hüb.
muß, als die zuerst publizirte, zuerst im Cataloge aufgeführt
werden, da sie nach Beobachtungen vom Herrn Major Hering
S. 90—93 dieses Jahrgangs, sicher eine Art mit Fideila bildet.
In solchen Fällen wo es sicher konstatirt ist, daß eine, im
Catalog als var. aufzuführende Form die Hauptform ist, wird
es gut sein dies in Klammern zu bemerken.
Ob die Praeiixe var. und ab. bei wissenschaftlichen
Werken jedesmal vor den betretfenden Namen gesetzt werden,
oder nicht, halte ich für ziemlich gleichgültig, in manchen
Fällen für unnothig, wenn man nicht im Zweifel darüber sein
kann, wie der Autor diese Formen auffaßt. Wo er die, von
Anderen für Varietäten gehaltenen Arten, als selbstständige
Stett. entomol. Zeit. 1891.
234
ansieht, muß er sie natürlich fortlassen, wo er dies nicht thut,
ist es meist besser sie zu setzen.
Es ließe sieh ja noch außerordentlich viel über diesen
Gegenstand sagen, doch war es mir nur darum zu thun, darauf
hinzuweisen, daß die im Catalog zuerst aufgeführten
Namen durchaus deshalb nicht die der Haupt- und
Stammarten zu sein brauchen, sowie daß die als Varie-
täten oder Aberrationen aufgeführten Formen, deshalb
durchaus nicht als minder werthia: zu bezeichnen sind.
Vereins- Angelegenheiten
werden im nächsten Hett Aufnahme linden.
Inhalts- Verzeicliniss.
Mejricks Pyralidinen Classification, besprochen von Dr.
H. Rebel. S. 103. — Nachwort von Major Ed. Hering.
S. 116. — Welsche Plauderei von C. A. Dohrn. S. 128.
— Biologische Notizen über einige Microlepidoptera von
Oberlehrer G. Stange. S. 132. — Ergänzungen und Be-
richtigungen zu F. 0. Büttners Pommerschen Microlepidopteren
von Major Ed. Hering. S. 135. — Bemerkungen von Dr.
0. Stau ding er. S. 227. — Vereinsangelegenheiten S. 234.
Inhalts-Verzerchniß S. 234.
Stett. enlomöl. Zeit. 1891.
Eutoifeioiiisrisclie Xeituus:
herausgegeben
eiiloiuoloffisclieii Vereine zu Sleltiii.
Pk-edaction: In Commissiou bei den Biichliandl.
r\ TT • • 1 TV v T •*. j ^- Fleischer in Leipzig und R. Fried-
Dr. Heinrich Dohm, \ orsitzender. .... . „ .'^ ." ,, ,.
lander & Sohn m Berlin.
]Si'. 7-12. 52. Jahrgang. Juli-Decbr. 1891.
Vereiiissitzmis: am 10. September.
Geehrte Herreu imd eutomologisehe Collegen!
Zwar ist Ihr Ehrenpräsident schon Ende Mai wohl-
behalten aus dem alten Winterquartier Palermo heimgekehrt,
tiber Schulferien, unvorhergesehene Reisen. UupäßÜchkeit und
andere Behinderungsgründe haben es von Woche zu Woche
verschoben, uns hier zu vereinigen. Die Interessen des Vereins,
der Austausch der wissenschaftlichen Publicationen haben
darunter in keiner Weise gelitten.
Zu unserem herzhchen Bedauern ist zu Anfang des Jahres
Herr Edouard Andre in Beaune gestorben. Er war ein ge-
diegener Hymenopterolog und gab eine geschätzte Zeitschrift
Speeies des hymenopteres dEurope heraus. Sie wird von
seinem Herrn Bruder fortgesetzt und wir führen den Austausch
weiter fort.
Als MitgHeder des Vereins wurden aufgenommen die Herren
Miugazzini. Assistent des K. pliysiologischen Instituts in Rom,
Biedenkap, Studiosus med. an der Universität in Christiania.
Da wir im vorigen Hefte fast ausschließlich den nord-
deutschen Kleinschmetterlingen das Wort gegeben haben, so
wird es nur billig sein, daß wir jetzt auch andre Eutomologica
ins Treffen führen. Ars longa, vita brevis.
Und wo Ihrs packt, da ist"s interessant.
C. A. Dohm.
Stett. eutomol. Zeit. 1S91.
236
leliiodenis javamis Dbn.
Paussiden — das wissen selbst die meisten Niehtkäferanten
unter den Entomopliilen — sind seltne Gäste in den Samm-
lungen. Etwa den südafrikanischen Pentaplatarthrus natalensis,
den kleinasiatischen Paussus turcicus und den über Spanien
bis nach Südfrankreich vordringenden maroccanischen P.
Favieri abgerechnet habe ich in den mir bekannten CoUectioneu
bald diese, bald jene Art aber immer nur vereinzelt gesehen.
Es schien mir deshalb ein besonderer Glücksfall, daß Exo.
van Lansberge, mit dem ich im Tauschverkehr stand, sechs
Jahre lang Generalgouverneur in niederländisch Indien war —
das würde wahrscheinlich die indischen Paussiden zugänglicher
machen. Nein doch, Lansberge stellte mir löblichst sein
Material zu Gebot, aber die gehofften Cerapterus blieben aus.
Daß es nicht am Mangel an Material gelegen, wohl aber
an dem Scharfblick und der Findigkeit der Sammler beweist
Herr Fruhstorfer, der gegenwärtig die Molukken entomologisch
explorirt. Er hat der au Dr. Heinrich D. expedirten aus-
gezeichneten Orthopterensendung eine Partie Käfer aus Neu
Guinea, Borneo und aus Java beigesellt, und in den letzten be-
finden sich 2 Lebioderus Goryi und ein neuer Lebioderus;
den letztern beschreibe ich wie folgt:
L. (Paussus) javanus niger, nitidus, antennarum clava
antice non armata, postice fortiter acute dentata, fere glabra.
Long. 10 mill. lat. 41/^ m.
Patria Java Südgebirge 1300' hoch.
Im Jahrg. 1888 S. 243 dieser Zeitung habe ich L.
Candezei beschrieben, es wird rathsam sein, auf jene Beschreibung
zurückzugreifen, um die Differenzen klar zu stellen.
Bei L. Candezei aus Borneo, dessen niger glänzend
schwarz, ihn sofort von dem hellbraun des Goryi deuthch
sondert, ist es vor allem die Bildung der Antennen, welche
jeden Zweifel au der Artberechtigung unmögHch macht. Die
mit bloßen Augen schon erkennbaren Zähne am Vorderrande
der Fühler und deren grobe Punktirung reichen vollkommen
dazu aus.
Nun sind zwar bei L. javanus die Vorderränder des
zweiten Gliedes der Antennen nicht gezähnt, dafür aber sind
die Hinterränder mit drei so hervortretend scharfen Zähnen
Stetf. entomol. Zeit. 1891.
237
bewaffnet, daß sie dadurch sich von den Zähnchen der L.
Goryi ausreichend unterscheiden; überdies sondert sich von
dem dunkelgelben Goryi der tiefschwarze L. javanus ab-
stechend ab. Letzterer ist auf der Unterseite mehr schwarzbraun,
während diese bei Candezei ebenso tiefschwarz ist wie die
Oberseite.
Noch ist zu bemerken, daß bei einem Vergleiche der
Beine der drei Lebioderus die des Goryi und des javanus
breitflach sind, die des Candezei aber auflFallend dünn, obwohl
der Körper gedrungner ist.
Herr Fruhstorfer hat 2 Exemplare von Lebioderus Goryi
auf Malang in Java bei 1000' Höhe gefunden. Ferner ein
Pracht-Exemplar der Sarothrocera Lowei, 3 Arten Sagra,
HelotaVigorsi, hübsche Cetoniden undLucaniden,einTrictenotoma
Childreni Gray mit unvergleichlich conservirter Pubescenz.
Unter den von ihm eingesandten Neu Guinea -Käfern
paradirt primo loco ein ,^ von Batocera, Wallacei Tho., dann
Lomaptera xanthopus Boisd., Wallacei Tho., 2 sp. Eupholus,
Rhinoscapha tricolor Faust, Laodice funebris Chevr., Aleides
Gestroi Pasc. Tricondyla, Collyris, Glycyphana sp., Gnoma
nnd andre feine Longicornen.
Es war allerdings zu erwarten, daß wenn ein erfahrener
Entomolog wie Herr Fruhstorfer eine tropische Gegend explorirt,
sein geübtes Auge darin feinere Objecte entdeckt und erbeutet
und sich nicht durch gemeine landläufige Arten irre machen
läßt; um so mehr muß ich es rühmend anerkennen, daß ein
Bekannter meines Sohnes, ein Nichtentomolog, auf Sumatra
während eines verhältnißmäßig kurzen Aufenthalts doch einige
ganz annehmbare Käfer gefangen hat, so z. B. ein elegantes
^ von Chalcosoma Atlas. Daß der Laie auch die in die
Hand gerathenen, unfehlbaren, grasgrünen Anomala in den
tödtlichen Sprit werfen würde, war zu erwarten, aber ich
darf nicht unerwähnt lassen, daß er auch Cicindeliden, Chlaenier,
Olenecamptus und kleine Curculionen nicht ausgeschlossen hat.
Auch einen Coenochilus hat er nicht übersehen.
Die folgenden Artikel sind zum Theile noch in Palermo,
zum Theile noch auf der Reise niedergeschrieben. Das wird
den bunten Inhalt, auch eine oder die andere Tautologie hoffent-
lich erklären und entschuldi2;en.
Stett. entomol. Zeit. 1S91. J^7*
238
Bericht
von C A. Uolirii.
Wie in den vorigen Jahren habe ich den Winter von
1890 zu 1891 in Palermo zugebracht, und in der Hauptsache
meinen Zweck erreicl^, meinem alten Körper eine weniger
rauhe Temperatur zu verschatlen, als die in Stettin hergebrachte;
doch aber ist es ja zeitungsbekannt, daß der verstrichene
Winter seine grämlichen Unbilden diesmal weit über sein ge-
Möhnliches Maaß ausgedehnt hat, so daß wir in Palermo
kalte Regengüsse, Hagelschauer, Wochen lang sogar dauernden
Schnee auf den umliegenden Bergen gehabt haben, und daß
ganz eigenthümlich behaglich war, im „hotel des palmes^^ aus
dem Fenster auf die Dattel-Palmen, Orangen und immergrünen
Eichen, Pfefferbäume, aus der geheizten Stube zu sehen.
Ebenso hat es sich denn auch wiederholt, daß ich bei
der Heimkehr in Stettin einen reichen Segen von Briefen und
Kreuzbandsendungeu vorfand, für welche ich nicht allen
freundlichen Einsendern im Einzelneu danken kann, sondern
mich hier mit dem collectiven Gratias begnügen muß.
Vor allen Dingen wird damit natürlich die Vereiusbibliothek
vervollständigt.
Je nachdem es mir möglich ist, werde ich über einzelne
Mittheiluno-en Auszüge mittheileu.
Dr. George H. Hörn in Philadelphia hat aus Dr. Hamilton's
Arbeit über die den arktischen Regionen beider Continente
gemeinsamen Species Anlaß genommen, eine Monographie über
die Arten der Gattung Cryptohypnus in Boreal America
zu schreiben. Trans. Am. Ent, Soc. XVHI Jan. 1891.
Dr. Hörn sagt, daß die ihm bekannten Arten am natür-
lichsten in Gruppen vertheilt werden und zwar in folgende :
Gruppe littoralis. 0. littoralis Esch. Scheint verbreitet
an der Alascaküste.
Gruppe hyperboreus. Umfaßt die Arten C. grandicollis,
hyperboreus, Sanborni, barbatus. Von diesen ist hyperboreus
circumpolar.
Gruppe ahbreviatns. Hierher außer abbreviatus Say noch
impressicoUis Mann, und nocturnus Esch. alle amerikanisch.
Zu nocturnus Esch. als var. lucidulus Mann, und bicolor Esch.
Stett. eutomol. Zeit. 1S91.
239
Gruppe sqnaHdus. Hierher außer squalidus Lee. noch
funebris Cand. und planatus Lee.
Gruppe striafu/us Lee. Lake superior bis Nord Californien.
Gruppe choris. Die Arten dieser Gruppe scheinen durch
eine rauhe Skulptur des ganzen Thorax in näherer Verbindung
zu stehen, ^vährend bei der Gruppe dermestoides der Thorax
nur vorn granulirt, hinten mehr glatt ist. Zu dieser Gruppe
gehören pulchellus und sabulicola, wahrscheinlich auch curtus
und alysidotus der europäischen Fauna. Zur amerikanischen
gehören delumbis Hörn. Bei C. exiguus weiset Hörn nach,
welchen Irrthum Leconte 1853 in seiner damaligen Revision
der Elateriden begangen hat, ein Irrthum , der auch Candeze
fehl geleitet hat und der hier beseitigt wird.
Gruppe Me/sheimeri. Zu den amerikanischen Arten Mels-
heimeri Hörn, caurinus Hörn, dispersus Hörn, gradarius Hörn,
tumescens Lee, musculus Esch., dubius Hörn, hat Dr. Hörn
hier auch die europäischen C. quadriguttatus und dermestoides
gesellt, weil sie ihm häufig als Determinanden und häufig eine
als Var. der andern zugesandt ist. Ihm ist es durch die
Sexualunterschiede der ,^ unzweifelhaft, daß es verschiedene
Arten sind.
Gruppe perplexus umfaßt gentilis Lee, aestivus Hörn,
perplexus Hörn.
Gruppe pecforaKs et restrictulus Mann.; diese ist (secundum
Hörn) von Candeze in seiner Monographie irrthümHch als C.
musculus beschrieben, obliquatulus Mels., pectoralis Sa}'. Letztere
Art variirt sehr in der Färbung und hat dadurch Lee. zu
der Var. futilis (San Diego) und inops (Calif. und Washington)
veranlaßt.
Dr. Hörn giebt als Appendix zu diesem Artikel noch die
Beschreibung von der Gattung Oedosletlms femoralis Lee.
welche von Crjptohypnus dadurch abweicht, daß die Klauen
in der basalen Hälfte abrupt erweitert sind. Die Art kommt
in Canada, West Pennsylvanien und Colorado vor.
Dann giebt er die Beschreibung von Anthracopter^^x
n. g. kiemaUs Hörn und spricht über die Schwierigkeit, ihr
die richtige systematische Stellung anzuweisen. Candeze lege
den Hauptaccent auf die Bildung der Stirn und komme dadurch
in die Consequenz, Anthracopteryx zur Division Corvm-
bitites in die Gruppe Dimites zu stellen. Aber Candeze
gebe selber zu: „Its head is the head of a Corymbitite, but
Steft. entomol. Zeit. 1891.
240
tlie coxae!^' Für ihn, Hörn, überwiege dies, und er stelle
die Gattung zu den Cryptoiiy pnites.
Die Art ist von Cockerell in Colorado in 7000 F. Höhe
befunden.
Aus den folgenden „New species and miscellaneous notes'-'
desselben Verfassers hebe ich heraus, daß er (S, 40) die von
ihm als Cryptostoma Dohrni beschriebene Art (aus Californien)
wegen der Abweichung in der Antennenbildung zu der eignen
Gattung Palaeoxenus erhebt.
Madasascarischfs
von C. A. JUolii'ii.
Unter dieser Ueberschrift habe ich im Jahrgange 1890
dieser Zeitschrift S. 195 einige Notizen zu einer Sendung des
Herrn Sikora aus Antannanarivo zur Sprache gebracht. Ueber
einige derselben äußert sich Hr. S. in seinem Briefe vom
20."Mai 1891 wie folgt:
„Toxotus lateralis und nodicoUis sind zwei streng gesonderte
Arten, welche niemals in Begattung angetroffen werden,
nodicollis ist weitverbreitet, kommt rings um mein Dorf vor,
lateralis ist auf einige Lichtungen unterhalb des Hoch-Plateaus
beschränkt.
„Zu der Anpassung des Lithinus nigrocristatus Coq.
habe ich folgendes zu sagen. Der Käfer, sowie die Flechte
kommen nur auf drei Strauch-Arten vor, dei*en wissenschaft-
lichen Namen ich noch nicht kenne. Mir scheinen es Myrtaceen
zu sein. Er läßt sich niemals abklopfen, da er sich an den
dünnen Zweigen so fest hält, daß eine gewisse Kraft zum
Loßreißen gehört; er muß daher mit den Augen gefunden
werden. Das erste Exemplar fand ich, weil mir die Symmetrie
dieses vermeintlichen Flechtenstücks aufßel, „das sich zu
meinem Erstaunen in Bewegung setzte. Nicht nur, daß das
Thier in seiner gewöhnlichen Erscheinung die weißschwarze
Flechte auf das täuschendste nachahmt, sondern auch älter
grünHch grau gewordene Flechten werden von einzelnen
Individuen tretflich imitirt."
Stett entomol. Zeit. 1891.
241
Anhangsweise will ich hier doch ein Paar ärgerliche
Druckfehler bessern, die sieh in meinen eben erwähnten Artikel
eiqgeschlichen haben. Ihrer hochseligen Majestät Ranavalo
wird es freilich indiflfereut genug sein, daß - sie S. 195 1. c.
zu Runvalo entstellt worden, aber mir ist es nicht gleichgültig,
daß acht Reihen später der Intimus Fairmaire's Coquerel zu
seinem .Jntiretts'' gestempelt worden. Der „Münchener"
Katalog S. 196 corrigirt sich selber, weniger auf derselben
Seite unteu Sagridota , was Sagridola heißen soll. Auf S. 197
Z. 6 habe ich schwerlich „das'^' statt „daß" geschrieben,
sicher aber nicht neun Zeilen später „avex'^' statt „avec"; die
unsinnige „weißseitige"' Behauchung soll „weißseidige" heißen.
Daß die Correctur der Wackerzapp'schen Lepidoptera S. 218
sachverständiger ausgefallen ist, als die der Coleoptera S. 273
lehrt der Augenschein, ich will hier aber nur noch im alpha-
betischen Register S. 316 das Erratum Accutropus in Acen-
tropus verbessern.
Eine Kemiiiiscenz
von C A. Dolirn.
Jeder Sammler wird vermuthlich dieselbe Erfahrung ge-
macht haben, d. h. wenn er als Anfänger eine große Samm-
lung gesehen hat, auf den Gedanken gerathen sein, diese oder
jene große, schöne Art nie erwerben zu können. Wer kann
im Beginne einer solchen Inclination wissen, welche zufällige
Umstände ihr förderlich oder hinderlich sein werden, und wer
wird namentlich nicht voller Respect vor einer Sammlung stehen,
die wie das Berliner Universitäts-Museum von Illiger gestiftet
und von Klug und Erichson fortgeführt ist.
So wenigstens ging es mir, als ich Ende der Dreißiger
dieses Jahrhunderts zum ersten Male das Bei'liner entomologische
Museum musterte und natürlich des Wunderbaren Vieles und
Unfaßbares sah. Es wird mir als Anfänger wohl verziehen
werden, wenn ich damals die javanische Chrysochroa Buqueti
Gory als ein Non plus ultra von prahlender Eleganz anstaunte
und wenn ich damals weder glaubte, diese Art jemals selbst
in meiner Sammlung zu besitzen, noch viel weniger, sie sogar
im Tausche weggeben zu können, was doch geschehen ist.
Jahre über Jahre vergingen, meine Käfersammlung wuchs
mir unter den Händen und meine Ansicht über Lücken in
der CoUection änderte sich natürlich.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
242
So zum Beispiel fehlte dem Berliner Museum und mir
die Gattung Platyehila, deren einzige capenser Art pallida F.
der Catalogue Dejean aufwies. Und die darauf folgende
nordamerikanisebe Cicindelide Amblycheila cylindrica Say
besaß keiner.
Ich erinnere mich noch sehr genau, daß in London Herr
Sam Steven in einer Auction ein Exemplar Platjcbile und
ein Exemplar Amblycheila jedes zu fünf Pfund Sterling ver-
steigerte.
Gleich nachher kam von Nord Amerika die authentische
Nacjiricht, daß ein Schulmeister in den Ferien eine Excursion
mit seinen Pfleglingen in die Rocky mountains gemacht und
dort mehrere Centurien Amblycheila erbeutet habe.
Ein Paar Jahre darauf wurde auf einer wüsten Sanddüne
am Cap die Existenz der Nachtcicindelide Platychile fest-
gestellt und somit wurde meines verstorbenen Freundes Ludwig
Redtenbach's Trostspruch erfüllt, der mir auf die Schulter
klopfend sagte ..lieber D., mit der Zeit kriegen wir das Alles!"-
Ganz richtig, nur sterben wir meistens vorher.
Ungefähr vor einem halben Jahrhundert theilte mir Dr.
Schaum, derzeit noch Secretair des Stettiner Vereins mit, der
Missionär P. David sei aus dem Innern China nach Paris
heimgekommen und habe unter andern Novitäten einen
Carabus pustuHfer mitgebracht, verwandt mit C. nodulosus, ein
reizendes Tliier. ..Aber'-', fügte er hinzu, „auf den machen
Sie sich keine Rechnung, die Quelle ist verstopft und fließt
nicht mehr."
Die Prophezeihung war billig genug. Zwar war schon
zu Linne's Zeit von Macao aus durch die portugisischen Kauf-
leute der Handel mit den sogenannten portugisich-chinesischen
Käfern im Gange; aber was enthielt er? Regelmäßig dieselben
Arten Käfer und Schmetterlinge. Scarabaeus Oromedon, Carabus
prodigus, Sagra purpurea etc. auf Nähnadeln mit defecten
Ohrlöchern gespießt, die Schmetterlinge auf dem Boden, die
Käfer durch die Flügel der Schmetterlinge gebohrt — jeder
Entomolog mußte sich sagen: ,,wo diese Arten vorkommen,
müssen noth wendig auch andere Arten zu finden sein!"' aber
diese andre Arten kamen eben nicht, die seltsamen Chinesen
hatten echt traditioi^smäßig nur diese Arten in alter Zeit als
Handelsartikel gelernt und blieben rührend consequent im alten
Fahrwasser.
Die Besitznahme der Insel Hongkong durch England
bewies schlagend, daß eben auch andere Insecten als die
stereotypen der chinesischen Käfer dort zu haben wären, aber
Stett. entomol. Zeit. 1891.
243
das ..himmlische Reich der Mitte'-' Wieb im Wesenthchen den
entomologischen Gelüsten unzugänolich.
Aber Anfang 1891 erhielt ich in Palermo eine Ankündigung
des Herrn Alfred Guillot in Paris, -welcher Insecten aus Cashmere
und Kinkiang anbot und unter diesen auch den (nach Schaum
unerreichbaren) Carabus pustulifer!
Natürlich nahm ich sofort die Vermittelung meines Freundes
Fairmaire in Anspruch, und auf der Rückreise erhielt ich in
Venezia seinen Brief, daß die Sendung bei Guillot in Ordnung
sei und er demnächst seine alpine Erholungsreise antreten werde.
Was war natürlicher, als daß ich bei der Ankunft in
Stettin hoffeu durfte, dort den lange vergeblich ersehnten Pustel-
träger bereits vorzufinden? Aber nein, Woche auf Woche
verging und keine Sendung aus Paris erschien. Zwar waren
die in dieser Zeit durch alle Zeitungen hallenden Eisenbahn-
Unfälle auf andern Bahnen geschehen, aber das war nur ein
mäßiger Trost, denn das Packet kam und kam nicht an.
Endlich ergab sich aus der CoiTespondenz mit Fairmaire,
daß Herr Guillot durch Unpäßlichkeit verhindert worden war,
zu rechter Zeit Wort zu halten, und am 18. Juli traf die
bewußte Sendung glücklich hier ein, in bester BeschafTenheit
den ..unerreichbaren'' Car. pustulifer und einige fünfzig andre
gute Spezereien bringend.
So wurde — freilich etwas spät — Redtenbacher"s Trost
fferechtfertist : „mit der Zeit kriesen wir das Alles!"
L i t e r a t II r.
Npazier^äii^e eine;« Xa^ui'for^eliers.
Von
^lilliai» ]?larsliall.
Professor an der Universität Leipzig.
Artitr Seemann, Leipzig 1888.
Es ist durchaus nicht zu verwundern, wenn man bei der
fast unermeßlichen Menge neuer Bücher, mit der man jahraus
jahrein beschenkt wird, gegen die Novitäten allmählich etwas
gleichgültig wird. Denn wer kann Alles lesen? Vollends
mir war es bei fünf Wintern, die ich in Palermo zubrachte,
.Stett. entomol. ?eit. 1S91.
244
nicht aiiziimutheii, mich (wie man zu sagen pflegt) auf dem
Laufender zu erhalten.
Um so angenehmer wurde ich in diesen Tagen durch
das oben angeführte Buch l)erührt und ich halte es für meine
Pflicht, das zu sagen, damit auch Andre, die es noch nicht
kennen, der gleichen Freuden theilhaftig werden können. Wer
da erfährt, daß Herr Prof. Marshall Schüler Leuckart's ist,
findet zwar in diesem Umstände Bürgschaft genug, daß er
etwas Tüchtiges zu erwarten hat, aber er kann hieraus doch
nicht im Voraus wissen und sehließen, daß diese „Spazier-
gänge eines Naturforschers'-' eine überraschende Fülle fein
combinirter Thatsachen gestützt auf eine wunderbar vielseitige
Belesenheit in humoristischer, mitunter studentisch naiver Form
ihm mundrecht machen. Der Inhalt ist unter folgende Rubriken
vertheilt: „Die Schwalben sind wieder da,*-' „Allerlei kleines
Gesindel,'-' Tänzer und Sänger des Lenzes," „Befiederte Bau-
meister'-', „Elternfreuden und Elternsorgen," „Kinder der Nachf-',
„Segler der Lüfte," „Auf der Bergwiese,'-' „Nach einem
Sommerregen," „Am salzigen See," „Sp-atzen im Weizen,"
„Altweibersommer," „Auf der Hühnersuche," „Dunkelmänner,"
„Verschlafene Sorgen," „Wie sichs lebt in Eis und Schnee."
Schon in diesen Ueberschriften lassen sich die interessanten
Kapitel erkennen, welche der Verfasser darin zur Sprache
bringt, aber nicht die Meisterschaft, mit der er seinen Stoff
beherrscht und ihm neue überraschende Seiten abgewinnt,
Man wirft dem „Specialismus in der Naturwissenscliaft" (häufig
nicht ohne Grund) voi*, daß er einsichtig und schroff mache
— hier ist eine Naturkenntniß dominirend, die in aUer Gründ-
lichkeit nur liebenswürdig ist, die dem menschlichen Hoch-
muth nicht gestattet, Kleinstes zu übersehen. Ein vortreff-
liches Buch!
Fata auf einer Excursioii.
Vun
C A. l>olirn.
Auf meiner Reise nach den Tropen Ende 1835 war
ich von England aus über Madeira, Pernambuco, Bahia nach
Rio de Janeiro gekommen und hatte dort die Bekanntschaft
des Herrn Riedel gemacht. Er war Botaniker ex professo
Stett. entoraol. Zeit. 1891.
245
und ursprüugiich von der russischen Regierung angestellt
gewesen, um in russischem Interesse (etwa für Marine-Zwecl^e)
das Holz der brasilischen Wälder zu untersuchen — wenigstens
fand ich bei ihm Massen von präparirten großen und kleinen
angeschliffenen Werkstücken — aber es mußte in Petersburg
eine andere Richtung zur Geltung gekommen sein, er wurde
plötzlich entlassen. (Er hat meines Wissens später die
Direktion des botanischen Gartens in Rio erhalten).
Mir war seine Bekanntschaft lieb und werth, denn ich
kam natürlich bald zu der Ueberzeugung, daß das bloße
Spazierengehen in fremdartiger Natur auf die Länge mich
nicht interessiren könne und ich ließ mich gern von ihm über
die tropischen Bäume und Pflanzen belehren. Auch tauchte bei
mir aus der Kindheit eine beinah vergessene Käfer-Reminescenz
auf, und ein Entimus nobilis Oliv, auf dem Corcovado war
die Veranlassung, daß ich auf den Spaziergängen nebenher
auch die Augen auf Käfer richtete.
Somit war ich durchaus damit einverstanden, als er mir
vorschlug, wir sollten eine Excursion nach Cabo frio machen.
Das ist ein Seestädtchen nördlich von Rio, an der Spitze einer
Restinga, einer flachen Waldung, wahrscheinlich in angespültem
Sande vom Oceau gebildet. Riedel kannte solche mit brakigem
Wasser durchschnittene Restinga noch nicht, und hoffte, darin
eine botanische Ausbeute zu machen. Einen deutschen Lands-
mann hatte man ihm als in Cabo frio angesiedelt bezeichnet.
Li jener Zeit — und es wird in kleinen brasihschen
Städten wohl noch nicht anders geworden sei — war es
geradehin unmöglich, in einem Gasthause Unterkommen zu
finden, denn es gab keine. Man mußte au irgend wen in dem
Orte einen Empfehlungsbrief haben und diese Introduction
verpflichtet zu unbedingter Gastfreundschaft für Tisch und
Bett. Es half nichts, Gold in der Tasche zu haben, man
konnte dafür nichts haben, wenn man keinen Empfehlbrief in
der Tasche hatte, denn es war niemand da, an den man sich
wenden konnte.
Riedel's Kenntniß über die Mittel und Verhältnisse seines
Landsmannes in Cabo frio muß nur sehr ungenau gewesen
sein, denn nicht nur, daß sie sich als in höchstem Grade
bescheiden auswiesen, so war es auch zunächst störend, daß
das Haus des Landsmannes nicht in Cabo frio selbst belegen
war, sondern mitten in der Restinga, ungefähr eine viertel
Meile von dem Landungsplätze.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
246
Das wies sich auf dem Dampfboote aus, das Riedel, sein
Sclav und ich in Rio nach Cabo frio bestiegen. Doch von
dem Vapore muß ich zunächst sprechen.
Man brauclit nur die Dampfbote von heute mit ihrer
Eleganz zu sehen, um sich unschwer zu denken, wie sich die
vor 50, 60 Jahren von ihnen unterschieden, und man wird
leicht auf den Gedanken gerathen, daß die .,in England aus-
rangirten*-' allmählig in Brasilien aus den besuchten Fahrten
auf die beschränkten Localfahrten herunter glitten. Und so war
es denn auch mit diesem Dampfer elendester Kategorie. Er
krebste mühsam und langsam der Küste hin. Zum Glück
war das Wetter schön.
Ein Passagier aus Cabo frio, der mit Riedel ins Gespräch
gerieth, erfuhr von ihm, daß er dort bei seinem Landsmann
Unterkommen erM'arte und war freundlich genug, ihn darauf
aufmerksam zu machen, daß wir erst bei einbrechender Nacht
in Cabo ankommen würden. Es werde deshalb schwer wo
nicht unmöglich sein, für die Nacht Unterkommen zu finden,
da RiedeFs Landsmann nicht in der Stadt M'ohne. Zufällig
besitze er aber ein unbewohntes Haus in der Stadt und biete
uns dasselbe an; nur sei es völlig leer. Versteht sich, daß
wir dies freundliche Erbieten dankbar annahmen. Am andern
Morgen ging es auf dem Wege zu dem Deutschen eine
Strecke des Oceans entlang. Hier wurde ich auf dem blendend
weißen Ufersande von der in der tropischen Sonne silbern schim-
mernden Cicindela nivea Kirby überrascht. Aber es schien
unmöglich, auch nur eine zu erhaschen. Bis auf sechs oder
sieben Schritte ließen sie mich herankommen, dann erhoben
sie sich fliegend, und spotteten meiner. Das verdroß mich
und ich erdachte mir als Kriegslist, daß ich dicht neben dem
Oeean hin schritt, mit der Hand in den nassen Sand griff und
mit diesem Sande unter sie warf. Richtig glückte es mir,
eine oder die andere zu treffen und am Wegfliegen zu be-
hindern, so daß ich einige erbeutete.
Ferner gewahrte ich auf diesem Wege, den wir zuletzt
auf einem Boote im brakigen Binnenwasser fortsetzten., einige
hundert prächtig rosenrother Flamingos, die uns kaum aus
dem Wege gingen, sowenig scheu waren sie, da niemand ihnen
übles that.
Es wurde nun, als wir das einsam belegene Haus des
Deutschen erreicht hatten, und dort noch einige seiner Be-
kannten getroffen hatten, ein Excursionsgang durch die Restinga
gemacht, dem ich mich anschloß. Da die Restinga aus Gebüsch
und niedrigen Bäumen bestand, so M'ird man sich nicht etwa
Siett. entoniol. Zeit. 1891.
247
wimderu, daß die Januarsoüüe eine Temperatur voa beiläufig
30 Reaumur zur Folge hatte, und daß ich nach einer Er-
quickung lechzte. Nun bemerkte ich, daß einer der Brasilianer
im Vorbeigehen bei einem häufig vorkommenden Busche die
daran wachsenden Beeren abriß und in den Mund steckte.
Eingedenk des weisen Rathes, in fremdem Lande unbekannnte
Früchte nicht zu kosten, glaubte ich doch, durch das Beispiel
mit Eingebornen ausreichend gesichert, zu sein und folgte
seinem Beispiele. Und siehe da, ich war auf das angenehmste
überrascht, als ich in den abgerissenen Beeren eine behagliche
Erinnerung an gewisse kleine Ptlaumen meiner Kindheit fand,
nicht et\Aa Delikatessen, aber in dem Augenblick höchst er-
quicklich und willkommen. Nur hatte ich leider nicht beachtet,
daß mein brasilianisches Vorbild zwar die Beeren ausgesogen,
aber dann ausgespien hatte, ich aber hatte sie ohne weiteres
(und in Masse) verschluckt.
Das hatte nun die tragische durchschlagende Digestion's
Folge, daß die Andern mein nothwendig gewordenes a parte
nicht bemerkt hatten, und daß ich schheßhch in meinem
jammerhaften Zustande nicht wußte, wohin mich wenden, denn
Wege waren in der Restinga nicht.
Ich schlug nun auf gut Glück eine Richtung ein und
hatte den Treffer, nach etwa einer halben Stunde auf das
Haus zu stoßen, wo die Andern bereits mich erwarteten. Sie
sahen es meinem Schleichen und meiner Gesichtsfarbe wohl
an, daß mir übel zu Mutlie war, aber hier war nicht zu
helfen, und vielleicht war es mir sogar heilsam, daß mir nichts
gegeben werden konnte, als der einheimische wilde Thee male.
Am besten hätte ich mich wohl erholt, wenn ich mich ruhig
hätte ausschlafen können, und daran hätte mich das primitive
Bett, ein Rohrgeflecht und eine baumwollne Decke, gewiß nicht
gehindert, aber hunderte und aber hunderte von Moskiten
hatten anders besciilossen und zerstachen mich schändlich.
Endlich dämmerte der Morgen, ich wurde auf einem
Salzkalm nach Cabo frio transportirt und in das leere Haus
abgesetzt.
Da aber der Vapore erst auf den Abend nach Rio ab-
ging, so handelte es sich darum, des Leibes Nothdurft für den
Tag zu beschicken, und man wird mir glauben, was ich in
der Einleitimg über die Uuerläßlichkeit der Empfehlbriefe
gesagt habe, denn für Geld war für uns in Cabo frio nichts
zu haben und Riedel mußte seinen Sclaven auf die Bettelei
herum schicken. Nach einer Stunde kam der Mann wieder
Stett. entomol. Zeit. 1891.
248
und hatte ein altes Huhn, ein Paar Eier, etliche Orangen und
ein halbes Dutzend Zigarren zusammengebettelt.
Mir war bei dem Ereigniß nicht bloß merkwürdig, daß
ich mit Gold in der Tasche Bettelbrod essen mußte, sondern
daß ich auch zu der Ueberzeugung kam , ich würde erst
rauchen und dann essen.
Abends gingen wir denn wieder an Bord des inzwischen
aus seiner nördlichen Zielstadt wieder zurück und nach Rio
bestimmten Dampfers. Unglücklicher Weise waren aber viele
Passagiere diesmal vorhanden, und die hatten mit ihren kolossalen
Koffern das ganze Oberdeck in Beschlag genommen. Anfangs
setzte ich mich in die hinten angehängte Jolle. Aber ein
eintretender Regen nöthigte mich, nach Obdach mich umzu-
schauen. Ja, das war ein Obdach, ein extra sauberes! In
der sogenannten Kajüte stand faules Kielwasser, wohl einen
Fuß hoch, auf einer von den drei Bänken in der Kajüte lag
eine seekranke Negerin und mir blieb die Perspective, falls ich
auf einer der noch unbesetzten Bänke etwa einschliefe, herunter
ins faule Kielwasser zu fallen!
Aber muß ist eine harte Nuß, und hier blieb nichts übrig
als sich in Geduld zu fügen und den Morgen und somit die
Landung zu erwarten. Ja doch, der Mensch denkt — aber
der Wind war östlich geworden, und der (sogenannte) Kapitän
des Dampfers hatte bei diesem Winde Angst gekriegt, er
könne auf den Strand getrieben werden, und deshalb toll und
Wind immer nach Osten gesteuert, so daß wir bei Sonnen-
Aufgang soweit in den Ocean nach Osten gefahren waren,
daß wir im Westen nichts von dem Gebirge um Rio (1500
Fuß und darüber) sehen konnten. Das war eine schöne Be-
scheerung!
Man muß nehmlich wissen, daß nur bis sechs Uhr den
SchifFen erlaubt ist, in den Hafen von Rio einzulaufen und daß
die nach sechs Uhr eintreffenden Schiffe bis zum andern
Morgen warten müssen, ehe ihnen der Eingang gestattet wird;
man muß ferner wissen, daß au Boid dieses Spottdampfers
kein Tropfen Wasser, keine Scheibe Brot weder für Geld noch für
gute Worte zu haben war, um die Lage jemandes zu würdigen,
der jetzt mit wahrer Herzensangst erwartete, ob die endhch
am westlichen Horizont auftauchenden Berge Rio's noch zu
rechter Zeit, das heißt vor sechs Uhr erreicht werden würden!
Gottlob, wir clarirten den Zuckerhut um dreiviertel auf 6 ;
und diesmal war es mit der Angst ein bloßer Schreckschuß.
Daß ich mir in meinem Gasthause sofort an kaltem Rindfleisch
Stett. entomol. Zeit. 1891.
249
eine Unverdaulichkeit gegessen habe, wird mir ohne Schwur
oegiaubt werden.
Ein Brief von Ger mar
mitgetheilt von C A, Dolirn.
Mein verstorbener Freund, Schuh-ath Dr. Suffrian,
hat mir letztwilUg seine ganze entomologische Correspondenz
vermacht. Im derselben fand ich letzthin den nachstehend
abgedruckten Brief vom 6. Februar 1843. Derselbe scheint
mir auch jetzt nicht uninteressant zu sein, da er einen BegritT
giebt, wie eine damals zu den besseren zählende Sammlung
in einer bestimmten Gruppe aussah. Auch denke ich (damaliger
Tauschwerthe noch ganz gut eingedenk) Lebia turcica, Ancho-
menus scrobiculatus und besonders Myas chalybaeus werden
beweisen, daß Papa Germar im Tausche nicht engherzig sondern
liberal war. Daß er den Redtenbacherschen Genitiv Justusii
in Justini umwandelte, wird man ihm billig nicht übel deuten.
Hochverehrter Herr Direktor!
Herr Dr. Schmidt hat mir ihren Aufsatz über die Caraben
des Regierungs-Bezirks Arnsberg gesendet, und derselbe ist im
4. Bande meiner Zeitschrift, der in wenigen Wochen im
Drucke beendigt sein wird, abgedruckt. Ich erlaube mir Sie
zu bitten, zur Ausbesserung meiner Sammlung, von folgenden
Arten, wo ich nur ältere mehr oder minder beschädigte
Exemplare besitze, mir von jeder wo möglich vier reine
Exemplare zukommen zu lassen. Dromias melano-cephalus,
linearis, Bradycellus similis, Amara strenua, rufocincta, Trechus
micros, Pterostichus dimidiatus (6 Exemplare), Harpalus ignavus
var. nigra et azurea, Dischyrius pusillus (der am See
vorkommen soll), Bradycellus sciapus (ist es nicht Acupalpus
exiguus?), Leistus spinibarbis (6 Exempl.), Pterostichus con-
cinnus, Lebia haemorrhoidalis, Bembidium lucidum, prasinum,
luridum, fasciolatum, saxatile, Olisthopus rotundatns. Die
unterstrichenen fehlen mir noch ganz- und wären mir um so
lieber, weil ich dann sämmtliche Erichson'schen Carabicinen
besitzen würde. Ich füge aber dieser Bitte die zweite Bitte
Stett. entomol. Zeit. 18!)1.
250
bei. die Absend uiig mögliclist zu beschleuuigeu, da mein Neffe
Dr. Schaum in vier Wochen nacli Paris geht, vorher aber
noch die Einordnung und Gregen«endung an Sie besorgen will.
Derselbe ist in diesem Winter in Wien gewesen, und hat von
dorther eine große Menge Oesterreicher mitgebracht, so daß
ich Ihnen für jedes Exemplar ein Exemplar einer südeuropäischen
Art zusichern kann. Unter den Carabicinen ist zu Ihrer Aus-
wahl vorhanden: Dromius pallipes, Lebia turcica, Nebria
fasciatopunctata, Dejeanii, Hellwigii, Dahhi; Pogonus riparius,
Anchomenus scrobiculatus,Chlaeniusspoliatus,Pterostichus Justini,
Mühlfeldi, bicolor, Ziegieri, maurus: Bemb. picipes lunatum;
Argutor unctulatus longicornis, di'scus; Mjas chalybaeus, Har-
palus subsinuatus; Aptinus mutillatus; Pristonychus janthinus.
Sollten Sie für den 5. Band der Zeitschrift, dessen Druck
hoffentlich gegen Johannis beginnt, eine monographische Arbeit
zu übernehmen Lust haben, so bitte ich Sie um Nachricht.
Die Einsendung der Insekten und Briefe haben Sie die
Gefälligkeit unter der einfachen Adresse: „an das Königliche
akademisch mineralogische Museum. Allgeni. ünivers. Angel.^^
zu bewerkstelligen, wo sie unmittelbar in meine Hände kommen.
Halle, den 6. Februar 1843.
Hochachtungsvoll emptiehlt sich Ihnen
ergebenst
E. F. Germar.
Cicindela literata
besprochen
vou C> A. Uol&rn.
Als im Jahre 1837 der. entomologische Verein in Stettin
gestiftet wurde, traten ihm als Coleopterologen bei der Super-
intendent der benachbarten Stadt Garz, Herr Triepke, und
der hiesige Regierungsrath Herr Schmidt, Außer ihnen
sammelten noch Käfer der Vereinsgründer Dr. Schmidt und
Hof-Apotheker Diekhotf.
Der Umstand, daß Stettin am linken Ufer der Oder liegt
und daß eine meilenbreite Wiese das rechte Ufer und seinen
herrlichen Buchwald abtrennt, erklärt es, daß die Excursionen
Stett. eutümol. Zeit. 1S91.
251
der Eütomophilen sieh ziemlich ausschheßlich auf das hake
Ufer beschränkten. Erst durch meinen Beitritt (einige Jahre
später) und durch die Erbauung der Eisenbahn wurde das
rechte Ufer in nähere Verbindung gezogen, wo der Landsitz
meiner Ehern (in Hökendorf) belegen war.
Da ich in Stettin wohnte und nur gelegentlich in Höken-
dorf auf die Käferjagd ging, so ward natürlich das rechte
Oderufer weit ungenauer explorirt als das linke; ich kann
mit gutem Gewissen behaupten, daß meine Käfercollegen der-
zeit die hinterpommersche Fauna für weit ärmer hielten als die
vorpommersche. Daß Dr. Schmidt durch mich in Hökendorf
veranlaßt wurde, Asclera sanguinicollis von blühender Sorbus
aueuparia zu klopfen, war ihm ordentlich überraschend; er
hatte sich die Art aus Baiern kommen lassen. Die im Buch-
walde gefundene Rosalia alpina sollte nicht dort geboren,
sondern als Larve mit Floßholz von Oberschlesien herunter
und zufallig hier zur Entwicklung gekommen sein. Meine
Entdeckung der Miscodera arctica Paj^k. hat Dr. Schmidt
nicht mehr erlebt.
Aber keiner von uns erwähnten Käfersammlern hat hier
in Stettin andere Cicindelen gekannt als C. hybrida L., cam-
pestris L. sylvatica und germanica.
Man kann sich also mein Erstaunen denken, als mir
(vor einigen Jahren) aus glaubwürdiger Hand eine Cic. lite-
rata gezeigt ward, die in der Nähe von Straußensruh in der
nächsten Nähe von Hökendorf, also am rechten Oderufer ge-
fangen war.
Weder der Sandhügel, auf dem Straußensruh steht, noch
dessen Umgebung (der Mühleubach ist mehrere hundert Schritte
entfernt und durch befahrene Wege abgetrennt) erklärt diese
seltsam abgesonderte Existenz. Ich habe den dicht dahinter
anstoßenden Kiefernwald im Winter bei Moosjagd nach Chlae-
nius, den ebenfalls dort belegenen Tümpel im Sommer nach
Uferkäfern abgesuclit, aber nie eine Spur von Cicindela gefunden.
Und nun wird gerade an der Stelle, wo die zierliche
kleine Räuberin so lange gehaust hat, ein Kaffeehaus gebaut,
und mithin ihre fernere Existenz unmöglich gemacht!
Ich will ihr wenigstens diese Paar Zeilen Nachruf ge-
widmet haben.
Wenn ein alter Sammler nach mehr als halbjähriger
Abwesenheit wieder nach Hause heimkehrt und dort mehrfache
theils erwartete, theils unverhoffte Sendungen vorfindet, so
Slett. entomol. Zeit. 1S91. J^S
^52
ist es wohl natürlich, daß er sich zunächst mit den Arten
seiner Lieblingsgruppen beschäftigt. Dann Märd er die ihm
bereits bekannten, seltneren Species mit dem Sammlungs-
bestande vergleichen, ältere mangelhafte Exemplare durch bessere
neue ersetzen u. s. w., zuletzt auch auf einzelne, noch nicht
in der Sammlung vorhandne die Aufmerksamkeit richten, und
sich um ihre Namen kümmern.
Nun tlnde ich unter dem Zuwachs, der mir letzthch ge-
worden, ein Paar Arten, die mir in mehrfacher Hinsicht nicht
ohne Interesse scheinen und die ich deshalb besprechen will.
Zunächst handelt es sich um eine Collyris. Wer die
Monographie von Chaudoir (Annales de France 1864), ihre
72 Arten und die 23 dazu gehörigen Abbildungen kennt, wird
mir schon glauben, daß es mich nicht gelüsten würde, eine
neue Art zu patronisiren, fände ich nicht ausreichenden Anlaß.
Aber da ich die C. Dohrni Chaud. aus Ceylon besitze,
und nur diese, C. Mniszechi und C. longicoUis aus Nordindien
eine Länge von 26 mm erreichen — alle andern mir be-
bekannten C. messen 12 bis 20 mm — und da die neue Art
aus Borneo, die ich robusta nenne, 27 mm mißt, so gebe
ich iiir folgende Diagnose:
Collyris robusta, violacea, nitida, fronte inter oculos
valde prominentes striolata, thorace elongato, ante basia
leviter strangulato, parte intermedia conica, anterius
attenuata, supra sat dense striata, elytris longioribus,
punctatis, inde a basi versus apicem conice ampliatis,
femoribus rufis, posticis apicem abdominis haud superau-
tibus, tibiis tarsisque nigris.
Long. 27 mm lat. ad apicem elytroruni 5 mm.
Patria: Borneo.
Ich glaube, durch den Namen robusta der Art im Ver-
gleiche der andern, mir bekannten Collyris und der iu den
Annales abgebildeten gerecht geworden zu sein, denn sie ist
entschieden massiver. Von der Ceyloneser Art weicht sie
nicht bloß durch ihre starke konische Form des Körpers gegen
dessen fast parallele Gestalt bei Dohrni ab, sondern sehr auf-
fallend dadurch, daß bei Dohrni die Hinterschenkel um volle
2 mm über den Hinterleib hinausragen, bei robusta gar nicht,
im Gegentheil, sie sind um beinahe 1 mm kürzer. Das scheint
mir entscheidend.
Nicht so sicher bin ich über die Artberechtigung eines
Orthogonius aus Borneo, der mir ebenfalls in Gemeinschaft der
Stett. entomol. Zeit. 1891.
253
besprochenen Collyris zugegangen. Unter den 20 sp. meiner
Sammlung ist nehmlich kein mehrfarbiger; alle sind sie ein-
farbig braunroth oder schwarz, nur daß die Unterseite der
schwarzen zuweilen in Braun übergeht. Dieser Orthogonius
aus Borneo ist aber bunt, hat einen glänzend schwarzen Kopf,
ein glänzend schwarzes, auf beiden Rändern elfenbeingelb
eingefaßtes Halsschild und braungelbe Elytra, jede Decke mit
drei hellgelben Längslinieu versehen. Daß er unter den übrigen
einfarbigen Orthogonius auffallend absticht, ist natürlich. Ich
nenne ihn:
0. collaris mediae magnitudinis, capite nigro nitido,
antennis brunneis, thorace nitido nigro, eburneo anguste
marginato, linea media sulcato, striolato, elytris brunneis,
Hneis sex flavis ornatis, abdomine brunneo, femoribus
flavis.
Long. 15 mm, lat. 6 mm.
Patria: Borneo.
Daß der ehrenwerthe Laie, der kürzlich aus Sumatra
heimgekehrt, unter den auf gut Glück in Spiritus ersäuften
Käfern nicht bloß wie vorauszusehen, grasgrüne Anomala und
Prionocerus bicolor "'■'■) gefangen, nein auch schätzbare andre
Arten erbeutet hat, dafür bürgt ein schönes Exemplar von
Chalcosoma Atlas $ und manches Microcoleopteron, Von
letzteren will ich hier eines herausheben und hoffe, daß es
noch unbeschrieben ist — wenigstens finde ich es weder im
Katalog Harold noch in den andern mir zugänglichen Schriften.
P a n a g a e u s s u m a t r a n u s ater, capite nigricante, antennis
nitentibus, articulis basalibus glabris, ceteris pilosis, thorace
fortiter punctato, vei'sus basin fulvo marginato, elj^tris
*) Dies indische Thier ruft mir eine Anekdote zurück, die ich
vielleicht schon irgendwo erzählt habe, man vergebe eventuell die
"Wiederholung. Bei meinem ersten Besuch des Petersburger Museums
machte icli bei Besichtigung der Käfer dem Gustos Menetries be-
richtigende Noten zu irrigen Namen und falschen Vaterländern. Er
nahm sie dankend an, notirte aber nichts. Als ich das endlich be-
merkte, hörte ich mit meinen Berichtigungen auf. Aber nachdem
Hydrocantharen und Elateriden vorbei nnd die Malacodermen an die
Reihe gekommen waren, wollte ich doch Herrn M. den Beweis geben,
daß ich aufmerksam gesehen hätte und fragte ihn: „comment se fait-il,
que vous ayez place le merae insecte trois fois sous trois noms
differents?" Als er Icopfschüttelnd „c'est impossible" erwiederte, holte
ich den ersten Kasten Malacodermen zurück, wo das Thier mit dem
Namen aus Cat. Dejean, dann den Kasten 3, wo es mit dem richtigen
Namen von Pcrty stand, und zeigte nun in dem letzten Kasten das Thier
mit einem neuen Namen. Von da ab notirte M. jede Berichtigung \ das
hatte ihm offenbar gute Bürgschaft für mein Gedächtniß gegeben.
Stett. entomol. Zeit. 1891. 18*
254
seriatim fortiter punctato, in hiimero magna, versus apieem
minori macula fiilva praedito, femoribus flavis, tibiis
tavsisque brimneo nigris.
Long. 8 mtn, lat, 21/2 ™n^i-
Patria: Sumatra.
Dies zierliche Tlnerchen hat in Habitus und Größe große
Aehnhchkeit mit unserm P. 4 punctu/atns Sturm, aber die gelbe
Halsbinde und die kleineren Makeln der Elytra bezeichnen es
ausreichend.
Errare humanum! Noch vor Thoresschluß komme ich
zu der Entdeckung, daß ich (in meiner eignen Sammlung)
unter der Gattung Eudema ein E. flavopilosum Laf. aus
Chaudoir's Hand besitze, welches wenn auch mit der patria
Calcutta ausgestattet, mir doch wenig oder gar keinen Zweifel
daran läßt, daß mein P. sumatranus im Ocean der S^'noavmir
ertrinkt. Wenigstens hat er das bescheidne Verdienst einee
Vaterlandserweiterung, zumal ich kein Bedenken habe, ein
Paar Exemplare aus Hongkong der Art beizustellen, die ich
unter unbeschriebnem Namen in meiner Sammlung besaß.
Carpocapsa saltitaiis Westw.
aus springenden Samen
von Prof. Dr. E. llofneann.
Die Gattung Carpocapsa besteht bekanntlich in Europa
aus 5 Arten, die bekannteste ist pomoueHa in den Aepfeln,
dann grossana aus Buchenfrüchten, splendana und amplana
aus Eicheln und Reaumuraua aus zahmen Kastanien.
Die Arten außerhalb Europas sind noch wenig bekannt;
für N. America beschreibt Walsingham latiferreana und
bildet sie in dem Illustr. Catal. Brit. Mus. prt. IV. auf Taf.
76, Fig. 8 ab; Walker führt in seiner List of Brit. Mus. prs.
XXVHI. noch 4 Arten auf, welche aber nach Clem. zu anderen
Gattungen gehören; ähnlich wird es auch bei den 20 für
S. America sein; außerdem sind noch 2 Arten vom Cap und
7 aus dem indisch-australischen Faunengebiet aufgeführt.
C. saltitans führt er in dem Catalog von 1863 ohne Citat
an, obwohl schon Lucas in den Ann. s. ent. Fr. 1858, Bull,
p. X. die springenden Bohnen behandelt, Westwood in den
Stett. entomol. Zeit. 1891.
255
Tr. ent. s. Lond. 1858 die Art neu aufstellt, Lucas in dem
Magas. Zool. 1858 p. 470 den Verursaeher als Carp. Des-
haisiana beschreibt und in den A. s, F. 1859 einen längereu
Aufsatz darüber bringt.
Das Eigenthümliche der Raupe von C. saltitans ist, daß
sie ihre ganze Lebenszeit in einem Samen zubringt und sich
auch darin verpuppt, während die europäischen Arten der
Gattung Carpocapsa ihre Früchte verlassen. Die Theilfrüchte
(Samen) sind immer ganz ausgesponnen, und der Koth wird
an einem bestimmten Platze angesammelt. Die Larve, welche
sich in dem verhältnißmäßig großen Hohlräume der Theilfrucht
frei bewegen kann, stützt sich mit den Bauchfüßen auf das
Gespinnst im Innern der Theilfrucht; dann läßt sie die Brust-
nnd ersten Bauchiüße los und indem sie sich gewaltsam aus-
streckt und mit dem Kopfe an die Stelle der Fruchtschaale
anschließt, bewirkt sie eine sprungweise Fortbewegung der
Theilfrucht, die mitunter um ihren eignen Längsdurchmesser
fortgeschnellt, auf glatter Unterlage vollständig im Kreise ge-
dreht, ja selbst mehrere MilUmeter in die Höhe geschleudert wii'd.
Die Raupen werden wahrscheinlich durch unser kälteres
Klima zu einem längeren Aufenthalt in der Frucht gezwungen,
da sie vom Juli in den Theilfrüchten leben, überwintern und
erst im Mai, Juni den Falter ergeben. Ehe sich die Raupe
verpuppt, schneidet sie aus dem oberen Theile der Frucht einen
kleinen runden Deckel, den sie mit einigen Seidenfäden be-
festigt; derselbe ist sehr fein ausgeschnitten und von außen
kaum zu bemerken. Interessant ist, daß nach Prof. Buchenau,
dem wir das meiste über die Entwicklungsgeschichte dieses
Wicklers verdanken, und der sehr viele schon untersucht hat,
keine einzige Theilfrucht zu finden war, die nicht eine Raupe
enthielt.
Obwohl die springenden Samen, wie wir schon erwähnt
haben und auch die Urheber davon längst bekannt sind, so
ist es doch erst jetzt Hrn. Prof Buchenau gelungen zu be-
stimmen, zu welchem Strauche die Theilfrüchte gehören.
Dieser gehört zu der Famihe der Euphorbiaceen, und zu
Sebastiana pavouiana, einem in Mexico einheimischen Strauche,
der so giftige Eigenschaften haben soll, daß Kaffee oder irgend
ein Getränke mit einem Zweige davon umgerührt, in hohem
Grade abführende Wirkung hervorruft, und daß diese Theile
in größeren Gaben auch tödliich wirken können.
Derselbe kommt nach Dr. J. Ramirez's interessantem
Aufsatze in der Naturaleza. 1888 p. 54, den Herr Beuten-
müller von Stuttgart zu übersetzen so gütig war, in folgenden
Stett. entomol. Zeit. 1891.
256
Staaten vor: Sonora, besonders in Alamos, Michoacan in den
Districten Tacambaro, hauptsächlich in Turicato, Uruapan, Plan
de Taretan, in den Distrikten von Ario und im ganzen
Flachlande von Urecho. In Puebla in Guerrero, in ihrem
Theile, welcher das Thal Huamuxtitlan bildet und in einigen
nicht näher bestimmten Gegenden von Veracruz.
Die Euphorbiaceen, welche diese Carpocapsa beherbergen,
sind unter verschiedenen Namen bekannt^ in Michoacan nennt
mau sie Tronadora (Donnernde) oder Vergonzosa (Scham-
hafte); in der Sonora: Brincadora (Springer oder Hüpfer);
wie Riley sagt benennen sie die Indianer: Pfeilkraut, laut
Herrn Westwood ist sie in einigen Gegenden Mexicos auch
als Colliguaya bekannt.
Nach Deutschland scheinen die springenden Samen erst
viel später gekommen zu sein, als nach Paris und London;
Prof. Buchenau theilt in den Abhandlungen des naturw.
Ver. in Bremen Bd. 3, S. 373 mit, daß im Jahre 1871 ein
Teller voll lebhaft sich bewegender „springender Bohnen^' aus
Mexico in der Ausstellung des Bremer Gartenbauvereins die
allgemeine Aufmerksamkeit erregt hat; Professor Ascherson
legte in Berlin sogenannte springende Bohnen vor (Sitz. Berichte
der Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin 1889, S. 187 und das
K. Naturalienkabinet erhielt 2 Stücke von Herrn Decorateur
Scheiffele, die aber bis jetzt noch nicht ausgeschlüpft sind
(Mitte Juni). Außer der schon genannten Literatur ist noch
beizufügen: Riley, Proceed. Unit. States Nation. Museum
1882 p. 633; Trans, of. St. Louis Academy of Scienc. 1875,
p. L. XC. 1 in der Naturaleza 1888 ist auf Taf. 7. Same,
Ranpe, Puppe und Schmetterling abgebildet. Buchenau,
Abh. naturh. Vereins in Bremen 1891, S. 47.
In den anderen Insecten-Ordnungen giebt es aber auch
einzelne Arten, welche Bewegungen ihrer Wohnung hervorbringen
können, so bei den Gallwespen und Käfern. Der bekannte
Sammler J. Mann in Wien beobachtete dies schon im Jahre
1857 bei Eichengallen auf Quercus Cerris und in N. America
bespricht Riley springende Gallen an Quercus stellata und
macrocarpa die in Südeuropa in den Früchten von Tamarix
gallica lebende Käferlarve von Nanodes tamarisci (Nanophyes
tamaricis Gylh.) Zu erwähnen sind auch noch die springenden
Cocons einiger Schlupfwespen (Limneria Kriechbaumeri) die
auf die Hand oder auf einen Tisch gelegt mehrere Linien
hoch springen. Prof. Ascherson bespricht dies in den
Abhandl. von Bremen 1891 S. 7.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
^V ^Smcir WÄoi(«.K4.^p^. ^^"^
Zum Heimatlis-\acli\veis von Erebia glacialis
Esp. und Arctia Cervini Fallou.
la Heft 1 — 3 dieses Jahrganges, S. 12 und 13, macht
A. Riesen in Königsberg unter obigem Titel zu meiner im
vorigen Jahrgang veröfTenthchten Arbeit „Ueber den Simplon
zum Monte Rosa*-' einige Bemerkungen, die mich zu folgender
Richtigstellung veranlassen.
Wenn ich sagte, daß der Gorner Grat seine Schmetterlings-
Spezialität, die Erebia glacialis, habe, so sollte damit nicht
ausgesprochen werden, daß diese Art dem Gorner Grat allein
angehöre. Meine Unkenntniß der Verbreitung der Schmetter-
linge geht nicht so weit, daß i^h diesen Schnitzer bewußt
hätte machen können.
Nicht allein war mir die Angabe von Frey (Lepidopteren
der Schweiz) : „auf den meisten Hochalpen, nördhchen wie
„südlichen, von 6 — 8000' und mehr, an Schutthalden, Felsen
„u. s. w.^' gegenwärtig, sondern ich besitze das Thier auch
von anderen Fundstätten als dem Gorner Grat z. B, von den
das Gadmenthal einschheßenden Alpen und beobachtete es auf
den Moränenhalden des Alalingletschers im oberen Saasthale.
Um ganz unzweideutig zu schreiben, hätte ich vielleicht den
Ausdruck gebrauchen können: „hat doch auch der 9200' hoch
gelegene Gorner Grat noch sein Charakterthier, die Erebia
glacialis !'' Und ein Charakterthier ist dieser Schmetterling
für den Gorner Grat in der That, denn wenn auch einmal
eine Pieris Callidice in wilder Hast über den Felskamm jagt
und auch Erebia Lappona sich bis hier hinauf verirrt, so verleiht
doch das zahlreiche Vorkommen der Erebia glaciahs dieser
eigenartigen Lokalität ihren Charakter in entomologischer Be-
ziehung.
Die genaue Höhe des Gorner Grat ist 9346', die des Piz
Umbrail 9340'.
Wenn ich nun sagte: „Das sind aber Erscheinungen, die
„in anderen Gegenden einfach unmöglich sind,^' so habe ich
damit nicht von der einzelnen Erscheinung der Erebia glacialis
im Zusammenhang mit dem Gorner Grat gesprochen, sondern
ausdrücklich von Erscheinungen, also einer Gesammtheit
von Erscheinungen, welche den Inhalt des ganzen betreffenden
Stett. entomol. Zeit. 1891,
258
Absatzes der eingangs gedachten Arbeit umfassen. — Es
werden wohl wenige Leser daran gedacht haben, das einzelne
Faktum herauszugreifen, um es als eine Unrichtigkeit dar-
zustellen.
Was den Fundort der Arctia Cervini angeht, go läßt die
Frey'sche Angabe „am Fuß des Gorner Grat" erkennen, daß
auch dieser in seinem untersten Theile in Betracht kommt.
Zur Orientirung über den Ort darf ich hier wohl die Be-
schreibung einschalten, die ich in meinem Aufsatz „Arctia
Cervini" in Heft 12 des Jahrgangs 1881 der „Entomologischen
Nachrichten" davon gab:
„Vom Riffelhause zum Gorner Grat in südlicher Richtung
„erstreckt sich, M^esthch und südlich vom Gorner Gletscher,
„östlich vom Ti-iftje und Findelen-Gletscher eingeschlossen,
„der obere Theil des Riffelbergs, ein allmählich steigendes,
„wellenförmiges Terrain, voller von Süden nach Norden sich
„senkender Runsen und Mulden, bedeckt mit sehr kurzem
„Pflanzenwuchs, vielfach übersät auch mit großen und kleinen
„Felsblöcken und Platten. Den Riffelberg krönt der eigentliche
„Gorner Grat, ein Felskamm, der sieh zwischen Gorner Glet-
„scher und Triftje- Gletscher hineinschiebt, fast ohne alle
„Vegetation und nach Norden hin auch im Hochsommer noch
„mit Schnee bedeckt."
Will man vom Riffelsee aus den Gorner Grat besteigen,
so muß man über einen breiten Wall von großen Felstrümmern,
die jeden Pflanzenwuchs ausschließen, klettern, ein Wall, der
in dieser Form fast einer Trennung zweier Vegetationsstufen
gleichkommt, welche mehr westwärts, wo der Saumpfad auf
den Kamm führt, nicht besteht. Hier geht vielmehr in einem
steilen Absatz der RitTelberg mit seiner mehr und mehr ver-
kümmernden Flora in den Gorner Grat über und hier sind
allerdings noch einzelne Cervini zu finden; die meisten fand
ich uno'efähr in der Mitte zwischen Riffelhaus und Gorner Grat
Stett. entomol. Zeit. 1301.
259
Curculionideii aus Ost-Indien.
von J. Faust.
lieber die Käferfauna Ostindiens ist bisher nur äußerst
wenig veröffentlicht worden, wenn auch wohl anzunehmen ist,
daß zu verschiedenen Zeiten nennenswerthes Material aus
dieser Fauna nach Europa gskommen ist. um in einigen we-
nigen Sammlungen unbearbeitet aufgespeichert oder, was viel
beklagenswerther ist, auf viele Sammlungen vertheilt zu sein.
Solche namenlose Stücke paradiren dann in den Sammlungen als
werthvoUeUnicaund verlassen ihre Stelle höchsten nur, um alsnoli
me tangere descriptivea Sammlern zur gefälligen Determina-
tion vorgelegt zu werden. Auf das Angenehmste überraschte
es mich daher von Herrn Dr. G. Hauser, Privatdozent an der
Universität Erlangen, zur Determination eine kleine Anzahl
ostindischer Curculioniden zu erhalten, welche in Sikkim und
Simda am Himalaja, in Nagpore (Central-Indien) und in Cal-
cutta von Mistress Pracu und Dr. Bomford gesammelt wurden.
Aus oben angeführten Gründen ist es begreiflich, daß sich
die große Mehrzahl der eingesendeten Arten als noch nicht be-
schrieben erwies. Mit dankenswerther Liberalität überließ
Herr Dr. Hauser mir sämmtliche in meiner Sammlung noch
fehlenden Arten.
Verzeichniss der Arten aus Sikkim:
Taphrorhynchus assamensis Seh. i. 1. 1.
Episomus Pracuae n. sp. 5.
Arhines brunneus Est.
Corigetus tenuicornis n. sp. 10.
— moratus n. sp. 11.
Cyphicerus deplanatus n. sp. 15.
— ornatus n. sp. 14.
Phytoscaphus lineatus n. sp. 17.
— nepalensis var similis nov. 16.
— himalayanus n. sp. 18.
Lixus binodulus Illig.
— languidus n. sp. 19.
— Pracuae n. sp. 20.
Hylobius consimilis n. sp. 21.
Apoderus gemmosus Jekel. 31.
— scutellaris Gyll. 32. .
Stett. entomol. Zeit. 1891.
260
— flavjceps Desbr.
Aleides trilineatus n. sp, 33.
— Westermanni Boh.
Phyearehus eastaneipennis n. sp. 34.
Tadius erirhinoides Pasc.
Mechistoeerus patruelis n. sp. 36.
Cjrtotraehelus dux Boh.
• — longimauiis Fabr.
Litorhynehus 4 - maeulatiis Bug. 37.
Tetratopes sericans Wiedm.
Brenthidae.
Prophthalmus poteus Lae.
aus Simla:
Dereodus himalayanus n. sp. 2.
Hyplobius angustus n. sp. 22.
aus Nagpore:
Esamus princeps n. sp. 3.
Myllocerus 11-pustulatus n. sp. 6.
— tenuieornis n. sp. 7.
— molarius n. sp. 8.
Corigetus minutus n. sp. 8.
— disjunctus n. sp. 12.
Xanthoehelus perlatus Fabr.
Cyphieerus juvencus n. sp. 13.
Smicronyx albovariegatus n. s. 25.
— — var. bipunctatus nov. 25.
— eentropustulatus n. sp. 26.
Sharpia bella n. sp. 27.
Eehinoenemus pruinosus n. sp. 23.
Bagous interruptus n. sp. 24.
Cylas formicarius Fabr.
— submetallieus Desbr. 28.
— impunctatus n. sp. 29.
Apion obnoxium n. sp. 30.
Calandra oryzae L.
aus Calcutta:
Eustalida n. gen.
— Bomfordi n. sp. 4.
Heteroptochus devians Fst,
Balaninus Bomfordi n. sp. 35.
Cryptorhynchus mangiferae Fabr.
1. Taphrorhynchus assamensis. E^ongato oblongus, nigro-
piceus, dense luteo-squamosus, breviter setulosus, autennis, fe-
Stett. entomol. Zeit. 1891.
261
moribus tibiisque interdum brunneis; fronte subplana punctata
et strigosa, medio canaliculata ; rostro deflexo latitudine lon-
giore, aequilato, supra piano, in medio late profundeque, apiee
triangulariter obsoleteque impresso, in fundo canalicutato; arti-
culo primo funiculi secundo crassiore sed breviore; prothorace
latitudine postica dimidio longiore, lateribus aequaliter rotun-
dato sat crebre rugoso-granulato, medio canaliculato; elytris
ellipticls, latitudine duplo longioribus rotundato-acuminatis, supra
modice convexis, postice oblique declivibus, subremote basi
seriatim punctatis postice punctato-striatis, interstitiis parum
convexis uniseriatim setosis, secundo reliquis elevaliore, prae-
sertim in mare fasciis duabus obliquis nigrescentibus oruatis;
tibiis anticis apice arcuatis; long. 11 — 12,5; lat. 3,5 — 4,5 mm.
Taphrorhynchus assamensis Seh. i. litt.
Sikkim; auch von Calcutta in meiner Sammlung.
Das Männchen hat dickere Vorderschenkel, breiteres drittes
Tarsenglied und schmälere an den Seiten gleichmässig gerundete
Decken; beim Weibchen divergiren die Deckenseiten bis etwa
zum Spitzendrittel. Bei reinen Stücken stechen die beiden
Schrägbinden (die eine vor, die andere breitere hinter der
Mitte) nicht scharf gegen die übrige Beschuppung ab, sind
beim Weibchezi kaum angedeutet, gewöhnlich aber in beiden
Geschlechtern garnicht sichtbar. Die Schuppen sind rundlich,
etwas gewölbt, gestrichelt und sehr dicht an einander gestellt.
Die kurzen schrägen und gereihten Borsten auf den Decken-
spatien sind hell gefärbt, gekrümmt und nur gegen das Licht
gesehen zu erkennen. Geißelglied 1 wenig länger als breit,
ebenso breit als 7, die zwischenliegenden schmäler, von diesen
2 das längste und länger als das erste, 3 bis 6 fast kuglig;
die Keule breit oval zugespitzt. Augen kurz-oval hoch ge-
wölbt. Der tiefe Eindruck auf der halben Rüssellänge ist un-
regelmässig herzförmig, zur Stirne hin zweilappig, nimmt
zwischen den Lappen die eingeritzte Stirnlinie auf während
seine Spitze in einen unbeschuppten keilförmigen Kiel über-
geht, welch letzterer an der Spitze wieder dreieckig eingedrückt
ist; der dreieckige Eindruck an den Seiten vor den Augen
setzt sich mit seiner oberen Kante bis zum oberen Augen-
rande fort. In der Körperform gleicht assamensis grossen
Stücken von Amomphus Dohrrn Küst.
Lacordaire hat wohl mit Unrecht die einander allerdings sehr
ähnlichen Gattungen Geotragus Seh., Pachinotus Rdtb., TaphrO'
rhynchus Seh. mit Piazomias Seh. vereinigt; dieselben lassen
sich nämlich sehr gut nach folgender Tabelle auseinander
halten.
Stett. entoraol. Zeit. 1891.
262
Tarsenglied 3 liei-zfürmig, unten mit Schwammsohle;
Decken ohne Schultern, ihre Basis gerandet, Marginalsaum
ohne Einschnitt für den Kopf der Hinterbrustepisternen; Rüssel
an der Basis ohne Querfurche; Krallen an der Basis ver-
wachsen.
1. Körbchen der Hinterschienen offen; Episternalnaht nur
bei den Hinterhüften deuthch, Schildchen ebenso ein
Ausschnitt für daßelbe nicht vorhanden; Typus virescens
Boh Piazomias Seh.
1. Körbchen der Hinterschienen geschloßen, Episternalnaht
fast ganz, nur vor den Hinterhüften abgekürzt,
2. Mittelhüften getrennt, Hinterschienen gerade, Fühlerschaft
erreicht höchstens die Augenmitte, Deckenbasis mit einem
Ausschnitt für das Schildchen,
3. Rüssel seitlich vor den Augen mit einem dreieckigen
Eindruck, Fühlerfurche schnell nach unten gebogen; ihr
Oberrand weit vom Augenvorderrande 'entfernt, Fühler-
schaft erreicht den Augenvorderrand; Typus assatnensis
Fst Taphrorhyndms Seh.
3. Rüssel seitlich vor den Augen ohne Eindruck, Oberkante
der schrägen Fühlerfurche ist zum Augenunterrande ge-
richtet, Fühlerschaft erreicht die Augenmitte; Typus
himalayanus Boh • Gcotragus Seh.
2. Mittelhüften zusammenstoßend, Hinterschienen stark ge-
krümmt, Fühlerschaft erreicht den Augenhinterrand,
Fühlerfurche schräg zum Augenunterrand gerichtet,
Rüssel ohne Eindruck vor den Augen; Typus globuli-
collis Rdtb Pachynotus *) Rdtb.
2. Dereodus himalayanus. Oblongo-ovatus, niger, cinereo-
squamosus; fronte rostroque punctatis, hoc trisulcato, sulco
mediano in verticem continuato; oculis breviter ovatis con-
vexis; antennis crassioribus; prothorace latitudine aequilongo,
antice parum angustato, medio sulcato utrinque punctato fove-
isque nonnuUis impressis, flavido-trilineato; elytris humeris
obliquis, postice acuminato-rotundatis, remote striato-pnnctatis;
tibiis crassioribus; long. 11 — 12^ lat. 3,5 — 4 mm.
Simla.
Dem D. denticoUis Boh. sehr ähnlich, aber durch das
Fehlen des dornförmigen Augenlappens, durch etwas gewölb-
tere Auo;en, läno-ereu etwas konischen Thorax mit Dorsal-
1) Die zweite von Redtenbacher als Pacliynotus bescliriebene Art
angustatus (nicht angustulus, wie Stett. Eiit. Z. 1885 pag. 132 aus Ver-
sehen gedruckt) ist der Typus meiner Gattung Loptomias.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
263
furche und 3 gelblichen Längsbinden, durch dickere Fühler
und Schienen, sowie durch die weitläufige Punktirung in den
Deckenstreifen verschieden.
Die kurzen Seitenfurcheu auf dem zur Spitze wenig ver-
engten Rüssel sind gebogen. Der Thorax mit schwach-zwei-
buchtiger Basis, die Hinterecken scharf rechtwinkhg, die Seiten
bis vor die Mitte parallel oder leicht geschweift, dann gerundet
verengt; die nicht dichte Punktirung besteht aus ungleich kleinen
und grösseren Punkten; an den Seiten und neben der Mittel-
furche stehen wenige Grübchen, von welchen die beiden hinter-
sten gewöhnlich zu einer Querfurche zusammenfliessen; dieser
Querfurche ist aber ebensowenig wie bei den Hypomeces- Arten
specifischer Werth beizulegen: die Form der Decken ist die-
selbe M'ie bei acumina'us und auch ebenso wie bei diesem
sind die gereihten Punkte an der Basis neben der Naht gröber
und tiefer als hinten und an den Seiten, aber lange nicht so
dicht gestellt.
3. Esamus princeps. Elongatus, minus convexus, niger,
squamis viridibusparum nitidis tectus, pilis brevissimis adpressis
immixtis; rostro fronte inter oculos convexos aequilato, latitu-
dine breviore latere parallelo; prothorace elongato lateribus a
basi usque ad medium vix rotundato subsinuato, tum apicem
versus parum angustato, confertim granulato-punctato; elytris
antice prothorace fere duplo latioribus, elongatis, humeris obli-
quis, retrorsum rotundato acuminatis, apice ipso singulatim
rotundatis et in spinam brevem excurrentibus, minus convexis,
ante apicem leviter impressis^ punctato-striatis, interstitiis planis
apicem versus parum convexis; pedibus elongatis, long. 8,
lat. 2,2 mm.
Nagpore: auch von Calcutta in meiner Sammlung.
Caucasischen Stücken des E. niloticus Gjll. in der Form
am ähnlichsten aber einmal grün, etwas seidenglänzend be-
schuppt, dann aber auch bei derselben Breite kürzer, der Kopf
kleiner, Stirn und Rüssel viel schmäler, die Punkte in den
Deckenstreifen viel grösser, die Decken selbst flacher, die
Zahnspitzen am Ende derselben kürzer und nicht zusammen-
stehend.
Geißelglied 1 etwas länger und dicker als 2, beide länger
als jedes der folgenden so lang als breiten. Augen elliptisch.
Thorax doppelt so lang als breit, Basis flach gerundet, die
Punkte auf demselben mit erhabenen Rändern, w-elche letzteren
zwischen den Punkten als Körnchen erscheinen. Die Punkte
in den Deckenstreifen zur Basis hin gröber; die grünen Schuppen
sind flach hirsekornartig und stehen dicht aneinander; feine
Stett. entomol. Zeit. 1S91.
264
weisse angedrückte Börstchen liegen zahlreich zwischen den
Schuppen und dämpfen reifartig den Seidenglanz der letzteren.
Ich kenne nur das r^ '^)
Eustalida nov. gen. OypJiinarum.
Rostrum basi transversim sulcatum, lateraliter supra scrobes
haud impressum. Oculi circulares a margine antico prothoracis
magis distantes. Prothorax basi bisinuatus. Scutellum nuUum.
Coxae anticae ante medium prosterni insertae. Trochanteres
seta erecta. Processus abdominalis latus, longitudine meta-
thoracis inter coxas medias et posticas latior. Segmentum
abdominale secundum tertio et quarto simul sumptis fere aequi-
longum. Femora mutica; unguiculi basi convexi; tibiae omnes
apice mucronatae.
Der langrüßligen Gattung Eustales in der Form sehr ähn-
lich, aber durch die obigen Merkmale verschieden. Den durch
eine Querfurche vom Kopf getrennten Rüssel hat die neue
Gattung mit Catamonus Seh. gemeinsam, es fehlt ihr aber das
sowohl bei Catamonus als auch bei Eustales vorhandene Schild-
chen und der seitliche Rüsseleindruck vor den Augen über
der Fühlerfurche, welche letztere ganz wie bei Eustales ge-
bildet ist; dagegen fehlen wieder letzteren beiden Gattungen
die Enddornen an den Schienen. Geißelglied 1 viel kürzer
als 2, der Schaft ist an der Basis nicht dicker als die Geißel
und überragt den Augenvorderrand nur wenig; Keule lang
oval, Glied 1 länger als jedes der übrigen. Rüssel an der
Spitze mit einer lang dreieckigen unbeschuppten, vorn ausge-
buchteton Platte. Augen halbkuglig (oval bei Eustales). Punkt-
streifen 10 auf den Decken bis hinten deutlich, aber dem
neunten bei den Hinterhüften genähert. Hinterschenkel er-
reichen die Körperspitze; Schienen so lang als die Schenkel,
die Körbchendeckel der hintersten ganz dicht, die Körbchen
selbst nicht beschuppt.
4. Eustalida Bomjordi ,^ Elongato-oblonga; nigra undique
dense viridi-squamosa; oculis semiglobosis; fronte plana abbre-
viatim canaliculata; rostro fronte vix angustiore, antice parum
dilatato, latitudine duplo longiore, basi striga arcuata a capite
2) Eine aus derselben Gegend stammende sehr nahe stehende
Art ist:
Esamus iiacnndus o . Es. principi simillimus; brevior, subtus
densins, supra parcius opaco-viridi-squamosus; fronte rostroque latio-
ribus, hoc brevissimo; antennis rufo-brunneis; protliorace latitudine di-
midio longiore; elytris brevioribus, punctis in striis undique ^aequalibus;
long. 7,5, lat. 2,2 mm.
Tenasserim.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
265
distincto antice vix carinato; prothorace latitudine aequilongo,
basi bisinuato, antice nonnihil aijgustato, ruguloso, medio abbre-
viatim carinulato; elytris latitudine plus quam duplo longio-
ribus, antice prothorace latioribus, humeris oblique obtuseque
angulatis, lateribus post medium parum ampliatis, tum apicem
versus acuminato-angustatis, supra in dorso minus, postice magis
convexis ac declivibus, punctis profundis striatis, sutura postice
interstiisque altei-nis elevatioribus; pedibus longiusculis, femori-
bus clavatis muticis; long. 9, lat. 3 mm.
Calcutta.
Ich habe diese hübsche Art nach ihrem Entdecker Dr.
Bomford genannt.
Bei oberflächlicher Betrachtung würde mau diese Art für
einen Compsus halten. Ob die um mehr als ihre Breite vom
Thoraxvorderrande entfernten Augen ein generelles oder nur
specifisches Merkmal sind, bleibt für mich einstweilen eine offene
Frage; jedenfalls ist diese Entfernung dadurch auffallend, daß
der Kopf hinter den Augen cylindrisch ist, also keine Erwei-
terung zeigt. Die dreieckige glänzende Spitzenplatte des Rüs-
sels zeigt leicht kielförmige Schenkel, welche als scharf vor-
springende Zähnchen beiderseits die vordere Ausrandung be-
grenzen. Die auf der vorderen Hälfte etwas erweiterte und
verflachte Fühlerfurche ist beschuppt. Fühlerschaft mit läng-
lichen grünen Schuppen, die Geißel nur behaart, ihr Glied 1
etwa halb so lang als 2 und kaum länger als 3, dieses fast
doppelt so lang als breit, 7 kuglig; die Keule an beiden Enden
zugespitzt. Glied 1 so lang als die 3 folgenden zusammen,
aber ebenso behaart als diese. Thorax an den Seiten nur
schwach gerundet und wenig nach vorn verengt, die Hinter-
ecken spitzer als der Mittellappen, die beschuppten Runzeln
unregelmäßig und nicht dicht. Deckenspatien 2, 4, 6 sowie
die Naht gewölbter, die Schultern stumpfwinklig, etwas beulig,
die Punkte in den Streifen eingedrückt und ziemlich gross.
Die 4 Vorderschienen leicht gebogen, die Tarsen wie der
Fühlerschaft mit länglichen, der übrige Körper mit runden,
ganz flachen grünen Schuppen dicht bedeckt.
5. Episomus Pracuae. (^. Elongatus, angustior, longitudina-
liter minus convexus, dense dilute ochraceo-squamosus, elytris
macuhs, 2 anticis minoribus, nigro-velutinis ornatis; fronte
rostroque sulcatis, sulco rostrali apicem versus dilatato in fundo
carinato; scapo antennarum arcuato basin versus paulatim
attenuato, articulo septimo a clava distincto; prothorace elon-
gato quadrato, basi bisinuato elevato, ruguloso, dorso sulcato;
scutello rotundato elevato; elytris fere parallelis postice rotun-
Stett. entomol. Zeit. 1891.
266
dato-acuminatis, humeris oblicjuis nonnihil callosis, clorso parum
convexis apice valde declivibus, foveato-punctatis, iiiterstitiis
convexis, singulo punctis 4 albescentibus, duobus in interstitio
secuüdo ante maculas nigro-velutinas sitis; femoribus parum
incrassatis, tibiis posticis subtus haud tuberculatis; long. 11,5.
lat. 4,5 mm.
Sikkim.
Das eine vorliegende Männehen ist nicht nur durch die
4 schwarzen Makeln, sondern auch durch die schlanke paral-
lele Form der verhältuißmäßig wenig längsgewölbten Decken
ausgezeichnet.
In gleichen Abständen vor und hinter der Mitte stehen
auf dem zweiten Spatium 2 oblonge weissliche Punktmakeln,
die vordere in einer schmalen hufeisenförmigen, die hintere
am Vorderrande einer größeren sich etwa über 4 Spatien er-
streckenden sammet-braunen Quermakel, eine dritte weißliche
Punktmakel am Ende des vierten Spatiums, eine vierte auf
der Schulter. Auf dem Rüssel sind die Fühlereinlenkungen
einander etwas genähert, die Querfurchen an der Basis schräg.
Geißelghed 1, 2 und 7 fast gleich lang. Thorax länger als
breit, cylindrisch, weit hinter dem Vorderrande und dicht vor
dem Hinterrande, wie auch der Kopf hinter den Augen mit
einer Querfurche, die erstere aber beiderseits vor der Mittel-
furche abgekürzt, die zweite breitere parallel der geschweiften
Basis, die dritte quer; der Raum zwischen den beiden ersten
Furchen wulstig gerunzelt. Die kaum gerundeten Deckenseiten
zeigen dicht unter der Schulter eine kurze Schweifung, die
etwas gewölbten Spatien eine Reihe sehr kurzer, weitläufiger
und anliegender Scluippenborsten. Analsegment breit abge-
stutzt, an der Basis mit einer Mittelfurche und jederseits einem
kleineu Eindruck. Basis der Decken quer niedergedrückt.
Schenkel gleichmässig beschuppt.
E. quadrlnotatus Desbr. ( Journ. Asiat. Soc. of Bengal 1890
p. 212) ebenfalls von Sikkim, muß kürzeren Thorax, keine
hervorragenden Schultern, nicht schwarzbraun gemakelte
Decken, an der Basis gemakelte Hinterschenkel und innen
gekörnelte Vor d erschienen haben. Mir ist bis jetzt keine
Episomus mit gekörnelten Vorderschienen vorgekommen; da-
gegen zeigen die Männchen von pauperatus Fbr. und diesem
nahestehender Arten gekörnelte Hinter schienen.
Die obige neue Art ist Mistress Pracu gewidmet, welche
am Himalaja u. a. auch diese Art gefunden hat.
6. Myllocenis 11 - puslulatus. Ovatus, brunneus, haud
dense albo-cinereo- squamosus; pedibus basi testaceis, antennis
Stett. entomol. Zeit. 1891.
267
scutelloque nigro-piceis^ rostro obsolete lateqiie impresso, antioa
carinula niida abbreviata; prothorace basi modice bisinuato,
ante basin late impresso; seutello triangulari nudo; elytris po-
stice rotundato-aeuminatis, punctato-striatis, interstitiis planis
pustulis 10 notatis; t'emoribus incrassatis subtus spina
acuta armatis, tibiis posticis basi late emarginatis; long. 5,
lat. 2 mm."
Nagpore.
Das nackte scliwarze Schildchen und 3 schwarz-beschuppte
Punktmakeln auf jeder Decke machen diese Art, welche sonst
mit ÄL damascenus Mill. Aehnlichkeit in der allgemeinen Körper-
form hat, leicht kenntlich.
Zwischen den weissgrauen, runden, gerieften, nicht dicht
neben einander liegenden Schuppen sind, anliegende Schuppeu-
borsten eingestreut. Der Dorn der Hinterschenkel iät unge-
wöhnlich lang und die Hinterschienen an der Basis fast bis
zur halben Länge ausgeschnitten. Fühler behaart, Geißelgiied
3 etwas länger als 1. Von den 5 schwarzen Punkten steht
einer auf Spatium 9 etwas vor den Hinterhüften, je einer auf
der Schwielenstelle und auf der Schulter, der vierte und grösste
auf Spatium 3 vor, der fünfte auf 2 hinter der Mitte; der
Schulterpunkt kann bei dem einzigen Stück mögiicher weise
auch durch Abreibung entstanden sein. Am undichtesten sind
die Streifen beschuppt.
7. MyUocerus ienuicornis. Ovatus, piceo-niger, nitidus, laete
viridi-squamosus, piceo-variegatus et setosus; antennis gracili-
bus pedibusque brunneis; capite cum oculis convexis magno;
rostro capite vix augustiore, brevi, supra piano, canaliculato ;
prothorace basi subtruncato, postice angustato, supra confer-
tim punctato, nigro-trivittato ; seutello nudo; elytris convexis
humeris obtusis fere rectangulatis, postice acuminato-roiuudatis,
punctato-striatis, interstitiis convexis, dorso sparsim, lateribus
densius viridi-squamosis; femoribus unispinosis; long. 4, lat.
1,8 mm.
Nagpore.
Die ungewöhnlich dünnen Fühler (der leicht gekrümmte
Schaft nicht dicker als die Geißel), der grosse Kopf, der nach
hinten verengte Thorax mit nahezu abgestutzter Basis geben
der Art ihr characteristisches Aussehen.
Der dicke Rüssel ist kurz und wenig schmäler als der
Kopf, dieser über die Augen gemessen breiter als der Thorax-
vorderraud. Thorax kaum so lang als breit, die Seiten von
der Mitte ab geschweift verengt. Rüssel und Stirne an den
Seiten grün, in der Mitte braun beschuppt. I)ie Börstchen
Stctt. cntoinol. Zeit. 1S91. 'j^^g
268
auf Kopf und Thorax kürzer und weniger abstehend als auf
den Decken. Diese mit abgerundet-rechtwinkhgen Schultern
und über diese gemessen fast doppelt so breit als die Thorax-
basis, der Seiten- und Hinterrand breit grün beschuppt und
wenig dunkel gefleckt, der Rücken dunkel mit wenigen grünen
Schuppenflecken; die Punkte in den Streifen mit einer kurzen
und feinen, die Spatien mit einer Reihe längerer, gröberer und
schräg abstehender Börstchen. Die pechbraunen Schuppen
sind viel kleiner, oval und viel undichter gestellt als die
grünen rundlichen und gerieften.
8, Mylhcems wolarius. Ovatus, eonvexus, nigro-pieeus,
squamulis elongatis obscuro-cervinis tectus; fronte subplana
abbreviatim canaliculata; rostro breve conico, supra depresso
carinato; antennis elongatis articulo secundo fuuicuH primo
longiore; prothorace transverso, lateribus aequaliter rotundato,
basi obsolete bisinuato, supra haud dense punctulo; scutello
ovato squamoöO; elytris humeris rotundato-rectangulatis apice
acuminato-rotundatis, coavexis, dense punctato-striatis, intei*-
stitiis fere planis; femoribus subtus spina parva armatis; lonü,.
4 — 5,5; lat. 2—2,2 mm.
Nagpore; auch von Calcutta bekanui.
Eine dem denlifer Fbr. ähnliche und nahestehende Art,
von welcher wolarius hauptsächlich durch dünnere Fühler, kür-
zeren und seitlich gerundeten Thorax, breitere hinten weniger
zugespitzte, dagegen höher gewölbte Decken, andere Schu})pen-
forni und kaum sichtbar gedornte Schenkel abweicht.
Fühk'rschafl gerade, nur wenig dicker als die Geißel,
Glied 2 nicht oder nur wenig länger als 1. Thorax um ^j^
kürzer als breit, vorne und hinten gleich l)reit, meist mit 2
dunkleren Längsbinden. Auf dem Deckenrücken sind die flachen
Spatien .mit länglichen und schmalen, au den ein wenig hel-
lereu Seiten mit mein- ovalen und nicht sehr dicht aneinander
liegenden Schuppen besetzt . zwischen welchen 2 bis 3 un-
regelmäßige Reihen weißlicher fast anliegender Sehuppenborsteu
eingestreut sind. In den Punkireihen zeigen sich mitunter
kleine dunkle Nebelflecke. Bei den überhaupt etwas größereu
Stücken aus Cak-utta sind die Thoraxpuidvle weniger dicht
gestellt ohne sonst andere Unterschiede für eine Trennung von
den Nagpore-Stücken zu bieten.
9. Corigetus minutus. Ovatus, eonvexus, niger, squamulis
albo-viridibus opaeis dense vestitus; antennis pedibusque rulb-
testaceis; fronte inter oculos magnos ovales angusta; vostro
brevissimo cum capite continuato. antrorsum attenuato. dorso
profunde sulcato, bicarinato; antennarum l)reviorum scapo
Stett. entomol. Zeit. 1891.
269
subrecto funiculo vix crassiore, avticulo 2« funiculi 1^ bre-
viore^ protborace qiiadrato, convexo, basi apiceque parum bisi-
nuato, lateralitev ante apicem rotundato-angustato, retrorsum
sinuato-dilatato, angulis posticis acutis; elytris postice paviim
dilatatis, humeris oblique subangulatis, apice acumioato-rotiui-
datis, punclato-striatis, interstitiis planis iiniseriatim breviterque
setosis^ femoribus spina miniita armatis; long. 2,5, lat. 1,3 mm^
Nagpore.
Diebeiden parallelen Rüsselkiele beginnen am inneren Augeu-
rande und schliesseu eine ziemlicb tiefe Furche ein. Fühler-
schaft nur an der Basis wenig gebogen, zur Spitze schwach
verdickt und hier wenig dicker als die Geißel; Glied 3 bis 7
so lang als breit, die Keule oval, zugespitzt, etwa doppelt so
dick als die Geißel. Einen ähnlich glockenförmigen aber viel
kürzeren und flachen Thorax hat paradoxus Fst. Die etwas
gewölbten Deckenspatien breit mit einer stellenweise unregel-
mäßigen Reihe kurzer weißlicher zurückgekrümmter Schuppeu-
borsten; jeder Punkt in den Streifen mit einem sehr feinen
und kurzen Härchen. Die Schuppen sind rund, etwas gewölbt
und liegen dicht aneinander.
Der genäherten Augen wegen dem MyUocerus rindanus Fhr.
ähnlich, aber nur halb so groß.
10. Corigetxs tenuicorms. Ovatus, convexus, ater, nitidus,
viridi-, haud dense squamosus; fronte lata cum basi rostri
canaliculata; rostro crasso antrorsum vix attenuato, supra
piano, antice carinato; antennis gracilibus scapo parum cur-
A'^ato, quam funiculo nonnihil crassiore, hoc A'alde elongato;
prothorace subquadrato basi apiceque truncato., lateraliter paulo
rotundato, supra fortiter punctato, medio subcarinato; scutello
parvo nudo: elytris prothorace latioribus, humeris obtuse rec-
tangulatis, punctato-striatis, interstitiis praesertim in mare cou-
vexis, setis tenuibus suberectis seriatim obsitis; femoribus imi
spinosis; long. 4,5 — 5, lat. 2 — ^2,5.
Sikkini.
Die drei mir vorliegenden Stücke sind theilweise abgerie-
ben, so daß nicht mit Sicherheit zu erkennen ist, ob der Thorax
jederseits eine dunkle Längsbinde hat oder nicht. Die unge-
wöhnlich lange Fühlergeißel kennzeichnet die Art, ihre gleich
langen Glieder 1 und 2 sind zusammen so lang als die Vorder-
schienen, jedes der 5 gleichlangen folgenden um 1,3 kürzer als
1 und als die Keule, diese nur wenig dicker, der Schaft ge-
bogen. Augen kaum gewölbt. Rüssel mit dem Kopf einen
zur Spitze wenig verengten Konus bildend, die Pterygien seit-
Stett. enfomol. Zeit. 1S91. 19*
270
lieh nur wenig vorspringend. Die Decken des breiteren Weib-
chens sind höher gewölbt und hinten stumpfer gerundet, die
SchuUern in beiden Geschlechtern gerundet — rechtwinklig, nackt,
kurz kieltormig, die Punktstreifen beim schmäleren, hinten zuge-
spitzten Männchen furchenartig, die Spatien, wenigstens an
der Basis wenig breiter als die Streifen und hoch gewölbt.
Die dünnen Borstenhärchen schräg abstehend.
Kann mit Plochidius longkornis Mots. des gleiclimäßig
grünen Schuppenkleides wegen (ohne dunkle Flecke) nicht
verwechselt werden.
11. Corigetus moratus. Ovatus, convexus, niger, sub-
nitidus, squamuhs rotundatis albo-virescentibus et squamis an-
gustis setiformibus parce vestitus; ocuhs convexis; fronte fovea
parva impressa; rostro inter carinas duas profunde impresso,
infundo carinato; scapo antennarum curvato subcrasso, articulo
2o funiculi 1» lougiore; prothorace trapeziforme, basi pro-
fundissime bisinuato, lobo mediauo atque angulis posticis acutis,
lobis ocularibus vix indicatis,; dorso confertim punctato;
elytris convexis, apice acuminato-rotuudatis, humeris parum
obliquis, pünctato-substriatis, interstitiis paulo convexis, femo-
ribus unispinosis; long. 5.5, lat. 2.1 mm.
Sikkim.
Eine unansehnliche Art mit breit und tief gefurchtem Rüssel,
gewölbten Augen u. tief gebuchteter Thoraxbasis.
Der parallele Rüssel ist so lang als breit ohne seitlich
vortretende Pterjgien, die beiden scharfen Rückenkiele parallel.
Fühlerschaft stark gekrümmt, zur Spitze allinälig verdickt, an
der Wurzel schon dicker als die Geißel, an der Spitze so
dick als die Keule; Geißelglied 2 um die Hälfte länger als
1, das letzte, siebente noch länger als breit. Thorax konisch
mit geraden Seiten um 1/4 breiter als lang, vorne halb so
breit als an der Basis, jederseits über der Buchtung schwach
eingedrückt. Decken vorne um 1/3 breiter als die Thoraxbasis,
nach hinten kaum erweitert, hoch gewölbt, mit der höchsten
Wölbung hinter der Mitte. Die borstenartigen Schuppen lie-
gen nicht dicht au und geben der Oberseite, gegen das Licht
gesehen, ein etwas rauhes Aussehen. Die Schuppen stehen
weitläufig; eine ausgeprägte Zeichnung ist nicht vorhanden.
12. Corigetus disjundus. Oblongus, minus convexus,
niger, subnitidus, squamis piliformibus supra luteis, sub-
tus lateribusque albo-griseis sat dense obsitus ; fronte late im-
pressa canaliculata; rostro capite parum angustiore, quadrato,
subarcuato, hasi Unea transversa impressa, dorso lon-
gitudinaliter late impresso, tricarinato ; prothorace subcylin-
Stett. entomol. Zeit. 1891.
271
drico, nonnihil transvevso, basi apiceque bisinuato, confertini
puuctato ; elytris prothorace multo latioribus retrorsum am-
pliatis, postice rotundato-acuminatis, dense fortiterque seriatim
punetatis, interstitiis dorsalibus siibconvexis; femoribus acute
dentatis; long. 7,5, lat. 2,7 mm.
Nagpoi-e.
Der in den Kopf gleichsam eingepflanzte und von ihm
durch eine eingeritzte Linie getrennte Rüssel sichert dieser
Art eine Ausnahmestellung in der Gattung.
Die Bekleidung besteht oben aus dünneren und dickeren
Schuppenhaaren mit eingestreuten runden und ovalen Schuppen.
Geißelglied 2 um die Hälfte länger als 1, das siebente noch
immer länger als breit, die lang zugespitzte Keule so lang als
die 3 letzten Geißelglieder, der Schaft nur wenig dicker ; als
die Geißel und zur Spitze auch nur wenig verdickt. Thorax
an den Seiten wenig und gleichmäßig gerundet, auf der Basal-
hälfte mit angedeutetem Mittelkiel. Schildchen oval. Decken
vorne um 1/3 breiter als der Thorax, die Schultern gerundet
fast rechtwinklig und durch einen Eindruck innerhalb der-
selben abgehoben, die Seiten bis zur Mitte geradlinig diver-
girend, dann gerundet; hifiten schlank verengt, jede Decke
scheinbar zugespitzt und wenig vorgezogen. Beine und Fühler
nicht dicht mit dünnen weißlichen Schuppenhaaren besetzt;
eingestreute Schuppen finden sich auf dem Rücken nur an
den Streifen, an den Seiten auch auf den Spatien. Der mit
der Unterseite gleich weißlich gefärbte und ziemlich scharf
begrenzte Seitenrand reicht vom Marginalsaum bis zum sie
benten Punktstreifen. Die Schuppenhaare stehen auf der ab-
schüssigen Stelle etwas ab.
Dem C jucundus Redt, in Größe und Gestalt ähnlich aber
flacher.
13. Cyphicerus juvencus. Oblongo-ovatus, minus con-
vexus, piceus, dense dilute ochraceo-squamosus, fronte plana
cum rostro parce punctato, hoc capite parum angustiore,
supra late subimpresso; funiculo reeto sensim incrassato, ar-
ticulo 2» quam 1^ nonnihil longiore; prothorace trapeziforme
basi apiceque profunde bisinuato, lobo antiscutellare angulis-
que posticis acutis, supra remote punctato; elytris antice \n-o-
thorace parum latioribus, postice vix amphatis, subtiliter pun-
ctato-striatis, interstitiis planis brevissime setosis; femoribus
Spina parva armatis ; long. 5,5, lat. 2,3 mm.
Nagpore.
Dem Corigetiis mandarinus Fairm. äußerst ähnlich, nur
mit stark entwickelten Augenlappen ohne Wimpern, die Ober-
ste«, entomol. Zeit. 1891.
272
Seite gelb beschuppt, Rüssel ohne Mittelkiel, die Fühler kürzer,
die Decken ohne Kahlpunkte u. s. w.
Rüssel etwas länger als breit, zur Spitze kaum verengt,
der parellelkantige Theü zwischen den Fühlerfurchen so breit
als die Stirne zwischen den leicht gew^ölbten Augen, die
Pterygien etwas schräg nach außen entwickelt. Geißelglied
3 bis 7 so lang oder wenig kürzer als breit. Thorax gleich-
mäßig gewölbt mit geraden zur Spitze konvergirenden Seiten,
wie Kopf und Rüssel spärlich und fein punktirt, die Punkte
wie auch die auf den Deckenspatien mit einer sehr kurzen,
anliegenden Schuppenborste. Decken hinten spitz gerundet,
die Punkte in den Streifen viel größer als die auf dem
Thorax.
14. Cyphicerus ornatus. Oblongus, niger, squamulis vi-
ridibus subnitidis subtus dense tectus, dorso nigro-tessellatus;
fronte cum rostro planis, illa toto viridi-squamosa, et fovea
parva impressa, hoc nigro-carinulato; antennis subelongatis,
articulo 3« clavae abrupte angustato; prothorace .subtransverso,
cylindrico, basi bisinuato, lobis ocularibus late rotundatis,
latere paulo rotundato, ante apicem subsinuato, ante basin
leviter coarctato, sat fortiter nigro-punctato, dorso nigro-bivit-
tato; scutello ovato, nigro, opaeo; elytris humeris rotundato-
rectangulatis, subparallelis, postice rotundato-acuminatis, con-
vexis, punctato-striatis, interstitiis subconvexis uniseriatim
fusco-setosis; femoribus parum clavatis, unispinosis; long. 7,
lat. 2,3 mm.
Sikkim.
Dem Myllocerus dorsatus Fbr. in der Färbung der Decken
ähnlich, größer als dieser, der Thorax nur mit 2 schwarzen
Längsbinden, Fühler und Beine ganz schwarz; von den mir
bekannten Arten hauptsächltch durch die am dritten Glied
plötzlich verengte Fühlerkeule verschieden.
Alle Geißelglieder länger als breit, 2 das längste und um
1/3 länger als 1; Keule so laug als die 3 letzten Geißelglieder
und an der dicksten Stelle so dick als die Schaftspitze; Schaft
gebogen, um die Hälfte dicker als die Geißel, an der Spitze
etwas dicker. Rüssel vorne wenig schmäler als der Kopf,
etwas kürzer als breit, die Pterygien nicht vortretend. Thorax-
vorderrand oben in der Mitte etwas ausgerandet, die schwarzen
Längslinien wenig breiter als die gelbgrüne Mittelbinde. Kopf
und Rüssel feiner und etwas weitläufiger punktirt als der
Thorax, die Punkte sämmtlich mit einem kurzen kaum ab-
stehenden Börstchen. Decken innerhalb der Schultern ein-
gedrückt, diese abhebend. Die grünen und schwarzen Schuppen
Stctt. entomol. Zeit. 1891.
273
sind rundlidi, gewölbt und sehr dicht, die auf den Beinen läng-
lich, flach und nicht dicht gestellt; die Schuppenborsten auf den
Spatien zugespitzt und etwas geneigt. An den Seiten über-
wiegen die grünen, auf dem Rücken die schwarzen Schuppen.
Die Beschreibung des Ptochidius nigrosparsus Mots. von
Ost-Indien paßt wohl sonst auf ornatus^ doch fehlt der Stirne
des letzteren la tache noirätre qui se dilate vers les deux
extremites.
15. Cyphicerus deplanatus. Oblongo-ovatus, niger, squamis
cervinis dense tectus, supra cinereo-albido-et umbrino-maculatus;
fronte depressa canahculata; rostro longitudinaliterlate impresso;
antennis elongatis, articulo 2^ funicuh P longiore, clava
ovata acuminata; prothorace trapeziforme, basi bisinuato pone
angulos posticos acutissimos profunde impresso, remote punctato;
scutello rotundato; elytris antice prothoracis basi haud latioribus,
humeris obtuse angulatis, postice rotundato-acuminatis, punctato-
substriatis, dorso intra interstitiones carinatas quartas deplanato,
postice declivibus; femoribus parum incrassatis unispinosis;
long 1,1, lat 2,2 mm.
Sikkim.
Schon der eigenthümlichen Deckenwölbung und der breiten
Thoraxbasis wegen ist deplanatus mit keiner der bisher be-
kannten Arten zu verwechseln.
Von der Seite gesehen liegt die höchste Deckenwölbung
hinter der Mitte; die Sutur ist auf der abschüssigen, Spatium 2 an
der höchsten Wölbungsstelle, 4 von hier bis nahe zur Basis,
6 nur auf der Schulter hoch gewölbt, die vordere Decken-
hälfte zwischen den beiden Spatien 4 flach gedrückt. Der
mittlere stumpfe Basallappen des Thorax reicht etwas weniger
zurück als die spitzigen Hinterecken, welche sich dicht an
die Decken schließen und durch einen ziemlich tiefen Eindruck
noch spitzer erscheinen; von diesen Hinterecken ab bis zu
den Vorderecken convergiren die geradlinigen Seiten, der Vorder-
rand ist kaum halb so breit, als die Basis und die Augen-
lappen treten gerundet vor. Alle Geißelglieder sind länger
als breit, die Keule höchtens so lang als die beiden letzten
Geißelglieder, an beiden Enden zugespitzt, der Schaft fast
gerade, an der Basis nicht dicker als die Geißel, an der
Spitze kaum so dick als die Keule. Eine regelmäßige Zeichnung
ist auf den Decken nicht vorhanden, immerhin ist die Ver-
theilung der hellen und dunklen Schuppen derartig, daß letztere
eine schräge, vorne und hinten eben so breit weißlich be-
grenzte Querbinde zu bilden seheinen. Die runden theilweise
Stett. entomol. Zeit. 1891.
274
abgestutzten Scliuppeu der Ober- und Unterseite stehen sehr,
die auf den Schenkeln noch ziemlich dicht.
16. Pkytoscaphus nepalensis. Boh. var. simiUs; rostro recto
supra late sulcato et bicarinato.
Boheman beschreibt den Rüssel von nepalensis: „paruni
arcuatum supra subelevatum, fere planum." Auf die 3 mir
vorliegenden von Mrs. Pracu bei Sikkim gesammelten Stücke
paßt die Beschreibung sonst gut, nur ist weder der Rüssel
gebogen, noch kann man ihn supra fercplanum nennen, weil
er 2 ziemlich scharfe Kiele zeigt, deren zwischenliegeuder
Raum schmäler als die Augeuentfernung und ziemlich tief
rinnenartig gefurcht ist. Einstweilen sehe ich diese Stücke,
welche übrigens etwas abgerieben sind, als var. similis des
mir in natura unbekannten nepalensis an. Das Männchen hat
einen seitlich weniger gerundeten, schmäleren Thorax und die
Vorderschenkel sind stark geschwollen. Länge 7,5, Breite 2,8 mm.
17. PAytoscaphus lineatus. Oblongo-ovatus, niger, subtus
lateribusque flavescente viridi-, supi'a pedibusque umbrino-
squamosus, tlavo-lineatus; rostro latitudine longiore, sulcato,
bicarinato; prothorace antrorsum rotundato-angustato, basi
parum bisinuato, lobis ocularibiis subangulato-productis,
confertim punctato, dorso vittis duabis flavescentibus; elytris
humeris oblique angulatis, lateribus parallelis, postice sub-
acuminato-rotundatis, punctato-striatis, interstitiis dorsalibus
plauis, alternis suturaque flavidis, Omnibus erecto-setosis;
femoribus dentatis; long. 7,2, lat. 2,5 mm.
Sikkim.
Etwas größer, die Decken gewölbter, der Rüssel breiter,
auch audei's gezeichnet als lixabundus Boh..] von chlo rot icus Boh..
durch größere Augen, fast dreieckig vortretende Augenlappen
und andere Zeichnung zu unterscheiden.
Geißelglied 2 Avenig länger als 1, alle Gheder länger als
breit, die Keule kurz eiförmig, zugespitzt, der Schaft fast gerade
und etwas dicker als bei lixabundus. Schildchen oval, undicht
bekleidet. Auf den braunen Decken sind die Sutur, jederseits
Spatien 2, 4, 6. sowie hinter der Mitte eine Querreihe von
Punktmakeln gelblich, bei frischen Stücken möglicherweise
ebenso gelbgrün als die 4 äußeren Spatien und die Unterseite.
Beine, namentlich die Vorderschienen etwas länger als bei
Uxahundus^ diese ohne Spur eines Zahnes zwischen den zwei
Schweifungen. Alle Deckenschuppen sind rundlich, gewölbt,
gerieft und liegen stellenweise übereinander.
18. Phytoscaphus himalayanns. Minor, ovatus eonvexus,
niger, subtus lateribusque kiete viridi-, supra flavescenti-
Ste(t. eiitomol. Zeit. 1891.
275
squamosus, sat dense reclinatim setosus: fronte convexa; rostro
angusto, apicem vei'sus sulcato et carinato; prothorace remote
punetato; elytris humeris oblique rotuodatis, latere parallelis
postice acuminato-rotundatis, convexis obsolete remoteque
puDctato-sti'iatis, interstitiis subplanis; femoribus subtus acute
spinosis; tibiis aaticis bisinuatis; antennis pedibusque brunaeis;
long. 4.,5 — 5,lat. 1,6-2 mm.
Sikkim.
Von der Größe und Form des Ph. erro Pasc, aber
anders gefärbt, die Thoraxbasis und die Decken breiter, ihre
Punktstreifen feiner, die Fühler kürzer, die Beborstung
dichter u. s. w.
Rüssel schmal, flach; an der Spitze tiefer gerinnt und
hier mit kurzem Kiel. Geißelglied 1 wenig länger und dicker
als 2, die übrigen kürzer und kaum so lang als breit, Keule
kurz oval, zugespitzt, Schaft gerade, zur Spitze allmälig und
wenig verdickt. Tiiorax wie gewöhnlich nach vorne gerundet
verengt. Schildehen rundlich, grünlich beschuppt: Decken
mit feinen Streifen und feinen länglichen Punkten; die Borsten
auf den Spatien dichter, eim-eihig, stellenweise unregelmäßig
zweireihig gestellt, schräg nach hinten geneigt und länger
als bei lixabundus Boh. Schenkel verdickt. Schienen innen
ohne Zahn.
19. Lixus languidus. Elongatus, cylindricus, pube brevi
grisea sparsim supra maculatim obsitus; rostro femorum an-
ticorum longitudine et crassitudine, arcuato, cum capite den-
sissime punetato, subbisulcato; prothorace latitudine longiore,
densissime punctato-ruguloso, apice truncato; elytris prothorace
vix latioribus, pone scutellum et humeros etiam ante apicem
impressis; fortiter seriatim punctatis, interstitiis planis minute
punctatis; autennis pedibusque elongatiis; articulo 2^ funiculi
longissimo; long. 11, lat. 2,3 mm.
Darjeeling.
Ich besitze diese dem fasckulatus Boh. in Form und
Größe äußerst ähnliche Art seit längerer Zeit aus derselben
Gegend ; sie unterscheidet sich von jenem besonders durch
-kurze Behaarung, längeren noch kräftiger und dichter, fein
runzlig punktirten Thorax, hinten weniger lang zugespitzte,
«teuer abfallende Decken, durch die tiefen und großen ge-
reihten Punkte sowie durch das verlängerte zweite und kurze
erste Geißelglied, letzteres um die Hälfte kürzer als 2. Stirne
mit einem eingestochenen Punkt. Rüssel mit einer kurzen
Furche zwischen den Fühlereinlenkungen, gewöhnlich auf der
Basalhälfte mit 2 unregelmäßigen Längsfurchen. Thorax an
Stett. entomol. Zeit. 1891.
276
der Basis schwach zweibuchtig, an den Seiten nach vorne
gerundet verengt, die recht großen und tiefen, stellenweise
grübchenartigen Punkte mit einem kurzen Härchen, ihre
Zwischenräume schmale, fein punktirte Runzeln bildend. Die
graue Behaarung der Unterseite etwas länger als die der Ober-
seite, aber immer noch kürzer als bei fasciculatus.
20. Lixus Pracuae. Elongato-oblongus, convexus, niger,
supra sparsim brevissimeque pubescens, lineis nonnulhs obliquis
densius pubescentibus signatus; rostro crasso cylindrico, ar-
cuato, tibiarum anticarum longitudine, densissime punctato;
oculis angustis; prothorace cylindrico ante apicem leviter
sinuato-angustato, basi apiceque profunde bisinuato, ruguloso,
medio abbreviatim sulcato; elytris prothorace latioribus, hu-
meris obliquis, latere parallelis aut retrorsum parum dilatatis^
apice rntundato-acuminatis, pone basin transversim et post
callum posticum impressis, anticepunctis grossis seriatis, apicem
versus sensim punctato-striatis; corpore subtus pedibusque
elongatis dense ae longius cinereo-pubescentibus, femoribus
anticis maris parum clavatis subtus ante apicem emarginatis j
long. 13 — 14,5, lat. 4,5 — 5 mm,
Sikkim.
Das (^besitzt einen nur um etwa ^j=, kürzeren Rüssel als das
$ und die untere Ausrandung der Vorderschenkel bildet mit
der Keulenstelle eine stumpfe Zahnecke.
Die Rüsselsculptur besteht aus ziemlich dicht gestellten,
ungleich großen Punkten, welche an den Seiten vor den Au-
gen am tiefsten sind. Die runzligen Thoraxseiten sind we-
nigstens auf der hinteren Hälfte durch eine helle, aus längeren
und dichteren Haaren bestehende Linie markirt, welche sich
auf die Decken fortsetzt, aber von der Basis bis etwa zur
Mitte des Seitenrandes schräg verläuft; eine zweite, dieser
parallele vor der Mitte liegt zwischen den Streifen 1 und 6,
eine dritte im entgegengesetzten Sinne schräge liegt hinter der
Mitte zwischen den Streifen 1 und 10, endlich eine vierte
von der Deckenspitze bis zum Eindruck unter der Schwiele^
Die groben Runzeln auf dem Thorax erreichen weder die
Basis noch den Vorderrand und gehen namentlich auf letzterem
in Punkte über; die Augenlappen ragen kurz aber deutlich
vor. Basis der Decken zwischen den schräg abfallenden
etwas wulstigen Schultern quer eingedrückt, der Eindruck
durch das gegen die Basis wulstige Spatium 2 unterbrochen;
die auf der vorderen Hälfte tiefen, unregelmäßigen, grübchen-
artigen, bald runden bald länglichen gereihten Punkte
werden gegen die Spitze hin feiner und stehen in vertieften
ßte«. entomol. Zeit. 1891.
277
Streifen; die etwas gewölbten Spatien fließen auf der vor-
deren Hälfte stumpf runzlig zusammen. Das f^ hat auf den
ersten Blick Aehnlichkeit mit L. binodulus Jllig.
21. Hylobius consimi/is. $ Oblongus, dorso nonnihil de-
pressus, niger, subnitidus, pilis oehraceis maeulatim obsitus,
sparsim albo-setosulus; antennis pedibusque eJongatis tenuibus,
iUis piceis; capite rostroque minute punctato, hoc parum ar-
cuato, 4-sulcato ac punctis grossis adsperso; protliorace antiee
attenuato, margine antico vix bisinuato confuse dorso foveolato
apice subtiliter punctato 5 scutello rotundato, punctato; elytris
parallelis liumeris rotundato-rectangulatis, apice singulatim
subacuminatis, dorso subdepressis, post callum posticum pro-
funde impressis, foveis oblougis seriatim impressis, interstitiis
convexis granulatis; metasterno abdomineque valde remote
sed grosse punctatis; femoribus clavatis deute parvo armatis;
long. 11, lat. 4 mm.
Sikkim.
Mit H. clathratus Pasc, sehr nahe verwandt, aber durch
den grübchenartig äußerst dicht punktirten Thorax sofort zu
unterscheiden.
$. Rüssel länger als der Vorderschenkel und breiter als
die mit einer tiefen Furche versehene Stirn, bei der Fühler-
einlenkung im Spitzenviertel gebogen, auf der Spitzenhälfte
glänzend fast glatt, auf der Basalhälfte jederseits mit 2 Seiten-
furchen, oben mit 2 Reihen größerer weitläufiger Punkte.
Geißelglied 1 und 2 verlängert und gleichlang, 3 bis 6 so
lang, 7 kürzer als breit aber nicht an die Keule geschlossen,
diese oval. Thorax so lang als breit, die Seiten bis vor die
Mitte kaum gerundet fast parallel, dann schwach geschweift
verengt, die Räume zwischen den dichten Gruben runzelartig,
glänzend, auf der Spitzenhälfte mit Mittelkiel. Auf den Decken
(kaum ^,'3 breiter als der Thorax) sind die viereckigen
Grübchen nur durch schmale Brückchen getrennt, welche
ebenso hoch als die Spatien sind, diese besonders an der
Basis und Spitze mit weitläufigeren kleinen Körnern besetzt,
welche letzteren, wie auch die spärlichen Punkte auf der
Unterseite und den Beinen ein weißes fast anliegendes
Börstchen tragen; von der Seite gesehen sind die Decken
flach längs-gewölbt, hinten sehr flach, erst dicht vor der
Spitze steiler abfallend. Die Schienen sind sehr schlank etwa
wie bei notatus Pasc. Ochergelbe Schuppenbörstchen bilden
auf den Decken undichte Querbinden, eine vor der Mitte
jederseits abgekürzte Seitenbinde, eine längere hinter der Mitte,
Stett. entomol. Zeit. 1891.
278
eine kleine Makel in der Vei-tiefiins; hinter der Sch\A'iele und
einige zerstreute Flecken auf dem Rücken.
22. Hylobius angustus. r^ Elongatus, augustiis, subcylin-
dricus, dorso parum depressus, rufus, vix nitidus, pilis et
squamis piliformibus silaceis adspersus; rostro prothorace
nonnihil longiore, minus fortiter sed dense puuctato-substriato ;
prothorace oblongo, cylindrico, latere ante apicem nonnihil
contracto, ra argine antico modice bisinuato, lobis ocularibus
rotundatis parum productis, dense ruguloso-punctato, dorso ab-
breviatim carinato; scutello silaceo-squamoso; el^'tris protho-
race parum latioribus, humeris breviter rotundatis, latere pa-
rallelis, postice angustatis, apice conjunctim rotundatis, ante
apicem utrimque impressis, seriatim punctatis, iuterstitiis sub-
planis rugulosis, silaceo-subbifasciatis ; femoribus dente parvo
armatis, tibiis parum bisinuatis; metasterno remote punctato;
long. 9, lat. 2,9 mm.
Simla.
Noch schlanker als der uordamerikanische H. pales
Hrbst. Thorax und Decken feiner, der Rüssel dagegen gröber
sculptirt.
Rüssel bis zur Fühlereinlenkung nahezu gerade, dann ge-
bogen, die Puuktirung (auch auf dem Kopf) nur annähernd
gereiht, die Räume feine Längsrunzeln bildend und mit we-
nigen kurzen anliegenden Börstchen, die Furche an den
Seiten über der Fühlerfurche nur schwach. Stirne mit einem
breiten und flachen Punkt. Thorax etwas gröber als der
Kopf punktirt, die Zwischenräume stellenweise Runzeln bil-
dend, die Basis kaum merklich gebuchtet, vor dem Schildchen
flach eingedrückt, hier und an den Seiten mit gelben, das
Schildchen mit weißlichen dickeren Schuppenborsten. Die ge-
reihten Punkte auf den Decken etwas eckig, nicht tief, und
nur halb so breit als die Spatien; einige schwache Flecken,
Spatium 3 und zwei mit ihm zusammenhängende, uni'egelmäßige,
durch die Sutur unterbrochene Schrägbinden, von welchen
die hintere sich fast bis zur Spitze erweitert und ringförmig
die kahle Schwielenstelle umgiebt aus nicht sehr dicht ge-
stellten gelben Schuppenborsten gebildet. Hinterbrust an der
Basis mit einer glänzend glatten parallelseitigen Furche. Un-
terseite gleichmäßig dünn mit gelben Börstehen, auf dem
Prosternum mit borstenartigen Schuppen in den Punkten.
Die neue Art muß dem H. dinstindus Pasc, aus den ost-
indischen Gebirgen ähnlich sein, ist aber schon durch seine
matte und rothe Oberseite und seinen Rüssel ohne lange iveisse
Eaare von diesem zu unterscheiden.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
279
23. Echinocnemus pruinosus. ,^ Oblougus, postice ro-
tundato-acuminatus, nigro-piceus, dense cinereo-squamosus ;
antennis pedibusque testaceis; rostro crassiiisculo arcuato,
prothorace breviore; hoc quadrato lateribus ante apicem paulo
rotundato, reti-orsum recto-angustato, lobis ocularibus rotuu-
dato-productis ; scutello minuto; elytris hiimeris obliquis, ro-
tundato-angulatis, latere parallelis, postice valde attenuatis,
dorso subdepressis, sub callum posticum paulo impressis, sub-
tiliter striatis, interstitiis subcoavexis; pedibus elongatis, tibiis
anticis apice paulo curvatis, subtus serratis fimbriatisque ; long,
4,5, lat. 1,5 mm.
Nagpore.
Durch die hinten zugespitzte Deckenform dem Eck. adus-
tus Chvr., der Thoraxform wegen dem Ephimeropus geniculatus
Hochh. ähnlich.
Augen elliptisch, etwas gewölbt, die Stirne zwischen
ihnen so breit als der Rüssel; dieser cylindrisch, gebogen, so
breit als die Vorderschenkel an der dicksten Stelle, anderthalb
mal so lang als breit, wie der übrige Körper dicht beschuppt.
Geißelglied 1 stark verlängert, das längste und doppelt so dick
als 2, dieses noch länger als breit. Thorax ebenso lang als
breit, seine Seiten von den rechtwinldigen Hinterecken ab bis
vor die Mitte geradlinig divergirend, dann gerundet-verengt,
die Basis flach gerundet. Rundliche flach gewölbte, dicht ne-
ben einander gelegte, matte, gelbgraue Schuppen bedecken den
ganzen Körper; außerdem sind äußerst kurze anliegende und
weiße Schuppenhaare eingestreut; auf dem flachen Decken-
rücken zeigt sich bis zur hinteren flachen Spitzenwölbung ein
bräunlicher Schatten, welcher beiderseits hinter der Mitte eine
oblonge gelbbraune Makel einschließt.
24. Bagous interruptus. ,^ Ovatus, subdepressus, piceus,
opaco-cinereo-incrustatus; fronte lata depressa; rostro elongato
subcyündrico, arcuato ; prothorace quadrato latere ante apicem
constricto, dorso inaequaliter obsolete ruguloso et subcalloso,
linea media vage impressa; elytris brevibus, humeris obliquis
augulatis deinde attenuatis, postice subito contractis, striatis,
interstitiis dorsalibus interrupto-elevatioribus, callo postico acuto ;
tibiis subtus sat profunde bisinuatis, articulis tarsorum 3 primis
linearibus; long. 2,5, lat. 1,3 mm.
Nagpore.
Außer dieser und einer anderen Art ^) von Sumatra
3^ Bagous sumatrensis. B. iiiterrupto simillimus et affinis; ironte
convexa-, rostro longiore cyliudrico, protliorace transvei'so latere ro-
Stctt. entomol. Zeit. 1891.
280
kenne ich keine, bei wek^her die Deckenschultern so scharf-
winklig wären.
Rüssel so lang als die etwas gekeulten Vordersehenkel,
an der Wurzel leicht verdickt. Fühler in der Mitte einge-
lenkt. Thorax so lang als breit, die Seiten gerade aber vor
der Spitze plölzHch und ziemlich scharfwinklig verengt, die
Spitze dieses Winkels seitlich etwas vorstehend, die Basis
flach, der Vorderrand tief zweibuchtig; Rücken flach gewölbt,
runzlig gekörnt, ungleichmäßig eingedrückt, mit sehr flacher
Mittelfurche, welche den Vorderrand schneidet und beiderseits
hier sowie an der Basis eine kaum erhabene breite Schwiele
abhebt. Decken höchstens um ^'^ länger als über die Schul-
tern gemessen breit, hier um 1/3 breiter als der Thorax, die
Schultern von den Thoraxhinterecken schräg abfallend,
hinter dem scharfen Schulterwinkel leicht geschweift, dann
bis zum Spitzenfünftel wenig verengt, hier plötzlich zu-
sammengerafft, die gerundete Spitze schmäler als der Thorax-
vorderrand: Spatien 2, 4 und 6 erhabener, ersteres zweimal,
4 und 6 undeutlich unterbrochen, 4 an der Spitze tuberkel-
förmig. Die beiden Ausbuchtungen des Schienenunterrandes
bilden in der Mitte eine stumpfe, mit einem längeren
Börstchen besetzte Zahnecke; drittes Tarsenglied nit-ht breiter
als das zweite.
2.T. Smicrony./- albo-rariegalns. Forma et nuignitudine
.jSm. obtecti Lee. . Niger, nitidus supra minus deusc cervino-
squamosus, albido-variegatus : antennis pedisbusque rufo-brun-
neis; rostro femoribus antieis longiore, pone antennarum in-
sertionem arcuato, in mare toto, in femina basi tantum sub-
tiliter striato; prothorace lateribus aequaliter rotundato, an-
trorsum magis angustato, lobis ocularibus magis rotundato-
productis, dorso sat fortiter i)anctato; elytris humeris rotun-
dato-rectangulatis, latere parum rotundatis obsolete subpunc-
tato-striatis, interstitiis laevibus ; femoribus antieis in uti-oque
sexu deute parvo armatis; long. 2,5 mm.
Nagpore; 1 ,^ $
var. minor, interstitiis elytrorum rugulosis, squaniis albidis
in eljtris pustulus duas rotundatas efficientibus, long IS, mm.
hipimctatus Fst.
Die Unterseite ist nicht dicht, die Episternen dichter
tundato. supra aequale coiifertiiu puuctato-, elytris subtiliter punctato,
striatis. interstitiis dorsalibus internipto-minus elcvatioribus-, loiiy. 2,.5,
tat. 1,;5 mm.
Sumatra-, 1 ,^ ^
Stett. entomol. Zeit. 1891.
281
Aveiß beschuppt, die Schuppen vaudhch. auf den Beinen dünn
borstenförmig. Thorax mit kräftigen Punkten, welche ebenso
groß sind als ihre Zwischenräume, seine Seiten und die Mit-
tellinie weiß. Punkte in den Deckenstreifeu länglich, ziemlich
undeutlioh, die Spatieu wenigstens auf den kahlen Stellen
glatt glänzend, sonst am wenigsten dicht rehfarben, nur die
Schultern und eine unregelmäßige, außen und innen abge-
kürzte Querbinde hinter der Mitte dichter weiß beschuppt; die
Schuppen lang-oval, an beiden Enden zugespitzt.
Ein kleines ,^ mit gerunzelten Deckenspatien, auf
welchen die weiße Querbinde jederseits bis auf eine weiße
Punktmakel reducirt ist halte ich für eine Varietät des albo-
variegatus.
26. Smicronyx centropustulatus. ,^ Lato-ovatus, con-
vexior, niger, subnitidus, brunneo-et albido-sat dense squamo-
sus; rostro elongato, striato; prothorace latere rotundato,
autice angustato dorso tra>isversim strigoso ; elytris humeris
i'otundato-reetangulatis, retrorsum rolundato-angustatis, longi-
tudinaliter convexis tenuiter striatis, interstitiis biseriatim
squamosis ; plaga communi subrhomboidali callo postico
punctis duobus basalibus albidis; corpore subtus minus dense
squamoso; femoribus dentatis; long. 2,5 mm.
Nagpore.
Von der Form des cyaneus Gvll. aber etwas kleiner,
auf den Decken noch gewölbter, die Schultern nach vorne
nicht vorspringend.
Beschuppte Stücke sind an der zweireihigen Stellung der
runden Schuppen auf den Deckenspatien und der weißlichen
Zeichnung der Decken, abgeriebene an der Form der Decken
und dem quergestrichelten Thorax leicht zu erkennen. Dicht
hinter der Mitte steht eine gemeinsame rhombische, eine
etwas erhabene auf jeder Schwiele vor der Spitze, eine auf
der Schulter und je eine an der Basis des zweiten
Spatiums.
27. Sharpia bel/a. ,j Sh. solutae var. dorsali Fsl. si-
millime signata; minor, dorso depressa; eljtris apice decli-
vioribus, vitta dorsali prothoracis flavo-sericea et macula
eh'trorum communi atro-holosericea albido-circumductis, squa-
mis setiformibus .^eriatis in eljtrorum interstitiis brevioribus;
long. 2 mm.
Kagpore.
Die geringe Grösse und die breit weiß umrandete, scharf
begrenzte Makel auf Thorax und Decken würden keine Ver-
anlassung geben bella für specifiseh verschieden von der
Statt, enlomol. Zeit. 1391.
282
turkestanischen soluta anzusehen wenn nicht die Decken auf
dem Rücken flacher, die Apicalwölbung steiler und die weiß-
lichen stabförmigen Schuppenborsten kürzer wären. Die
Deckenzeichnung ist fast genau so als bei Sibinia primita var.
phalerata Stev.
28. Cylas submetallicits Desb. Journ. As. See. Bengal.
1890 p. 214. Ein Männchen von Nagpore weicht insofern
von der Beschreibung dieser Art ab als dasselbe keinen me-
tallischen Schimmer zeigt, die Fühler ganz schwarz (bis auf
die Keule) und die Beine pechbraun sind; da aber bei for-
micarius Fab. die Färbung der Fühler und Beine nicht kon-
stant ist so darf jener abweichenden Färbung auch kein
großes Gewicht beigelegt werden. Jmmerhin ist die Möglich-
keit nicht ausgeschlossen, daß das mir vorliegende r^ doch eine
von suhmelallicus verschiedene Art ist.
Die Augen sind sehr wenig gewölbt, hinten fast so weit
von einander entfernt als die Fühlerkeule breit ist; der
Rüssel kaum schmäler als der Kopf dicht hinter den Augen ;
die Fühlerkeule fast länger als der übrige Theil der ziemlich
dicken Fühler; die Decken hoch gewölbt; die Hinterschenkel
überragen etwas die Hinterleibspitze.
29. Ci/las impunclatus. ,^ Elongato-oblongus, niger, opa-
cus, impunctatus; antennis pedibusque rufo-testaceis; capite
post oculos majores et modice convexos transversim late
contractu; fronte inter oculos angusta; rostro latitudine duplo
longiore, inter antennarum insertioneni tenuiter canaliculato;
clava antennarum funiculo longiore; prothorace angustiore,
longiore, lateribus minus rotundato, postice tubulato; elytris
prothorace duplo latioribus, parallelis, apice acuminato-rotun-
datis, dorso minus fornicatis, postice declivibus, humeris ob-
lique angulatis; femoribus posticis apicem corporis superan-
tibus,- long. 3,5; lat. 1,2 mm.
Nagpore.
Die neue Art hat ähnliche kurze Form wie siibmelaUkus,
ist nur auf den Decken weniger hoch gewölbt und zeigt wie
jener eine äußerst fein reticulirte matte Oberfläche aber keine
Spur von Punkten. Rüssel nur wenig kürzer und breiter
als bei Jormicarius (also viel schmäler als bei submelallicus)
dagegen die Augen größer und etwa um ein viertel der
Rüsselbreite von einander entfernt. Thorax und Decken mit
ähnlichen Umrissen wie bei submetallicus nur ersterer schmäler
und an den Seiten weniger gerundet. Alle Geißelglieder
transversal.
30. Apion obnoxium. ^ Oblongo-ovatum, convexum
Stett. entomol. Zeit. 1S91.
283:
nigrum, subiiitidum, supra pilis exigiiis parce adspersum;
fronte depressa trisulcata cum rostro sat fortiter punctata;
hoc elongato, avcuato, autrorsum attenuato, punctis subseriatis ;
antennis tenuibus pone medium rostri insertis; prothorace la-
titudine longiore, eonieo, latere ante apicem obsolete contracto,
obsoletissime reticulato band dense punctato, dorso postiee ca-
naliculato; seutello rotundato, convexo, nitido; elytris retror-
sum paulo dilatatis, apice subobtuso-rotundatis, humeris sub-
rectangulatis, dorso convexiusculis, punctato-striatis, interstitiis
planis obsolete rugulosis et punctatis; long. 1,8 mm.
Nagpore.
Zu clavipes Gerst. und inflatus Mots. gehörig, von beiden
u. a. durch längere nicht bucklig gewölbte, deutlicher punk-
tirte gestreifte Decken, kleinere, weniger gewölbte Augen,
von crassicoffe Mots., welcher eine ähnlich sculptirte Stirne
haben soll, durch die Decken verschieden, welche um ein
viertel breiter als der Thorax sind und deutliche Schulterecken
haben.
Fülller näher zur Mitte als zur Basis eingelenkt, Geißel-
glied 2 nur wenig länger als 3, um ein drittel kürzer als das
dickere 1, dieses doppelt so lang als dick. Thorax etwas
länger als an der leicht aufgebogenen Basis breit, hier am
breitesten, nach vorne nicht viel aber ziemlich geradliniG,- ver-
engt, der Länge nach etwas gewölbt; die reticulirten Räume
zwischen den sehr flachen Punkten so breit als diese; die
ziemlich kräftige Mittelfurche erreicht nicht die Mitte. Decken
an der Basis zwischen den beinahe rechtwinkligen aber nicht
beuligen Schultern (wie bei inflatum) etwas abgeflacht, dann
bis zur Spitze in gleichmäßigem Bogen gewölbt, die Punkt-
streifen deutlicher und die Beine kürzer als bei clavipes.
31. Apoderus (Hoplapodents^ gemmosus Jekel wird vom
gemmatus Thunb. durch weniger hohe Tuberkel auf den Decken
und durch ganz rothgelbes Abdomen unterschieden (Jns.
Saund. p. 182). Hiernach zu urtheilen sollte der mir unbe-
kannte gemmatus vom Cap ein gemakeltes Abdomen haben.
Meine chinesischen Stücke stimmen genau mit Jekels Be-
sehreibung überein, die ostindischen Sf-Ieke dagegen zeigen
spitzere Schultern und viel höhere Tuberkeln auf den Decken
und scheinen von gemmatus nur durch einfarbig rothgelbes
Abdomen abzuweichen. Höchst wahrscheinlich sind diese
ostindischen Stücke identisch mit gemmatus und der gemmosus
nur eine schwächer tuberkulirte Race desselben.
Ebenso hohe Tuberkeln haben auch die Stücke aus
Cochinchina; hier tritt aber- zuweilen eine hübsche Farben-
stet t. entomol. Zeit. 1891. 20
284
Varietät Chevrolati m. auf, bei welcher die Decken bis auf eine
ideine Malvel am Vorderrande der Schulter, eine in der Mitte
neben dem Seitenrande und eine hinten am Außenrande ganz
schwarz sind.
32. Apodems {Centrocorijnus') sciiteJ/aris GyW. Die Jn-
nenecke an der Spitze der 4 weiblichen Vorderschienen ist
ungewöhnlich stark zu einem Lappen erweitert, dessen Aus-
senkante crenulirt ist und hinter welchem der zweite Horn-
haken versteckt liegt.
33. Äkides trilinealus. i^ Oblongo-ovatus, convexus,
niger, nitidus; fronte nonnihil impressa, cum rostro dense
punctatis, hoc prothoraeis longitudine, a basi usque ad anten-
narum insertionem reeto et dense, deinde arcuato et remote
punctato; prothorace transverso antrorsum rotundato-angustato ,
latere ante apicem subconstricto, basi profundissime bisinuato,
angulis tribus acutis, convexo, sat crebre verrucoso, linea
media utrinque vitta obliqua antrorsum tlexa cingnloque an-
teapicale medio late interrupto — flavido-squamosis; elytris re-
trorsum parum angustatis, humeris rotundatis, evidenter striato-
punctatis, interstitiis l", 3«, 4», 6«, 8«, 9« totis, 2» basi tantum
costatis nitidis et remote uniseriatim punctatis; 5«, 7" et di-
midia parte postica secundi flavo-albido-squamosis, metasterno
lateribus segmentis abdominalibus i et 2 subverrucosis; femo-
ribus parum dilatatis, spina obhqua armatis; long. 10, lat.
4 mm.
Sikkim.
Von der Größe und Form des slf/natus Boh., von diesem
hauptsächlich durch gleichlange Beine, nicht gerunzelte
Deckenspatien und nicht abgekürzt beschupptes Spatium 5 zu
unterscheiden.
Sämmtliche Schuppen der Ober- und Unterseite sind
zwei- oder dreiziptlig d. h. sie bestehen eigentlich aus 2 oder
3 einem Punkte entspringenden ungleichlangen Härchen; die-
selben stehen sehr dicht an den Seiten der Hinterbrust und»
des Abdomens, auf den drei Linien und den Seiten des
Thorax sowie auf 3 hellen Läng-slinien jeder Decke. Von
den letzteren erstreckt sich die innerste auf Spatium 2 von
der Spitze bis weit vor die Mitte und geht hier allmälig auf
den zweiten Punktstreilen über, indem sie das sonst thache
Spatium 2 hier kielartig vortreten läßt; das gewölbte
Spatium 1 wird vor der Basis niedrig und erlischt fast
ganz. Die Punkte in den Deckenstreifen sind eingedrüciit
und greifen theilweise auf die gewölbten Spatien über.
Schultern lang abgerundet, leicht wulstig erscheinend; hinter
Stett. entomol. Zeit. 1891.
285
der Schwielenstelle und hinter dem queren, glänzenden
Schildclien sind die sonst gewölbten Decken niedergedrückt.
Thorax am pimktirten Vorderrande ziemlich tief ausge-
buchtet, auf den beschuppten Linien frei von glänzenden
Wärzchen, welche, auf dem Rücken meist länglich, sonst die
gewölbte Oberfläche ziemlich dicht bedecken. Geißelglied 1
etwas länger als 2, dieses fast doppelt, 3 bis 6 nur so lang,
7 kürzer als breit und an die kurz ovale Keule geschlossen.
Vorderschienen an der Basis kurz, weiterhin lang ge-
buchtet.
34. Physarclius castaneipennis. Brevis, subrhombicus, con-
vexus, badius, parce cinereo-pilosus, supra nitidus; eljtris an-
tennis pedibusque femoribus exceptis dilutioribus; vertice
fronteque convexa punctatis, canaliculatis ; rostro crasso recto,
sulcato ; articulo secundo funiculi primo longiore; prothorace
paulo transverso antrorsum angustato, longe ante apicem con-
tracto, basi marginata bisinuato, dense inaequaliter punctato ;
ruguloso, medio sulcalo; elytris latitudine parum longioribns,
humeris dente acuto protensis, valde convexis, post callum
posticum profunde impressis, foveis subquadratis seriatim ob-
sitis, interstitiis convexis, 2*^, 4" ante basin caUoque postico
tuberculii'ormibus ; long. 6,5, lat. 4,5 mm.
Sikkim.
Von dem mir unbekannten conspicil/atus Fairm. — Pet,
uouv. 1877 p. 280 u. Ann. Fr. 1881 p. 313 — sicher
durch die scharf zahnförmig vortretenden Schultern sowie
durch die vor der Basis tuberkelförmigen Spatien 2 und 4
verschieden.
Die dünne Bekleidung der Oberseite besteht aus kurzen
'die der Unterseite und der Thoraxseiten aus dichter ge-
steUten längeren feinen gelbbraunen Härchen. Rüssel breiter
als hoch, beim (^ kürzer als die Vorderschenkel und ziemlich
dicht punktirt, beim 2 unpunktirt, die Mittelfurche unter-
brochen, auf der Basis breit und tief, vorne schmal und fein.
Fühler beim ,^ vor, beim $ in der Mitte eingelenkt, der
Schaft nicht länger und nur an der Spitze dicker als die
beiden ersten verlängerten Geißelglieder, von diesen 2 länger
als 1; Keule so lang als die 6 letzten Geißelglieder, so dick
als der Augendurchmesser, nicht scharf zugespitzt. Stirne
zwischen den etwas gewölbten Augen so breit als der
Rüssel; Kopf fein punktirt, hinter den Augen gestrichelt.
Thorax mit breit gerundetem Mittellappen; die Seiten nur
wenig gerundet. Schildchen groß dreieckig mit gerundeten
Seiten. Decken an der Basis für das Schildchen breit und
Stett. entomol. Zeit. 1891. 20 *
286
tief ausgeschnitten, die Ränder des Ausschnittes etwas aufge-
stülpt; die Längswölbuug hat iln-en höchsten Punkt voi* der
Mitte, von hier zur Basis schnell, zur gemeinsam stumpf ge-
rundeten Spitze in mehr flachem Bogen abfallend; die ge-
wölbten Spatien äußerst fein und spärlich punktirt. Beine
schlank, die Schenkel schwach verdickt.
35. Bahninus Bomfordi ^ Supra depressus, niger,
haud dense griseo-flavescenti — , subtus densissime albido-et
ochraceo-squamosus ; antennis pedibusque ferrugineis; rostro
apicem versus curvato, basi seriatim punctato, acute carinato ;
oculis approximatis; articulo 1^ funiculi valde elongato, ultimo
latitudine aequilongo; prothorace conico confertim punctato;
scutello albo-squamoso ; elytris dense punctato-acute striatis ;
femoribus acute dentatis; long. 5,8, lat. 2,1 mm.
Calcutta.
Von dem in der Form ähnlichen distinguendes RoeL
durch flach gedrückte Decken mit feineren Punktstreifen,
schmälere Stirne, längeres erstes Geißelgiied, sehr dicht be-
schuppte Unterseite, rot he Fühler und kleineren Schenkelzahn
verschieden.
Schuppen der Oberseite lang und schmal, an der Spitze
abgestutzt, nicht dicht gestellt, die weißhchen an den Seiten
etwas kürzer und meist längs gerieft, die der Unterseite viel
breiter, ganz dicht gestellt und vielfach quer eingedrückt,
gleichsam gegliedert. Prosternum vor den Vorderhüften, die
Epimeren der Mittelbrust, die Spitze der Hinterbrust und ihre
Episternen ochergelb beschuppt. Thorax mit leicht gerundeten
Seiten, kaum kürzer als breit. Decken keilförmig, wenig
breiter als die Thoraxbasis, die Schultern fast ganz ver-
rundet, die Punkte in den Streifen länglich und sehr dicht,
die Sutur hinten schräg abstehend gelb behaart. Analsegment
(r^) mit tiefer dreieckiger Grube.
36. Mechislocerus patruelis. Oblongus, convexus , nigro-
piceus, subnitidus, cinereo-squamosus, brunneus et albido-varie-
gatus; antennis tarsisque dilutioribus; fi-onte profunde sulcata;
rostro elongato arcuato, a basi usque ad antennarum inser-
tionem punctato et quadrisulcato, antice laeve nitido; protho-
race antrorsum rotundato-angustato, crebre fortiterque punc-
tato, medio carinato; scutello rotundato, nitido; elytris late-
ribus parallelis, postice acuminato-rotundatis substriato-punc-
tatis, interstitiis suplanis, postice haud callosis; metasterno
anguste canaliculato; femoribus acute dentatis; long. 9,5, lat.
3,2 mm.
Sikkim.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
'287
Von der länglichen Form des Berosiris vioJatus Pasc.
Braun, gelbgrau und weißlich gesprenkelt, ohne ausge-
sprochene Zeichnung. Rüssel so lang als der Vorderschenkel,
bis zur Fülilereinlenkung (dicht hinter der Mitte), ziemlich
grob, wenigstens gröber als der Kopf, von da bis zur Spitze
garnicht punktirt. Thorax an der Basis leicht, an der Spitze
sehr tief zweibuchtig, die groben meist länglichen Punkte wie
auch die in den Deckenstreifen mit einer kleinen Schuppe.
Decken 2i|.j mal so lang als breit, etwas breiter als der
Thorax, hinten spitz gerundet, gleichmäßig längsgewölbt, auf
der Basalhälfte mit großen und tiefen nicht sehr dichten,
nach hinten allmälig kleiner werdenden Punkten und ver-
tieften Streifen; die Spatien flach, die abwechselnden höch-
stens an der Basis leicht gewölbt, alle mit einer Reihe wenig
abstehender kurzer Börstchen. Die Schuppen kurz oval oder
länglich, stellenweise an der Spitze abgestutzt. Schenkel
etwas gekeult und spitz gezähnt, mit einem breiten hellen
Ring vor der Spitze. Alle Geißelglieder länger als bi-eit, 1
und 2 gleiehlang und die längsten. Hinterbrust und Seiten
des ersten Bauchsegments grob punktirt.
37. Liiorhynchus 4 - TOac«/a^«s Buq. ist von Java beschrieben.
Ein mir vorliegendes ,^ von Sikkim und ein dazu gehöriges
5 aus Birma bin ich geneigt für die Buquet'sche Art zu
halten, einmal weil beide Stücke der Beschreibung nicht
widersprechen, andererseits weil Chevrolat in Bull. Ann. Fr.
1882 den 4- macidatus auch aus Assam signalisirt. Immei'-
hin hege ich einige Zweifel, daß die javanische mit der
ostindischen Art identisch ist, weil es in Ostindien, speciell in
Hinterindien mehrere einander sehr nahe stehende Arten
giebt. Diese Frage kann erst mit Sicherheit entschieden
werden, wenn einmal Stücke aus Java zum Vergleich vor-
liegen.
Der Rüssel ist fast gerade, zur Basis hin allmälig ver-
dickt, seine Oberkante mit der des Kopfes nicht eine gerade
sondern eine geschweifte Linie bildend, an der Spitze etwas
verbreitert, die verdickte Basalstelle oben ebenso grob aber
nicht so dicht punktirt als der Kopf hinter den Augen.
Pygidium in der Mitte stumpf kielförmig erhaben, grob und
ziemlich dicht punktirt. Vorderbrustfortsatz zwischen den
Hüften sehmal, gefurcht, hinter den Hüften in einen breiten,
kurzen, tief gefurchten, 'an der Spitze herzförmig ausge-
schnittenen Lappen erweitert. Geißelglied 7 breit beilförmig.
Für Chevrolats Umbenennung des 4- maculatus Buq.
in assameusis (loc. cit.) sehe ich keine Veranlassung.
Siett. cntomol. Zeit. 1891.
288
Die Fauna von Yezo im Vergleich
zur Fauna des übrigen Japan.
A'on
Dr. itdolf Fritze.
(Auszug aus den Mittheilungen der deutschen Gesellschaft für
Natur- und Völkerkunde Ost- Asiens in Tokio. Bd. V. Heft 46, 1891,
mit Genehmigung des Verfassers.)
Yezo, die nördlichste der vier großen japanischen Inseln,
ist bis jetzt nur in verhältnissmäßig geringem Grade durch-
forscht. Namentlich ist dies der Fall in zoologischer Hinsicht.
Wenn ich nun versuchen will, in Folgendem eine Zu-
sammenstellung der Fauna Yezos behufs Vergleich mit der
Fauna des übrigen Japan zu geben, so muß ich voraus-
schicken, daß mein Bericht auf Vollständigkeit keinen Anspruch
machen kann. Es hängt dies zusammen erstlich mit der
Schwierigkeit, das nöthge Material zu beschaffen, und
zweitens mit der Kürze der Zeit, — etwa 31/2 Monate, — die
ich in Yezo zugebracht habe. Die Jahreszeit, Ende Mai bis
Mitte September, war für meinen Hauptzweck, die Beobachtung
der Insecten, eine recht günstige, während für andere Thier-
klassen, z. B. für Vögel und Fische, der Herbst geeigneter
gewesen wäre. Ferner will ich noch bemerken, daß ich
die niederen Thiere, von den "Würmern abwärts, nicht
in den Kreis meiner Beobachtungen gezogen habe; das Material
war so wie so schon ein überreiches.
Was endlich die Oertlichkeit anbelangt, in der ich ge-
sammelt habe, so ist dies erstens die Ebene von Sapporo,
zweitens die Umgebung der Kohlenbergwerke von Paronai-
buto, eine fast durchaus bewaldete Gebirgsgegend, und drittens
der Oberlauf des Ishikari-Flusses bis oberhablb seiner Strom-
schnellen bei Kamoikotan. Ich bezweifle, ob Sammlungen an
irgend welchen anderen Puncten die erhaltenen Resultate
wesentlich geändert haben würden, glaube vielmehr, daß
durch sie die characteristischen Züge nur noch mehr hervor-
gehoben werden würden.
Bei der Classe der Insecten verfüge ich über einen
Embarras de richesse, der es mir unmöglich macht, auch nur
die größeren Abtheilungen eingehender zu besprechen. Ich
will mich deshalb darauf beschränken, eine allgemeine Schilderung
des Insectenlebens von Yezo zu geben, und nur auf einige
speziell interessante Fälle näher eingehen.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
289'
Im Großen und Ganzen läßt sich der Chavacter der
Insectenfauna von Yezo in die Worte zusammenfassen:
Die auf der Hauptinsel noch zahlreich vertretenen tropischen
und subtropischen Formen und Färbungen terschwinden auf Yezo,
oder finden sich doch nur noch in sehr verringertem Masse. An
ihre Stelle treten nordische Formen, -welche sich im Allgemeinen
durch geringere Körpergrösse und dunklere Farbentöne von jenen
unterscheiden.
Um zunächst bei den Käfern, und zwar bei den Lauf-
käfern, zu beginnen, so fehlt die schöne buntfarbige Cicindela
chinensis^ die hier bei Tokyo nicht selten ist, in den Gebirgen
dagegen, wie es scheint, auch auf der Hauptinsel nicht vor-
kommt. Die auffallenden, großen, langgestreckten Damaster
der Hauptinsel — in der Umgebung von Tokyo namentlich
Damaster pandurus — werden in Yezo durch eine verwandte
Art vertreten, den Damaster rugipennis, und hier haben wir
das seltene Beispiel, das die nordische Form die lebhafter ge-
färbte ist, da sie ein metaUisch schimmerndes Halsschild be-
sitzt.'^) Die sonst vorkommenden Carabiden zeichnen sich
weder durch Größe noch durch Färbung besonders aus, es
sind meist Formen, wie wir sie häufig auch auf der Haupt-
insel finden, und von denen eine große Anzahl identisch oder
sehr nahe verwandt mit deutschen Arten ist.
Ueberrascht war ich durch die geringe Arten- und
Individuenzahl der Wasserkäfer. In meinem Besitze befinden
sich nur wenige kleinere Arten von Dytisciden und Hydrophiliden,
ferner Gyriniden; die Gattungen Dytiscus, Cybister.^ Hydro-
philus etc. fehlen in meiner Sammlung von Yezo vollständig.
Dieselben kommen indeß, aber wie es scheint nicht sehr häufig,
vor, z. B. in den Seeen Onuma und Konuma in der Nähe
von Hakodate.
Die Slaphyliniden haben in Ueberstimmung mit ihrer
ziemlich verborgenen Lebensweise überhaupt weder besonders
grosse Formen, noch leuchtende Farben; die von mir auf Yezo
gesammelten Arten sind sämmtlich sehr unscheinbar.
Ebenso verhält es sich mit den Histenden, welche selbst
unseren deutschen Arten an Grösse und Färbung nachstehen.
Unter den Aaskäfern ist namentlich die Häufigkeit eines
grossen, unserem Necrophorus germanicus nahestehenden Todten-
gräbers zu erwähnen.
*) Vergleiche Lewis. A Memorandum on the Coleopterous
Genvs Damaster with notes on six spcies or forms in it. Transactions
of the Asiatic Society of Japan. IX. pag. 154.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
290
In den nächsten Familien finden sieh überhaupt keine
grossen und auffallenden Formen, diese kommen erst wieder
in Betracht bei den LameUiGornia. Hier fehlt auf Yezo zunächst
der Riese unter den japanischen Käfern, Xylotrupes dichotomus.
Eine schöne smaragdgrüne Cefonüde — ich kenne ihren Art-
namen nicht — kommt im Gegensatz zur Hauptinsel auf Yezo
nur sparsam vor, einer der seltenen Vertreter schöner,
leuchtender Farben auf dieser Insel. Die Zahl der zu den
Maikäfern gehörigen Blattkäfer ist bedeutend geringer, als auf
Hondo; von Mistkäfern bemerkt man nur wenig. Die sehr
zahlreichen Hirschkäfer scheinen denselben Arten anzugehören,
wie auf der Hauptinsel, vielleicht nocli vermehrt durch einige
sehr kleine Species.
Verhältnissmässig sehr selten sind die Bvpresliden auf
Yezo. Von dieser Familie existiert im übrigen Japan eine
Art, welche sich dreist den schönsten Formen der Tropen an
die Seite stellen kann; ich meine das sog. „Tamamushi"*
(Chrysocroa Jh/gidissima), eine grosse, leuchtend grün und rothe
Pracht käferart, die in der Gegend von Tokyo durchaus nicht
selten ist. Im Hokkaido fehlt diese Art.
Die Elateriden sind häufig vertreten, die einzelnen Formen
ähneln unseren deutschen in hohem Grade.
Eine von mir in ziemlich vielen Exemplaren gefangene
Leuchtkäfer-Avi ist bedeutend kleiner, als die von der Haupl-
insel erhaltenen. Maiiviirmer und Canthariden sind häufig,
namentlich fand ich letztere oft damit beschäftigt, Fliegen,
Bienen, kleine Schmetterlinge oder andere Käfer zu verzehren,
ein Umstand, der diese Familie vielleicht dem Landmanne
nützlich, dem sammelnden Entomologen dagegen häufig recht
unangenehm macht.
Hier schalte ich am besten eine höcht eigenthümliche
Gruppe von Käfern ein, deren nähere Bestimmung und Classi-
ficierung mir bei dem gründlichen Mangel aller Litteratur hier
in Japan leider nicht möglich ist; es ist dies eine grosse Reihe
von Schwammkäfern, mit theilweise höchst abenteuerlichen
Formen und auffallenden Färbungen. Die Arten- und Individuen-
Zahl dieser verborgen lebenden Käfer ist auf Yezo eine
sehr grosse.
Ebenso ist stark daselbst vertreten die Familie der
MeJanosomata. Es sind meistens düster oder schwarz gefärbte
Käfer, welche an dunklen, feuchten, modrigen Orten leben.
Sie finden in den ausgedehnten Urwäldern von Yezo, mit
denen fast die ganze Insel bedeckt ist, die schönste Gelegen-
heis sich auszubreiten und die Menge der hier vorkommenden
Stett. eatomni. Zeit. 1891.
291
Arten und Individuen ist eine erstaunlicii grosse. Zu jeder
Tageszeit sieht man namentlich die bellenden //e'o/)s- Arten.
deren wir übrigens auch einige in Deutschland haben, an den
Bäumen umherlaufen.
Die folgenden FamiHen bieten wenig Interessantes dar,
erst bei den Curculioniden fällt wieder eine grosse Art auf,
die einigermassen an die tropischen Formen erinnert und so-
wohl auf Yezo wie auf Hondo ziemlich häutig ist. Die
kleineren Arten, namentlich Cleonus und verwandte Gattungen,
überraschen durch die Massenhaftigkeit ihres Vorkommens.
Auffällig sind die sehr zahlreichen und theilweise sehr
interessanten Arten der Bockkäfer. An die Stelle der auf der
Hauptinsel häutigen, schlanken Formen, treten plnmpe, schwer-
fällige Arten, ohne jedoch die ersteren gänzlich zu verdrängen.
Häufig tritt eine schön graublau und sammtschwarz gebänderte
Rosalia auf, ebenso an Wallnussbäumen eine blaugrüne Aromia.
Hier fehlt es überhaupt nicht an leuchtenderen Farben. Die
schön rothen Purpurkenus und eine metallisch glänzende
Saperda mögen als Beispiele dafür dienen. Dagegen fehlt ein
anderer Bockkäfer gänzlich, der sehr bekannte schwarze, mit
weissen Flecken geschmückte Melanauster chinesis^j der hier
auf der Hauptinsel überall an Bachufern gemein ist. Erwähnen
will ich noch eine sehr interessante Art, deren Flügeldecken
den Hinterleib nur zur Hälfte bedecken, die aber nicht zu den
Necydalis-A.vien gehört, sondern Prionus nahe steht, und die
mir bisher noch nirgends vorgekommen ist, auch wahrschein-
lich eine neue Gattung darstellen dürfte.
Die letzten beiden Familien der Käfer, die Chrysomeüden
und GoccinelMen., sind zahlreich, aber nicht in besonders auf-
fälligen Arten vertreten.""'')
Wir kommen jetzt zu den Hymenopieren.^ über die ich
rasch hinweggehen will, da ihre genauere Kenntniß noch sehr
im Argen liegt. Ich will deshalb hier nur kurz bemerken,
daß^ß^enert, Raub-, Schlupf-^ Grab- und sonstige Wespen in Hülle
und Fülle vorhanden sind, nicht weniger Ameisen etc. Für
den Hjmenopterologen ist hier noch ein weites beinahe jung-
fräuliches Gebiet, dessen eingehende Erforschung jedenfalls von
größtem Interesse wäre.
üeber die dritte Insectenordnung, die Lepidopfera.^ sind
*) Die Käfer betreffend weise ich auf den „Catalog der Coleopteren
von Japan" von H. v. Schönfeldt hin, der ausser der Angabe der be-
züglichen Beschreibungen auch die der sicher bekannten Fnndorte
entliält. Erschienen ist dieser- Catalog in den Jahrbüchern des
Naussauisclien Vereins für Naturkunde, Jahrg. 40. pag. 29.
Sfett. entomol. Zelt. 1891.
292
wir verhält nißmäßig gut unterrichtet, da sich von jeher Lieb-
haber und Sammler dieser schönen und auffälligen Insecten
gefunden haben. Auch die Yezoische Schmetterlingsfauna ist
uns ziemlich genau bekannt, wenigstens bekannter als die
übrigen Insecten-Ordnungen dieser interessanten Insel.
Namentlich bei den Schmetterlingen tritt der oben ange-
führte Satz, daß die tropischen Formen verschwinden und
nordischen Platz machen, deutlich hei'vor.
Die grossen schwarzblauen Pop^Y/o-Arten sind in Yezo be-
deutend seltener als auf der Hauptinsel, die einzelnen Exemplare
sind kleiner, ihre Färbung ist weniger leuchtend. Die von
mir gesammelten Exemplare, namentlich von Papi/io Moaeki^
gleichen in jeder Beziehung den von v. Schrenck abgebildeten
Stücken aus dem Amurgebiet. Der bei Yokohama häufige
PapVio sarpedon findet sich nicht im Hakkaido, die grossen,
südlichen Arten wie Papilio memnon etc. fehlen selbstver-
ständlich. Sehr häufig ist namentlich im Frühjahr eine
Apollo -Art (Parnassius glacialis% die übrigens auch in den
Bergen von Nikko keine Seltenheit ist.
Die Familie der Pienden zählt auf Yezo bedeutend weniger
Arten und Individuen, als auf der Hauptinsel. Hier ist im
Frühling die sog. „Goldene S"-' (Colias hyah) der häufigste
Schmetterling, in Yezo ist er zwar durchaus nicht selten, wird
aber an Zahl der Individuen durch das später zu erwähnende
Pfauenauge (Vanessa io) bedeutend übertroffen. Von den
eigentlichen Weißlingen ist Pieris napi, der Rübsaat-Weißling,
häufig, Pieris rapae^ der kleine Kohl- Weißling, verhältnißmäßig
selten. Häufiger, als auf der Hauptinsel, ist auf Yezo der
Senfweißling {Leucophasia sinapis^) ; Citronenfalter (Rhodocera)
habe ich nur wenige gesehen.
Sehr auffällig und für die Schmetterhngsfauna charakte-
ristisch ist das vollständige Fehlen der 7'er/a.s-Arten, jener
mittelgrossen, intensiv gelb gefärbten Schmetterlinge, die man
von März bis November in Tokyo häufig fliegen sieht. Diese
interessante, über das ganze Monsungebiet verbreitete Schmetter-
lingsgattung hat die Tsugaru-Strasse bisher nicht überschritten,
ein lür die Thiergeographie hochinteressantes Factum.
Statt ihrer begegnen wir auf Yezo einem alten Bekannten
aus Deutschland, für den die Tsugaru-Strasse die Südgrenze
bildet, unserem Baumweissling, Äporia crataegi^ dessen Raupe
den Obstgärten des Hokkaido beträchtlichen Schaden zufügt.
Von den Lycaeniden ist erwähnenswerth das, wenn auch
theilweise recht seltene, Vorkommen einer ganzen Reihe von
Stett. entomol. Zeit. 1891.
293
bisher auf der Haiiptinsel noch nicht beobachteten Arten.
Von diesen fing ich Theda saphirina Thecfa w-alhum und
Lycaena lycormas. Außer diesen giebt Pryer") für Yezo noch
an: Theda pmni, TLecla ihara, Theda Bullen und Theda
signata. Theda japonka, smaragdina und Orientalis sind
durch eine von der der Hauptinsel wenig abweichende
boreale Form vertreten. Hier würden sich wahrscheinheh auf
experimentellem Wege manche interessante Entdeckungen
machen lassen in Bezug auf die durch Temperatur-Unterschiede
hervorgerufene Veräadeilichkeit der Färbung.
Von auf der Hauptinsel vorkommenden, an die Tropen
mehr oder weniger erinnernden Formen fehlen auf Yezo
Didiorr/iagia nesimachus und der prachtvolle, große, violett
schimmernde Euripus diaronda, auch der kleinere schwarz
und weiße Euripus japonica scheint zn fehlen. Statt ihrer
findet sich auf Yezo unser großer Eisvogel (Limenitis populi).
Dieser schöne Falter ist auch in Europa keineswegs häufig;
ich sah ihn in verhältnißmäßig großer Anzahl an der Straße
nach Kamigawa zwischen Sorachi-buto und Kamoikotan; zwei
Tage darauf ging mein Sammler in dieselbe Gegend, aber die
ganze Ausbeute eines lünftägigen Aufenthalts dort waren ein
gut erhaltenes und ein bis zur Unbrauchbarkeit beschädigtes
Exemplar dieses Schmetterlings.
Den Schillerfalter (Apafura ilia var. dytie), dessen Vor-
kommen bisher nur von der Hauptinsel bekannt war, habe
ich auch auf Yezo gefangen.
Von hohem Interesse sind die Arten der Gattung Va-
nessa. Es fehlt zunächst auf Yezo, wie es scheint, die in
Central-Japan sehr häufige Vaitessa xanthomelas ■ ungefähr
gleich häufig sind im Hokkaido und auf Hondo Vanessa
cardui^ die unserm ,,Admiral'-'' ähnliche Vanes'-a calHrhot\ und
Vanessa charonia, eine schöne, große, schwarz und blaue,
hier um Tokyo häufig fliegende Art. Ferner ist beiden In-
seln gemeinsam Variessa antiopa^ der „Trauermantel^'- den
ich indeß hier wie dort nur sehr selten zu Gesicht bekommen
habe. Um so häufiger ist auf Yezo eine andere Art, die
schon erwähnte Vanessa io. welche auf Hondo nur in Ge-
birgsgegenden, und auch dort nicht einmal häufig, vorzu-
kommen scheint, während sie in Yezo der gemeinste aller
dort vorkommenden Schmetterlinge ist. Sie überwintert im
Imago-Stadium und fliegt im Sommer in mehreren Generatio-
nen hinter einander.
*) Pryer, Rhopalocera nihoiüca. pag. 15-16.
Stett. entomol. Zeil 1S91.
294
Als aanz neue Erscheiiiung tritt zu diesen hinzu eine
Sclimelteilingsaitj die am meisten unserem kleinen Fuchs
gleicht, und die Pryer '■'') deshalb auch für mit Vanessa ur-
ticae identisch erklärt hat. Von der in Deutschland fliegen-
den Form ist die Yezo-Form aber sehr weit verschieden schon
durch das Fehlen der blauen Mondtlecke am Außenrande
der Oberflügel und durch die Verlängerung des zweiten Vor-
'derrand-Fleckes zu einer breiten, bis zum Hinterrande reichen-
den tiefschwarzen Binde. Am nächsten scheint sie noch der
nordischen var. polaris, zu stehen. Die Raupe lebt auf der
großen Brennessel, der Schmetterling fliegt in mehreren Ge-
nerationen.
Die beiden Arten Vanessa c-album und Vanessa c-aureum
kommen auch auf Yezo vor, ebenfalls Vanessa c-album, aber
wohl nur sehr selten, wenigstens habe ich kein Exemplar
dieser Art erhalten.
Das interessanteste Verhalten aber zeigen zwei Vanessa-
Arten, von denen die eine die deutsche Vanessa lecana oder
allenfalls eine Varietät dieser Art ist, die andere dagegen bis-
her irrthümlich als Vanessa burejana und levana bezeichnet
wurde.
In einer vorläufigen Mittheilung im ,.zoologisehen An-
zeiger'-' '■'"'•') habe ich gesagt, daß Vanessa burejana Brem. die
P/-onma-form von Vanessa levana sei, welche hier in Japan
die deutsche Frühlingsform vertrete. Ich ging bei dieser
Behauptung von der unrichtigen Ansicht aus, daß der im
Hochsommer hier fliegende, der Prorsa-Form ähnhche Schmet-
terling auch wirklich unsere europäische Prorsa sei.
Hervorgerufen war dieser Irrthum durch den Mangel an
Vergleichsmaterial und dadurch, daß Pryer, der einzige, der
bisher die japanischen Tagschmetterlinge im Zusammenhang
bearbeitet hat, diesen -Schmetterling ebenfalls für Vanessa le-
vana hielt. Nun ist allerdings Pryer nichts weniger, als
eine Autorität, und der Hauptwerth seiner „Rhopalocera ni-
honica^' ist der, daß eben nichts anderes derartiges bisher
*) Prj^er, Rhopalocera"'nilionica, pag. 26.
*"'■) Saisoudimorpliismus bei japanischen Schmetterlingen. Zool.
Anz. Jahrg. XIII., No. 325. pag. 13. Vergl. auch Mittheilungen der
Deutsch. Ges. f. Nat. u. Völkerk. Ostas. Band V. pag. 144.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
295
existierte.*) Dieses Urtheil mag hart erscheinen, aber was
ist mit einer „Description of tlie butterflies of Japan^' zu
machen, welche, ich glaube, nur eine Beschreibung (von
Ambfypodia Loomisi') enthält, deren sämmtliche Angaben über
Futterpflanzen, Fundorte, Flugzeiten etc. im höchsten Grade
mangelhaft und deren Abbildungen wissenschaftlich gänzlich
unbrauchbar sind. Was aber noch ganz besonders als tar
delnswerth hervorgehoben zu werden verdient, ist daß Pryer,
der nichts weiter als ein eifriger und erfolgreicher Sammler
war, die Anmassung besessen hat, sich über anerkannte
Fachmänner, wie Butler, in einer nahezu verächtlichen Weise
zu äußern. Mag Butler sich mit seiner Ansicht über die
verschiedeneu Terias-Arten im Irrthum befinden, immerhin
sollte sich ein naturforschelnder Kaufmann, wie Pryer war,
doch zweimal bedenken, ehe er verdiente Lepidopterologen
als „speciesmaker'-' lächerlich zu machen sucht. Entomo-
logen sind hier in Japan leider sehr dünn gesät; zwar gibt
es in Yokohama einige große Schmetterlingssammlungen im
Besitze englischer und amerikanischer Kaufleute und Missio-
nare, aber bei diesen Herren ist das Geschäft die Hauptsache,
und Mittheilungen über biologische Verhältnisse sind nur
spärlich zu erhalten.
Diese verschiedenen, theilweise recht ausgedehnten
Sammlungen habe ich durchgesehen, und überall fand ich die
damals auch von mir für Vanessa levana gehaltene dunkle
Art. War diese Ait wirklich Vanessa levana, so mußte sich
auch eine dazu gehörige Frühlingsform finden lassen, und
diese glaubte ich gefunden zu haben in der von Pryer als
Vanessa burejana Brem. kenntlich abgebildeten Art.
Die übrigen VerhäUnisse paßten vorzüglich : beide For-
men flogen in denselben Gegenden, die eine im Mai und
Juni, die andere im August, die Sommerform hatte unzweifel-
haft Aehnlichkeit mit der ja ziemlich stark variierenden
Prorsa; daß die Letana durch die Prorima-Form vertreten
wurde, ließ sich durch die klimatischen Verhältnisse sehr
wohl erklären. Somit glaubte ich sicher zu gehen, wenn ich
die eine Art für die Frühlingsform der anderen erklärte.
Den experimentellen Nachweis hierfür zu bringen war
mir leider nicht gelungen, da ich Urtica dioica, die Futter-
pflanze der Vanessa levana, nirgends finden konnte, auch
sämmtUche von mir befragten Eingeborenen eine derartige
*) Wie ich höre, ist jetzt ein Buch von Leach „The butter-
flies of Japan and Corea" im Erscheinen begriffen, lioffentfich wird
»dies dem Mangel abhelfen.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
296
Pflanze nicht zu kennen erklärten. Die Aussetzung eines
Geldpreises auf die leicht erkennbaren Eier und jungen Rau-
pen war ebenfalls resultatlos. Ich glaubte nun in einer
Boehmeria-Art die Futterpflanze gefunden zu haben, da ich
auf derselben die Raupen von Vanessa io und ca/Urhoe, de-
ren Raupe und Schmetterling in Gestalt, Färbung und Le-
bensweise die größte Aehnlichkeit mit Vanessa atakinta zeigt,
regelmäßig traf, aber alle augestellten Versuche mißglückten.
Erst mein Aufenthalt in Yezo hat mich in den Stand gesetzt,
die Verhältnisse klar beurtheilen und meine frühere Behaup-
tung berichtigen zu können. Gleichzeitig haben die Ver-
suche so interessante Resultate ergeben, daß ich hier etwas
näher auf dieselben eingehen will.
Von vornherein ließ sich schon für die Experimente mit
Vanessa ein besserer Erfolg, als auf der Hauptinsel, voraus-
sagen, da Urtica dioica, var. angustifolia Led.. massenhaft
vorkommt. Vom 2. — 30. Juni wurden von meinem Sammler
und mir Exemplare der vermeintlichen P/o/vwa-Form in
großer Anzahl gefangen. Zu meinem großen Erstaunen er-
hielten wir aber auch drei Männchen und zwei Weibchen
der echten lefctrm-Forni. Da die letzteren gleich getödtet,
und weitere nicht mehr gefangen wurden, so mußten für
diei^mal ZüchtungSA^ersuche unterbleiben; anders war es. da-
gegen mit der vermeintlichen Prorima. Zwar mißlangen die
ersten Versuche, aber endlich hatten sie doch Erfolg. Ich
wfll den Versuch und seine Resultate kurz beschreiben :
Am 19. und 20. Juni fing ich je ein Weibchen der
fog. Vanessa hurejana. Dieselben wurden in einen Raupen-
zwinger gesetzt, in welchen auch einige Urtica dioica ge-
bracht waren. Während der nächsten Tage war ich auf ei-
ner Reise ins Innere begrüTen; als ich am 29. Juni zurück-
kehrte, fand ich an den Blättern eine große Anzahl von
Eiern vor. Theils waren dieselben an der Ober-, theils an
der Unterseite der Blätter befestigt, indeß war ersteres na-
mentlich bei den Blättern der Fall, welche sich in Folge be-
ginnender Verwelkung zusammengerollt hatten, so daß auch
hier die Eier sich gewissermaßen auf der Unterseite befanden.
Die Anordnung der Eier war die bekannte perlschnurförmige
von Vanessa levana^ ihre Farbe war grau mit silbernen
Längsstreifen.
Schon am 30. Juni krochen die ersten Räupchen aus,
die anderen folgten in den nächsten Tagen. Sie bildeten an
. der Unterseite der Blätter „Raupeuspiegeh' von verschie-
Sfelt. eiitomol. Zeit. '831.
297
dener Größe, je nach der Anzahl der daran betheihgteQ
Exemplare.
Die Raupen machten vier Hautiino;en durch, am 21. Juli
hingen sieii die ersten beiden zur Verpuppung auf, im Ganzen
waren 43 — 45 Rau|)en vorhanden.
Am 28. Juli waren alle Raupen bis auf 2 verpuppt.
Von den Puppen waren viele dunkelbraun mit einigen Gold-
fleeken auf dem Rücken, bei anderen war die Goldfarbe die
vorherrschende und bei noch anderen fanden sich beide Farben
in ungetahr gleicher Ausdehnung.
Am 30. Juli schlüpften 2 von den überwiegend brau-
nen, und eine der überwiegend goldfarbenen Puppen aus und
ergaben Weibchen und Männchen der Form, welche auch
auf der Hauptinzel fliegt und von mir für die Prorsa-F ovm
der Vanessa /evana gehalten worden war.
Die Arteinheit der sog. Vanessa burejana und der sog.
Vanessa lecana von Japan ist damit erwiesen.
Aber noch ein hochinteressantes Resultat sollte dieser
Versuch ergeben.
Am 31. Juli schlüpften noch 5, am 2. August noch 4
Schmetterlinge aus, alle von gleicher Färbung und mit der
sog. Vanessa levana von der Hauptinsel übereinstimmend.
Einige Raupen waren während der Verpuppung zu Grunde
a:eo;an2;en, eine Zähluns; am 15. . August eroab noch
28 Puppen.
Anfang September verließ ich Yezo, etwa einen Monat
darauf folgte mir mein Sammler nach und brachte die noch
immer nicht zur Verwandlung gelangten Puppen mit nach
Tokyo. Während des Winters blieben dieselben in einem
nicht geheizten, nur durch ein japanisches Kohlenbecken
schwach erwärmten Zimmer, in welchem es während der
Nacht empfindlich kalt war.
Am 1. März 1891 wurden die Puppen auf die sonnige
Veranda gebracht, während der nächsten Nächte, so lange
das Thermometer Nachts noch bis unter 0^ R. fiel, wurden
die Puppenkästeu an einem frostfreien Platze im Hause auf-
gestellt.
Am 24. März schlüpfte ein verkrüppeltes Männchen, am
26. März ein ebenfalls nicht ganz ausgebildetes Weibehen der
sog. Vanessa burejana aus.
Während also ein Theil der unter ganz gleichen Ver-
hältnissen erzogenen Puppen eine von der ersten Generation
völlig verschiedene Sommerfdrm ergab, überwinterte ein an-
Stett. entomol. Zeit. 1391.
298
derer, um erst im nächsten Jahre wiederum die Frühlings-
generation zu ergeben.
(Den Umstand, daß bei dem Männehen die Hinterflügel
verkrüppelt, hei dem Weibehen die Flügel nicht ganz glatt
wurden, sondern etwas gerollt blieben, scliiebe ich auf die
mehrfachen Störungen, welche die Puppen während des Trans-
portes vom Hokkaido nach Tokyo erlitten.)
Welche Erkläriino- läßt sich nun für diese Erscheinuns:
finden? Ich glaube, sie ist von Weismann "'■} gegeben,
dessen Versuche mit der europäischen Vanessa levana ihn zu
folgenden Schlüssen führten:
„Die Levana-Form ist die primäre ursprüngliche Gestalt
der Art, die Prorsa-Form die secundäre, entstanden durch all-
mälige Einwirkung des Sommerklimas. Wenn wir im Stande
sind, viel Individuen der Sommergenerationen durch Kälte in
die Winterform zu verwandeln, so beruht dies auf Rück-
schlag zur Stammform, auf Atavismus.*-'
Mir scheint nun, daß die von mir angestellten Beobach-
tungen an der Japanischen Vanessa-Avt einerseits durch diese
Theorie vollkommen erklärt werden, andererseits wohl ge-
eignet sind, derselben als eine kräftige Stütze zu dienen.
Am 12. Juli fing ich zwei Exemplare einer Vanessa^
welche sich auf den ersten Blick ganz bedeutend von allen,
bisher von mir in Japan gesehenen Arten unterschieden.
Die Farbe der Oberseite der Flügel war schwarz mit einer
weißen, auf den Oberflügeln unterbrochenen Binde, in der
Nähe der Flügelwurzeln befanden sich einige schmale weiße
Strichelchen; die Oberflügel zeigten gegen den Außenrand hin
einige weiße und gelbliche Flecke. Bis so weit glich die
Zeichnung völlig der der europäischen Prorsa^ aber es fehlte
alles Roth.
Ich vermuthete sofort, in diesem Schmetterling die Som-
merform der oben erwähnten fünf echten Vanessa levana vor
mir zu haben, und da von nun an fast jeder Tag eine
größere oder geringere Anzahl dieser Falter brachte, so hatte
ich Material für Züchtungsversuche genug. Unter den frisch
gefangenen Exemplaren fand sich übrigens auch eine Anzahl
Individuen, welche leise Andeutungen von Roth in der Nähe
des Außenrandes der Flügel zeigten, immer aber nur in sehr
geringem Maße. Die angestellten Versuche waren folgende:
Versuch I. Am 14. Juli wurden zwei Weibchen ohne
*) Weismann, Studien zur Descendenztlieorie. I. Uober den
Saisondiraorpliismus der Schmetterlinge.
SteU. entomol. Zeit. 1S91.
299
rothe Flecken in einen Zwinger gesetzt; am 17. Juli legte
eines derselben eine große Anzahl Eier ab; diese zeigten die
perlschnurförmige Anordnung und hatten eine grüne Farbe.
Als Futterpflanze diente wiederum Urtica dioica. Am 24.
Juli schlüpften die Räupchen aus. Sämnitliche Raupen ver-
puppten sich in den Tagen vom 9. bis 11 August, am 15,
August schlüpften 6 Weibchen und ein Männchen aus, sämmt-
lich ganz dunkle Exemplare. Am 16. August schlüpften
wieder 11 Schmetterlinge aus, am 17. August 4, von denen
namentlich ein Weibchen beinahe so viel Roth auf den
Flügeln zeigte, wie die Abbildung Taf. I. Fig. 6 in der
schon citirten Arbeit Weismanns. Von den übrigen zeigten
mehrere röthliche Striche von größerer oder geringerer Aus-
dehnung.
Versuch II. Genau dasselbe Resultat hatte eine weitere
erfolgreiche Zucht, deren Eier am 19. und 20. Juli abgelegt
wurden, und deren Falter am 18. 19. und 20. August
ausschlüpften.
Die so erhaltenen Schmetterlinge würden also, voraus-
gesetzt, daß meine Vermuthung richtig war, und ich wirklich
in den Anfang Juni gefangenen fünf echten Leyana-Individuen
die Frühlingsformen vor mir hatte, die dritte Generation
dieser Art ein.
Versuch III. Am 15. August wurde ein ganz frisches
Weibchen mit ziemlich viel Roth in einen Zwinger gesetzt;
am 17. erfolgte die Eiablage. Vom 20. bis zum 23. August
schlüpften die Räupchen aus.
Versuch IV und V. Am 20. August wurden in einen
ZM'inger ein, in einen anderen zwei Weibchen gesetzt; beide
mit wenig Roth auf den Flügeln. Am 21, und 22. August
wurden die Eier abgelegt.
Die Entwickclung dieser 3 Zuchten habe ich nicht mehr
selbst beobachtet, da ich bald darauf mein Standquartier bei
Poronai-buto verließ. Die Zuchten blieben zurück unter der
Aufsicht meines Sammlers, welcher mir die Puppen mit nach
Tokyo brachte. Hier erfuhren sie genau dieselbe Behandlung,
wie sie oben von den überwinternden Puppen der sog.
Vanessa hurejana angegeben wurde.
Vom 18. bis zum 29. März 1891 schlüpften aus diesen
Puppen aus 31 Exemplare einer Form, au welcher ich keinen
Unterschied von der Frühlingsform der europäischen Vanessa
levana finden kann.
Vanessa levana L. fehlt also auf der Ilauptinscl von
Japan, fliegt dagegen in drei Generationen, einer Frühlings'
21
SteU, entomol, Zeit, 1891.
300
und zwei Sommer-Formen, in le^öo. Beiden Inseln gemeinsam
ist eine saisondimorphe Yanessa-Art, für deren verschiedene Er-
scheinungsformen man bisher die Namen Vanessa burejana und
Vanessa levana anwandte.
Die Scheckenfalter, Melitaea; scheinen auf Yezo zu fehlen,
dagegen sind die meisten japanischen Argynnis- Arten stark
vertreten. Sehr häufig ist namentlich Argynnis sakana, der
dadurch besonders interessant ist, daß das Weibchen eine im
höchsten Grade von der des Männchens abweichende Färbung
besitzt. Pryer*) gibt davon eine wohl erkennbare Abbildung
auf PI. 10. Fig. 24., der Schmetterling ist aber aufgeführt
als Me'a7iitis nv. sp. Auf der Hauptinsel, wenigstens so weit
ich sie kenne, ist das Weibchen von Argynnis sakana ziemlich
selten, im Hokkaido dagegen ist es gerade so häufig wie das
Männchen.
Die südlichen Metanitis-Arievi fehlen in Yezo, die elegante
Danais tytia dagegen ist vorhanden.
Sehr häufig sind die meisten Satyriden, unter ihnen be-
merkenswerth ist namentlich die große, Pronophila Schrenckli,
die außer von Yezo auch noch vom Asama-Yama bekannt
ist. Die Färbung der Oberseite ist einfarbig mausgrau mit
einem oder zwei kleinen dunklen Flecken auf den Vorder-,
und vier bis iünf auf den Hinterflügeln. Im Herbst häufig
ist noch die sonst ziemlich seltene Neope calUpleris.
Von der letzten Familie der Tagschmetterlinge, den
Hesperiden fehlt die schöne, große, an tropische Formen er-
innernde Ismene Beiijamiiii. Die anderen Arten sind fast alle
vorhanden, bieten aber nichts in die Augen Fallendes.
Kurz kann ich mich über die Nachtschmetterlinge fassen.
Die auf der Hauptinsel so zahlreich vertretenen Sphingiden
finden sich auf Yezo in weit geringerer Arten- und Individuen-
Zahl, und viele der schönsten und größten fehlen ganz.
Ebenso verhält es sich mit den großen *Sa^«n?/a-Arten der
Hauptinsel, welche bis auf die schöne, grüne Actias ver-
schwunden zu sein scheinen.
Für Noctueii war die Gegend von Poronai-buto ganz be-
sonders ungünstig, denn weder das Ködern der Eulen, noch
der Fang mit der Laterne lieferten irgendwie bemerkens-
werthe Ausbeute. Arten von Plusia, Mamestra u. s. w. waren
zwar nicht selten, aber nur wenig von denen der Hauptinsel
verschieden. Catocafa und die verwandten, auf der Haupt-
insel theilweise sehr grossen und merkwürdig gefärbten
■'•') Pr3'^er Rhopalocera iiihouica.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
301
Gattungen, z. B. Catocala nivea, waren selten oder gar nicht
vertreten; einzig bemerkenswertli ist eine graue Catocala- Avt,
welche, wie es scheint, auf der Hauptinsel gar nicht vor-
kommt. Einige Noctuen zeigen geringe, aber constante
Unterschiede von den südliclieren Formen, dieselben dürften
als Varietäten anzusehen sein.
Stark vertreten sind die Geomelrideiu unter denen sich
manche schönen Formen finden; dasselbe gilt von den
Microlepidopferen^ deren genauere Kenntniß leider noch sehr
im Argen liegt.
Berühmt oder vielmehr berüchtigt ist Yezo wegen seines
Reichthums an Dipteren. Fliegen von aller Art und jeder
Größe, von winzigen, etwa 2 mm. langen Arten bis zu ge-
waltigen. 3 cm. messenden Bremsen, belästigen den Reisenden,
und der Schmerz, den der Stich dieser Thiere verursacht,
ist bei einigen Arten ein sehr heftiger. Ich für mein Theil
habe allerdings verhältnißmäßig wenig darunter zu leiden ge-
habt, da ich mich während der schlimmsten Zeit im Gebirge
befand. Immerhin habe ich diese Plage genugsam kennen
gelernt, um die Klagen anderer Reisender vollständig vei'-
stehen zu können.
Leider ist unsere Kenntniß dieser und der folgenden
Ordnungen und Klassen nur eine sehr geringe, und was das
Schlimmste ist, die geringe darüber vorhandene Litteratur ist
hier in Japan überhaupt nicht zu bekommen. Ich muß mich
deshalb mit ganz allgemeinen Bemerkungen begnügen.
Die Hemipteren sind zahlreich vertreten ; unter den
Pentalomkkn linden sich einige Formen, die ich nie auf der
Hauptinsel angetroffen habe, die Mehrzahl indessen ist beiden
Inseln und wohl auch dem asiatisch-europäischen Continente
gemeinsam. Unter letzteren fällt namentlich Graphosoma
iiigroUneaium auf. Auch an Vertretern der anderen Familien
der Landwanzen herrscht kein Mangel; die Bel(u:aH--e fehlt
anscheinend auf Yezo, auf der Hauptinsel kommt sie, im
Gegensatz zu der bisherigen allgemeinen Annahme, vor, wenn
auch nur selten und nur in den schmutzigsten Gasthäusern.
Von Wasserwan::en fehlt die riesige Bellostoma, die ich
auf der Hauptinsel in den Gebirgen nie gefunden habe, die
aber bei Tokyo ziemhch häufig ist. Ranalra in einer der
europäischen linearis sehr nahestehenden, wenn nicht identischen
Form ist häufig auf beiden Inseln, ebenso kommen Nepa und
Notonecfa hier wie dort nicht selten vor.
Die Zirpen sind hier ebenso häufig, wie auf der Haupt-
insel; die Gattung Cicada ist in mehreren Arten vertreten,,
21 *
•Stett. culomol. Zeit 1891. '^^
302
auch die übrigen Familien weisen zahlreiche Repräsentanten
auf. Mit den Pjlanzenh'Uisen und den Apferen habe ich mich
nicht weiter beschäftigt; daß indeß namenthch letztere in ver-
schiedenen Arten durchaus nicht fehlen, weiß jeder aus per-
sönlicher Erfahrung, der einmal einige Zeit in einer Aiuo-
Hütte zugebracht hat.
Von den Neuropteren fallen namentlich die Phri/c/anukn
durch Arten- und Individuenzahl auf. Unter ihnen ist be-
sonders in die Augen fallend eine sehr schöne Form, welche
ich auf der Hauptinsel nie gesehen habe. Die Länge des
Vorderflügels dieser Phnjgamde beträgt circa 35 mm., die
des Hinterflügels circa 30 mm., die Grundfarbe beider ist
ein durchscheinendes Weiß, die Vorderflügel sind bedeckt
mit blauschwarzen Flecken, während die Hinterflügel nur
schmal schwarz gerandet und außerdem mit wenigen kleinen
schwarzblauen Flecken geziert sind. Der Körper ist einfarbig
schwarz. Dieses Thier dürfte zu den schönsten Insecten der
ganzen Ordnung zu zählen sein.
Orthopleren sind in großer Anzahl vorhanden, und bei
ihnen macht sich namentlich der Character der nordischen
Fauna geltend durch das verminderte Auftreten oder völlige
Fehlen vieler Formen, die an südliche Faunen erinnern.
Ohrwürmer finden sich überall an versteckten Orten,
darunter eine Art, deren Zangen so lang oder länger als der
übrige Körper des Thieres sind.
Die auf der Hauptinsel so zahlreichen Mantis sind im
Hokkaido selten geworden; weder ich, noch mein Sammler
haben je ein Stück zu Gesicht bekommen. Auf mein Be-
fragen erklärten mir einige in Sapporo wohnhafte Japaner,
dieselben kämen vor, aber nur in sehr geringer Zahl. Die
auf der Hauptinsel nicht gerade häufigen, aber doch auch
nicht seltenen Fhasmiden fehlen auf Yezo. Acrididen und
Locustiden finden sich überall und namentlich gibt es unter
den ersteren manche stattlichen Formen, aber die Färbung,
besonders der Unterflügel, ist weniger lebhaft, als bei sehr
vielen Arten auf der Hauptinsel.
Daß es an Libellen von allen GröFDcn nicht fehlt, ist bei
bem Wasserreichthum der Insel nicht zu verwundern, wohl
aber, daß sich nicht mehr Ephemeriden linden. Immer sah
ich nur einzelne Exemplare, während die Gräben, Teiche,
Flüsse und Seeen doch geeignete Aufenthaltsorte genug für die
Larven zu bieten scheinen.
Die Termiten^ über deren Vorhandensein oder Fehlen
oft gestritten wurde, welche aber für die Hauptinsel schon
Steft. eutomol. Zeit. 1891.
303
laugst nachgewiesen sind,'"*) fehlen in Yezo. Anf Hondo sind
sie übrigens durchaus nicht so selten, wie man annehmen
sollte ; in den Wäldern der Provinz Kai finden sie sich
massenhaft in alten Baumstümpfen. —
Damit hätte ich die kurze Uebersicht über die einzelneu
Insecten-Ordnungen beendigt und es erübrigt nur noch, einige
■wenige Notizen über andere Arthropoden zu geben. Die
großen Scutigera-Arien der Hauptinsel fehlen, ebenso sehe int
dies der Fall zu sein bei den sehr häufigen Scolopendriden.
Soweit mein Bericht über die Fauna von Yezo. Ich bin
mir seiner Lückenhaftigkeit in vieler Beziehung wohl bewußt,
aber dieselbe läßt sich eben hier dank des völhgen Mangels
an fast Allem, was den Zoologen bei Erforschung der so
hochinteressanten Fauna des japanischen Inselreiches unter-
stützen könnte, leider nicht vermeiden. Immerhin glaube ich,
daß derselbe nicht ohne Nutzen sein dürfte, ist es docq
meines Wissens der erste, der sich etwas eingehender mit der
Thierwelt der Aino-Insel beschäftigt. Die von mir angelegten
Sammlungen, die bis jetzt die stattliche Anzahl von 30 — 40,000
Exemplaren, namentlich aus allen Ordnungen der Hexapoden,
aufweisen, werden hoffentlich seiner Zeit dazu beitragen, das
zoologische Dunkel, das über manchen Theilen der japanischen
Thierwelt liegt, aufzuhellen. Als ein Versuch hierzu möge
auch Vorstehendes betrachtet werden.
Tokyo, im März 1891.
*) Vergl. Doederlciii, Termiten in Japan. Mittheilnngen der
Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens.
Bd. III pag. 211.
S(ett. entomol. Zeit. 1891.
304
Literatur.
Die zusammengesetzten Nester und gemischten
Kolonien der Ameisen.
Ein Beitrag zur
Biologie, Psychologie und Entwickelungsgeschichte
der Ameisengesellschaften.
Mit 2 Tafehi und 16 Figuren im Texte.
Von E. Wasmann; S. J.
Münster i. W. 1891. Aschendorffsclie Buchdruekerei.
Diese Arbeit iinsei-s geehrten Mitgliedes hat mir derselbe
zur Besprechung in unserer Zeitung zugesandt. Sie ist in der
Zeitschrift „Natur und Offenbarung'-' erschienen, aber da nur
die wenigsten unserer Leser zugleich jene Zeitscln-ift zu ihrer
Disposition haben, so wird es rathsam sein, zunächst aus der
Einleitung den Standpunkt des Autors klar zu legen. Es
heißt da:
Aristoteles, Plinius und Aelian konnten ihre gesammte
Ameisenkunde auf ein paar Seiten unterbringen. Diese Zeiten
sind längst vorüber. Wenn wir auch nur die biologische
Ameisenkunde in's Auge fassen, so ist in diesem Jahrhunderte
seit der bahnbrechenden Arbeit Peter Huber's ,,Reeherches
sur les moeurs des fourmis indigenes" (1. Aufl. 1810) die
Fülle des Materials erstaunlich gewachsen; allein aus den
letzten 13 Jahren sind eine Reihe verdienstvoller Forscher
auf diesem Gebiete zu nennen, wie Forel, McCook, Lubbock,
Ernest Andre, Adlerz, Blochmann u. s. w. Die populär-
wissenschaftlichen Zeitschriften haben die neuen Entdeckungen
in weite Kreise verbreitet; in manchen Fällen haben sie aber
auch durch einseitige Darstellung, Verdrehung und Verwechse-
lung der Beobachtungsthatsachen ihren Lesern irrthümliche
Begriffe über die „InteUigenz'-' der Ameisen beigebracht und
sich anthropomorphistische Uebertreibungen zu Schulden
kommen lassen. Dem Materialismus befreundete „Philosophen",
wie Dr. Ludwig Büchner in seinem „Geistesleben der Thiere'''-
haben sich bemüht, diesen Ideen in größerem Maßstabe Vor-
schub zu leisten; da ihnen die höheren Wirbelthiere den ge-
Avünschten geistigen Uebergang zwischen Mensch und Thier
Stett. entomol. Zeit. 1891.
305
nicht boten, machten sie zu demselben Zwecke aus der Ameise
einen kleinen Menschen.
Wir wollen es versuchen, auf Grund wirklicher That-
sachen ein tieferes VerständnilS der sozialen Instinkte der
Ameisen zu erreichen. Hierzu ist es erforderlich, aus der
fast unübersehbaren Mannigfaltigkeit der Erscheinungen die
verwandten auszulesen und zusammenzustellen, untereinander
aufmerksam zu vergleichen und nach dem Grade ihrer Aehn-
lichkeit zu ordnen. Nur so wird es möglich, die den That-
sachen des Ameisenlebens zu Grunde liegenden Triebfedern,
die Gesetze ihres organisch-psychischen Lebens, einigermaßen
zu erforschen. Versuchen wir es.^ im Folgenden das Zu-
sammenleben von Ameisen verschiedener Arten
einer solchen Prüfung zu unterziehen. Es handelt sieli also
hier nicht um die Beziehungen, die zwischen Ameisen der-
selben Art oder zwischen völlig getrennten Nestern verschie-
dener Arten oder zwischen den Ameisen und anderen bei
ihnen heimathenden Thieren obwalten, sondern nur um die
Beziehungen zwischen Ameisen verschiedener Arten, die das-
selbe Nest bewohnen *).
Vorerst müssen einige Begriffe erläutert werden. Ein
Ameisennest ist die Wohnung von Ameisen, eine Ameisen-
kolonie die zu einer Haushaltung vereinigte Bewohner-
schaft. Eine große Haushaltung kann mehrere Häuser um-
fassen; es kann aber auch ein und dasselbe Haus mehrere
verschiedene Haushaltungen umschließen, jene des Eigen-
thümers und jene der Miethparleien. Jede dieser Haushal-
tungen kann wiederum entweder bloß aus Gliedern derselben
Familie bestehen, oder sie kann auch fremde Dienstboten und
Gäste enthalten. Aus dieser Parallele ei-hellt am besten der
Unterschied zwischen ,^ einfachen'-' und „zusammengesetzten^'"
Nestern, zwischen ,,einfachen'-' und ,,gemischten-' Kolonien bei
den Ameisen. Einer und derselben Kolonie können ver-
schiedene Nester angehören, die sich zu einander entweder
nur wie Sommer- und Winterwohnung derselben Be-
wohnerschaft verhalten oder verschiedene befreundete
') Man könnte dieses Thema füglich auch kurz bezeichnen als
„Symbiose von Ameisen verschiedener Arten". Da je-
doch unter Symbiose im eigentlichen Sinne nicht jedwedes räum-
liche Zusammenleben verschiedenartiger Organismen verstanden wird,
sondern nur jenes, das auf einer Verbindung derselben zu wechsel-
seitiger Ergänzung der Lebensfunctionen beruht, deshalb ist jener
Titel unserem Gegenstande nicht ganz entsprechend-, er könnte
höchstens auf die gemischten Kolonien, nicht aber auf die zusammen-
gesetzten Nester Anwendung finden.
Stett. entomol. Zeit. 1S91.
30G
Zweige derselben großen Familie beherbergen: im letzteren
Falle wird die Ameiseneolonie ans einer einfachen Haus-
haltung zu einer sozialen Vereinigung gleichartiger Haus-
haltungen. Wir haben uns jedoch im Folgenden nicht mit
den verschiedenen Nestern einer Kolonie zu beschäftigen;
auch nicht mit jenen einfachen Nestern, die nur von einer
imd zwar aus Gliedern derselben Familie bestehenden
Kolonie bewohnt werden: unser Gegenstand sind die zu-
sammengesetzten Nester und die gemischten Kolo-
nien der Ameisen.
Ein zu sammengetztes Nest ist jene Ameisen -
wohnung, die zwei oder mehrere Kolonien ver-
schiedener Ameisenarten beherbergt; eine ge-
mischte Kolonie ist jene Ameisenhaushaltung,
die aus Ameisen verschiedener Arten besteht i).
Es folgt S. 3 der erste Abschnitt „Die zusammengesetzten
Nester "•'•. Ich lasse ihn wörtlich wieder abdrucken, da er den
Titel der Abhandlung erklärt, die intime Vertrautheit des
Verfassers mit dem Gegenstande, mit der lietreffenden Literatur
bekundet, und am einfachsten nachweist, wie ausgezeichnet
unser Autor Mvrmecographie treibt.
I. Abschnitt.
Die zusammengesetzten Nester.
Wenn zwei oder mehrere Kolonien verschiedener Amei-
senarten in demselben engeren Bezirke des Raumes iiir Nest
aufgeschlagen haben, so daß ihre Wohnungen unmittelbar an-
einander stoßen oder auch ineinander liegen, erhalten wir ein
zusammengesetztes Ameisennest. Dasselbe kann ent-
weder auf zufäll i "er oder auf üeset zmäßi« er Grundlasje
^) Der Ausdruck „founiiiliere mixte", den man am passendsten
mit „gemisclite Ameisenkolonie" übersetzt, wird schon von Pierre
Huber in seinen „Recherches sur les moeurs des i'ourmis indigenes
(Nouv. Edit. Geneve & Paris 1861) eh. VII. p. 195, 196 etc. gebraucht.
Die Bezeichnung ,.fourmiliere double" gebrauchte zuerst August
Forel (Siehe BullW.. de la Soc. Suisse. d'Entom. vol. III. 1869 p. 3.
und Fourmis de 1. Suisse 1874 p. 152 etc.) für solche Nester, die zu-
gleich von zwei oder mehreren feindlichen Ameisenarten bewohnt
werden. Er benierlct mit Recht, dass man sie ebenso gut nids
doubles als fourmilieres doubles nennen könne, da in diesen Fällen
eigentlich nicht minder zwei Nester als zwei Kolonien vorhanden
seien. Unsere obige Bezeichnung „zusammengesetzte Nester"
deckt sich mit Forel's „nids doubles", erstreckt sich jedoch auch auf
das Zusammenwohnen freundlicher (beziehungsweise inditTerenter)
Kolonien verschiedener Arten in demselben Nestbezirke.
.Stett. entomol. Zeit. 1891.
307
beruhen. Die erstere Klasse umschließt eine solche Fülle von
Einzelfällen, daß hier nur wenige derselben näher berührt
werden können. Deshalb wählen wir einige aus, welche den
hauptsächlichsten Umständen entsprechen, durch die ein mehr
oder minder zufälliges Zusammenleben verschiedenartiger
Ameisenkolonien veranlaßt werden kann.
1. Kapitel.
Zufällige Formen zusammengesetzter Nester.
1. Die kleine Rasenameise (Tetramorium caespitum) ge-
hört nicht bloß dort, w'O es viel Rasen gibt, sondern auch
auf der Haidc von Holländisch Limburg zu den gemeinsten
Arten: man kann ihre Nester nicht selten auf einer Strecke
von wenigen Schritten zu Dutzenden zählen. Noch häufiger
ist allenthalben auf Wegen und Stegen die kleine braun-
schwarze Wegameise (Lasius niger; Fourmi brune bei
P. Huber) anzutreffen; auf dem sandigen Haideboden ist ihre
nahe Verwandte Lasius alienus nicht viel seltener. Bei der
großen Häufigkeit dieser Arten kann es nicht befremden, daß
man ihre Wohnungen auch oft im Nestbezirke größerer Arten
antrifft, z. B. bei der blutrothen Raubameise (Formica san-
guiaea), bei der rothbärtigen und der schwarzgrauen Ameise
(F. rufibarbis und fusca). Beim Ausheben eines sanguinea-
Nestes begegnete es mir wiederholt, daß plötzlich mitten
zwischen den blutrothen Herren und ihren grauschwarzen
Sclaven eine Anzahl kleiner schwarzer Rasenameisen auf-
tauchte und den großen Ameisen in die Beine fiel, worauf
denn diese auch ihrerseits wacker auf die kleinen Angreifer
einbissen und sie mit ihrem Gifte bespritzten. Das Nest der
kleinen Rasenameisen war so nahe an dem der großen Nach-
barn gelegen, daß beide Parteien bei Erweiterung ihrer unter-
irdischen Wohnräume und Galerien bald auf einander stoßen
mußten. Die Begegnung war keine freundliche gewesen.
Nach einem hitzigem Kampfe zwischen den beiderseitigen Ar-
beitern, bei dem schließlich eine Anzahl Kämpfer von beiden
Seiten in das Nest der Gegner hinübergeschleppt und daselbst
kalt gemacht wurde, hatte man rasch Scheidewände aufge-
führt. Die Großen sahen sich gezwungen, neben dem Neste
•^der Kleinen weiterzugraben ; denn sie konnten dieselben nicht
ausquartieren. Der Vortheil, der den Riesen aus ihrer Körper-
größe, ihrer Kieferkraft und ihrer Giftspritze erwuchs,
wurde durch die große Zahl, den harten Chitinpanzer und
den Giftstachel der Zwerge . aufgewogen. Ferner war es den
Kleinen wohl möglich, in die Gänge der Großen einzudringen,
Stett. entoTnol. Zeit .1891.
308
nicht aber umgekehrt. Der Waffenstillstand dauerte übrigens
nicht lange. Bald stießen die Mineure bei ihren unterirdischen
Arbeiten wiederum auleinandcr und dieselben blutigen Scenen
erneuerten sich. Schließhch war das Nest der kleineu Rasen-
ameisen rings von dem sich immer weiter ausdehnenden
Neste der Bundeskolonie sanguinea-lusca umschlossen, und
bildete, in dem unterirdischen Guerillaskriege seine Existenz
stetig behauptend, schließlich gleichsam einen Staat im Staate.
Außerhalb des Nestes, auf der freien Erdoberfläche, geht es
für gewöhnlich so friedhch ab wie zwischen zwei schlechten
Nachbarn, Hinter ihren Wänden spielen sie sich zwar jeg-
lichen Scliabernack, auf der Straße aber nehmen sie gar keine
Notiz von einander, oder gehen sich höflich, d. h. mit gries-
grämigem Gesichte, aus dem Wege; nur wird das griesgrä-
mige Gesicht bei den Ameisen durch die mißtrauisch ge-
öffneten Kiefer vertreten, welche so viel sagen als: „bleib'
mir zehn Schritt vom Leibe^'. Abgesehen von anormalen
EingTiffen der Entomologen oder anderer Menschen, die zu-
fällig oder absichtlich das Innere eines Ameisennestes nach
außen kehren, entspinnt sich für gewöhnlich kein über-
irdischer Kampf zwischen den ungleichartigen Kolonien eines
doppelten Nestes i); jede Partei geht ungestört in ihrem ei-
genen Nesteingange aus und ein. Nur bei einer Gelegenheit
bietet die Oberfläche eines zusammengesetzten Nestes fast
immer das Schauspiel eines lebhaften Scharmützels; wenn
nämlich die kleinen Ameisen, die sonst nur einzeln aus dem
Neste kommen, zur Paarungszeit schaarenweise ihren ge-
flügelten Männchen und Weibchen ein sicheres Geleite geben.
Zu dieser Zeit ist das kleine Volk in großer Aufregung, und
auch die sanguinischen Raubameisen sind an einem heißen
Julitage, wenn das ..Ameisenblut"' in ihnen gährt, nicht
gerade phlegmatisch gestimmt, um so weniger, wenn sie eben
im Begriffe stehen, auf Raub auszuziehen. Gewöhnhch be-
ginnen die Kleinen das Gefecht, indem sie sich den über sie
herstolpernden Großen an die Beine und Fühler klammern
und sie mit ihrem Stachel bearbeiten; diese suchen mit ihren
Kiefern die kleinen Angreifer entzwei zu sägen und über-
gießen sie, den Hinterleib einkrümmend, mit Ameisensäure.
Meist läßt eine größere Zahl der Kleinen das Leben als der
Großen, wenngleich ersteie das Schlachtfeld behaupten; denn
^) Häufiger konamen solclie Kämpfe zwisclien benachbarten
Kolonien derselben Art vor, besonders bei Tetramoriuin; öfters
fand ich an heissen Sommertagen Knäuel kämpfender Rasenameisen auf
einem Wege.
Slett. entomol. Zeit. 1891.
309
letzteren gelingt es leicliter, mit einer Anzahl Feinde, die sich
an ihnen festgebissen haben^ in ihr eigenes Nest znrückzn-
kehren, woselbst die Gefangenen schonnngslos in Stücke ge-
rissen werden. Oft sitzen die Köpfe der todten Feinde so
fest au den fremden Gliedmaßen, daß die Inhaber der
letzteren noch Tage lang diese unfreiwilligen Siegestrophäen an
ihren Fühlern und Beinen mit sich umhertragen müssen.
Während die blutrothen Raubameisen und ihre Sclaven be-
strebt sind, die Leichen der kleinen Rasenameisen möglichst
bald aus ihrem Neste herauszuschafl'en, verfahren diese oft
umgekehrt; sie schleppen die Ueberreste der großen Feinde
in ihr Nest und halten an ihnen einen Leichenschmaus. Zu
demselben Zwecke verschmähen sie es auch nicht, von ihren
unterirdischen Gängen aus den Nachbarn gelegentlich einen
verstohlenen Besuch abzustatten und einige fette Larven und
Puppen derselben oder selbst junge erwachsene Ameisen als
passive Gäste zu ihrer Tafel zu ziehen.
Jenseits des atlantischen Oceans, in den Vereinigten
Staaten, begegnet man häufig ganz ähnlichen Verhältnissen,
wenn man die Nestbezirke der körnersammelnden Ameisen
aus der Gattung Pogonomyrmex untersucht. Die Miethpartei
ist hier meist nicht die Rasenameise, obgleich dieselbe auch
dort vorkommt ^), sondern eine Formicide, die kleine Spieß-
ameise (Dorymyrmex pyramica) mit ihrer helleren Abart
(D. flava). McCook, der über die Beziehungen derselben zu
den größeren Ameisen berichtet 2^^ nennt sie erratic ant;
unter spezieller Berücksichtigung ihres psychologischen Cha-
rakters dürfen wir sie deshalb die Landstreicherameise
nennen. Diese Amerikanerin besitzt die nachbarlichen Un-
arten ihrer europäischen Verwandten ^) in noch höherem
Grade. Ohne weiteres nistet sie auch auf dem scheibenför-
migen Hofraum, der den Nestkegel von Pogonomyrmex um-
gibt, ebenso dreist sich ein wie anderswo auf herrenlosem
Grunde. Sie durchbohrt dadurch den Hofraum ihrer Nach-
barn mit zahlreichen kleinen Löchern, macht ihn durch eine
Anzahl kleiner Erdkegel uneben und verdirbt die Verkehrs-
straßeu der industriellen Körnersamnder. Wird es diesen
1) Vgl. Andre Spec. .1. Hym. T. II. p. 185.
-) Agricult. ant of Tex. p. 197. sqq.; Honey ant of the gard.
of tli. Gods & Occident ants of th. Am. plains p. 155 sqq.
■^) Die Vervvandtfchaft ist allerdings keine sehr nahe; die beiden
Arten gehören zu verschiedenen Familien (Dorymyrmex /u den For-
miciden, Tetramorium zu den- Myrmiciden). Vgl. Dr. G. L. Mayr,
Die Formiciden der Vereinigt. Staaten v. Nordani. (Wien 1886).
Stett. enlomol. Znit 1S9I,
310
scbließlk'li zu biiul, so verscliütten sie die Nesteingänge der
Landstreiclierameise. Da genannte Taktik manchen als ein
glänzender Beweis für die Ameisenintelligenz erscliienea
ist, werden wir sie später auf ihren tieferen ps^'chologischen
Werth zu prüfen haben.
Die k(')rnersammelnde Ameise von Texas (Agricultural ant
of Texas, Pogonomyrmex barbatus) ist viel reizbarer und
kampflustiger als ihre Gattungsverwandte, die Prairieameise
des Westens (Occident ant of the Amer. plains, Pogonomyr-
mex occidentalis). Deshalb kommen bei jener häufiger Schar-
mützel mit anderen Ameisen vor als bei dieser. Die kleinen
Landstreicherameisen gerathen mit beiden ziemlich oft in
Streit; daran trägt jedoch nur ihr eigener zänkischer Sinn die
Schuld; denn sie sind stets die Angreifer. Während die
großen Körnersammler ihren landwirthsehaftlichen Geschäften
nachlaufen, und ohne auf das kleine Gesindel am Wege zu
achten, ihre Straße ziehen, werden sie nicht selten von den
Spießameisen angefallen. Den komischen Kampf, der sich bei
solcher Gelegenheit zwischen Riesen und Zwergen entspinnt,
hat McCook trefflich beschrieben und abgebildet ^). Meist er-
eignen sich solche Kämpfe jedoch nur dann, wenn die kleinen
Landsti'eicher, sei es durch die über ilir Nest hinpolternde
Nachbarin, sei es durch andere Ursachen, in besondere Auf-
regung versetzt worden sind.
Die Körnersammlerin von Texas (Pog. barbatus) hat
manchmal in ihrem Nestbezirke noch einen anderen kleineu
Nachbar 2). Derselbe ward von Forel Iridomyrmex McCooki
benannt und ist eine kleine, schlanke, röthlichgelbe Ameise,
die man häutig in langen Ketten im Gänsemarsche an den
Büscheln des Ameisenreises (Aristida stricta) auf- und ab
spazieren sieht. Ihr Nest fand McCook innerhalb der Grenzen
einer großen Niederlassung von Pogonomyrmex barbatus.
Nach den Berichten dieses trefflichen Beobachters sind die
Beziehungen von Iridomja-mex zu den Körnersammlerinnen
durchaus friedliche; beide Theile gehen gleichgültig ihres
Weges, ohne sich um den anderen zu kümmern. Andere
sind der Meinung, die genannte kleine Ameise stehe zu ihren
großen Nachbarn in einem ähnlichen gespannten Verhält-
nisse wie dis Landstreicherameise. HofYentlich wird die Zu-
0 Agricult. ant p. 200. Occid. ant. p. 156 etc. PL XII. Fig.
96 und 99.
2) Agr. Ant. p. 202.
St Ott. entomol. Zeit, 1891.
311
kunft über die wirkliche Natur dieser Bezieluingen ent-
sclieiden.
Kehren wir nun wieder in die alte Welt zurück nach
Holländisch Limburg. So häutig man hier auf den Wegen
uud Stegen der Erdoberlläche der kleinen braunschwarzen
Wegameise (Lasius niger) begegnet, so häufig trifft man
manche ihrer unterirdisch lebenden gelben Vorwandten i) in
den dunklen Gängen des Erdbodens, wo sie der Pflege der
Wurzelläuse sich widmen. Daher kommt es, daß man ihre
Niederlassungen auch nicht selten im Nestbezirke anderer
Arten findet;* am öftesten fand ich sie wohl bei der grau-
schwarzen Ameise (Formica fusca) ; denn diese legt ihr Nest
oft am feuchten Fuße von Bäumen an, eine Oertlichkeit, die
der dottergelben Lasius umbratus gleichfalls sehr behagt. Die
gelben, mit unterirdischer Viehzucht sich beschäftigenden La-
sius sind friedlichere Nachbarn als die streitsüchtigen, die-
bischen Rasenameisen (Tetramorium), die wir oben kenneu
gelernt haben.
Eine noch harmlosere Form von doppelten Nestern zu-
fälligen Ursprungs wird häufig durch eine kleine, flinke und
scheue Knotenameise gebildet, die Leptothorax acervorum
heißt. Sie hat ihr Nest allhier unter der Rinde von Kiefern
und Eichen, besonders häufig in alten morschen Kiefern-
strünken. An und theilweise auch in den letzteren bauen
aber auch die großen Waldameisen (Formica rufa und pra-
tensis) und die blutrothe Raubameise (F. sanguinea) und die
grauschwarze Ameise (F. fusca) ihre Nester; deshalb fand
ich im Nestbezirke der genannten Ameisen wiederholt eine
Niederlassung von Leptothorax acervorum. Nach Forel 2)
bildet diese Ameise auch in der Schweiz häufig doppelte
Nester; und in Südschweden (Ostgothland) fand Adlerz im
Nestbezirke der rothrückigen Waldameise (F. rufa) eine
Leptothorax-Kolonie, welche die räthselhafte Gastameise To-
') Die bekanntesten derselben sind Lasius tlavus, umln-atus,
mixtus. In den theils sandigen, tlieils sumpfigen Haidegegenden des
mittleren und nördlichen Holländisch Limbm'g sind Lasius umbratus
und mixtus, namentlicli erstere, weit häutiger, als die sonst so ge-
meine „gelbe Wiesenameise" Las. flavus. Dies erhellt nicht bloss aus
der weit grösseren Zahl der Nester (welche hier vorzüglich unter
feuchten Laubschichten und an Baumwurzeln sich linden),
sondern auch aus der unvergleichlich grösseren Zahl der besonders
im Juli und August (nach den Paarungsflügen) allein umherirrenden
Weibchen.
-) Fourmis de la Suisse p. 154.
Stctt. entomol. Zeit. 1891.
312
mognathus sublaevis beherbergte ^). In hiesiger Gegend fand
ich einmal aucli unter der Rinde eines alten Eichenstrunkes
ein Nest von Leptothorax acervorum, mitten im Bezirke ei-
ner volkreichen Kolonie der giänzendschwarzen Holzameise
(Lasius fuliginosus). Ein anderes Mal begegnete ich ihr unter
der Rinde eines alten Kiefernstrimkes, woselbst eine starke
Kolonie der kampflustigen rothen Knotenameise (Mvrmica
ruginodis) hauste. Während die letzteren wüthend aus den
bloßgelegten Gängen ihres Nestes hervorstürzten, um mit ihrem
empfindhchen Stachel dem Angriffe des Königs der Schöpfung
zu begegnen, schlüpften die kleinen Mchrloseij Leptothorax
mit ihren Larven eiligst in verborgene Rindenspalten hinab.
Keiner dieser kleinen Ameisen fiel es bei, über eine der
größeren Verwandten herzufallen und sich an der vermeint-
lichen Urheberin der Ruhestörung zu rächen. Die zänkische
Rasenameise (Tetramorium caespitum) würde dies allerdings
höchst wahrscheinlich nicht imterlasseu liaben; aber der
Charakter von Leptothorax ist ungleich friedlicher und
furchtsamer.
Dh l)islier (M-\vähnlen Fälle von zusammengeseti^ten
Nestern waren insofern völlig zufälliger Natur, als sie ihren
Entstehungsgi-und nur in der großen Häufigkeit einer
der zusammenwohnenden Arten oder beider hatten. Die
beiden Nester waren bei ihrer allmählichen Erweiterung so
nahe aneinandergerückt, daß sie schließlich nur mehr einen
einzigen Nestbezirk bildeten, der jedoch zwei von einander
völlig unabhängige, gegenseitig feindlich abgeschlossene Nester
enthält. Ist die eine der beiden benachbarten Kolonien ent-
schieden mächtiger, und kann sie dem Nachbarn beikommen,
so drängt sie denselben nach und nach immer weiter zurück
nnd nimmt, wenn sie kana dessen Nesträume und Gänge
für sich in Beschlag. In Gegenden, wo es viele Steine gibt,
kann man solche Ausquartierungen in ihrem ganzen Ver-
laufe leicht verfolgen ; denn die Unterseite größerer Steine ist
ein Lieblingplatz für die Nester vieler Ameisenarten; zudem
wird beim AuHieben des Steines die Bauart und wechselseitige
Begrenzung der darunter befindlichen Nester dem Auge des
Beobachters wie mit einem Schlage bloßgelegt.
Im südlichen der Kreideformation angehörigen Theile von
Holländisch Limburg ist kein Mangel an Steinen. Dort fand
ich einmal im Juli 1887 unter einem nicht besonders großen
Steine so^ar drei fremde Ameisenarten dicht beisammen ein-
1) Andre' Sp. d. Hymenopt. II., Sapplera. au P'ormic. p. 14.
Siett. enloraol. Zoit. 1891.
313
quartici-t: Formica rufibarbis, Lasius flaviis und M. laevi-
nodis. Dagegen habe ich im Sand- und Sumpflande des mitt-
leren und nördlichen Gebietes derselben Provinz unter Steinen
nur sehr selten doppelte Ameisenkolonieu gefunden; denn die
Steine sind hiev eine Seltenheit. Dafür sind alte morsche
Kiefernstrünke nicht selten von mehreren fremden Ameisen-
kolonien bewohnt und erfahren deshalb auch oft den Be-
w^ohnerwechsel der zusammengesetzten Ameisennester. Eine
Kolonie der braunschwarzen Wegameise (Lasius niger) hat
von einem alten Wurzelstrunke Besitz ergritfen und die von
den Bockkäferlarven ehedem gebohrten Gänge durch emsigen,
Fleiß zu einem weitverzweigten Galeriens3'steme verbunden,
das sich für eine Ameisen-wohnung vorzüglich eignet. Seit
einigen Wochen wohnt sie bereits unter dem neuen Dache;
da kommt eines Tages eine Abtheilung grauschwarzer Ameisen
(Formica fusca), nimmt mit , Gewalt einen Theil des alten
Kiefernstrunkes ein, bringt ihre Larven und Puppen dorthin
und läßt sich daselbst mit ihrer ganzen Haushaltung nieder.
Kommen wir nach zwei Monaten wieder und klopfen an den
alten Stamm, so stürzt eine Schaar blutrother Raubameisen
(F. sanguinea), mit einigen grauschwarzen Hilfsameisen unter-
mischt, uns kampl'bereit entgegen. Sie hatten auf einem
ihrer Raubzüge das Nest der Grauschwarzen entdeckt und
es nach dem Rechte des Stärkeren geplünderl. Da ihnen die
fremde Wohnung besser getiel als die ihrige, waren sie hier-
auf mit Kind und Kegel dorthin übergesiedelt. Den kleinen
Braunschwarzen war es nicht mehr möglich, in den weiten
Gängen des Kiefernstrunkes gegen so mächtige Nachbarn sich
zu halten; sie sahen sieh immer weiter zurückgedrängt, bis
sie schließlich nur noch an der Seite des Stammes unter ei-
nigen Stücken Rinde und in der umgebenden Erde saßen.
Aber auch dort war ihres Bleibens nicht lange: eine über-
legene Kolonie der Rasenameise quartierte sie aus und setzte
sich an ihre Stelle. So theilte und theilt noch heute manches
Ameisenheim das Schicksal der Vergänglichkeit mit allem,
was unter dem Monde ist.
Die Uebermacht einer Ameisenkolonie über ihre Nach-
barn ist zwar auch von der Körperstärke, der guten Be-
waffnung und der Truppenzahl derselben abhängig; aber diese
sind keineswegs die einzigen, ja nicht einmal die ausschlag-
gebenden Faktoren für jenes politische Gleichgewicht, aus dem
die Beständigkeit oder Dauerfestigkeit eines zusammengesetzten
Nestes hervorgeht. Wichtig ist vor allem die Körpergröße
der beiden benachbarten Ameisenarten in Verbindung mit der
Stett. cntomol. Zeit. 1891.
314
Beschuirenheit det^ Nestbezirkes. Sind die Nachbarn unfiefahr
von derselben oder von älinlicher Clröße, (z. B. Tetranioriiini
caespitiim und Lasius niger, Lasius flavus und Mvrmica lae-
vinodis), so ist das Ende der fortwährenden i'eindlichen Rei-
bungen meist die schheßliche Aus(juartierung des schwächeren
Theiles. Weit beständiger sind jene zusammengesetzten
Nester, die sich aus Ameisen von sein- verschiedener Körper-
größe gebildet haben und deren Bauart verschieden ist.
Das Ganglabjrinth eines alten Kiefernstrunkes ist fast
ebenso gut für Große wie liir Kleine geeignet; hier sind die
letzteren entschieden im Nachtheil, falls eine stärkere Kolonie
der ersteren ihnen den Raum streitig macht.
Natürlich haben aucli die Großen keinen Vortheil, wenn
die Kleinen ihnen überlegen sind. Letzten Mai (1887) fand
ich in einem alten Kiefernstrunke ein kleines fusca-Nest,
das ringsum von einem starken Tetramorium-Neste fast ein-
geschlossen war; wahrscheinlich hatte die mit tausendfacher
Uebermacht eindringende Rasenameise die ursprünglichen Be-
sitzer immer enger zusammengedrängt, bis sie dieselben wohl
bald gänzlich hinauswarf.
Ist dagegen die Bauart der beiden Nester eine ursprüng-
liche und deshalb eine verschiedene, so gereicht die Kleinheit
zum Schutze des Schwächeren. Sind die Großen kräftig und
mulhig und nicht schwach an Zahl (als Beispiel etwa eine
Bundeskolonie sanguinea-fusca oder eine starke rutibarbis-
Kolonie oder eine Ansiedelung von Pogonomyrmex), so ge-
lingt es den kleinen Nestnachbaren, — z. B. der Rasenameise
oder der Landstreicherameise Dolichomyrmex — allerdings
nicht, über die Großen Herr zu werden. Den Großen ihrer-
seits ist es aber nur dann möglich, den Kleinen beizii-
kommen, wenn diese ihnen in den weiten Gängen des
großen Nestes oder auf der Erdoberfläche begegnen; eine
Verfolgung oder Vertreibung derselben in deren eigenem
Neste ist durch die engen Gänge desselben meist ausge-
schlossen, die nur für die Kleinen, nicht aber für die Großen
geräumig genug sind ^). Die Kleinen benutzten ihren Vor-
theil, liills sie wie die Rasenameise eine diebische Naturanlage
') Sind die Ca-össereii jedocli in starker Uebermaclit, so drin-
gen sie meist minivend (namentlich in Erdnesteru) immer weiter in
das Gebiet ihrer Ideinen Nachbarn vor und tödten oder vertreiben
dieselben schliesslich. So geht es der Rasenameise (Tetramorimn
caespituin) nicht selten durch ihre grössere rothe Verwandte, Myr-
mica scabrinodis; auch in einem meiner künstlichen Nester erlebte
eine kleine Tetramorium-Kolonie dieses Schicksal.
Siett. entomol. Zeit. 1891.
315
l\aben, zu häufigen ungebetenen Besuchen; sie fragen auch
gar nicht darnach, ob der Braten, der ihnen in die Hände
fällt, eine Jagdbeute oder ein fetter Sprößling des Nachbars
selber ist. Sind die kleinen Beiwohner scheuer und fried-
licher Natur, wie z. B. Leptothorax, so ruht die Beständigkeit
des doppelten Nestes auf noch festeren Grundlagen. Denn
einerseits sind sie stille Nachbarn, die keinen Streit anfangen
sondern sich möglichst wenig sehen lassen und am liebsten
ganz unbemerkt bleiben. Erregen sie trotzdem einmal die
Aufmerksamkeit und den Unwillen der Großen, so sind sie
durch die Bauart ihres Nestes völlig geborgen; dasselbe ist
nämhch in jenen feinen Spalten und Zwischenräumen der
Rinde angelegt, wohin keine dickere Ameise vordringen kann.
— Das sind die gesellschaftlichen Grundlagen der ersten Ab-
theilung unter den zufälligen Formen doppelter Nester.
2. McCook i) berichtet, daß in den Bauten der Prairie-
ameise des Westens (Pogonomyrmex occidentalis), vorzüglich
auf dem scheibenförmigen Hofraume, der den Nestkegel um-
gibt, verschiedene fremde Miethparteien ungestraft sich nieder-
lassen dürfen. Er fand daselbst die Nester von 6 verschie-
denen Ameisenarten und von einei- nordamerikanischen Ter-
mitenart (Termes flavipes). Unter ersteren befand sich auch
unsere blutrothe Raubameise" (F. sanguinea) mit ihrer nord-
amerikanischen Sklavin (F. Schaufussi) und mehrere andere
Arten, die an Körpergröße der Prairieameise nur wenig nach-
standen, ja dieselbe sogar theilweise übertrafen. So weit
McCook's Beobachtungen reichen, waren die Beziehungen
zwischen den Pogonomyrmex und ihren Einmiethern völlig
indifferente. McCook erklärt diese friedhchen Beziehungen
durch den gutmüthigen und keineswegs kampflustigen Cha-
rakter der Prairieameise, und wohl mit Recht. Denn die
Miethpartei benimmt sich namentlich dann ziemlich bescheiden
Avenn sie sich den Eigenthümern gegenüber bedeutend
schwächer fühlt und von der Duldsamkeit der letzteren in
Bezug auf ihre Existenz abhängig ist. Das Gefühl dieser
Abhängigkeit mag den Eindringlingen wohl dadurch beige-
bracht worden sein, daß sie in dem ersten Kampfe, den sie
mit ihren Nachbarn angezettelt hatten, entschieden den kür-
zeren zogen; da letztere hierauf, dank ihrer Friedsamkeit, die
Feindsehgkeiten nicht fortsetzten, blieb die neue Kolonie
innnerhalb der fremden Grenzen zwar bestehen, hielt sich aber
furchtsam von neuen Angriffen fern. Wenn jedoch die bei-
1) Occid. ants. p. 152 sq.
22
Stet*, entomol. Zeil. 1891.
316
den Nachbarn durch äußere Störungen in besondere Wuth
versetzt werden, entspinnt sich oft ein kurzer heftiger Kampf,
bis mit der äußeren Ruhe auch der Waffenstillstand wieder-
kehrt. So geriethen auch manchmal die verschiedenen Be-
wohner des großen Nestes der Prairieameise aneinander.,
wenn McCook mit seinem Spaten das Innere des Baues bloß-
legte. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich, daß selbst eine starke
Colonie einer großen blauschwarzen Formica, die fast die
Hälfte des Prairieameisenbaues in Besitz genommen hatte,
auf die Duldung der körnersammelnden Nachbarin ange-
wiesen war; denn als beide in Kampf geriethen, rollten bald
die Köpfe der Blauschwarzen, vom Rumpfe getrennt, auf dem
Boden umher. Hätte zu den kräftigen Kiefern und dem har-
ten Panzer der kupferfarbigen Prairieameisen eine streitsüch-
tige Naturanlyge sich gesellt, so würde aus dem zusammenge-
setzten Neste wohl bald ein einfaches geworden sein.
Es ist walirscheinlich, daß die Nester der Prairieameisen
durch ihre Bauart den fremden Ameisenarten besonderen
Schutz gewähren. Auf der Mitte eines etwa 20 Quadratfuß
großen scheibenförmigen Hofraumes erhebt sich ein flacher
Erdkegel, der zwar meist nur 10 Zoll (in seltenen Fällen 12
bis 18 Zoll) hoch ist, dafür aber an seiner Basis einen Um-
fang von 10 Fuß erreichen kann. Dieser Kegel ist außen
mit kleinen Kieseln geptiastert, die das Nest gegen die zer-
störenden Eintlüße des Gewitterregens und gegen manche an-
dere Gefahren erfolgreich schützen. Der große scheibenför-
mige Hofraum erleichtert den freien Verkehr mit der Um-
gegend, namentlich den Transport der Jagdbeute und anderer
Nahrungsmittel zum Neste. Es ist leicht begreiflich, daß auch
fremde Ameisen diese Vortheile wahrnehmen und sich inner-
halb des Bezirkes einer Prairieameisenstadt niederzulassen
.'^uchen. Das Phlegma der Prairieameise duldet solche Ein-
miethungen eher. Andere Pogonomyrmex-Arten würden nicht
.so gastfrei sein; sie könnten aber ihren Miethparteien auch
nicht so viele Vortheile bieten; denn bei der körnersammeln-
den Ameise von Texas (Pog. barbatus) fehlt meist der Nest-
kegel, bei jener von Florida (Pog. crudelis) der scheibenft3r-
mige Hofraum i).
Die zusammengesetzten Nester der Prairieameise des
Westens haben somit wahrscheinlich ihren hauptsächlichsten
Entstehungsgrund in den besonderen baulichen Vortheilen,
den diese Nester bieten. Hierdurch unterscheiden sie sich
0 Occid. ant. p. 130.
Sfett. entomol. Zeit. 1891.
317
von den früher (unter 1) erwähnten Formen zusammenjie-
setzter Nester, die ihren Hauptgrund nur in der besonderen
Häufigkeit der betreffenden Ameisenarteu hatten. Sehen wir
zu, ob wir nicht auch in unserer alten Welt Nestformen
finden, die sich mit den zusammengesetzten Nestern der
Prairieameise vergleichen lassen.
Bei uns hier gibt es zwar keine gepflasterten Nestkegel
von Pogonomyrniex, dafür aber um so häufiger die gemeinig-
lich Ameisenhaufen genannten Bauten der rothrückigen und
der schwarzrückigen Waldameise (F. rufa und pratensis.^ Ist
ein derartiges Nest bereits seit vielen Jahren bewohnt, so
verwandelt sich der größte Theil desselben in modernden
Humus, der zahlreichen Goldkäferlarven i), einer Menge kleiner
Käfer und anderen ungebetenen Gästen 2) 2^01 Aufenthalte
dient. Den Ameisen behagen solche Nesttheile schließlich
nicht mehi'. Obgleich sie selbst die Holzstückchen, Kiefern-
nadeln und die übrigen pflanzlichen Reste zusammenschlep-
pen, durch die sie eine höhere, gleichmäßige Temperatur für
die Entwicklung ihrer Brut erzielen, so ziehen sie sich doch
-aus den bereits zu sehr in Moder und Staub verwandelten
Wohnräumen zurück, und bauen neben und über denselben
immer neu weiter, bis sie schliesslich den alten Haufen ganz
verlassen, um in der Nähe ein neues Heim zu gründen.
Rascher vollzieht sich die Entvölkerung eines Ameisenhaufens,
wenn die ihn bewohnende Kolonie keine fruchtbare Königin
mehr besitzt und dadurch zum allmählichen Aussterben ver-
urtheilt wird. Während die Zahl der Arbeiterinnen von Jahr
zu Jahr durch den Tod sich mindert, bringt die Kolonie noch
alljährlich eine Anzahl Männchen hervor, die aus den unbe-
fruchteten Eiern der Arbeiterinnen stammen; dieser Nach-
wuchs ist aber für das eigene Nest völlig nutzlos und in we-
nigen Jahren ist die ganze ehemals zu Hunderttausenden zäh-
lende Bevölkerung nicht mehr unter den Lebenden. In viel
kürzerer Frist vermögen endlich wiederholte gewaltsame Ein-
griffe des Menschen und andere plötzliche Unglücksfälle zu
bewirken, daß ein Ameisenhaufen zu einem herrenlosen Ge-
bäude M'crde: ist es den Bewohnern bei diesen Störunüen zu
1) Dieselben gehören in hiesiger Gegend ausschliesslich der
Cetonia floricola an, nicht der Cetonia aurata, wie man früher
glaubte. (Vgl. hierüber meinen Bericlit in der „Deatschen Entomol.
Zeitschrift" 1887, 1. Hft. S. 115—119.)
-) Uebcr die Gäste von rafa und pratensis vgl. meine Be-
obachtuniren in der Deutsch. Ent. Ztschr. 1887. 1. Hft. S.
108— 122^
Stell, entomol Zeit. 1891, -'^
318
unbeliaglich geworden, so suchen sie sieh in der Nähe einer
iViedhche Stätte und wandern dorthin aus.
Vom Standpunkte einer kleinen Ameise betrachtet ist
ein Haufen der genannten Waldameise nicht blos ein ganz
ungeheuer großes Bauwerk, im Vergleiche zu dem die
Pyramide des Clieops nur wie ein Pygmäenprodukt sich
ausnimmt, sondern es ist aucii eine ganz zweckmäßige Woh-
nung für manche Kolonie kleinerer Ameisenarien. Das iu
weiche Modererde verwandelte Nestmaterial ist gut brauchbar
für die Anlage neuer Gänge und in den schon vorhandenen
verlassenen Galerien dei- ehemaligen gi'oßen Besitzer kann
eine kleine Ameise sicli a fortiori bewegen. Viele Bauun-
kosten werden erspart und zudem ist die neue Wolinung
auch schon eingeheizt; das heißt, sie besitzt eine hc'diere und
gleichmäßigere Temperatur als das umgebende Erdreich. Er-
zeugt wird dieselbe von den modernden Pfianzenstoffen, unter-
halten durch die darüberliegenden Schichten feiner Holz-
theilchcn. die als schlechte Wärmeleiter den Temperatur-
wechsel der äußeren Atmospliäre nicht so leicht nach innen
gelangen lassen. Die Schicht, die als wärmende Decke
dient, ver.sieht zugleich die Stelle eines Schutzdaches gegen
die zerstörenden Einflüsse der Atmosphärilien, vorzügUch
gegen verhängnißvolle Gewitterregen:, während das um-
liegende Gebiet vom Wasser durchnäßt und zerwülilt ist,
dringt dasselbe oft kaum einen Zoll tief in das Innere eines
Waldämeisenhaufens ein, sondern läuft seitlich al) an den un-
zähligen Hölzchen und Hälmchen, welche die gewölbte Nest-
oberfläche bilden.
Daher kommt es wohl, daß hier in den Kiefernwäldern
von Holländisch Limburg in jenen Haufen der Waldameisen
nichl selten fremde Ameisenarten Quartier nehmen, sobald
ihnen der Zugang zu denselben ermöghcht wird. Dies ist
meist erst dann der Fall, wenn der Ameisenhaufen bereits
ganz oder theilweise von seinen ehemaligen Bauherren ge-
räumt ist. Völlig- verlassene Nester von rufa und pratensis
beherbergen oft Kolonien von F. fusca, Lasius niger, Tetra-
morium und Myrmica, bald einzeln, bald mehrere dieser
Miethparteien zugleich. Im letzteren Falle ist aus dem ein-
fachen Waldameisenneste ein zusammengesetztes Nest ge-
worden, das aus lauter fremdartigen Elementen besteht. Aber
auch dann, wenn die ursprünglichen Besitzer, die großen
Waldameisen, noch einen Theil des eigenen Nestes innehaben
— sei es nun, daß sie die letzten Reste eines ehemals zahl-
reichen Volkes bilden, oder daß sie eine Abtheilung sind, die
Stett. entonuil. Zeit. 1891.
319
-während der Auswanderung der Uebrigen noch nicht zum
Abzüge geneigt war, — auch dann schon melden sich manch-
mal fremde Einmiether, am häufigsten die grauschwarze
Ameise (Formica iusca), die braunschwarze Wegameise (La-
sius niger), und die kleine Rasenämeise (Tetramorium caes-
pitum). Derartige zusammengesetzte Nester der Waldameise,
die neben dem eigentlichen Erbauer und Besitzer noch eine
oder mehrere fremde Miethparteien beherbergen, zeigen meist
etwas friedlichere Verhältnisse als die zusammengesetzten
Nester der ersten Klasse. Oefters beobachtete ich, wie z. B.
Formica fusca und rufa neben einander und sogar über ein-
ander ungestört zu ihren betreffenden Nesteingängen in den-
selben großen Haufen aus- und einliefen, ohne gegenseitig
auch nur die geringste Notiz zu nehmen. Und doch handelte
es sich im vorliegenden Falle, wie genaue Untersuchung des
Nestes zeigte, nicht um eine sogenannte Allianzkolonie oder
um eine anormale gemischte Kolonie, sondern um ein zu-
sammengesetztes Nest in dem oben erklärten Sinne. Viel-
leicht hatte übrigens bei dem ersten Eindringen der Fremd-
linge ein Kampf zwischen ihnen und den Waldameisen statt-
gefunden; da letztere sich aber zu schwach an Zahl fühlten,
hatten sie sich in einen Theil des großen Haufens zurückge-
zogen und überließen den anderen Theil ungestört den neuen
Ankömmlingen. Diesen ihrerseits war es nur um eine be-
queme Wohnung und günstige Temperatur zu thun, nicht um
Räubereien; deshalb verhielten beide Theile sich fürderhin in-
different, als ob sie dem Grundsatze folgten :' „Raum für alle
hat die Erde.'-
In stark bevölkerte, noch völlig auf der Höhe ihrer
Macht befindliche Waldameisennester vermögen fremde
Ameiseuarten nur äußerst selten sich einzuschleichen. Sehen
wir einstweilen ab von den später zu besprechenden glänzen-
■ den Gastameisen (Formicoxenus nitidulus) und von verein-
zelten Fällen, in denen Arbeiterinnen von Leptothorax acer-
vorum oder von Stenamma W^estwoodi oder Tetramorium
■ caespitum unbemerkt und deshalb ungestraft in einem Haufen
von rufa oder pratensis sich umhertreiben, so muß jede
fremde Ameise, mag sie nun zu derselben oder zu einer ver-
schiedenen Art gehören, ihren Besuch im Waldameisenneste
jnit dem Leben bezahlen Einige merkwürdige Ausnahmen
von dieser Regel müssen hier Erwähnung finden.
Juli 1886 fand ich zweimal in einem Neste von Wald-
ameisen (einmal bei rufa, einmal bei pratensis) eine N eder-
lassung fremder Ameisen, und zwar gerade von jenen^ die
Stett. eatomol. Zeit. 1S91.
320
sonst von ihnen besonders gehaßt werden i) ; es ist dies eine
Rasse der rothen Stachelameise, die Myrmica ruginodis -)
heißt und zahlreiche Nester unter dem Moose und in alten
Strünken der hiesigen Kiefernwälder und Eiehengebüschc be-
sitzt. Anfangs glaubte ich, nur vereinzelte, auf Diebstahls-
versuche ausgezogene Individuen jener rothen Stachelameise
vor mir zu haben. Bei näherer Untersuchung stellte sich je-
doch heraus, daß eine ganze Kolonie dieser Fremdlinge mit
ihren Larven und Puppen bei der Waldameise Quartier ge-
nommen hatte. In einem der beiden erwähnten Fälle (bei
pratensis) war das Nest bereits größtentheils von den eigent-
lichen Besitzern verlassen. Nicht so in dem anderen Falle
(bei rufa). Hier war der Bau noch von vielen Tausenden
der großen Ameisen bewohnt, die im Gefühle ihrer Kraft
jeden Angriff energisch abwehrten und auch meine entomolo-
gische Untersuchung mit Bissen und Ameisensäure baar be-
zahlten. Trotzdem befand sich im oberen Theile des stumpf-
kegelförmigen Haufens in einer kleinen Höhlung das Nest der
fremden Einmiether. Es war eine verhältnißmäßig ziemlich
starke Myrmica-Kolonie, mit einigen Hundert erwachsener
Larven und halbreifer Puppen. Weshalb diese fremden
Gäste sich hier eingenistet hatten, war nicht schwer zu er-
rathen; das dichte schattige Laubgebüsch ringsum ließ nicht
das erwünschte Maß von Sonnenwärme auf den Waldboden
gelangen :, deshalb hatten die Knotenameisen die günstige Ge-
legenheit wahrgenommen, ihre Brut auf einen erhöhten
Standort zu bringen, der zudem ringsum von einer höheren
gleichmäßigen Temperatur durchwärmt war. Nicht so klar
war es, weshalb die starke Waldameisenkolonie diese Ein-
miethung duldete, obgleich dieselbe in dem belebtesten Theile
des Haufens sich befand. In der kleinen Nesthöhle der ro-
then Fremdlinge war allerdings keine Waldameise zu sehen,
aber ringsumher und auf dem Zugange zu derselben liefen
die beiden Ameisenarten ruhig über einander her. Selbst als
ich den Haufen störte, das kleine Nest der Einmiether bios-
legte und eine Anzahl Waldameisen unter die letzteren warf,
entspann sich kein Kampf; die Waldameisen liefen ohne
') Von der Wxith, mit welcher die Waklameisen über eindrin-
gende Myrmica herzufallen pflegen, kann man sich leicht überzeugen,
wenn man ein Isest der letzteren auf die Oberfläche eines Wald-
ameisenhaufens schüttet,
-) „ruginodis" wegen des runzligen Hinterleibsstieles, der wie
bei allen Knotenameisen (Myrmiciden) aus zwei knotenförmigen Glie-
dern besteht.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
321
Feindscliaftsbezeiigiingen über die kleinen Rothen eilig daA'-on
lind diese schleppten ihre Larven und Puppen tiefer in das
fremde Nest, ohne die Waldanneisen anzufallen. Bei der
sonstigen Kampflust der beiden betreffenden Arten hatte ich
ein ; solches Benehmen nicht erwartet, zumal die Ameisen bei
einem plötzlichen Eingriffe in ihr Nest oft so erbittert werden,
daß sie in blinder Wuth selbst über geduldete Gäste, ja
manchmal sogar über einander herfallen. Wahrscheinlich hatte
beim ersten Eindringen der rothen Knotenameisen ein Kampf
zwischen ihr und der Waldameise stattgefunden ; wegen
seiner Erfolglosigkeit endete derselbe schließlich mit einem
Waffenstillstand, d. h. mit gegenseitiger Indifferenz. Dies ist
gerade dann am ehesten der Fall, wenn die beiden gegne-
rischen Kolonien genöthigt sind, in nächster Nähe bei-
sammen zu wohnen. Dann machen sie, falls sie verschiedenen
Familien angehören, zwar nicht gemeinschaftliche Sache
(bilden also keine Allianzkolonie in dem später zu be-
sprechenden Sinne), lassen sich aber gegenseitig wenigstens in
Ruhe 1). In dem obigen Falle war das Streben der Mj'r-
mica, ihre Larven und Puppen in eine günstige Entwicke-
lungstemperatur zu bringen, die nöthigende Triebfeder ge-
wesen, die ihr Zusammenleben mit den Waldameisen be-
Avirkte: diese ihrerseits mußten sich schließlich in das Unver-
meidliche fügen.
Hiermit schließen wir die zufälligen Formen zu-
sammengesetzter Nester der Ameisen. Zufällig sind sie alle
insofern, als das Zusammenleben der betreffenden Arten nicht
Gesetz, sondern vielmehr eine Ausnahmeerschei-
nung ist. Je bestimmter die Ursachen sich gestalten, die
der Entstehung eines solchen doppelten Nestes zu Grunde
liegen, desto mehr nähert sich dasselbe den gesetzmäßigen
Formen. Deshalb stehen jene zusammengesetzten Nester, die
nur auf der besonderen Häufigkeit einer oder beider Nach-
bararten beruhen, auf der niedrigsten Stufe (Nro. 1); aller-
dings sind auch hier oft diebische Nebenzwecke vorhanden
(z. B. bei der Rasenameise) ; dieselben bilden jedoch keines-
wegs einen Entstehungsgrund für die betreffende Nestform,
sondern verhalten sich völlig nebensächlich. Höher stehen be-
reits jene Formen, bei denen einem der beiden Theile ein
besonderer wohnlicher Vortheil aus dem Zusammenleben mit
') Zwisclien Lasius fuliginosus und verchiedcneu Myrmica-Arteu
habe icli öfters solche Ersclieinungen betrachtet, wenn ich Kotonien
beider Arten in künstliche Nester zusammenbrachte.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
322
der anderen Art erwächst; hier läßt sich bereits ein zweck-
ursächlicher Zusammenhaug erkennen (Nro. 2). Am klarsten
tritt derselbe bei den letzlerw- ahnten Nestformen hervor, wo
feindliche Arten zu einer friedhchen Nachbarschaft sich ver-
einigen, die dem einen Theile zu ganz offenbarem Nutzen ge-
reicht und zur Erreichung desselben erstrebt wurde ^).
Diesem ersten Kapitel folgt das zweite: Gesetzmäßige
Formen zusammengesetzter Nester. Es lautet da
(S. 18.)
„Die gesetzmäßig im Nestbezirke größerei- Ameisen le-
benden Formiciden scheiden sich in D i e b s a m e i s e n und
Gastameisen.
Wer das „Mein und Dein" nicht kennt und ohne den
Eigenthümer zu fragen, nimmt was ihm beliebt, der ist
ein Dieb. In diesem Sinne sind alle Ameisen Diebe;
aber darum sind noch nicht alle „Diebsameisen"' in des
Worts engerer Bedeutung. Nur solche, die andere Ameisen
bestehlen, aus diesem Gewerbe einen Hauptunterhalt
ziehen und zu diesem Zwecke Kellerwohnungen unter-
halb fremder Ameisenhäuser anlegen, nur solche bezeichnen
wir als D i e b s a m e i s e n schlechthin .
In diesem Rufe steht die kleinste 2) unserer mitteleuro-
päischen Ameisenarten, die winzige gelbe Solenopsis
fugax Latr. Ich nenne sie deshalb die diebische
Zw^ergam eise. Gegen dieses nur 2 mm lange, zur Unter-
familie der Knotenameisen (Myrmieiden) gehörige Wesen
wurden allerdings auch ungerechte Beschuldigungen erhoben.
So vor einigen Jahrzehnten in Paris, woselbst die verhäng-
nißvolle, durch den Handelsverkehr auch in Europa einge-
schleppte Hausameise, Monomorium Pharaonis, soeben in den
Waarenlagern der Compagnie coloniale große Verheerungen
angerichtet hatte ^'). Da unsere kleine Solenopsis jener be-
rüchtigten Hausameise unglücklicher Weise so ähnlich sieht,
daß man sie erst mit Hülfe des Vergrößerungsglases sicher
unterscheiden kann, deshalb wurde sie von Lucas mit jener
fremden Hausameise verwechselt und die Zerstörungen, die
1) Inwiefern (lierfr^, „Zweckstrebigkeit" im eigentlichen oder
übertragenen Sinne zu verstehen sei, liaben \^ir noch nicht zu er-
örtern.
2) Die kleinste europäisclie Art, vielleicht die Ideinste aller
bekannten Ameisen der Erde, ist die 1 mm lange Leptanilla Rc-
velierii Em. aus Corsilia. Vgl. Andre, Spec. d. Hym. 11. p. 269.
^) Vgl. Forel, Fourmis d. 1. Suisse p. 200 und die Notiz über
Monomorium Pharaonis im 30. Band von „Natur und Offenb."
S. 572.
Stett entomol. Zeit 1891.
323
letztere verursacht, wurden ihr zur Last gelegt; und doch
führt sie eine für die menschliche Oekonomie völlig harmlose.
Lebensweise : sie ist nur für Ameisenstädte eine fatale Haus-
plage, nicht für Monschenstädte wie Monomorium Pha-
raonis.
S o 1 e n o p s i s *) fugax verdankt ihren Beinamen nicht
ihrer Behendigkeit, sondern ihrer verborgenen, das Tageslicht
fliehenden Lebensweise. Ihre Bewegungen sind ziemlich
langsam, selbst dann, wenn sie im höchsten Zorne mit er-
hobenem Hinterleibe einherkommt. Wer die Sitten dieser
Ameise und jene "der Hausameise Pharao's beobachtet hat,
kann beide trotz der sonstigen Aehnlichkeit schon an ihrer
verschiedengradigen Beweglichkeit unterscheiden; letztere ist
viel flinker und behender als erstere, eine Verschiedenheit,
die wohl mit den Anforderungen ihrer abweichenden Lebens-
weise zusammenhängt.
Schon die einfache Thatsache, daß diese kleine Ameise
ihren gewöhnlichen Wohnsitz im Nestbezirke größerer Ver-
wandten hat, dürfte den Verdacht erregen, daß sie eine
Diebsameise sei. Denn sie zieht keinen Vortheil aus den
Wohnräumen und der Temperatur des großen Nachbarnestes,
sondern legt einen getrennten Bau ringsum und dicht neben
den Wohnräumen desselben an. Am klarsten zeigt sieh dies,
wenn sie bei der Waldameise (F. rufa L. bezw. pratensis
Deg.) sich angesiedelt hat, dann befindet sich ihr Nest nie-
mals in dem Ameisenhaufen, sondern unter nnd dicht neben
demselben in der kühlen Erde. Dasselbe beobachtet man
auch in den künstlichen flachen Glasnestern, in denen man
Solenopsis mit fremden Ameisenarten einquartiert hat; sie legt
ihr Nest stets getreu n t von jenem der Nachbarn an, ob-
gleich es dicht neben, unter und zwischen den Gängen und
Kammern des letzteren sich zu befinden pflegt.
Hier im mittleren Theile von Holländisch Limburg (in
der Umgebung von Roermond) fand ich Kolonien von
Solenoi)sis fugax im Nestbezirke folgender Ameisenarten ein-
quartiert: Bei F. sanguinea, rufibarbis, fusca, pratensis, Po-
Ijergus rufescens, Myrmica scabrinodis und lobicornis. Ver-
einzelte Arbeiterinnen derselben Ameise begegneten mir über-
dies bei F. rufa, fusca, sanguinea und Tetramorium caes-
pitum, ohne daß es mir gelungen wäi'fe, die betreffenden
Nester der kleinen Besucher zu entdecken. Die genannten
Kolonien von Solenopsis, die im Nestbezirke fremder Arten
1) Von aioX)]i^-o\pi^', wegen der tiefen und bi-eiten Stirnfurclie.
Stett. enfomol. Zeit. 1891.
324
lagen, sind die einzigen, denen ich hier begegnet bin, abge-
sehen von einer, die sich vielleicht nicht in so unmittelbarer
Nachbarschaft eines anderen Anieisennestes befand (22. Sept.
1887). Aber auch in diesem Falle lag ein solches — es
war ein Nest von Lasius niger — nur ungefähr einen Fuß
von der Solenopsis-Stätte entfernt; da ich die beiden Nester
nicht tiefer aufgrub, kann ich nicht entscheiden, ob sie un-
terirdisch sich begegneten oder nicht. Bei der großen Aus-
dehnung, die manche Niederlassungen von Solenopsis be-
sitzen, ist dies nicht unwahrscheinlicli. Ihre Kolonien sind
nämlich sehr individuenreicli, manchmal ist die Bevölkerung
sogar unzählig zu nennen.
Daß Solenopsis fugax in Holland bis zu meinen Unter-
suchungen nicht gefunden wurde i), dürfte wohl großentheils
aus der unterirdischen Lebensweise jener kleinen Diebsameise
sich erklären. Auf der Erdoberiläche, in freiem Tageslichte,
erseheint sie nur selten und auch dann nur meist in einzelnen
vagabundirenden Individuen, in größerer Menge für gewöhn-
lich auch blos beim Paarungsfluge der geflügelten Männchen
und Weibchen. So fand z. B. Prof. A. Förster 2)^ in der
Umgegend von Aachen während 40 Jahren keine einzige
Arbeiterin von Solenopsis, während er mit dem Schöpfnetze
in den Sommermonaten die geflügelten Männchen und Weib-
chen derselben Art nicht selten fing. Auch hier bei Roer-
mond sah ich die kleine Diebsameise nur selten außerhalb
ihrer unterirdischen Nester, und zwar nur an solchen Stellen
in der Nachbarschaft größerer Ameisen, wo es gerade etwas
zu stehlen gab. Am 28. August 1886 traf ich bei dem
Nesteingange einer gemischten Kolonie von sanguinea-fusca,
die soeben in der Auswanderung begriffen war '^^^ auch ein-
zelne Arbeiterinnen von Solenopsis, die mit einigen rothen
Knotenameisen (Myrmica scabrinodis) und etlichen schwarzen
Rasenameisen (Tetramorium caespitum) auf dem Diebspfade
sich befanden und dem fremden Neste, das von seinen Be-
sitzern bereits fast ganz verlassen war, einen verstohlenen
Besuch abstatteten. Für gewöhnlich bleiben sie jedoch im
Schooße der Erde und gehen dort ihren Geschäften nach.
Eines derselben ist nach Forel die Zucht unterirdisch leben-
1) Vgl. Jets over de Nederlaiulsehc Micreiifauna, door Dr. II.
Eos, s'Gravenhage 1887.
-) Nach seiner mündlichen Mittheilung vom Jalire 1884.
•') LTeoer diesen Umzug, hei dem auch ein bei F. sanguinea
wohnender Käfer (Diiiarda dentata) in Menge den Ameisen folgte,
vgl. Deutsch. Ent. Ztschr. 1887. 1. Hft. p. 109.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
325
der Wuvzelläiise, die sie belecken, um ihnen die in Honig
verwandelten Pflanzensäftc zu entlocken. Auch mir gelang
es einmal, in einem künstlichen Glasneste mit Hülfe eines
Vergrößerungsglases genau zu beobachten, Avie die Arbeite-
rinnen von Solenopsis eine winzige rosenfarbige Wurzellaus
mit ihren Fühlern streichelten und dann beleckten. Hiernach
wäre diese Ameise zu den sogenannten „stallfütternden'''
Ameisen zu rechnen, d. h. zu jenen, die sich im Erdinnern
mit der Pflege von Wurzelläusen abgeben wie andere auf
Gebüsch und Bäumen mit dem „Melken'-' von Blatt- und
Schildläusen. Ich bezweifle jedoch sehr, daß man dieses
ehrliche Handwerk als das Hauptgeschäft der Solenopsis
ansehen darf; die Wahl ihres Nestplatzes, die häufigen that-
sächlichen Diebereien und die sehr feindseligen Beziehungen
zu ihren Nachbarn lassen ihren Charakter als Diebs am eise
als den vorherrschenden erscheinen.
Es ist natürlich nicht leicht, die kleine Diebin auf der
That zu ertappen, da sie ihre Streiche im Finstern verübt.
Trotzdem kommen ihre geheimen Praktiken manchmal an
das Sonnenlicht. Forel beobachtete, wie unter einem Haufen
Kokons von Formica pratensis plötzlich Tausende von Sole-
nopsis aus der Erde auftauchten, die Gespinnste der Puppen
durchbohrten und an letzteren sich gütlich thaten i). Wären
die Kokons nicht zufällig auf der freien Erdoberfläche aufge-
schichtet, sondern wie gewöhnlich im Innern der Gänge und
Kammern verborgen gewesen, so würde die ganze Scene
dem BHcke des Beobachters sich entzogen haben. Ueber-
haupt entdeckt man die Nester der kleinen Diebsameise meist
nur durch einen glückliehen Zufall; denn ein äusserer Nest-
eingang ist nur schwer oder gar nicht zu finden '^). Nur
einmal sah ich über einem Solenopsis-Neste einen größeren
Zugang, in dem gerade einige Arbeiterinnen sich zeigten.
Vor demselben lagen die Reste von zahlreichen Puppen und
frischentwickelten Weibchen von Myrmica lobicornis, in deren
Nestbezirk Solenopsis hier hauste. Es war am 8. Juli 1886;
die Diebsameise hatte ihrer größeren Nachbarin offenbar vor
Kurzem einen Besuch abgestattet und eine große Verheerung
unter den Puppen und weichen jungen Ameisen angerichlet.
Der Eingang gehörte wohl dem Neste von Myrmica an und
die vor demselben lieoenden Reste waren wahrscheinlich von
1) Fourm. d. 1. Suisse p. 385.
-) Für den Paarungsflug der Solenopsis muß eine verhältniß-
mäßig große NestiWi'nung vorhanden sein wegen des bedeutenderen
Umfanges der geflügelten Geschlechter.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
326
den heimgesuchten Myrmica dorthin geschafft worden, nicht
von den Solenopsis, die hier nur das unterirdisch begonnene
Zerstörungswerk vollendeten.
Solenopsis fugax verspeist nicht blos Ameisenbrut, son-
dern auch andere Fleischnahrung, In einem Haufen der
schwarzrückigen Waldameise (F. pratensis) fand ich im letz-
ten Sommer (1887) mehrere Kokons eines Goldkäfers (Ce-
t.onia floricola i), in denen eine Menge dieser kleinen
gelben Ameisen mit Verzehren von todten nnd halbverfaulten
Cetonien-Puppen beschäftigt waren.
Aber weshalb dulden denn die größeren Ameisenarteu
dieses verdächtige Diebsgesindel in ihrer Nachbarschaft? Sie
müssen wohl; denn sie könnten sich desselben schwerlich ent-
ledigen, auch wenn sie wollten. Schon bei den zufälligen
Einquartierungen der Rasenanieisc (Tetramorium caespitum)
bei F. sanguinea haben wir die Grründe hierfür theilweise
kenneu gelernt; hier machen sich jene Ursachen noch stärker
geltend und neue treten überdies hinzu. Die Diebsgänge von
Solenopsis sind so eng, daß eine große Formica kaum ihre
Nase, — d. h. ihren Fühler in dieselben stecken kann. Die
kleinen gelben Zwerge sind aber auch, abgesehen von der
UnzugängHchkeit ihres weitverzweigten Nestes, ein geheimuiß-
voU furchtbarer Feind für eine Riesin, die ihnen an Masse
und Kraft fünfzigfach überlegen ist. Der starken Bevölke-
rung einer Ameisenkolonie entspricht ihr Muth; deshalb greift
die kleine Solenopsis, wie im Vertrauen auf die Hunderttau-
sende, die hinter ihr stehen, den Feind mit Kühnheit und
Wuth an. Daraus erklärt sich aber nocii nicht der ganze
Erfolg dieses Angriffes. Bereits beim Ausgraben der ersten
Kolonie, die ich hier im März 1884 bei F. rufibarbis fand,
fiel es mir auf, daß mehrere dieser starken, kampfesmutliigen
Ameisen schon wenige Augenblicke, nachdem sie von einigen
der Zwergameisen an den Fühlern und Beinen ergriffen und
mit dem unsichtbaren Stachel bearbeitet worden waren, in
krampfhafte Zuckungen verfielen, bald darauf betäubt wurden
und starben. Der Giftstachel dieser kleinen Ameise muß
somit eine für größere Verwandte verbängnißvolle Waffe
sein. Ebenso verhängnißvoll wird den Riesen die Kleinheit
des angreifenden Feindes; sie ist die Tarnkappe, die dem
Zwerge Solenopsis im Kampfe gegen die Siegfriede des For-
1) lieber Cetouia Üoricala l)ei F. rufa und pratensis vgl
meine Mittheilungen in der Deutsch. Ent. Zeitschr. 1887. 1. Hft. p.
115 IT.
Stell, entomol. Zeit. 1891.
327
micidenstammes unschätzbare Dienste leistet. Die große
Ameise, z. B. die durch Kraft und Muth hervorragende blut-
rothe Raubameise (Formica sanguinea) wälzt sieh, von den
Zwergameisen angegriffen, alsbald wüthend auf dem Boden,
sucht nach dem Gegner zu beißen und ihn aus ihrem ein-
gekrümmten Hinterleibe mit Gift zu übergießen. Aber es
ist, als ob sie ihn nicht fände; meist beißt und spritzt sie ne-
ben ihm vorbei. Wenn der Angreifer mehrere sind, geht die
wüthende Vertheidigung übrigens schon nach wenigen Minuten
in wehrlose Zuckungen über. Es ist Avahrscheinlich, daß
Solenopsis wegen ihrer Kleinheit und blassen Färbung von
den grö ßeren Ameisen gar nicht g e s e h e n w i r d
oder ihnen wenigstens nahezu unsichtbar bleibt. Diese An-
sicht hat auch bereits Forel ausgesprochen i). Sie wird
durch Versuche bestätigt, die ich mit etwas größeren gelben
(Lasius flavus, umbratus, Myrmica scabrinodi.s) und schwar-
zen Ameisen (Tetramorium caespitum, Ijasius niger) au-
gestellt. Diese Feinde wußte F. sanguinea mit ihren Kiefern
viel sicherer zu finden und zu zerschneiden. Deshalb ver-
mögen kleinere Ameisen, besonders wenn sie wie die Rasen-
ameise (Tetramorium) einen harten Chitinpanzer haben,
besser mit den Diebsameisen fertig zu werden als die For-
mica-Arten 2).
unter gewöhnlichen Verhältnissen ist somit die diebische
Zwergameise ein furchtbarer, fast unbesiegbarer Gegner für
ihre größereu Nachbarn. Setzt man dagegen eine kleine
Anzahl Solenopsis in eine Masse aufgei*egter sanguinea, . so
erliegen sie gewöhnlich. Bei meinen diesbezüglichen Ver-
suchen waren sie bereits nach einigen Stunden sämmtlich ge-
tödtet: denn ihr Angriff war tollkühn und die blutrotheu
Raubameisen bissen den giftigen Zwerg schließhch doch ein-
mal entzwei, wenn sie ihn auch zwanzigmal verfehlt hatten.
Falls jedocli weder die Kleinen noch die Großen in besonde-
rer Aufregung sich befinden, gelingt es einzelnen Diebsameisen
leicht, unbemerkt und ungestraft alle Gänge und Kammern
ihrer Nachbarn auszukundschaften. Finden sie irgendwo ei-
nen leckeren Vorrath an Puppen oder etwas Aehnliches, so
steigen sie bald mit Tausenden Ihresgleichen aus einem Diebs-
gange hervor, den sie verborgen bis unter ihre Beute geführt
1) Foumi. (l. 1. Öuisse p. 246. — Mau vergleiche hierzu auch
Forel's treffliclie Ausführungeu über die Gesichtswahrnehmung der
Insekten [Experiences & Remarques critiques sur les sensat. d. insect.
(Recueil Zool. Suisse Tome IV. Nro. 1 & 2.)]
2) Vgl. Forel. F. d. 1. S. p. 285.
SteU. entomol. Zeit. 1891.
328
liatten. Danu hilft keine Gegenwehr der Besitzer; die kleinen
Diebe behaupten sich faustrechtlich bei ihrer Mahlzeit, so lauge
es ihnen beliebt.
Die diebische Zwergameise beherbergt ihrerseits wie-
derum einen Einmiether; der gleichfalls auf fremde Kosten
zu leben scheint. Derselbe ist ein winziges, flügelloses
schwarzes Zehrwespchen, das ich hier wiederholt und zwar
als dauernden Gast in den Nestern von Solenopsis beobach-
tete, bei anderen Ameisen aber noch nicht gefunden habe.
Es gehört zur Familie der Proctotrupier und ist mit der
Gattung Diapria nahe verwandt; seine genauere systematische
Stellung ist mir noch nicht bekannt i). Da das Schmarotzen
eine Familiensitte der Zehrwespen ist, lagen dem Aufenthalte
jener kleinen Flügellosen jedenfalls keine uneigennützigen Ab-
sichten zu Grunde; ich sah sie öfters auf den aufgeschichteten
Larven der Zwergameise umherspazieren, wobei sie dieselben
fortwährend mit ihren beweglichen Fühlern berührte; es
schien, als ob sie eine dieser Larven zur Wiege für ihre
Nachkommenschaft zu erwählen gedächte: aber eine Ausfüh-
rung dieses parasitischen Planes habe ich bisher noch nicht
beobachtet. Möglicherweise ist das Zehrwespchen jedoch kein
Parasit der Ameisenbrut, sondern der obenerwähnten Wur-
zelläuse, die manchmal als ..Milchkühe''^ in den Nestern von
Solenopsis sich iinden. Die Zwergameisen scheinen die An-
wesenheit des schwarzen Proctotrupiers gar nicht zu be-
merken, obgleich derselbe von der Größe einer Solenopsis-
Arbeileriu ist; sie laufen unter, neben und über ihm
her, ohne mit ihren Fühlern auch nur die geringste Notiz
von ihm zu nehmen. Da andere Wesen, z. B. die Wurzel-
läuse und fremde Ameisen, von Solenopsis bemerkt werden,
ist diese Erscheinung nicht leicht zu erklären. Wahrschein-
lich macht das Wespchen auf den Geruchs- und Tastsinn
dieser Ameisen einen indifferenten Eindruck, ihi- Auge ist
aber zu schwach, um den Gast zu sehen. Man darf jedoch
nicht vergessen, daß selbst sehr scharfsichtige Formica-
Arten ihre eigentlichen Parasiten, nämlich die Milben,
kleinen Fliegen (Phora) und verschiedene Zehrwespchen
gteichfalls gar nicht zu bemerken scheinen: ob aus Mangel an
') Ich hatte 1881 ein Exemplar zur Uestiininuiig' an l'nil'. A.
Förster gescliickt; bevor er jedoch die genauere Bestiuimung des
Thierclieus vornehmen konnte, trat sein unerwarteter Tod ein. In
den letzten Jahren liabe ich jenen Parasiten von Solenopsis nicht
wieder gefunden.
Stett. entoiuol, Zeit. 1891.
329
.Jntelligenz^' oder aus anderen Gründen, das lassen wir hier
noch unerörtert.
2. Gastameisen.
Jn jenen zusammengesetzten Nestern, die neben einer
größeren Ameisenart noch die diebische Z w e r g a m e i s e
beherbergen, herrscht feindliche Spannung zwischen beiden
Nachbarn. Die Kleinen nähren sich großentheils auf Kosten
der Großen und tödten jeden derselben, der ihnen Wider-
stand zu leisten wagt. Die Großen ihrerseits dulden diese
meuchlerische Nachbarschaft vorzüglich deshalb, weil sie sich
derselben nicht entledigen können; sie stehen trotz ihrer
Größe und überlegenen Kraft den unsichtbaren Kobolden
wehrlos gegenüber wie unheimlichen Geistermächten. Das
Gegenstück hierzu, Bilder des Friedens, bieten jene zu-
sammengesetzten Nester, in denen die Miethpartei aus G a s t -
am eisen besteht. Auch dadurch unterscheiden sich die
Gaslameisen von den Diebsameisen, daß sie in dem Neste
der fremden Ameise wohnen, allerdings mit eigener selb-
ständiger Haushaltung und deshalb als eigene selbständige
Kolonie, aber ohne von der sie beherbergenden Ameise
durch Scheidewände getrennt zu sein; die Diebsameisen da-
gegen legen neben der Wohnung der Großen ihre Bauten
an, nicht bloß nach eigenem Stile, sondern auch durch
Mauern von den Gängen jener geschieden. Während endlich
die Kolonien der Diebsameisen sehr individuenreich zu sein
pflegen und oft Hunderttausende von Arbeiterinnen umfassen,
gehören die Gastameisen zu jenen Arten, deren Haushaltungen
meist nur einige Hundert Mitglieder zählen ; selten erreicht
ihre Zahl Tausend, oft bleibt sie auch unter Hundert ij.
Entsprechend der geringeren Individuenzahl ist auch die
Differenz der Körpergröße zwischen Weibchen und Arbeite-
rinnen nur unbedeutend, wähi-end bei den kleinen Diebsanieisen
•die Weibchen im Vergleiche zu den Arbeiterinnen riesig zu
nennen sind.
Wie wir bisher nur eine Diebsameise als solche sicher
^) In der Nähe von Mariehamu auf Aland fand Adlerz (Myr-
mecologiska studier I. p. 59) eine Kolonie von Formicoxenus, die
fast ebenso zahlreich war, wie die sie beherbergende rufa-Kolonie.
Das scheinen mir jedoch seltene Ausnahmen zu sein, wenigstens
nach den hiesigen Formicoxenus-Kolonien zu urtheilen. Hiermit
stimmt auch E. Andre's Angabe iiberein Spec. ' d. Hym. 11.
p. 273.
Stett. entomol. Zeit. 1S91.
330
kennen, nämlich Solenopsis fugax i), auf die deshalb
das über Diebsameisen Gesagte allein mit Sicherheit ange-
Avandt werden kann: so ist bisher nur eine Ameisenart
sicher als Gastameise bekannt, nämlich Formicoxenus
n i t i d u 1 u s Nyl '^) ; auf diese Art bezieht sieh somit, was
soeben über Gastameisen im Allgemeinen gesagt wurde.
Bevor ich jedoch zur näheren Charakteristik dieser
„glänzenden Gastameise'^ übergehe, noch einige Vor-
bemerkungen.
Wie das gesetzmäßige Verhältniß der diebischen Zwerg-
ameise zu ihren Nachbarn in dem ausnahmsweisen Zusammen-
wohnen der Rasenameise (Tetramorium caespitum) mit grö-
ßeren Ameisenarten sowie in ähnhcheii „zufälligen'-' zusam-
mengesetzten Nestern gleichsam vorgebildet wurde, so findet
auch das Gastameisenverhältniß seine unvollkommenen Vor-
stufen in manchen früher erwähnten Ausnahmeerscheinungen.
Hierher gehört z. B. der merkwürdige Fall, daß eine Kolonie
von MA'rmica ruginodis mit Kind und Kegel in einem Wald-
ameisenneste sich eingenistet hatte und daselbst allem An-
scheine nach geduldet wurde (Vgl. j. Kap. S. 16). Ihr
Winterquartier in einem großen Haufen von F. rufa hatten
(Januar 88) eine Königin und mehrere Arbeiterinnen von
Ponera contracta aufgeschlagen, eine Ameisenart, die sonst
hier selten zu sein scheint. Häufiger .stellen als vorüberge-
hende Besucher einzelne Individuen kleiner gelbbrauner Kno-
tenameisen (Leptothorax acervorum und tuberum) in den
Nestern der W^aldameise sich ein. Das scheue und behende
Wesen dieser Leptothorax und ihr friedsamer Charakter er-
laubt ihnen häufig auch, in ganzen Kolonien ungestört unter
der Rinde der Kiefern zu leben, um deren Stamm ein Nest
von F. rufa sich erhebt. Die letztgenannte zufällige Form
zusammengesetzter Nester zeigt bereits nahe Verwandtschaft
mit dem gesetzmäßigen Verhältnisse, das zwischen der glän-
zenden Gastameise (Formicoxenus nitidulus) und der
Waldameise (F. rufa und pratensis) obwaltet.
Formicoxenus nitidulus Nyl. war früher unter
dem Namen Stenamma W est wo od i bekannt: unter
1) Die Gattung Solenopsis Westw. zätilt zwar noch über ein
Dutzend Arten in fremden Welttlieilen; inwiefern jedoch ihre Le-
bensweise mit.S. fugax übereinstimmt, ist mir nicht bekannt.
-) Ueber Xenomyrmex Stollii Forel und Tomognathns sublaevis
Nyl. werde ich später einige Bemerkungen beifügen.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
331
diesem Titel führen sie die älteren Autoren an \). Die
wirkliche Stenamma Westwoodi Westw. (Asemorhoptrum
lippulum Mayr) ist aber kein gesetzmäßiger, sondern nur ein
gelegentlicher Einmiether bei fremden Ameisen und kann
deshalb nicht unter die Grastanieisen gerechnet werden. Aller-
dings traf man die durch ihre kleinen punktförmigen Augen
ausgezeichneten Arbeiterinnen von Stenamma wiederholt in
der Nachbarschaft oder selbst im Innern der Nester anderer
größerer Ameisen^ so bei der glänzend schwarzen Holz-
ameise (Lasius fidiginosus) und ihrer braungelben Verwandten
(L. brunneus) ^)^ desgleichen bei der rothrückigen Wald-
ameise (F. rufa) und der grauschwarzen Ameise (F. fusca).
Man konnte um so leichter auf den Gedanken kommen,
diese punktäugige Ameise habe bei den erwähnten, größeren
Arten ihre Wohnung aufgeschlagen, weil ihre eigenen Nester
sehr schwer zu entdecken sind 5 sie liegen wohlgeborgen und
versteckt unter Moos, feuchtem Laube u. s. w. und entziehen
sich überdies wegen der geringen Individuenzahl ihrer Be-
wohnerschaft um so leichter der Nachforschung ^).
Während so Stenamma Westwoodi Westw. mit
Recht ihren Ruf als Gastameise einbüßte, wurde derselbe für
Formicoxenus uitidulus Nyl. immer fester begründet.
Schon lange war es bekannt, daß man diese Ameise nur in
den Nestern von F. rufa und pratensis finde *); aber ihr
') lieber die Synonymie von Formicoxenus und Stenamma
(Asemorhoptrum) vgl. Andre Spec. d. Hymenopt. II. p. 271. und
Supplem. p. 841 (Sep. p. 9); Adlerz, Myrmec. stud. p. 55 und 56.
— Ernest Andre gibt 1. c. pag. 272 an, v. Hagens habe das Männchen
von Asemorhoptrum „en compagnie de ses ouvrieres" gefangen. Herr
V. Hagens theilt mir jedoch brieflich mit, dass er in der Kolonie von
Asemor. außer Arbeiterinnen nur Weibchen gefunden habe, dagegen
einige angeflogene Männchen und Weibchen auf Steinen da-
neben. Immerhin schloß v. Hagens mit Recht aus dem gemeinsamen
Fluge sowie aus der Aehnlichkeit auf die Zusammengehörigkeit der
Männchen und Weibchen (Beobachtung vom 21. Oct. 1864).
-3 Bei letzterer habe ich sie auch im südlichen Holl. Limburg
(Aalbeck bei Valkenburg) Juli 1888 gefunden.
3) Ueber die Lebensweise von Stenamma (^ Asemorhop-
trum) vgl. V. Hagens: „Ueber Ameisen mit gemischten Kolonien"
(Berl. Ent. Ztschr. 1867 p. 102.) und „Einzelne Bemerkungen über
Ameisen" (1868 p. 268)j Aug. Forel, Fourm. d. 1. Suisse (1874)
p. 80; E. Andre Spec. d. Hym. IL p. 312.
*) Vgl. z. B. Dr. G. L. Mayr, „Die Europäischen Formiciden"
(1861) p. 12', V. Hagens, „Ueber Ameisen mit gemischten Kolon."
(Berl. Ent. Ztschr. 1867 p. 101); Forel, Fourm. d. 1. Suisse (1874)
p. 227 und 352; E. Andre, Sp. d. Hym. Tom. II. p. 273. und „les
fourmis" (1885) p. 271; Lubbock „Ameisen, Bienen und Wespen"
(1883) p. 64, etc.
Stett. entomol. Zeit. 1801. 23
332
Nestbau und die Natur der Beziehungen, die zwischen ihr
und den Waldameisen obwalten, ist erst in neuerer Zeit er-
forscht worden i), am vollständigsten von Gottfried Adlerz
in Südschweden. Als ich vor zwei Jahren das Resultat der
Beobachtungen, die ich hier in Holländisch-Limburg über
Formicoxenus gemacht, in der Deutschen Entomologischen
Zeitschrift veröffentlichte, waren mir die Einzelheiten der
Forschungen von Adlerz noch unbekannt; um so interessanter
war es mir, später, als Herr Adlerz mir seine Arbeiten zu
übersenden die Clüte hatte, feststellen zu können, daß die
Ergebnisse der an so verschiedenen Orten über Formicoxenus
gemachten Beobachtungen nicht nur in ihren Haupt-
punkten, sondern manchmal bis in die kleinsten Details über-
einstimmen.
Sehen wir uns zuerst die „glänzende Gastameise" ge-
nauer an, bevor wir auf ihre Lcl)ensgeschicke näher eingehen.
Wenige Namen in der Entomologischeu Systematik sind so
bezeichnend wie dieser: man bi-aucht Formicoxenus nitidulus
nur in's Deutsche zu übersetzen, um das Thierchen, das
diesen Titel trägt, treffend und allgemein verständlich zu kenn-
zeichnen; es ist ein niedliches, schlankes, gelblicli-rolhes bis
l)raunes Ameischen von glänzender Körperglätte. Die Ar-
beiterin ist 2,5 — 3 mm lang, also nur um die Hälfte gröBer
als jene von Solenopsis fugax. Daß bei Formicoxenus die
Weibchen von den Arbeiterinnen durch etwas bedeutendere
Größe und dunklere Färbung meist nur wenig abweichen 2)^
kann kaum befremden, da dasselbe auch bei Leptothorax
acervorum und anderen Mvrmiciden vorkommt, deren Kolo-
nien nicht sehr individuenreich sind. Was Formicoxenus be-
sonders auszeichnet, sind die a r b e i t e r ä h n 1 i c h e n M ä n n -
chen, die erst von Adlerz als solche erkannt und be-
schrieben wurden. Schon 1846 hatte Nylander eine „Mjrmica
nitidula" beschrieben, deren Fühler z wölfgli ed rig waren,
\yährend die Gewöhnliche Arbeiterform nur elfül i ed r i2,e
*) Vgl. Adler/,. Myrmecologiska studier. I. Funnicoxeims niti-
dulus (Oi'vers. al" Ivougt. Veteiiskap. Akad. Förliandl. 1884 n" 8. •—
Stocidiolm), P'orel Fourui. d. 1. .Suisse p. 352 IT. und Etudes Myr-
niecol. eu 188G \>. 4 if. (Extrait d. Annal. öoc. Ent. Belg. Tom. XXX.).
Wasmann, Ueber Foruiicoxeuus nitidiüus (Deutsch. Eut. Ztsclir. 1887
p. 119 IV.).
-) Manchmal fand ich allerdings nucli vereinzelte \\'eil)clieu
von fast ganz schwarzer harbe; doch gibt es zwischen diesen
nnd den Arbeiterinnen in der Färbung wie in der GroI5e viele Uebcr-
gänge.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
333
Fühler besitzt; deshalb wurde die erstere 1882 von Stolpe
sogar als eigene Art unter dem Namen „Stenamma nitidula^'
aufgestellt. Im Sommer 1884 gelang es Adlerz, die Paaruno-
derselben mit dem Weibchen von Formicoxenus zu beobach-
ten und durch genaue Untersuchung ihrer Körperbildung
nachzuweisen, daß die lange vergebens gesuchten Männchen
von Formicoxenus durch ihr Arbeitergewand den Blicken der
Forscher sich entzogen hatten. Wie die (im Buche abge-
druckte) Abbildung zeigt, sind die Männchen der glänzenden
Gastameise in der Tiiat den Arbeiterinnen sehr ähnlich ; .sie
.'^ind flügellos wie diese ^) und unterscheiden sich von ihnen
nur durch etwas kürzeren, mehr rundlichen Kopf, längere
(zvvölfgliedrige), leierförmig gekrümmte Fühler mit 5-gliederi-
ger Keule, durch kleinere Oberkiefer, durch die Punktaugen
und die äußeren Genitalien. Letztere sind übrigens nur an
frischen Exemplaren deutlich erkennbar. Adlerz fand bei ei-
.nigen Männchen auch deutliche Flügelansätze, ähnlich wie bei
alten Weibchen, die ihre Flügel verloren haben; mir ist es
jedoch noch nicht gelungen, an den hiesigen Formicoxenus-
Männchen solche Flügelansätze zu entdecken, wahrscheinlich
nur deshalb, weil mir keine so große Zahl von Exemplaren
zu Gebote stand wie Adlerz.
Behendigkeit und Schnelligkeit der Bewegung ist einer
der Charakterzüge, die unsere Gastameise von der diebischen
Zwergameise unterscheiden. Es war hübsch anzusehen, wie
in meinem Beobachtungsneste besonders an warmen Sommer-
tagen stets einige dieser Thierchen munter und flink die
große Stadt der Waldameisen nach allen Richtungen durch-
eilten. Dabei sind ihre Fühler stets in zitternder Bewegung.
Meist sind es Männchen, seltener Arbeiterinnen oder geflügelte
Weibchen. Auch in freier Natur fing ich am 22. August
1887 auf der Oberfläche eines rufa-Nestes eine Anzahl
Männchen von Formicoxenus, die daselbst in fieberhafter
Hast umhereilten : obgleich ihrer ziemlich viele waren, gelang
es mir nicht, ihre Kolonie und deren Heim zu entdecken;
ich fand nur einzelne im Waldameisenneste zerstreute Ar-
beiterinnen. Adlerz zählte die auf einem rufa-Haufen um-
herlaufenden Männehen einmal sogar zu Hunderten (465
Stück) 2).
') Flügellose Männchen sind unter den Ameisen sonst nur nocii
bei Anergates atratulus und Ponera punctatissima bekannt. Letztere
Art besitzt außerdem auch eine, normale, geflügelte Männchenform.
2) Adlerz 1. c. p.' 60.
Stett. entomol. Zeit. 1891. 23 *
334
Beobachtet man das Treiben der Gastameisen-Männchea
bei solchen Gelegenheiten, sei es nun im Freien oder in der
Gefangenschaft, so sieht man häufig, daß sie sich von Ar-
beiterinnen oder Weibchen ihrer Art auf eine eigenthümliche
Weise in das Schlepptau nehmen lassen. Manchmal sahTich
nicht nur zwei, sondern selbst drei dieser kleinen Gast-
ameisen aufeinandersitzend umhereilen. Dabei hielt die obere
Ameise sich mit ihren Kiefern am Halse oder am Hinterleibs-
stielchen der Trägerin fest; in letzterem Falle wurde die
obere Ameise nicht so sehr getragen als vielmehr nachge-
schleppt. Mehrmals war es mir möglich, die Trägerin als
Weibchen zu erkennen, sei es an ihren Flügeln oder Flügel-
resten oder an ihrer etwas bedeutenderen Größe oder dunk-
leren Färbung. Da jedoch Weibchen und Arbeiterinnen von
Formicoxenus in Größe und Färbung durch unmerkliche
Zwischenstufen verbunden sind, konnte ich die untere Ameise
nicht immer sicher erkennen; in vielen Fällen schien es eine
Arbeiterin zu sein; die obere Ameise bekundete sich meist
durch ihre Fühler als Männchen. Daß es sich bei diesem ei-
genthümlichen Transporte um Paarungsversuche der Männchen
handelt, hat Adlerz sicher festgestellt. Dies war übrigens
schon deshalb wahrscheinlich, weil Formicoxenus bei anderen
Gelegenheiten die bei den übrigen Myrmiciden übliche Trag-
methode befolgt 1).
Gehen wir nun zu jenem Theile der Lebensweise von
Formicoxenus über, der uns hier eigentlich beschäftigen
soll.
Die glänzende Gastameise ist zwar ein aus-
schHelßlicher Gast von F. rufa und pratensis; aber derselbe
findet sich keineswegs in jedem Haufen dieser Waldameisen.
F'orel kannte im Jahi-e 1874 in der Schweiz nur ein einziges
Nest von F. rufa, das eine Formicoxenus-Kolonie beherbergte 2),
In den Rheinlauden ist sie nicht so selten, wie die Berichte
von Förster und v. Hagens beweisen. Auch in Holland sind
ihre Kolonien schon wiederholt gefunden worden ^). In der
Umgegend von Roermond ist Formicoxenus ziemUch häufig,
obgleich, wie es scheint, nicht so zahlreich, wie an
manchen Stellen Südschwedens, wo Adlerz seine Unter -
') Vgl. Adlerz 1. c. p. 57, und Deutsch. Ent. Ztschr. 1. c. p.
119; Forel. Et. Myr. 1886. p. 5.
2) Fourm. d. 1. Suisse p. 227.
3) Bei Wageningen von Dr. H. Bos (Jets ov. d. Nederl. Mie
i-enf. p. 197 und beim Haag von Dr. E. Everts. — Von beiden Herren
erhielt ich eine Anzahl Exemplare freundlichst zugesandt.
Stctt. cntoinol. Zeit. 1S91.
335
sucluuigeii angestellt. Ich will erzählen, wie ich hier das erste
Nest entdeckte.
Einzelne Arbeiterhineu und noch öfter isohrte flügellose
Weibchen waren mir zwar bereits wiederholt begegnet, als
ich die Haufen von F. rufa und pratensis nach Myrmeko-
philen (Ameisengästen) durchsuchte; es gibt hier wenige
Waldameisennester, in denen ich nicht mindestens d'is eine
oder anderemal auf ein Formicoxenus- Individuum gestoßen
wäre. Aber wie eine Schwalbe noch keinen Sommer macht,
so macht auch eine einzelne Ameise noch keine Kolonie.
Die isolirten Königinnen „dachten'-^ wahrscheinlich erst daran,
in dem betreftenden Ameisenhaufen eine Familie zu gründen,
und die vereinzelten Arbeiterinnen konnten sich vielleicht
weit von ihrer Heimath verlaufen haben. Jedoch gesetzt
auch den Fall, sie seien ziemlich nahe bei derselben ge-
wesen, damit war das Nest von Formicoxenus noch nicht ge-
funden, wenigstens nicht ohne große Gefahr, den Bau des-
selben bis zur Unkenntlichkeit zu verwüsten. Wenn man
in einem großen Walde ein Vögelein fliegen sieht, so hat
man damit das Nest desselben noch nicht gefunden; oder
wenn man in einer großen Stadt einem unbekannten Spazier-
gänger begegnet, so weiß man damit noch nicht, in welchem
Stadtviertel er wohnt und wie es in seinem Hause und in
seiner Familie aussieht. Ein Haufen der Waldameise ver-
hält sich aber in der That zu einem Neste der glänzenden
Gastameise wie ein dichter Wald zu einem Vogelneste in
demselben oder wie eine große Stadt zu einer in dem Häu-
sermeere versteckten Hütte. Zudem muß man in diesem
Falle den Walde umhauen, um das Nest zu finden, oder die
Stadt niederreißen, um die Hütte zu entdecken: wie leicht
kann hierbei der gesuchte Bau zerstört und sein Inhalt zer-
streut werden! Diese Schwierigkeiten waren es wohl, die
mir wie vielen anderen früheren Beobachtern die Nester von
Formicoxenus verborgen hatten. Erst am 13. Juli 1886
glückte es mir, eine ganze Kolonie sammt ihrer Behausung
zu entdecken, und zwar durch einen sogenannten Zufall.
Ich hatte ein Nest von F. rufa, das in einem lichten Eichen-
gebüsch lag, aufgegraben, um die in demselben befindhchen
Larven und Puppen eines Goldkäfers (Cetonia floricola) zu
sammeln. Hierbei begegneten mir einzelne Arbeiterinnen von
Formicoxenus, die wahrscheinlich zur Verproviantiruug ihrer
Haushaltung ausgegangen waren. Wo hatten sie ihr Nest?
Vielleicht war es bereits durch das Aufwülüen des Haufens
zertrümmert, vielleicht fiel es diesem Schicksale in demselbea
Stett. eutomol. Zeit. 1891.
336
Augenblicke anheini, in dem ich es entdecken würde. Aber
es ging besser. Soeben wollte ich ein altes, durchlöchertes
Puppengehäuse von Cetonia wegwerfen, als eine Gastameise
eilig aus demselben hervorlief^ ihr folgten mehrere andere
und im Innern des Gehäuses saßen die übrigen, Männchen,
Weibchen und Arbeiterinnen mit einer Anzahl Larven und
Puppen. Die Gesammtzahl der entwickelten Ameisen mochte
ungefähr 60 bis 70 betragen, worunter 10 bis 12 theils ge-
flügelte, theils ungeflügelte Weiljchen und ebensoviele Männ-
chen, die übrigen Arbeiterinnen waren. Die Kolonie war
vollständig; obgleich ich den ganzen übrigen rufa-Haufen
sorgfältig durchsuchte und namentlich die alten Puppenge-
häuse von Cetonia nochmals durchmusterte, konnte ich nur
noch wenige vereinzelte Arbeiterinnen und Männchen linden.
Da die Waldameisen, denen jener Bau gehörte, gerade in
der Auswanderung begriffen waren und ihre alte Heimath be-
reits znm großen Theile verlassen hatten, um in der Nähe ein
neues Nest zu gründen, war vielleicht auch schon eine Ab-
theilung Formicoxenus mit ihren Miethherren ausgewandert:
Forel hat nämlich beobachtet, daß Formicoxenus den Wald-
ameisen folgt, wenn diese ihren Nestplatz wechseln i). Aber
für den vorhegenden Fall ist dies kaum wahrscheinlich; denn
die kleine Formicoxenus-Kolonie traf nicht die geringsten An-
stalten zur Auswanderung: außerhalb ihres Nestgehäuses
waren nur wenig Individuen zu finden, und keines von diesen
trug eine Larve oder eine Puppe oder eine Mitameise im
Maule.
Nach Hause mitgenommen und in ein flaches Glasnest
zu einer Abtheilung F. rufa gesetzt, begann Formicoxenus
alsbald den Bau eines kleinen Privatnestes mitten unter ihren
großen Wirthen; letztere waren übrigens nicht so zahlreich
wie die Gastameisen. Die Formicoxenus- Arbeiterinnen bilde-
ten zuerst eine kleine Höhlung im Nestmateriale, sodann
häuften sie rings um dieselbe feine Holzstückcheu und Erde
Äuf. In der Mitte des Nestnapfes wurden die Larven und
Puppen zusammengetragen; ebendaselbst, auf und neben der
jungen Brut, saß meist auch die Mehrzahl der erwachsenen
Ameisen, zu denen bald aus den Puppen noch mehr Männ-
chen kamen. Unter allen Ameisennestern sieht wohl ein
solches Formicoxenusnest einem Vogelneste im Kleinen am
ähnlichsten^ sowohl durch die napftormige Gestalt als durch
das zu demselben verM'andte Baumaterial. Der Umfans; des-
^) Etudes inyrmecologiques en 1886 p. -4 ff.
£tett. entomoU ZoH. 1691.
337
selben erreicht höchstens denjenigen einer kleinen Nußschale.
Die leeren Puppengehäuse der Goldkäfer mögen wohl in
manchen Fällen den Nestbau von Formicoxenus verein-
fachen. In diesen aus Erde und Cetonien - Excrementen ge-
bildeten Kokons finden die Ameisen eine festwandige Höh-
lung von passender Weite und Tiefe bereits fertig vor
und ersparen sich deshalb gerne einen Theil der mühsamen
Arbeit.
Wie Solenopsis ist auch Formicoxenus eine „licht-
fremde'-' Ameise, wenngleich nicht in so hohem Grade.
Verborgen und dem Sonnenhchte entrückt verläuft ilir Leben
gewöhnlich in dem warmen dunklen Innern eines Wald-
ameisenhaufens. Daher auch ihre geringe Lichtempfindlich-
keit, die sie in dem künstlichen Glasnest bekundete. Sie
baute ihr oben erwähntes kleines Nest frei und offen unter
der Glaswand, unbekümmert um das helle Tageslicht, so daß
man ihr ganzes Leben und T)-eiben ungehindert beobachten
konnte. Erst nach mehreren Wochen verlegte sie ihre Woh-
nung tiefer in das Haufenmaterial von rufa hinab \ hierzu ver-
anlaßte sie jedoch nicht das Licht, sondern die häufige Stö-
rung durch fremde größere Ameisen.
In dem IL Abschnitt „Die gemischten Kolonien'- (S. 42)
welcher mit einem Nachweis der Literatur über dies Kapitel
beginnt — deutsche, französische, englische, nordamerika-
nische, schwedische Autoren sind aufgeführt — lautet
es S. 45:
Die gemischten Kolonien theilen sich in g e s e t z m ä s -
sige und zufällige (ausnahmsweise) Formen. Jn letzteren
können entweder Herren und Sklaven solchen Arten ange-
hören, die sonst nicht in gemischten Kolonien sich finden,
oder blos die Herren sind ausnahmsweise Herren, oder blos
die Sklaven sind ausnahmsweise Sklaven. Wir wollen je-
doch zuerst die gesetzmäßigen gemischten Kolonien be-
rücksichtigen, in denen die Herren normale Sklavenhalter
sind, und die Hilfsameisen zu den normalen Sklavenarten
zählen. Ihre Eintheilung ergibt sich ganz naturgemäß
aus einem Blicke auf die verschiedenen Formen der Sklaven-
halter, mögen wir sie nun in psychischer und socialer Be-
ziehung, d. h. in ihrer Abhängigkeit von den Hilfsameisen be-
sten, entomol. Zeit. 1891.
338
trachten; oder aber ihre körperliche Beschaffeuheit ins Auge
fassen :
I. Die Herren ^ind wesentlich unabhängig von ihren
Hilfsameisen. Die Arbeiterform der Herren besitzt einen ge-
zähnten Kaurand der Oberkiefer.
n. Die Herren sind wesentlich abhängig von ihren
Hilfsameisen. Die Arbeiterform der Herren besitzt keinen Kau-
rand der Oberkiefer.
HI. Die Herren sind allseitig und gänzlich abhängig
von ihren Hilfsameiseu. Sie besitzen keine eigene Arbeiter-
form.
1. K a p i t e 1.
Gesetzmässige Formen gemischter Kolonien.
1. Klasse.
Formica sanguinea Latr. — Die gemischten Kolonien
der ersten Hauptklasse werden A'on der blutrothen Raub-
ameise (Formica sanguinea) gebildet, welche in unserem
Erdtheil und in Asien als normale Hilfsameisen die grau-
schwarze (F. fuscu) oder die rothbärtige Ameise (F. ruübarbis)
"besitzt, manchmal sogar Sklaven von beiden Rassen zugleich
hält. In Nordamerika entnimnnt sie ihre Hilfsameisen gewöhn-
lich den Nestern der Formica Schaufussi i), obwohl F. fusca,
ihre gewöhnliche Sklavin in Europa, auch in der nördlichen
Hemisphäre der neuen Welt nicht selten vorkommt ^). Hier
wie dort ist Formica sanguinea von ihren Hilfsameisen nicht
wesentheh abhängig, kann dieselben sogar streng genommen
ganz entbehren; man trifft nämlich, obgleich selten, Kolonien
dieser Raubameise, die keine Sklaven enthalten. Die orga-
nische Grundlage ihrer Unabhängigkeit ist der gezähnte Kau-
rand der Oberkiefer. Betrachten wir den Kopf einer For-
mica sanguinea, so sehen wir, daß ihre Oberkiefer eine breite
dreieckige Gestalt imd einen achtzähnigen Innenrand be-
sitzen; letzteren nennt man Kaurand. Nur eine Ameise
könnte uns gebührend klar machen, was so ein Kaurand für
eine Bedeutung hat: er ist Schaufel und Hacke, Meißel und
Kelle bei den Bauarbeiten und zuoleich eine geschickte, zarte
1) Vgl. Mcüook, Honev auts and Occident ant.s (Philadelph. 1882.)
p. 152.
-) Vgl. Roger'ö FünnicideiikataloL;" No. 3G5. (Berl. Ent. Zeit-
schr. 1863.).
Stett. entomol. Zeit. 1S91.
339
Haud, mit der die junge Brut erfaßt, und umliergetragen wird,
kurz er ist das unentbehrlichste üniversaHnstrument einer
Arbeiterameise, das zu allem dient, nur nicht zum Kauen;
denn die Ameisen nehmen ihre Nahrung durch Lecken
zu sich. Wer keinen Kaurand besitzt, ist für die Anlage
der Wohnung und für die Pflege der Brut auf fremde
Hülfe angewiesen; er kann kein selbständiges Ameisendaseiu
führen.
Obgleich die blutrothe Raubameise, — die, nebenbei be-
merkt, ihren Namen nur von der Farbe des Vorderkörpers
hat, ihr Hinterleib ist grauschwarz — diesen unschätzbaren
Kaurand an den Oberkiefern trägt und ihn auch gut zu hand-
haben versteht, raubt sie dennoch in den Sommermonaten
die Arbeitqrpuppen anderer fleißiger Verwandten, deren Na-
men wir oben schon erwähnt haben, schleppt sie in ihre
Nester und zieht sie daselbst auf. Es ist durch ein Naturge-
.setz bestimmt, daß jede Ameise sich als zu jener Kolonie
gehörig betrachtet, in der sie das Licht der Welt erblickt
hat, d. h. in der sie aus der Puppe geschlüpft und zu einer
vollkommen ausgefärbten Ameise geworden ist. Deshalb ar-
beiten diese Hilfsameisen mit und für ihre Herren und bringen
dadurch deren Gemeinwesen einen nicht zu unterschätzenden
Nutzen.
Im Vergleich zur Amazone (Polyergus rufescens) ist die
blutrothe Raubameise keine leidenschaftliche Sklavenjägerin.
ForeFs Angabe, daß man sie selbst dort, wo ihre Kolonien
häufig sind, dennoch nur verhältnißmäßig selten beim Skla-
venraube beobachten könne, fand ich in der hiesigen san-
guinea-reichen Gegend (mittleres und nördliches HoU. Lim-
burg) völlig bestätigt. In den Expeditionsmonaten Juli und
August begegneten mir die mit Kokons beladenen' Räuber
nicht oft, und nur ein einziges Mal konnte ich die Plünde-
rung selbst beobachten. Es war am 7. Juli (1884) zwischen
1 und 2 Uhr Nachmittags. Wahrscheinlich hatten die Raub-
ameisen ihre Unternehmungen schon einige Stunden früher
begonnen; denn nach Forel ziehen sie meist schon in den
Vormittagsstunden aus. In einer Entfernung von etwa 45
Schritt von einer sanguinea-Kolonie lag unter einem Busch
Haidekraut ein Nest von Formica fusca, das von einzelnen
regellosen Abtheilungen jener Raubameisen umzingelt war.
Einige der Räuber stürzten noch in die Eingänge hinein,
während die meisten schon mit Puppen beladen herauskamen
und die Beute nach Hause trugen, in ihrem Nesteingange
niederlegten und dann wieder zur Plünderungstelle zurück-
Stett. entomol. Zeit. 1&91.
340
kehrten. Andere verfolgten indessen rings um das geplünderte
Nest die zerstreuten fusca, die noch hie und da mit einem
geretteten Kokon im Maule auf der Spitze eines Haidekraut-
zweiges saßen, während eine andere kleine Abtheilung der
Raubameisen wenige Schritte weiter unter Moos wiederum
ein fusca-Nest entdeckt zu haben schien und wie Spürhunde
nach dem verborgenen Eingang desselben suchte. Als ich
die Moosschicht aufhob und ein kleines Lager von fusca-
Piippen bioslegte, stürzten sich die Raubameisen sogleich auf
dieselben und schleppten sie von dannen. Die ganze Scene
stimmte so aulfallend mit der von Huber und Forel in der
Schweiz und Darwin in England i) beschriebenen Sklaven-
jagd der Formica sanguinea überein, daß man eine so große
Aehnlichkeit kaum hätte erwarten können.
Die gemeinschaftliche Taktik der großen sklavenrauben-
den Arten, der blutrothen Raubameise und der Amazone, be-
steht darin, den Feind durch plötzlichen, stürmischen Ueber-
fall zu schrecken, und ohne eine Blutbad anzurichten, ihm
möglichst rasch die Puppen abzujagen. Nur wer Wider-
stand leistet und sich an die Fühler und Beine der Räuber
anklammert, wird getödtet. In meiner Sammlung steckt
eine der vom oben beschriebeneu Raubzuge heimkehrenden
sanguinea, die noch jetzt je eine halbe fusca am rech-
ten Fühler und am rechten Mittelbein und einen fusca-
Kopf am rechten Vorderbein besitzt. Die Verschiedenheiten
der Taktik, die beide Raubameisen bei ihren Sklavenjagden
befolgen, werden bei der Charakteristik der Amazone erwähnt
werden.
Wenn Formica sanguinea das Nest wechselt, werden ge-
wöhnlich die Hilfsameisen von den Herren getragen,- einige-
mal sah ich jedoch auch, wie bei solcher Gelegenheit eine
ziemlich große fusca eine zusammengerollte sanguinea trug 2).
Der Grund, weshalb in den gemischten Kolonien der blut-
rothen Raubameise meist diese selbst die Rolle der Träger
für den Fall der Auswanderung übernehmen, ist nicht in ei-
') P. Hubers Schilderungen sind jedoch auch hierin hie und
da etwas zu rhetorisch angehaucht. Forels Mitteihmgen zeichneu sich
zugleich durch Objektivität und Allseitigkeit aus, indem ihm ein grös-
seres Beobachtungsmaterial zu Gebote stand. Darwin hat nur eine
einzige Expedition der Formica sanguinea beobachtet. Die Einzel-
heiten der Angaben von Adlerz konnte ich wegen mangelhafter
Kenntniß des Schwedischen nur sehr unvollkommen vergleichen.
2) Auch Forel und v. Hagens (Berl. Eiit. Zeitschr. 1867, S. 104)
haben dies beobachtet.
Stett. eatomol. Zeit. 1S91.
341
ner besonderen Höflichkeit oder Herablassung dieser Herren
zu suchen, sondern einfach darin, daß sie ein besonders reg-
sames Temperament besitzen und deshalb namentlich auch
zum öfteren Wechsel ihrer Wohnung geneigt sind i); deshalb
geben sie gewöhnlich den Anstoß zur Auswanderung, indem
sie ihre Nestgenossen zu dem neuen, ihnen gefälligen Orte
hinzutragen beginnen.
In den meisten Kolonien der blutrothen Raubameise, die
ich im mittleren und nördhchen Holl.-Limburg kenne, ist
nur F. fusca als Sklavin vorhanden, in ziemlich vielen an-
deren blos F. rufibarbis; nur wenige Nester enthalten beide
Klassen von Hilfsameisen zugleich. Der Clruud, weshalb die
erstgenannte „grauschwarze^^ Ameise häufiger zur Sklavin
gemacht wird als die letztgenannte „rothbärtige'-', ist nicht
blos in der größeren Häufigkeit der fusca-Kolonien gelegen,
sondern auch in ihrer größeren Schwäche. Die Individuen-
zahl in den hiesigen fusca - Nestern ist nämhch durchschnitt-
lich eine auftallend geringe im Vergleich zu den Niederlas-
sungen von rufibarbis, daher vermögen sie den räuberischen
Ueberfällen der Formica sanguinea nur einen geringen Wider-
stand entgegen zu setzen und bieten deshalb ein günstiges
Objekt für die Sklavenjäger. Auch an Muth und kriegerischer
Tüchtigkeit steht die grauschwarze hinter der rothbärtigen
Ameise zurück, obgleich beide systematisch nur Rassen der-
selben Art zu sein scheinen. Ihrer Furchtsamkeit ent-
sprechend legt fusca ihr Nest fast immer wohlversteckt an,
unter Moos, an alten Wurzelstrünken u. s. w. ,• rufibarbis
dagegen wagt sich oftner an das Tageslicht; ihre Nester
sind meist frei gelegen, und die größeren derselben zeigen
einen oberirdischen Bau von Erde und kleineren Pflanzen-
theilen; was ich bei den hiesigen fusca-Nestern nie beobach-
1) Außer dem gelegentlichen Wohnungswechsel, zu dem F.
sanguinea durch äußere Störungen u. s. w. leicht veranlaßt wird,
habe ich bei einer Anzahl der hiesigen Kolonien dieser Ameise auch
einen periodischen im Frühling und Herbst beobachtet. Vgl. hie-
rüber meine Mitteilungen in der Deutsch. Ent. Ztschr. 1886, S. 57.
Aber nicht alle Kolonien wechseln auf diese Weise ihren
Sommer- und Winteraufenthalt; an einigen für letzteren günstig ge-
legenen Stellen ziehen sie sich in demselben Neste unter die Erde zu-
rück, in dem sie den Sommer hindurcli gewohnt hatten. — Bei den
Umzügen von F. sanguinea folgt ihr auch ihr gewöhnlichster Nestge-
nosse unter den Käfern, Dinarda dentata. Vgl. Deutsch. Ent. Ztschr.
1886, S. 57 und 1887, S. 109.
Stett. entomol. Zeit. 1831.
342
let habe ^). Die versteckte Anlage der Wobuungeü ver-
mag übrigens nur bis zu einem gewissen Grade Schutz zu
gewähren ; denn die Raubameisen haben vortreffliche Spür-
nasen.
Die Zahl der Hilfsameisen in den Kolonien der bhitro-
then Raubameise wechselt sehr. Ich habe über hundert
Nester im mittleren und nördlichen HolL- Limburg untersucht
und fand, daß das numerische Verhältniß der Herren zu den
Sklaven je nach den verschiedenen Nestern schwankt zwischen
1 : 0 und 1:3; Kolonien ersterer Form (in denen die
Hilfsameisen gänzlich fehlen) gehören jedoch ebenso zu den
Seltenheiten, wie solche, in denen sie doppelt so zahlreich
sind, als die Herren. Das gewöhnliche Verhältniß ist, daß
die Zalil der sanguinea zwei- bis fünfmal diejenige ihrer
Hilfsameisen übersteigt. Wie hier in Holl.-Limburg, so ist
auch in der Schweiz (nach Forel 2) und in Schweden (nach
Adlerz 3) die Sklavenzahl in den Nestern der blutrotheu
Raubameise sehr veränderlich. Wenn Ch. Darwin glaubte,
durch seine und Fred. Smith's Untersuchungen in England
zur Annahme berechtigt zu sein, daß Formica sanguinea in
England weniger Sklaven halte als in der Schweiz *), so
dürfte er sich hierin, wie bereits Forel bemerkte ^)^ getäuscht
haben. Die Zahl der Hilfsameisen in jenen gemischten Ko-
lonien ist eben sehr abhängig von der Umgebung des Nestes
und anderen zufälligen Umständen; ja man trift't manchmal
sogar, wie ebenfalls auch Forel schon hervorhebt, eine ganz
verschiedene relative Sklavenzahl in nicht weit von einander
gelegenen Nestern. Giebt es z. B. in der nächsten Umgebung
einer solchen Raubameisenkolonie ziemlich viele Bauten der
grauschwarzen Ameise, so wird unter übrigens gleichen Um-
ständen ein solches sanguinea-Nest mehr Sklaven enthalten
als ein anderes, das weniger Niederlassungen der Grauschwar-
zen in der Nachbarschaft hat.
Aber auch andere, nicht so offen zu Tage tretende Um-
') In dem hiesigen trockenen Sandboden haben allerdings auch
andere Ameisenarten, wie F. ruGbarbis und Lasius niger, seltener
oberirdische Erdbauten als in fetterem, feuchterem Boden z. B. im
südlichen Teile von Holl. Limburg. Trotzdem ist es mir aufYallend,
daß Huber die oberirdischen Erdbauten der fourmis noircen-
drees (= F. fusca) so sehr hervorhebt. Vgl. auch Forel, Fourm. d.
1. S. p. 158 ff.
2) Fourm. d. 1. S. p. 359 sqq.
^) Myrm. stud. II. p. 215 sqq.
*) Entsteh, d. Arten. S. 297.
5) F. d. 1. S. p. 359.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
34a
f^tände, selieineu auf die Zahl der Hilfsameisen bei Formica
sanguinea Einfluß zu haben. Merkwürdiger Weise ergaben
meine Untersuchungen, daß keineswegs die stärksten,
sondern im Gegentheil die schwächsten Kolonien der
blutrothen Raubameise relativ die meisten Sklaven besaßen.
Nester, in denen die absolute Zahl der sanguinea gering war,
enthielten meist eine eben so große absolute Zahl von Hilfs-
ameisen wie mittelstarke oder starke sanguinea-Kolonicn.
Jedenfalls ist es kein Zufall, daß gerade in den schwächsten
Kolonien, in denen die sanguinea kaum einige Hundert er-
reichten, die Sklaven doppelt oder dreimal so zahlreich waren
als die Herren. Es scheint hiernach, daß die blutrothe
Raubameise bestrebt ist, den Mangel der eigenen Arbeiter-
zahl durch fremde Hilfsameisen zu ersetzen. Uebrigens muß
man auch berücksichtigen, daß in schwachen sanguinea-Ko-
lonien durchschnittlich ein größerer Bruchtheil der ge-
raubten Puppen aufgezogen werden kann als in starken, in
denen ein beträchtlicherer Theil der Beute aufgefressen
wird 1)^'.
Aus dem ganzen Verhältnisse der blutrothen Raubameise
zu ihren Sklaven darf man mit Recht folgern, daß letztere
für sie ebensowenig ein blosser Luxusartikel als eine absolute
Nothwendigkeit seien. Obgleich F. sanguinea auch selber ihr
Nest anlegen kann und sich bei dieser Arbeit keineswegs
als ungeschickt oder träge erweist, so muß ich Adlerz 2)
doch darin beistimmen, daß ihre Hilfsameisen eifrigere und
geschicktere Erdarbeiterinneu sind. Ferner beschäftigt sich
zwar F. sanguinea auch selber mit Erziehung ihrer eigenen
Brut wie mit der Pflege der geraubten Hilfsameiseupuppen;
immerhin hat sie an den fleißigen und sorgsamen fusca und
rufibarbis sehr nützliche Gehülfinnen auch in diesem Ge-
schäfte. Einen nicht unerheblichen Vortheil schupfen die
Kolonien von F. sanguinea ferner aus der ßlattlauszucht
ihrer Sklaven. F. fusca und rufibarbis geben sich nämhch
eifrig mit der Pflege von Blattläusen auf Gebüsch und Bäu-
men ab und theilen daheim den übrigen Nestbewohnern aus
ihrem Kröpfchen von dem süßen Vorrathe mit. Dagegen ist
F. sanguinea fast ausschließlich Jagdameise, wie auch schon
Forel beobachtet hat; während fünf Jahren habe ich nur
einmal eine größere Anzahl derselben auf jungen Kiefern-
1) Daß F. sanguinea auch die geraubten Arbeiterpuppen von
Sklavenarten aufzehrt, selbst wenn sonstige Insektennahrung nicht
fehlt, habe ich in meinen Nestern oft beobachtet.
-) Myrmek. stud. II. p. 327.
Stett. entomol. Zeit. 1891.
344
Schößlingen mit Blattläusen beschäftigt angetroffen. Wenn
Darwin glaubte, daß in England gewöhnlich die Herren allein
das Nest verlassen, um Baustoffe und Futter für sich und
ihre Larven und Sklaven einzusammeln (1. e. S. 299.), i^o
beruht diese Angabe nur auf mangelhafter Beobachtung.
Jedenfalls ist die von ihm gezogene Folgerung, daß F. san-
guinea in England von ihren Sklaven weniger Dienste
empfange, als in der Schweiz, eine unberechtigte Verallgemei-
nerung einzelner Wahrnehmungen.
Die Hilfsameiseu sind also keineswegs ein .,Luxusar-
tikeb" für die blutrothe Raubameise. Für so wichtig wie
Lubbock nach einer seiner neuesten Mittheiluugen („Nature"
1886) sie hält, darf man sie jedoch wohl nicht ansehen.
Lubbock sah zwar, daß die Sterblichkeit in einer sanguinea-
Kolonie allmähhch aufiiörte, nachdem er sie mit neuen
Puppen von F. fusca versehen hatte. Aber ich habe ähn-
lichen Erfolg auch wiederholt beobachtet, wenn ich einer an
Sterblichkeit leidenden sanguinea-Kolonie Kokons der eige-
nen Art gab ^). Bei Kolonien von F. rufibarbis habe ich
diese Wahrnehmung ebenfalls gemacht, und ich glaube des-
halb, daß nicht so sehr die neuen Sklaven als vielmehr die
durch den Besitz und die Pflege von Kokons erhöhte Le-
bensenergie der Ameisen den günstigen Erfolg des Lubbock"-
schen Versuches bewirkte. Die Mithülfe der frischausge-
krochenen Ameisen für die Bedürfnisse der Kolonie ist aller-
dings auch von Nutzen, mögen die neuen Gefährtinnen nun
Hilfsameisen sein oder derselben Art angehören.
11. Klasse.
Wir kommen nun zur zweiten Hauptklasse der
sklavenhaltenden Ameisen: zu jenen, deren Arbeiterform kei-
nen gezähnten Kaurand besitzt.
1. Polyergus rufescens Latr. und lucidus Mayr.
Die Amazonen s})ielen nicht nur in den alten Sagen
des Menschengeschlechtes, sondern auch noch in der moder-
nen Wirklichkeit eine große Rolle, wenigstens unter den
Ameisen. Sie sind nämlich die hervorragendsten Vertrete-
rinnen der zweiten eben erwähnten Hauptklasse von „Herren^',
') öclioii seit 5 J;ilu-eii liabe ich Nester von ¥. sauguiuea (meist
nach Luljboclis Methode cingericlitet) in Beobachtung.
Stett. entoinol. Zeit. 1S91.
345
die zwai- noch eine eigene Arbeiterform liat, aber keinen
Kanrand.
Die Amazonen zählen zu den scliönsten Ameisen. Ihr
Kolorit ist ein helleres oder dunkleres Rothbraun, wie von
gebrannter Tierra di Sieua; dazu kommt eine gelenkige,
schlanke Gestalt. Was die amerikanische Art (Polyergus lu-
cidus) durch dunklere Färbung ihrer beiden letzten Hinter-
leibssegmente an Schönheit .verliert, gewinnt sie durch größe-
ren Glanz und Glätte der Abdominalskulptur i). An äußeren
Vorzügen überragt sie somit ihre weit unscheinbareren Sklaven,
welche denselben Arten angehören, wie jene, die uns schon
bei der blutrothen Raubameise begegneten: für Polyergus
rufescens in Europa müssen Formica fusca und rufibarbis die
Hilfsameisen liefern, F. Schaufussi für Polyergus lucidus in
Nordamerika.
In den Amazonenkolonien der Umgebung von Roermond
— ich kenne deren bisher nur drei Nester, da Polyergus
hier selten ist '-^) — - fand ich nur die grauschwarze Ameise
(F. fusca) als Sklavin; in der amazonenreicheren Schweiz
haben Uuher und Ford auch die rothbärtige Ameise (F. ruti-
l>arbis) als Gehilfin von Polyergus angetrod'en. Die gemisch-
ten Kolonien ersterer B'orm nennen wir (m\i Forel) der Kürze
lialber „Polyergus-fusca'-^ jene der zweiten „Pol3'^ergus-rutibar-
bis'-'' ; solche schließlich, in denen beide Rassen von Hilfs-
ameisen zugleich leben, ..Polyergus-fusca-rutibarbis". Diese
dritte Form ist übrigens äußerst selten. Unter all den zahl-
reichen Amazonenkolonien, die Forel in der Schweiz beobach-
tete, fanden sich nur zwei, die dieser Form angehörten, und
nur eine derselben war völlig natürlichen Ursprungs ^). Bei
der blutrothen Raubameise kommt es, wie wir oben sahen,
nicht so selten vor, daß ihre Sklaven sieh aus den zwei ver-
schiedenen Rassen zugleich rekrutieren. Diese Ameise zieht
nämlich auch selbst ihre Hilfsameisen auf, während die
1) Vgl. Dr. (i. L. Mayr, Die Fonuuiideii der Vereinigten .Staaten.
AVien 1886, S 8. '
~) Der Verbreitungsbezirlc dieser Ameise erstreckt sich zwar
von Schweden bis Sädeuropa (mit Ausnahme des äußersten Südens),
aber sie tritt mehr sporadisch auf und ist nur im südlichen Teile
von Mitteleuropa stellenweise häufig. Vgl. Ädlerz-, Myrmecol. stud.
11. 1». 307; E. Andre Spec. d. Hymenopt. II. p. 163; H- Hos, Jets ov
d. Nederl. Mierenf. p. 183; Furel, Fourm. d. I. Suisse p. 221-,
V. llafjens. Berl. E. Ztsclir. 1867 S. 104, 1868 p. 267; 0. Mayr, Europ.
Eorniiciden p. 14: Ror/er, Verz. d. Formiciden-Gattungen und Arten.
Nr. 351.
^0 Vgl. Fourm. d. 1. S. p. 307, 311, 317.
Stett. catomol. Zeit. 1891.
34G
Amazonen sich an dem Erziehuugsgeschäfte gar nicht bethei-
ligen und dasselbe völlig ihren Sklaven überlassen. Da so-
wohl fusca wie rufibarbis einer anderen Art angehören als
sanguinea, kann es letzterer gleichgiltig sein, ob sie die
Pappen der einen oder der anderen Sklavenrasse aufzieht;
dagegen sind die Hilfsameisen geneigt, den Puppen ihrer ei-
genen Art den Vorzug zu geben vor jenen einer fremden,
erstere aufzuziehen und letztere a^ufzufressen. Allerdings ge-
lingt es unter günstigen Umständen, die Sklaven von
Polyergus zur Erziehung völlig fremder Gehilfinnen zu be-
wegen.
Diese Versuche, die bei den anormalen gemischten
Kolonien näher erörtert werden sollen, beweisen jedoch nichts
gegen die gewöhnliche Regel, daß die Hilfsameisen, abgesehen
von der gewohnten Pflege ihrer jungen Herren *), lieber mit
der Erziehung von ihresgleichen als von Fremden sich be-
schäftigen. Ein anderer wichtiger Grund, weshalb die Ama-
zone nur selten zwei Sklavenrassen zugleich hält, ist darin
gelegen, daß ihre Jagden sich mit äußerst wenigen Ausnahmen
immer nur auf die Nester jener Art richten, die sie bereits
daheim als Gehilfin besitzt. Doch hiervon später.
Die Zahl der Hilfsameisen in den Kolonien von Po-
lyergus ist regelmäßig bedeutend größer als bei sanguinea.
Bei letzterer beträgt sie in hiesiger Gegend durchschnittlich
nur i/e bis ^/g von der Gesamtheit der Nestbevölkerung, bei
ersterer dagegen nach Forel in der Schweiz durchschnittlich
'/g. Hier ist die Amazone zu selten, als daß ich ein eigent-
liches Durchschnittsresultat aus eigener Erfahrung geben
könnte. Eine der hiesigen Poh-ergus-Kolonien — ich nenne
sie im Folgenden P oly erg us- Kol o nie 1 — die ich
schließlich ganz aushob und mehrere Jahre zur Beobachtung
im Zimmer hielt (Beobachtungsnest a), besaß nur ungefähr
900—1000 Herren bei ungefähr 10,000—12,000 Sklaven.
Die letzteren waren wohl deshalb verhältnißmäßig so zahl-
reich, weil die Kolonie keine neuen Kriegerinnen, sondern
nur noch Männchen hervorbrachte, während die Sklavenzahl
durch die schon seit mehreren Jahren veranstalteten Raub-
züge ihren Höhepunkt erreicht hatte; sie ist bereits seit zwei
') Wie die Hilfsameisen von Polyergus zum ersten Male zur
Pflege der ihnen noch fremden Amazonenbrut veranlaßt werden,
Jvommt später zur Erörterung.
Stett. entomoK Zeit. 1891.
347
Jahren erJoschcn '). Eine andere noch sehr lebenskräftige
Polyergus-Kolonie — ich nenne sie K o I. 2 — . die im letzten
Jahre (1888) viele jun^e Krieserinnen, Weibchen und Männ-
chen enthielt, habe ich nocii nicht so weit untersucht, daß
sich das Zahlenveriiältniß der Herren und Sklaven Genau an-
heben ließe: ich wollte ^ie nicht durch Aufgraben des Nestes
stören; denn es ist die einzige, die ich in hiesiger Gegend
noch kenne 2). In der kleinen Abtheilung, die ich nach
Hause nahm und noch jetzt in dem Beobachtuugsneste b
halte, kommen etwa ö() Rothe auf 150 — 200 Schwarze. Die
Kolonie sciieint noch jung zu sein; denn ich begegnete
ihren Kriegerinuen in diesem Jahre zum erstenmal, ob-
gleich ich den Platz schon in den vorigen Sommern oft be-
sucht hatte.
Pclyergus 3~» hat somit ihren dem Griechischen entlehn-
ten Gattungsnamen wohl verdient; nicht weil sie Gelbst viel
arbeitet, sondern weil sie nach Art großer Arbeitgeber eine
Menge fremder Hände für sich beschäftiat. Der Weg, wie
sie zu denselben gelangt, ist allerdings nicht ganz modern^ es
ist die S k 1 a ve n j agd; diese ist ihre einzige Arbeit; auf
diese versteht sie sich meisterlich und betreibt sie leidenschaft-
lich. Hier konnte ich sie leider erst einmal dabei beobachten
und zwar auf der Heimkehr von einer bereits vollbrachten
Expedition (27. Aug. 1884. 4 Uhr nachniittags). Die Zahl
der Kriegerinnen war gering: sie gehörten der noch
jungen Kol. 2 an. Um deshalb ein vollständigeres und rich-
tigeres Bild von der Sklavenjagd der Amazonen zu geben,
wähle ich aus Forel's zahlreichen Beobaclituagen zwei der
prägnantesten aus, die auch die Verschiedenheiten der Expe-
ditionen gegen fiisca und rufibarbis am besten zur Anschauung
bringen *).
..Die Amazonen einer Kolonie Polvcrgus-fusca ziehen ei-
nes Tases aus und zwanzi;^ Schritte von ihrem Neste a'nge-
') Ich. hatte ihr nämlich nur eine Könitrin gelassen, welche
wie ich zu spät bemerkte, der bei Pulyergus nicht seltenen flügeliosen
Form (ßruslbilduag der Arbeiterin;) angehörte; sie war des-
halb wahrscheinlicli unbefruclitet und erzeugte aus diesem Grunde
nur Männehen.
^) Eine Polyergns-Kolonie 3, die ich vor vier Jahren hier fand,
■war erst im Entötehen begriiien; die noch ganz kleine Niederlassung
scheint leider von den zahlreich umwohnenden F. pratensis ausge-
rottet worden zu sein: denn ich habe sie später nicht wieder ent-
decken können.
^) TcoXvg — viel, iQyoy — ^ A\erk.
*j Fourm. d. 1. Suisse p. 297 sqq.
24
Statt, vjutooiol. Zeit. 1S91.
348
kommen machen sie Halt. Aber statt nach allen Richtungen
sich zu zerstienen. geben sie sich an einer Stelle selbst an das
Suchen, indem sie allerwärts mit ihren Fühlern den Boden
mit besonderer Aufmerkeit betasten, die Grasbüschel durch-
spüren und sich dabei niclit von einander entfernen. End-
lich sehe icii eine plötzliche Bewegung gegen ein kleines
rundes Loch sicli richten, wo ein Hanf körn nicht hinein ge-
konnt hätte; die Amazonen beginnen, bei demselben ange-
kommen, eine nach der andern einzudringen. Dies geht je-
doch zu langsam, der Rest der Armee sucht noch immer-
fort; plötzlich entsteht eine heftige Bewegung in einer an-
deren Riclituug und die übrigen Amazonen stürzen sich auf
einen dichten Grasbüschel, der drei Dezimeter von dem klei-
nen Loche entfernt liegt. Dort verschwindet die Schaar all-
mählich und bald sieht man nichts mehr; ich bemerke kaum
zwei oder drei fusca, die an jener Stelle im Grase umher-
streifen. Wäre jemand in diesem Augenblicke hinzugekom-
men, er hätte keine Ahnung davon iiaben können, was hier
vorging. Endlich, erst nach Ablauf von fünf Minuten, sehe
ich aus dem Grasbüschel eine Amazone zum Vorschein kom-
men mit einem Kokon, dann eine zweite und bald eine
ganze Reihe, aber niemals zwei nebeneinander. Eine- zweite
Reihe kommt bald auch aus dem Loclie heraus, von dem ^^ ir
oben spraciien. In einiger Enti'ernung vereinigen sieh beide
Reilien und schlagen gemeinschaftlich den Weg zum Poly-
«rgus-Neste ein. So kam die ganze Armee nach und nacli
liervor und als die ersten Amazonen bereits auf ihrem Bau
angelangt, waren die letzten nocli nicht aus dem geplünder-
ten Neste heraus. Keine der Amazonen kam leer zurück,
%venigstens unter meinen Augen."
., Eines Naeinnittags um 3^0 Ulir ziehen die Amazonen
■einer starken Kolonie Polyergus- ruiibarbis, die in einer
Wiese zehn Scliritt von einer Straße lag, in einer zur Straße
senkrechten Riclitung aus. Nachdem sie ein wenig in die
ijuere gegangen, nehmen sie die gerade Richtung wieder auf.
Endlich entdecke ich zwei Schritte von der Armee entfernt
«in Nest (iünfzig Schritt vom Neste der Amazonen gelegen),
<ias mit ruiibarbis bedeckt ist. Die S[)itze der Armee er-
kennt, noch einen Dezimeter von der rutibarbis entfernt, daß
sie angekommen sei; denn sie macht plötzlich Halt und
sendet eine Menge Emissäre, die sich mit unglaublicher Hast
in die Hauptmasse und den Nachtrab der Armee stürzen.
In weniger als dreißig Sekunden ist die ganze Armee in
einer Masse vor dem Neste der ruiibarbis ver.sammelt, auf
Stell, ontomol. Zeit. 1801.
349
despen Oberfläche sie mit einer zweiten Bewegung von un-
Tergleichlicher Raschheit sich stürzt. Dies war nicht un-
nütz- denn die rufibarbis hatten die Ankunft des Feindes in
demselben Augenbhck bemerkt, in dem die Spitze der Armee
angelangt war; einige Sekunden hatten auch ihnen genügt,
um den Oberbau ihres Nestes mit Yertheidigern zu bedecken
(dieser Oberbau war, wie fast immer, von mehreren .großen
Löchern durchbohrt). Ein unbeschreibliches Handgemenge
folgt nun, aber die Hauptmasse der Polyergus-Armee dringt
trotzdem sogleich durch alle OeiFnungen ein. In demselben
Augenblick kommt ein Strom rutibarbis aus denselben
Löchern hervor, schleppen Hunderte von Kokons, Larven
und Puppen ^) fort, fliehen nach allen Seiten und klettern
auf die Grashalme, dabei stoßen sie die letzten Amazonen
zurück, die nicht hinein gelangen können. Dieses von dem
Ueberfalle eines fusca-Nestes so verschiedene Schauspiel ist
eine der merkwürdigsten Scenen, die man sehen kann.
Hier bleiben die Amazonen nicht über eine Minute im Nest
und kommen in Schaaren aus allen Löchern zugleich hervor,
jede mit einem Kokon, einer Larve oder Puppe. Aber kaum
ist die Spitze der Armee wieder im Rückmarsch, so ändert
sich die Scene abermals. Wie die rufibarbis sehen, daß der
Feind flieht, stürzen sie sieh mit Wuth auf iiin zur Ver-
folgung. Sie fassen die Amazonen bei den Beinen und suchen
ihnen die Pup|)en zu entreisscn. Wenn eine rufibarbis sich
an einen Kokon angeklammert hat, den eine Amazone trägt,
läßt diese ihre Kiefer allmählich über den Kokon hinabgleiten
bis zum Kopfe der rufibarbis; diese läßt dann meist los.
Giebt sie nicht nach , so nimmt die Amazone iliren Kopf
zwischen die Zangen, und wenn auch dieser Wink nicht
genügt, ist der Kopf durchbohrt .... Während die Spitze
und die Hauptmasse der Armee in geschlossenen Reihen mit
Beute beladen zurückkehren, wenngleich beunruhigt durch die
rufibarbis. befindet sich der Nachtrab in gro&er Klemme.
Die Amazonen unterliegen der Ueberzahl der rufibarbis.
müssen ihre Kokons zurücklassen und entkommen noch
fflücklich mit heiler Haut, was ihnen allerdings nicht möglich
ist, ohne mehrere ihrer Feinde zu töten. Einige, aber nur
sehr wenige, die von fünf oder sechs rufibarbis zugleich an-
gegriffen und mit Gift bespritzt werden, bleiben sogar tot.
Trotzdem sieht man , nachdem die Hauptmasse der Armee
bereits das geplünderte Nest verlassen , noch einige Amazonen
1) Unter „nymphcs" im Gegensatz zu „Kokons" sind die nicht
von einem Gespinnste umhüllten Puppen verstanden.
24 •■
Stett. ontOTiol. Zeit. 1S91.
350
-wie vorzweifelt mitten unter die rufibarbis sich stürzen, sogar
iu das Nest wieder eindringen, und manchmal mit wunder-
barer Gewandheit sclilieBlich iiocli einige Kokons entlühren.
Andere, in grosserer Zahl, verzichten auf die Beute und be-
freien diejenigen ihrer Gefährtinnen, die von den rulibarbis
gefangen worden sind * )" Aber zehn Minuten, nachdem die
Spitze iier Armee abgezogen, haben alle Amaznuen das ge-
plünderte Nest geräumt. Die rulibarbis verfolgen zu Hunderten
die Amazonenarmee bis zur Hälfte der Entfernung beider
Nester; wenn sie nicht weiter gehen, so kommt dies nur
daher, daß ihre Feinde schneller lauien und deshalb allmählich
einen Voisprung gewinnen. Zuliause angekommen . trugen
die Amazonen iiire Beute hinein und kamen (an jenem Taget
nicht wieder h.ervor. Auch die rulibarbis kehrten wieder in
ihr Nest zurück mit den aus der Plünderung geretteten
Kokons; ziemlich viele rufibarbis waren getödtet. Am
nächsten Tag um dieselbe Stunde |ilünderlen dieselben Amazonen
neuerdings jenes ruIibarbi.^-Nest.'-''
Wie zahlreich die Sklavenjagden sind, die eine starke
Kolonie von Polyergus alljälirlicii veranstaltet, möge folgende
Statistik von lorel veranschaidichen ^j. Während 33 Tagen
vom 29. Juni bis zum 8. August 1873) beobachtete ei*
44 llaubzüge-der Kriegerinnen einer und derselben Kolonie :
die auf den 8. August folgenden Expeditionen konnte er
wegen Abwesenheit nicht kontrollieren : müolicherweise war
er auch bei einigen Expeditionen während jener 33 Tage
zufällig nicht anwesend, obgleich dieselben dadurch die
Kontrolle erleichtern, daß sie meist zwischen 2 und 5 Uhr
(die äußersten Grenzen sind nach Forel und v. Har/ens l^'j
und 6 Uhr 3) zu erfolgen pflegen. Bei jenen 41 Raubzügen
sah Forel 41 mal einen AngriiT stattiindeu, 19 mal auf fusca.
19 mal auf rulibarbis; von den drei übrigen Expeditionen
bemerkte er nur die Rückkehr. Unter den geplünderten
Nestern gehörten 8 rufibarbis an. 7 fusca; eines der ersteren
wurde fünfmal, eines der letzteren sogar sechsmal ge])lündert.
Aus der Zahl der Kriegerinnen der betrelFendou Sehaar. die
meist lOÜÜ überstieg und aus der Anzahl der belastet Heim-
kehrenden ließ sieh ferner die Zahl der geraubten Puppen
1) Die ,. Befreiung" ist nicht auf/.ufassen al.^ eine eigentliche
Hilfeleistung. Die Amazonen stürzen sich wüthond auf die riiiibarbis,
aucli auf jene, die gerade an einer Amazone zerren und befreien die
letztere dadurch.
^) Fourm. d. 1. Suisse p. 320.
^) Foi-fil, Fourra. d. 1. Suisse p. 289: v. Ilaßcm. Berl. Ent. Ztsch.
1868. ö. 263
Stctt. ciitonuil. Zeit. 1S91.
35J;
annähernd berechnen; es waren ungefähr 29,300, darunter
an 14,000 von i'iisca, 13.000 von rufibarbis, 2300 unbekannten
Ursprungs (wahrscheinlich j'usca). Reclinet man jene Expe-
ditionen liinzu, die nacli dem 8. August stattfanden, so kann
man annehmen, daß beiläufig 40,000 Larven und Puppen von
Sklavenarten in jenem Sommer (1873) von dereinen Polycrgus-
Kolonie geraubt wurden. Mag aber diese Zahl auch außer-
gewöhnlich gvofc gewesen sein und für gewöhnlich kaum die
Hälfte betragen, so bleibt die Menge der in einer polyergus-
reiciien Gegend alljährlich geraubten Sklavenpuppen immerhin
noch eine sehr beträchtliche.
* *
*
Es wird mir blutsauer, hier das ,, wörtliche Plagiat"
abzubrechen — warum versteht auch Rev. Wasmann so
meisterhaft ,, ameisisch" und erzählt so interessant, daB man
füglich nichts davon weglassen kann, ohne der Sache wesentlich
zu schaden? Aber es ist auf den bisher nicht berührten paar
hundert Seiten des Werkes noch soviel des Lehrreichen und
Anziehenden, daß ich mir vorbehalte, noch einmal darauf
zurückzukommen, da die von mir befragten Freunde einstimmig
in der Anerkennung des Geleisteten sich begegneten.
C. A. Dohrn.
Nepticula gei Wk.
ab. semicolorella Epplshm.
Alis ant. in primis ^J. mfo-aureis, in ultimis »'5 vio-
laceis, fascia argentea deticiente, conchulis minimis
nigris.
Diese Aberration ist so auffallend absonderlich, daß sie
eine besondere Beschreibung und Benennung zu verdienen
scheint; die helle goldig-silberne Binde fehlt nämlich ganz und.
gar, sie ist nicht einmal in einer Andeutung vorhanden und
ihr Raum wird von der Farbe der Endhälfte der Flügel ein-
genommen, so daß diese in den vorderen ^j^ einfarbig röth-
lich golden, in den hinteren ^jr, einfarbig tief violett purpurn
sind und das Thier dadurch ein ganz fremdartiges Aussehen
erhält. Zweifellos hätte man es als eine Art beschrieben, wenn
es gefangen worden wäre.
Die Augendeckel sind winzig klein und von schwarzer
Farbe; gleichfalls schwarz sind die Kopfhaare, doch konnte
letzterer Umstand in der Diagnose nicht berührt werden, weil
bei Nept. gei die Farbe der Kopfhaare in beiden Ge-
Stiitt. cntomol. Zeit. 1S91.
352
schlechtem von lebhaftem Roth bis zum tiefen Schwarz wechselt.
Nackenschöpfe sehe ich keine, ebensowenig kann ich an den
übrigen Körpertheilen irgend welclie Unterschiede von den
typischen Nept. gei aufiinden.
Diese merkwürdige Aberration erzog ich in 2 ganz über-
einstimmenden weibhchen Exemplaren im Februar d. J. zugleich
mit andern normal gezeichneten und gefärbten Nept. gei aus
den Herbstniinen von Geum urbanum, so daß hierdurch
die Zugehörigkeit zur Nept. gei außer Zweifel gestellt ist. —
Grünstadt, September 1891. F. Eppelsheim.
Zur Biologie
von Erebia proiioe Esp; Erebia oeme v. spodia Stdgr;
Cid. salicata Hb. Col. pbieomoue Esp.
uud Nachtrag znr ('id. tophaceata S. \.
Erebia pronoe Esp,
Um diese Art zu ziehen, that ich Anfang September v. J.
einige Weiber in ein flaches mit Drahtnetz übergezogenes
Kistchen, in welches Poa und andere Gräser eingesetzt waren.
Die weißen tonnenförmigen längsgerieften Eier, welche er-
heblich kleiner sind, als die glatten und runden der nach-
folgende Species, wurden willig an die Gräser angeheftet
und in den ersten Octobertagen erschienen die grün-
lichen Räupchen. Sie fraßen noch bis Ende dieses Monats
und begaben sich dann an die untersten Theile ihrer Futter-
pflanzen, wo sie kopfabwärts sitzend überwinterten. Ich
grub das Kistchen nahe der Nordseite einer Bretterpkinke in
die Erde, so daß es während der kältesten Monate nicht von
der Sonne getroffen werden konnte und fast ständig mit
Schnee bedeckt blieb. Anfang März als plötzlich Thauwetter
eintrat bemerkte ich ca. 5 cm. hoch Wasser in demselben,
das durch die noch hart gefrorene Erde nicht ablaufen konnte,
bis ich Abhülfe traf. Diesem Umstände liabe ich es vielleicht
zuzuschreiben, daß Ende März nur etwa 20 der zarten
Thierchen das erste sprossende Gras angingen und auch von
diesen starb nachher noch die Hälfte. Bei Tage hielten sich
die trägen und sehr langsam wachsenden Raupen versteckt
und fraßen nur Nachts. Herr Gustos Rogenhofer liatte die
Güte, nach einigen ihm zum Ausblasen eingesandten Stücken
deren Beschreibung zu übernehmen; sie lautet:
Statt, eutomol. Zeit. 1K91.
353
„Kopf rundlich, schmutzig bräunHch, dicht dunkel grubig
punktirt, kurz gelblich beborstet, Cljpeus glatt, Ocellen
schwarz, das oberste das größte, Mandibeln dick, schwarz,
Fühlerhell. Leib schmutzig röthlich gelb, dicht mit gelblichen
an der Spitze schwärzlichen nach hinten gerichteten Börstchen
besetzt, die auf kleinen knoptrörmigen Wärzchen stehen,
welche der Haut ein chagriuartiges Aussehen geben. Dorsale
schwarz, vorne schwächer, Laterale aus abgesetzten in der
Mitte dreieckigen Strichen bestehend, mitunter auch aus ge-
häuften bräunlichen Atomen, die unter der Subdorsale fast ein
Seitenband bilden. Lülter klein, tiefschwarz; unterhalb derselben
der Rand wulstig vorstehend, etwas heller, wenig behaart. Zwei
Afterspitzen sehr klein. Bauch sparsam behaart^ heller, mit
schwachem grünlichem Stiche, FüBe ebenso, Hackenkränze
kaum merklich dunkler. Länge 20 — 23 mm.''-
Die Puppe ist ca. 15 mm. lang. Thorax und Flüge 1-
scheideu beinweiß, Fühler und Fußnähte dunkler; Kopf und
Hinterleib licht zimmtbraun, Ringeinschnitte dunkelbraun,
ebenso eine Rückeulinie. zwei angedeutete Seitenlinien und die
Lüfter. Afterspilze stumpf, breit und grubig, am dunkelsten.
Sie fanden sich von Anfang August zwischen den Graswurzehi
oder neben denselben in der Erde aufrecht so eingebeltet, daß
kaum der Kopf sichtbar blieb. Entwicklung nach 14 Tagen,
die ,^ abgesehen von der geringen Größe normal, die 2 $ da-
gegen mit weißer, dunkelbraun überflogener Binde.
Li unseren Alpen zwischen 1300 — -1600 m., aber nicht
überall, tiudet sich pronoe von Ende Juli bis Ende September,
auch in letzterem Monate noch frische und lebensmüde mit
rothen Milben besetzte Exemplare untereinander an denselben
Fundorten. Eine vor Jahren in ca. 1250 Meter im August
gefundene Raupe schlüpfte ebenfalls so spät. Im Gesäuse und
Spitzenbach wo sie sehr tief (650 — 700 Meter) vorkommt,
fliegen die ,^ vereinzelt schon Anfang Juli. Diese Art hat
demnach die ausgedehnteste Flugzeit unter ihren Verwandten.
Schwache Uebergänge zu v. pitho Hbn. sind nicht häufig,
und im Allgemeinen zeigt auch diese Spezies die lebhaftere
Färbung, welche den meisten Erebien aus den östhchen,
gegenüber denjenigen aus den centralen und westliehen Alpen
eisen ist. *)
*) Sehr auffällig zeigt sich diese Eigenthümlichkeit bei E. pharte
Hb. Die auf den hiesigen Hochalpeii fliegende pharte verhält sich
in der Ausdehnung der rothen Fleckenbinde zu derjenigen aus dem
Glocknergebiete und der Schweiz last noch abweichender wie E. pronoe
zu V. pitho.
Stett. eatooiol. Zeit. 1891.
354
Erebia v. spodia Stdg. fpsodea Frr.)
Mehr Glück als mit pronoe hatte ich mit der Zucht
dieser Art fresp. Yarietaet) deren Weiber die Eier nicht an-
heften, sondern zwischen den Gräsern umherkriechend lallen
lassen. Diese Gewohnheit trägt wohl viel dazu bei, daß sie sich
so rasch abwetzen und verletzen und selten rein erbeutet
werden. Es ist nicht schwer die Raupen bis zur üeber-
winterung zu ziehen, aber gewiß mehr als zehnmal" versuchte
ich diese umsonst. Eine vollkommene Entwicklung einiger
Exemplare im Spätherbste, wie sie Dorfmeister berichtet
(vide Verhandlungen der K. K. zool. bot. Ges. in Wien 1884.
p. 153. mit Beschreibung der Raupe und Puppe von Herrn
Gustos Rogenhofer) ist mir nicht vorgekommen. Die Ueber-
winterung bewerkstelligte ich in der.>^elben Weise, wie oben
beschrieben und auch an dem eisigen Bade nahmen in ihrem
Behälter die allerdings größeren und robusteren Raupen Theil,
ohne daß es ihnen geschadet hätte. Sie waren Anfang Mai
erwachsen und die Puppen steckten ohne Gespinnst aufrecht
in den Grasbüscheln, lediglich von den Halmen gehalten oder
lagen herausgefallen neben diesen auf der Erde. Die Falter
kamen nach 14 Tagen sehr regelmäßig früh zwischen 7 und
9 Uhr aus, erst nur ^, dann q und $ und schließlich nur
mehr $. Kühle Regentage verzögern die Entwicklung selbst
im Schutze der Gefangenschaft. V. spodia ist in den Ost-
alpen auf den Vorbergen und in den untern Theilen des
Hochgebirges — immer lokal — ■ sehr weit verbreitet. Sie
fliegt schon Ende Mai bei Hieflau 517 Meter hoch in der Thal-
sohle der Enns auf den sonnigen Grashalden am Fuße des
Tamischbachthurmes. Höher bei 7 — SOO Meter und in weniger
warmer Lage in der zweiten Hälfte Juni und in ca. 1500
Meter bis nahe der Baumgrenze fand ich noch reine Stücke
Anfang August. V. spodia variirt in der Größe, in der Leb-
haftigkeit der Farbe der rothen Flecke und deren Ausdehnung
bis zur Binde, in der Zahl der Augen und selbst in dem
helleren und dunkleren Braun der Grundfarbe sehr beträcht-
lich und ganz unabhängig von der Höhe der Fundorte.
Gleiche Abänderungen ergab die Zucht. Kleine Exemplare
haben meist auch wenig Roth und weniger Augen und mögen
in dieser Richtung den Uebergang zu der als Stammart be-
trachteten oeme Hbn. bilden, welche typisch erst in den
Tauern, z. B. im Kaprunerthal vorkommt.
Die glückliche Ueberwinteruug alpiner Erebienraupen in
der Ebene scheint hauptsächlich davon abzuhängen, daß sie
ohne viel Unterbrechung mit Schnee bedeckt bleiben, was eben
Statt, eutomol. Zeit. 1S9I.
355
in vielen Wintern nicht möglich ist. Meine Zuchtversuche
mit den hochalpinen Arten pharte und eripliyle gelangen
bis jetzt nicht.
Cid. salicata Hb.
Die Raupe lebt auf Galium und ist erwachsen 21 — 23
mm. lang. Die Grundfarbe der Oberseite variirt, ist meist
licht ockergelb, aber auch grünlich oder röthlich. Drei braune
Rückenlinien laufen über der Afterklappe in spitzem Winkel
zusammen und ein breiter die schwarzen Lüfter deckender
Seitenstreifen von gleicher Farbe findet sich bei einzelnen
Stücken der Länge nach theilweise oder ganz getrennt und
bildet dann zwei stärkere Linien. Kopf punktirt und wie der
Kcirper mit wenigen kaum sichtbaren Haaren besetzt. Unter-
seite tleischfarbio' mit brauner Mittellinie, sesen welche aus
seitwärtigen matteren Streifen sich nach vorne fleckig
verbreiternde gebrochene Striche laufen, ohne sie zu be-
rühren.
Die Puppe ruht in einem Gespinnste zwischen Moos, ist
10 — 11 mm. lang, ockergelb mit bräunlichen Ringen und
After und einer aus dünnen Borsten zusammengesetzten End-
spitze.
Ab ovo brauchen die Raupen 4 — 5 Wochen bis zum
Einspinnen. Sehr ungleichmäßig entwickeln sich dieselben in
den Gespinnsten zur Puppe: die ersten Schmetterlinge er-
schienen schon, während einzelne Raupen noch unverwandelt
in denselben ruhten und dem entsprechend dauerte das Aus-
kriechen vom 5. Aug. — 12. Septbr. Die Eier waren An-
fangs Juni von einem $ der ersten Generation, die im Ge-
birge im Mai und Juni tliegt, gelegt. Uebergäuge zu der dort
ebenfalls vorkommenden v. ruticinclaria Gn. ergaben sieh aus
dieser Zucht niclit. Erwachsene Raupen fand ich auch im
August in ca. 1200 Meter Höhe, und diese entwickelten sich wie
die ab ovo gezogenen. Es mag demnach wohl Zufall sein,
daß mir die II. Generation in hiesiger Umgebung im Freien
als Falter nie vorkam, wohl aber bei Gloggnitz.
Col. phicomone Esp.
Auf den Ober-Oesterreichiscllen Voralpen in 1 100 bis
1300 Meter Höhe beobachtete icli schon seit Jahren eine zweite
Generation dieser Art, welche in vielleicht etwas geringerer
Zahl als die erste erscheint, zweifelsohne aber auch ander-
Stctt. entomol. Zeit. 1S91.
356
weilig zu finden sein wird. Gewöhnlich ist als Flugzeit der
Juli und August verzeichnet; Frey (Lep. der Schweiz) schreibt:
.,Von Juni bis tief in den August.'-^ Das stimmt nun so ziem-
lich für die I. Generation, die bis Anfang August fliegt. Die
zweite erscheint Anfang und je nach der Witterung erst
Mitte September bis in den Oktober, ist also von der
sommerlichen vollkommen getrennt. In der gelben oder mehr
grünlichen Grundfarbe und in der Ausbreitung der dunkeln
Bestäubung der ,^ scheint diese Herbstgeneration erheblicher
zu variiren als die erste, unter welcher mir auch nicht ao
kleine Exemplare vorkamen, wie unter der zweiten.
Cid. tophaceata S. V,
vide 1888. pag. 351 (1889. pag. 147 Püngeler)
dieser Ztg.
Am 7. Sept. d. J. kam mir ein etwas abgeflogener q dieser
Artzum Lichte. Demnach wäre das theilweise spätsommerliche
Auskommen derselben niciit blos eine Folge der Zimmerzucht^
wie ich vermuthete, sondern sie hat überhaupt eine wenigsten*
theilweise zweite Generation.
Stevr (Ober-Oesi erreich) October 1891.
Heinr. Gross.
Zur Lepidopteren-Fauna
der Provinze« Ost- und Westpreussen
von A. Kiesen.
Die Sammel-Ergebnisse der letzten Jahre ermöglichen es,
meine seit 1887 in dieser Zeitung veröffentlichten „Leipdopterolo-
gischen Mittheilungen'''' in Bezug auf Vorkommen und Er-
scheinungszeit der dort behandelten Arten zu vervollständigen,
sowie einige Irrthümer zu berichtigen. Auch halte ich es für
angezeigt, die bereits von Grentzenberg aufgeführten Species
zu verzeichnen, deren Vorkommen in Ost- und Westpreußen
in dem Hofmann'schen Werke über die Großschmetterlinge
Europas unbeachtet geblieben ist. Bei den nicht von mir
beobachteten Thieren wird der Name des Finders resp. des
Autors jedesmal angegeben.
Pieris napi L. var. bryoniae 0.
Stett. entom. Z. 1887 S. 42.
Bryoniae ist seitdem nicht gefunden word-u An der-
Slctt. entoniol. Zeit. 1S91.
357
selben Stelle bei Spandienen fing ich 1878 einen Zwerg der
Napi, deren Vorderflügellänge am "Vorderrande gemessen, nur
16 mm. beträgt.
Lycaena amanda Sehn, (icarus Esp.)
Stett. entom. Z. 1887. S. 42.
Amanda- j ist in der Forst bei Gr. Raum auf Wald
bloßen alljährlich um Mitte Juli zahlreich anzutrefleu, kommt
auch bei Rauschen und Warnicken vor. Die Weiber sind
jedoch zienüich spärlich vertreten.
Limenitis populi L.
Hofmann schreibt: „In manchen Jahren häufig, setzt
sich v.on 10 Uhr morgens gern auf den Boden und ist später
schwer zu fangen, da er in die Hohe geht.'-- Hiernach hätte
es den Anschein, als ob populi nach 10 Uhr morgens sich
nicht gern auf den Boden setze und deshalb schwer zu fangen
sei. Das wäre aber ein Irrlhum. Ich habe den prächtigen
Bandfalter bei Cranz und Gr. Raum wiederholt zwischen
11 und 12 Uhr Vormittags, bei Gr. Raum sogar Nach-
mittags zwischen 3 und 4 Uhr gefangen; in allen Fällen saß
das Thier auf den durch den Wald führenden Landstraßen,
am Pferdemist saugend.
Vanessa io L.
Stett. entom. Z. 1889. S. 3.
Meine Bemühungen durch Freilassung der gefangenen
Thiere die Fortpflanzung zu befördern, sind erfolglos geblieben.^
da wieder 1889, noch in den beiden darauf folgenden Jahren
Io bei Cranz sich betrcrffen ließ. Dagegen hat Landgerichts-
rath Steiner in diesem Jahre (1891) das Thier in mehreren
Exemplaren Ende August und Anfaag September bei Gr. Raum
beobachtet und davon auch 4 Stücke gefangen. Ebenso soll
nach einer Mittheilung des Konservator Künow der Falter bei
Moditten (Metgethen) und bei Rossitten auf der kurischen
Nehrung sich gezeigt haben, so daß zu erwarten ist, Io werde
als große Seltenheit Ostpreußens in Zukunft nicht mehr ange-
sehen werden können.
Melitaea athalia Rott. var. samonica Riesen.
Eine auflallende Varietät dieser Art fing ich in diesem
Jahre (1891) am 9. Juli bei Gr. Raum auf einer Waldblöße.
Bei diesem Thiere befinden sich auf den Vorderflügeln im
Mittelfelde keine schwarzen Flecke, dagegen wird letzteres
atett. entomol. Zeit. 1891
358
nacli Außen durch ein schmales f^chwarzes Band begrenzt,
welches sich vom Inneniande bis zum Vorderrande erstreckt.
Die Hinterflügel sind mit Ausnahme einer rothgelben Flecken-
reihe, schwarz. Die Unterseite der Flügel stimmt mit der
der Stammform überein. Die Varietät navarina Selys Longch.
.pSupra tota nigra, fascia antemarginali maculis fulvis composita'-
ist es also nicht, und benenne ich mein Stück samonica, die
samländische.
üebrigens hat, wie Grentzenberg berichtet, die Form
navarina Gutsbesitzer Kuwert auch bei Wernsdorf ge-
langen.
Argynuis laodice Pallas.
Stett. entern. Z. 18S9. S. 4 und S. 338.
1890 war Laodice sowohl bei Cranz als bei Gr. Raum
spärlich vertreten; in diesem Jahre (1891) aber wiederum in
großer Anzahl. Die Falter erschienen später als 1889, näm-
lich erst von Mitte Juli ab und flogen bis Mitte August.
Eine prachtvolle Varietät soll Herr Gerichtsrath Bernhardt aus
Danzig bei Gr. Raum gefangen haben: die schwarzen Flecke
der Hinterflügel sollen, wie Künow mittheilt, so ausgedehnt
sein, daß die rothgelbe Grundfarbe bis auf einige Stellen ver-
drängt ist.
Jno pruni Schiff.
Stett. entom. Z. 1888. S. 233.
Seitdem bei Cranz nicht beobachtet. Dagegen waren
pruni Q in diesem Jahre (1891) bei Rauschen ziemlich zahl-
reich vertreten wo sie am 12. Juli um die Mittagszeit im
Sonnenschein auf einer sandigen Haide schwärmten; ^ habe
ich hier nicht gefunden.
Lithosia muscerda Hfn.
Stett. entom. Z. 1888. S. 234.
Seitdem alljährlich in beiden Gesclüeehtern bei Cranz am
Köder "*) gefan'j;en. Flugzeit Mitte Juh bis Mitte August.
Auch bei Rauschen ist muscerda vertreten.
*) In dem bereits früher von mir citirten Artikel der eiitomo-
logischen Nachrichten von Kalter (188^5. S. 9) „Nochmals: Dar Köder-
faug" tindet sich eine Stelle, die wie folgt lautet: „L)er letierwähnte
Uebelstand, daß die in Rede stehende Fangmethode xu viel fehlerhafte
Exemplaren, von manchen Arten auch nur ^ liefert, kann freilich
oft sehr verdrieUlich machen und sDgar die Erwägung nalie bringeu,
Stett. cntomol. Zeit. 1691.
359
Gnophria rubricollis L.
Nach Hofmann findet sicli riibiicoUip häiifiG; im Mai in
Waldungen, nach Schmidt niclit selten bei Danzig von Ende
Juni bis Mitte Juli. Ich habe das Thier am 6. und 22. Juni
bei Königsberg, am 14. Juni bei Cranz, am 28. Juni (1885)
bei Metgethen, wo die ,^ Nachmittags im Sonaenscliein zahl-
reich die unteren Aeste einer halbwüchsigen Tanne um-
schwärmten, angetroffen, aber, mit Ausnahme des letzteren
Falles, immer nur einzeln. Um so mehr wurde ich über-
rascht, als ich am 29. Juni dieses Jahres (1891) den Strand
östlich von Cranz wie besät mit rubricollis vorfand. Ich
zählte auf einem Fleck von ungefähr einem halben Quadrat-
meter ''i'j Exemplare, darunter ein Drittel noch lebend und,
von den fehlenden Franzen al)gesehen, noch frisch und farben-
rein. In ähnlicher Weise, doch bei ungleicher Vertheiiung
der Insecten-Anhäufungen, war der Strand auf ca. i '._> Kilo-
meter Länge mit diesem Spinner belegt. Am nächsten Tage
bot sicli dasselbe Schauspiel doch fand sich unter den Ange-
spülten höchstens ein Zehntel in lebendem Zustande. Die
Furage, woher die Thiere gekommen, ist nicht so leiciit zu
beantworten. Aus der Umgegend von Cranz stammen sie
jedenfalls nicht, denn diese Gegend hatte ich sowohl an den
vorherixehenden, als den nachfolgenden Tas;en nach allen
ob man nicht am Besten von dieser Faiigmethode überhaupt gänzUch
absieht."
Hierzu habe ich zu bemerken, daß es der Sammler ja vollkommen
in der Hand hat, nur diejenigen Exemplare zu berücksichtigen, welche
bei der Laternen- Beleuchtung sich als brauchbare erweisen, defekte
und abgeflogene Thiere läßt er, falls sie ihm aus anderen Granden
nicht interessant sein sollten, unbeachtet.
Es wäre ferner wünschenswerth gewesen, wenn der Verfasser
des Artikels diejenigen Arten, welche nur im männlichen Geschlecht
am Köder erscheinen sollen, speciell genan\it hätte, dann ließe sich
früher oder später entscheiden, ob die aufgestellte Behauptung zu-
rretiend ist, oder nicht. Nach meinen Erfahrungen stellten sich von
den überhaupt den Köder aufsuchenden Noctuen beide Geschlechter
an demselben ein, denn unter sämmtlichen von mir in Mehrzahl am
Köder gefangenen Arten sind beide Geschlechter vertreten, und von
denjenigen .Species, welche ich bisher nur in einem Exemplar erhalten
habe, sind Acronycta strigosa und ligustri, sowie Hyppa rectilinea ,3,
Hadena amica, Pachnobia leucographa und Catocala paranympha
aber P, so daß wohl kein Grund vorliegt anzunehmen, es sollten von
den erstgenannten Arten nicht auch die 2 ^n den Köder gehen. Die
Erwägung indeß, ob man nicht am Besten von dieser Fangmethode
gänzlich absieht, kann meines Erachtcns gar nicht in Betracht kommen,
weil der Sauimler, der auf den Köderl'ang verzichtet, sich des ein-
fachsten (billigsten) Mittels berauben würde, ia den Besitz von guten
Stott. eutüiuol. Zeit. 1891.
360
Richtungen untersucht, ohne daß mir ein einziges Exemplar
zu Gesicht gekommen wäre. Unter Berücksichtigung der
Windrichtung (scharfer W — S — W) und der Konfiguration
der Küste, werden die Thiere hüclist walirsclieinHch in der
Gegend zwischen Rosehnen und Neukuhren ihre Brutstätte
gehabt haben, dort beim Schwärmen in die See verschlagen
und östlich von Cranz wieder an Land gesetzt worden sein.
Bekanntlich hat C. A. Teich ein älinliches Vorkommniß an
der Küste von Livland beobachtet und kann die Thatsache,
daß rubricollis. wie so viele andere Inseckten. auch .,ihre
Jahre" hat. nicht mehr bezweifelt werden.
LIepialus velleda Hb.
Stett. entom. Z. 1SS9. S. 333.
Seitdem nicht beobachtet.
Hepialus ganna Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 4.
Seitdem nicht gefunden. Das betrefTende Stück dürfte
demnach das erste und einzige als in Deutschland vorkommend
constatirte Exemplar dieser Art sein.
Psyche hirsutella Hb. ( calvella 0. ).
Stett. entom. Z. 1887. S. 43.
Alljährlich seitdem in einigen E>:emplaren erhalten, deren
Raupen im Juni im Fichtenhain bei Cranz an Gras und an
einem hölzernen Brückenaeländer gefunden wurden. Er-
(gantrharen) und seltenen Noctuen za gelangen. — Schließlich sei noch
erwähnt, daß ich das Verzeicliniß der in dem qu. Artikel aufgeführten,
den Köder aufsuchenden Noctuen durch folgende Arten vervoU-
stiindigen kann:
Acronycta Icpnrina. alni. cnspis, megacephala; Agrotis obscura
(ravida), orbona, xantographa, Dahlii. siinulans. cursoria (selten); Ma-
mestra leucophaca, dentina! trifolii: Polia chi; Luperina matura;
Hadena amica, scolopacir.a, literosa; Heliotropha leucostigma, var.
fibrosa; Leucania comraa: Caradrina morpheus. respersa: Pachnobia
leucographa; Dyschorista suspecta, fissipuncta; Xylina ingrica; Calo-
campa solidaginis; Plusia tripartita; Catocala pacta. Von Spannern:
Acidalia bisetata; Tiraandra amata^ Bapta bimaculata, temerata; Cabera
abietaria (nicht selten, doch meist abgeflogen), lichenaria, punctularia,
repandata, consortaria, roboraria, crepuscu laria: Lobophora sexalisata;
Scotosia transversata; Lygris prunata (gemein), populata. associata;
Cidaria ocellata, bicolorata (gemein), variata, truncata (gemein),
vespertaria, fluctuata, montanata (gemein), ferrugata. designata, senata,
albicillata, bilineata, trifasciata (gemein), corylata: Eupithecia rectan-
gulata, subfulvata.
Stett. entomol. Zeit. ;S9l.
361
scheinungszeit der Falter vom Ende Juni bis Ende Juli. Ich
habe die Raupe nicht am Grase fressen gesehen, daß sie aber
bei Cranz nicht an Eichen (Holmann, die Grosschmetterlinge
Europas, S. 48) leben, ist sicher, da in der Nähe der Fund-
stellen wohl Birken, aber keine Eichen vorhanden sind.
Dasychira abietis Schiff.
Stett. entom. Z. 1887. S. 43.
Die beiden erwähnten Exemplare sind die einzigen ge-
blieben.
Lasiocampa pini L. var. brunnea Stgr.
Stett. entom. Z. 1888. S. 334.
Die Varietät seitdem nicht gefunden.
Lophopteryx camelina L. var. giraffina Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. :}34.
Die 1891er Exemplare wurden bei Cranz wiederum im
Juli gefunden, demnach im Sommer; die Hofmannsche An-
gabe: Vom April bis Juni steht bei uns also nach wie vor
mit den thatsächlichen Verhältnissen in Widerspruch.
Pygaera anastomosis L.
Stett. entom. Z. 18o7. S. 44.
Seitdem nur noch ein Exemplar bei Lessen (Westpreußen)
am .5. August gefunden.
Gonophora derasa L.
Stett. entom. Z. 1889. S. 334.
In diesem Jahre (1891) erhielt ich 2 frische ,j am
25. Juni und ein nicht reines $ am IG. Juli bei Cranz am
Köder. Daß die Flugzeit der Derasa in Ostpreußen in den
Sommer fällt, unterliegt nunmehr keinem Zweifel.
Thyatira batis 0.
Stett. entom. Z. 1889. S. 334.
Batis erscheint in Ostj)reußen, wenigstens bei Cranz und
vielleicht auch hei Rauschen, temporär in zwei Generationen.
Wie ich bereits berichtet, wurde das Thier 1889 von Ende
Juli bis 21. August beobachtet, 1890 im Juli, später nicht
mehr, in diesem Jahre (1891) dagegen vom 25. Juni bis
3. August und vom 16. August bis 6. September. Die Ver-
Stett. entomol. Zeit. ISOU
362
treter beider Generationen erschienen sehr zahlreich ani
Köder und stehen die des Spätsommers, gegenüber denen des
Frühsomiiiers hinsichtlich der Größe um nichts zurück,
Varietäten kamen nicht vor.
Cymatophora octogesima Hb.
Stett, euiom. Z. 1890. S. 200.
In diesem Jahre flSGl) ,^ am 16. Juni. $ am 11. Juli
hei Crauz am Köder. Die Flugzeit war also von der im
Jahre 1890 nicht wesentlich verschieden. Mitte Juni bis
Mitte Juli.
Cymatophora duplaris L, und er F.
Auch Duplaris tritt nach diesjährigen Beobachtungen bei
Cranz zeitweise in 2 Generationen auf und zwar von Anfang-
Juni bis Mitte Juli nnd von Ende Juli bis Mitte September.
Dagegen scheint Or nur eine Generation zu haben, da sie in
der Zeit vom 11. Juni bis 20. Juli — an diesem Tage zwar
noch rein, aber nur im weiblichen Geschlecht beobachtet
worden ist.
Cymatophora uuctuosa Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 335.
Seitdem nur noch 1 Exemplar am 19. Juli 1890 au
einer Bretterwand im Fichtenhain bei Cranz beobachtet. Der
Versuch, das sehr hoch sitzende Thier mit einer Ruthe her-
unterzustoßen, mißlang; es tlog im Mittagssonnenscheiii lebhaft
von dannen und über das Dach eines Gebäudes. Jedenfalls
steht außer Zweifel, daß die Flugzeit der Eule in Ost- und
Westpreußen in den Sommer fällt.
Acronycta alni L.
Nach Hofmann: „Einzeln und fast überall selten im
Mai.^- Grentzenberg hat den Falter im Freien nicht geiangen
und führt von Fundorten desselben Elbing, Braunsberg,
Kastenburg und Königsberg auf.
Die im Juli und August auf Erlen und Eichen bei Dauzig
gefundenen Raupen lieferten den Falter am 11. März und am
7. und 27. Mai; doch das Vorkommen der Imago im Freien,
auf das es bei der Naturgeschichte eines Inseckts besonders
ankommt, weicht bekanntlich von dem Erscheinen der ge-
zogenen Thiere meist so bedeutend ab, daß die Ergebnisse
der Stubenzucht für die Flugzeit des Falters nur einen geringen
Anhalt bieten. Erst in diesem Jahre (1891) ist es mir ge-
Stctt. entomol. Zeit. 1S91.
303
glückt bei Cranz oia <^anz fn'sclies Pärchen dieser peltenen
Alt am Köder zu fanden und zwar am 23. Juni.
Acronyota strigosa F.
Audi von dieser Scltenlieit erhielt ich in diesQin Jahre
das erste Exemplar am 28. Juni im Fichtenhain bei Cranz
am Köder. Kuwert erbeutete bei Wernsdorf alljährlich etwa
6 Stück durch Nachtfang vom 23. Juni bis 6. Juli, also nicht
im Mai, wie Hofniann angiebt.
Acronycta cuspis Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 4.
Die gemachte Angabe beruht auf Verwechselung mit
Acronycta tridens '\). Tridens ist bei Cranz eine liöchst seltene
Erscheinung, während cuspis dort alljährlich zahlreich ver-
treten ist. Letztere fliegt von Ende Juni bis Mitte August
und gellt mit Vorliebe an den Köder.
Acronycta abscondita Tr,
Stett. enlom. Z. 1888. S. 234.
Die erwähnten Exemplare sind die einzigen geblieben,
vielleicht weil ich in den letzten Jahren selten Gelegenheit
hatte, die Kiefernwälder bei Metgetheii zu untersuchen.
Acronycta ligustri F.
Stett. entom. Z. 1889. S. 336.
Seitdem nicht mehr beobachtet. Es scheinen demnach
von 1853 bis 1891 in den Provinzen Ost- und Westpreußen
mit Sicherheit nur 3 Exemplare dieser Art gefangen worden
zu sein.
Panthea coenobita Esp.
Stett. entom. Z. 1887. S. -14.
Auch diese Art ist seitdem meines Wissens nicht ge-
funden worden.
*) Als Herr Otto Stert/, vor 2 Jahren meine Sammlung musterte,
fand er unter der Firma „cuspis" ein von Heyne aus Leipzig bezogenes
Pärchen und das bereits früher besprochene Stück, unter „tridens"
dagegen eine ganze Reihe von Exemplaren. Letztere erklärte er für
i'ichtige cuspis, erstere dagegen für die anderwärts gemeine tridens,
was sich auch als zutrelTend licrausstellte. Ich zweifelte aber damals
nm so weniger an der Echtheit der bezogenen Exemplare, als Grentzen-
berg nur von einem Stück spricht, das bei Königsberg gefunden sein
soll und weil der Lieferant der vermeintlichen cuspis ein bekannter In-
sektenliändler ist, der auch ein Schmetterlingsbuch herausgegeben hat.
Sielt, cnlomol. Zeit. 1891. 25
364
Agrotie »ignum F.
Nach Grentzenberg ist öigniim ziemlich selten bei Danzig
Mitte Juli. Bei Cranz fehlt die Eule, scheint jedoch bei
Rauschen, wo ich sie in diesem Jahre (1891) am 12. und
13. Juli in Anzahl am Köder fing, nicht selten zu sein.
Agrotis subrosea Stpb. var. siibcaerulea Stgr.
Dieser Art hat Hofmaiin in seinem Werke keine Er-
wähnung getlian. Nach Staudinger (Katalog) kam die Stamm-
form ehemals in England vor, während die Varietät subcae-
rulea in Livland und Finnland zu Hause sein soll. Nun schreibt
aber Grentzenberg: „Agrotis subrosea Stph. v. subcaerulea
Stgr, jährlich 1 bis 2 Stück von Herrn Kuwert durch Nacht-
fang bei Wernsdorf." Auch in meiner Sammlung beiludet
sich ein von Kuwert gefangenes Exemplar dieser Varietät;
Genaueres über ihre Flugzeit ließ sicii jedoch nicht mehr er-
mitteln.
Agrotis Chardinyi B.
Hofmann: „Kleiner als die vorige Art (interjecta), mehr
hellbräuiilich, nur aus Kujäland und Sibirien." Grentzenberg:
„Am 21. und 22. Juli 1875 je ein reines Stück bei Werns-
dorf durch Naclitfang. 2 Exemplare von Herrn ür. Sauter
bei Friedland.''
Agrotis sobrina Gn.
Hofuiaun: „Zentraldeutschlaud, Schweiz, im Juni und
Juli sehr selten.'' Grentzenberg: ,.^'on Herrn Kuwert jähr-
lich einige Stücke durch Nachtfang bei Wei'nsdorf. 1876 etwa
15 Stück vom 1. bis 2J. August.''
Agrotis punicea Hb.
Nach Hofmaun soll ])unicea vorlvominen: Im Mai, Juni
in Bayern, Schwaben, Belgien und der Schweiz. Dagegen
berichtet Grentzenberg: „2 Exemplare von Herrn Dr. Sauter
1859 bei Dammkrug.^'
Agrotis orbona Hfn.
Grentzenberg: „Frülier an einigen Stellen bei Danzig
zahlreich, in den letzten Jahren nicht mehr gefunden. 21. Juni.
Gilgenburg, Alleustein." Das erste und einzige Exem})lar,
welches ich bisher erhielt, fing ich in diesem Jahre (1891)
am 18. August bei Cranz am Köder.
Siett. ciitoinol. Zeit. 1891
365
Agrotis baja F.
Stett. entom. Z. 1889. S. 336.
Bei Cranz seitdem alljährlich von Ende Juli bis in den
September, gemein am Köder. Bisher ist mir nur eine
Varietät vorgekommen, welche, ähnlicii wie bei festiva
var. , eine breite braune Binde auf den Vorderflügeln zeigt.
Agrotis ditrapezium Bkh,
Stett. entom. Z. 1889. S. 336.
Auch diese Art alljährlich zahlreich bei Cranz, in diesem
Jahre vom 23. Juli bis 15. August am Köder. Um reine
Exemplare zu erhalten, muB ' man die Thiere bei Beginn
ihrer Flugzeit sammeln, 8 Tage nach Beginn derselben findet
man selten noch ein brauchbares Stück. Varietäten gab
esnicht.
Agrotis xaiitographa F.
Nach Grentzenberg ist die Raupe in manchen Jahren an
einer beschränkten Stelle auf dem Glacis der Festungswerke
Danzigs im März und April in großer Zahl, der Falter
aber selten gefunden. Xantographa erscheint alijährlich bei
Cranz am Köder, besonders zahlreich trat sie in diesem
Jahre (1891) auf und zwar vom 15. August bis 3.
September.
Agrotis Dahlii Hb
Stett. entom. Z. 1889. S. 336.
1890 fing ich nur ein frisches ,^ am 26. Juli bei Cranz.
In diesem Jahre (1891) war Dahhi, wie 1889, geradezu ge-
mein am Köder. Die ersten Exemplare erschienen aber
14^Tage später als vor 2 Jahren, nämlich am 14. August
und dauerte die Flugzeit bis 3. September. Dahlii variirt
sehr stark in beiden Geschlechtern.
Agrotis festiva Hb.
Stett. entom. Z. 1888. S. 235.
Bei Cranz seitdem alljährlich vom 22. Juni bis Mitte
Juh. In diesem Jahre (1891) bei Rauschen und Georgswalde
. (Warnicken) am 12., 13. und 14. Juli sehr zahlreich am
Köder. Festiva ist nächst cursoria wohl die variabelste
Agrotis. Die Grundfarbe der meisten ostpreußischen Exemplare
ist" hellledergelb mit einem Anflug ins Röthliche und Bräun-
liche, manche Stücke sind ganz dunkelfarbig, die schwarzen
stett ontomol. Zeit 1891. 25 *
366
Flecke neben der Ringmakel bald vorhanden, bald fehlend.
Sehr schön sind die Tiiiere, die auf den Vorderflügeln eine
breite röthlichbraune oder dunkelbraune Binde zeigen.
Agrotis fugax Tr.
Stett. entom. Z. 1889. S. 336.
Meine Bemühungen durch Untersuchung der TJoorschollen
bei Cranz noch einige Exemplare zu erlangen, blieben sowohl
1890 wie 1891 erfolglos. Die Thatsache aber, daß fugax in
Deutschland heimisch ist (oder war ?) kann nicht mehr ange-
zweifelt werden.
Agrotis ripae Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 4.
1889 trat ripae nur vereinzelt auf, 1890 in größerer
Anzahl, in diesem Jahre (1891) ließen sich wiederum nur
sehr wenige Exemplare betreffen, und, wie immer, im Juli
nur am Strande unter den bekannten Moorschollen. Ripae
variirt sowohl in der Größe und Färbung; als in der Zeich-
nung der Vorderflügel.
Agrotis cursoria Hfn.
Stett. entom. Z. 1889. S. 5, 346.
Cursoria war in den drei darauf folgenden • Sommern
1889, 1890 und 1891 im August äußerst spärlich' vertreten
und nur unter den Moorschollen zu finden. Die Varietäten
obscura und sagitta blieben unsichtbar. Cursoria hat, wie
Gnophria rubricollis, eben auch ihre Jahre.
Agrotis corticea Hb.
Grentzenberg berichtet, daß von dieser Art, früher bei
Danzig nicht selten, nach langen Jahren am 3. und 4. Juli
1874 durch Nachtfang im Park zu KrohnenhofF ein Dutzend
Exemplare erbeutet worden seien. Ich erhielt im Ganzen
nur 3 Stücke, davon 2 am 14. Juli 188S und am 18. Juli
1887 bei Cranz, ein drittes in diesem Jahre (1891) am
12. Juli bei Rauschen am Köder. Corticea ist demnach in
den Provinzen Ost- und Westpreußen ;|kein gemeines Thier.
Agrotis occulta L.
Gemein bei Cranz im Juli und August, au Baum-
stämmen und am Köder. Varietäten sind mir nicht vorge-
kommen.
stell, ontomol Zeit. 1G91.
3G7
^euronia cespitis F.
Stett. entom. Z. 1888. S. 235.
Seitdem nicht wieder gei'undeti. Bei Cranz scheint die
Eule zu fehlen.
Mamestra reticulata Vill.
lieber reticulata (saponariae Bkh.) berichtet Grentzen-
berg: ^Früher niclit gemein, seit Jahren selten bei Danzig
vom 9. bis 26. Juni und am 4. August. Rastenburg, Königs-
berg, Gilgenburg, Allenstein." Icli habe das Thier seit 1676
nicht beobachtet: um so mehr überraschte mich ein todtes
Exemplar, das ich am 2. September dieses Jahres (1891) in
der Kegelbahn des Gasthauses zu Rossitten *) an einem
Spinngewebe hängend fand. Dasselbe ist noch ziemlich gut
erhalten und da beim Durchstechen der Nadel sich der Leib
Qöch weich zeigte, so wird reticulata wohl Mitte August ge-
flogen sein.
Aporophyla nigra Hw.
Hofmann: ,,Selten in Süd- und Mitteldeutschland, Eng-
land, der Schweiz und dem südlichen Euroj)a." Grentzenberg:
^Aporophyla nigra Hw. (aethiops C.) 1 $ am 15. September
1875 durch Nachtfang bei Wernsdorf.
Ammodonia caecimacula F.
Stett. entom. Z. 1889. S. 337.
Im vorigen Jahre (1890) fing ich nur 1 $ bei Cranz
am 15. September am Köder. In diesem Jahre aber fand sich
das Thier vom 11. bis 20. September wiederum zahlreich ein.
Keine Varietäten.
*) Auf Aufforderung des bekannten Colcopterologen, Dr.
Seidlitz, begab ich mich am 1. September per Dampfboot von
Cranz nach Rossitten (kurische Nelirung), wo ich außer dem Doktor
noch Kiinow und Dr. Rindfleisch antraf, welcher letztere hier eine
zoologische Versuchsstation etablirt hatte. Die entomologische Aus-
beute war aber eine höchst maßige und auch der Köderfang, den ich
am Abend im Gasthaus-Garten betrieb, lieferte nur gemeines Zeug,
Die Köderet hatte jedoch insofern einen Erfolg, als der Ort3-Pfarrer,
der, nebenbei bemerkt, Rossitten nicht nur im Sommer, sondern auch
im Winter für den angenehmsten Aufenthaltsort hält, den er kennt,
und der meiner Beschäfcigung mit dem größten Interesse folgte, sich
für diese Fangmethode so begeisterte, daß er von nun an auch zu
sammeln sich entschloß. Es hat überhaupt den Anschein, als ob die
liebe Entomologie in den letzten Jahren in unserer Provinz einen
Aufschwung genommen habe, denn wo ich auch sammelte, bei Cranz,
Gr. Raum, Rauschen und Warnicken, überall traf ich Gesinnungs-
genossen.
stett. cntoniol. Zelt. I=i91.
368
Luperina matura Hfn.
Stett. entom. Z. 1890. S. 201.
In diesem Jahre (1891) ,^ am 14., $ am 20. August
bei Cranz am Köder. Die Flugzeit der Eule erstreckt sich
demnach in Ostpreußen vom Ende Juli bis Ende August.
Die Cranzer Tliiere sind bei Weitem eintöniger gefärbt, als
das früher besprochene westpreußischc Exemplar; sie nähern
sich in dieser Beziehung einem aus Schlesien stammenden
Stück, bei dem die Umgrenzung des Mittelfeldes der Vorder-
llügel durch die weiße Linie kaum sichtbar ist.
Hadena amica Tr.
Stett. entom. Z. 1889. S. 337.
In der Hoffnung, die schöne Hadena noch einmal zu
finden, fuhr ich im September 1890 täglich Nachmittags von
Königsberg nach Cranz, köderte daselbst am Abend und
kehrte am nächsten Morgen mit dem Frühzuge hierher zurück.
Doch meine Anstrengungen blieben sowohl im vorigen als
auch in diesem Jahre ohne Erfolg. Amica ließ sich nicht
ködern, sie befand sich weder auf dem Verlobungswege noch
auf dem Holzwege, aber — der Mohr hatte seine Schuldigkei
gethan!
Hadena porphyrea Esp.
Stett. entom. Z. 1889. S. 6, 338.
Porphyrea ist bei Cranz von Ende August bis Ende
September am Köder höchst gemein. Jch zählte in diesem
Jahre auf dem Verlobungswege am 6. September 106 und
am 8. September 103 Exemplare, die sich auf 50 bis 60 be-
strichene Baumstämme vertheilten, oder auf einen Raum von
etwa 150 m. Länge und 6 m. Breite. Varietäten gab es
nicht, kommen wohl auch nicht vor.
Hadena rurea F. und var. alopecurus Esp,
Beide Formen sind, wie wohl überall, so auch hei Cranz
gemein. Sie fliegen von Ende Mai bis in den Juli und er-
scheinen sehr zahlreich am Köder. Alopecurus unterscheidet
sich von rurea bekanntlich durch seine röthlichbraunen, bald
helleren, bald dunkleren Vorderflügel ohne jede Beimischung
von Weiß. Es kommen aber auch verschiedene Uebergänge
zu rurea vor, solche, bei denen die weiße Beimischung am
Innenrande der VorderflUgel deutlich hervortritt und solche,
statt, entomol. Zeit. 1891.
369
bei denen sich die Umrisse der rurea-Zeichnungen erkennen
lassen. Nach meinem Dafürhalten — errare humanum — ist
alopecurus die Stammform, aus der sich die hellere Form
rurea herausgebildet hat. Bis jetzt sind wohl beide Haupt-
formen noch gleich stark vertreten, doch denke ich mir,
alopecurus werde mit der Zeit mehr und mehr ver-
schwinden.
Hadena scolopacina Esp.
Stett. enlom. Z. 1888. S. 236.
Bei Cranz alljährlich zahlreich vertreten, in diesem Jahre
(1891) noch bis zum 18. August; sie flog mit Vorliebe an
den Köder, doch war nach dem 5. August kein reines Stück
mehr zu erlangen.
Hyppa rectilinea Esp.
Stett. entom. Z. 1889. S. 6.
Ein frisches ,^ in diesem Jahre bereits am 24. Juni am
Köder. Die Flugzeit der Eule würde sich demnach in Ost-
preußen von Ende Juni bis Ende Juli erstrecken und mit
der der rectilinea im Harz (Stett. ent. Z. 1888. S. 162)
conform eein.
Heliotropha leucostigma Hb. var. fibrosa Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 338.
Nicht aus Raffgier, sondern um kein Glied der langen
Kette, welche leucostigma mit fibrosa verbindet, entbehren zu
müssen, sammelte ich in den letzten Sommern wiederum ei-
nige hunderte von Exemplaren. Die große Masse sind Ueber-
gangsformen; die Anzahl der richtigen fibrosa ist keine große
und die der richtigen leucostigma sogar eine sehr kleine. Es
bat überhaupt den Anschein, als ob die Stammform bei Cranz
auf dem Aussterbe-Etat stünde, denn von Jahr zu Jahr wird
sie dort seltener. Vielleicht werde ich es noch erleben, daß
sie bei Cranz den Kampf ums Dasein aufgegeben hat, um
denselben den Uebergangsformen und schließlich der fibrosa
allein zu überlassen **)
**) Herr Oberregierungs-Rath Bayer aus Gumbinnen, mit dem
ich in diesem Sommer das Ködergeschäft bei Cranz mitunter gemein-
schaftlich betrieb, klagte mir eines Tags, er könne immer noch nicht
leucostigma von fibrosa unterscheiden. Und das war leicht erklärlich,
denn die zwei Dutzend Exemplare, die er bis dahin gelangen, waren
Uebergangsformen, bei denen es schlechterdings unmöglich ist zu
Stett. entomol. Zeit. 1891.
370
Hydroecia micacea Esp.
Stett. entom. Z. 1888. S. 236.
Alljähilich niclit zalilreicli am Köder und bei der Lampe.
Flugzeit von Ende Juli bis Anfani:; September.
Leucania comma L.
Die westpreußi.sclien Exemplare hat Grcntzenberg vom
19. bis 25. Juni bei Danzig gefunden: er bezeichnet das Thier
als selten und führt Insterbiirg, Gilgenburg und Allenstein als
sonstige Fundstellen auf. Ich erhielt in diesem Jahre (1891)
3 Exemplare bei Cranz am Köder, .^ am 1 1. Juni, r^ £ am
20. Juni.
Leucania lithargyria Esp.
Stett. entom. Z. 1890. S. 201.
Seitdem nicht gefunden.
Caradrina selini B.
Stett. entom. Z. 1889. S. 339.
Seitdem nicht beobachtet.
Caradrina respersa Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 8.
In diesem Jahre ein frisches q bereits am 11. Juli in
Neukuhren im Gastzimmer bei der Lampe. Flugzeit der respersa
für Ostpreußen: Juli bis Mitte August.
sagen, wo hört die oder jene Form auf, leucostigina zu sein und wo
fängt sie an fii)ri).sa zu werden. Dr. Staudinger führt in seinem Ka-
talog übrosa mit dem Präüxiura „ab." auf; conseqaenter Weise würden
die Üebergangsformen, wenn sie Namen hätten, dasselbe Präfix er-
halten müssen. Nehmen wir an, die Form, welche zwischen leucostigma
und übrosa die Mitte liält, hieße „centraUs", die Form zwischen cen-
tralis und leucostigma „praecentralis" und die zwisclien centralis und
übrosa „sabcentralis". Nun wollen wir auf diese benannten Formen
den bekannten Satz (Stett. ent. Z. 1891. iS. 230): Formen, die „aus
unbekannten Gründen zufällig zwischen der gewöhnlichen Form auf-
treten" zur Anwendung bringen, um den Werth der Präüxe, speciell
des Präüxes „ab." zu beleuchten. Die gewöhnlichen Formen sind in
unserem Falle leucostigma und übrosa. Mithin würden nach olngem
Satze praecentralis, centralis und subcentralis aus unbekannten Gründen
zufällig zwischen leucostigma und übrosa auftreten. Durch Kreuzung
der leucostigma mit übrosa wird aber wohl centralis, durch Kreuzung
der letzteren mit leucostigma „praecer.tralis" und durch Kreuzung der
centralis mit übrosa „subcentralis" entstehen, d. h. es werden diese
Formen naturgemät5 sich herausbilden müssen und demgemäß weder
„unbekannte Gründe", nocii ein „Zufall" vorliegen.
SUU. untomol. Zeit. 1891.
371
Amphipyra pyramidea L.
Stett. entom. Z. 1888. S. 237.
Alljährlich seitdem, gemein bei Cranz von Ende Juli bis
Mitte September. Erschien auch bei Gr. Raum sehr zahlreich
am Köder.
Taeniocampa populeti Tr.
Stett. entom. Z. 1889. S. 339.
Zu dem besprochenen $ erhielt ich am 21. April dieses
Jahres (1891) ein ,^.^ welches auf den Hufen bei Königsberg
sich betreffen ließ, so daß dem Thier das ostpreußische Hei-
mathsrecht in Zukunft niciit bestritten werden kann.
Pachnobia leucographa Tr.
Stett. entom. Z. 1889. S. 6.
Das erwähnte Exemplar ist bisher das erste und
einzige in den Provinzen Ost- und Westpreußen gefundene
geblieben.
Pachnobia rubricosa F.
Stett. entom. Z. 1889. S. 7.
Auch von dieser Art wurde meines Wissens in unserer
Provinz kein neues Stück seitdem gefunden.
Mesogona oxalina Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 7.
Seitdem nicht alljährlich und nur in wenigen Exemplaren
bei Cranz am Köder. Die 1889er wurden am .5. September
die diesjährigen am 3. und 6. September gefangen. Flugzeit
der Eule für Ost- und Westpreußen: Ende August und An-
fang September.
Cosmia paleacea Esp.
Stett. entom. Z. 1889. S. 339.
Bei Cranz seitdem alljährlich, zahlreich am Köder.
Dyschorista superba Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 340.
In diesem Jahre (1891) bei Cranz später als 1889, näm-
lich vom 3. bis 20. August nicht gerade zahlreich unter deni
Dache eines Moorschuppens und am Köder. Die ostpreußischen
Exemplare variiren sehr stark, bald sind sie eintönig gelblich
Stett. cntoTnoI. Zeit. 1891.
372
graubraun, die Makeln durcli eine feine liellledergelbe Linie
umrandet, bald niebr rüthlich-braun, bunt, der Hadena didyma
ähnlich, die Makeln heller gefärbt als das Mittelfeld in der
Nähe des Vorderrandes- doch alle Thiere haben graue
Hinterflügel. Nach der Hofmann'sehen Diagnose von iners
Tr. „heller, grauer^' (pallidior, grisescens: Cat. Stgr.) läßt
sich nichts bestimmen. Wenn aber, wie Dr. Speyer mir
schrieb, die Hinterflügel von iners Tr. i^ weiß sind, dann,
findet sich diese Varietät unter den ostpreußischen Stücken
nicht vor, was zu berichtigen ist.
Dyschorista fissipuncta Hw.
Stett. entom. Z. 1889. S. 7.
Alljährlich nicht selten bei Cranz. Variirt, die dunkleren
Formen sind stärker verti'eten als die helleren. Kommt auch
an den Köder.
Orthosia Iota L.
Stett. entom. Z. 1889. S. 7.
Seitdem alljährlich nicht zahlreich bei Cranz am
Köder "''). Fliegt von Anfang September bis in den Oktober.
Orthosia nitida F.
Stett. entom. Z. 1889. S. 340.
1890 habe ich nitida nicht beobachtet, in diesem Jahre
dagegen wiederum in Anzahl vom 27. August bis 2. September
bei Cranz am Köder. Keine Varietäten.
Orthosia litura L.
Stett. entom. Z. 1889. S. 341.
Seitdem nicht befunden.
*) Es sei hier bemerkt, daß namentlich die Orthosien, Xylinen
und Hadenen bei sogenannntem miserablen Wetter mit Vorliebe den
Köder aufsuchen. Stürmische Abende, begleitet von Regenschauern^
ergeben oft die ergiebigste Ausbeute. Die Nachtfalter suchen eben
bei scheußlicher Witterung gegen Wind geschützte Stellen auf und.
an solchen Stellen im Walde sind die Stämme zu streichen. Um so
zahlreicher werden die Thierchen sich zur Mahlzeit einlinden, je näher
die Stämme dem Waldsaume stehen. Es mag freilich nicht Jeder-
manns Sache sein, bei grauem Himmel und heulendem Winde dem
Walde zuzueilen, um dort in der Nacht — in der Linken die Laterne,
in der Rechten die Flasche — Köderei zu betreiben; doch das Rauschen
der Baumwipfel bei tosender Brandung der nahen See, diese herrlich
erhabene Musik hört der Naturfreund immer gern, auch wenn er
Aveiß, daß er völlig" durchnäßt und ohne amica im Düstern auf
schlüpfrigen Pfaden den Heimweg anzutreten haben wird.
Stolt. cntomol. Zeit. 1891.
373
Xylina furcifera Hfn.
Stett. entom. Z. 1889. S. 7.
Im September alljährlich bei Crauz, ziemlich zahlreich
am Köder.
Xylina ingrica H.-S.
Stett. entom. Z. 1889. S. 8.
Ingrica seitdem alljährlich bei Cranz im September, 1889
zahlreich, 1890 und 1891 einzeln am Köder. Auch diese Eule
variirt nicht unbedeutend. Der letzte Zweifel, ob das Thier
in Ostpreußen heimisch ist oder nicht, wird nun wohl be-
seitigt sein.
Calocampa solidaginis Hb.
Nach Grentzenberg: „Selten am 1 1. September. Danzig,
Pröbbernau, Rastenbiirg, Königsberg.'' Erst in diesem Jahre
(1891) gelang es mir, von dieser bei uns so seltenen Art
bei Cranz 2 Exemplare vom Köder zu greifen, ,^ am 18. August,
$ am 2. September. Ihre Flugzeit würde also in Ostpreußen
mit der der oberharzer solidaginis (Stett. entom. Z. 1888.
S. 165) übereinstimmen.
Asteroscopus nubeculosus Esp.
Stett. entom. Z, 1889. S. 8.
Seitdem nur noch ein anscheinend frisch ausgekrochenes
,^ am 22. April in der Cranzer Plantage. Flugzeit dem-
nach in Ostpreußen von Mitte April bis Mitte Mai.
Cucullia balsamitae B.
Hofmann: „Im August in Ungarn und bei Sarepta".
Grentzenberg: „Am 14. August 1871 und am 11. August
1872 einige wenige Raupen in den Dünen zu Krohnenhoff"
bei Danzig auf Hieracium umbellatum. Leider waren die
Raupen bis auf eine angestochen, so daß ich nur ein Stück
am 24. Mai 1872 erzog."
Plusia bractea F.
Stett. entom. Z. 1888. S. 237.
Seitdem kein neues Stück gefunden.
Plusia jota L.
Nach Hofmann: „Nicht selten in Central- und nörd-
lichem Europa bis Sibirien.'-' Grentzenberg scheint den Falter
Stett. entomol. Zeit. 1891.
374
im Freien nicht beobachtet zu liaben und bezeichnet sein Vor-
kommen als ?elten. Ich erhielt ein Stück, das iVlajor v.Seemen
Mitte Juni 1889 beim Abklopfen von Strauch in Sprindlacken
bei Tapiau gefunden hatte: ein zweites Exemplar fand ich in
diesem Jahre (1891) am 9. Juli bei Gr. -Raum in der Bahn-
hofs-Kolonade. Beide Stücke stimmen genau mit einem
Exemplar überein, welches im Juni bei Garsten (Ober-Oester-
reich) gefangen wurde. Auch im Garten des zoologischen
Museums in Königsberg hat Künow ein Stück gegriffen. Man
hann also sagen, in den Provinzen Ost- und Westpreußen
tritt Jota nicht überall, aber immer nur einzeln und selten auf.
Flugzeit: Juni, Juli.
Anarta cordigera Thnb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 8.
Das Thier wurde seitdem nicht gefunden, obgleich ich
in den Waldwiesen bei Wernicken gegen Ende Juli 18b9 und
Mitte Juli 1891 auf dasselbe besondere Aufmerksamkeit ge-
richtet hatte.
Prothymia viridaria Cl.
Stett. entom. Z. 1889. S. 341.
Weder im vorigen, noch in diesem Jahre bei Tannen-
walde in der Fritzenschen Forst oder anderwärts beobachtet.
Hat viridaria etwa auch ihre Jahre?
Catocala pacta L.
Stett. entom. Z. 1887. S. 45.
1889 und 1890 fanden Herr Stertz und ich auf dem
Verlobungswege bei Cranz einige E.vemplare am Köder. Er-
scheinungszeit Ende Juli und Anfang August. In diesem
Jahre (1891) blieb pacta unsichtbar, hoffentlich nicht für
immer.
Catocala paranympha L.
Grentzenberg schreibt: „Ueberall, aber selten. Juli.*-"
Wiewohl ich nun seit 1876 in Ostpreußen auf Lepidopteren
fahnde und an den verschiedensten Orten der Provinz und
auf die verschiedenste Weise gesammelt, so war es mir bis-
her doch nicht vergönnt, paranympha in der Freiheit zu
beobachten. Erst in diesem Jahre (1891) gelang es mir,
nachdem der erste Versuch der Ergreifung durch schleunige
Flucht des Thiers mißlungen, die schöne Catocala, auf
dem Verlobungswege bei Cranz, vom Köder in die
Sicft eotonio!. Zeit 1801.
375
Flasche zu befördern. Das v.'ar aber nicht im Juli, sondern
am 3. September. Das Exemplar, ein $, ist bedeutend dunkler
als ein von Herrn Gross aus Garsten bei Steyr erhaltenes
Pärchen, welches im August gefangen wurde; was bei den
Oestereichern dunkelbraun, ist hier schwarz, was hellbraun,
dunkelbraun.
Toxocampa pastinum Tr.
Wie Grentzenberg berichtet ist diese Art früher häufig,
später nur als große Seltenheit bei Danzig gefangen. Nach
einem späteren Bericht ist pastinum am 12. Juli 1874 in
Zoppot bei Danzig und am i. August 1877 auf den Silber-
bergen bei Brandenburg (Ostpreußen) in je einem Exemplar
erbeutet worden. Ich erhielt rj am 6. Jnli 1890, 2 am
16. Juli 1891 bei Cranz am Köder. Im Parke zu Loskowitz
(Westpreußen) fing icli das Thier am 2. August 1887.
Hofmann's Angabe „Im Juni und wieder im August'' würde
demnach lauten müssen: Im Juni, Juli und August.
Boletobia fuliginaria L.
Stett. entom. Z. 1889. S. 8.
Alljährlich Raupen, Puppen und Falter, besonders zahl-
reich in diesem Jahre. Ich erhielt die Thiere unter ähnlichen
Umständen *) wie 1888. Die Eulen entschlüpfen vom 15. Juli
bis 3. August, im Freien fand ich sie noch am 8. August.
Helia calvaria F.
Hofmann: ,,Im August ziemlich selten, mehr im Süd-
europa, Rußland, Kleinasien und Sibirien.'-'
') Der Schuppen, unter dessen Dach ich die Raupen, Puppeu
und Falter 1888 gefunden hatte, wurde vor 2 Jahren abgebrochen und
an eine andere, etwa 300 m. entfernte Stelle gesetzt, in deren
nächster Nähe bereits ein vor etwa 8 Jahren errichteter, größerer
hölzener Moorschuppen stand. Obgleich nun das Dach dieses Schuppens
auch eine wettergraue Färbung und viele Schwämme aufzuweisen
hat, so waren doch hier weder Raupen, noch Puppen, noch Falter zu
finden. Ich kann mir diesen interessanten Umstand nur daraus er-
klären, daß das Dach des neueren Schuppens zu hoch ist, seine
Schwämme verliältnißinäßig zu jung und der fuliginaria-Raupe daher
noch ungenießbar sind. Die Falter pflegen am Tage etwa G bis S Fuß
über dem Erdboden zu ruhen und in dieser Höhe findet man auch die
Raupen und die angehefteten Puppen-Gespinnste, selten höher hinauf.
Außerdem findet die Raupe unter dem Dach des alten Schuppens mit
Leichtigkeit die zur Herstellung ihres Gespinnstes beliebten Spritzmoor-
partikeln, unter dem neueren Schuppen würde sie dieselben nur aus-
nahmsweise antreffen, weil hier bei der Verarbeitung des Moors die
Spritzpartikeln das Dach des Schuppens wegen seiner Höhe nicht er-
reichen
Siett. er.tomol. Zeit 1891
376
Grentzenberg: „Alljährlich 3 bis 12 Stück durch Nacht-
fang im Park zu Krohnenhoft" vom 26, Juni bis 13. August
erhaltend'
Brephos parthenias L.
Sfett. entom. Z. 1881). S. 10.
Seitdem alljährlich bei Craiiz und im hiesigen Festungs-
Glacis. Am 11. April 1889 fand icli an letzterer Lokalität
2 frisch ausgeschlüpfte Weiber, welche an Birkenstämmen
aufgekrochen und in Höhe von etwa 4 Fuß über dem Erd-
boden gegen 6 Uhr Nachmittags die Entwickelung ihrer Flügel
vollzogen.
Acidalia muricata Hfn.
Grentzenberg erhielt diesen hübschen Spanner nicht zahl-
reich vom 4. bis 18. Juli bei Danzig auf Moorwiesen. Bei
Metgethen war muricata 1883 vom 8. bis 18. Juli sehr zahl-
reich vertreten, in anderen Jahren ließ sie sich daselbst nicht
betreffen; dagegen fand sich das Thier auf den Moorhaiden
bei Cranz alljährlich ein und zwar vom 22. Juni bis 12. Juli,
aber immer nur einzeln.
Acidalia strigaria Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 341.
Seitdem nicht gefunden und sind die bespi-ochenen
Exemplare wohl für lange Zeit die einzigen Ostpreußen
dieser Art.
Zonosoma orbicularia Hb.
Nach Grenizenberg kam orbicularia selten bei Ohra und
Weichselmünde vom 25. Mai bis 1. Juni vor. In der Cranzer
Jlantage fing ich ein Exemplar 1889 am 22. Juli.
Eugonia fuscantaria Hw.
Stett. entom. Z. 1889. S. 10.
Im September 1890 beobachtete ich wiederum 2 Exem-
plare, weiche gegen 11 Uhr Nachts die Laternen des Kur-
gartens in Cranz umflogen und sich an die Scheiben setzten.
Ihre Heimathsberechtigung in Ostpreußen steht längst außer
Zweifel.
Epione apiciaria Schiff
Stett. entom. Z. 1889. S. 341.
Seitdem nur noch ein q am 18. Juli bei Cranz am Köder
gefangen.
Stett. entoraol. Zeit. 1801.
377
Epione paralellaria SchiflF.
Viel seltener als die vorgenannte Art. Ich erhielt nur
3 Exemplare, davon wurden ,^ ? am 20. Juli 1884 bei Cranz
und ein zweites ^ am 28. Juli 1878 bei Wernicken ge-
funden. Nach Grentzenberg trat paralellaria auch bei Danzig
in den späteren Jahren als Seltenheit auf.
Hibernia rupicapraria Hb.
Stett. entom. Z. 1887. S. 46.
Die gemachte Angabe beruht auf Verwechslung. Rupica-
praria ist demnach in der Provinz Westpreußen, aber noch
nicht in Otpreußen vorkommend constatirt.
Anisopteryx aescularia Schiff.
Stett, entom. Z. 1889. S. 201.
Meine Bemühungen ein Weib zu erhalten, waren endlich
erfolgreich. Das Thier saß am Vormittage des 8. April dieses
Jahres (1891) an einem Baumstamme des hiesigen Festungs-
Glacis. Also unter 100 ^^ ein $.
Biston hirtarius Cl.
Stett. entom. Z. 1889. S. 11.
Seitdem zahlreich im Königsberger Glacis, namentlich
der Ostseite, im April an Baumstämmen. Auch in dem be-
kannten Park Louisenwahl war der wenig variable Spanner
zu finden.
Pachycnemia hippocastanaria Hb.
Hofmanu: „Im Juli, August auf Haide im südlichen und
westlichen Europa, in der Schweiz, in Kleinasien und Nord-
afrika.^- Grentzenberg: „1 E.xemplar 1876 in Zoppot bei
Danzig.^'
Gnophos obscuraria Hb. var argillacearia Stgr,
Stett. entom. Z. 1888. S. 237.
Die Varietät seitdem nicht beobachtet. Die Stammform
zahlreich bei Rauschen am 25, Juli 1889,
Phasiane petraria Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 342.
Nicht mehr gefunden, bleibt also Seltenheit in Ost-
preußen.
Sielt, entom. Zeit. 1891.
378
Lobophora sexaiisata Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 342.
Sowohl 1890 bei Königsberg, als in diesem Jahre bei
Cranz im Juni am Köder, ^ ,^ nach wie vor äußerst zurück-
haltend.
Lobophora viretata Hb.
Stett. entom. Z. 1888. S. 237.
Von dieser großen Seltenheit nm 12. Mai 1889 bei
Metgethen noch ein $ an einem Baumstamme gefunden.
Scotosia vetulata Schiff.
Stett. entom. Z. 1890. S. 202.
F'ehlte in diesem Jahre (1891) bei Cranz.
Scotosia transversata Rott. (rhamnata Schiff.)
Stett. entom. Z. 1888. S. 238.
Seitdem alljährlich bei Cranz von Ende Juni bis Anfang
August. Kommt auch an den Köder.
Cidaria miata L.
Stett. entom. Z. 1889. S. II.
Diese große Seltenheit Ost- und Westpreußens seitdem
nicht beobachtet.
Cidaria turbata Hb.
Hofmann: „Im Juli in den Alpen. Pyrenäen, in Finnland
und am Altai.'' Grentzenberg: .,3 Exemplare von Herrn.
Dr. Sauter im Juli bei Pohiebels."'
Cidaria suffumata Hb.
Stett. entom. Z. 1889. S. 343.
Alljährlich seitdem, besonders zahlreich Ende April 1890
in der Cranzer Plantage an Baumstämmen.
Cidaria pomoeriaria Ev.
Stett. entom. Z. 1889. S. 342.
Trat in diesem Jahre (1891) ziemÜch zahlreich bei
Gr. Raum auf, aber später als bei Cranz die 1888er, nämlich
am 20. Juli.
stett. entom. Zeit. 1891.
Cidaria vittata Bkh.
Sldt. tnitom. Z. 1889. S. II.
Nur noch 1 Exemplar fand ich Anfang September 1889
in der Cranzer Plantage.
Cidaria unangulata Hw.
Stett. entom. Z. 1889. S. 343.
In den Jahren 1890 und 1891 im Mai nicht selten.
Kommt auch bei Ludilten und Gr. Raum vor.
Cidaria unifasciata Hw.
Hofmann: „Selten in Zentral- und südlichen Deutsch-
land, in der Schweiz, in Ungarn, Südfrankreich, Corsica,
Piemont, in England und Livland.^'
Grentzenberg: .,Vom verstorbenen Dr. Schmidt nach
Mittheilung des Herrn Ad. Speyer bei Elbing gefangen. Von
Herrn Kuwert 9 Stück in den Jahren 1870—74 vor Sonnen-
untergang in einem Kleeschlage bei Wernsdorf vom 20. Juli
bis 11. August. <•'■
Cidaria testaceata Don.
Stett. entom. Z. 1890. S. 202.
In diesem Jahre (1891) nicht beobachtet.
Cidaria decolorata Hb.
Stett. entom. Z. 1890. S. 202.
Seitdem nicht gefunden. Ihre Seltenlieit in Ostpreußen
iht zweifellos.
Cidaria silaceata Hb.
Nach Grentzenberg: ..Selten in Laubwäldern. Seit 1853
bei Danzig nicht mehr gefangen. Erscheinungszeit nicht ver-
merkt. Icli tin'i.- nur 1 Exemplai' dieser Art am 3. Juli 1888
in der Nähe des Waldhau.ses bei Cranz. Silaceata scheint
demnach in den Provinzen Ost- und Westpveußen eine große
Seltenheit zu sein.
Cidaria badiata Hb
Stett. entom. Z. 1890. S. 202.
Der besprochene Einsiedler wurde in diesem Jahre (1891)
zu einem Mehrsiedler. Das "Thier, ebenfalls ein .f;", jedoch be-
deutend größer als das 1890er Exemplar, fand sich am
2-3
Stell entom. Zeit. 1891,
380
25. April io derselben Lokalität (Julcheatluil bei Königs-
berg) vor.
Cidaria sagittata F.
Stett. entoni. Z. 1889. S. 11.
Auch diese Seltenheit wurde meines Wissens in unserer
Provinz seitdem nicht beobachtet.
CoUix sparsata Tr.
Nach Grentzenberg ist sparsata selten auf Elleingebüsch
im Kiefernwalde der Danziger Nehrung vom 21. Juni bis
5. Juli, häufig bei Pröbbernau. Im Fichtenhain bei Cranz ist
das Thier fast alljährlich gemein vom 22. Juni bis 13. Juli. —
1888 zahlreich am Tage unter dem Bretterdach des bei
Boletobia fuliginaria erwähnten Moorschuppens ruhend.
Eupithecia linariata F.
Grentzenberg führt die Umgegend von Danzig als einzig
bekannte Fundstelle dieser Eupithecia auf. Erscheiuungszeit
vom 28. Juni bis 3. Juli und am 8. August. Es gelang ihm
am 29. Juli 1875 zum ersten Male die in den Samenkapseln
der Linaria vulgaris lebende Raupe in der Umgegend von
Oliva aufzufinden; 1 Exemplar erschien daraus bereits am
20. August 1875, die übrigen 25 Stücke entwickelten sich
vom 25. März bis 27. April 1876. Ich fand das Thier am
28. Juli dieses Jahres (1891) bei Cranz am Tage an einer
Bretterwand ruhend.
Eupithecia millefoliata Rössl.
Hofmann: ,,Selten im westlichen Euroi)a, in der Schweiz,
Frankreich, Corsica, im Juni, nur Abends, da sie sich bei
Tage in dunklen Verstecken am Boden verbirgt." Grentzen-
berg: ,.Am 10. Juni 1872 ein Stück bei Wernsdoi-f."
Eupithecia virgaureata Dbld.
Nach Hofmann; „Im Juni, Augu.st im nordwestlichen
Deutschland, in Schlesien, bei Frankfurt a. M., in der Schweiz,
in England und Frankreich.^' Nach Grentzenberg: „Nur in
2 Exemplaren bei Danzig beobachtet, eins am 10. Mai 1859
gefangen, ein zweites am 23. Februar 1860 aus einer im
September 1859 auf Solidago virgaurea gefundenen Raupe
erzogen."
Eupithecia campannlata H.-S.
Hofmann: ,Jm nordwestliciicn Deutschland, Belgien, im
Stelt. enlora. Zeit. 1801.
381
Juni, Juli etc>'- Grentzenberg: „Die Raupe vom Juli bis
Mitte September 1874 in den Kapseln der Campanula persi-
cifolia in einigen Exemplaren bei Danzig. In dem dürren
Sommer 1875, in welcbem die Kapseln der Camp, persicifolia
vielfach vertrockneten und nicht zur normalen Entwickelung
gelangten, fand ich ein Dutzend Raupen an den Kapseln der
Camp, rotundifolia und ferner eine große Anzahl in den
Kapsehi der Camp, rapunculoides, letztere in der Gegend von
Christburg; ex 1. 22. März bis 21. Juni.-' HotTentlich wird iu
Zukunft campanulata, wie so viele andere Arten, nicht nur
im nordwestlichen, sondern auch im nordöstlichen Deutschland
äIs heimath&berechtipt angesehen werden.
Königsberg i. Pr. November 1891.
Handbuch
für Sammler der europäischen Grossselimetterliiige
von Dr. M. Standfuss.
(Zürich, Selbstverlag des Verf., Preis 4 M.)
Unsere entomologische Litteratur besitzt eine ganze Reihe
tüchtiger Werke, welche sich mit denselben Aufgaben be-
schäftigen, wie die vorstehend genannte Schrift; dennoch be-
zeichnet diese bei Vergleich mit dem früher Gebotenen einen
höchst ei'freulichen Fortschritt. Während regelmäßig die
praktische Seite der Schmetterlingskunde nur in kurzen Zügen
als Einleitung zu einer mehr oder minder ausführlichen
systematischen Dai-stellung besprochen wird, ist hier von einer
solchen ganz abgesehen und erstere daher um so eingehender
behandelt worden. Der Verfasser ist allseitig als einer der
■erfahrungs- und eriblgreichsten Beobachter bekannt; dazu
kommt, daß ihm außer den eigenen auch die langjährigen
Aufzeichnungen und Mittheilungen seines Vaters zu Gebote
standen, und wer sich mit unserer älteren FachHtteratur be-
schäftigt, der tindet den Namen des Pastor Standfuß in
Schreiberhau auf manchem Blatte wieder. So ist als Nieder-
schlag einer etwa 80jährigen Sammelthätigkeit das vorliegende
Buch entstanden, welches den jüngeren Sammlern als weitaus
beste Anleitung zu empfehlen ist. Aber auch der erfahrenste
Kenner wird mit steigendem Antheil den Worten des Ver-
fassers folgen, der zwar vermeidet, über nothwendige Bei-
spiele hinaus auf das Verhalten einzelner Arten einzugehen,
^afür aber eine Reihe der wichtigsten Fragen klar und ein-
Stett. entnm. Zeit. l&'Jl. 26 *
882
ticliend behandelt, über welche vielCach noch recht weniu;' Zu-
verlässiges bekannt ist. Zugleich wird vom festen Boden der
Erfahrung aus so mancher sich immer weiter schleppende
Aberglaube abgefertigt. Im einzelnen seien die Abschnitte
hervorgehoben, in welchen die Kreuzung verschiedener Arten
im Freien und in der Gefangenschaft, ferner das Vorkommen
abweichender Formen nebst den Ursachen und Gesetzen,
nach welchen sie sich bilden, in der anziehendsten Weise be-
sprochen wird.
Der äußeren Eintheilung nach zerfällt das Werk in
3 Hauptabschnitte. Der erste behandelt das Sammeln der
Schmetterlinge in den verschiedenen Entwickelungsstäuden,
wobei die mannigfachen Methoden ansehaulich geschildert
werden. Der zweite erörtert die Zucht der Thiere (Paarung,
Ei, Raupe, Puppe, Faller, abweichende Formen), der dritte
endlich beschäftigt sich mit der Sammlung selbst und gibt
Anweisungen zur Präi)aration von Faltern und Raupen, Aus-
besserung und Entfetten der Falter, Anordnung der Sammlung,
Tausch und Kauf, Tagebuch.
Der Inhalt des Buches ist, wie sich jeder bald überzeugen
wird, ein ungewöhnlich i-eicher und vollständiger, es gibt dem
Leser so gut Auskunft über die Handgritfe und Bräuche des
Sammeins, wie es ihn anregt, sich selbst durch geeignete Ver-
suche mit den vielen Räthscln zu beschäftigen, deren Lösung
nur durch die Arbeit zahlreicher Beobachter gelingen kann.
Es sei daher dem Buche von ganzem Herzen die weiteste
Verbreitung in allen lei)idoi)terologischen Kreisen gewünscht,
die es sicherlich in besonderem Maße verdient und er-
ringen wird.
Amtsrichter Püngeler
Rhevdt.
Coleoptera Transvaalensia
so hoUte der Artikel lauten, zu dem ieh am 29. November
die Feder eintauchte. Aber er blieb ein Paar Tage unge-
schrieben, olVenbar, weil Dame Influenza es übel vermerkt,
daß ich von ihr gar keine Notiz zu nehmen schien. Also
nahm sie Notiz von mir und suchte mich mit einem gründ-
lichen Schleimhusten heim. In gewählter Gesellschalt nennt
man das Bronchial-Katarrh.
Am dritten Tage hatte ich aber die Stubenhockerei satt,
machte bei ziendich abscheulichem Wetter meine regelmäßige
Slett. entoin. Zeit. ISUI.
383
Ausfalirt und IVuid meine Ansicht von der Sachlage richtiger
als die meiner hochwohUveisen Umgebung. Ich kann also heut
am 2. Dezember meinen Artikel ungestört fortsetzen.
Vier volle Deeennien sind verstrichen, daß mir die Ge-
legenheit geboten wurde, kostbare Mozambique-Insecten in Masse
bei dem Besitzer, Professor Bertoloni in Bologna, zu erwerben.
Es lag in besonderen Nebenumständen, daß der Haupt-Antheil
an diesen Käfern in des speculativen Nord-Amerikaners James
Thomson Hände gerieth, und daß z. B. von den 2 Ransania
splendens Bert. (Rhamphorrhina Petersiana Klug) das schönere
Exemplar von Thomson in den Annales de France 1856 ab-
gebildet werden konnte, während ich mich mit einem ent-
schieden unansehnlicheren Stück des ,^ und einem $ begnügte.
Da ich seit jener Zeit keine Gelegenheit gefunden habe, mit
Entomologen zu verkehren, die über Mozambique-Insecten
•dispoairten, so blieben auch die Ransania r^ $ in meiner Samm-
lung isolirt, wie sie waren, und es schien, als müsse es auch
so bleiben.
Doch nein, eine Landsmännin ändert die Sache, Fräulein
Berta Heinemann ward als Erzieherin vor einigen Jahren nach
Transvaal berufen und ist jetzt von dort heimgekehrt. Sie
hat einige Dutzend Käfer von dort mitgebracht und mir zu
meiner Disposition gestellt. Es war natürlich zu vermuthea
daß sie als Nichtsachkennerin auffallende Caflrarier, Anthia Mellji
(Breme) Heteroehira natalensis (Hope) Pachnoda aulica (F.)
Ceroplesis Thunbei-gi (Fabr.) festgenommen hatte — auch
unser Marien würmchen, durch das ganze colossale Afrika als
Cheilomenes lunata grassirende Species findet sich vertreten —
aber vor allem zog mein Auge ein sauber erhaltenes kleines
Exemplar der Ransania splendens Bertol. "'') auf sich. Das
Exemplar davon, welches Thomson (Ann. 1856) beschrieb und
abbilden ließ (rj) mißt voll 40 mm. das meinige von früher hat
nur 38 und das jetzt aus Transvaal erhaltene nur 36 mm.
aber es ist durchaus wohl erhalten. Ich kann aus Thom-
son^s Beschreibung und aus der Abbildung des ^ nicht mit
Gewißheit entnehmen, ob das Kopfschild nach vorne wirklich
so stark ausladet; bei meinen beiden ,^ nimmt die Ausladung
gegen den Apex sichtlich ab. Im Uebrigen habe ich seiner
Beschreibuno; nichts hinzuzufügen.
"■•') Ich glaube nanilich, nach Lage der Acten, daß dem Namen
5p?eH(iens die Priorität vor dem tvkigschen Petersiana gebührt und das ist
«ine um so bilügere Restitution, als ich in einem neuen Katalog den
Namen BertolonischoninBertolinL verballhornt sehe. Bertolini hat über
italienische Käfer geschrieben, aber nichts über Mozambiquesachen
publizirt.
Stelt. enfom. Zei*. 1S91.
384
Nächst diesem feinen Goliathiden zog eine Cicindelide
meine Aufmerksamkeit auf sich, welche zu der echt süd-
afrikanischen Gruppe Dromica gehört. Ich finde sie weder
unter den Arten dieser Gattung in meiner Sammlung, noch
unter Cosmema, welche Boheman wohl ohne Noth davon ab-
gezweigt hat, und finde sie auch nicht in dem Artikel von
Chaudoir Bullet, de Moscou 1866, wo er die Materie
(Dromica und Cosmema) ausführlich behandelt. Er beschrieb
dort Dr. carinulata \ong.lG^j.^mm., und Dr. sexmacuJata 14 — 15
mm., beide mit eljtris ad latera tnmacii'alis. Ich gebe der
neuen Art folgende Diagnose:
Dr. Bertinat long. 13 mm. $ antennis brunueis basi
cnpreovirescente, supraaenea, subtus nigroviolacea, labro
testaceo, „mandibulisacutissimis ,nigerrimis, palpistestaceis,
apice nigricantibus, oculis brunneis modice prominentibus,
thorace subelongato, inaequali piloso, ,,elytris thorace
duplo longioribus apice dehiscentibus aeneo-micantibus,
rufo marginatis, costis nigris interruptis longitudinaliter
insignitis. Abdomen cum pedibus violaceo-nigrum.
Diese Dromica, welche keine Seitenmakeln hat, macht
dem Beschreiber dadurch das Leben sauer, daß sie durch die Be-
haarung sehr unstät in der Farbe ist und sehr verschiedene
Facies im Profil und von oben zeigt. Man muß auf den
Elytren die drei verschiedenen Eruptionen der schwarzen
Materia peccans sehen, um zu begreifen, daß es undankbare
Mühe ist, das zu beschreiben. Chaudoir versucht das 1. c.
bei den Flügelz^ichnungen des $ von Dr. sexmaculata, imd
da scheint mit den Zeichnungen auf Dr. Berti nae große Analogie
zu walten. Aber die letztere hat keine weißen Seitenflecke.
Leider ist nur ein Exemplar davon vorhanden.
Aus der Tenebrioniden-Familie ist Amiantus gibbosus
Fabr. zu verzeichnen. Von Rüsselkäfern ist zu nennen Polycleis
plurnbeus Guer., ein schön erhaltenes $ von Brachycerus
natalensis Boh., Hipporhiuus mehrere Arten, die ich dem
Keunerauge des Freundes Faust erst unterbreiten will. Einige
Arten Cassida (zum Theil oelig geworden) lassen sich bei
dem jetzt sehr zweifelhaft gewordenen Tageslichte nicht genau
bestimmen. Eine kenntliche hübsche Art, der 6-punctata
nahestehend aber verschieden, wollte ich schon als maculata
Oliv, aufrühren, sehe aber noch zur rechten Zeit, daB dieser
Name von Achille Deyrolle einer Singaleser Art, die ich bei
ihm gekauft habe, ganz ohne Begründung verliehen ist, und
weder in Boheman noch Gemminger-Harold zu finden.
C. A. Dohrn.
Amicus Faust hat meiner Bitte nachstehend entsprochen:
ßtett. entom Zsit. 1691.
385
IlipporJnnus Bertinae. Oblongo-ovatus, niger, subnilidus,
sat dense ochracco-et flavido-cinereo-squamosus; rostro sub-
quinque carinulato; protborace subquadrato granulis selifcris
obsita, albido-trilineato; el3'tvi.s punctato-substriatis, striis postice
evanescentibus, interstitiis seriatim granulatis et adpresso-
setosis; corpore subtus pilis squamiformibns band dense obsito;
lg. 9.5—11, lat. 3.8—4.8 mm.
Transvaal,
Etwas gröÄer als pyc/maeus Gyll. und zuweilen aucli wie
dieser biuter der Mitte auf Spatium 2 mit einer gelblicb-
weißen Punktmakel, aber der Rüssel mit 3 deutlichen, zum
Stirnpunkt convergirenden und 2 undeutlicheren Seitenkielen.
Diese 3 Kiele, der seitlich nicht erweiterte Thorax und die
feinere Deckenscnlptur unterscheiden die neue Art auch von
serief/ravosiis Gyll.
Thorax beim ,^ fast so lang, beim $ viel kürzer als
breit. Decken beim .^ lang elliptisch, an den Seiten wenig,
hinten stumpfer gerundet; beim $ viel breiter, zur Spitze
stark verengt und scharf-gerundet; Punktstreifen an der Basis
leicht vertieft und mit einzelnen Körnchen zwischen den
Punkten, Spatien an der Basis leicht gewölbt, sonst flach,
einreihig mit zur Spitze kleiner werdenden Körnchen besetzt,
beschuppt und mit kleinen unregelmäßigen nackten Stellen,
Schuppen rundlich. Fühlerschaft erreicht den Augenhinter-
rand. Thoraxvorderrand abgestutzt. Vorderschienen des $
innen gekürnelt.
Hipporliinus coronafus. $ Oblongo-ovatus, niger, subopacus,
acervatim ochraceo-squamosus; rostro subtricarinulato, et
cornu erecto apice bifido miinito; fronte depressa obsolete
canaliculata; prothorace transvcrso dorso aculeis cyHndi'icis
apice truncatis et poriferis obsito ; elytris postice rotundato-
acuminatis, basi granuloso — apicem versus simpliciter striatis,
interstitiis dorsalibus suturaque uniseriatim granulatis; lg. 11,
lat. 4.5 mm.
Transvaal; (nach einem Weibchen beschrieben.)
Außer H. trausvalensis Peringuey (Trans. S. Afr. phil.
soc. 1895 p. 142) und der neuen Art ist noch kein Hippovinnus
beschrieben, bei welchem der Thorax wie bei Epichthomus
mit cyHndrischen Stacheln besetzt ist. Die Peringueysche Art
ist aber 30 mm. lang und ihrem Rüssel fehlt das Hörn.
Rüsselrücken eben mit 2 gegen die Basis sich in ein
zweispitziges Hörn vei-einigenden Seitenkielen, welche eine
dreieckige, in der Mitte äußerst schwach gekielte Fläche ein-
schließen. Thoraxvorderrand schwach zweibuchtig, mit breiter,
Stett. entom. Zeit. 1891.
380
AugenlappeiK die cvlindrischen Staclielu gehen auf den Seiten
in Körnchen übei-. welche letzteren, wie auch die spitzigen
Körnchen auf den Decken eine eingestochene, nach hinten
gerichtete, nicht abstehende schwärzliche Borste tragen.
Grund des Thorax und der Decken mit dicht gestellten runden,
nackte Flecken freilassenden Schuppen besetzt. Unterseite
mit sehr undicht gestellten Härchen, nur an den Seiten mit
Schuppen. Schenkel vor der Spitze mit einem dichten
Schuppenring.
Bengalische und afrikanisclie Paussiden
von
C. A. Dohrn.
In der Käferlotterie glaubt jeder Mitspieler einen Treffer
gezogen zu haben, dem Fortuna, die launische, einen Paussus
zuführt. Wenige Arten (von Europäern etwa Faviei'i, von
Exoten paussoides) (igurirea in den meisten Sammlungen;
von den anderen Arten sind hie und da einzelne Exemplare
vorhanden, noch am ersten australische, die aber ohne Aus-
nahme durch ihr eintöniges Rothbraun auffallen, während
die aus anderen tropischen Fundorten zum Theil bunt
colorirt sind.
Es war mir deshalb eine unverhoffte Freude, daß Herr
Severiu, der Jetzt die entomologische Section des zoologischen
Museums zu Hruxelles leitet, mir vierzehn bengalische Paussiden
zur Beoulachtuno- zusandte. Sie sind gesammelt in Mundai-.
dessen Lage weiter nicht praecisirt ist.
Cerapterus küipes Westw. ist in keinem Punkt von
meinen ceylonischen Stücken verschieden. Ebenso
Pleuropterus Weslermanni Westv^'. Nur sind die ben-
galischen Stücke sämmtlich glänzend, während meine ceylonischen
matt sind. Ich bin geneigt, den Glanz etwa dem Spiritus
oder irgend einer Flüssigkeit zuzusciireiben. in welcher die
Thiere getödtet sind.
Platyrhopahis aiujuslwi We-tw. Hier stockte ich bei der
Bestimmung, denn meine Exemplare in der Sammlung (mit
der etwas unbestimmten Vaterlands-Angabe Central-IndienJ sind
hellbraun, und der dunkle „Triangel auf den Elytren" ist
kaum angedeutet, während die bengalischen Stücke so dunkel
votbbraun sind, daß man die schwarzen ausgedehnten Triangel
auf den Decken nur bi-i scharfem Hinblicken wahrnimmt.
Stett. entom. Zeit. 1891.
387
Aber die Beschreibung in Westwd. Areana eiitom. S. 78 paßt
genau auf die jetzt vorliegenden Stücke.
Paussus pilicornis Donov. war ebenfalls nach der trefl-
liehen Beschreibung und Abbildung Westwoods Areana !',?>
lab. 82 flg. 1 leicht zu bestimmen.
Mir war diese Art mit den eigenthümlich geformten An-
tennen besonders werthvoil, da sie meiner reiclien Paussiden-
Sammlunü; noch fehlte.
Die gutgemeinte Vermahnung, nicht auf einzelne Exem-
plare neue Arten zu errichten, paßt am schlechtesten auf
Paussiden, und ich kann es hieran einem ziemlich treffenden
Beispiele beweisen. Vor länger als dreißig Jahren arbeitete
Herr deBonvouloir die Monographie der Eucnemiden aus, die
in den Annales de Frani-e veröffentlicht ist. Zu derselben
hatte ich ihm auch mein Material zur Verfügung gestellt und
er hatte in demselben einige Arten (6 oder 7 glaube ich )
gefunden, die ihm von besonderem Werthe waren. Ich trat
sie, obwohl es bei mir uniea waren, dem liebenswürdigen
Collegen gerne ab, was er aber nur unter der Bedingung an-
nahm, daß ich ein unicum seiner Sammlung, einen Paussus
vom Bahr el Abiad (weißen Nil) im Tausche acceptirte.
Einen Namen zu demselben hatte er nicht, ich ebenso
wenig, und so reihte ich das hübsche Thier einstweilen als
Platjrhopahis ein.
Da ich nun weder in Westwood's Areana noch Thesaurus
oxoniensis, auch nicht in Raffra^'s Materiaux einen wissen-
schaftlichen Steckbrief finde, der auf den vorliegenden Inculpaten
paßt, so will ich ihm hier einen schreiben.
Paussus (Platyrhopalus) heaeoolus depressus, rufo-fulvus
clava ovali, cavata, marginibus tuberculatis, dente basali
insignita, thorace brevi, excavato, angulis posticis elevatis,
pilis rutis nuinito, elytris apice suturae parva impressione
praeditis.
Long. 5 mm. Lat. 2 mm.
Patria: Bahr el Abiad.
Ueber die Unterseite des rothbraunen Thieres kann ich
nichts Genaueres angeben, da es aufgeklebt ist, doch scheint
sie, soweit man es von der Seite sehen kann, nichts ab-
normes zu bieten. Dagegen zeigt es andere merkwürdige
Ei"enheiten. Nicht weni2;e andere Paussiden haben an der
Basis der Clava, des zweiten Gliedes der Antennen, einen
Stett. eutom. Zeit. 1891.
388
Zalin: aber bei den mir beUannten ist dieser Zahn ein in
gewöhnlicher Form geschlossener spitzer scharl'er Kegel;
hier geht er in ein Büschel auseinander gehender Strahlen
aus. Durchschnittlich ist die Clava (z. B. bei P, Howa,
Humboldti etc.) in scharf limitirtem Oval geendet, hier ist das
nicht der Fall, das Ende ist strahlig zersplittert. Die Beulchen
an der Vorder- und Hinterseite der Clava sind zwar deutlich
blank abstechend, haben aber nichts S3'mmetrisches.
Ferner sind die fuchsrothen Haare, welche büschelweise
auf dem Thorax stehen, nicht symmetrisch vertheilt, auf der
rechten Seite steht eine dichte Gruppe, auf der linken stehen
nur wenige in der hinteren Ecke. Und der kurze aber
scharfe Eindruck am Naht-Ende auf der Sutur der Flügeldecken
ist ebenfalls mir in solcher Weise noch bei keinem Paussus
vorgekommen, den folgenden ausüenommen.
Nicht so gut erhalten, aber doch soweit kenn bar, daß
man ihn deutlich beschreiben kann, ist ein anderer Pausside,
dessen Vaterland mir aber nicht genauer bezeichnet ist, als
Africa meridioiialis. Die Hälfte der rechten hinteren Flügel-
decke und mehrere Tarsen fehlen ihm. Aber da ich seit
8 Jahren vergebens auf ein zweites Exemplar warte, so werde
jch das meine wie folgt beschreiben.
Paussus (Cerapterus) lacerafus rufo-brunneus, elytris
versus apicem lunula fulva munitis, modice nitidus, oculis
uigris, thorace nitente, elytris hoc paululum latioribus, elon-
gatis, plica versus apicem valde parva paene visibili.
Long. 15 mm. lat. 4 mm.
Patria: Africa meridionalis.
Durch die wohlerhaltenen Antennen schließt sich das
Thier ausreichend an die P. Smithi, Lafertei an und bestätigt
wohl die afrikanische Herkunft. Dagegen weicht es darin
von ihnen ab, daß es etwas schlankeren Habitus hat. Aber
der gelbe Haken am Ende der Elytra und die cliarakteristischen
Antennen und Tarsen stempeln das Thier unverkennbar als
Cerapterus. An den Vordertarsen sind zwei Zähnchen, an
der einen erhaltenen Mitteltarse nur einer. Die Cerapterus
meiner Sammlung (Smithi, concolor, Lafertei) sind alle dunkel-
braun, fast schwarz, dieser laceratus hell rothbraun: dies und
ein etwas schmälerer Thorax geben ihm einen abweichend
schlanken Habitus. An seiner specifischen Gültigkeit hege
ich keinen Zweifel.
StcU. cntoinol. Zeit. 1891.
389
Soeben ist erschienen :
Die Käfer von Mitteleuropa,
Die Käfer der österreicliiscli- ungarischen Monarchie^^
Deutschlands, der Schweiz sowie des französischen und
itaUenischen Alpengebietes. Bearbeitet von Ludwig Gangl-
bauer, Custos-Adjunctam k. k. naturhistorischen Hof-Museum
in Wien. I. Hand. — Familienreihe Caraboidea. Mit 54
Textfigureu in Holzschnitt. Verlag von Carl Gerold's Sohn
in Wien.
Autor und Verleger ersuchen mich, das neue Buch
anzuzeigen. Als präsumptiver Alterspräsident der deutschen
Käfersammler will ich darüber einiges sagen.
Zur Kritik eines solchen Buches gehört vor allem, daß.
der Kritiker nicht schon dem Greisenalter angehören darf,
denn es wird schwer wo nicht unmöglich sein, daß ein
Achtzigjähriger sich in die systematischen Abtheilungen und
Unterabtheilungen der Neuzeit hinein arbeiten soll. Zumal
wenn er eine Generalsammlung hat, während hier und in
der Fauna baltica nur von einem beschränkten Gebiet die
Rede ist. Aber es liegt in der Natur der Sache, daß die
Generalsammlungen der Privaten allmälig aufhören; ja sogar
scheint es, daß das Sammeln auf ausschließlich einzelne
Gruppen mehr und mehr überhand nimmt. Nicht meine ab-
nehmende 23raktische Erfahrung, die ja durch das bedauerliche
Absterben meiner alten Tauschfreunde motivirt wird, wohl
aber das Erscheinen neuer und abermals neuer Preisverzeich-
nisse (von Reitter, Staudinger und Andern) beweist schlagend,
daß das Publikum der Käfersammler fortdauernd im Zunehmen
begriffen, daß die dritte Auflage der Redtenbacher'schen
Fauna Austriaca vergriffen, daß folglich eine neue nothwendig
ist. Diese ist in den besten Händen, denn Custos Ganglbauer
hat schon durch eine Reihe von monographischen Arbeiten aus-
reichend bewiesen, daß er der rechte Mann dazu ist.
Ganglbauer giebt in der Einleitung die Gründe an, wes-
halb er seine Familie Caraboidea (den Gegenstand dieses
ersten Bandes) in Cicindelidae, Carabidae, Paussidae, Hali-
plidae, Amphizoidae, Pelobiidae, Dytiscidae, Gyrinidae, Rhyso-
didae sondert. Von diesen Familien sind die Amphizoidae
und die Paussidae nicht in dem Faunengebiet von Mittel-
europa vertreten.
Wenn ich als alter Jurist mit ihm über Verjährung der
Nomenclatur nicht in allen Fällen derselben Meinung bin,
z. B. von seinem Chlaenius (Pelasmus) I/ligeri (quadrisulcatus
Hlig.) keine Notiz nehme, so ist das für die Wissenschaft
SteU. «ntomol. Zeit. 1S91.
390
ebenso gleichgültig, wie seine Angabe S. 391 „Nord-Deutsch-
land, nördliches Rußland, Sibirien. Sehr selten.*-' Die
neuen Kataloge wissen ihn als gemein. Aber wenn Custos
Gangibauer seinem Plane treu bleibt und die ganzen „Käfer
von Mittel-Europa"'* in sechs Bänden bearbeiten will, so
wünsche ich ihm dazu von Herzen die unentbehrliche Ge-
sundheit und Geistesfreudigkeit — denn es ist ein saures
Stück, das er unternommen und wird ihm verdiente Ehre
machen, wenn er es vollbringt.
Dr. C. A. Dohrn.
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Inhalts- Verzeiclinisi^.
Vereiiissitzung am 10. September. S. 246. — Lebioderus javamis
Dhu. S. 236. — Bericht von C. A. Dulirii. 8. 238. — Madagas-
carischcs von C. A. Dohrn. S. 240. — Eine Reminiscenz von
C. A. Dolirn. fl. 241. — Literatur. (Spaziergänge eines Naturforschers
von William Marschall. Ö. 243. — Fata auf einer Excursion von
C. A. Dohrn. S. 244. — Ein Brief von Germar, mitgetheilt von
C. A Dohrn. S. 249. ■ — Cicindola literata, besprochen von
C. A. Dohrn. S. 250. — Carpocapsa saltitans Westw. von Prof. Dr.
E. Hofmann. S. 254. — Zum HeimathsnachweLs von Erebia gla-
cialis Esp. und Arctia cervini Fallou, von Omar Wackerzapp.
S. 257. — Cnrculioniden aus Ost-Indien von J. Faust. S. 259. —
Die Fauna von Yezo im Vergleich zur Fauna des übrigen Japan von
Dr. Adolf Fritze. S. 288. — Literatur. Die zusammengesetzten
Nester und gemischten Kolojiien der Ameisen von E. Wasmann,
S. J. besprochen von C. A. Dohrn. ö. 304. — Nepticula gel Wk.
ab. semicolorella Epplshm. von F. Eppelsheim. S. 351. — Zur
Biologie von Erebia pronoe Esp., Erebia oeme var. spodia Stgr. etc.
von Heinr. Gross. S. 352. — Zur Lepidopteren-Fauiia der Pro-
vinzen Ost- und West-Preußen von C. A. Riesen. S. 356. — Hand-
buch für Sammler der europäischen GroIJschmetterlinge von Dr.
M. Standfuss, angezeigt von Amtsrichter Püngeler. S. 381. —
Coleoptera Transvaalensia von C. A. Dohrn und Joh. Faust. —
Bengalische und Afrikanische Paussiden von C. A. Dohrn. S. 386.
— I)ie Käfer von Mitteleuropa von L. Ganglbauer, augezeigt von
C. A. Dohrn. S. 389. — Anzeigen S. 390! — Inhaltsverzeichnis.
S. 392. — Inhalt des 52. Jahrganges. S. 392. — Errata S. 394. —
Alphabetisches Register S. 395.
Inhalt des 52. Jahrganges
der Stettinei- entomolo"'ischeii Zeituuu- 1891.
Eine neue Clavigeride aus Madagascar von E. Wa.smann.
Seite I.
Ceroglüssus Buqueli var. lepidus von A. von Kraatz-Koscli-
" lau Seite 11.
Zum Heimathsnaeliweis von Erebia glacialis und Arctia cerviui
von A. Riesen Seite 12.
Zur systematisclien Stellung von Lycaena roboris und Cidaria
badiata, von demselben Seite 14.
Zur systematiscben Stellung der Gattung Namangana Stgr., von
demselben Seite 15.
Ein Vorschlag zur Vereinfachung der Bezeichnung der Schmetter-
lings-Varietäten, von demselben Seite 17.
StcU. culomol. Zeit. 1891.
393
Aufzählung der von Herrn Dr. Hans Meyer i. J. 1889 im
Gebiete des Kilimandscharo und Ugueno-Gebirges Ge-
sammelten Coleopteren von H. J. Kolbe Seite 18.
Ueber den Einfluß des Futters auf die Färbung und Zeich-
nung der Raupen des Genus Eupithecia von Otto
Habich Seite 36.
Memoires sur les Lepidopteres rediges par N. M. Romanotl"
Tome IV. und V., besprochen von Dr. A. Seite.
Seite 38.
Zwei duftende Kleinschmetterlinge von Dr. C. Hinnebers.
Seite 71.
Einiges über Wintei'schlaf und Winterlager der ostpreußischeu
Carabicinen von A. Riesen Seite 75.
Literarisches von Dr. C. A. Dohrn .Seite 80.
Saisondimorphismus und ungestörte Räthsel bei den Gracilarien
von Major Ed. Hering Seite 89.
Vereinsangelegenheiten Seite 102.
Notiz ^. .^ Seite 102.
Madagascar Seite 102.
Inhalts-Verzelchniß Seite 102.
Meyricks Pyraliden-Classification, besprochen von Dr. H. Rebel.
Seite 103.
Nachwort von Major Ed. Hering Seite 1 16.
Welsche Plauderei von (J. A. Dohrn Seite 128.
Biologische Notizen über einige Microlepidoptera von Ober-
"lehrer G. Stange ". Seite 132.
Ergänzungen und Berichtigungen zu F. 0. Büttners Pommer-
schen Microlepidopteren von Major Ed. Hering.
Seite 135.
Bemerkungen von Dr. 0. Staudinger Seite 227.
Vereinsangelegenheiten Seite 234.
Inhaltsverzeiehniß Seite 234.
Vereinssitzung am 10. September Seite 23G.
Lebioderus javanus Dhn Seite 236.
Bericht von C. A. Dohrn Seite 238.
Madagascarisches von C. A. Dohrn Seite 240.
Eine Reminiscenz von C. A. Dohrn Seite 241.
Literatur. Spaziergänge eines Naturforschers von William
Mars hall .\ Seite 243.
Fata auf einer Excursion von C. A. Dohrn Seite 244.
Ein Brief von Germar, mitgetheilt von C. A. Dohrn.
. " Seite 24!).
Cicindela literata, besprochen von C. A. Do hm.. Seite 250.
Stelt. entomol Zeil. 1S91.
394
Carpocapsa sallitaiis We^tw. von Piof. Dr. E. Hofmauu..
Seite 254.
Zum Heiinathsnac-liweis von Erebia glaeialis Esp. und Arctia
cervjni Falloii, von Omar Waekevzapp .. .Seite 257..
Ciirculioniden aus Ost-Indien von J. Faust Seite 259.
Die Fauna von Yezo im Yeruleieh zm- Fauna des übiiuen
Japan von Dr. Adolf Fritze Seite 288.^
Literatur. Die zusammengesetzten Nester und gemischten Ko-
lonien der Ameisen von E. Wasmann, S. J. be-
sprochen von C. A. Dohrn Seite 304,
Nepticula gei Wk. ab. semicolorelhi Epplshm. von F. Eppels-
heim Seite 351.
Zur Biologie von Erebia pronoe E-p., Erebia oeme var.
spodia Stgr. etc. von Heinr. Gross Seite 352.
Zur Lepidopteren Fauna der Pi-ovinzen Ost- und West-Preußen
von A. Riesen Seite 356.
Handl)uch für Sammler der europäischen Großschmetterlinge
von Dr. M. Stand fuss, angezeigt von Amtsrichter
Püngeler Seite 381.
Coleoptera Transvaalensia von V. A. Dohrn und Job.
Faust Seite 382.
Bengalische und Afrikanische Paussiden von C. A. Dohrn.
Seite 386.
Die Käfer von Mitteleuropa von L. Ganglbauer, angezeigt
von C. A. Dolirn ' Seite 389.
Anzeigen Seite 390.
Inhallsverzeichniß Seite 392.
Inhalt des 52. Jahrüanues Seite 392.
Errata .[ Seite 394.
Alphabetisches Register Seite 395.
Errata.
Auf Seite 257 fehlt der Name des Verfassers: Osmar
Wackerzapp.
— ii^-
Stctt. eutoaiol. Zeit. ISOI.
395
Alphabetisclies Register.
Abacetus amplicollis 83
„ bisignatus 83
Acentropodinae 120
Acentropus latipennis 112,
newae 112, niveus 112 141
A c h r 0 e a grisella 74
Acidalia bisetata 360, miu-i-
cata 376, strigaria 376
Aciptilia apolliiia 127, ga-
lactodactyla 227, palix-
(liim 227, tagani-ogensis 127
Acronycta abscondita 363,
ahii 360. 362, ciispis 360.
363, elaeagni 66, leporina
360, ligustri 359, 363, me-
gacephala 360, vumicisvar.
turanica 66, strigosa 359,
363, tridens 363
Acrolepia valeriella 163
Acropentias obtusalis 112
Acupalpus e.Kiguus 249
A e chmia dentella 193
A e d o p h r o n venosa 58
A e t li i n a argus ^^4
Agdistis 115, adactyla 222,
ingeas 126, lerinsis 127, sta-
ticis 126
Aglossa Brabauti 126
Agrotera 108
Agrotis arvicola58, baja365,
candelisequa 58, Chardinyi
364, citilkis 66, corticea 366,
cm-ooria 360, 366, var. ela-
tior 66, Dahlü 360, 365,
ditrapeziiim 365, exclamatio-
iiis 58, festiva 365, fugax
365, glaucescens 58, indigna
58, 360, junoiiia 66, lasciva
. 66, obscura 360, ooculta 366,
orbona 58, var. plumbea 66, ,
pronuba 58, punicea 364,
Stctt. cnfomol. Zeit. 1891.
rattus 60, ripae 366, segetiim
58, var. rossica 66. simulans
360, vitta 58, var. varia 66,
365, Signum 364, sobrina
364, subrosea var. subcaeru-
lea 364, xantographa 360
Aleides signatus 284, trili-
ueatus 260, 284, Wester-
manui 260
Alesia 28, 31
Algedonia 108
Alucita 115, syunephodac-
tyla 70,127
Araara rufocincta249, strenua249
Amblycheila cylindrica. . . 242
Arablypodia Loomisi 295
Amblyptilia acanthodac-
tyla 233, calaminthae 126,
moerens 126 126
Amiautus castauopterus . ... 34
Ammodonia caecimacula . . . 367
Amphibolia pyraustoides . . 126
Amphicrossus plagiatus . . 84
A m p h 1 p y r a pyrainidea .... 371
Anacampsis ligulella 177,
sarothamnella 177, vorticella 177
Anachalcos procerus 21
Anaeglis argentalis 126
Anarmodius bifoveatus . . . 85.
Ana r ta cordigera 374
A n eil 0 m e u us scrobiciüatus . 250
Ancylolomia 113, hippo-
nella 126
Aneylolominae 120
Anergat es atratuliis 333
Anisopteryx aescilar ia . . . 377
Anomala kersteni 33
Auomala tendinosa 25
A n 0 m a 1 i p u s heraldicus .... 34
Auoplogenius rutilaus.... 83
27
396
Anth ia Mellyi 383
Anthicidae 26
Anthocliaris bambusarum
62, cardamines 43, tomyris 57
A 11 1 h o c 0 m u s apalochroides 84
A n t h r a t o p t e r y x hiemalis . 239
Antigastra 111
Apatura ilia var. clytie. . . . 293
Apharus arniipes 86, Müller i 86
Apode rusflaviceps 260, geni-
mosus 259, 283, scutellaris
259 284
Apioii clavipes 283, crassi-
colle 283, intlatum 283, ob-
uoxium 260 282
A p li a n i o t i s acutirosti'is .... 83
Aphelia furfurana 149
Aphomia sociella 74, spo-
liatrix 74
A p h t h 0 n e IIa bliamoeiisis . . 83
Apogonia mediocris 33
Aporia crataegi 292, peloria 60
A p 0 r 0 p h y I a nigra 367
A p t i n u s mutilatus 250
Arasch nia burejaiia 63, da-
vidis 63, fallax 63, levaiia
47, prorsa 47, strigosa 63
Arctia cervini 12, 257, gla-
phyra 53, var. gratiosa 53
var. reticulata 58, rupicola 53
Argutor discus 250, loiigi-
cornis 250, unctulatus 250
Argynnis hecate43, laodice
358, uiobe 57, sakana 300
A r g y r e s t h i a glaucinella 165
illumiiiatella 165, laeviga-
tella 165, spiniella 164
A r h i u e s brimiieus 259
Arhytodes margaritaceus
88, Oberthüri 88, rubripcn-
nis 88, vestitua 88
A r i ö t i da stricta 310
Arthmius elevatus 85, la-
iiiellatus 85, longipennis ... 85
A s e m o r li o p t r u m lippulum 331
Sictt. cntomol. Zeit. 1S31.
A s 0 p i a costalis 139
A s p i d o m o r p h a 31
Astero scopus nubeculosus 373
Asychna raodestella 194
Atemelia torquatella 164
Ateuchus aeratus 21, 28,
catenatus 31
Athyraa orientalis 62
A X y r a Feae 84
Bagous interruptus 260, 279,
siimatrensis 279.
ßalaninus Bomfordi 260,
286, distinguendiis 286
Bapta bimaculata 360, teme-
rata 360
Barada mucronata 85
Batliyscia ligurica 83, Ro-
biati 83
B a t r a c h e d r a praeangusta . . 198
B a t r i s 0 b r y a X i s ensipes . . 85
B ellostoma 301
B e m b i d i u m fasciolatum 249,
lucidum 249, lunatum 250,
luridum 249, picipes 250,
prasiuuiu 249, öaxatile .... 249
B e r o s i r i s violatus 287
Bis t o 11 hirtai'ius 377
B lab op ha lies iineila 159. li-
beriella 160
Boariaia iiiaeoticaria 70
B 0 let u b i a fuligiiiaria 375
B o t y s aurithoracalis 126 cul-
traliö 127, desigiiatalis 126,
dotatalis 127, fuiiebris 127,
140, labutonalis 127, limbata
141, nyctemeralis 140, octo-
maculata 127, perlucidalis
140, perochrealis 126, rubi-
giiialiö 141, sanguinalis 140,
stachydalJs 141, tithouialis
127, vcätalis 126, vcrbas-
calis 141
B r a c h i u u a caligat us 83
Brachmia Mouflctella 170,
iiigricoritella 170
397
B r a c h y c e r u s natalensis . . . 384
Bradycellus sciapus 249. si-
milis 249
B 1- e p li 0 s parthenias 376
B r j?^ a X i s Aubeana 85, callosa
85, Estebaiiensis 85, Le-
basi 85
Bryotroplia alpicolella 171 ,
basaltinella 172, capnella 171,
cinerosella 172, decrepidella
171, desertella 171, figulella
171, imperitella 171, latella
171, lutescens 171, plebejclla
171, terrella 170
Buprestidae 83
Butalis siccella 194
Bucculatr ix BoyereUa .... 218
-Cabera abietaria 360, cou-
sortaria 360, crepiiscularia
360, lichenaria 360, punctu-
laria 360, repandata 360, ro-
boraria 360
Calamotropha 114
Calandi-a oiyzae 260
C a 1 1 i s p a kilimana 28
Calocampa solidagiois 360,373
»Calochromus chalybeus 83,
distingendus 83, glaucopte-
rus 83, ornaticollis 83, sii-
raatrensis 83
-Calosoma Inquisitor 78, iu-
vestigator 78,reticulatum 78,
sericeura 78, sycophanta. . . 78
€ a r a b i d a e 28, 31
€ a r a b u s ar vensis 77, auratus
78, canceDatus 77, clathratiis
77, coiivexus 77, gi-auulatus
77, Menetriesi 77, neinoralis
78, nitens 78, pustulifer . . . 242
C a r a d r i n a morplieus 360,
respersa 360, 370, selini. . . 370
Carpocapsa grossana 152,
saltitans 254
<C a r p o p h i 1 u s Feae 84
Stett. entomol. Zeit. 1891.
Catharsus pelcus 32
Catocala lesbia 58, nivea
301, pacta 360, 374, para-
nympha 359, 374
Catops fulvus 83
Cemiostoma lustratella 218,
scitella 218, susinella 218
Centropus 58, scri pturosa , 59
C e r a 1 c e s natalensis 31
C e r a m b y c i d a e 35
Ceraspliora 124
Ceratites jaspideus 35
C e r at o p h o r a lineolella. . . . 178
Ceroglossus Buqueti v. le-
pidus 11
Ceroplesis Thunbergi . . . . 383
Cervulus Feae 83
C e 1 0 n i a aurata 317, flöri-
cola 317
Chauliodus insecurellus ... 191
C h a u n o d o r u s stupidus .... 35
Chilo 114, concolorellus 126,
terrestrellus 126, 36
C h i 1 0 c 0 r u s distigma 28
C h i 1 o m e n e s lunata .... 28, 383
Chlaenius caelatus 78, lio-
losericeus ' 78, Maxiniiliani
31, nigricornis 78, quadrisul-
catus 78, sulcicoUis 78, spo-
liatus 250
Chrysauginae 120
C h r y s 1 s Magrcttii 84
Chrysocarabus auronitens 78
Chrysochroa Buqueti 241,
fulgidissima 290
Chrysoclista Linneella . . . 192
Chrysomelidae 28, 31,
C i c i n d e 1 a Andersonii 82,
chinensis 289, Davisonii 82,
Feae 82, interrupto-fasciata
82, literata 250, Spinolae . . 82
C i d a r i a albicillata 360, aque-
ata 38, badiata 14, 379,
bicolorata 360, bilineata 360,
27 *
398
corylata 3G0, dccolorata 379,
«lesignata 360, ferrugata 360,
fluctuata 860, inciiltaria 38,
montanata 360, miata 378,
occellata 360, pomoeriaria
378, sagittota 380, salicata
355, seriata 360, silaceate
379. sparsata 380, sulYu-
inata 378, testaceata 379,
topliaceata 356, trifasciata
360, truncata 360, turbata
378, luiangulata 379, unifas-
ciata 379, variata 360, ves-
pertaria 360, vittata 379
Cl a V i g e r testaceus 8
Cledeobia berytalis 125,
bruniiealis 124, honestalis . 124
Cleodora cytisella 179
C 1 e 0 n u s mitis 35
Coccinellidae 28, 31, 36
Coenonympha pavonina
64, Semenowi 60, sinica.. . 64
Coleophora absinthii 191,
albicostella 189, antennariella
185, apicella 190, arenariella
artemisiae 191, Büttneri 188,
chalcogrammella 187, coro-
nillae 188, discordella 189,
ditella 188, Fabriciella 187,
lilaginella 190, flavaginella
191, Frischella 186, galli-
pennella 188, Glitzella 186.
idaeella 186, lineolea 190,
raillefolii 190, nemorum 188,
niveicostella 189, ochrea 189,
scrpylletorum 188, silenclla
190, similliraella 191, tana-
«eti 190, vibicigerella 189,
Yulnerariae 188, Zelleriella 188
Colias Alplierakü 48, var.
arida 60, aurorina 57, Behrii
44, Boothii 44, chlorocoma
67, Christoph! 48, cocan-
dica 44, ediisa 43, eogene
44, erate gen. I. hylacoides
Stelt. entomol. Zeit. 1891.
48, 51, hyale 292, interior
44, marcopolo 44, melinos
44, myrmidone 43, nastes
44, palaeno 44, phicomons
355, philodice 44, regia 48,
Romanovi 48, Sieversi 48,
Staudingeri var. pamira 48,
Stolizkana 60, var. trans-
caspica 58, thisoa 43, var.
aeolides 48, Werdandi 43-,
Wiskotti var. separata 48,
var. chrysoptera 48
C oUix sparsata .380
Collyris Dohriii 252, longi-
collis 252, Mniszechi 252.
robusta 252
C 0 m 0 p h 0 r u s villosus 66
Conchylis Francillana 147,
gilvicomana 148, Hartman-
niana 147, Manniana 148,
Mussehliana 147, roseana
147, sanguinana 147
C 0 n s t a n t i a 123, ocelliferalis
125, syrticolalis 125
Coptolabrus pustulifer. . .. 129
Coptobasis 123
C 0 r cyra cephalonica 74
Corigetus disjuuctus 260,
270, jucundus 271, manda-
rinus 271, minutiis 260,
268, moratus 259, 270, temi-
icornis 250, 269
Cori sciiim cuciilipennenum
184, salphurelkim 98, 184
C •) r n i 1" r o n s isatidalis 109,
iilceratalis 109
Cosmia paleacea 371, sub-
tilis 66
Cosmopteryx Druryellal97,
Hermsiella 197, Lienigiella
196, Schmidiella 197, Scri-
baiella 197
Crambidae 113
Crambinae 120
399
€ ra m b u s 114, argeiitistri-
gclliis 126, caucasicus 70,
126, contamiuellus 142,
falsellus 142, fuiaipalpellus
126, geniculeus 142, grammi-
cellus 126, graphellus 126,
Heringiellus 141, nemorelliLS
142, oxybiellus 126, tristri-
gellus 126
■Craueophora Ficki 113
Crasiraetis araiirensis 115,
brachydactyla 115
Craterouyx ßallioai 67
Cryptarcha dubia 84
Cryptohypnus abbreviatus
238, alysidotus 239, choris
239, curtus239, delumbis239,
demiestoides 239, dispersus
239, exigiuis 239, funebris
239, hyperboreus 228, litto-
ralis 238, Melsheimeri 239,
pectoralis 239, perplexvis
239, pulchellus 239, sabiüi-
cola 239, öqualidus239, stria-
tulus 239
Cryptorhiniila longiceps. 85
C r y p 1 0 r li y n c h u s maiigi-
ferae 260
C u c II 1 1 i a amota 66, balsa-
mitac 373
Curculioiiidae 26, 31
Cybolomia dulcinalis 110,
fractilinealis HO, lutosalis
110, ? monialis HO, nemau-
salis 110, peiitadalis HO, sic-
calis HO
€ychrus rostratus 77
Cylas fonnicarius 260, 282,
irapiinctatus 260, 282, sub-
metallicus 260, 282
Cymatophora duplaris 362,
fluctuüsa 362, octogesima
362, Ol-.... 362
Cymolomia Hartigiana . . . . 150
Cynaeda HO
Stett. entomol. Zeit. 1891.
j Cyphicerus deplanatus 259,
273, jiivencus 260, 271, or-
"atiis 259, 272
Cy rtotraclielus dux 260,
longimanus 260
Dactjrlota Kinkerella 17G
Dalmodes ensipes 85
Damaster panduriis 289, rii-
gipennis 289
Danais var. alcippus 68,
clirysippus 70, erippus 70,
tytia 300
D a s y c li i r a abietis 361
Datt inia syrtalis 125
Depressaria albipunctella
167, capreolelia 167, ciliella
167, conterminella 167, im-
purella 167, liturella 166,
pulcherrimclla 167, purpurea
166, subpropinquella 166,
thoracica 166, Yeatiana . . . 166
Dereodus iümalayanus 260, 262
Diapria 328
Diasemia 111
Diastellopalpus Johnstoni 21
Dichorhagia nesimachus. . . 293
DichrorhaiTipha agilana
159, distinctana 159, flavi-
dorsana 158, politana 158,
simpliciana 159, subsequana
259, tanaceti 159
Dinar da dentata 324
Dinoscelis Passerinii 34
D i p lo d 0 ma marginepunc-
ttlla 159
Diplognatha silicca 29
D i p t y c h o p h o r a exsectella .114
D i s c h y r i u s pusillus 249
Donacaula mucronella 112
Dorymyrmex flava 309, py-
raniica 309
Douglasia ocnerostoinella . . 193
Dromias linearis 249, mela-
nocephaUis 249
400
Dromica Bertinae 384, sex-
maculata 384
Dromius pallipes 250
Drypta aeneipennis 83
Düponchelia 111
Dyscliorista fissipuiicta 360,
372, plebeja 66, superba 371,
suspecta 360
E c c 0 p s i s latifasciana 150
Echinocnemus pruinosns
260 279
ElampusMagrettii 81, Meda-
nae 84
Elateridae 30
Elachista adscitella 208,
airae 204, albifrontella 200,
anserinella 213, apicipiinc-
tella 200, aridella 204, arun-
dinella 206, baltica 207, Be-
dellella 206, cerusella 211,
cinctella 208, cingillella 208,
collitella 213, consorteUa
204, Diederichsiella 201,
dispilclla 215, dispunctella
215, elegans 206, eleocha-
riella 212, exactella 205,
festucicoleUa 215, gangabella
209, Gleichenella 200, Hol-
denella 202, bumilis 206, kil-
munella 201,lugdunensis213,
InticomeUa 200, magnificella
200, monticola 201, nobilella
200, oppositella204, pallidum
212, perplexella 204, poae
203, pollinariella 212, pome-
rana 203, pullicomella 206,
rhynchosporella 211, serri-
eornis 209, taeniatelia 209,
trapeziella 199, triatomea
213, utonella 211, zonariella209
E n d a g r i a bipunctata 67,
monticola 53
Stett. eutoüiol. Zeit. 1891.
E n d o t r i c h a 1 12, ilammc-
alis 139
E n d o t r i c h i n a e . . . 120
Ent imus iiobilis 24S
Entypotrachelus 26, Mey-
eri 27
Ephestia Kühniella 142
Ephimci-ops geaiculatus. . . 279
Epicorsia 123
Epicosmus Feae 83
Epilachna punctipennis 28,
31, scalaris 28
E p i n e p h e 1 e da ve ndra 43,
dysdora 43, var. fortunata
69, Haberliaueri 52, var.
hispulla 67, 69, janira 69,
ida 67, var. laeta 42, nau-
bidensis 52, pulcheUa .... 52
E p i 0 11 e paralellaria 377
Epipascliiinae 120
Episcaplia iuterrupta 31
E p i s o m u s Pracuae 259, 265,
quadrinotatus 266
E r e b i a glacialis 12, 257,
gultscheiisis 52, liades 52,
var. icelos 52, jordana 52,
meta 52, oeme var. spodia
352, 354, progne 52, pronoe
352, var. sahib 52, var.
sartba 52, var. tekkensis. . . 45^
Erotylidae 31
Esaraus iracundus 264, prin-
ceps ... 260, 262
E u eil r o m i u s 114
Euclasta 111
Euclidia catocalis 66, regia 66
E u c r o s t i s petilaria 58
E II g 0 n i a f uscantaria 376.
Euphalepsus cruralis 85,
globipennis 85, rugipes ... SSk
Eupithecia 36, absmthiata
36, assimilata 37, campanu-
lata 380, digitaliata 37, li-
nariata 380, millefoliata 380^
401
rectangulata 360, sextiata
37, sobrinata 3'7, subfulvata
360, virgaureata 380
E u 1' e m a hecabe 62
E 11 r h e X i u s crassicornis .... 85
E u r r li y p a r a 108
Euripiis charonda 293, ja-
ponica 293
Eustalida Bomfordi. . .260, 264
E u z o p h e r a terebrella 142
Evergestis.. 110
Exaeretia Allisella 165
Exartema 150
E X 0 c h o m u s 31
Peanus spinipennis 82
Formica fusca 307, 311, 313,
rufa 311, rufibai-bis 307, 341,
pratensis 311, sanguinea
307, 311, 313, 338, Schau-
fiissi 315, 338
Formicoxenus nitiduhis
319 330
F r ea subcostata 35
Fumea nocturnella 53
Gallei'ia mellonella 74
Galle i'iadae 173
Galleriinae 120
Gaster uptiou Schlettereri 84
Gelechia albicans 168, albi-
laciella 168, conspurcatella
169, continuella 170, cunc-
atella 167, distinctL41a 168,
galbanella 169, incomptella
168, lentiginosella 169, ni-
gricans 168, ochrisignella
170, oppletella 168, rhom-
bella 167, rhombelliforrais
168, Stangei 169
Globa brevicornis 85
Glyphipteryx Bergstraes-
serella 182, Fischeriella 183,
Hawoi'thana 182
G nophos obscuraria vav. ar-
gillacearia 377
Stett. entomol. Zeit. 1891.
G n 0 p li r i a rubricollis 359,
Goniacerus 85, perforatus 85
Goniastes 85
G o n i 0 c e p h a 1 u s grandis . . 83
G 0 n i o c h i 1 u s Mey eri 29
G o n o p h 0 r a derasa 361
Gracilaria elongella 95, fal-
conipenneUa 93, fidella 90,
hemidactylella 92, Hofman-
niella 93, 184, imperialella
93, incontans 95, juglandella
95, oneratella 93, onustella
90, phasianipennella 96, po-
puletorum 183, puncticostella
95, quadrisignella 97, syrin-
gella 96, taxi 101
Grapholitha aemiüana 150,
aurana 152, coniferana 152,
cosmophorana 151, incana
150, immundana 133, legu-
minana 152, nigricana 150,
orobana 152, proximana 150,
rosaecolana 150, rufillana
152, Servillana 151, strobi-
lella 151, sttccedana 151.
scopariana 133, tetraquetrana 132
Grapliosoma nigrolineatiun 301
Grapta c. aureuni 63, egea 57
Gymnochila squamosa 31
Gymnopleurus splendidus 31
Gypsocliares baptodactyia 115
Ha de na var. alopecurus368,
amica 359, 360, 368, armata
66, Christoplü 70, literosa
360, porphyrea 368, recti-
linea 369, nirea 368, scolo-
pacina 360, 369
Hamotoides flavipilosus 88,
micans 88, Reichei 88
Hamotus 86, auricapillus
87, barbatus 88, bryaxoides
88, cavipalpus 87, clavicor-
nis 87, fratcr 87, frontalis
87, inflatus 87, lateritius 87,
402
robustus 87, soior 87,
transversalis 87, vesiculifer.' 87
H a p al o c h r n s amplipennis . . 22
Haptoneura dubitabilis. . . . 84
Harpaliis var. azurea 249.
ignavus 249, var. nigra 249,"
''ubsinuatns 950
Harpella bractella igo
Hei Ja calvaria
Heliocopris
Heliopliobus uuctu
Heliothela 110, atralis 140
Hello zela hammoniella 193,
198, respIendeJla 133, 198
sericiella -«qq
H e I o t r 0 p h a leucostignia var.
'■'^'™s^ 360, 369
Hellula ^^.
Heraerophila Lederi 58
Hepialus ganna 360, nebii-
... 375
...21
58
Hydrilla cinerea
H y d r i r i s
Hydro canipa arundinalis
111, iiymphacuta lll, rhu-
lalis . .
66
111
111
Hydrocampinae i)q
Hydroecia micacea 370,
ochreola
Hylobi
G6
tbratus 277.
US angustiis 278, cla-
oonsimiJis 259.
losus 60; schamvl 67, veb
l*^^'"^ ^. ..!.... 360
Hercyna expansalis 126
Hesperia lineola 57, tbaii-
™^^ 57
Heterochira natalensis 383
Heteroptochus devians 260
Heterorhina Dohrni 81
Heydenia fiilviguttella 193
Hibernia nipicapraria 377
Hipporhinus Bertinae 385,
coronatus 385, transvalensis'385
Hiptelia Grumi qq
Histeridae o^
Hister tropicabs 31
Hol
)icocera9 inspersus 58, se-
riceiis . .
H o ra a l ü p I i a fla vofusca 29
Homoeosoina binae vella 142,
«-retacolla 142, senecioiiis. . .'l42
Homophysinae j20
H y b 0 s o r u s 90 32
Stett, entonjol, Zeit. I89i,
277, distinctus 278, notatus 277
Hymeuia ^q^
Hypebaeus Gestroi. . . . " ^ " ^ 84
H y p e n 0 d e s balneoruin .... . 70
Hypermuestra licbos 4(;
Hyplobius angustas 9^0
Hyponomeuta irrorellus
164, plumbellus 164, staii-
^'^""« 164
Hypotia atomalis 58, 126
corticalis 113, infulalis 113,'
proximalis 'j^^,
Hyp p a rectilinea '353
I d a e t h i n a liumeralis 84
Ino paupera 58, pruni ....'." 358
Iridomyrme.x McCooki 310
IschnurgesBruguierabslU,
diffusalis -^ji
Israe ne Benjamini 30,)
Isocentris laetaUs ' 109
I ti o c li 1 o r a var. maxima 66
lubomorpbus Sinioni 85
lubus abbreviatus 85, cavi-
ventris 85, laetus 85, lati-
coliis 85, puiictulatus 85, te-
tratomus ,^5
I u 11 o n i a orithyia (?•>
Laeosopis roboris 228
Lagriidae 3,)
^^Sria 3,j
L a m p r 0 n i a Ha viinitrella 162.
403
liizella 162, redimitella Iß'i,
trimaculella Krl
L a m p r 0 p h 0 u u s lucens ... 82
L am p y r i d a e 25
Lasiocampa pini var. brun-
nea 361
Lasius fuliginosus 312, 321,
flavus 313, niger 307, 311,
313, 318, umbratus 327
Laverna conturbatella 191,
decorella 192, lacteella 191,
ochraceella 192, propinquella
192, Schranckella 192, Ste-
phens! 191, subbistrigella . . 192
Lebioderus Gorj'i 237, ja-
vanus 236
L e b i a turcica 250
L e i s t u s spiiübarbis 249
Lepidogma ? obatralis 113,
taraaricialis 113
Leptanilla Re velierii 322
Leptothorax acervoruni
311 330
Leucania comma 360, lithar-
gyria 370
Leucanitis obscurata 66
Leucophasia sinapis 292
L i m e n i t i s populi 293, trivena 50
Liodaptus birmanus 82
Lionychus Beccarii 80, siil-
catus 80, brachydactyliis . . 227
Lioptilus chrysocomae 126,
cinerariae 126, distinctus227,
innocens 126, Lienigianas
226, scarodactylus 226, teph-
radactyliis 226
L i t a acumüiatella 173, Fische-
rella 174, inustella 172,
junctella 174, Knaggsiella
174, leucomelanella 174, raa-
culea 174, marmorea 174,
Moritzella 173, obsoletella
173, psilella 172
L i t h i n u s nigrocristatus 240
Stett. entom Zeit. 1391.
LitliocoUetis acerifoliella
216, agilella 218, betulae 218,
cavella 216, coniparella 218,
connexella 217, corylifoliella
218, distentella 217, dubi-
tella216;insignitella 216, lanta-
nel]a217, var. mahalebella 216,
padella 216, quinqueguttella
217, salictella 216, Stainto-
niella2l7, sylvella216, tristri-
gella 218, viminiella 217
L i t h 0 s i a muscerda 258
L i t h 0 s t e g a lenata 58
L i 1 0 r h jMi c h u s assamensis
287, 4-maculatns 260. 287
Lixus binodulus 259, fasci-
culatus 275, langiiidus 259,
275, Pi-acuae 259, 276
Lobophora sexalisata 360,
378, viretata 378
L 0 p h 0 p t e r y X camelina var.
giraffina 361
Loxandrus birmanus 83
Loxostege 109
Luehdorfia Putziloi 62
L u c i 0 1 a 25
Luperina niatura 360, 368,
siri 59
Lycaena actis 43, actinides
50, v. alaica 50, alaina 50,
Alpherakü 50, amanda 357,
argiades 47, baton 43, baetica
69, bellona 50, v. carbonaria
50, charybdis 50, Christophi
50, cytis 43, v. dagmara 50.
v. duplex 60, Erschoffii 43,
Eversmanni 50,v.Haberhaueri
50, hunza 50, icariis 43,
iphigenia 43, iphicles 50,
iris 50, kogistana 50, lehanus
50, Loewii 43, lycormas 293,
lysimon 69, magnifica 50,
v. melania 50, v. minuta 50,
404
Oberthüri 50, oraphissa 50,
panagaea 43, pheretulus 50,
phiala 50, phyllis 43,
phj'Uides 50, polysperchon
47, poseidon 43, poseidoiiides
50, Potanini 64, prosecusa
60, Ripartii 14, roboris 43,
roxane 50, rutilans 50, sarte
Sieversii 43, tornj-ris 50,
trochj'lus 47, Webbinanus ... 69
Lycidae 25
L j'^ c u s constrictus 25
Lygris associata 360, populata
360, prunata 360
Lytta vittipeiinis 34
Ät a c r a t h r i u s 26
Macroglossa boinbj'liformis
39, croatica 39, diicalis 39, 53,
stellatariim 57
Mamestra dentiiia 360, im-
plexa 70, leucophaca 360,
reticulata 367. spalax 66.
trifolii 360
M a r a s m a r c h a agrorum 115,
cinnamomea 115, Eliren-
bergianus 115, mici'odactyla
115, phaeodactylall5, rhypo-
dactyla 115, trimmatodactj^la 115
Mai-garonia 107, expictalis
123, melaleucalis 123, nigro-
punctalis 123, quadrimacula-
lis 123, Unionalis 123
M e c h i s 1 0 c e r u s patruelis 260 286
Mecyn a polygonalis 109
Megachile Doriae 84
Megadontiis mai-ginalis 78,
violaceus 77
M e 1 a n a r g i a japygia 43, parce
V. lucida 52, v. persa 52
Melancarabus glabratus 78,
Melanauster chinensis . . . .291
Melitaea arduinna 43,athalia
var. samonica 357, pamira
52, sindura 60
Sielt, eatomol. Zeit. 1891.
Melissoblaptes anellus 71,
var bipunctanus 71, foedellus
oeconomellus 74.
Meloidae 26, 30, 34
Melyridae 25, 34
Mely ris pumila 34
Mesocarabns catenulatus ... .78
Mesogona oxalina 371
Mesographe 110
M e ta Merianae 83
Metasia 111
Metaxmeste 109
Metaxymorphus 21
Melopioides 84
Micrantei'eus femoratus 34
M i c r 0 c e r a s annuliger 35 spi-
iiigei' 31
Micropteryx aruncella 222,.
aureatella 222, var. isobasella
221, maschukella T'O
Microstega pandalis 109
Mimeseoptilus caesius 126,
eniarginatus 126, fauniis 126,
graphodactylus 225, Hedc-
manni 126, luteocinereus 126,
plagiodactylus 225 pulcher
126, vacillans 126
Miscodera arctica 251
Miselia cortex 66
M i 1 0 p h or u s senaiaeneus 27, 31
Mnesixena colchicalis 112,
concatenalis 112, cribellalis
112, raassilialis 112, pecti-
nalis 112, russulalis 112
speciosalis 112
Monochelus vagans 28
M 0 n o m o r i u m pharaonis .... 322
Musotima colonalis 112
Musot irai dae 112
Musotiminae 120
M y a s chalybaeus 250
Myelois ceratoniae 142, iii-
gripapella 58
405
M y l a b r i s ample et ens 26, 30
apei'ta 30, praestans 30
Myllocerus 260, 267 dama-
scenus 267, dentifer 268,
dorsatus 272, molarius 260,
268, tenuicomis 260, 267 11-
pustulatus 260, 266
Myrmica laevinodis 313 lobi-
cornis 323, nitidula 332,
ruginodis 312, scabrinodis 314
Naclia var. parviguttata 58
Nacoleia fenestralis 111
Namangana 14
Nannodia stipella 174
Nausinoe Bleiisei 111, tradu-
calis 111
N e b r i a Dahlii 250, Dejeanii 250,
fasciopunctata 250, Hellwigii 250
Necrophorus germaniciis 289
Neraot ois Dumeriliellus .... 163
Neodalmus carinatus 85
N eo pe callipteris 300
Nepa 301
Neph opterj'X argyrella. . . .142
Ne p Ku s femoratus 83
N ep t i c u 1 a aceris 220 acetosae
220, aeneella 219, aeneo-
fasciella 220, agi'imoniella
221, albifasciella 221, alne-
tolla 220, angulifasciella 221,
arcuatclla 221, argentipedella
221, aucupariae 219, aiirella
220, basiguttella 219, betiili-
cola 220, carpinella 221,
catharticella 221, distinguenda
220, diversa 221, fragariella
220, Freyella 221, gei ab.
semicolorella 351, geminella
220, glutinosae 220, intimella
221, hiteella 220, malella
201, marginicolella 220, mi-
nusculella 219, myrtillella
221, oxyacanthella 220, pla- ■
gicolella 220, prunetorura
Stett. entomol. Zeit. 1891.
220, pyri 219, regiella 220,
rhamnella 219, samiatella
219, sei'icopeza 221, sorbi
220 spien didissiraella 220,
stettinensis 219, tityrella 221,
tormentillella 220, triraacu-
IcUa 221, turbidella 221,
uniformis 219, viscerella. . .219
Ne uronia cespitis 367
Nomophila 109
Notar clia multilinealis 108,
paleacealis 108, ruralis 108
N o t h r i s sabinella 108
N o 1 0 n e c t a 301
Ny mp h ula stagnata 112
O c li s e n h e i m e r i a bisontella 163
Ocnerites macroceraticus . . 42
Odontia dentalis 140
Oecophora augustella 181,
Borkhausenü 181, formo-
seUa 82, fuscescens 181, lu^
naris 182, luridicomella 181,
pseudo.spretella 181, Schaef-
ferella 182, Stroemella 181,
tripuncta 181
Oedostethus femoralis. . . . 289
Oegoconia quadripuncta . . . 182
Oeneis kora 52, var? lama. 60'
Olindia hybridana var. albu-
lana 147
Olisthopus rotundatus 249
Oraia viola 59
0 m i 0 d e s quadrimaculalis 107,
tristrialis 107
Oneochirus fulvescens 32
Oniticellus planatus 21
Onitis Meyeri 21
Onthophagus kiliraanus 22,
lujendae 22, picticoUis 22,
spec. 32
0 p a t r u m aequalc 30
Opostega salaciella 219
406
Oreuaia alpestralis 110. hel-
veticalis 110, rupestralis. . . HO
Orneodidae 115
Orneodes 116
Ori nocarabus liortensis . . . 77
Cr 11 ix aiiglicella 185, aii<ruli-
lerella 184, carpiuella .... 18ö
Orobena vagabundalis 58
O r g y i a tristis 53
Orthaea viridipeiinis 83
O r t h o g o n i u s 31, collaiis . . 253
Orthos ia litiira 372, Iota
372, nitida 372
Osm i a Medauae 8i
0 X y c h i r o t i d a e 120
Oxyptilus 114, Bohemaiü
225, ccleiisi 126, didactylus
225, distaiis 224, ericetorura
225, hieracii 224, lautosca-
nus 126, leonuri 126, 225,
obscurus 225, parvidact5dus 225
P a c h n 0 b i a leucographa 359,
360, 371, rubricosa 371
Pa clirioda auUca 383, epliip-
piata 25
P a c h y c n e ra i a hippo casta-
naria 377
Palaeocossus jurassicud. . . 42
Palaeontina oolitica 42
P al a e 0 X e n u s Dohnii 240
Palpangula imitatrix 58
Paiiagaeus sumatranus ....253
P a n c a 1 i ae Leu wenhoekella . . 494
Pandesma terrigena 59
Paiitliea coenobita 363
Pariiassius apolionius 48,
actius 47, apollo 48, v. car-
dinal 48, Charltonius 48, v.
gi gaiitea 48, glaci ali s 292, Hon-
rathi 48, v. hunza 48, v.
illustris 48, v. iiifernalis 48,
insignis 48, miiemosyne
43, 47, Nordmanni 43, Prze-
Stett. entom. Zeit . 1891.
walskyi 60, rliodus Roma-
no vi 48, simo 48, v. Staii-
dingeri, 48
Parasia carlinella 175, pau-
cipiinctella 175
Paratalanta heterogenalis
170, ussurialis 107
Papilio alexanor 55, aliasca
59, araericus 59, andraeraon
60, var. asiatica 59, astcrias
59, calchas 59, califoniica
59, var. centralis 45, 55,
daunus 59, Elwesii 61, eu-
rymedon 59, glaucus 60,
helios 55, hippocrates 55,
homerus 60, hospiton 59,
inachaon55, 67, machaonides
60, memnon 292, Orientalis
55, pilumnus 59, proteiior
61, roboris 228, sikkimensis
59, rutulus 59, sarpedon 292,
spliyruö 59, troilus 60, tiir-
mis 59, xuthus 61, 62, zo-
licaon 59
P a u s s u s laceratus 388, lati pes
132, benevolus 387
Phtheochroa amandana 148,
sodaliana 148
P h t h 0 r 0 b 1 a s t i s aurantiaua
154, fimbriana 153, Germa-
rana 154, juliana 153, mo-
tacillana 153, populana 153,
153, tomiana 153, Trauniana 154
Pedaria 31
Pelaea 110
Pelasraus Illigeri 379
Penthina bifasciana 149,
Boisduvalianal49, dissolutaiia
149. flavipalpana 149, liercy-
niana 149, lediana 149,
lucivagana 149, pyrolana
149, roseomaculana 148,
Schreberiana 14S
Penthophora var. caucasica 67
407
P e r i c y m a profesta 59
Peribrotus minor 35
Perincphela 180
Pha eochrous Beccarii 32
P h a s i a n e petraria 377
Phel i ster Balzanii 83
P h 1 e b 0 e i s 58
P h 1 0 i o s c 0 p u s tricolor 81
Phlj'ctaenia 108, accolalis
109, cilialis 109, pandalis. . .109
P h 0 e b 0 p h i 1 u s amoenus . . . . G6
Phora 328
P h o X n p t e r y X biarcuaiia 157,
curvana 157, obtusana 156,
var. subarciiaiia 157, tiiicana
157 upupana 157
P h r a g m a t o e c i a f iiria 53
Pliry n'ocolii s ater 25, im-
datocostatus 30
Phycitidae 113
Phycitinae 120
Phylloporia bistrigella ....162
P h y s a r c h u s castaneipennis
260, 285, conspicillatiis 285
P h y t OS c a p h ii s chloroticus
274, himalayanus 259, 274,
lineatus 259, 274, lixabundus
274, nepalensis var. similis
259 274
Pieris bellidice 67, brassicae
68, callidice 43, cheiranthi
69,'chloridice 43, cleobulc 69,
daplidice 43, 67, 69, var.
debilis 60, edusa 69, ira-
nica 43, Kriiperi 43, 48,
Icucodice 43, 48, v. maho-
metana , napi 48, 292, var.
bryoniae 356, v. nepalensis
43, 57, Ochsenlieimeri 48,
rapae 69, Roborowskyi 60,
Scliawii 48, sinapis 43, tad-
jika 48
Pirantillus Feae 82
Platy Chile pallida 242
Platyptilia 115, Bertrarai
StoU. entomol. Zoit. 1S91.
222, farfarella 222, moiiodac-
tyla 222, ochrodactyla 222,
similidactyla 222
Platytes 114
Pleuroptya aurantiacalis . . . 108
Plusia bclla 59, bractea 373,
jota 373, tripartita 360
Pogonorayrmex barbatus
310, 316, crudelis 316, occi-
deiitalis 310, 315
Pogonns riparius 250
Polia ab. asiataca 66, cha-
maeleon 66, chi 360, teniii-
cornis
P 0 1 y c a e n a tamerlana 50
P ol y clei s plnmbeus 384
Polyergiis lucidus 344, rii-
fescens 323, 389, 344 48
Polyomma tiis Alpherakii
caspius 43, dimorphus 50,
var. eleus 67, var. fulminans
50, phlaeas 67, phoenicurus
43, sarthus 50, var. scintil-
laus 58, Sultan 50, thetis. ... 43
P o n e r a punctatissinia 333
Prays curtisellus 164, rusticusl64
Pristony chus janthiniis . . . .250
Prochoristis capparidis 110,
rupicapralis 110, simplicialisllO
Pro ernstes coriaceus 78
Pronophila Schrenkii 300
Prophthalmus potens 260
Pr osopis damascena 84
Prothyniia viridaria 374
Psammotis piüveralis 109,
hyalinalis 109
Pselaphomor phus rai-
crophthalmus 85, mnticus. . 85
Pselaptus calcaratus 85, po-
litissimus 85
Psycli e hirsutella 360
Ptero phora 115, monodac-
tylus .' 236
Pterophoridae 114
408
P t e r o s t i c h u s bicolor 250,
dimidiatus 249, Jiistini 250,
maurus 250, Miihlfeldi 250,
Ziegleri 250
Ptocheuusa iiiopella 175,
paupella 175
P 1 0 c h i d i u s longicornis .... 270
P 11 1 c h e r ia catomelas 66
P y g ae r a anastoinosis 361
Pyralididae 112
Pyralidina 103. 107, 139
Pyralidinae 120
Pyralis 113
Pyrameis atalaiila 63, cardui
60, 67, gonerilla 51, indica
^2, 63, Kerscliawü 57, my-
rinna 51, A'iilcanica 63
Pyraiis tidae 107
Pyraustinae 120
Py rausta 109
P y r g u s vai". dar wazica 53,
var. gigantea 53, liitulentus
53, var. prometheus 53
Ra iia tr a linearis 301
Ransania splendens 383
R e t i n ia piniana 148, posti-
caiia 148
Rliabi n o p t er y X 58, tura-
nica 59
R h a lu [) h t> r r li i n a Peter-
siana 383
R. h o d o c e r a aspasia 68,
Cleopatra 67, cleobule 68,
tarinosa 43, niaderensis 68,
rhamni 68
Rhopobota geraiimna 157,
iiaevana 157
R li y n c li 0 c 1 a V i g e r cremas-
togastrii!! 3
-R li y s 0 1 r a c h e 1 u s teani ... 20
Rhytidouota gracilis 34,
ventricosa .... 34
Ro es 1er stamm iaErxlebella
163, pronubella 163
Stett. eutomol. Zeit. 1891.
Salebri a marmorata 70
Sa pr inus splendens 31
Sartha rairabilis 229
S a s t r e i d e s birmanica 83
S a t a n a s t r a argyria 108
Satyrus Abramovi 52, allionia
233, Bischoffi 43, boloricus
52, Geyeri 43, v. gultschensis
52 Hübneri 52, intermedius
52, var. laeta 58, Josephi
52, pamirus 52,Sieversi 43,
var. sarta 52, 233, Staudin-
geri 52, stheno 52, stulta 52,
AV^ilkinsi 52
Scarabaeidae 31
S c h i z o n y c li a hamata 33,
jnncta 25. propinqua. . . . 24, 2-'^
S c h 0 e n o b i i n a e 120
S c h o e n o b i u s 112
S c h r e c k e n s t e i n i a festaliella 195
S c i ap h i Ia chrysantheana 147,
Orientana 70
S c i r p 0 p h a g a 112
Scleroco na acutellus 108
Scoparia 110, conspicualis
obsoleta 126, scotica 126,
sndetica 139, ZeUeri 139
g c o p a r i i r. a e 120
Ö c 0 1 0 s i a transversata 360,
378, vetulata 378
Se b a c a centralis 85
S e p i d i u m muscosum 34
Serica 25
S e r i c i n u s telamon 62
Sesia ceiformis 53, senilis 53
Sharp ia bella 260, 281,
soluta 282
Silphidae 28
S i 1 p h a micans 28
Simaethis diana 159
Sme rintlius Kinderraanni 53,
var. orbata 53
Smicronyx albovariegatus
260, 280, var, bipunctatus
409
"260, ceiitropustalatiis 260,
281, obtectus 280
Solenopsis fugax 322
*S p h i n X batatae 70, celerio 70,
couvolvuU 70, stellatariim 70,
tithymali 70
Spilosoma var. pulverulenta 60
Spintlierops v. maculifera 66
S ta g m a 1 0 p h o r a seri-atella I9i
S t e g a u o p t y c h a er icetana
155, grauitana 155, minutana
156, neglectana 154, opprcs-
sana 155, Ratzeburgiana 155,
rubiginosana 155, riifirai-
trana 155,signatana 155, siin-
plana 155
Ü t e 11 a m ni a VVestwoodi 330
Steiiia 111
"Stenolophus cj-anellus 83
gouiclius 83
ä t e;,n o p t i 1 i a 115
Ste'ricta amurensis 113, ini-
mica 113
öternocera Boucardi 34,
Hiinteri 33
■S y n a p h e 112
Syntomis bactriana 53, var.
cocandica 53, maracandica . 53
S y r i c h t u s carthami 57, var.
serratulae 57
.Systates aeueoliis 31, polli-
nosus 35
Tachyptilia populella 178,
temereUa 1''8
Tadius erirliinoides 260
Taeniocampa populeti . . . .371
Talis 113, areiiella 126, dila-
talis.... 126
Tal p o c h ar c s viridis 66
Taphinella nigripennis 259,260
Tefflus Hacquardi 28, 31,
juvenilis 28, 31
T e 1 e i a partitella 58
Telephanus armatus 48
Stett. entomol. Zeit. 1891.
T c 11 e b r i o n i d a e ... 25, 30, 34
Teras abietanuni 143, coma-
rianum 145, niveaiium 144,
roscidanum 144, ruianum
144, umbranum 143
T e r m e s flavipes 315
Tetralobus 30
T e t r a m o r i u m caespitum307 312
Tetratopes sericans 260
Thais ruraiiia 62
T h a u 111 a u t i s howqua 61
Thecla Butleri 293, japo-
iiica293,inflainraata293, ibara
63, Uinulata 43, orientalis
293, pruni 293, saphirina
293, sassanides 43, smaragdina
293, signata 293, w. album 293
T h y a t i r a batis 361
Timandra amata 360
Tinagma balteolelluni 193
Tinea angustipennis 161, ar-
cella 160, arcuatella 160,
argentimaculcllal62, caprimul-
gella 161, columbariella 162,
corticellal60, f ulvimitrella 160,
granella 161, ignicomella 161,
pallescentella 162
T i n e i n a 159
Tineodinae 120
Tischeria docidua 218, do-
donaea 218
Titanic 109
T o m 0 g n a t h u s sublaevis . . . 312
T o r t r i c i n a 143
T o r t r i X crataegaiia 146,
duraetana 146, oxyacanthana
146, podana 145, politana
146, prodromana 147, uni-
lasciana 145, viburniana. . .146
T 0 X 0 c a m p a pastiimm 375
Toxotus lateralis 240, nodi-
collis 240
T r e c h u s micros 249
Trichoptilus paludum 124,
siceliota 114
410
T r o c h a 1 u s 25
Trogositidae 31
Trox baccatus, 32 montanus22,
setiüosus , 23
Ulotricha . .' 113
Vanessa antiopa 293, bure-
jana 294, c. album 294,
callirrhoe 293, cardui 293,
c. aureum 294, chai'onia
293, egea 43, io 292, 293,
357, levaua 294, var. polaris
294, prorima 294, prorsa 294,
nrticae 294, xanthomelas 57, 293
X a 11 1 h 0 c h e 1 US perlatus .... 260
X e n 0 m y r m e X StoUii 330
X e r h i u s cordicollis 85
Xestula miraciüosa 113
X y 1 i n a furcifera 373, ingrica
360, 373
X y 1 o t r u p e s dicliotomus ... 290
X y s t o p h o r a arundinetclla
176, raorosa 176, palustrella
176 pulveratella 175, servcUa
176, suffusella 176
Ypsolophus ustulellus 180
Z e 1 1 e r i a hepariella lOl
Z i n k e n i a 123
Z 0 n 0 s o m a orbicularia 376
Z u p h i u m olens 80
Z y g a e n a hissariensis 53, kaw-
rigini 53, tamara 63
-•5^*«-
Stett. entomol. Zeit. 1891.
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Dr. K. Lampert schreibt in ,, Humboldt" (Jahrg. VI, Heft 12) über das vor
liegende Werk: ,,Bei der in der zoologischen Litteratur nicht selten zu Tage freien-
den Erscheinung, dass neugcbildete wissenschaftliche Bezeichnungen den einfachste!
Sprachgeselzen widersprechen (man denke an die halb griechischen, halb lateiniscliei
Zwitterbildungen!) ist ein Buch wie vorliegendes freudig zu begrüssen; denn e
ist nicht nur für den philologisch nicht gebildeten Entomologen ein empfehiens
werthes Nachschlagebuch zur Orientirung über die Etymologie der Fremdnamen
sondern trägt vielleicht auch dazu bei, bei Neubildungen sich nicht allzusehr mit de
Philologie in Conflict zu setzen .... Das Buch wird sich besonders dem An
fänger sehr nützlich erweisen, indem dieser mit seiner Hülfe sich zugleich mi
dem F'remdnamen dessen Ursprung und Bedeutung merkt, wird aber auch von jeden
Entomologen häufig zu Rath gezogen werden. Auch die stets beigegebene deutsch
Bezeichnung der Gattunsen und Arten wird manche Freunde finden."
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Die Kleinschmetterlinge der Mark Brandenburg
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vortheilhaft bekannte Verfasser bietet in dem vorliegenden Werke eine übersichtlichi
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Dasselbe ist sowohl für den Entomologen von Fach, als auch für den Liebhabe
und Sammler von hohem Interesse, da überall erschöpfende Notizen über Vorkommei
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wissenschaften.
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exotischer Schmetterlinge von höchstem Interesse. Neben dem faunistischen Theil biete
sie interessante Mittheilungen über das Sammeln in den Tropen, biologische Daten übei
einzelne Lepidopterenspecies und eine Einleitung über Land und Leute auf Nias.
(Siehe die eingehende Besprechung auf Seite 169 der ,, Entomologischen Nach-
richten" 1884.)
Die schwierige und kostspielige Herstellung der Abbildungen bedingte eine klein(
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1808, d. i. Kritik und Synonymie der in 68 Werken beschriebenen Lepidoptera.
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Wilkes, (1o Geer, Poda, Schäffer, Harris, Fabricins, Esper, Ernst, Scopoli, Hübner etc.
Vergleichende Uebersicht der H u fn a g e 1 ' sehen Tabellen und der Werke von Linne, Clerck
Scopoli; Vergleichung der Werke von Fabricius mit dem ,,S y s t e m a t i s che n V e r z e ic h ni s s dei
Schmetterlinge der Wiener Gegend" etc.
Lepidoptera.
Mark.
Abbot a. Smith, Natural Hist. of the rarer Lepidopt. Insects of Georgia. (N.-Amer.)
their metamorphoses, and the plants on which they feed. (Text in Engl. a. French.)
2 vois. Lond. 1777. fol. w. 104 coloured plales. calf. 160
Albrecbt, L., Catal. d. Lepidopt. d. Moskow. Gouvern. (Mosk.) 1881. 8. 1
Alpheraky, S., Lepidoptöres du district de Kouldja et d. montagnes envir. (Rhopa-
locera, Heterocera, Geometrae.) 3 prts. Pelersb. 1881. 8. av. 7 plchs. 15
— Le meme. (Rhopalocera, Heterocera.) Petersb. 1881—82. 8. av. 5 plchs. coior. 13
Amelang, G., Schmetterüngsfauna d. Mosigkauer (Dessauer) Haide. (Berl.) 1888. gr.
8. m. Karte. 1
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Eucnemides p. Bonvouloir.) Ensemble 60 vois. Paris 1832—90. 8. av. gr. nombre
de plchs. col. et n. — Exemplaire compiet. 1500
Annales de la Societe Linneenne de Lyon. Annees 1 852 ä 1888. 35 vols. Lyon 1852 — 89.
gr. in-8. av. beauc. de plchs. (930 fr.) — La nouvelle serie compl^te, renfermant
les ouvr. de Milliöre, de Mulsant et d'a. 500
Annales des Sciences Naturelles (compr. la Zoologie et la Botanique). Publ. p. Brong-
niart, Milne-Edwards et a. Depuis le commenc. en 1824 jusqu'en 1833, formant
30 vols. av. Atlas in-4. Paris. 8. fig. — La 1 . serie complöte. 380
— Les mömes. La Zoologie, publ. p. Milne-Edwards. Depuis le commenc. en 1834 jus-
qu'en 1888 incl. 106 vols. Paris. 8. av. gr. nombre de plchs. col. et n. 1260
AnnalS and Magazine of Natural History (Zoology, Botany, Geology), cond. by Jardine,
Selby, Hooker etc. Series I, II, from the commenc. in 1838 to 1857 incl. 40 vols.
Lond. 1838 — 57. 8. w. many plales. 520
— The same. Series III, IV, V. cpite. 1858 — 87 incl., 60 vols. Lond, 1858 — 87. 8.
w. many plates. 900
Annals of the Lyceum of Natur. Hist. of New-York. (Zool., Bot., Palaeont.) Ed. by
Audubon, Cooper, Leconte, Torrey, Adams, Baird a. o. 11 vols. N.-York 1824—76.
roy. 8. w. numerous plates, coloured a. pl. 300
Anweisung wie Schmetterlinge gefangen, zubereitet, benennt, geordnet u. v. Schaden
bewahrt werden müssen. Halle 1794. 8. m. Fig. Pb. I«"
Archiv lür Naturgeschichte, hrsg. v. Wiegmann, Erichson u. Troschel. Jahrg. 1—53.
Berl. 1836—90. 8. m. vielen Kpfrt. (1530 M.) — Vollständ. Exempl. 1070
Archives du Museum d'Histoire Naturelle. Mem. de Zool. et de Bot. p. Geoffroy St.-
Hilaire, Dumeril, Milne-Edwards, Nicollet, Tulasne, Weddell et d'a. 10 vols. Paris
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— Nouvelles Archives du Museum d'Histoire Naturelle. Mem. de Zool. et de Bot. p.
Milne-Edwards, Gervais, Deshayes, Vaillant, Brongniart, Decaisne et d'a. Compiet
en 10 vols. Paris 1865 — 76. gr. in-4. av. grand nombre de plchs. coior. et n.
(500 frcs.) dem.-rel. mar. r. 360
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4. m. 135 col. Kpfrt. Hfz. — Siehe Hagen I, 44, der nur 96 Kpfrt, aufführt u.
Bd. 5 als nicht erschienen bezeichnet. 40
— Nalurgesch. d. europ. Schmetterlinge. Liefg.2. Hanau 1779. 4. m. 24 col. Kpfrt. Pb. 3
Berichte üb. d. wissensch. Leistungen im Geb. d. Entomologie währ. d. J. 1838—89.
Hrsg. v. Erichson, Schaum, Gerstäcker, Brauer u. Bertkau. 45 Thle. Berl. 1840 — 90.
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u. Martini. (M. Beitr. v. Zeller, Wocke, Werneburg u. A.) 16 Hefte. Jena. 8. 10
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EntomolOgica Americana. Edit. by J. B. Smith, Hülst a. Roberts. Vol. I — VI. Brooklyn
1885 — 90. roy. 8. w. plates. 60
EntomolOgical Society of London, Transactions, from the beginning in 1836 to 1889
incl. 37 vols. cpite. Lond. roy. 8. w. many plates col. a. pl. — The complete
series. ^240
EntomolOgical Society (American) of Philadelphia. — Proceedings. Vol. 2 — 5. Philad.
1863 — 65. roy. 8. w. 24 plates. 60
— Transactions. Vol. 1—13. Philad. 1867 — 88. roy. 8. w. many plates. 260
EntomolOgiscIie Nachricllten. Begründ.v. F. Katter, fortges. v F. Karsch. Jahrg. 1—16:
1875 — 90. Quediinb. u. Berlin. '8. m. 11 Kpfrt., z. Tbl. color. 90
Erscheinen im Verlage von R. Friedländer & Sohn in Berlin. Subscriptionsprcis
für den Jahrg : M. 6. (mit der Post unter Kreuzband 7 M.)
Entomologische Zeitschrift (Berliner u. Deutsche), hrsg. v. d. Entomolog. Vereine in
Berlin (Schaum, G. Kraatz u, A.). Jahrg. 1—24 incl. Berl. 1857—78. 8. m. vielen
Kpfrt. (278 M.) ^^'^
— Berliner. Hersg. v. d. Entomolog. Vereine rn Berlin. Red.: H. Dewitz u. F. Karsch.
Jahrg. 25 — 35 incl. Berl. 1881—91. 8. m. Kpfrt. (258 M.) 180
— Deutsche Entomolog. Zeitschrift. Hrsg. v. d. Deutschen Entomolog. Gesellsch. Red.
G. Kraatz. Jahrg. 25 — 34, m. Index. Berl. 1881—90. 8. m. Kpfrt. (241 M.) 190
— Dieselbe. Lepidopterol. Hefte. Red. 0. Staudinger. Band II. III. Berl. 1889 — 90.
8. m. 8 z. Tbl. col. Kpfrt. — (Band I ist Correspondenzblatt d. Entom. Vereins Iris.) 28
Entomologische Zeitung, hrsg. v. Entomol. Verein zu Stettin (red. v. C. A. u. H.
Dohrn). Jahrg. 1—51. Stettin 1840 — 90. 8. m. 100 z. Tbl. color. Kpfrt. (459 M.)
— Vollständ.Exempl. *^0
— Dasselbe. Zeller's Exemplar, mit dem ,, Ersten Jahresbericht d. Stettmer Entom.
Vereins (1839)". Vollständig v. 1839 — 1885. Pb. 270
EntomolOgisk Tidstrift, pa föranstaltande af Entomolog. Föreningen i Stockholm ulg.
af J. Spansbers. Arg. I — XI. Stockh. 1880 — 90. 8. fig. ^'^
The Entomologist, cond. by E. Newman a. Carrington. Series I a. II. In all 23 vols.
Lond. 1840 — 90. 8. w. plates. — Complete copy. 200
EntomolOgist'S Annual for 1 855 — 74, publ. by H. T. Stainton. 20 vols. cplte. Lond. 8.
w. plates colour. a. pl. bds. ^*
R. Friedländer & Sohn in Berlin. No. 397' [X.]
12 [X.] Lepidoptera.
Entomologist's Monthly Magazine, cond. by BlackLurn, Mc Lachlan, Slainlon a. o.
Series I. complete. From the beginn, in 1864 to 1889 cpite. 25 vols. Lond. 1864
— 89. 8. w. illustr. 210
— Tlie same. Series II. Vol. 1: 1890. Lond. 8. 6
Entomologist's Weekly Intelligencer. Pubi. by H. T. siainton. Cplte. in io vols.
Lond. 1856 — 61. 8. cioth. 30
Ernst, Papillons d'Europe, peints d'apres natiire; av. la descr. p. Engrameile. 8 vols.
ou 2S cahiers. Paris 1 779 — 92. gr. in-4. av. 350 plchs. color. — Exempl. compiet. 245
Erschoff, N., Aberrationen v. 4 Spec. Lepidopteren d. Petersburg. Fauna. (Petersb.)
1868. gr. 8. m, coL Kpfrt. 1
— Lepidoptera Rossiae, Sibiriae et Americae merid., c. descr. spec. nov. 5 opuscula.
Mosq. et Petrop. 1870 — 1882. 8. c. 3 tabb. color. 7
— Lepidoptera in expedit. Turkestaiiiensi, duce A. P. Fedtschenko, coli. (Rossice.)
Petrop. 1874. 4.-maj. c. 6 tabb. color. 8
— Lepidopt. exotica nova. (Lat.-Ross.) 2 pts. (Petrop.) 1 875— 77. 8. c. 2 tabb. color. 4
— Diagnosen neuer Lepidopt. a. verschied. Provinzen Russl. (Petersb.) 1877. 8. leo
— Calalogüs Lepidopter. agri Pelropolitani. (Petrop.) 1880. 8. Uo
Erschoff et Field, Catal. Lepidopt. Imperii Rossici. Petrop. 1870. 8. c. mappa geogr. 3
Eschscboltz, F., Beschreib, neuer ausländ. Schmetterlinge, gesamm. auf Kotzebue's
Reise um d. Welt. (Dorpat 1821.) 4. 11 color. Kpfrt. m. handschr. Text. 10
— Zoolog. Adas, enth. neue Thierarten beob. auf Kotzebue's zweiler Reise um die
Welt. 5 Hefte. Berlin 1 829 — 33. fol. m. Porlr. u. 25 col. Kpfrt. (38 M.) 14
Esercitazioni accadem. degli Aspirant! Naturalisti (sulla Zoologia [Lepidott., Rettili] del
Regno di Napoli) dir. da 0. G. Costa. Napoli 1839. 8. c. 3 law. color. Frzb. 7
Esper, E. J. C, Die europ. Schmetterlinge. Vollendet v. T. v. Charpentier. 5 Bde.
in 7 Thln. m. Suppl. Erlang. 1777—1832. 4. m. 441 color. Kpfrt. (520 M.)
— Vollständ. Exemplar. 200
— Die Schmetterlinge (Europ. u. Ausländ.) in Abbild, n. d. Natur m. Beschr. 444
color. Kpfrt. (Europ. 404, Ausländer 40 Kpfrt.) m. Text, in 6 Bdn. Erlang. 1777
— 94. 4. — Das Esper'sche Originalvverk, ohne die späteren Zuträge. 100
— Magazin d. neuesten ausländ. Insecten (Schmetterl.). Heft I (alles w. erschien.).
Erlang. 1794. 4. m. 4 color. Kpfrt. 2
— Ausländ. Schmetterlinge. Hrsg. m. Zusätzen v. T. v. Charpentier. Erlangen 1830.
4. m. 64 color. Kpfrt. (100 M.) 38
— Hünich, L. A., Bestimm, v. Esper's Abbild. Europ. Schmetterl. Leipz. 1854.
4. (4 M.) 2
Eversmann, E., Enum. Lepidoplerorum fluv. Volgara inter et montes üralenses habit.
Casani 1834. 4. Pb. 6
— Notizen üb. einige Schmetterlinge Russlands. 2 Theile. (Moskau) 1837. 8. 35o
— Fauna entomol. (Lepidoptera) per 20 annos in provinc. Volgam fluv. inter et montes
Üralenses obs. et descr. illustr. 2 ptes. Casani 1 841 —42. 8. Pb. 160 + 190 pg.—
Opus incendio funesto, Aug. 1842 hab., conflagratura est. 14
— Quaedam Lepidopt. spec. novae Rossiae orienl. (Mosq.) 1 842. 8. c. 2 tabb. color. 3
— Lepidopt. spec. novae in raont. Ural, et Allaicis hab. (Mosq.) 1843. 8. c. 4
tabb. color. 4eo
— De quibusd. Lepidopteris Boss. (Mosq.) 1844. 8. c. 3 tabb. col. 4
— Fauna lepidoplerolog. Volgo-Uralensis. Casani 1844. 8. 633 pg. 32
— Lepidopt. quaed. nova in Rossia observ. (Mosq.) 1846. 8. c. 2 tabb. color. 28«
— Lepidopt. quaed. nova Rossiae et Sibiriae indig. (Mosq.) 1847. 8. c. 6 tabb. color. 5
— Beschreib, neuer Falter Russlands. (Mosk.) 1848. 8. 2
— Descr. de qlqs. nouv. espöces de Lepidopt. de la Russie. (Moscou) 1851. 8. 2
— Mittheil. üb. neue Falter Russl. (Moskau) 1852. 8. 2
— Beilr. z. Lepidopterol. Russlands. Moskau 1854. 8. m. col. Kpfrt. 2bo
— Les Noctuelites de la Russie. Moscou 1858 — 59. 8. av. 3 plchs. 28
— Les Noctuelites de la Russie. Supplement. Moscou 1859. 8. 26o
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hofer, Smifh u. a. 1860 — 90. 8. m. col. Kpfrt. 16
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— Veizeichn. d. Macrolepidopteren d. Novara-Reise. (Wien) 1862. 8. I20
Felder, R., Diat;n. neuer in Mexico gesaram. Lepidopt. I. Rhopalocera. (Wien) 1869. 8. I20
Felder, C. n. R., Lepidopterolog. h'ragmenle. (Lepidopt. exot.) Wien 1859. 4. m.
1 1 color. Kpfrt. 20
— Species Lepidopt. et Diagnoses lepidopt. (Lepid. Philippin., Amboin., Malay., Co-
lunob., Sin. et Japon., Brasil.) 9 pls. Vindob. 1860 — 68. 8. Pb. 10
— Lepidoptera nova Columbiae. 3 pts. Vindob. 1860 — 61. 8. 3
— Lepidoptera nova insul. Phiiippin. et Brasiliae septentr. 2 pts. (Vindob.) 1 862. 8. 3
— Spec. faunae lepidopt. riparum flumin. Negro super. (BrasiL). (Vindob.) 1862.
8. (feiilt 1 pg.) i
— De Lepidopt. nonnuil. Chinae centr. et Japon. (Vindob.) 1863. 8. 1
— Verzeichn. d. Diagnosen v. Rhopalocera ges. auf d. Novara-Reise in Vorder-
indien u. in Mexico. 3 Abb. (Wien) 1862 — 69. 8. Uo
— Species Lepidopterorum hucusque descr. vel icon. expr., systemat. digestae.
I. Papilionidae. Vindob. 1864. 8. 4
— Beschr. d. Lepidopleren (insbes. v. d. Südseeinseln), gesanana. a. d. Reise d.
Freg. ,,Novara". 5 Thle. Wien 1865 — 77. gr. 4. m. 140 Kpfrt. 115
— Dasselbe m. colorirten Kpfrt. 360
— Rhopalocera gesamm. auf d. Reise d. Novara. Vollst, in 3 Thin. Wien 1865 — 68.
gr. 4. m. 74 colorirten Kpfrt. 190
— Die Daniiden, Nymphalid., Heliconlid., Hesperid., Satyrid. gesanomelt v. d. ,, No-
vara". Wien 1866 — 67. 4. m. 27 Kpfrt. — (Correclur-Abzug) . 9
FerDäld, C. H., On the early slages of Saraia Columbia. Lond. (Canada) 1878. 8.
w. col. plate. l8o
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m. 3 Kpfrt. 6
Filippi, F. de, Osservaz. anat.-fisiol. sugl' Insetti in gener. ed in particol. sul Bom-
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Uranides et Phalenites.) 6 vols. Paris 1852 — 57. 8. av. Atlas de 58 pichs. 52
— Le möme ouvr. aux planches coloriees. 87
— L6pidopt. de l'ile de la Reunion. (Paris) 1863. gr. in-8. av. 2 plchs. 6
— Not. s. div. Lepidoptöres du Musee de Genäve. (Monogr. des Catagrammides,
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GoeriD • Meneville, F. E., Iconographie du Regne Animal de Guvier, ou representat.
des espöces les plus remarq. de chaque genre d'animaux. 3 vols. Paris 1827 — 44.
gr. in-8. av. 450 plchs. 86
— Le möme ouvrage aux planches coloriöes. dem.-rel. 450
— Magasin de Zoologie, d'Anat. comp, et de Palöonlologie. Depuis le coinmenc. en
1831 jusqu'en 1845. 2 series, 15 vols. Paris 1831—45. 8. av. 1085 plchs. color.
— Exempl. enliörement complet. 565
— Revue et Magasin de Zoologie pure et appliquöe. Dep. le commenc. en 1838 jus-
qu'en 1879. 41 vols. Paris. 8. av. gr. nombre de plchs. col. et n. — La coUection
complöte et terminöe. 490
— Not. sur les Pyrales. Paris 1839. 4. av. piche. 1
— Maladies et ameliorat. d. races du Ver ä Soie. Paris 1857. 8. Iso
— S. l. Vers ä Soie du chöne (Bombyx Yamamai), av. descr. d'une nouv. esp. du
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nungen V. Schmetterlmgen (meist Exoten), nebst Abbild, v. Raupen, Puppen u.
Futterpflanzen,, ca. 1750. 1 Bd. in-4. m. 210 Blatt Handzeichn. auf d. Sauberste
nach d. Natur gezeichn. u. in Farben ausgeführt. — Die Abbildgn. dieses unver-
öffentlichten Originalwerkes ülierlreffen durch vollendete Ausführung die berühm-
testen Iconographieen d. 18. Jalirh., wie Clerck, Gramer, Rösel etc. 75
Harris, M., The Aurelian, or natur. bist, of English Insecls, namely Moths and Bulter-
tlies together w. the plants on which they feed. Lond. 1778. (1794, engraved title.)
fol. w. 44 colour. plates. red morocco, fine copy. 90
— Expos, of Engl. Insects: esp. Diptera, but also Hymenoptera, Neuropt. a. Lepi-
dopt. (Noctuae.) Lond. 1782. 4. w. 52 col. plates. calf. 20
Harris, Th. W., Entomological Correspondence. W. descr. of Larvae, memoranda of
their metamorphoses etc. Ed. by S. H. Scudder. Boston 1869. roy. 8. w. portr.
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u. 636 color. Kpfrt. Regensb. 1843 — 56. gr. 4. Hfz. — Vollständ. Exempl. d.
Original-Ausg. 950
— Ueb. d. auf d. Flügelrippen gegründ. Syst. d. Schmetterlinge. I. (alles was er-
schien). (Regensb.) 1849, 8. m. 4 Kpfrt. 26o
— Lepidopt. exotica nova. Samml. neuer od. wenig bekannter aussereurop. Schmet-
terl. Bd. I. II, 1. (soviel ersch.) Regensb. 1 850 — 58. gr. 4. m. 129 col. Kpfrt. 250
1— Synonymia Lepidopt. Europae. Syst. u. synonym. Verzeichn. d. Europ. Schmet-
terl. Regensb. 1856. 4. 7i>o
' — Neue Schmetterl. aus Europa. 3 Hefte. (Soviel erschienen.) Regensb. 1856—61.
! gr. 4. m. 26 color. Kpfrt. — Originalexemplar mit altem Colorit. 60
i — Syst. Verzeichn. d. europ. Schmetterl. Regensb. 1861. 8. 1
I — Prodr. syst. Lepidopterorum. 3 partes. Regensb. 1864 — 68. 4. 4
— Dasselbe Werk. Möschler's Handexempl., durchschossen m. vielen Anmerkgn. Hfz. 6
Herrich-Schäffer U. Gundlach, Schmetterl. v. Cuba. 3 Hefte. Regensb. 1864 — 68. 8. 3
Hewitson, W. C, Exotic Butterflies; illustr. of new species of Exotic Lepidopt. Compl.
in 5 vols. Lond. 1856 — 76. roy. 4. w. 300 coloured plates. hf. bd. mor. 540
Continuation — see: Smith a. Kirby.
— Exotic Butterflies. lUustrations of new Species from the Collections of W. Saun-
ders and W. Hewitson. Vol. I. Lond. 1856. 4. w. 60 beautif. coloured plates.
hf. bd. mor. 90
— The same. Vol. V. Lond. 1876. 4. w. 60 beautif. col. plates hf. bd. mor. 90
— Descr. of new species of exotic Diurnal Lepidopt. a. of Hesperidae. 12 papers.
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Nur wenige Exemplare mit künstlerisch coiorirten Tafeln wurden hergestellt.
— Dasselbe. Theil II: Neue Papilio v. Amazon, u. Cyreslis v. Malacca. Beri. 1884.
8. m. Kpfrt. Ibo
— Dass. Theil III: Parnassius, Charaxes, Agrias etc. aus Asien u. S. Amerika. Berl.
1884. 8. m. color. Kpfrt. 3
— Dass. Theil IV: Schmetterl. v. Neu-Pommern u. Neu-Guinea. Berl. 1886. 8. m.
color. Kpfrt. 2
— Dass. Theil V: Papilio, Deiias, Cethosia v. Celebes u. Brasil. Berl. 1886. 8. m.
color. Kpfrt. 2
— Dass. Theil VI: Amathusia, Papilio, Parnassius v. Maiay. Archip. Berl. 1887. 8.
m. Kpfrt. l2o
— Dass. Theil VII: Schmetterl. v. ßataueng u. Finschhafen. Berl. 1888. 8. m. co-
lor. Kpfrt. l5o
— Eine neue Morphine aus Celebes. (Berl.) 1886. gr. 8. m. Kpfrt. 1
— Papilio Gundlachian. ; Vorkommen, Lebensweise, Raupe. (Berl.) 1887. gr. 8. m.Kpfrt. Oso
— Lepidopt. Beobachtungen in Franz. -Guyana. (Berl.) 1887. 8. 1
— Ein. Varietäten, Monstrosit.,Hermaphrod.v. Lepidopt. (Berl.) 1888.gr. 8. m. color. Kpfrt. Iso
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— Neue Lepidopteren von Peru u. Bolivia. (Stettin) 1874. 8. leo
Horae Societatis Enlomol. Rossicae. Vol. 1—24 et 2 Supplementa. Petrop. 1861 —
90. 8. maj. c. 229 tabb. col. et nigris. Vollst. Exempl., soweit ersch. 490
— Trudi russkago entomol. obtschestwa etc. (Acta Soc. Enlomol. Boss., rossice
conscr.) 13 voll. cplt. Pelrop. 1861—83. 8. maj, c. tabb. aen. color. 134
Horsfield and Moore, Catalogue of Lepidoptera in the East-lndia Comp. 's Museum.
2 vols. Lond. 1857 — 59. 8. w. 36 plates. cloth. 20
— The same work, with the plates coloured. cloth. 66
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m. Kpfrt. ''»0
HÜbner, J., Beiträge z. Gesch. d. Schmetterlinge. 2 Bde. Augsb. 1786—90. 8. m.
32 col. Kpfrt. Etwas fleckig. 26
— Sammlung auserlesener Vögel und Schmetterlinge, mit ihren Namen herausge-
geben auf 100 nach der Natur ausgemalten Kupfern. Augsb. 1793. 8. 16 pg. m.
100 color. Kpfrt. Hlnwdb. Sauberes Exemplar. 180
Wohl das seltenste aller Werke Hübner's; auch Hagen hat ein Exemplar nicht
zu Gesicht bekommen.
— Zeller, P. C, Hübner's Samml. auserles. Vögel u. Schmetterl. (1793.) Synony-
mie d. abgebild. Lepid. (Stettin) 1876. 8. 1
— Die europ. Schaben. Augsb. 1796. 4. 70 pg. 8
— Samml. Europ. Schmetterlinge. Nebst Fortsetz. v. C. Geyer. Augsb. 1805 — 41.
4. m. 790 fein color. Kpft. Hfz. — Vollständ. Exempl. 960
— Geschichte Europ. Schmetterl. (Raupen, Puppen u. Futterpflanzen) m. Forts, v.
Geyer. Augsb. 1806 — 41. 4. m. 449 fein col. Kpfrt. — Original-Subscriptions-
Exemplar, ganz vollständig, mit altem Colorit. 750
— Sammlung exotischer Schmetterlinge. 3 Bde. Nebst Zutragen z. Samml. exot. Schm.
Fortgesetzt V. C. Geyer. 5 Thle. Augsb. 1806—37 .4. m. 663 color. Kpfrt. Vollständ.
Exemplar. ^^^^
— Verzeichniss bekannter Schmetterlinge. Augsb. 1816. 8. 45o
Hübner et Herrich-Schlffer, Geometrae europaeae. 2 voll. Augsb. u. Regensb. 18 05
— 47. 4. m. 204 color. Kpfrt. Hfz. 290
Die vollständigen Abtheilungen d. Spanner aus Hübner's Samml. europ. Schmet-
terl. (113 col. Kpfrt.), u. aus Herrich-Schäfifer's Syst. Bearb. d. Schmetterl. v.
Europa (91 col. Kpfrt.), letztere m. vollständ. Text.
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4. w. 42 coiour. plates. cloth. 60
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— Lepidopterolog. aus Sibirien. 2 Theile. Wien 1853-56. 8. m. 9 Kpfrt. 78o
— Zur Schmetterlingsfauna v. Cypern, Beyrut u. ein. Theile Kleinasiens, m. Nachtr.
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— Lepidopt., gesamm. auf e. entomolog. Reise in Corsika. (Wien) 1855. 8. Im
— Verzeichn. d. in d. Gegend v. Fiume gesamm. Schmetterl. (Wien) 1857. 8. äso
— Zur Lepidopt. -Fauna v. Amasia. (Wien) 1861. 8. m. 2 Kpfrt. iso
— Verzeichn. d. bei Brussa (Kleinasien) gesamm. Schmetterl., m. Nachtr. 2 Theile.
(Wien) 1862 — 64. 8. m. 3 Kpfrt. 4
— Schmetterlinge, gesamm. in d. Dobrudscha u. an d. croat. Militärgrenze. 2 Thle.
(Wien) 1866 — 67. 8. m. 2 z. Thl. color. Kpfrt. 36o
— Lepidoptera, gesamm. im Glockner-Geb., um RaibI in Kärnten, um Bozen u. Trient,
in d. ümg. v. Livorno u. in Dalmatien. 6 Abh. (Wien) 1867 — 77. 8. 5
— Zur Kenntn. d. Microlepidopteren-Fauna Oesterreichs ob u. unl. d. Enns u. Salz-
burgs. 14 Thle. (Wien) 1884 — 85. 8. 6
— Rogenhofer, Jos Mann, e. Nachruf. (Wien) 1889. 8. m. Portr. 1
fflarshall a. Niceville, Bullerflies of India, Burmab a. Ceylon. Handb. of all known
Rhopaloc. Vol. I, in 2 parts. (Danainae, Satyrinae, Elymniinae, Morphinae, Acrae-
inae) . Caicutta 1882 — 83. roy. 8. w. 18 plates (1 col.) 26
— The sarae. Vol. II: Nymphalinae, Lemoniidae, Lybilhaeinae, Nemobiinae. Calc.
1886. roy. 8. w. 8 plates. 26
— The same. Vol. III: Lycaenidae. Calc. 1890. roy. 8. w. 6 plates (2 coiour.). 31
Will be complete in 5 vols.
Marsham, Th., On the Phalaena Bombyx lubricipeda. (Lond.) 1791. 4. w. col. plate. Iso
Mathew, G. F., Descr. a. lifeliist. of Rhopaloc. fr. the West. Pacific a. the Solomon
Isl. 3 papers. (Lond.) 1885 — 89. 8. w. 2 coiour. plates. Sso
— Life-hist. of Rhopaloc. fr. the Austrat, region. (Lond.) 1888. 8. w. col. plate. 3so
MattUSChka, Raupen u. Schmetlerlings-Tabellen. Leipz. 1805. 8. Pb. Iso
fflaynard, C, J., Butterflies of New England. Boston 1886. 4. w. 232 illustr. cloth. 35
Mead, Edwards a. Stretch, Report upon the collect, of Diurnal Lepidoptera, and of
new Zygaenidae a. Bombycidae, made in Colorado, Utah, New Mexico and Arizona
1871—74. (Washingt.) 1875. roy. 4. w. 6 coiour. plates. 15
Meigen, J. W., Systemat. Beschreib, d. Europ. Schmetterlinge. 3 Bde. Leipz. 1829
— 32. 4. m. All. V. 125 Kpfrt. (53 M.) 15
— Dasselbe, m. 125 colorirten Kpfrt. (204 M.) Lnwdb. — Die illum. Exemplare
wurden v. Verfasser selbst ausgeführt. (Engelmann 496.) — Prof. Hering's
Exemplar, welcher d. Namen m. Bleislift beigefügt hat. 85
Memoires snr les Lepidopteres, red. p N. M. Romanoff. 5 vols. Pelersb. 1884 — 90.
4. av. 77 plchs. color. et 4 carles. 240
Goal. RomanofT, Les Lepidopt. de la Transcaucasie (av. 13 plchs. col. et 1
carte). — Christoph, Lepidopt. a. d. Achal-Tekke Gebiete (m. 13 col. Kpfrt.).
Schmetterl. a. Nord-Persien (m. 2 col. Kpfrt.). — Slaudinger, Beitr. z. Kenntn.
d. Lepidopt.- Fauna d. Achal-Tekke Geb. (m. col. Kpfrt.). — Snellen, Nouv.
genres de Pyralides (av. 2 plchs. color.). — ErschofT, Schmetterl. a. Central-
Sibirien (m. col. Kpfrt.). — Heylaerts, Psychides nouv. (av. 2 plchs. col.). —
Groum-Grshimailo, Lepidopt. du Pamir (av. 21 plchs. col. et 1 carte). — Stau-
. dinger. Neue Lepidopt. aus d. Amur-Gebiet (m. 9 col. Kpfrt). — Fixsen, Lepi-
dopt. aus Korea (m. 3 col. Kpfrt. u. 1 Karte) etc.
Menetries, E,, Observat. s. quelques Lepidopteres du Bresil. (Moscou) 1829. 4. av.
3 plchs. color. ^
— Catalogue rais. des objects de Zoologie rec. dans un voyage au Caucase. Pe-
tersb. 1832. 4. 9
— Sur qlqs. Lepidoptferes des Anlilles, av. descr. de plus, espäces nouv. (Mose.)
1834. 4. av. 2 plchs. color. 6
R. Friedländer & Sohn in Berlin. No. 397. [X.]
24 [X.] Lepidoptera.
Menetries, E., Catalogue d'Insectes rec. entre Constantinople et le Balkan. Petersb.
1838. 4. av. 2 plchs. col. 5
— Descr. d. Insectes rec. p. Lehmann (dans l'Asie centr.). Partie II. (compr. les
Lepidoptferes etc.) Pötersb. 1848. 4. av. 4 plchs. color. 8
— Descr. des nouv. espfeces de Lepidoptäres (particul. de la Siberie) de la coli, de
l'Acad. d. Sciences. Spart. Petersb. 1 855 — 63. gr. in-8. av. 18 plchs. color. 20
— Lepidopt. de Lenkoran, de Talyche et de Jakoutsk. (Petersb.) 1859. 8. 1
— Lepidopt^res de la Siberie orient., partic. des rives de l'Amour, rec. p. L. de
Schrenck. Petersb. 1859. gr. in-4. av. 5 plchs. color. 5
Menetries a. Erichson, Insekten aus Nord- u. Ost-Sibirien, gesamm. v. Middendorff.
(Petersb.) 1851. gr. 4. m. col. Kpfrt. 7iso
Meriän, M. S., Erucamm ortus et metamorphosls papilionum etc. 3 tom. in 1 vol.
Amstelaed. (1717.) 4. -min. c. 154 tabb. aen., partim color. Frzbd. m. Goldschn.
m. handschr. Bemerkgn. im Text. 10
— Metamorphosls Insectorum Surinamensium. Verandering der Surinaamsche In-
secten. Amstelod. 1705. gr. fol. m. 60 color. Kpfrt. Ldrbd. (Vide Hagen I. 535). 80
— Idem opus. Ed. II. Amstelod. 1719. fol. 73 tabulae coloratae (sine textu). hf.
bd. calf. (English text written on the backside of Ihe plates.) 50
— Idem opus. Ed. II. Amstelod. 1719. fol. 62 tabb. aen. sine textu (opus in-
compl.) Prgtb. 4
— Verander, d. Surinaamsche Insecten. Amsterd. 1730. gr. fol. m. 72 Kpfrt. Hfrz. 12
— De Europische Insecten, m. beschrijv. v. d. planten. Amsterd. 1730. gr. fol. m.
184 Abbild, auf 47 Kpfrt. 12
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— Descr. of Lepidoptera fr. the S. Pacific. (Lond.) 1886. 8. 7
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Livr. 1 ä 23. (Vol. I. II.) Lyon 1859 — 69. gr. in-8. av. 104 plchs. soigneus.
color. dem.-rel. 150
— Catal. rais. d. Lepidopt. d. Alpes-marit. 3 prts. Paris 1871—75. gr. in-8. av.
2 plchs. col. cart. 20
— Le m6me ouvr. Part III. Microlepid. Cannes 1875. gr. in-8. av. 2 plchs. color. 6
— Descr. de Chenilles et de Lepidopt. ined. d'Europe. (Paris) 1 875. 8. av. piche color. 1 ßo
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lermo 1889. 4. 5
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col. plate. 2
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5 Jahrgge. (soviel ersch.) Münch. 1877 — 81. 8. m. 5 color. Kpfrt. (45 M.) 20
Mittlieilungen d. Schweiz. Enlomol. Gesellsch. Bd. I— VU, VIII Nr. 1 -5. Schaffh.
1865 — 90. gr. 8. (92V3 M.) 78
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3 plates. 260
— On the Lepidoptera of Bengal. 3 parts. (Lond.) 1865 — 67. 8. w. 7 plates. 9
— On the Noctuae,Pyral.,Geometr.,Tineae of Bengal. (Lond.)1867. 8. w. 4 col. plates. 15
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— Monogr. of Linanaia a. Euploeina, 2 groups of Diurnal Lepidoptera. W. descript.
of new gen. a. spec. 2 prts. (Lond.) 1883. 8. w. 3 plates. 6
— List of Lepidopt. of Mergui a. its archipelago. (Lond.) 1886. 8. w. 2 colour. plates. 3
— Lepidopt. Indica. Descr. of all Butterflies a. Moths of the Indian Region. (In 8
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— The same. 3. edit. 4 vols. Lond. 1891. roy. 8. w. 1 32 colour. plates. (6Ä6sh.) 98
— Nat. Hist. of Brit. Butterflies. 6. ed. Lond. 1891. roy. 8. w. 72 colour. plates.
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— The same work, w. manuscr. addit. by H. B. Moeschier. 4
— Synopsis of the descr. Diurnal and Crepusc. Lepidopt. of North America. Wa-
shington 1862. roy. 8. 6
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Moeschier, H., Schmetterl. d. Oberlausitz. 3 Thle. (Görlitz) 1858 — 61. 8. 5
— Beitr. z. Lepidopt. -Fauna V. Labrador. 3 Abh. (Wien)1 860— 64. 8. m. 4 color. Kpfrt. 8
— Die Chionobasarten d. europ. Fauna. (Wien) 1863. 8. 2
— Aufzählg. d. V. Hofifmannsegg in Andalusien ges. Schmetterl. (Berl.) 1866. 8. -l^o
— Tineen d. Ober-Lausitz. II. (Görlitz) 1869. gr. 8. m. Kpfrt. I^»
— Beiträge zur Schmetterlings-Fauna v. Surinam. Vollst, in 5 Thln. (Wien) 1876 —
83. 8. m. 11 color. Kpfrt. 36
— DasselbeWerk. Handexemplar desVerfassers, mit vielen handschriftl. Bemerkungen. 4 8
' -r- Neue exotische Hesperidae. (Wien) 1878. 8. 1^"
— Familien u. Gattungen d. europ. Tagfalter. Görlitz 1880. 8. m. 3 Kpfrt. 20»
— Fam. u. Gatt. d. europ. Schwärmer. (Görl.) 1880. 8. m. Kpfrt. 2
— Beitr. z. Schmetterlingsfauna d. Kafifernlandes. (Wien) 1884. 8. m. color. Kpfrt. 4
— Die Nordamerika u. Europa gemeinsam angehör. Lepidopteren. (Wien) 1886. 8. 2
— Beitr. z. Schmetterl. -Fauna v. Jamaica. Frankf. 1886. gr. 4. m. color. Kpfrt. 5
— Beitr. z. Schmetterlingsfauna d. Goldküste. Frankf. 1887. 4. m. col. Kpfrt. 4'"'
-~ Die Lepidopterenfauna v. Portorico, hrsg. v. M. Saalmüller. Frankf. 1890. 4. m.
Portr. u. col. Kpfrt. 1^
Mosley, S. L., Illustrat. of Varieties of Brit. Lepidopt. Parts 1—5 (all publ.). Lond.
1889. 8. w. 25 colour. plates. 26
Müller, 0. L. V., Fauna Lepidopt. Siles. Schlesiens Schmetterl. Abth. I. 1 u. III.
1 (soviel erschienen). Brest. 1802. qu. 12. m. 17 col. Kpfrt. (fehlen 3 Tafeln). 3
Müller, F., Ueb. Leptalis u. Aeglea Odebrechtii n. sp. 2 Abh. (Jena) 1876. 8. fig. iso
— Ueb. Haarpinsel, Filzflecke u. ähnl. Gebilde auf d. Flügeln männl. Schmetterlinge.
(Jena) 1877. 8. <2o
Müller, Fr., Orgaos odoriferos da Antirrhaea archaea. (Rio de Jan. )1 878. 4. av. piche. 2bo
— A prega costal das Hesperideas. (Rio de Jan.) 1878. 4. av. 2 plchs. 3
— Angebissene Flügel von Acraea Thalia. (Leipz.) 1883. 8. fig. 0«o
Müller, 0. F., Pile-Larven (Harpyia vinula). Kjöbenh. 1772. 4. m. 2 Kpfrt. Iso
Müller, W., Ueb. einige im Wasser leb. Schmetterlingsraupen Brasiliens. (Berl.) 1884.
8. m. Kpfrt. ^«o
R. Friedländer & Sohn in Berlin. No. 397. [X.]
19
2 pap.
(Lond.)
1884 —
89.
180
(Lond.) 1887. roy. 8.
W.
250
rt.
160
Papil.,
Sphing.,
Bombj
•c,
2
26 [X.] Lepidoptera.
Müller, W., Südamerikaa. Nymphalidenraupen. Versuch e. natürl. Syst. d. Nympha-
liden. Jena 1886. gr. 8. m. 4 Kpfrt. 10
Nagel, Hülfsbuch f. Schmelterlingssammler. Heimst. 1818. 8. m. 2 z. Th. col. Kpfrt. 1b
Der Naturforscher, hrsg. v. Schreber u. Walch. 30 Stücke. Halle 1774 — 1804. gr.
8. m. 142 meist color. Kpfrt. (138 M.) Pb. — Vollständ. Exemplar. 25
NeOStädt, V. Eornatzki U. Assmann, Abbild, u. Beschr. d. Schmetterl. Schlesiens.
Papiliones, Sphinges. 2 Thie. Bresl. 1842 — 50. 4. u. 8. m. 68 color. Kpfrt. Pb. 25
Newman, E., Essay on Sphinx vespiformis. Lond. 1852. roy. 8. 4
— On Saccophora, a sackbearing Bombyx f. the Amaz. (Lond.) 1 854. 8. w. col. plate. 2
— Illustrated Nat. Bist, of Brit. Moths. Lond. 1869. roy. 8. w. 740 wood-engrav. 15
— Iliustr. Nat. Hist. of Brit. Butlerflies. Lond. 1874. roy, 8. w. illustr. 8
Newport, G,, The nervous syst, of the Sphinx ligustri. 2 parts. Lond. 1832 — 34. roy.
4. w. 7 plales.
Niceville, L. de, On Papllio polydecta a. Delias sauaca.
8. w. col. pl.
— Descr. of some new or little-known Ind. Bulterflies.
2 plates.
Hickerl, F. A., Böhmens Tagfalter. Prag 1837. 8. m. Kpfrt.
— Synops. d. Lepidopt. Böhmens. I (soviel erschien.
Noctuiden. Prag 1850. gr. 8.
Nolcken, J. H. V., Lepidopterolog. Fauna v. Est-, Liv- u. Kurland. 3 Thle. (Riga)
1868 — 71. 8. 11
— Eine neue Lepidopt. -Gatt. Colletria. (Petersb.) 1877. gr. 8. m. col. Kpfrt. 1
Nordmann, A. V., Neue Schmetterl. Russlands. — Die im Gebiete d. Fauna Taurico-
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schw. Kpfrt. 8
Nowicki, M., Enum. Lepidopt. Galiciae orient. (Les Löpidopteres de la Galicie autrich.)
Leopoli 1860. 8. c. tab. (9 M.) 46o
— Microlepidopterorum spec. novae. Cracoviae 1864. 8. c. tab. color. 2
— Motyle Galicyi. (Fauna Lepidopt. Galiciae.) Leopoli 1865. 8. c. 5 labb. aen. 4
— Beitr. z. Lepidopteren-Fauna Galiziens u. Tatra'sche Schmetterl. 2 Abh. (Wien)
1865 — 67. 8. 180
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tomol. by Westwood) a. Botanical Conirib. (by Oliver). Lond. 1881. 8. w. maps,
16 col. plates a. many woodengrav. cloth. IS
Oberthür, Catal. d. Lepidopt. de l'Asie min. rapp. p. Deyrolle. (Paris) 1872. 8.
av. piche, color. iso
— Etudes d'Entomoiogie. Descr. d'Insectes (Löpidoplöres) nouv. ou peu connus. 14
parlies. Rennes 1876 — 91. 4. av. 84 plchs. color. d'une execut. magnif. 535
— Les raömes. VIII. Löpidopt^res d. Pyrenees. 1884. 4. av. piche, color. 10
— Les memes. IX. Lepidopl^res du Thibet, de la Mantschourie, de l'Asie mineure
et de TAlgörie. 1884. 4. av. 3. plchs. color. 22
— Les m6mes. X. Löpidopt^res de l'Asie Orientale. 1884. 4. av. 3 plchs. color. 22
— Les mömes. XI. Esp. nouv. de Löpidopt. du Thibet. 1887. 4. av. 7 plchs. color. 58
— Les mömes. XII. Nouv. Lepidopt. d'Afrique et d'Amörique. Premiers etats de Lepid.
de la R6union. Lepid. Europöens et Algeriens. 1888. 4. av. 7 plchs. color. 58
— Les mömes. XIII. Lepidopt. des lies Comores, d'Algerie et du Thibet. 1890. 4.
av. 10 plchs. color. 81
— Les mömes. XlV. Löpidopt. du g. Parnassius. 1891. 4. av. 3 plchs. color. 32ik)
— S. 1. Löpidopt. rec. ä Dore'i (N. Guinee) p. 0. Beccari. (G6nes) 1878. gr. in-8. lau
— Diagnoses d'esp^ces nouv. de L6pidopl6res de l'ile Askold. Rennes 1879. gr. in-8. 2
— Löpidopt^res d. lies Sangir (Archip. Malais) et descript. d'espöces nouv. (Londres)
1879. 8. av. piche, col. 18o
— Risultati zoolog. della spediz. Ilal. neu' Africa equatoriale. Lepidotteri. 2 parti.
Genova 1880—83. in-8. gr. c. ritratto, carta e 2 tavv. 11
— Etüde s. les Collections de Lepidopt. Oc^aniens du Musöe Civ. de Gönes. Gönes
1880. gr. in-8. av. 3 plchs. dont 2 color. 8
Ochsenhelmer U. TreitSChke, Die Schmetterlinge v. Europa. 10 Thle. in 17 Bdn.
Leipz. 1807—35. 8. (88 M.) Pb. 25
R. Friedländer & Sohn in Berlin. No. 397. [X.]
Lepidoptera. [X.] 27
Ochsenheimer H. TreitSChke, Die Schmetterl. v. Europa. P. C. Zeller's Handexempl.,
m. zahlreichen handschr. Anmerkungen u. Zusätzen desselben bei d. Microlepidopt.,
auch m. 4 color. Handzeichn. (Microlepidopt. -Raupen.) Pb. 60
Ott, A., Die Fagara-Seidenraupe (Bombyx Cynthia). Zürich 1861. 8. ni. Kpfrt. 26o
Pabst, M., Macrolepidoptera d. Umg. v. Chemnitz u ihre Entwickiungsgesch. 1.
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— Phalaenidae a. Pyralidae of N.-Amer. (espec. of California), w. descr. of new
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— Catal. of Pyralidae of California, w. descr. of new Pterophor. (Salem) 1873. 8. lao
— Descr. of new American Phalaenidae, a. new Catal. of the Phalaenidae of Cali-
fornia. 2 pts. (Salem a. Boston) 1873 — 74. 8. w. plate. 4
— New North American Phalaenidae and Phyllopoda. Salem 1874. roy. 8. Ibo
— On Gynandromorphism in the Lepidoptera. (Boston) 1875. 4. w. plate. 2
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35 Jahrt:ge. nebst 3 Reg.-Bdn. Wien 1852 — 86, gr. 8. m. vielen Kpfrt. (598 M.)
— Zeller's Exemplar, einige d. Lepidopt. -Tafeln (Lederer) colorirt. 380
Verloren, Catal. Lepidopt. in op. Crameri delin., sec. meth. Latreille. Ultraj. 1837. 8. 6
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Verzelchniss, System., d. Schmetterlinge d. Wienergegend (von Denis u. SchifTer-
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Vieweg a. Willdenow, Tabellar. Verzeichn. der in d. Churm. Brandenburg einheira.
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Vogel, C, F., Chronolog. Raupenkalender. Berl. 1837. 8. m. 42 col. Kpfrt. 7
Wachtl, F. A., Serropalpus barbat. u. Retinia margarotana, zwei Feinde der Tanne.
Wien 1877. gr. 8. m. 2 color. Kpfrt. 2
— Die Weisstannen-Triebwickler Tortrix murinana u. Steganoptycha rufimitr. Wien
1882. 4. m. 12 z. Thl. col. Kpfrt. (12 M.) 9
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— KafTerlandets Macroiepidopter-Fauna. Lund 1856. 8. 2
— Symbolae ad faunam Lepidopt. Africae austral. (Lepidopt. Caffr. et Transvaal.)
3 comment. (Suec. conscr.) (Lond. et Holm.) 1856 — 75. 8. 36o
— Analecta Lepidopterol. Scandin. Skand. Coleophorer. (Holm.) 1857 — 60. 8. iso
— Lepidoptera Rhopalocera et Heterocera in terra Caffrorum a J. A. Wahlberg coli.
2 partes. Holmiae 1857 — 65. 4. maj. 15
— Nova genera Lepidopterorum. 3 pts. (Holm.) 1859. 8. 2
— Skandinaviens Fjädermott (Alucitae). (Stockh.) 1860. gr. 4. is»
— Lepidopt. Mittheilungen. 3 Theile. (Wien) 1860 — 63. 8. 2
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— Die währ. d. Reise d. ,,Eugenie" gesamra. Scbmetterl. (Wien) 1863. 8. l
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R. Friedländer & Sohn in Berlin. No. 397. [X.]
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— Bidr. t. Lepidopt. -Fauna af St. Barthelemy och af Södra Afrika. 2 afh. (Stockh.)
1871—72. 8. 2
— Symb. lepidopterol. ad faunam Africae australis. (Stockh.) 1872. 8. l6o
— Skandinaviens Pyralider och Choreutider. (Stockh.) 1872. 8. 3
— Index spec. Noctuarum et Geometiarum in Scand. hucusque detect. (Holm. )1 874. 8. lao
— Species Tortricum et Tinearum Scandin. (Holm.) 1875. 8. äso
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plates. hf. bd. 5«
— On new a. Utile known species of Tineidae. (Lond.) 1880. 8. w. 2 plates. 2
— On some Norlh-Amer. Tineidae. (Lond.) 1881. 8. w. 2 plates. 28ü
— On the Tortricidae, Tineidae a. Pterophoridae of South Africa. (Lond.) 1881. 8.
w. 4 plates. 7
— North American Coleophorae. (Lond.) 1882. 8. w. col. plate. 22o
— Contribut. to the knowledge of the gen. Anaphe. Lond. 1885. 4. w. 2 col. pl. 52o
— Revis. of the gen. Acrolophus a. Anaphora. (Lond.) 1887. 8. w. 2 colour. plates. 4bo
— Descr. of a new Pyralid fr. Kangra Valley, Punjab. Lond. 1888. 4. w. colour. plate. 52o
— Monogr. of the genera connect. Tinaegeria Wlk. with Eretmocera Z. (Lond.) 1889.
8. w. 6 colour. plates. 9
Walter, A., Palpus maxillaris Lepidopterorum. Jena 1884. 8. 2
Warren, W., On the Pyralidina coli, by Trail in the Basin of the Amazons. (Lond.)
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Watson, J., On Battledore scales of Butterflies. (Lond.) 1869. 8. w. 3 plates. 2
Weale, M., On habits a. variat. of S. Afric. Rhopaloc. 2 mem. (Lond.) 1874 — 77. 8,
w. colour. plate. 2eo
Weale a, Trimen, On the habits of Papilio Merope, w. descr. of its Larva a. Pupa.
(Lond.) 1874. 8. w. colour. plate. 28o
Weidemeyer, J., Catal. of North Americ. Butterflies. Philad. 1864. 8. 26o
Weiler, J., Verzeichn. d. Schmettert, v. Innsbruck. Innsbr. 1877. gr. 8, Ibo
Weismann, A., Einfluss d. Isollrung auf d. Artbildung. Leipz. 1872. 8. 2
— Studien z. Descendenz-Theorie. I. üeb. d. Saison-Dimorphismus d. Schmetter-
linge. Leipz. 1875. Lex. -8. m. 2 col. Kpfrt. 4
II. Ueb. d. letzten Ursachen d. Transmutation. Leipz. 1876. gr. 8. m. 5col. Kpfrt. 9
— Studies in the Theory of Descent. Transl. by R. Meldola, w. prefat. not. by C.
Darwin. 2 vols. Lond. 1882. 8. w. 8 colour. plates. cioth. (2 S^.) 20
Wernebnrg, A., Beitr. z. Schmetterlingskunde. Krit. Bearbeit. entomol. Werke d. 17.
u. 18. Jahrb. 2 Bde. Erfurt 1864. gr. 8. (12 M.) 7
Krit. Bearbeit. d. Europ. Schmetterl. in d. entomol. Litt. v. 1602—1808, d. h.
krit. Revision u. Synonymie der in 68 Werken (Goedart, Merian, Peliver, Ray,
Reaumur, Swammerdam, Sepp, Roesel, de Geer, Esper, Ernst, Hübner etc.) be-
schrieb. Lepidopt.
— Der Schmetterling u. sein Leben. Berl. 1874. 8. Ibo
Westwood, J. 0., Arcana entomologica, or iliustr. of new, rare and inter. Exotic In-
sects. 2 vols. Lond. 1845. roy. 8. w. 96 coloured plates. hf. bd. 105
— Cabinet of Oriental Enlomology. Lond. 1848. 4. w. 42 colour. plates. cioth. 195
— Cabinet of Oriental Entomology: Lepidoptera, plates. (Lond.) 1848. 4. 20 col.
plates. cioth. 50
All the plates in most beautiful drawings in colours w. explanat. in manuscr.
— Descr. of some spec. of the genus Oiketicus. Lond. 1854. 8. w. 4 plates. 6
— Monogr. of the Lepidopt. genus Castnia a. some allied groups. (Lond.) 1877.
roy. 4. w. 6 colour. plates. 15
— Observal. on the Uraniidae, w. Synopsis of the family and monogr. of the Coro-
nidia. (Lond.) 1879. roy. 4. w. 4 col. plates. 20
— Descr. of some new exotic spec. of Moths. (Lond.) 1881. 8. w. 2 plates. iso
— On 2 spec. of Indian Lepid. (Pap.Castor a. Pap. Pollux.) (Lond.) 1881. 8. w. 2 plates. Ho
— Butterfl. of Great Brilain. Lond. 1887. roy. 8. w. iliustr. cioth. 11
R. Friedländer & Sohn in Berlin. No. 397. [X.]
38 [X.] Lepidoptera.
Weyenbergh, B., Een merkwaardig Vündergeslacht uit Zuid-America. (s' Gravenh.)
1875. 8. fig. 120
— Mimallo despecta. — Cecidipta excoecariae Brg. (Cordoba) 1878. 8. I20
— Una nueva especie d. gen. Ceratocampa, C. Vogleri m. Montevideo 1882. 8. 2
— Mimallo Schulzii et sa metamorphose. (Petersb.) 1883. 8. av. piche, col. Ibo
— Biolog. en System. Beschr. van 4 nieuwe argentijn. Psychiden. Haag 1884. 8.
m. col. Kpfrt. 2
Weymer, G., Macrolepldopt. d. Umgeg. v. Eiberfeld. 2 Thle. (Elberf.) 1863 — 78. 8. 2bo
— Einige Abänder. u. 2 Hermaphroditen V. Lepidopt. (Elberf.) 1 884. 8. m. 2 Kpfrt. 2
— Exot. Lepidopteren. II. (Danaiden u. Heliconiden.) III. (Beitr. z. Lepidopt. -Fauna
V. Nias.) (Stettin) 1884—85. 8. m. 4 color. Kpfrt. 6
— Dass. IV. (v. Nias, Sumatra, Borneo). (Stett.) 1887. 8. m. 2 Kpfrt. 2
Weymer U. Maassen, Lepidopt. gesamm. in Colombia, Ecuad., Peru, Brasil., Argentin.
u. Boliv. V. Slübel. Berl. 1890. gr. 4. m. 9 color. Kpfrt. cart. 29
White, F. B., On the male genital armature in the Europ. Rhopalocera. (Lond.)1878.
4. w. 3 col. plates. 450
Wiener Entomölog. Monatsschrift, hrsg. v. J. Lederer u. L. Miller. Vollst, in 8 Bdn.
Wien 1857 — 64. 8. m. 60 Kpfrt. 60
— Dieselbe. Möschler's Exempl. m. d. lepidopterol. Tafeln colorirt. 80
WlkstrÖm, Ä., Provinsen Helsinglands Macrolepidopt. Hudiksv. 1 871 . 4. I50
Wilde, 0 , Lepidopterol. Botanik. Syst. Beschr. d. Pflanzen Deutscht, u. ihrer Raupen.
2 Bde. Berl. 1860-61. 8. m. 10 Kpfrt. 9
— Falter-Fauna v. Zeitz a. d. Elster. (Halle) 1860. 8. I20
Wilkinson, S. J., The British Tortrices. Lond. 1859. roy. 8. w. 4 plates. cloth. 26
Wilson, 0, S., Larvae of the Brit. Lepidoptera and their food-plants. Lond. 1880.
roy. 8. w. 40 colour. plates. cloth. 75
Wecke, M. F., Eine Wanderung durchs Altvatergeb. u. d. Grafsch. Glalz. (Lepidopt.)
(Bresl.) 1850. 8. m. 2 col. Kpfrt. Iso
— Verzeichn. d. Lepidopt. Schlesiens. 2 Thle. u. Nachtr. Bresl. 1872 — 75. 8. 7
— Dasselbe. II. Microlepidoptera. (Breslau) 1874. 8. 420 J
— Lepidopterol. Mittheiign. (Bresl.) 1879. 8. 1 |
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Wood, J. G., Common Moths of England. Lond. 8. w. 12 col. plates. cloth. 2
Wood, W., Index Entomologicus ; complete catalogue of the Lepidoptera of Great
Brifain etc. New ed., w. supplem. by Westwood. Lond. 1854. roy. -8. w. 59
plates, cont. 5100 coloured figures. (99 M.) eleg. hf. bd. mor. 70
Wood-Mason, J,, Descr. of a new Lepidopt. Insect belong. lo the g. Thaumantis.
(Calcutta) 1878. roy. 8. w. colour. plate. I50
— 5 Papers on new Indian Lepidopt. (Hebomoia, Paranthirraea, Elymnias etc.)
(Lond. a. Calc.) 1880 — 83. 8. 2
— On a new Papilio fr. S. India, w. remarks on the species allied Ihereto. (Calc.) i
1880. roy. 8. w. 2 plates. 2eo J
— On the g. Aemona, w. descr. of a new species. Descr. of a new Papilio fr. the 1
Andaman Isl. (Calc.) 1880. roy. 8. w. colour. plate. 2 f
— On some Lepidopt. of the gen. Euripus a. Penthema fr. India a. Burmah. 2 pap.
(Calc) 1881. roy. 8. w. 2 plates. 2bo
— Account of the Palan Byoo or Teindoung Bo (Paraponyx oryzalis), a lepidopt. in-
sect-pest of the Rice-plant in Burma. Calcutta 1885. roy. 8. w. plate. cloth. 25o
Wood-Mason a. de Niceville, List of Diurnal Lepidopt. inhab. the Andaman Islands,
w. descr. of new species. 2 parts. (Calcutta) 1880 — 81. roy. 8. w. 2 plates
(1 coloured). 6
— List of the Diurnal Lepidopt. inhab. the Nicobar Islands. 2 pts. Calc. 1881—82.
8. w. plate. 380 _
— List of the Rhopaloc. fr. Cachar. Calc. 1887. roy. 8. w. 4 plates (1 colour.). 7 1
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R. Friedländer & Sohn in Berlin. No. 397. [X.] I
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Zeller, P. C, Beschreib, d. Arten d. Galt. Eudorea. (Berl.) 1846. 8. m. Kpfrt. 2
— Die knolenhornigen Phyciden. (Isis) 1846. 4. 4
— Ueb. d. auf e. Reise n. Italien u. Sicilien beob. Schmetlerl. (Isis) 1847. 4. 4
— Verzeichn. d. V. Low i. d. Türkei u. i. Asien gesamm. Lepidoptera. (Isis) 1847. 4. äso
— Die Argyresthien u. Graciiarien. 2 Abhandl. (Beil.) 1847. 8. m. Kpfrt. 4
|— Gatt. d. blattminir. Schaben m. Augendeckeln. (Berl.) 1848. 8. m. Kpfrt. 2
i'.^ DieGallerien u. nackthorn. rhycideen. 3Thle. — Exot. Phycideen. (Isis1848.) 4. 11
\— Beitr. z. Kenntn. d. Coieophoren. (Berl.) 1849. 8. 3
' — 3 Schabengatt.: Incurvaria, Micropteryx u. Nemopbora. (Berl.) 1851. 8. m. Kpfrt. 2
— Revision d. Pterophoriden. (Berl.) 1852. 8. 2
— Die Schaben mit langen Kiefertastern. (Berl.) 1852. 8. 2
— Lepidopt. Microplera a J. A. Wahlberg in Caffrorum terra coli. Holm. 1852. 8. 5
— Beschr. v. 7 Tineaceen-Gattungen. 2 Thle. (Berl.) 1852 — 53. 8. 26o
— Drei Javanische Nachtfalter. (Moskau) 1853. 8. m. Kpfrt. 25o
— Lokalitäten d. Ostk. Siciliens in lepidopterol. Hinsicht. (Mosk.) 1854. 8. 25o
— Die Arten d. Galtung Butalis. (Berl.) 1855. 8. 2
— Monogr. d. Depressarien u. einiger ihnen verwandten Gattungen. Mit Nachtrag.
(Berl.) 1855. 8. m. 3 Kpfrt. 6
— Samml. v. 15 Abhandl. zur Systematik u. Biol. d. Schmetterl., vorzügl. d. Micro-
lepidopt. 1855—82. 8. 7
— Chilonidarum et Crambidarum genera et species. Berol 1863. 4. (4 M.) 2
— Choreulidae, Crambina, Plerophorina a. Alucitina, coli, in Egypt a. in Palestine
by Cambridge. 2 parts. (Lond.) 1867. 8. w. 2 colour. plates. 3
— Z. Kenntn d. Lepid. -Fauna v. Oberkärnthen u. Prelh. (Wien) 1868. 8. 2
— Lepidopt. Beobachtgn. in d. J. 1870 u. 1872. 2 Thle. (Stettin) 1871—73. 8. 26o
— Columbianer Arten d. Gatt. Chilo, Crambus u. Scoparia. (Stettin) 1 872. 8. m. Kpfrt. Iso
— Z. Kenntn. d. nordamerikan. Nachtfalter iMicrolepidopt.). 3 Thle. (Wien) 1872
— 74. 8. m. 7 Kpfrt. 10
— Dasselbe. III. Tortricinen. (Wien) 1875. 8. m. 3 Kpfrt. 3
— Microlepidoplera d. Westküste Amerika's. (Wien) 1874. 8. m. Kpfrt. 2
— Beitr. z. Lepidopt. -Fauna d. Ober-Albula, Graubünd. 3 Thle. (Stell.) 1877-78. 8. 6
— Exotische Microlepidoplera. (Petersb.) 1877. gr. 8. 493 pg. m. 6 col. Kpfrt. 25
— Columb.Chiloniden,Crambiden u. Phycideen. (Petersb. )1 881. gr.8. m.2color.Kpfrt. 8
— Linnaea entomologica, hrsg. v. Entomolog. Verein in Stettin. Bd. 1—12. Berlin,
1846 — 58. 8. m. Kpfrt. Pb.
Prof. J. C. Zeller's Handexemplar, mit zahlreichen handschr. Nachträgen u.
Notizen zu seinen Abhandlungen üb. Microlepidopt. (Pterophor., Tineaceen,
Depressarien etc.) nebst color. Handzeichnungen. 60
Zinken, J. L., Beitr. z. Insectenfauna v. Java. Lepidoptera. (Ac. Leop.)1831. 4.
m. 3 color. Kpfrt. 9
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and index. Lond. 1835 — 90. roy. 4. w. numerous plates, most of which are
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The Zoologist: A popul. Miscellany of Natural History, cond. by Edw. Newmann. From
the beginning in 1843 to 1874 incl. 32 vols. Lond. 1843 — 74. 8. hf. bd. calf. 240
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Dieses durcti seine vortrefflichen Abbildungen ausgezeichnete Werk ist durch
den neuen Text von J. 0. Westwood zum practischen Gebrauch, d. h. zum Bestimmen
exotischer Insecten, namentlich Lepidoptera, geeignet gemacht worden.
W. L. Distant
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A descriptiou of the Butterflies of the Malay Peninsula.
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Every species and important variety is represented by a coloured figure, and
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Europas und des Caucasus.
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von K. L. Bramson
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forscher in Moskau und der Russischen Entomologischen Gesellschaft in St. Petersburg.
1890. 150 Seiten in Gross-Oktav mit 1 terminologischen Tafel.
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Dieses Werk 'welches auch die Iranskaukasische Fauna umfasst) beschreibt die
Rhopaloceren — nach dem Plane der Reitter'sclien Bestlmmnngstahellen der enro-
paeisclien Coleopteren — nach der analytischen Methode. An einer derarliizen Be-
arbeitung, die dem Bedürfnisse zahlreicher Forscher und Sammler entgegenkommt,
hat es bisher gefehlt.
In Belrefif der Systematik und Nomenclatur folgt der Autor dem Cataloge der
Lepidopteren des europaeischen Faunengebietes von Dr. 0. Staudinger mit Be-
rücksichtigung der Aenderungen, welche durch spätere lepidopterologische Arbeiten
hervorgerufen sind.
Die beigegebene terminologische Tafel hat den Zweck dem Anfänger den Ge-
brauch dieses Buches zu erleichtern. — Am Schlüsse folgt ein 16 Seiten umfassendes
alphabetisches Verzeichnis« der beschriebenen Familien und Gattungen.
H. Calberla
Die Macrolepidopterenfauna
der römischen Campagna und der angrenzenden Provinzen Mittelitaliens.
3 Theile. 1887 — 90. 141 Seiten, Gross-Oklav mit 1 Doppeltafel (20 Abbildungen) ii
Lichtdruck, colorirt und schwarz.
Preis 7 Mark.
Dr. H. »ewitz
West- und Centralafrieanische Tagsehraetterliiige.
1889. n Seiten, Gross-Oktav, mit 2 colorirten Tafeln (Abbildungen von 17 Arten)
Preis 2 Mark.
A Catalogue of the Moths of india
by E. C. Cotes and C. Swinhoe.
1887 — 89. 7 parts. 812 pages, in Royal-Octavo.
Preis 19 Mark.
ir. F. Hirby
Syiionjinic Catalogue of Dinrnal lepidoptera.
Wilh Supplement. 2 vols. (883 pg.) 1871—77. roy. 8.
Preis M. 29,50.
M. Frey
Die Tineen und Pterophoren der Schweiz.
1856. 430 Seiten. 8. (Ladenpr. T'/a M.) Ermässigter Preis .M. 3.
4(
_R^_Friedländer & Sohn, Berlin.
EntoinoIo£isclie SacliricMeii.
Begründet (und bis 1883) i'edigirt von Dr. F. Katter,
herausgegeben (von 1884 ab)
von
Dr. F. KarscL
^' MT Erscheinen am 1. und 15. jeden Monats, also alle 14 Tage
[Keine andere entomologische Zeitschrift erscheint so häufig.]
Traten im Jahre 1891 in den XVII. Jahrgang.
[Der abgeschlossene Band 1890 enthält 396 Seiten mii
13 Holzschnitten.] j
Abonnementspreis pro Jahrgang 6 Mark oder bei directei
Franco -Versendung durch die Post für Deutschland un(
Oesterreich-Ungarn 7 Mark, für das Ausland (Weltpostverein)
it: Mark 7,50 [7 sh. 6 d., 9 fr. 50. 2 Doli.].
[Auch nehmen alle in- und ausländischen Buchhandlunger
und die Postanstalten Bestellungen entgegen.]
Enthalten zahlreiche biologische, anatomische systematische
Arbeiten über Lepidopteren von Dewitz, Amelang, Glaser,
5 Honrath, Henschel, Röber, Christoph, Borggreve,
Staudinger, Speyer, Schilde u. a.
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^ zzz Jahrgang I — XVI (mehrere Bände sind vergriffen) e^
mit 11 lithographirten Tafeln (von denen 2 colorirt) und
zahlreichen Holzschnitten.
90 Mark.
W0^ Probenummern gratis und franco.
Druck von Otto DornblJBjh'Jii Bemburg.
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